Der erste Tag
Dem Tag war eine schrecklich kalte Nacht vorausgegangen. Im klammen Nebel hätte kein noch so schwarzes Schaf etwas erkennen können. Wolke, Lammbert, Nivicola und wenige weitere Schafe hörten Wolfsgeheul. Auch Scherzo, der sich wünschte, auch so gut singen zu können und das Geräusch daher nachahmte.
Als der Morgen heranbrach, schien er zunächst ein ganz normaler Tag auf der Düsterheide zu werden. Frau Määhra wurde von Wolke und ein paar Lämmchen mit frischem Wasser und reichlich Futter versorgt. Mmii tagträumte von seinem Entschuldigungsapfel. Hammelpuffel gab sich seiner Lust nach Wolle hin. Glöckchen freute sich über ihre Erfolge im Umgang mit Darmausscheidungen, den der weise Leithammel Böckling sie am Vorabend gelehrt hatte.
Die ausgelassene Stimmung sollte jedoch nicht lange anhalten, da kurze Zeit später der ehemalige Leithammel Napoleon tot, mit aufgerissenem Torso und zerfetzter Wolle, aufgefunden wurde. Blumenkohl schlug augenblicklich Alarm und so dauerte es nicht lange, bis fast alle Schafe auf das Opfer aufmerksam geworden waren. Wolke versuchte, die Lämmchen vor dem grausamen Anblick zu schützen – mit mäßigem Erfolg.
Böckling ernannte Mike zu seinem Assistenten und wies ihn an, den Tatort zu sichern. Er selbst begab sich unterdessen zu den Türmen aus getrockneten Kotscheiben. Er entdeckte dort längst vergessene Geschichten über ein mystisches goldenes Zeitalter, als Schafe in Frieden und in Freiheit lebten, ohne Menschen, aber dafür einer ganz anderen Gefahr ausgesetzt waren – den 'Reißern': schwarzen Bestien, mit wildem Fell, gleißenden weißen Zähnen schärfer als jeder Stein und einem Knurren, das jedes Schaf von weithin hören konnte. Da sich laut Böcklings Aussage Napoleon immer eine 'Wikingerbestattung' wünschte, hievten Böckling und Mike seinen Leichnam auf ein Floß und versenkten dieses im Wasser. Wolke wollte sie noch daran hindern, da es hierbei um ihre einzige Frischwasserquelle handelte, doch da war es bereits zu spät.
Mit dem Todesfall Napoleons gingen alle Schafe unterschiedlich um. Friedobert prophezeite, dass die Blitze kommen würden, um sie alle zu holen. Blanche untersuchte den Boden und entdeckte unschafige Pfotenabdrücke sowie eine Blutspur, die zum Unterstand führte und teilte diesen Fund Böckling und Wolke mit. Böckling und Mike untersuchten den gesamten Zaun auf Löcher und andere Auffälligkeiten, konnten jedoch nichts entdecken. Garrett zeigte Hammelpuffel und ein paar anderen Schafen ein Stück Wolfsfell, dass er gefunden hatte.
Wolke erklärte den Lämmchen, dass sich Napoleon nun bei den Wolkenschafen befand und wies sie alle an, sich von jetzt an immer in der Nähe älterer Schafe aufzuhalten. Außerdem hielt er es für wichtig, dass Frau Määhra aufgrund ihres gestrigen Schwächeanfalls vorerst nichts von alledem erfuhr. Mit Goliaths und Glöckchens Hilfe gelang es ihm, Frau Määhra in den Unterstand zu transportieren, wo sie ihre Ruhe hatte. Während Scherzo und Jill bei Frau Määhra blieben, versammelte sich der Rest, um Böcklings Ansprache zu hören. Dieser erklärte, dass die 'Reißer', Wölfe im Schafspelz, mitten unter ihnen seien, und man daher jeden Abend einen vermeintlichen Wolf durch den Elektrozaun ermorden müsse.
Viele Schafe waren entsetzt und überfordert, ein paar machten sich Gedanken über weniger grausame Alternativen oder darüber, wie sich die Wölfe tarnen konnten. Wolke schlug vor, die Ernährungsgewohnheiten jedes Schafs im Auge zu behalten, um so dem Wolf auf die Schliche zu kommen. Außerdem überlegte er, dass es den Wölfen möglich sein musste, auf magische Art und Weise ihre Gestalt zu wandeln. Blumenkohl meinte, in der Situation den Beginn des Weltuntergangs zu erkennen. Scherzo dachte sich, er könnte die Wölfe mit Gesang anlocken. Zudem fragte er Jill, ob es ein Verräter-Schaf unter ihnen geben könnte, dass die Wölfe auf die Heide gelassen hatte. Friedobert fragte sich lediglich, was das alles mit großen Meeressäugetieren zu tun hatte. Gewitter erinnerte sich an seine Kindheit in Amerika zurück, wo es ebenfalls Wölfe gegeben hatte. Mike schlug vor, jedes Schaf auf Hinweise einer Verkleidung zu prüfen und biss daher Böckling ins Fell. Böckling erwiderte dies, jedoch etwas zu grob, sodass Mike jaulend zum See rannte, um sich Linderung durch das Wasser zu verschaffen. Baron nahm sich vor, mit Gewitter weiter an den Tunnel zu graben, der unter dem Düstersee hindurch führen sollte. Nivicola vertrat die Ansicht, dass der Wolf über eine Drüse verfügen musste, die ein Gift ausströmen ließ, welches die Schafswahrnehmung beeinträchtigte und sie so glauben ließ, ein Schaf statt eines Wolfs zu sehen.
Die Tatsache einen der ihren dem Zaun zu übergeben, lastete schwer auf den Schultern der Schafe. Frau Määhra hatte einen merkwürdigen, Wolke einen amüsanten und sündhaften Traum. Unterdessen lief Lammbert verängstigt durch die Gegend. Ein plötzliches Rascheln ließ ihn herumwirbeln, wodurch sein linkes Vorderbein umknickte und Lammbert schmerzvoll aufschrie. Wolke hörte ihn und brachte ihn zum Unterstand, um sich um ihn und Frau Määhra gemeinsam kümmern zu können. Baron Baa erlitt einen hysterischen Lachanfall. Gewitter und Mmii versuchten ihn zu beruhigen, leider erfolglos.
Elf Schafdiebe hatten es auf die Schafe der Düsterheide abgesehen. Zweien von ihnen gelang es, Wolke zu entführen. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen.
Den ersten Schritt in Richtung Abstimmung ging der junge Scherzo, als er Mike aufgrund seines seltsamen und unschafigen Verhaltens anklagte, ein Wolf zu sein. Überraschend tauchte Ramirez auf, um ebenfalls gegen Mike zu stimmen. Als sich herausstellte, dass Ramirez zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von Napoleons Tod wissen konnte, fanden dies die anderen Schafe höchstverdächtig und Frau Määhra klagte Ramirez an. Viele Schafe folgten ihrer Wahl.
Resümee des Leithammels
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