Die Welt
Mit Equestria haben wir eine Fantasywelt, die sich aber in der Serie meist auf die Stadt Ponyville und Umgebung beschränkt. Aber mit Erwähnungen wie "Fillydephia" oder "Hoofington" wird klar, dass die Welt noch viel größer ist und einige Überraschungen bereit halten kann. So wurde zum Beispiel die Heimat der Pegasusponys, die Wolkenstadt "Cloudsdale" nur angeschnitten und die aus Stein gehauene Festung "Canterlot" noch nicht von innen gezeigt. Als Regierungssitz und Hauptstadt Equestrias wird sie aber in der Fantasie der Ponys als wunderbar und großartig dargestellt. Außerdem muss es auch noch Länder außerhalb von Equestrias Macht haben, wie Zecoras Anwesenheit als Zebra und die Befremdung und der ablehnende Rassismus der Ponys über diese völlig andere Rasse bestätigt.
Interessant ist, dass die Ponys tatsächlich in Rassen eingeteilt sind, die sich auch biologisch voneinander trennen lassen. Unabhängig von der Hautfarbe gibt es Erdponys, Einhornponys und Pegasusponys. Letztere haben die Fähigkeit zu Fliegen und auf Wolken zu laufen, während Zweitere die Fähigkeit der Magie besitzen. Erdponys haben keine besondere Fähigkeiten gleichen dies aber mit anderen persönlichen Stärken wieder aus. Die Rassen sind alle vollkommen gleichberechtigt, übernehmen aber von ihrer Natur aus unterschiedliche Arbeiten. So sind die Pegasusponys zum Beispiel für die Wolken, die Produktion von Regenbögen und Schnee und das führen der Vögel in den Frühling verantwortlich. Einhornponys haben keine spezifischen Aufgaben, es wurde aber bestätigt, dass der Winter im Gegensatz zu Ponyville in Canterlot mit Magie "aufgeräumt" wird. Sollte die Herrscherin über das Reich diese Aufgabe nicht selbst erledigen, werden wohl Einhornponys dafür verantwortlich sein. Erdponys dagegen sind die fröhliche Arbeiterklasse unter den Ponys, verantwortlich vor allem für Feldarbeit und andere Berufe auf der Erde.
Über ganz Equestria herrscht Prinzessin Celestia, quasi ein Gott unter den Ponys. Sie besitzt nicht nur Merkmale aller drei Ponyrassen, sondern lebt auch schon seit über einem Jahrtausend un kontrolliert sowohl Sonne und Mond um einen geregelten Tagesablauf zu gewährleisten. Die Serie baut gleich zu Beginn einen eigenen Mythos um die beiden Schwestern deren Magie so stark ist, dass sie die Planeten bewegen und die über die Welt herrschten, bis eine abtrünnig wurde und die andere verriet. Die Welt ist zwar sehr bunt, farbenfroh und niedlich, aber es lauern in der Umgebung, speziell im "Everfree Forest"auch größere Gefahren wie Chimären, Hydras oder Parasprites.
Die Charaktere
Ein besonderes Augenmerk sei auf die Charaktere gelegt. Die Protagonisten sind allesamt Ponys - zwei Vertreter aus jeder Rasse. Man kann nicht sagen, dass sie keine total frischen Charaktere wären, aber Lauren Faust hat es geschafft, die Klischeefiguren so auszuschmücken, dass sie komplexer als reguläre Protagonisten sind. So ist zum Beispiel Fluttershy, die zarte Wildhüterin nahe des Everfree Forest nicht nur tierlieb und schüchtern, sondern - wie in späteren Folgen gezeigt wird - eine Kennerin von Mode und ein regelmäßiger Gast im Schönheitssalon (wenn auch hinreichend dezenter als Rarity).
Obwohl das Franchise von My little Pony eigentlich an junge Mädchen gerichtet ist und Lauren Faust selbst die Aussage getroffen hat, dass die Protagonistinnen irgendwo zwischen 12-18 wären, haben wir es hier nicht mit den typischen Pupertären, die bei den Eltern wohnen zu tun. Im Gegenteil: Von Eltern war noch keine Spur zu sehen, aber alle sechs Protagonisten leben auf eigenen Hufen und gehen einer regulären Arbeit nach - um die traditionellen ehrenamtlichen Aufgaben wie dem "Winter wrap-up" mal außen vor zu lassen. Selbst Twilight Sparkle, die eigentlich Studentin der Magie ist, hat die Aufgabe übernommen, die Stadtbibliothek zu verwalten.
Wobei man auch sagen muss, dass Ponyville wohl eine 20 Stunden Woche oder dergleichen hat, da den Ponys noch genug Zeit bleibt Dinge zu machen, die ihnen Spaß machen, auch ziemlich spontan. Wenngleich man natürlich davon sprechen könnte, dass wir nicht wissen ob in den Folgen nicht immer Feiertage (wie Winter wrap-up oder Fall Race) und Wochenenden und andere freie Tage gezeigt werden. Andersherum haben Apple-Jack, Fluttershy und Twilight Sparkle sowieso Aufgaben, deren Zeiteinteilung mit Ausnahmen (Apple-Buck Season) recht frei sind. Und Rarity ist oft zu sehen, wie sie versucht eine Deadline auch mit Nachtarbeit und Überstunden zu erfüllen. Rainbow Dash dagegen hat wahrscheinlich mehr zu tun, als sie tut, drückt sich aber recht gerne vor Arbeit.
Aber nicht nur die Hauptponys sind interessant, auch Nebenponys wissen Interesse zu wecken. Von Parodien wie Hoity Toity (Karl Lagerfeld), Dr. Whoof (Dr. Who), Madden (John Madden) und ganz zu Schweigen von Derpy Hooves bis hin zu immer wieder auftauchenden Charakteren wie Zecora, als Gelehrte Mystikerin, Big Macintosh als Arbeitspferd oder den Cutie Mark Crusaders, als gebürtige Kinder mit wirklich pubertären Problemen.
Die Geschichten
Abgesehen von den beiden ersten Folgen die eine großer übergreifende Geschichte erzählen (ich schwöre, dass ist die erste Serie in der ich sehe, dass der Big Bad Evil in Folge zwei besiegt wird), ist My Little Pony sehr episodisch. Jede Folge erzählt so also eine abgeschlossene, kleine Geschichte. Dies war auch eine der Vorgaben an die sich Lauren Faust halten musste. Fast jede Folge wurde auch von einem anderen Autoren erdacht. Dennoch helfen kleine Anspielungen und neue Charaktere dabei eine Struktur zu erarbeiten. So wird Big Macintoshs Verletzung in Folge 4 in der Folge nicht erklärt, aber wenn man zu Beginn in Folge 3 aufpasst, erfährt man den Grund. Auch wenn es nie direkt gesagt oder gezeigt wurde. Neue Charaktere wie Zecura oder die Cutie Mark Crusaders werden natürlich beibehalten, ebenso wie kleine Charakterentwicklungen, wie zum Beispiel Fluttershys Angst über Abgründe zu springen.
Fast jede Folge endet auch mit einer direkten Moral in der Form eines Briefes von Twilight Sparkle an Prinzessin Celestia, in dem sie zusammenfasst, was sie in dieser Episode über Freundschaft gelernt hat. Trotz dieser Botschaften die sich durch die Episoden ziehen, werden die Geschichten nicht langweilig oder zwanghaft belehrend. Statt Themen wie Schminken, Jungs oder kindische Rache werden Themen wie Rassismus, Spätzünder und Mobbing oder Ehrlichkeit unter Freunden besprochen. Natürlich sind auch bekannte Themen wie arrogante Persönlichkeiten die auf andere hinab sehen dabei, aber diese werden anders gelöst als in den meisten anderen Serien. Da fungiert frei das Prinzip "Zeige nicht wie schlecht sie sind, sondern zeige wie gut du bist".
Die Geschichten und ihre Moral sind auch so angelegt, dass die meisten von ihnen nicht nur Kinder belehren, sondern auch von Erwachsenen wahrgenommen werden sollten, zumal die interessante Präsentation dieser Moral diese abgesehen vom Schreiben und Vorlesen des Briefes einem nicht ins Gesicht gedrückt wird.
Die Grafik
Ich kenne mich mit amerikanischer Animation nicht besonders aus, ich könnte mich Kraft meines massiven Animekonsums jetzt etwas rauslehnen und Falsches betonen. Aber ich behaupte einfach mal, dass der Zeichenstil und die Animationsqualität modern sind. Mich haben besonders die liebevollen, allseits flüssigen Animationen und die satte Grafik (besonders in 720p) beeindruckt. Es sieht wirklich ziemlich gut aus und es macht schon allein deshalb ziemlichen Spaß diese Serie anzusehen. Es ist immer etwas in Bewegung, es gibt immer was zu sehen.
Interessant sind dann auch immer die Gesichter, die die Ponys zuweilen machen. Unbeschreiblich, Serie sehen.
Die Lauren Faust
Lauren Faust, Frau des Powerpuff Girls Machers, entstammt selbst aus der Fanfictionszene und weiß auch um die massiven Fanfics zu der Serie, ebenso wie sie sich bewusst ist, dass weit mehr als die eigentliche Zielgruppe diese Serie konsumiert. Allein das macht sie mitsamt ihrer Intention eine Serie zu schaffen, die über das übliche Niveau hinaus geht und mehr als ein Verkaufsspot ist, sehr sympathisch. Sie hat mit ihrem DeviantArt Account auch eine ziemliche Nähe zu den Fans der Serie und beantwortet auch Fragen. Sie scheint auch bei /co/ mitzulesen, wie knewyourmeme bestätigt.
Diese Nähe zeigt sich besonders in Charakteren wie Derpy Hooves (der eigentlich erst nur ein einzelner Animationsfehler war, später aber absichtlich eingebaut wurde und auch diesen Namen erst durch die Fans bekam) oder den Spa-Zwillingen, die einer Fanfic entnommen wurden. Dazu gesellt sich die Bezeichnung die Celestia und Luna als "Einhorn Pegasus Ponys" tragen.
Die Fanszene
Ein weiterer Punkt sind die Fans selbst. Es gibt nicht nur ein
ponychan, sondern eine große Maße an Fanwork aller Art. Der relativ simple Stil der Serie erlaubt einfaches Zeichnen bekannter oder eigens erdachter Ponys. So gibt es viele Artworks, Comics, Spiele und auch kleine Animationen. Die Anzahl guter Artworks und seltsamer Meme-Bilder ist schwer zu zählen. Auch in der Fanficszene ist man nicht müde, ich habe auf Anhieb über 500 Geschichten rund um Friendship is Magic gefunden.
Die Ponys haben auch einen derart großen und schnellen Anstieg gefunden, dass es nicht nur dem QFRAT mit uns paar Pimpfen gruselig wurde, sondern auch /b/. Und zwar so sehr, dass es Ende Februar 2011 zum großen Ponykrieg im Imageboard kam, bei dem sich Fans und Hasser der Serie gegenseitig anflammten und infolge dessen das Posten von Ponybildern, sowie die Benutzung von Schlüsselwörtern wie "brony" oder "everpony" verboten und mit Bann bestraft wurde. Allerdings konnte dies nicht lange aufgehalten werden und am 01. März 2011 wurde der Bann aufgehoben und die zuständigen Mods rausgeworfen.
Man darf nicht vergessen, dass diese Serie erst seit Oktober 2010 läuft, also zu diesem Zeitpunkt gerade einmal etwas mehr als ein halbes Jahr alt ist und dennoch schon so eine Popularität aufweißt - auch massiv außerhalb von lulz und Tollerei.