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Thema: Wölfe von der Düsterheide - der fünfte Tag

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Der Mittag war inzwischen fast vorübergegangen und langsam machte sich die milde Nachmittagssonne spürbar breit. Der Großteil der Schafe war nunmehr auf den Beinen und hatte sich am Apfelbaum versammelt, um von Jill Abschied zu nehmen. Gary war mit ein paar anderen Schafen im Gespräch über eine seltsame Metallkiste vertieft, doch wollte sich Goliath nun erst einmal Wichtigerem widmen, eher er sich diesen Fund näher ansah, denn das konnte zweifellos warten. Zusammen mit Glöckchen, die ihn stolz zu ihm heraufblickte, drehte sich Goliath um zu dem Rest der Herde, um seit den gestrigen Vorfällen endlich ein öffentliches Wort an die Schafe zu richten, ehe sich unnötiges Gemurmel breit machen konnte und den erzielten Fortschritt im Kampf gegen die Reißer durch erneute Streitigkeiten gefährden würde.

    "Liebe Schafe, gestern Abend haben wir einen großer Sieg errungen, und ich bin frohen Mutes, dass dies nicht der letzte gewesen sein wird!
    Zwar war es nur ein knapper Sieg, doch schlussends hat die Vernunft uns zu dem einzigen richtigen Schritt gebracht und damit nicht nur den ersten Reißer unter uns geschlagen, sondern wir konnten uns den trügerischen Reden unseres alten Leithammels entledigen. Böckling wollte uns gezielt auseinander treiben und nun ist es kaum mehr verwunderlich, das so viele unschuldige Schafe durch ihn den Tod gefunden haben. Doch damit ist nun Schluss!
    Heute morgen mussten wir den Tod von Jill bedauern, die Reißer sind nun nur noch wilder und blutrünstiger geworden. Doch das soll uns nicht davon abhalten, auch die übrigen Reißer zu enttarnen und für immer unschädlich zu machen, damit wir alle wieder in Frieden grasen können. Wir haben daher keine andere Wahl, als auch weiterhin jeden Abend Jemanden anzuklagen und am elektrischen Zaun von uns zu schicken. Doch sollen es keine unschuldigen Schafe sein, sondern nur noch Reißer, die durch uns ihr Leben lassen müssen!
    Es mag ein Wink des Schicksals sein, dass ausgerechnet ich zum neuen Leithammel erwählt wurde, mit seinen letzten Atemzügen hatte Böckling wohl gehofft, durch diese Entscheidung wieder Misstrauen in der Herde säen zu können, doch wollen wir uns davon nicht irritieren lassen. Er hat uns die letzten Tage an der Nase rumgeführt und die Wahrheit vor uns geheim gehalten, doch nun wollen wir sie von der Dunkelheit ins Licht tragen und die Verschwörung in unserer Heide aufdecken!
    Lassen wir unsere Schafe nicht umsonst gestorben sein, sondern wir wollen auf das hören, was sie uns kurz vor ihrem Tode noch versucht haben, mitzuteilen. Frau Määhra hat am Abend vor ihrem Tode als Einzige Hammelpuffel angeklagt, obwohl sie zuvor niemals Groll gegen ihn gehegt hatte. Sie wusste offenbar mehr, als sie zugeben wollte. Für diesen Hinweis musste sie mit dem Leben bezahlen und nur Böcklings Geschick ist es zu verdanken, dass dieses Schaf bisher unbehelligt geblieben ist.
    Lassen wir ihren Mut nicht umsonst gewesen sein. Zeit ihres Lebens hat sie den anderen Schafen geholfen und selbst obwohl sie gewiss wusste, was sie erwarten würde, hat sie sich für uns aufgeopfert. Sollte sich diese Entscheidung als falsch herausstellen, so mag man mir dafür die Schuld geben. Doch werde ich den Teufel tun, das Offensichtlichste zu übersehen und somit nicht nur Frau Määhras Heldentat zu beschmutzen, sondern uns alle in Gefahr zu bringen, indem wir stattdessen ein anderes Schaf auswählen würden, bei dem wir weniger schwer wiegende Beweise hätten, obgleich Hammelpuffel wahrlich nicht der einzige Verdächtige unter uns ist."


    Während seiner kleinen Ansprache schaute Goliath jedem Zuhörer eindringlich in die Augen, in der Hoffnung, dass sie erkennen würden, in welcher Notsituation sie sich befanden und wie wichtig es nun war, gemeinsam und entschlossen vorzugehen, wollten sie überleben. Für Hammelpuffel schien währenddessen diese Metallkiste weiterhin von Bedeutung zu sein, aber obwohl Goliath zweifelte, dass sie etwas Besonderes beinhalten würde, würde er sich später dranmachen und sie sich näher ansehen. Doch erst einmal wartete er gespannt auf die Reaktionen der anderen Schafe. Würden sie seine Ansichten teilen und ihn bei seiner Wahl unterstützen?

    Geändert von Edmond Dantès (08.05.2011 um 21:29 Uhr)

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