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Thema: Wölfe von der Düsterheide - der fünfte Tag

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  1. #1
    Glöckchen schluckte die Trauer, die sie bei dem Begräbnis von Jill empfand, tapfer hinunter, und lauschte voller Andacht der Rede ihres Bruders. Er wirkte stark und unbesiegbar, und es überraschte sie nicht, dass alle ihm gebannt lauschten.
    Als Goliath fertig war, beschloss sie, ihm nun von Böcklings Hinterlassenschaften zu berichten, die ihm vielleicht helfen konnten, seinen Verdacht zu bestätigen.
    "Böckling war ein Idiot." ,fing sie mit abfälliger Stimmlage an. "Er hat sich in seinen eigenen Schriften ständig selbst widersprochen. An einem Tag schrieb er, dass er der Überzeugung sei, Ramirez gehöre an den Zaun, und am nächsten hat er die Schuld dafür dir in die Schuhe geschoben." Sie schnaubte wütend. "Hätte ich das Zeug vorher gelesen, wäre mir sofort klar gewesen, dass er nichts Gutes im Sinn hat, so wie du immer gesagt hast. Natürlich werde ich das heute berichtigen." Sie lächelte ihrem Bruder stolz zu. "Ab heute werde nämlich ich die Chroniken führen, und über deine Heldentaten berichten.." Sie konnte nicht leugnen, dass sie begeistert war, etwas so Bedeutsames für die Nachwelt festhalten zu können.
    "Wie auch immer, Böckling war zwar nicht so dumm, auf seine Kompliezen hinzuweisen, aber sein Schreibverhalten lässt auf einiges schließen. Er stellt es so hin, als wäre er nie Schuld an einer Entscheidung gewesen, obwohl er noch am Vorabend etwas ganz anderes geschrieben hatte. Wahrscheinlich machen alle Reißer dies ähnlich. Vielleicht erinnern wir uns, wer wessen Partei ergriffen hat, und seine Meinung vielleicht des öfteren auch mal geändert hat. Kannst du dich bei Hammelpuffel noch erinnern?" Sie versuchte angestrengt, das Verhalten des Angeklagten zu rekonstruieren, doch sie hatte ihn nie großartig beachtet. Sein merkwürdiger Dialekt, den sie kaum verstand, hatte zu einem hohen Maß an Desinteresse ihm gegenüber geführt.

  2. #2
    "Fluffy, kann ich dich kurz stören? Ich würde gerne mehr über die vergangen Tage erfahren; vielleicht finde ich da einen Hinweis auf die Wölfe. Die anderen beiden möchte ich im Moment nicht stören." Silvus sah sie mit sorgenvoll geweiteten Augen an.
    "Da fragt er die Falsche", dachte Fluffy noch, "Ich bin schon ganz wollig im Kopf wegen den Geschehnissen der letzten Tage, das werde ich nicht auch noch erklären können."
    Doch ihm zuliebe wollte sie es wenigstens ansatzweise versuchen. Sie blickte auf und sah seine Ohren verstört zucken. Die Zustände dieser Weide musste ihn mehr verschrecken, als er zugab.
    "In den vergangenen Tagen sind grauenvolle Dinge passiert. Zuerst wurde der alte Leithammel umgebracht...und dann....dann wurde es immer schlimmer. Wir haben den Wolfs-Leithammel gewählt, der diese kranke Regel aufgestellt hat und dann sind 6 Schafe hintereinander gestorben. Und manche von ihnen durch unseren Huf. Oh...oh...", Fluffy musste sich erst wieser sammeln, bevor sie weiterreden konnte. Sie versuchte sich an Einzelheiten zu erinnern: "Am Anfang wurde Mike ganz arg verdächtigt. Und Frau Määhra hatte Hammelpuffel als Einzige angeklagt, sie muss etwas gesehen habe...aber sie ist jetzt TOT und kann uns nichts mehr sagen. Dem Musiklämmchen passierte dasselbe, nachdem es Glöckchen beschuldigt hatte... und jetzt Jill..." Fluffy konnte nicht mehr. Sie fing das Schluchzen an.

    Geändert von Neadyn (08.05.2011 um 21:49 Uhr)

  3. #3
    "Du glaubst, sie hat Hammelpuffel gesehen? Nun, das würde dann ihre Wahl erklären. Wie ich hörte, war Frau Määhra ein sehr ehrenhaftes Schaf. Wenn sie also wirklich etwas gesehen hat, dann ist Hammelpuffel vielleicht wirklich ein..."

  4. #4
    Noch immer schockiert und traurig über Jills Tod hörte Blanche nun Goliaths Rede zu. Doch seine Worte sorgten weder dafür, dass sie sich beruhigte, noch dass sie Mut schöpfte.
    "Du kannst ja noch immer schöne Reden schwingen und sagen, wie viel besser du deinen Job machst, Goliath!", rief sie dem frischgebackenen Leithammel wütend zu. "Aber hast du nicht immer groß getönt, dass wir unter deiner Führung nicht mehr jeden Tag einen von uns opfern müssen? Im Grunde ist deine Vorgehensweise doch nicht einen Deut besser als Böcklings! Und überhaupt: Wer sagt uns, dass ih beide nich in Wahrheit unter einer Decke gesteckt und das ganze Theater nur zur Verwirrung veranstaltet habt? Ich sehe jedenfalls keinen Grund, warum Böckling oder Tatze oder wie er sich auch immer nennt ausgerechnet dich zum neuen Leithammel ernennen sollte!" Blanche war mittlerweile wirklich wütend und der Frust und die Verzweiflung der letzten Tage machten es nicht besser. "Und ich finde es auch interessant, dass du jetzt versuchst, die Herde gegen Hammelpuffel aufzuhetzen, obwohl dein heißgeliebtes Schwesterchen unter ganz ähnlichen Umständen angeklagt wurde. Aber das wird natürlich einfach außen vor gelassen, was? Und warum ziehst du Mike nicht einmal in Erwägung, obwohl er Böcklings kleines Anhängsel war? Für mich steht fest, dass du, ***Goliath***, das verdächtigste Schaf der ganzen Herde bist!" Mit diesen Worten stampfte Blanche bebend vor Wut davon ohne auch nur eine Antwort abzuwarten.

  5. #5
    Goliath wirkte erleichtert, als seine Schwester anfing, zu ihm zu sprechen. Die Anspannung, die ihn zuvor begleitet hatte, wich nun der Neugier, was Glöckchen wohl zu berichten hatte.
    "Es wäre auch seltsam gewesen, hätte Böckling tatsächlich die reine Wahrheit niedergeschrieben. Denn wäre er mit seinen Machenschaften durchgekommen, so wäre es gegenüber nachkommenden Schafsgenerationen nur vorteilhaft gewesen, sich in einem guten Licht dastehen zu lassen. Es ist gut, dass du nun die Chroniken übernimmst und entsprechend überarbeiten wirst, denn wir können uns nun wahrlich glücklich schätzen, dass du die Kunst des Kotschreibens beherrschst und die Wahrheit festhältst, statt Böcklings Lügenmärchen!

    Schade, dass es keine näheren Hinweise zu weiteren Mittätern gibt, doch kann ich mich daran erinnern, dass Hammelpuffel kaum an einer Wahl teilgenommen hat. Wollte er sich damit vor jedwedem Verdacht schützen, als wenn er stets Böcklings Ruf gefolgt und gleichermaßen für ein unschuldiges Schaf gestimmt hätte? Er hat eines Tages gegen Mike und am gestrigen Abend gegen mich gestimmt. Die Reißer wussten, wie entscheidend die gestrige Wahl sein würde, gewiss befinden sie sich alle unter den Schafen, die gegen mich gestimmt haben. Allein dem ältesten Schaf haben wir zu verdanken, dass die Reißer gestern keinen Erfolg erzielen konnten, denn die Reißer hätten unmöglich riskiert, Böckling als Leithammel zu verlieren. Wir sollten alle Augen und Ohren offen halten, denn uns stehen in jedem Fall noch harte Tage bevor."


    Vor diesem Hintergrund war es für Goliath auch nicht weiter verwunderlich, dass Blanche sich nun gegen ihn stellte, schließlich war auch sie stets eine von Böcklings Anhängerinnen gewesen und hatte gestern Partei für ihn ergriffen. Ein verzweifelter Versuch, damit die Reißer sich ihres größten Widersachers entledigen konnten? Blanche hörte sich so an, als hätte sie am liebsten gleich mehrere Schafe auf einmal hingerichtet.

    Geändert von Edmond Dantès (08.05.2011 um 22:13 Uhr)

  6. #6
    "Ich werde überlegen und meinen Verdacht äußern.", sagte Gary und begab sich erst einmal zu den Kräutern. Die Sonne zeigte es deutloch: Es war Zeit fürs Abendmäähl!

  7. #7
    Ein Wunder schien geschehen zu sein! Bereits mehrere Schafe hatten ihre Stimme abgegeben und keine von ihren war für Mike! Er hielt zwar nicht sonderlich viel davon, dass der neue Leithammel auf die selbe Art und Weise vorging wie Böckling, aber sollten sie doch machen was sie wollen. Irgendwie mussten sie die Wölfe loswerden, auch wenn es bei ihrer Erfolgsquote wesentlich besser für die Wölfe als für sie aussah.
    "Hammelpuffel könnte durchaus eine gute Wahl sein, aber selbst wenn wir damit einen weiteren Wolf erwischen haben wir keinen Hinweis wie es danach weitergehen soll. Und falls er doch ein Schaf ist kannst du dich vermutlich bald zu Böckling gesellen wenn du nicht schnell eine Methode hervorzauberst die Wölfe zu entlarven, insofern du nicht selbst einer von ihnen bist versteht sich."
    Mike war sich nicht sicher ob Böcklings letzte Worte der Wahrheit entsprachen oder ob sie sie nur verwirren sollten, aber Goliath jetzt zu wählen machte keinen Sinn und sollte er schlechte Arbeit leisten würden sich die andern schon gegen ihn stellen.

  8. #8
    (...sie rufen meinen Tod aus...) An etwas anderes kann Hammelpuffel zur Zeit nicht denken. Er legt einen kleinen Spaziergang zum hochen, saftigen Gras im Westen ein, wo er vor einiger Zeit etwas vergrub. "Die Wanne kann mir im Moment egal sein..."

  9. #9
    Der Tag würde sich schon bald dem Ende zuneigen und während die anderen Schafe noch über ihre Wahl nachdachten und Goliaths Entscheidung diskutierten, lief dieser nun in Ruhe zu der ominösen Metallwanne, von der Gary und Hammelpuffel berichtet hatten. Wer wusste schon, was diese Kiste wohl enthalten würde? Sie lag etwas weiter im Westen und sie war eingeschlossen von Erde. An der Oberfläche ließ sich ein Deckel erkennen und etwas, was Gary als Schloss bezeichnet hatte.
    "Hm, wir wissen nicht, wie lange diese Kister hier schon verscharrt war, doch diese Vorrichtung hier scheint bereits ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, gewiss sind hier schon einige Schafe drüber gelaufen. Wenn wir genug Kraft aufbringen und gezielt auf dieses Ding drauf springen könnten, dann bin ich mir sicher, würde es nach wenigen Versuchen bereits kaputt gehen und in sämtliche Einzelteile zerfallen!"

  10. #10
    "Auf alle Fälle: Egal on Wolf, Reißer oder Mensch oder was auch immer: Das Wesen da drin ist bestimmt tot. Ein unschafiges Ende, oh ja! Hm, aber egal."

    Gary war vom Abendmäähl zurückgekommen.

    "Aber, Hammelpuffel? Hm, Ich glaube nicht das Hammelpuffel ein Reißer ist, nein, das glaube ich nicht. Aber... Wenn wäre Schafsweise sich sicher war, hm ... Auf alle Fälle, wolltest du, Goliath, das morden nicht beenden? Und ... ich habe gehört dass neben Frau Määhra noch jemand verstarb der genau eine Person verdächtigt hatte. Es geschah nach dem einzigen Verdacht an Glöckchen ... Demnach sind Hammelpuffel, Glöckchen und natürlich der Reißerassistent Mike unsere drei Hauptverdächtigen. Wenn wir nach deiner Logik gehen, Leithammel ..."

  11. #11
    Silvus wollte noch den restlichen Tag mit Mmii verbringen, konnte ihn aber nicht finden. "Soll ich mir Sorgen machen oder soll ich es einfach hinnehmen? Bei dem kleinen Racker weiß man ja nie, wo er sich im Moment aufhält. Ich hoffe trotzdem, dass ich mal Zeit finde, um ausführlicher mit ihm zu reden..." Nur noch wenige Stunden waren es, bis ein weiteres Schaf sterben muss. Vielleicht wird es diesmal wieder ein Wolf...

  12. #12
    Wie die Zeit kam, so verging sie auch wieder. Weitere Minuten voller Angst vor der Elektrizität vergingen, ohne dass Friedobert der Schlag traf und mit jeder vergangenen Minute wurde er ein wenig sicherer. Irgendwann war die Angst gänzlich verschwunden und er kroch wieder unter seinem Tisch hervor. Schon damals konnten die anderen Schafe nicht verstehen, wieso er solche Angst vor dem Zaun hatte und hätten sie es gewusst, wer weiß, was sie dann von Friedobert gehalten hätten.

    Es muss nur wenige Wochen nach seiner Geburt gewesen sein, das Datum wusste er nicht mehr, aber zumindest das Wetter war an diesem Tag recht kühl. Es war einer der wenigen Sommertage, in denen die Hitze mal nicht alles und jeden erschlägt. Studien waren bereits für den Tag zur Genüge getan und da bleibt einem jungen Lamm natürlich nichts anderes, als endlich seine Kräfte endgültig zu verausgaben. Natürlich war Friedobert nicht das einzige Lamm und so kam es, dass sich auch an diesem Tag eine kleine Gruppe gebildet hatte, eine Gruppe aus kleinen Lämmern, die nichts anderes im Kopf hatten, als Dummheiten anzustellen. Niemand konnte ahnen, dass die Dummheit, die heute begangen werden würde, die wohl prägendste sein sollte.

    Das umzäunte Gebiet das Friedobert als seine alte Heimat sah, war größentechnisch ungefähr doppelt so groß, wie die Düsterheide, mit sehr viel mehr Verstecken und Möglichkeiten, einfach nur ungesehen Blödsinn anzustellen. Es gab Gebiete mit kleineren Höhlen, die wohl von Maulwürfen stammten, Gebiete, in denen es nur so von Bienen wimmelte (was die betraf, schien der Schäfer sich nicht wirklich drum zu kümmer, anscheinend hielt er die Schafe für intelligent genug). Es gab Teile, in denen verschiedene Bäume und sträucher standen und an einem Ende der Weide auch einen See. Nun, nicht ganz, der See selber befand sich nicht mehr auf dem umzäunten Gebiet. Dennoch war er ein beliebtes Reiseziel der Lämmer, das war er schon immer und in jeder neuen Generation durften sich die neuen Lämmer die alte Geschichte der älteren Schafe anhören. Verlasst nicht die Weide, es ist dort draußen gefährlich. Wagt es nicht, zum See zu gehen, der Zaun ist gefährlich! Wenn ihr da ran geht, werden das sehr schlimme Schmerzen, aber nur, wenn ihr Glück habt! Sollten wir auch nur eines von euch Lämmern dort sehen, dann ist was los, darauf könnt ihr euch gefasst machen!

    Natürlich, wie sollte es anders sein, die Lämmer hörten nie auf das, was die Älteren sagten, so auch an diesem Tag. Genauer gesagt, gab es genau an der Stelle des Zauns, die am See lag, einen Tunnel der Maulwürfe, ein kleiner Tunnel, durch den nur ein kleines Lamm passte, von weitem praktisch nicht sichtbar, aber wenn man wusste, wo er war, so konnte man sich sehr schnell aus der Heide entfernen. Angeblich soll es wohl schon ein paar Male vorgekommen sein, dass sich Lämmer aus dem Staub gemacht hatten, seit dem hat man nichts mehr von ihnen gehört. Angeblich sollen es ein paar sogar bis zu einer weit entfernten Heide geschafft haben, an anderer Stelle wurde auch behauptet, sie seien alle von dunklen Kreaturen verschlungen worden.

    Was sollte Lämmer dazu treiben, zum See zu gehen, obwohl der Tag dann doch recht kühl war? Dummheit natürlich, Dummheit und eine kleine runde Scheibe, die man in der Gegend rumschleudern kann. Dies war nämlich der Grund, zusammen mit der Tatsache, dass die Lämmer es als aufregend erachteten, diese besagte Scheibe in der Nähe des Zaunes herumzuschleudern. Insgesamt waren sie fünf Schafe, fünf Schafe und eine Scheibe in der Nähe des Zauns an der uneinsichtigen Stelle nahe des Sees.

    Es waren vielleicht zwei Stunden vergangen, ohne dass etwas nennenswertes passiert wäre, bis einer von ihnen diese Scheibe versehendlich zu weit nach links geschleudert hatte. Anstatt also zum nächstbesten Lamm zu fliegen, entschloss sich diese Scheibe, einen Abstecher zum See zu machen und dort gleich ein Bad zu nehmen. Zunächst standen sie nun alle wie versteinert da, bis ihr selbsternannter Anführer beschloss, dass sie alle nun zu besagtem See gingen und dort ihr Spielzeug wieder zurück holten. Ein paar von ihnen waren natürlich dagegen, hatten ja die Älteren sie vor dem Zaun gewarnt, aber nicht grundlos war der kleine so auf seine Anführerrolle fixiert. Nahezu mühelos kletterte er durch das Loch und kam auf der anderen Seite wieder munter heraus. Vom mut gepackten, taten es ihm die anderen Lämmer gleich, bis alle auf der anderen Seite ankamen. Der Rest ging dann auch ganz leicht, schwimmen konnten sie ja auch alle.

    Die Scheibe also wieder im Gepäck waren sie gerade drauf und dran, ihren Weg durch das Loch in Richtung sichere Heide zu machen. Dann fiel dem Anführer ein mittelgroßer Stein am Zaun auf und demonstrierend stellte er sich auf genau diesen. Seht nur, was ich kann. waren seine Worte und mit einem Satz war er auch schon über den Zaun auf die andere Seite gesprungen. Na los, ihr schafft das auch, traut euch. nach langem Zögern ließen sich die vier anderen dann doch überzeugen und einer nach dem anderen sprang über den Zaun, bis nur noch einer übrig war.

    Friedobert stand wie versteinert auf dem Stein, der Zaun ließ ein gräßliches, knisterndes Geräusch von sich geben, was Friedobert nur noch mehr verunsicherte. Na los, trau dich, du bist doch kein Feigling, oder? Also versuchte er, allen Mut zusammenzunehmen und setzte zum Sprung an. Er wollte gerade losspringen, doch...

    ...er rutschte ab und stürzte genau in den Zaun. Ein extrem lautes und gräßlich klingendes Knistern war zu hören, die Lämmer liefen vollkommen von Angst erfasst, in alle Richtungen davon. Ob es die Angst vor dem Geräusch, oder davor, dass Friedobert geröstet wurde, war, kamm man nicht sagen, eines ist aber sicher: hätte die Heide keine Wachschafe gehabt, wäre Friedobert wohl verloren gewesen. Doch glücklicherweise waren die Älteren klug genug, dort an dieser Stelle verstärkt Wachschafe einzusetzen, die glücklicherweise alle mit einem Stock bewaffnet waren. Genau in dem Moment, in dem Friedobert seinem Verderben entgegengesprungen war, war eben solch ein Schaf in der Nähe und in Windeseile bereits zur Stelle, um Friedobert in Sekundenbruchteilen aus dem Zaun zu befreien.

    Schwer verletzt musste er lange behandelt werden, doch auch wenn seine physischen Wunden mittlerweile verheilt waren, die psychischen würde er wohl bis ans Ende seines Lebens tragen müssen, mitsamt aller Erinnerungen an diesen kühlen Sommertag.


    Es war Zeit, dass auch Friedobert seine Stimme abgab. So machte er sich auf zum Rest der Schafe. Dort angekommen, tat er wie er es vor hatte: "Gestern hatte es Böckling erwischt und er ernannte ein Lamm zum Nachfolger. Ein Lamm, dass ich schon seit einiger Zeit verdächtig finde und meine Meinung wird sich so schnell nicht ändern. Goliath soll es sein, das ist meine Stimme!!!", so sprach Friedobert selbstsicher wie nie.

  13. #13
    "Wolkenschaf... Wolkenschaf, Wolkenschaf. Wie genau wird man eigentlich ein Wolkenschaf? Was genau passiert eigentlich? Ob das weh tut?", dachte sich Mmii liegend am Boden bei den Heuballen. "Hm... ich hab den halbe Tag verschlafen... vielleicht gehe ich nochmal zu Silvus. Der weiß ja so viel, wie ich bisher miterleben durfte!" Er lief in Richtung Apfelbaum und stieß dabei gegen ein anderes Schaf... mal wieder.

    "Auatsch! Was war das de- ach, da bist du ja."

  14. #14
    "Auatsch! Was war das de- ach, da bist du ja." Wie hätte es auch anders sein können? Mmii stieß mit Silvus zusammen, als dieser sich gerade einen Apfel am Abend gönnen wollte. Eigentlich wollte er Mmii fragen, was er denn den ganzen Tag machte, aber dieser sah ziemlich nachdenklich aus. "Was ist denn los? Deinem Gesichtsausdruck zufolge scheinst du sehr stark nachzudenken. Frag mich ruhig alles, was du willst, Brüd... äh... Kleiner (das ging ja gerade nochmal gut...)!" Silvus dachte auch nach, was er ihn fragen würde, also suchte er bereits nach Antworten, um schlau darzustehen. Er wollte nicht, dass Mmii ihn nachdenklich sieht.

  15. #15
    Friedobert hatte die Rede von Goliath mitverfolgt und sich gefragt, wann dieser denn zum Leithammel ernannt wurde...muss wohl gestern gewesen sein, als sie den alten Leithammel dem Zaun geopfert hatten. Schon seltsam, die Sitten hier. Obwohl der alte Leithammel etwas gegen ihn hatte, hat er Goliath trotzdem als seinen Nachfolger bestimmt...hieße das nicht, dass Goliath zwangsweise ein Wolf sein musste, oder steckte da doch ein mieser Plan der Finsterwandler?

    Friedobert musste nachdenken und während er so nachdachte, unternahm er einen Spaziergang durch die Heide, völlig in Gedanken versunken lief er in Richtung seines Schlafplatzes, an dem noch immer die ganzen mit Wasser gefüllten Eimer standen und das schon seit Tagen. Warum hatte er die damals eigentlich alle gefüllt? Er wusste nur, dass es ihn in dem Moment nach Wasser gegiert hatte, aber dieser Moment war schnell verflogen, also warum standen die noch da? Das Wasser dürfte mittlerweile kaum noch trinkbar sein, befand es sich ja tagelang in diesen rostigen Eimern. Es muss in dem Moment wohl komisch ausgesehen haben, als er die gefüllt, zu seinem Platz gebracht und mit anderen Eimern fortgefahren hatte.

    Die Frage, die sich Friedobert daraufhin stellte, war, was er nun damit anfangen sollte, denn wie gesagt: trinken konnte man das nicht mehr. Na, vielleicht ließen sich irgendwo Blumen aufspüren, die dringend Wasser nötig hatten...so schnappte er sich also einen der Eimer und lief in eine unbestimmte Richtung.

    Nicht weit von Friedoberts Schlafplatz entfernt, an einer nicht unbekannten Stelle des Zauns, an besagtem Ende wo die Pflanzen durch den Zaun wuchsen und mittlerweile immer öfter kleine Kurzschlüsse verursachten, hatte sich mitunter durch den Regenmangel der letzten Tage ein sehr trockener Bereich gebildet und just in diesem Moment sorgten die Pflanzen für einen weiteren, minimalen Kurzschluss und es war nur ein kleiner Funke, der übersprang. Aber diesmal reichte es aus. Der Funke sprang auf diesen kleinen Bereich über und anstatt wie sonst einfach zu verpuffen, sah man, wenn man genau hinsah, eine kleine Rauchwolke aufsteigen.

    Friedobert währenddessen lief noch immer mit dem Eimer rum, immer noch planlos, wo er hin sollte. Irgendwie hatte er es geschafft, im Kreis zu laufen und befand sich wieder am Ausgangspunkt. So stellte er den Eimer doch wieder ab, legte sich kurz hin und dachte nach, was er denn nun genau wollte...so vergingen ein paar Minuten, in denen er einfach nur da lag und in den Himmel starrte. Nun wusste er weder, wen er als Wal nehmen, noch was er mit dem Wasser anstellen sollte.

    Der Wind frischte auf und ein merkwürdiger würzig, rauchiger Geruch stieg Friedobert in die Nase. Dieser Geruch war seltsam, irgendwie fremd, aber doch irgendwie bekannt. Roch es nicht so, wenn dem Zaun ein Opfer gebracht wurde? Nein, das war so ein süßlicher Geruch, aber nicht unähnlich...So stellte Friedobert sich auf und versuchte, den Ursprung des Geruchs ausfindig zu machen. Nachdem er in mehrere Richtungen geblickt und geschnüffelt hatte, konnte er kaum sichtbar eine Art dunkle Wolke entfernt aufsteigen sehen. Dunkle Wolken, wie bei einem Gewitter, nur dass es diesmal nicht nach Gewitter sondern rauchig roch...Als würde irgendwo Gemüse gegrillt, oder so...

    Es war gut, dass die Stelle so dich an Friedoberts Schlafplatz lag, denn so konnte er, als er sich näherte erkennen, dass sich kleine Flammen am Zaun gebildet hatten. Allerdings konnte man von Glück sagen, dass Friedobert in dem Moment nicht an den Zaun gedacht hatte, ansonsten wäre wohl die gesamte Heide abgebrannt. Geistesabwesend griff er nach einem Eimer, rannte dort hin und verteilte das Wasser. Es reichte nicht, weshalb es noch mehrer Läufe zu den Eimer und zurück zur Brandstelle gab. Am Ende war noch ein Eimer übrig. Auch dessen Inhalt kippte Friedobert über die Brandstelle, aber wenigstens gab dieser Wasserschwall dem Feuer endgültig den Rest, man konnte von Glück reden, dass es noch im Anfangsstadium war.

    Doch auch wenn das Feuer gelöscht war, holte etwas Friedobert wieder in die Realität zurück: der Zaun gab plötzlich ein ohrenbetäubendes Zischen von sich. Ein bisschen Wasser war dort hingespritzt und verdampfte nun. Vollkommen erschrocken und verängstigt rannte Friedobert daraufhin zurück zu seinem Tisch, um sich für die nächste Zeit über dort zu verstecken.

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