Glöckchen erwachte an diesem Morgen recht früh. Sie hatte am Vorabend kaum einschlafen können, weil sie Goliath heute ihren ersten, eigens beschriebenen Kothaufen zeigen wollte.
Böckling hatte ihr sehr eingängig erklärt, wie sie ihren Huf am besten in der weichen Masse ansetzen konnte, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Es hatte wirklich viel Spaß gemacht, Goliaths Kletterabenteuer festzuhalten, natürlich mit allen möglichen fantastischen Ausschmückungen, die ihre eigene dauerhafte und heldenhafte Unterstützung ihres Bruders in allen Lebenslagen besonders hervorhoben.
Böckling hatte sich ihr Werk am Ende angesehen, und schien recht zufrieden zu sein. Bestimmt war sie ein Naturtalent in der Kunst des Kotschreibens, und als sie sich von ihrem neuen Lehrmeister verabschiedet hatte, erzählte sie ihrem Brüderchen aufgeregt, was sie erlebt hatte. Da es aber langsam dunkel geworden war, und man so die Häufchen nicht mehr in voller Pracht ansehen konnte, hatten sie beschlossen, erst am nächsten Tag gemeinsam darin zu lesen.
Als Glöckchen also früh Morgens die Augen aufschlug, war sie sofort hellwach. Sie wusste, dass Goliath bestimmt noch länger schlafen würde, und man ihn nicht so leicht wach bekam, aber sie war schon so aufgeregt, dass sie nicht einfach weiter schlafen konnte. So kuschelte sie sich etwas enger an ihren Bruder und dachte eine Weile über die Leithammelwahl nach. Sie sorgte sich ein wenig, weil es Böckling geworden war. Was, wenn er nun keine Zeit mehr hatte, ihr mehr beizubringen?
Nach einer Weile knurrte ihr Magen so laut, dass sie dachte, man müsse es über die ganze Weide hören. Der Dünpfif-Wurz von gestern hatte seine Wirkung am Vorabend gut entfaltet, so war es kein Wunder, dass sie nun hungrig war. So beschloss sie, erst einmal etwas Essbares zu suchen.