Schon eine Weile irrte Gewitter über die Weide. Ach, wie gern würde er doch in diesem Moment mit einem Mitglied seiner alten Herde tauschen, die es so viel besser hatten als er! Erst Ramirez, dann Blumenkohl. Die Nacht davor Napoleon. Es waren schon zu viele Tote, doch Gewitter spürte, dass es noch lange nicht die letzten waren. Gut, Blumenkohl war wohl nicht richtig tot, aber stinken, das tat er. Bestialisch.
Irgendwann bemerkte Gewitter, dass sich ein Pulk um Böckling gebildet hatte. Scheinbar beschuldigten ihn einige Schafe schuld an Ramirez unschuldigen Todes zu sein. Goliath schien sehr aufgebracht.
"Nana, Goliath, nun beruhig dich doch erst einmal. Was du verlangst, ist unmöglich. Denk mal nach: Du verlangst, dass Böckling als unser Leithammel entscheiden soll, wer durch den zaun... nun ja... ums Leben kommen soll. Hältst du es tatsächlich für Recht, wenn ein Schaf allein bestimmt, wer sterben soll? Was wäre denn dann, wenn die Wölfe Böckling reißen und er, versehendlich einen von ihnen zum Leithammel wählt? Wenn immer der Leithammel bestimmen würde, wer stirbt, wären wir in einer solchen Situation verloren.
Und was das in der Nacht wachen angeht: Bemerkst du sie denn nicht, die Schwere, die seit einigen Tagen mit der Nacht übers Land hinein bricht? Kein Schaf kann in diesen Nächten wach bleiben, nur die Wölfe scheinen dagegen gefeit.
Wir alle müssen viel erleiden, müssen viel Schmerz erdulden, aber uns hilft nur eines weiter: Wenn wir uns beruhigen und versuchen mit so kühlem Kopf wie möglich an die Sache heran zu gehen."