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  1. #11
    Zitat Zitat von Whiz-zarD Beitrag anzeigen
    Und die Titanic galt auch als unsinkbar ...
    Ja, Atomkraftwerke stammen auch aus dem Anfang des 20. Jahrhundert. Guter Vergleich, ehrlich.

    Zitat Zitat von NPC Fighter Beitrag anzeigen
    Ich bitte darum. Es ist, finde ich, in Diskussionen sehr erfreulich, wenn man das Extrakt aus Quellen ziehen kann, damit sich der andere nicht erst stundenlang einlesen (oder in diesem Fall -schauen) muss.
    Was du da eigentlich sagst, ist folgendes: "Nööö, ich will mich nicht informieren."
    Die Vorlesung ist eine Stunde lang und sehr einfach und verständlich gehalten, wird alles um ein vielmals besser erklären können als ich und trotzdem weigerst du dich. Eine solche Einstellung ist extremst frustrierend.

    Ihr habt Angst davor, dass ein AKW wie eine Atombombe "bumm!" macht. Das kann aufgrund der verschiedenen Begebenheiten von Bombe und Kraftwerk nicht passieren. Eine Atombombe erzeugt eine überkritische Masse, indem zwei unterkritische Körper, in dem Fall aus Uran-235 bestehend, aufeinander geschossen werden. Dem folgt eine extrem potente Kettenreaktion, in der jedes von Uranium ausgestrahlte Neutron auf mehr Uranium trifft und je zwei weitere Neutronen ausstrahlen lässt. Dies erzeugt Energie. Da für jedes Neutron je zwei weitere ausgesendet werden (2*2*2*2*2*2*2*2*2... bis hin zu ungefähr 2^75, ab dem Punkt hat das gesamte Uran seine Energie abgegeben), steigt die Energie exponentiell an, bis das Ding explodiert wie TNT. Diese Reaktion geschieht so schnell - die Neutronen sind so schnell - dass sie am Zeitpunkt der Explosion weiter vor sich geht und mehr und mehr Energie freisetzt. Die Folge ist eine gewaltige Explosion, ein noch grösserer Feuerball, Gammastrahlen und herumfliegende Neutronen.

    Ein Kernkraftwerk bedient sich exakt dieser Reaktion. Folglich müssten doch eigentlich alle Kernkraftwerke bereits explodiert sein?
    Der Grund warum sie es nicht tun ist folgender: In einem AKW verwendet man idR Uran 235 und Uran 238. Die Neutronen vom Uran 235 treffen durchschnittlich je ein Uran 235 (wodurch zwei weitere ausgesendet werden) und ein Uran 238 (was das Neutron aufnimmt und schlussendlich zu Plutonium zerfällt). Das bedeutet, dass für jede Reaktion im Endeffekt nur ein Neutron produziert wird. Die Kettenreaktion erzeugt Energie, ist aber stabil. Hinzu kommt der sogenannte Moderator, normalerweise Wasser, welcher die Neutronen verlangsamt und die Reaktion noch sicherer macht.

    Der springende Punkt dabei ist, dass auf die Art keine kritische Masse entstehen kann, wenn alles in Ordnung ist. Ohne kritische Masse keine nukleare Katastrofe.
    Sollte allerdings die Kühlung ausfallen (bedenkt wieviel Energie, also Wärme, freigesetzt wird), dann ist die Kacke am Dampfen, da die Energie sich weiter aufbaut, es immer heisser wird und letztendlich alles zu einer Masse einschmilzt und sich durch den Boden frisst und ein Loch in eben diesen hinterlässt. Im besten Fall landet alles nach wie vor im Containment, ohne auszutreten.
    Moderne AKWs (damit ist jeder Reaktor gemeint, der nicht in der Sowjetunion gebaut wurde, also jeder in der westlichen Welt und wohl auch Asien) sind so aufgebaut, dass die Reaktion verlangsamt wird, sobald die Temperatur einen gewissen Grad erreicht (negativer Dampfblasenkoeffizient), oder zumindest unverändert bleibt (neutraler Dampfblasenkoeffizient). Soll heissen, wenn die Kühlung ausfällt dann überschreitet die Reaktionsgeschwindigkeit einen gewissen Grad nicht.

    In Tschernobyl hingegen gab es mehrere Faktoren, die zu der Katastrofe führten.
    Es gab kein Containment. Also wäre selbst bei einer relativ harmlosen Kernschmelze alles sofort ausgetreten.
    Es wurde nicht Wasser, sondern Graphit als Moderator verwendet.
    Der Reaktor hatte einen positiven Dampfblasenkoeffizient, soll heissen, die Reaktionsgeschwindigkeit stieg exponentiell mit der Temperatur an.
    Wie bei einer Atombombe äusserte sich die aufgebaute Energie in einer Explosion, vergleichbar mit TNT (das ist ganz wichtig, keine nukleare Explosion) und der Graphitmoderator, der durch radioaktive Fragmente eben radioaktiv geladen war, fing an zu brennen.
    Durch den Brand, also den Rauch, wurde das radioaktive Material in die Luft und über halb Europa getragen.


    Aber wie gesagt, die verlinkte Vorlesung sollte alles besser erklären können als ich. Die hättest du dir übrigens in der Zeit, die ich gebraucht habe, um diesen Text zu schreiben, auch anschauen können.

    Und jetzt verzieh ich mich, weil mich das Thema schon genug anscheisst.


    Edit: @Waku:
    Geändert von Icetongue (13.03.2011 um 10:55 Uhr)

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