Nun ja, es gibt da recht detailierte Definitionen. International werden Störfälle in drei Stufen unterschieden: Störung (1), Störfall (2) und ernster Störfall (3). Dann gibt es noch die Stufe 0, unter die alles fällt, was nicht unmittelbar Sicherheitsrelevant ist, aber auf eventuelle Störungen der Stufen 1 bis 3 hindeuten könnte. Stufe 0 gibt es in Deutschland meist einige hundert Mal jährlich.
Stufe 1 beschreibt Störungen, die in der Regel durch technische Einrichtungen automatisch reguliert werden, beispielweise das Ansprechen eines Sicherheitsventil bei leichtem Druckanstieg in einer Kühlwasserleitung, so dass der Betrieb des Reaktors aufrecht erhalten bleiben kann. Passiert in Deutschland selten, meist einstellig pro Jahr.
Mit Stufe 2 werden Störfälle beschrieben, bei denen es innerhalb des AKW zur Freisetzung von Radioaktivität kommt, oder Fehler gemacht werden, durch die es dazu kommen kann.
Bei Stufe 3 kommt es zur Freisetzung wenig radioaktiven Materials außerhalb der Anlage, oder es werden Fehler gemacht, die dazu führen können.
Ab Stufe 4 heißt es nicht mehr Störfall, sondern Unfall. Die Radioaktivität ist außerhalb der Anlage hoch genug, um Pflanzen, Tiere oder Menschen zu verstrahlen. Innerhalb der Anlage ist die Strahlung gefährlich hoch und der Reaktor wird irreparabel beschädigt. Beispielsweise eine partielle Kernschmelze wie in Harrisburg. Harrisburg wurde als Stufe 5 (ernster Unfall) gewertet.
Die höchste Stufe ist 7, der katastrophale Unfall (Tschernobyl).
Die höchsten Stufen bei Störfällen in Deutschland waren bisher drei Mal die Stufe 2. Ein Mal in Unterweser und zwei Mal in Philippsburg. In Unterweser wurde ein Ventil von Hand geschlossen und nicht wieder geöffnet. Dies hätte bei einer Druckerhöhung dazu geführt, dass eines von vier Sicherheitsventilen nicht angesprochen hätte.
In Philippsburg befand sich in drei von vier Tanks eines Druckwasserreaktors zu wenig Borsäure. Der Betreiber meldete eine Störung der Stufe 0, erst auf Druck von Trittin (damals Umweltminister) wurde der Reaktor vom Netz genommen. Später erst hat ein INES-Officer die Störung als Störfall der Stufe 2 gewertet.
Ebenfalls in Philippsburg wurde über Jahre der Reaktor nach Revisionen unterkritisch heiß angefahren. Die Flüssigkeitsstände in Flutbehältern standen beim Anfahren unter Soll. Auch hier meldete der Betreiber vorschriftwidrig nur Stufe 0, was ebenfalls durch die INES auf Stufe 2 korrigiert wurde. Diese Nummer zog sogar einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss nach sich.