Moorjen!
*Wochenendfrühstück, Kaffee, Tee hinstell*
@ Tiber:
Da hast du dir ja einen schönen Volltreffer rausgesucht.Gute Besserung und schön vorsichtig sein: wenn du damit unter eine Straßenbahn kommst, biste hin.
Ich möchte mich auch nochmal zu den aktuellen AKW-Geschehnissen äußern. Vor einigen Tagen, als das hier schon mal Thema war, war ich nicht online. Was Fukushima betrifft, war mir von dem Zeitpunkt an, an dem feststand, dass sie die Notstromaggregate nicht in Gang bekommen, klar, dass die Kernschmelze nicht aufzuhalten ist. Ich fürchte, dass es in einigen Wochen die Gewissheit gibt, dass die Kerne in allen drei Blöcken, mindestens aber im Block 3, aufgegeben sind. Ich verstehe einfach zu viel von Drücken, Kühlsystemen, vor allem Kühlwasserleitungen, Pumpen, Sicherheitsventilen und dergleichen noch mehr.
Ich kenne zwar kein AKW von innen, aber in Berlin steht ein Forschungsreaktor mit einer Nennleistung von 10 Megawatt. Für einen Forschungsreaktor ist das schon recht ordentlich. Über eine Fremdfirma habe ich auf dem Gelände gearbeitet. Natürlich nicht unmittelbar am Reaktor, aber in einem erweiterten Sichterheitsbereich in dem ein Mitarbeiter des Instituts während der ganzen Arbeitszeit in meiner unmittelbaren Nähe war. Nach Beendigung der Arbeiten wurde ich auch auf eventuelle Kontamination geprüft.
Während meiner Ausbildung habe ich die Notstromversorgung eines Berliner Wasserwerks bewundern dürfen. Drei Dieselmotoren, jeder so groß wie ein Bus. Mit den vorhandenen Dieselkapazitäten kann einer der Motoren 24 Stunden das Werk mit Strom versorgen. Alle drei Motoren laufen jeden Monat je eine Stunde auf Probe. Durchschnittlich ein Mal pro Jahr kommt es vor, dass einer der Motoren nicht anspringt...
OK, es ist nur ein Wasserwerk. Aber die Notstromversorgungen x-beliebiger Einrichtungen, auch AKWs, funktionieren nicht anders. In Krümmel beispielsweise gíbt es sechs Notstromversorgungseinheiten von denen schon ein Mal zwei gleichzeitig nicht funktionierten. Drei sind nötig, um den Betrieb zu gewährleisten.
Und selbst wenn Notstromaggregate störungsfrei laufen, geht das nur, so lang noch Diesel da ist.
Die deutsche Atomindustrie behauptet noch immer, die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze in der so genannten friedlichen Nutzung der Kernenergie liege bei einer in 100.000 Jahren. Nun, ich darf innerhalb meiner 46 Jahre bereits zum mindestens dritten Mal (falls in Fukushima nur ein Kern schmilzt, was ich nicht glaube) Zeuge dieses erhabenen Ereignisses sein. Sicher war es noch nicht das letzte, aber vielleicht das vorletzte Mal.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass in einem AKW alle Menschen und tausende Bauteile, wie Ventile, Sicherungen, Rohre, Pumpen, und, und, und, einwandrei funktionieren, hängen Wohl und Wehe daran, ob das Kraftwerk über ausreichend Energie verfügt oder nicht. Man darf also nicht nur die Frage stellen, ob beispielsweise ein europäisches AKW von einem Erdbeben oder einem Tsunami heimgesucht werden kann, sondern ob die Energieversorgungssysteme einschließlich Notversorgungssysteme, und damit die Reaktorkühlung, ausfallen können. Egal aus welchen Gründen. Aber selbstverständlich können sie! In jedem einzelnen AKW auf diesem Planeten.
Die Gebiete um Tschernobyl und wahrscheinlich auch um Fukushima herum werden länger nicht bewohnbar sein, als es bisher Menschen auf der Erde gibt. Wann werden wir mit dem Scheiß aufhören? Wir spielen mit Technik herum, die wir nicht im Griff haben. Und ich bin Technik-Freak, das dürft ihr gern glauben. Und wo ich mal bei Technik bin: ich möchte kotzen, wenn ich den Begriff "technisches Versagen" höre. Technisches Versagen ist immer menschliches Versagen.
Selbst wenn wir heute alle AKW der Welt herunterfahren würden, würde der Rückbau so viele Probleme bereiten, dass sie die Menschheit kaum stemmen kann. Ich sage nur Asse II.
Seit x Jahren ist bewiesen, dass um AKW herum, selbst um die Modernsten, die Leukämie- und Schilddrüsenkrebsraten explodieren. Wie um alles in der Welt kann man bitte das befürworten? Sogar störungsfrei sind die Dinger lebensgefährlich.
Ich bin gespannt, wie so eine technik- und obrigkeitsergebene Nation wie Japan damit umgeht. Ich weiß genau, wie ich vor zwei Wochen die Nachrichten verfolgt habe: riesengroße Landstriche verwüstet, eine brennende Ölraffinerie... schlimm genug. Als dann aber die Meldung kam, dass es Probleme gibt einen Reaktor zu kühlen, habe ich gleich zu meiner Freundin gesagt: da kommen Probleme, gegen die werden die unmittelbaren Zerstörungen des Bebens und des Tsunamis am Ende wie Peanuts wirken.