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Ritter
Frau Määhra hatte sich langsam von ihrem Schock erholt. Nun ja, zumindest schaffte sie es wieder aufzustehen und zu denken. Blanche näherte sich dem – es hatte Ähnlichkeit mit Blumenkohl – wo um Himmelswillen war Wolke. Sie wünschte sich seine tröstende Wolle und Geruch neben sich. Behutsam umrundete sie die Beiden, sie brauchte Abstand, etwas Normalität. Es hatte lange gedauert, mit vielen Pausen, bis sie den Köttelplatz erreichte, sich erleichterte. Dann zum Trinkplatz, ihr Maul ausspülte, trank, was allerdings ungewöhnlich scheußlich schmeckte, dann ein wenig weidete, doch mehr Kräuter, die die Gesundheit förderten, denn sättigendes. Hungrig war Frau Määhra wirklich nicht.
Es war eine bedrückende Stimmung über der Weide. Viele hatten sich zurück gezogen, waren arg still. Alle schienen abzuwarten, dass wer den ersten Schritt tat. Die erste öffentliche Anklage. Ob diese... Untiere getrockneten Lehm mochten? Und wo war Wolke. Tränen rannen über ich Maul. Als sie sich ausgeweint hatte, richtete sie sich auf, sammelte sich und so laut und befehlend sie konnte rief sie, „Wolke“. Wie konnte Wolke es wagen einfach so zu verschwinden, unerhört. Doch er kam nicht. Zornig stampfte sie mit dem echten Vorderhuf auf, was das geschwächte Schaf zum Stolpern brachte.
Wütend auf sich selbst fauchte sie Määääääächhhhtzzz.
Also gut, Zeit zum Ausruhen und Nachdenken. Diese abwartende Ruhe ist ja nicht mehr zum Aushalten. Und wo war das Lot, das sie als Pendel benützen könnte, oder doch nur nachdenken. Aber gestern lag sie damit falsch. Sie hatte jemanden ausgewählt der zurückgezogen war, wenigstens schon ziemlich alt, ein sehr auffälliges Verhalten gezeigt hatte, was aber wohl bloß.... Gedankenlosigkeit war. Womöglich war ihm noch nicht mal klar, wofür er abstimmte, was strohdumm, aber kein Verbrechen war.
Und was war das Gegenteil. Ein junges weibliches Lämmchen, das hier geboren war und völlig unauffällig und schafisch und etwas gewitzt war. Toll, damit wären wir bei Blanche und Glöckchen. Nein Glöckchen war mehr eitel denn gewitzt. Halt, Blanche hatte nach mir, Frau Määhra gewählt, also war sie doch nicht völlig unauffällig.
Und ich will eh kein Lämmchen vorschlagen, spie sie sehr leise wütend aus. Doch wieder Schafe die sie verdächtigte. Mike gabs da, und Rubmob, aber nein, dass war zu auffällig und wenn das ...Untier fliegen könnte, warum waren sie dann so lange geschützt gewesen durch den Zaun. Böckling verdächtigte sie, aber womöglich nu aus Trotz. Baron Baa.... warum sollte das .... Untier so lachen. Das war verrückt. Gut Schafe zu fressen war verrückt. Besser noch mal darüber nachdenken wie es zu der Wahl gekommen ist. Da fiel ihr Möbius auf eine Määähta-Weise ein.
Und wer gehörte eigentlich zu den Alten. Sie selbst, hust, natürlich war sie erst im besten Alter, alt waren andere. Sie blickte sich um, für denn Fall, dass sie laut gedacht hatte. Ramirez und Blumenkohl waren ja nun... Frau Määhra hatte bei diesem Gedanken einen sehr schalen Geschmack im Maul. Baron Baa, Gewitter, Hammelpuffel, sollte sie noch Garrett dazu zählen? Dann müsste sie auch Jill...
Vielleicht sollte man stattdessen darüber nachdenken was schützen könnte. Das tat Frau Määhra dann auch ausführlich. Und sie wurde dabei immer müder. Ihre Hoffnung, dass wer anderes eine Entscheidung traf, vor ihr abstimmte erfüllte sich nicht. Sie war wütend und das, obwohl sie im Halbdämmer zwischen Wach und Schlaf steckte. Sie wollte nicht wieder ... Und Karl war schuld. Wer ist eigentlich Karl. Egal. Er war Schuld. Da war sie ganz sicher. Es schien ihr, alle warteten darauf, dass sie etwas sagte. Gut, sie war Frau Määhra, und hatte was zu sagen, aber das ging zu weit. Dass nun alle darauf wateten, dass sie „Määp“ machte, bevor sie fest einschlief. Erbost stand sie, diesmal sogar mit echt viel Kraft, auf und ging, mit nur wenigen Pausen, auf wenig wackeligen Hufen zu Böckling. „Schön, dass du mich auch mal aufsuchst Böckling,“ kams recht kühl.
Ich hätte möglicherweise eine Idee, die den Reißern, oder was auch immer, den Appetit verdirbt. Einen Versuch ist es zumindest wert, wenn auch sehr Ekelhaft. Wolle muss ja schon nicht gut zu fressen sein, wenn wir uns noch dick mit Schlamm einreiben, der besonders ekelhaft schmeckt, vielleicht eingekotet noch, und hart werden lassen. Allein da hinein zu beißen, muss richtig zum Erbrechen abscheulich schmecken. Vielleicht lassen diese Unwesen dann ab von ihrem Opfer. Und wenn es sonst nichts hilft, zumindest wenn sie mich fressen, soll ihnen schlecht dabei sein!
Ach ja, und da - Frau Määhra war gnädig und sagte uns, und nicht dir - nichts besseres eingefallen ist, als diese Wahnsinnsidee, die unsren zu morden, ich wähle einen der Alten, ***Hammelpuffel***. Er ist von den Alten am Unauffälligsten. Gestern haben wir gelernt, dass sie nicht auffällig sind, also unauffällig. Nun ja, ich bin natürlich noch unauffälliger, aber bei mir weiß ich, dass ich ein Schaf bin und Blanche ist zu jung, die ist noch unauffällige als ich. Ich mag aber – noch – kein Lamm wählen.
Dann wendete sie und suchte im Trippelschritt, der ob ihrer Erschöpfung nicht wirklich funktionierte, gekonnt abzugehen.
Eine Stunde und lange Pausen später war Frau Määhra wieder am Teich, wühlte Schlamm auf, gab widerlich schmeckende Kräuter wie Knoblauch und Merrettich hinein, auch das Durchfallkraut kam hinzu und kotete noch hinein. In diesem Gemisch wälzte sie sich und strich, mit den Hufen, noch extra viel in ich ehemals weiche Wolle. Wenn ihnen das schmeckte, na Mahlzeit. Dann suchte sie sich einen Platz, und halb betäubt von dem Gestank und einen weiteres halb betäubt von der Anstrengung, fiel sie ihn einen Ohnmacht ähnlichen Schlaf und war fürs erste nicht ansprechbar.
Geändert von Lu Sonnengold (27.04.2011 um 02:04 Uhr)
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