Da inzwischen bald 17 Stunden rum sind, erlaube ich mir mal einen Doppelpost.
Nachdem ich gestern noch einige Zeit mit ein paar Leuten über die aktuellen nuklearen Geschehnisse geredet habe, muss ich zu meiner Schande eingestehen, dass die Infos im Post hier drüber nicht ganz vollständig sind. Die genannte INES-Skala gibt es erst seit den '90er Jahren. Zwei deutsche Störfälle aus der Zeit davor wurden nachträglich als Stufe 2 und sogar Stufe 3 (!) gewertet.
1977 führten im AKW Grundremmingen wetterbedingte Kurzschlüsse zu einer Überhitzung des Kühlwassers. Ich wusste zwar davon, nahm aber bisher an, es wäre eine Stufe 1 Störung gewesen. Es soll keine Freisetzung von Radioaktivität gegeben haben und es war kein unmittelbares menschliches Versagen, sowas ist eigentlich Stufe 1. Aber egal, offiziell ist es heute Stufe 2.
Ein richtig dicker Hund war allerdings Greifswald, 1975: Das mittlerweile stillgelegte AKW war eines von zweien in der Ex-DDR. Ein Elektriker hat grob fahrlässig Kurzschlüsse verursacht, die zu Kabelbränden führten, was wiederum fünf von sechs Kühlwasserpumpen lahmlegte! Ich hab mich nie mit dem Fall befasst, er wurde auch erst nach 1989 öffentlich bekannt. Fassen kann ich es noch immer nicht - wie blöd muss man sein...? Na egal. Die Nummer wurde zunächst sogar als Unfall der Stufe 4 gewertet, später aber auf einen ernsten Störfall Stufe 3 reduziert, aus zwei Gründen: erstens konnten die ausgefallenen Pumpen rechtzeitig mit provisorischen Leitungen versorgt werden, was eine unmittelbare Beschädigung des Reaktors verhinderte. Und zweitens wurden 10% der zulässigen Aktivitätsabgabe nicht überschritten. Aktivtätsabgabe ist die zulässige Abgabe von Radioaktivität eines Jahres.
Oh Mann, Greifswald ist nicht sooo weit weg von Berlin, müssten so um die 200 km sein. Als 10- oder 11-jähriger knapp an einer Verstrahlung vorbeigeschrammt - schönes Ding.
So, und für heute:
*Frühstück, Kaffee, Tee hinstell*
Guten Morgen, Mahlzeit und schönen Sonntag!![]()