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Thema: Jetzt schon eine neue Gen?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von Kiru Beitrag anzeigen
    Richtig, und das ist (...)
    Interessante und auch weitgehend nachvollziehbare Argumentation. Ich gehöre auch zu denjenigen, die die Preise für Spiele für gerechtfertigt halten. Dennoch halte ich auch den Gebrauchtmarkt für gerechtfertigt. Sollte es der Videospielindustrie tatsächlich gelingen den Gebrauchtmarkt vollständig zu eliminieren, wäre das zunächst mal ein Novum. In keiner Branche hat es sowas jemals in irgendeiner Art und Weise gegeben. Daher gibt es auch keine Erfahrungswerte und man kann nur raten oder vermuten, welche Auswirkungen das hätte. Meine Vermutung ist, dass die, die heute gebrauchte Spiele kaufen, nur zu einem minimalen Teil am Markt bleiben und auf Neuware umsteigen würden. Es ist einfach meine Meinung, nicht mehr und nicht weniger.

    Auch bin ich nicht der Meinung, dass man ein Spiel aufbraucht wie einen Apfel. Wenn man mal von eventuellen Datenträgerbeschädigungen absieht, ist ein Spiel im Grunde verschleißfrei, nicht wie beispielsweise ein Staubsauger oder ein Auto. Inwiefern man ein Spiel emotional verschleißt, weil es irgendwann langweilig wird ist ganz klar individuell völlig unterschiedlich. Vor diesem Hintergrund würde ich ein Spiel vielleicht eher mit einem Schmuckstück oder Kunstgegenstand vergleichen, was materiell wenig, emotional aber sehr schnell verschleißen kann. Unsere Gesellschaft stellt aber das Verkaufen gebrauchter Schmuckstücke oder sächlicher Kunstwerke nicht im Geringsten in Frage. Ein Hersteller von Armbanduhren beispielsweise hat keine technische Möglichkeit die Käufer ihrer Uhren lebenslang an das gekaufte Produkt zu binden und den Weiterverkauf unmöglich zu machen. Der Videospielindustrie bietet sich nun plötzlich eine solche Möglichkeit. Die Frage ist, ob es wirklich so schlau ist diese Möglichkeit auch auszunutzen.

    Wo wäre der Kultstatus einiger Automarken, wenn es nicht die Möglichkeit gäbe, gebrauchte Autos zu verkaufen oder zu kaufen? Wahrscheinlich würde kein SL 300 Flügeltürer mehr existieren und nur die, die ihn mal neu gekauft haben wüssten noch wie er mal aussah.

    Es gibt heute schon Videospiele mit Kultstatus. Vor etwa drei Jahren habe ich in einem kleinen niederbayrischen 2nd-Hand-Shop Max Payne 1 für die Xbox 1 für 15,- € gefunden. Zwei Wochen später hab ich es übers Internet für 75,- € verkauft. Heute könnte ich bereits fast das Doppelte verlangen. Ich hatte das Spiel vorher schon und hab es auch immer noch. Ich habs nur mitgenommen, weil ich um den Wert wusste. Klar, der Hersteller hat davon zunächst nichts. Aber hat Mercedes etwas davon, wenn heute ein 300er für 2 Mio den Besitzer wechselt?

    Jeder wird eine Meinung zu dem geplanten Neuwarekaufzwang der Videospielindustrie haben. Aber auf die Frage, ob sie sich damit nicht selbst einen irreparablen Schaden zufügen, hat Niemand eine Antwort. Und ob Sony als Weltranglistenzweiter als Erster auf der Rasierklinge reiten will, wage ich noch zu bezweifeln. Sollte allerdings die Konkurrenz komplett mitziehen, wird es wohl so kommen. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem nach hinten losgehen könnte.

    Geändert von Samuel (31.03.2012 um 13:43 Uhr)

  2. #2
    Zitat Zitat von Samuel Beitrag anzeigen
    Es gibt heute schon Videospiele mit Kultstatus. Vor etwa drei Jahren habe ich in einem kleinen niederbayrischen 2nd-Hand-Shop Max Payne 1 für die Xbox 1 für 15,- € gefunden. Zwei Wochen später hab ich es übers Internet für 75,- € verkauft. Heute könnte ich bereits fast das Doppelte verlangen. Ich hatte das Spiel vorher schon und hab es auch immer noch. Ich habs nur mitgenommen, weil ich um den Wert wusste. Klar, der Hersteller hat davon zunächst nichts. Aber hat Mercedes etwas davon, wenn heute ein 300er für 2 Mio den Besitzer wechselt?
    Der Teil des Gebrauchtmarktes ist ja gar nicht das Ziel, denk ich zumindest, sondern nur Kollateralschaden. Der Gebrauchtmarkt bei Videospielen steht sehr viel stärker in Konkurrenz zum Neumarkt, das Spiele so gut wie keinen Verschleiß haben verschärft das ganze noch. Würde es wie bei Autos ablaufen würden Leute statt MW3 zu einem gebrauchten Teil 2 greifen weil er billiger ist. Tatsächlich kaufen sie aber einen geringfügig günstigeren Teil 3 ohne das der Hersteller einen Cent davon sieht und das im schlimmsten Fall mehrmals mit der gleichen Kopie.

    So wie ich es sehe ist der schlimmste Fall für die Publisher/Entwickler das nach der Ausschaltung des Gebrauchtmarkts nichts passiert. Exakt gleiche Einnahmen wie vorher, das halte ich aber für extrem Unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist zumindest ein Minimum an zusätzlichen Einnahmen. Selbst wenn alle, die gebraucht gekauft haben, warten bis die Preise auf das gleiche Niveau absinken bedeutet es im Endeffekt mehr Geld für die Hersteller.

  3. #3
    Zitat Zitat von Seraphithan Beitrag anzeigen
    Der Teil des Gebrauchtmarktes ist ja gar nicht das Ziel, denk ich zumindest, sondern nur Kollateralschaden.
    Ich habe diesen Teil des Gebrauchtmarktes (hochwertige seltene Klassiker) auch deshalb angesprochen, weil ich der Meinung bin, dass der damit verbundene Kultstatus den Publishern/ Entwicklern guttut. Durch eine Ausschaltung des Gebrauchtmarktes würden sie ja diesen Teil auch ausschalten und sich damit sicher ins eigene Fleisch schneiden.

    Zitat Zitat von Seraphithan Beitrag anzeigen
    So wie ich es sehe ist der schlimmste Fall für die Publisher/Entwickler das nach der Ausschaltung des Gebrauchtmarkts nichts passiert. Exakt gleiche Einnahmen wie vorher, das halte ich aber für extrem Unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist zumindest ein Minimum an zusätzlichen Einnahmen. Selbst wenn alle, die gebraucht gekauft haben, warten bis die Preise auf das gleiche Niveau absinken bedeutet es im Endeffekt mehr Geld für die Hersteller.
    Genau das glaube ich nicht. In deinem Denkmodell bleibt die Anzahl der Neukäufer gleich. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Ich glaube, dass ein sehr erheblicher Anteil der Neukäufer nur zum vollen Preis kauft, weil sie bereits den Weiterverkaufswert mit einkalkulieren. Nach dem ersten Durchspielen erzielen sie derzeit, sagen wir mal nach etwa ein bis vier Wochen, sicher 2/3 bis 3/4 des Neupreises am Gebrauchtmarkt. Sie spielen also ein nagelneues Spiel unterm Strich für ca. 15 bis 20 € durch. Wenn die in Zukunft wüssten, dass sie ihre 60- oder 70-€-Spiele nicht mehr verkaufen können, brechen von denen mit Sicherheit sehr viele als Kunden weg.

    Kein Mensch kann heute voraussagen, ob und wie sich bei einem nicht mehr existierenden Gebrauchtmarkt die Neupreise in den Wochen und Monaten nach dem Release überhaupt entwickeln würden, da wir hier ja immer noch rein hypothetisch über ein Novum sprechen. Die bisherigen Release-Neukäufer, die ihre Spiele sowieso nicht weiterverkauft haben, blieben wohl eine einigermaßen berechenbare Kundengruppe, aber alle anderen nicht. Wenn die Preise mit der Zeit fallen sollten, was wahrscheinlich ist, wäre es trotzdem fraglich, ob die bisherigen Neu-und-dann-Weiterverkäufer und die bisherigen Gebrauchtkäufer überhaupt noch kaufen würden. Und selbst wenn sie später bei geringeren Neupreisen tatsächlich noch kaufen, gingen trotzdem die Umsätze und damit letztlich auch die Gewinne runter. Das kann kein gewinnorientiertes Unternehmen wollen.

    Außerdem ist es für die Publisher/ Entwickler extrem wichtig, dass ihre neuen Kreationen im Gespräch bleiben. Und das klappt nur, wenn zum Release ordentlich verkauft wird. Auch aus diesem Grund glaube ich nicht, dass die Publisher/ Entwickler wirklich begeistert von Sonys Ideen sind.

  4. #4
    Das berührt die Disskussion hier nur am Rande, aber Entwickler und Publisher sind nicht deckungsleich. Und es ist auch nicht so, dass jeder Entwickler pro verkaufter Stückzahl bezahlt wird. Gerade wenn ein externes Studio ein Spiel für einen Riesenpublisher entwickeln darf, ist es eher so, dass es Auftragsmäßig bezahlt wird, Bonuse kriegen die nur wenn gewisse Konditionen erfüllt sind. (Siehe die Sache mit Obsidian und New Vegas als Beispiel.)
    Von dem her geht es hier nur darum ob die großen Publisher, noch mehr Geld machen können, bzw. die schlechten Marktverhältnisse aufgrund der Weltwirtschaftskrise ausgleichen können. Das Argument, "der Entwickler bekommt mehr" ist in sehr vielen Fällen naiv, vorallem kann das gar nicht verallgemeinert werden.

    Ausgenommen sind hier selbstverständlich Unternehmen die so groß sind, dass sie sich selbst publishen können. (Valve, Blizzard, ...) Und denen geht es sowieso ziemlich gut.

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