Diesen Details war ich mir noch gar nicht bewusst. Danke für die ausführliche Erklärung.![]()
Hallo, ich mal wieder
Nach ein paar Wochen Uni-bedingter Pause habe ich jetzt das alte fertig wiederholt und knie mich gerade ins nächste Kapitel, wo jetzt Adjektive eingeführt werden. An und für sich verstehe ich das auch alles, mich würde aber interessieren, ob man, ähnlich dem Deutschen und Englischen, intensifying adverb + negative construction benutzen kann, bspw. im Sinne von "Der Raum ist nicht sehr sauber": 部屋はとてもきれいじゃないです。 Geht sowas im Japanischen? Oder würde ich damit bloß die Verneinung intensivieren ("Der raum ist wirklich/definitiv nicht sauber", sinngemäß)?
Und eine andere Frage rein aus linguistischer Neugier: ich habe eben etwas vorgeblättert und gesehen, dass nächstes Kapitel die te-Form eingeführt wird. Jetzt hab ich erst gelesen "Für ru-Verben das Suffix ab und das hier dran..." und war schon erleichtert, bis dann kam (und ich zitiere): "Note that te-forms (...) are totally different constructs in the u-verb camp."
Wie kommt es, dass die zwei Verbklassen hier so dermaßen unterschiedlich sind? Bisher hielt es sich ja sehr in Grenzen, aber bei der te-Form explodieren die u-Verben ja förmlich? Gibt es da irgendeinen bekannten Hintergrund? Ich fühle mich ein wenig an die Verbklassen aus dem Altenglischen erinnert, so von der Komplexität her (gut, nicht ganz so übel)... xD
Geändert von BDraw (24.04.2015 um 22:25 Uhr)
Nein, das funktioniert nicht so, wie Du jetzt denkst. Japanisch benutzt dafuer andere Adverbien. "Nicht sehr sauber" waere あまり綺麗じゃない, waehrend とても綺麗じゃない wirklich "sehr nicht-sauber" ist. Du musst allerdings aufpassen, da einige Adverbien nur mit negativen Konstruktionen benutzt werden koennen, andere nur mit positiven. Zumindest in der korrekten Hochsprache. In der Umgangssprache sieht das anders aus. ぜんぜん waere so ein Beispiel. 部屋はぜんぜん綺麗じゃない geht, aber 部屋はぜんぜん綺麗だ geht nicht, auch wenn man das in der Umgangssprache durchaus benutzt.
Zur te-Form: ich nehme mal an, dass Du mit ru-Verben Ichidan-Verben (Einstufige Verben) und mit u-Verben Godan-Verben (Fuenfstufige Verben) meinst, ja? Godan-Verben sind eigentlich eine Gruppe, die aus vielen im klassischen Japanisch unterschiedlichen Verbgruppen zusammengefasst wurden. Klassisches japanisch kennt neben Ichidan und Godan (welche eigentlich Shidan/vierstufig sind) auch zwei Typen von Nidan (also zweistufigen) Verben sowie mehrere Gruppen unregelmaessiger Verben. Die sind im modernen Japanisch alle in Godan zusammengeklatscht, weil sie sich meistens doch aehneln, aber daher hast Du halt verschiedene Formen, je nachdem welche Endung die Verben in der Grundform haben.
Anyway, moderne te-Formen sind meistens Kontraktionen. 泳ぐ wird z.B. zu 泳いで, was eigentlich nur 'ne zusammengezogene Form von 泳ぎて ist. Das waere die klassische te-Form. Immer Grundendung im い-Stamm (Renyoukei) plus て. Das hast Du btw. auch in der Vergangenheitsform immer. Da wird's zu 泳いだ, was von 泳ぎたり kommt, was die Vergangenheitsform im klassischen Japanisch ist.
Geändert von Ranmaru (24.04.2015 um 22:59 Uhr)
Uh, danke euch beiden! Dann ist das historisch ja tatsächlich entfernt mit den Verbklassen aus dem Altenglischen/Altgermanischem vergleichbar (auch wenn es da eigentlich eher umgekehrt ist). Jetzt ergibt das augenscheinliche Chaos auch tatsächich Sinn.
Sehr interessant, das alles!
Und auch danke bezüglich der Verneinungs-Sache. Ich hatte mir schon gedacht, dass das nicht ganz so funktioniert, aber ich finde es immer interessant zu sehen, wo solche semantischen Eigenheiten noch übertragbar sind und wo nicht. Ich kenne mich da ja leider nur im Englischen und begrenzt im Deutschen aus, das in Kontrast zu setzen ist echt spannend.
あまり kenne ich übrigens sogar schon, wurde aber bisher nur als "selten" gelistet. Aber gut, Das ist das ja auch erst das erste Buch und ich bin erst kurz vor der Hälfte, das wird wohl noch früh genug auftauchen.
@Ranmaru:
In dem Buch, das ich benutze (Genki), ist der Einfachheit halber immer von u- und ru-verben die Rede, aber ich meine mich zu erinnern, dass Ichidan und Godan zu Beginn kurz erwähnt wurden. Von daher nehme ich auch mal an, dass ich die meine xD
@Surface Dweller:
Genki rät momentan, für's erste "einfach" für alle Verben drei Formen zu lernen (Lexikonform, Präsens affirmativ, te-Form) bis man's drin hat und solange die Verben noch überschaubar sind, damit die Anwendung etwas flüssiger geht. Da das Buch aber auch diese Tabelle zeigt, welche Endung welches Suffix bedingt, werde ich die wohl zur Sicherheit parallel mitlernen.
Falls ich noch eine andere Frage hinterherschieben darf: Mag sein, dass mein Gehör mir einen Streich spielt, aber kann es sein, dass das japanische [g] sich bei manchen Wörtern (bzw. zumindest bei が) von unserem unterscheidet? Als ich mir die Aussprache von 葉書 angehört habe, hatte ich den Eindruck, da eher ein [ŋ] herauszuhören, bzw. lese ich gerade bei Google, dass das angeblich auf die Präferenz des Sprechers ankäme und damit eher eine regionale Sache ist. Stimmt das?
Von der Begleit-CD bzw. der Vorlese-Funktion der App abgesehen gibt es leider fast nichts zur Aussprache in dem Buch, vor allem (leider) keine IPA-Transkriptionen.
Ja, das ist richtig. が wird an einigen Stellen [ŋa] ausgesprochen, vor allem, wenn es als Partikel verwendet wird. Also in so 'nem Satz wie 日本人ではないんですが、日本語がちょっとだけ出来ます hast Du 'ne recht klare Tendenz in Richtung [ŋa]. Bei einigen Komposita eben auch. Du kannst Dir fuer so was entweder diese Accent Dictionaries von NHK holen, die listen genau (inkl. IPA) auf, wie man wann was ausspricht, auch mit dem richtigen Ton, um solche Sachen wie 雨 (あめ) und 飴 (あめ) zu unterscheiden, und eben auch wann が zu か゚wird. (か゚ist die linguistische Repraesentation fuer [ŋa]), oder einfach hinhoeren und nachsprechen. Ich weiss gar nicht, ob's die NHK-Woerterbuecher ausserhalb Japans zu realistischen Preisen zu beziehen gibt. Evtl. mal bei euch in der Uni-Bibliothek nachschauen, vllt. steht da eins rum.
Das ist Hochsprache nie. Aber irgendwas muss man ja kodifizieren und Leuten beibringen. Wenn man lange genug natuerliche Sprecher um sich rum hat, was sowieso die einzige Moeglichkeit ist, den unnatuerlichen Hochsprachen-Akzent loszuwerden, kriegt man irgendwann raus, was wo warum wie ausgesprochen wird. Ich fand das NHK-Woerterbuch auf jeden Fall recht hilfreich, vor allem wenn man sich ein wenig fuer Linguistik interessiert.
Im Kyushu-Dialekt, spezifisch in der Praefektur Kumamoto, wo ich 'ne Zeit lang gelebt habe, ist [ŋa] auf jeden Fall recht verbreitet. Aber gut, da gibt's auch ん am Wortanfang, von daher ist's vielleicht nicht wirklich repraesentativ.![]()
Ich mal wieder! (ja, ich bin immer noch dran)
Ich habe eine kurze Frage bzgl. から: Man kann das ja scheinbar verwenden, um Begründung zu markieren oder Sätze zu verbinden, ähnlich dem englischen "thus"/"therefore". Soweit ich das jetzt mitbekommen habe, kann man es aber auch nehmen um einen kausalen Zusammenhang zu implizieren? Meine Frage wäre jetzt, bezieht sich das nur auf den direkt benachbarten Satz, oder geht das auch weiter?
Konkretes Beispiel:
Ich hatte in einer Unterhaltung 思います verwendet. Dann fiel mir aber auf, dass ich mit dieser Personen eigentlich 思う verwenden sollte, da das desumasu hier zu förmlich ist. Also schrieb ich:
"あぁ、思うだね
今まで教科書はですますを使ったから"
Ergibt das so Sinn? Ich wollte mit dem から andeuten "Bis jetzt hat das Buch desumasu verwendet (daher mein Fehler)". Kann man das so verwenden? Das sind meine ersten Schritte was echten Sprachgebrauch außerhalb der schönen Übungsaufgaben im Buch angeht, daher sorry falls der Satz völliger Murks ist oder die Frage keinen Sinn macht.
Außerdem glaube ich, dass ich eigtl. das Passiv bräuchte ("wurde im Buch verwendet"), bloß da ich diese grammatische Form noch gar nicht kann, habe ich versucht das irgendwie zu umschiffen. Wie auch die Tatsache, dass mir die Vokabeln für "Fehler" bzw. "verwechseln" fehlen und ich so zu meinem Satz da kam.
から deutet afaik immer einen kausalen Zusammenhang an (zumindest, wenn es nicht räumlich/zeitlich als "von" gemeint ist), am ehesten würde ich es mit dem deutschen "denn" oder "weil" vergleichen, nur dass から am Ende steht. Es muss auch nicht immer etwas darauf folgen, im Japanischen ist es üblich, dass Sätze so enden und sich auf einen Satz davor beziehen. In deinem Satz sieht das から auch völlig legitim für mich aus, das wird im Japanischen oft so verwendet.
Statt "ですます" kannst du auch übrigens auch 敬語 schreiben, was für die gesamte Höflichkeitssprache steht, die einem in solchen Büchern ja vornehmlich beigebracht wird.
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Danke dir! (:
Ich habe mich übrigens mal bei der lang-8-Seite angemeldet, die du (?) mal hier gepostet hattest. Ich hoffe, dass mir das etwas zusätzliches Training bringt. Ich werde aber fürchte ich noch etwas brauchen, bis ich die umgangssprachliche Form und Keiko endlich komplett auseinanderhalten kann... Ich rutsche momentan bei jedem Satz vom einen ins andere.![]()
Muss man bei Kanji beides Kun-yomi und On-yomi lernen? Bei dieser Seite hier:
http://www.guidetojapanese.org/learn/complete/kanji
Bei 日 steht nur: On-yomi: ニ
Wenn ich auf 日klicke steht da: On: ニチ
Also wird es jetzt ni oder nichi ausgeprochen?
Lesungen lernst du am besten gar nicht, das ist ziemliche Zeitverschwendung, weil viele Zeichen etliche mögliche Lesungen haben und die du im konkreten Fall auch nicht immer weiß, welche jetzt verwendet wird, wenn du einem Zeichnen in "freier Wildbahn", also als Teil eines Worts verwendet wird. Natürlich gibt's da Regeln und Annäherungen, aber unterm Strich ist es den Zeitaufwand einfach nicht wert.
Lern stattdessen lieber Wörter. Also beispielsweise:
- 日(hi) = Tag
- 日曜日 (nichiyoubi) = Sonntag
- 日本語 (nihongo) = japanische Sprache
- 同日(doujitsu) = am gleichen Tag
Wie du siehst, wird hier in unterschiedlichen Fällen 日 als "hi", "nichi", "bi", "ni" und "jitsu" gelesen. Wenn du die Wörter lernst, wirst du irgendwann gewisse Muster erkennen. Nur die Lesungen zu lernen bringt dir aber wenig, zumal es ohnehin sinnvoll ist, sich so früh wie möglich schon mit der Sprache in der praktischen Anwendung auseinanderzusetzen, nicht bloß in der Theorie.
(Das heißt natürlich nicht, dass man die theoretischen Grundlagen außen vorlassen sollte, die sind gerade für das Tiefenverständnis und zum Erkennen der zugrundeliegenden Regeln wichtig. Im Fall der Lesungen steht der Aufwand aber in keinem Verhältnis zum Nutzen.)
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Geändert von Narcissu (23.03.2016 um 04:31 Uhr)
Danke.
Aber wow... Ich habe das mit den Kanjis unterschätzt. Ich hab so ne Seite gefunden mit den 2500 häufigsten Kanjis.
http://kanjicards.org/kanji-list-by-freq.html
Gleich das erste:
日
meaning: Japan, counter for days, day, sun
Davon gibt es auch nochmal mehrere Wörter
Da hab ich die nächsten Jahre ja noch gut zu tunZitat
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