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Thema: Krisensitzung

  1. #321
    Nachdem Arranges gegangen war, ließ Erynn den Atem in einem einzigen, langen Stoß entweichen und sah sich zum ersten mal wirklich in dem Raum um. Schlafen war eine gute Idee, saubere Kleidung eine fast noch bessere. Ein Bad hätte sie in diesem Augenblick wirklich glücklich gemacht, aber es lag ihr fern, sich beklagen zu wollen. Im stillen dankte sie allen Göttern, die ihr gerade einfielen, und schälte sich mit einem Seufzer der Erleichterung aus Rüstung und den Resten der Klamotten, die sie noch am Leib trug. Tatsächlich hatte sie sich an jeder Menge möglicher und unmöglicher Stellen wundgescheuert und sah aus wie ein räudiger Köter. Nun, wenigstens paßt es dann dazu, wie ich momentan rieche, dachte sie ironisch, tat den Umstand dann aber mit einem Achselzucken ab, hüllte sich in eine knöchellange Chemise, die sie bei den Kleidungsstücken fand und ließ sich dann einfach auf das Lager fallen. Eigentlich war sie todmüde und auch schon gar nicht mehr sicher wie lange es her war, daß sie zum letzten Mal geschlafen hatte. Andererseits war sie gerade viel zu aufgewühlt, um sofort einschlafen konnte. Die Begegnung mit dem Ungeheuer trieb sie um und sie fragte sich, ob andere Novizen ähnlich reagiert haben mochten wie sie, oder ob sie nur deshalb komplett durchgedreht war, weil sie eigentlich nichts mit Nekromantie zu tun hatte.
    Dafür bedeutest du mir zu viel..., kamen ihr Arranges’ Worte wieder in den Kopf. Erynn stellte fest, daß sie davon seltsam berührt war, unter anderem auch, da diese Äußerung zu einem Moment kam, kurz nachdem sie ihn ziemlich dreckig so dermaßen auf die Bretter geschickt hatte. Sicher, er hatte ihr etwas in der Art schon vorher gesagt, aber noch nie mit einer solchen Selbstverständlichkeit we vorhin. Es bekräftigte ihre Einschätzung nicht unerheblich, daß der verrückte Nekromant tatsächlich all den Ärger wert war, den er verursachte.
    Irgendwann schloß sie doch die Augen, verschlief den Rest des Tages und die ganze Nacht, ohne auch nur das geringste von den Vorgängen auf Juranos Anwesen mitzubekommen. Am nächsten Morgen brauchte sie einen Augenblick um sich zu besinnen wo sie überhaupt war und ließ sich noch einmal kurz mit geschlossenen Augen zurücksinken, als es ihr einfiel. In der Höhle des Löwen, richtig... Schließlich aber überwand sie sich, schwang die Beine über die Bettkante, wusch ihr Gesicht und wählte aus den Kleidern, die man für sie bereitgelegt hatte, eine einfache Hose und eine hellgrün gefärbte Tunika aus. Sie konnte kein Anzeichen dafür entdecken, daß Arranges in der Nacht hiergewesen war. Es würde sie auch nicht weiter wundern, wenn er sich tatsächlich die Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.
    Erynn wußte nicht so genau, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gestattet war den aum zu verlassen und auf dem Gelände herumzustromern, und klug wäre es wohl ohnehin nicht gewesen. Nicht, solange dieses Monster frei da draußen rumrannte. Sie seufzte und lenkte sich schließlich damit ab, daß sie begann ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen, während sie darauf wartete daß der Beschwörer zurückkehrte und sie dann vielleicht auch endlich etwas mehr darüber erfahren würde, wie sich die aktuelle Situation überhaupt darstellte.

  2. #322
    Arranges trat hinaus in den kleinen Innenhof des Anwesens. Es war mittlerweile tatsächlich recht dunkel geworden und er sog die kühle Nachtluft ein. Die Schmerzen im Unterleib hatten praktisch nachgelassen, nur beim Laufen pochte der Druck immer wieder kurz mahnend auf, auf dass der Kaiserliche in Zukunft besser auf sein Gehänge achten mochte.

    Er trat durch das niedrige Tor, welches die wuchtige Mauer um das Anwesen herum unterbrach und sah sich zunächst ein wenig in dem Feldlager um. Ohne jede größere Planung standen die Jurten kreuz und quer, teils dicht beieinander, teils verschwenderisch großflächig auf dem sandigen Grund vor dem Haus des Meisters. Der Kaiserliche spürte nichts, was auf die Anwesenheit des Korruptors hingedeutet hätte. Er roch auch nichts. Erleichtert ging er ein paar Schritte durch das Lager. Obwohl man es ihm wohl nicht unbedingt ansehen mochte, hatte er ebenfalls gehörigen Respekt vor dieser Bestie. Er hatte zuvor noch keinen gesehen, wusste nur aus Beschreibungen und dem Erlebnis vor vielen Jahren, zu was diese Kreaturen fähig waren. Aber als das Monster vor ihm aufgetaucht war, sank ihm seine überhebliche Arroganz mit samt Herz in die Hose... von seinem Mut ganz zu schweigen. Ich will gar nicht wissen, wie die Säuberung von Valendwald, Hochfels und Hammerfall ausgesehen haben mochte... aber die Abtrünnigen haben es wohl auch nicht anders verdient... Arranges ging wieder zurück zum Anwesen. Er überlegte, wie er zu dieser Stunde am besten an Informationen kam und vor allem wen er fragen konnte, er wusste ja noch nichteinmal, wer überhaupt alles anwesend war. Dass es nur Schüler waren, die hier ihre Zelte aufgeschlagen hatten, bezweifelte Arranges stark. Irgendwo müssen doch auch Meister unterwegs sein... wenn Jurano schon nicht hier ist, so wenigstens ein anderer der Meister...

    Plötzlich hörte er ein paar gestolperte Schritte hinter sich und wandte sich um. Er hatte bereits mit einem Korruptor gerechnet und sich auf einen hässlichen Anblick vorbereitet. Umso erstaunter war er, als plötzlich Parlovar vor ihm stand. Ein riesiger Altmer, locker zwei Köpfe größer als Arranges, aber vielleicht gerade halb so breit als der Kaiserliche. Die Augen glänzten wässrig. Um den Mund rankte sich ein mehr oder weniger gepflegter, leicht angegrauter Bart. Das Gesicht im Allgemeinen wirkte ein wenig eingefallen und Schmal. Die goldenen Haare waren stramm zu einem kurzen Zopf geflochten und lagen en am Schädel, sodass sie dem Antlitz eine gewisse Strenge verliehen. Parlovar trug lediglich eine einfache Robe. Eine der beiden sehr langgliedrigen Hände hielt den Hals einer Flasche umschlossen. 'Arranges... endlich habe ich euch gefunden...' Es war kaum zu überhören, dass er gut getrunken hatte, aber er sprach noch recht klar und gut verständlich. 'Ich habe gehört, ihr habt mein Anwesen gegen die Abtrünnigen verteidigt und sie besiegt?'
    'Nun... ja, ich tat, wie mir aufgetragen wurde, Meister.' Arranges war zwar überrascht, Parlovar hier anzutreffen, behielt diese jedoch für sich.
    'Ich wusste, dass in euch ein wunderprächtiger Magier steckt... habe ich schon immer gesagt...' Bei den vier Säulen... ich will nicht wissen, wie viel der Alte schon im Kopf hat... 'Hättet ihr wohl etwas dagegen, mir für ein Weilchen Gesellschaft zu leisten? ... Wisst ihr, seit ich von der Säuberung aus Hammerfall hier angekommen bin, habe ich nur noch Novizen und Korruptoren um mich... und Meister Jurano, aber der ist auch mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit irgendwem anderes...' Das wäre eine gute Gelegenheit, unkompliziert an Informationen zu kommen... eine bessere Möglichkeit könnte ich mir kaum wünschen... und so voll wie der ist, wird er garantiert einiges verraten, was ich sonst nicht wüsste...

    Bereitwillig folgte er dem Hochelf zu dessen zelt. Es war eine etwas höhere Jurte, als die der anderen. Arranges beschloss den Meister zunächst einfach reden zu lassen. unter anderem erfuhr der Kaiserliche etwas von den Kämpfen... oder vielmehr den Gemetzeln, welche die Korruptoren veranstaltet hatten. Es war fast ein wenig zu faszinierend, wie Parlovar davon berichtete, dass Botschafter einfach zerquetscht wurden, ohne, dass die Korruptoren ihn einmal berührt hätten oder wie ganze Gruppen Mentoren von einem auf den anderen Augenblick schlicht vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Irgendwann begann Arranges ein paar verschiedene fragen zu stellen. Über die jüngsten Entwicklungen und wo sich in etwa die anderen Feldlager befanden und wo ungefähr die Festung der Abtrünnigen zu finden sei. Hoch in den Jerallbergen, wie er erfuhr...

    'Aber Arranges... ich muss euch noch etwas wichtiges berichten... die Gathering lässt sich keine Chance auf eine absolut machtvolle Führung entgehen... Ihr kennt die Großmeister und ihre Unnahbarkeit selbst... sie wollen euch als Meister haben!' Das war mit Sicherheit eine Information, die der Kaiserliche so nie erfahren hätte. Innerlich zuckte er zusammen, während er äußerlich wie versteinert blieb. 'Aber wartet, das ist noch nicht alles... Eure Schülerin, Novizin Erynn Releth stört bei dieser ganzen Sache. Die Gathering hat sehr wohl bemerkt, dass euer Fortschritt wegen ihr wohl teilweise etwas stockt... ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber sie werden euch testen, Arranges... nicht die gewöhnlichen Dinge, wie das Ritual oder etwas in dieser Richtung... nein, sie werden testen, ob eure Denkweise noch immer die ist, die sie haben wollen um euch als Nachfolger für Meister Jurano einzusetzen...' Arranges wusste nicht, ob er erschrocken, wütend oder unbeschreiblich stolz auf sich sein sollte, da die Gathering nun versuchte, ihn mit unterschwelliger Gewalt zum Meister zu machen... sein verstand beschloss schließlich, dass er wohl wütend sein sollte. Wie können sie es wagen?! Parlovar bemerkte wohl die Gedanken des Mentors, wenngleich Arranges keine Regung gezeigt hatte und schüttelte nur vielsagend den Kopf, bevor er wieder das Wort ergriff: 'Was sie euch auftragen, wird ohne Zweifel grausam in sich sein, aber wenn ihr er geschickt anstellt, könnt ihr euch vielleicht einen Vorteil daraus erschaffen, hört euch an, was die beiden Großmeister, die morgen hier eintreffen sollen, zu sagen haben...' Arranges forschte in den Augen des Meisters. 'Parlovar, ihr wisst, was die Gathering von mir morgen verlangen wird?' Anstatt einer Antwort blickte der Altmer dem Nekromanten jedoch nur in die Augen und nickte nach einer Weile stumm. 'Wäre... es zu viel verlangt, wenn ich euch danach frage?' Fragte der Kaiserliche, sich nur mit sehr viel Willensstärke und Mühe unter Kontrolle haltend. 'Arranges, ich kann euch das nicht sagen...'
    'Wieso nicht?!' Fragte er jetzt sichtlich gereizt. 'Arranges,' der typische Blick eines Stockbesoffenen hatte sich plötzlich verändert. Die Augen waren auf einmal nicht mehr halb geschlossen, der Glanz war einem aufmerksamen Blitzen gewichen, 'versucht mich nicht Mentor!'
    'Verdammter Bastard! Sagt mir, was die Großmeister von mir wollen!' Arranges war mit einem Mal aufgesprungen und hechtete über den kleinen Tisch zwischen ihnen auf den Meister zu. Er erreichte Parlovar nichteinmal. Blitzschnell war auch Parlovar aufgesprungen und hielt den Kaiserlichen nun mit einem Telekinesezauber vor sich in der Luft. 'Jetzt hört mir mal gut zu... Mentor. Die Großmeister mögen über ihren Pflichten der gesamten Bruderschaft gegenüber vielleicht ein wenig blind fürs Detail sein, aber die Meister sind es nicht!' Seine Stimme war nun glasklar, kein Laller war mehr zu hören. Verflucht! 'Sowohl Meister Jurano, als auch mir ist aufgefallen, dass ihr ein komplett anderes Verhältnis zu Erynn habt, als ihr es uns allen glauben machen wollt... keine Sorge, die Schwindelei, die ihr uns allen da aufgetischt habt, wird unter uns vieren bleiben... wir waren alle einmal Mentor... auch kenne ich den wahren Grund für die Verweigerung Meisterin Maries den Kampfhandlungen gegenüber... es ist nicht etwa ihre Trauer über den Verlust von Torrah de Llevria, die ihr so wunderbar filettiert habt... ich könnte euch allein für die Beleidigung eines Meisters auf der Stelle töten... aber die Aussicht auf eine solche nachfolge für Jurano will ich nicht zerstören... Ihr werdet selbst damit fertig werden müssen, was die Großmeister euch morgen zu sagen haben... immerhin könnt ihr euch jetzt ein wenig darauf vorbereiten, dass ihr aus dieser Sache noch längst nicht wieder heraus seid.' Dann löste der Meister den Zauber auf und Arranges landete unsanft auf dem Boden. 'Und jetzt, aus meinen Augen, Mentor!' Lallte der Hochelf wieder und ließ sich in den hölzernen Stuhl zurückfallen. Arranges beeilte sich, das zelt nach einer kurzen Verbeugung zu verlassen.

    Die Nacht verbrachte er auf dem Feld vor dem Lager. Im Wesentlichen saß er dort, mitten auf der Ebene, blickte in den Himmel und dachte über das Gespräch nach. Seine Ansichten über die Gathering hatten einen argen Knacks bekommen. Zumindest funktionierten die Meister wohl doch komplett anders, als er bis jetzt geglaubt hatte, zu wissen. Vielleicht erklärte genau diese Tatsache das so unterschiedliche Bild, das die Meister in ihrer Person boten. So ganz anders, als die auf Einheit und Norm getrimmte Gathering, die Großmeister? Möglicherweise war auch das der Grund dafür, dass sich plötzlich einige der Meister abwandten... Er konnte es nicht sagen. Das Zweite, was ihn ebenfalls noch einige Stunden beschäftigte, war die erwähnte Prüfung. Was konnten die Großmeister jetzt wieder von ihm verlangen, er hatte bereits alle Methoden zur Verstandsverstümmelungen kennengelernt...

    Es dämmerte bereits, als Arranges sich mit schwerem Kopf und einem unterschwelligen Grollen in der Magengrube erhob und zum Anwesen zurückkehrte.

    Mit einem Blick, der jedem zu verstehen gab, dass es wohl besser wäre, den Kaiserlichen jetzt nicht anzusprechen, ging er durch das Lager, in dem sich langsam das normale Treiben regte. Das Haus Juranos erreichend, ging er nach oben, riss die Tür ruckartig auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. Erynn ignorierte er einfach, während er seine Rüstung ablegte und sich eine neue Tunika, dunkelblau und eine neue Hose, grauschwarz, anzog, die Rüstung wieder anzog und dann nur eine Weile auf die Dunmer blickte, die von ihrer Arbeit aufgesehen hatte. Sich ohne ein Wort abwendend, griff er wieder in den Schrank und förderte einen grauen Umhang hervor, den er sich um die Schultern warf. Im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet. Arranges drehte sich herum um sehen zu können, wer sich ohne anzuklopfen Zutritt verschaffte. Ein rotbrauner, sehr ausladender, aber dabei recht elegant wirkender Irokese schob sie durch die halb geöffnete Tür herein. Dem für die Dunmer hier so typischen Haarschnitt folgte ein schmales, aber fein geschnittenes Gesicht. Schließlich trat Meister Jurano, in einer vollen Glasrüstung nach dem Stil des Landes, in den Raum. 'Ah... du bist bereits auf den Füßen, Arranges, sehr gut... und das ist... Novizin Erynn nehme ich an?' Seine Stimme war in etwa so tief wie die von Arranges, allerdings bei weitem nicht so geschmeidig rau. Etwas kratziges schwang in ihrem Klang mit. Mit den komplett roten Augen fixierte er die Elfe, welche sich jetzt etwas unsicher erhob. 'Wie ich sehe, hat mein schreiben dich gestern noch erreicht, Arranges.' Bemerkte Jurano mit einem kurzen Blick auf das Tuch um Erynn Hals. 'Nun ja. Ich hätte zwar nicht erwartet, dass es funktioniert, aber sie steht jedenfalls noch, also wird es wohl gewirkt haben.'
    'Gut gut...' Murmelte Jurano. 'Du weisst es wohl schon, dass heute zwei der Großmeister hier ankommen sollen, sie werden mit uns...' Wieder ging die Tür auf. Leicht geduckt trat Yuphaistos in das Zimmer. 'Meister Jurano, die Großmeister sind so eben angekommen...'
    'Wunderbar...' Meinte Jurano und wandte sich wieder Arranges zu, während Yuphaistos den Raum wieder verließ. 'Hast du etwas dagegen, Novizin Erynn Releth zu dieser Unterredung mitzunehmen?'
    'Nein,' er blickte zu Erynn,'los, bewegt euch!' Sagte er etwas rauer, als beabsichtigt.

    Im Erdgeschoss angekommen, saßen die Großmeister bereits auf zwei hohen Stühlen. Yuphaistos stand - jetzt wieder verhüllt - schweigend daneben. Es waren der Sprecher und eine Argonierin. Arranges und Erynn blieben in angemessenem Abstand stehen, während sich Jurano etwas abseits auf einen einfachen Stuhl setzte.

    'Wie es scheint, habt ihr alle gefahren Oblivions überlebt?' Begann der Sprecher ohne größere Begrüßung. Arranges verbeugte sich knapp. 'Ja, wie mir aufgetragen wurde, habe ich die drei Sigelsteine besorgt.'
    'Bitte...' Mit ausgestreckter Hand wartete der Sprecher, bis ihm Arranges das kleine Säckchen übergeben hatte, warf einen prüfenden Blick hinein und ließ sie dann in einer Falte seiner Robe verschwinden. 'Gut, das wäre das Eine. Allerdings gibt es jetzt noch etwas, das wir euch mitteilen müssen, Mentor Arranges. Die Gathering hat sich bis hierhin eine große Strategie überlegt. Den Sturm auf die Festung werden wir wir als Vertretung aller Großmeister leiten... wir werden dafür sorgen, dass die drei abtrünnigen Meister durch die Siegelsteine zerstört werden. Ihr Arranges, werdet unsere Kräfte auf dem Feld koordinieren...'
    'Was?!'
    'Bitte... lasst mich zunächst erklären... Ihr werdet die Strategie entwerfen, nach der Unsere Verbände die Festung stürmen werden, wir wissen, dass ihr das könnt, das Anwesen von meister Parlovar befindet sich mittlerweile wieder im Aufbau... ohne euch gäbe es an dieser Stelle jetzt nur mehr verbrannte Erde... jetzt noch eine Wichtige Information: Eure Schülerin, Erynn, wurde von usn dazu bestimmt, im Verborgenen vor dem Kampf, in die Festung einzudringen und jedem der drei Meister jeweils einen der Siegelsteine anzuhängen... das ist wichtig, denn nur so können wir sie mit Hilfe der Steine vernichten... es gäbe sicherlich noch andere Möglichkeiten, aber diese erschien uns in Anbetracht des Aufwands als die sinnvollste... Optimal wäre es natürlich, wenn sich eure Schülerin bereits wieder draussen, vor der Festung befindet, wenn wir den Zauber weben...' Arranges Gesicht hatte sich versteinert. Das also war der Test... Erynns Leben würde dort auf dem Schlachtfeld in seiner Hand liegen und er konnte nichteinmal direkt eingreifen, wenn es brenzlig werden würde. 'Das ist-'
    'Was?'
    'Das ist Wahnsinn, das kann die Gathering nicht von mir verlangen!'
    'Welchen Grund hätten wir es nicht zu tun?'
    'Ich setze das Leben meiner Schülerin aufs Spiel, verdammt nochmal!'
    'Das habt ihr doch schon öfter... nicht zuletzt, als ihr sie erst gezwungen habt, für euch den Spürhund zu spielen, nur, damit ihr Torrah abnehmen konntet, was ursprünglich nichteinmal euch gehörte...'
    'Aber...' Plötzlich begriff Arranges, wo dieses Gespärch hinführen würde und ruderte direkt wieder zurück. 'Gut, ich werde mich sogleich an die Planung machen...'
    'Ihr habt 4 Tage.'
    Arranges wandte sich um und verschwand nach oben ohne nochmals ein Wort zu verlieren.

    Im Laufe des Vormittags ließ sich der Magier Listen und Aufzeichnungen bringen, stapelweise Papier, federn und Tinte. Bis zum Abend sah das Zimmer einer Studierstube sehr ähnlich, nur, dass es wesentlich größer und komfortabler eingerichtet war. Arranges hatte seit dem Morgen kein Wort mehr mit Erynn gewechselt. Mit beständig wütendem Ausdruck auf dem Gesicht hing er über den Listen und machte sich gelegentliche Notizen zu den Aufzeichnungen...

  3. #323
    Es war ihr, als griffe eine grabeskalte Hand nach ihrem Herzen, als der Großmeister eröffnete, welche Aufgabe ihr in diesem entscheidenden Angriff auf die Verräter zugedacht worden war. Eigentlich hatte sie vielmehr erwartet, daß sowohl sie als auch Arranges mit Abliefern der Siegelsteine raus aus dieser Sache wären, anstatt noch viel tiefer drin als zuvor. Dann jedoch wurde sie sehr ruhig, als ihr klar wurde, daß sie diesem Test nicht würde entgehen können. Die Frage ist nur... wen wollt ihr testen? Nicht mich, glaube ich, denn dann hättet ihr mir etwas anderes zu tun gegeben...
    Es war spätestens dieser Moment, ab dem sich Erynn keine Illusionen mehr darüber machte, daß an der Gathering nichts, aber auch gar nichts Gutes mehr zu finden war. Diese Bruderschaft war abgrundtief böse. Vielleicht fand man einen Keim von Idealismus, so fehlgeleitet er auch sein mochte, noch bei einigen Novizen. Bei Robrak zum Beispiel war sie sich dessen ziemlich sicher. Aber die waren alle auch noch nicht durch dieses seltsame Ritual gegangen. Vielleicht hatte auch Meisterin Marie sich so etwas wie einen Funken Menschlichkeit bewahrt, einfach dadurch, daß sie diesen zumeist so tief in sich versteckte, daß es niemand sehen konnte. Aber in den Herzen derer, die zum Großmeister aufstiegen, konnte nichts mehr sein, das nicht finster und verdammenswert war.
    Nein, hier ging es nicht darum, sie zu testen. Das ganze Unternehmen war zu waghalsig, die Siegelsteine zu wertvoll, um eine Novizin damit loszuschicken, die nicht einmal seit drei Monden dabei war. Ihr Tod in dieser Festung war einkalkuliert, wahrscheinlich sogar gewünscht. Sie war nur das Werkzeug – die Kette, an welcher die Großmeister Arranges auf den Pfad zerrten, der ihnen vorschwebte.
    Es war auch der Moment, in dem die Ehrfurcht, den die Elfin bisher noch für den Rat gehegt hatte, wenngleich sie seine Ziele nicht teilte, in grenzenlose Verachtung umschlug. Die Gathering, und die Großmeister die dahinter standen, mochten furchteinflößend sein in ihrer unglaublichen Macht, aber mit dieser Macht ging keine Weisheit einher – sie waren verkrümmt in den Absolutheitsanspruch ihrer Dogmen, unbeweglich, starr... lebensfeindlich, als wollten sie aus ihren Anhängern selbst lebende Tote machen, noch bevor diese gestorben waren... zu welchem Nutzen, das blieb ihr verborgen. Vielleicht aus der puren, boshaften Freude daran, das zu verstümmeln, zu pervertieren und in eine Form zu zwingen, was frei und schön sollte wachsen dürfen... sei es, daß sie den einen die Körper zerbrachen um daraus eine Monströsität wie die Botschafter wieder aufzubauen, oder aber den anderen den Geist und dabei all die Empfindungen wegzuschneiden versuchten, die ein Leben freudvoll und lebenswert machten. Und Arranges... wie paßt du in diese ganze Sache? Geben sie dir etwa die Macht und die Kontrolle, nach der dich so sehr verlangt? Oder geben sie dir mit ihren geheimen Lehren nur eine Droge, die dich glauben macht du könntest irgendetwas entscheiden, während sie dich damit längst gefügig gemacht haben?

    Sie würde in diese Festung gehen, so viel war sicher. Wie auch immer sie es anstellen sollte, den abtrünnigen Meistern die Steine unterzujubeln, sie konnte sich nicht weigern. Nachdem sie diesen ersten Schrecken und die Erkenntnis, daß sie einmal mehr nicht frei handeln konnte, wenngleich es diesesmal nicht ihr Körper war, der in irgendwelche Bande geschlagen war, verwunden hatte, nahm ihr Gesicht einen kalten Ausdruck an. Es spiegelte die Empfindung wieder, die sich durch ihr Inneres fraß: Die Gathering mochte sie zu Dingen benutzen können, die sie nicht wollte. Sie mochten über ihren Leib verfügen können, um den Willen ihres Weggefährten und Freundes zu brechen. Aber das war alles, was sie von ihr bekommen würden. Ob sie lebte oder starb, wenn sie in diese Ruine ging, sie würde sich von der vordergründigen Macht nicht blenden lassen. Die erbärmlichen alten Männer, die den Hohen Rat bildeten, sah sie dahinter deutlich genug. Und die waren eigentlich nicht einmal die Mühe wert, daß man sie verachtete.


    Erynn verließ Arranges’ Kammer, nachdem sie den Magier eine Zeitlang stumm aus den Augenwinkeln betrachtet hatte, wie er über Pläne und Papiere gebeugt dasaß. Etwas war in sein Gesicht zurückgekehrt, das sie dort seit längerer Zeit schon nicht mehr gesehen hatte. Eine Wut, die kein Ziel fand, die in letzter Konsequenz hilflos war. Daß er nicht mit ihr sprechen wollte, wunderte sie nicht. Die Gathering hatte ihn fest in ihren Klauen, und war der Griff in den letzten Monden, während sie nach den Siegelsteinen gesucht hatten, nur ganz leicht spürbar gewesen, so packte sie jetzt umso unnachgiebiger zu. Erynn stellte fest, daß sie diesen Anblick nur schwer ertragen konnte, nahm Ausrüstung und Werkzeug an sich und verzog sich ins Freie. An einer Wand des Langhauses, von wo aus sie das Treiben im Lager überblicken konnte, ließ sie sich in den Schneidersitz sinken und widmete sich Waffen und Rüstung, besserte schadhafte Stellen aus und kontrollierte jeden noch so kleinen Winkel auf Schmutz und Ermüdungserscheinungen. Einmal hielt sie in ihrer Tätigkeit inne und horchte in sich hinein, stellte überrascht fest, daß sie... ja, gar nichts fühlte. Keine Furcht, keine Nervosität, keine Hoffnung und keine Verzweiflung. Nur die Entschlossenheit, sich keine Blöße zu geben vor irgendwelchen Gestalten, die sich in ihrer Vermessenheit selbst als Dreh- und Angelpunkt des Nirnrunds betrachteten.
    Es wurde Abend, bis sie schließlich zufrieden war. Der Himmel über der Ebene färbte sich langsam rot. Es war ein wunderbares Schauspiel, wirkte hier irgendwie anders als in Cyrodiil – so, wie vieles hier anders wirkte. Wilder, ungezähmter, zeitlos. Morrowind war, wie sie dem kleinen Ausschnitt nach erfassen konnte, den sie davon bisher gesehen hatte, ein Land, in das eigentlich keine Menschen gehörten, das so sehr zu seinen langlebigen Bewohnern paßte und sie zu ihm, daß sie sich unwillkürlich und zum ersten Mal in ihrem Leben fragte ob es nicht doch klüger von ihren Eltern gewesen wäre, einfach dortzubleiben.
    Ein wenig steif erhob sich die Kriegerin und wischte den Gedanken beiseite. Was wußte sie schon von Morrowind? Sie fand Arranges nahezu unverändert in Zeichnungen und Gekrakel versunken, ebenso hatte seine Miene sich kaum verändert, war, wenn das überhaupt möglich war, nur noch finsterer geworden. Es würde vollkommen gleichgültig sein, was sie jetzt sagte, er würde es nicht gut aufnehmen – also entschied sie sich dafür, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: „Wenn du irgendwelche Informationen über diese Festung gefunden hast, ist es jetzt Zeit, sie mir weiterzuleiten. Wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben soll, muß ich so viel darüber wissen wie möglich.“
    Geändert von Glannaragh (26.05.2011 um 23:17 Uhr)

  4. #324
    Arranges saß den ganzen restlichen Tag bis zum Abend über den Papieren. Sie enthielten Informationen über die genaue Zahl der Botschafter, der Meister, der Novizen und der Korruptoren. Das Gelände um die Festung war beschrieben und zumindest die äußeren, sichtbaren Wehranlagen selbiger. Der Kaiserliche hatte mehrere Strategien entworfen, aber keine davon war damit zu vereinbaren, die Dunmer irgendwie in die Festung zu bekommen und wieder heraus, ohne, dass er eine genug hohe Wahrscheinlichkeit hatte, dass ihr nichts geschehen würde und genau das ärgerte ihn... er war weder Stratege, noch Feldherr, warum wurde ihm diese Aufgabe der Truppenkoordinierung zugeteilt, was sollte dieser Schwachsinn?
    Er blickte mit zorniger Miene auf, als Erynn eintrat und ihn unversehens ansprach. Du wirst da schön draussen bleiben... nur über meine Leiche wird sie einen Fuß in diese Festung setzen... Er schüttelte kurz den Kopf. 'Diese Informationen sind völlig irrelevant für dich...' Sagte er nur und widmete sich dann wieder den Papierstapeln vor sich, ohne eine Antwort abzuwarten.

    Erynn gab sich nicht die geringste Mühe, den abgrundtiefen Seufzer zu unterdrücken, der sich ihrer Kehle entrang. Das hier würde also länger dauern, und jetzt gerade hatte sie überhaupt keine Geduld für sowas. "Natürlich sind diese Dinge relevant. Schließlich soll ich da rein, falls es dir entfallen ist. Wer hat dich eigentlich zum Strategen gemacht?" Die Elfin atmete einmal tief durch. Sie konnte die meisten seiner Launen ertragen, wenn er jetzt allerdings anfing, taktische Informationen zurückzuhalten, war der Ofen aus. Zumal Erynn sich vollkommen sicher war, daß sie selbst mehr darüber wußte als der Beschwörer. Mit erzwungener Ruhe fuhr sie fort: "Arranges... wir haben wirklich nicht viel Zeit für die Vorbereitungen, also laß diese Spielchen. Das hier ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür!"

    Spätestens an der Stelle, als sie ihn fragte, wer ihn denn zum General erklärt hätte, platzte ihm innerlicht der Kragen, was nach außen hin allerdings nur an einer schnell sehr dick werdenden Pulsader an Schläfe und Hals zu sehen war. Mit einem Ruck stand Arranges auf und wandte sich Erynn zu. 'Ich weiss auch nicht, aus welcher Höhe man auf den Kopf gefallen sein muss um mir diese völlig bescheuerte Aufgabe anzuhängen... Und hör auf mir in meine Vorbereitungen zu reden, ich habe vier Tage... in denen ICH den Spaß planen soll...!'

    ...und damit bist du offensichtlich komplett überfordert! Erynn ließ ihre Ausrüstung fallen, lehnte sich an die geschlossene Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. Arranges schien gar nicht zu bemerken, daß er auf dem besten Wege war, die ganze Aktion mitten in die Scheiße zu reiten. "Na, das kann ja heiter werden. Wie willst du denn vorgehen? So, wie sonst auch? Einfach planlos voranstürmen, alle Reserven raushauen und schauen, was passiert? Klingt großartig, wirklich... Achja, Absprachen dürfte es dann ja auch keine größeren geben, weil der feine Herr Magier nämlich nicht die geringste Ahnung hat, wie man in der Gruppe kämpft! Vielleicht solltest du einfach eine Horde Hühner vor der Festung freilassen, die dürften nur unwesentlich weniger sinnlos durcheinanderrennen als irgendwelche Truppen, und wir sparen Material dabei..."

    'Nur weil ich niemanden brauche, der meinen Arsch ständig aus der Scheisse zieht... ich muss normalerweise nicht in der Gruppe kämpfen können, aber das ist dir als unfähiges Weib, das du bist, natürlich zu hoch, versteh ich schon... deswegen wirst du die Schlacht auch von irgendwo aus sicherer Entfernung mitansehen... so weit weg, dass du mit deinem unqualifizierten Gesülze keine Dummheiten selbst anstellst und niemanden dazu anregst... Davon mal abgesehen wären Hühner, die am Wall picken, vermutlich sogar brauchbarer, als das Rumgehampel auf den Zinnen von dir!' Arranges hielt sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle. 'Und ja, ich gehe mit dem Kopf durch die Wand... wozu habe ich wohl Korruptoren und Meister auf meiner Seite? Die Festung wird schlicht zerstört werden, dann können sich die Abtrünnigen auch nicht mehr hinter den Mauern verstecken... und du kannst keinen Blödsinn fabrizieren...'

    "Von allen arroganten, bocksköpfigen und weltfremden Magiern bist du mit Sicherheit der Schlimmste! Ich bräuchte niemanden, der meinen Hals aus der Schlinge zieht, wenn du diesen Zustand nicht mit schöner Regelmäßigkeit herbeiführen würdest! Korruptoren und Meister also, ja? Sehr gut, wie ich sehe, bist du mit deinen Planungen schon viel weiter vorangekommen als ich dir zugetraut hätte. Ich habe eine Frage: Wenn es der ultimative Schlüssel zum Erfolg ist, Korruptoren und Meister in die vorderste Schlachtreihe zu stellen um was nochmal genau zu tun, warum sind wir dann die letzten Monde hinter diesen Siegelsteinen hergerannt? Willst du vielleicht einen Korruptor losschicken, der die Dinger einfach am Festungstor abgibt? Mit persönlicher Widmung und ner Schleife drumrum? Verdammt noch mal, willst du wohl endlich zur Vernunft kommen!?"

    Der Kaiserliche verzog keine Miene. 'Die Siegelsteine müssen in die Nähe der Meister... sobald die Mauern der Festung das Niveau des Erdbodens haben, werden drei Staffelläufer im allgemeinen Getümmel dafür sorgen, dass die Siegelsteine die Meister erreichen... du siehst also, dass deine Aufgabe völlig hinfällig ist... denn das, was man dir zugedacht hatte... ist in meinen Augen unvernünftig...'

    Erynn hielt inne. "Natürlich ist es unvernünftig. Mehr noch, es ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Aber damit kommst du nicht durch. Du hast den Großmeister gehört... und wenn ich schon keine andere Wahl habe, als in dieses Gemäuer zu gehen, dann muß ich nunmal so viel wie möglich wissen, wenn ich da lebend wieder rauskommen will. Ich hab nämlich keine Lust, dem Rat den Gefallen zu tun und einfach still und leise zu verrecken... glaub ja nicht ich hätte nicht bemerkt, daß die mich abgeschrieben haben! Also nochmal: Ich brauche die Pläne dieser Festung, ein ungefähres Zeitfenster, die Information, wie nah die Steine an den Abtrünnigen dran sein müssen und vermutlich noch einige Dinge mehr, sobald ich genauer darüber nachgedacht habe..."

    Arranges schüttelte entschieden den Kopf. 'Nein! ... Du wirst keinen Fuß in diese Festung setzen... du wirst dich nichtmal auf dem Schlachtfeld aufhalten, das kannst du vergessen... und ob ich damit durchkomme oder nicht, lass mal meine Sache sein... Mein Schlachtplan, meine Regeln!' Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch, fest entschlossen, Erynn einfach zu ignorieren, sollte sie nochmals etwas sagen...

    Die Kriegerin stieß sich von der Tür ab, durchmaß den Raum mit drei langen Schritten und beugte sich dann zu dem Beschwörer herunter, die Hände auf die Schreibtischplatte gestützt. "Ich würde dir gerne glauben, Magier... aber glaubst du wirklich, du könntest in dieser Sache eine freie Entscheidung treffen? Wir ahnen beide, daß die Großmeister mit dieser irrwitzigen Aktion noch andere Ziele verfolgen als nur die Vernichtung der Abtrünnigen. Ich will nicht in diese Festung, wirklich nicht. Aber, zum gefühlt hundertsten Mal: Mir wird nichts anderes übrig bleiben, und ich will zumindest nicht unvorbereitet sein!"

    Arranges seufzte. Wieso musste das ständig derart kompliziert sein? Er hatte noch nichteinmal den Hauch einer Ahnung, was man von ihm hier eigentlich erwartete. Er ist und war nie ein Stratege... Langsam hob er den Kopf und blickte Erynn in die Augen. Neben der Wut schimmerte irgendwo im hintersten Winkel seiner Augen ein Hauch von Zweifel. 'Warum zwingst du mich nun, mich nach den Großmeistern zu richten? Ich habe das 5 lange Jahre nicht getan und jetzt werde ich von jemandem, der nichteinmal Mitglied der Gathering ist, dazu aufgefordert... Nochmal: Ich entscheide, wie dieses Gemetzel ablaufen wird...' Auch wenn ich tatsächlich noch nichteinmal weiss, wie ich genau vorgehen sollte...

    "Nun, für den Moment bin ich das sehr wohl, und noch ist nicht raus, ob sich das jemals wieder ändert, vergiß das nicht", konnte sich Erynn einen deutlichen Seitenhieb nicht verkneifen. Je genauer sie diese Bruderschaft kennenlernte, umso weniger glaubte sie daran, daß es Arranges gelingen würde, sie da wieder rauszupauken. "Abgesehen davon: Ich zwinge dich zu gar nichts. Was die Großmeister betrifft, so hörte sich das heute Vormittag etwas anders an - und ich sehe nicht ein unvorbereitet in mein Verderben zu rennen, nur weil du die Realität nicht sehen willst. Wenn die Meister darauf bestehen, können sie dich zwingen. Das weißt du, das weiß ich. Wenn es tatsächlich eine Alternative geben sollte, bin ich nur zu gern bereit sie anzunehmen, aber bis dahin muß ich davon ausgehen, daß ich genaueste Kenntnisse über diese götterverfluchte Festung brauche!" ...und wie diese Schlacht laufen wird, entscheidet das Kriegsglück, nicht du. Dir fehlt die Erfahrung und das Wissen dafür...

    Arranges fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. 'Nichts liegt mir ferner, aber... na schön...' Er hörte sich alles andere als begeistert an. Arranges zog einen Stapel der Blätter zu sich her. Blätterte grob bis zur Mitte und verweilte mit den Augen kurz auf dem jetzt aufgeschlagenen Bogen, bevor er ihn zusammen mit einigen anderen herauszog und vor sich auf den Tisch legte. 'Das hier beschreibt die Außenanlagen der Burg... sie befindet sich tief in den Jerallbergen und ist auf einer massiven Felsnase errichtet worden. Das Feld vor der Burg ist in etwa 200 Schritte lang, 100 breit und umfasst die Burg etwa in östlicher Richtung... im Rücken der Wehranlage thront ein Zwillingsgipfel... es wird vermutet, dass sich die Anlage dort in den zerklüfteten Spalt zwischen den beiden Gipfeln hinaufzieht, aber Beweise dafür gibt es nicht... anscheinend wurde wohl keiner der vier Spione wieder gesehen, die sich ins Innere der Festung gewagt hatten... Die Festung selbst ist eine alte Akavirifestung, du kennst diese Turmburgen... das Kloster in Colovia war ebenfalls eine solche...' Als die Dunmer nach den Plänen und Beschreibungen greifen wollte, legte Arranges jedoch entschieden die Hand darauf. 'Erynn... eins solltest du aber noch wissen. Wenn du dort drin stirbst, werde ich höchst persönlich deine Leiche wieder zum Leben erwecken und dich noch viel schlimmere Dinge durchleben lassen, als dir nur üble Beleidigungen und Lastzauber an den Kopf zu werfen...' Dann nahm er die Hand weg und gab die Pläne frei...

    Die Kriegerin griff nach den Pergamenten, bevor Arranges es sich noch einmal anders überlegen konnte. "Du sprichst da einen interessanten Punkt an", sagte sie langsam, während sie die Pläne bedächtig zusammenrollte. "Du hast mir in Valenwald zwei Phiolen mit starkem Gift gegeben, erinnerst du dich? Ich will, daß du mir noch einmal mindestens zwei davon besorgst. Eine davon, falls ich kämpfen muß, die andere für mich selbst, wenn die Dinge schieflaufen sollten." Sie sah auf, die roten Augen wirkten abgeklärt, als sie damit den Blick ihres Freundes festhielt. "Es ist gut möglich, daß ich den Abtrünnigen in die Hände falle. Wenn das geschieht, dann will ich, daß mein Leib schon längst nichts mehr spürt und meine Seele weit fort und unerreichbar für die Verräter ist."

    Innerlich zuckte er bei ihrer Bitte zusammen und sein Magen krampfte bei der bewussten Vorstellung, dass er sie nun tatsächlich in die Pläne direkt miteinbinden würde müssen und somit nuneinmal das Risiko bestand, dass sie sterben könnte. Andererseits wäre ein derartiger Verlust nur noch schlimmer, wenn ich mit der Gewissheit leben müsste, dass die Abtrünnigen ihren Leib in die Finger bekämen... Erst nach einer Weile antwortete er ihr: 'Gut... ich werde Jurano fragen... keine Sorge, ich kenne ihn und er wird nicht groß nachhaken, wozu ich das Gift bräuchte... das Gift, welches mir vorschwebt wird ein sehr starkes sein, zwei oder drei Tropfen werden voll und ganz reichen, um dich zu töten und deinen Körper zerfallen zu lassen... Achja und noch etwas. Ich bin für deine Ausrüstung zuständig... ferner solltest du vor uns bei der Festung sein und sie infiltrieren.' Er bemerkte ihren skeptischen Blick. 'Du kennst noch die Rolle der Windform? In dem Stapel, den du da in Hände hältst müsste irgendwo auch eine relativ genaue Karte mit dem Weg, der zur Festung durch die Berge führt, sein... Weiters werde ich deine Rüstung zusammenstellen,' er hob abwehrend die Hände, 'keine Sorge, du darfst deine Lederrüstung behalten... ein Kettenhemd würde deine Figur nur unzureichend betonen...' Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er wieder ernst wurde. 'Bis morgen wird für dich ein Amulett mit dauerhaftem Schildzauber, eine Schriftrolle mit langanhaltender Lebenserkennung, mehrere Heiltränke und Werkzeug um Schlösser zu knacken, bereitliegen... die... Windwandlerrolle dürfte dir von ihrer Wirkung her bekannt sein, du schätzt am besten selbst ein, wann du losgehen musst... Deine Ankunft sollte am besten einen halben Tag vor der unsrigen liegen, ich weiss nicht genau, wie lange unser Tross braucht, aber ich schätze 4 Tage werden es allemal sein...'

    Erynn lächelte warm und nickte, sagte aber nichts mehr. Alle Worte, die wichtig waren, waren gesprochen. Dann vertiefte sie sich in die Pläne, ging mehrere Möglichkeiten durch, verwarf sie wieder, beriet sich hin und wieder mit Arranges, aber im Großen und Ganzen waren beide zu sehr mit ihren eigenen Vorbereitungen beschäftigt, um sich in den folgenden Tagen viel zu Gesicht zu bekommen. Wie konnte es nur so weit kommen? sollte die Dunmer sich in dieser Zeit häufiger fragen. Ich, Erynn Releth, helfe einer Bruderschaft von Nekromanten, ihre Schlachten zu schlagen. Schon wieder...

    Arranges hatte sich mehrere Nächte um die Ohren geschlagen und war entsprechend gelaunt, als sie am vierten Tag aufbrachen. Inzwischen hatte auch jeder der Schüler eines dieser Halsbänder, die auf ihre seltsame Art und Weise die Korruptoren daran hinderten, sie anzugreifen. Der Trupp aus überwiegend Novizen, einigen Botschaftern und drei Meistern - die Großmeister reisten gesondert und unsichtbar - machte sich nach Norden auf den Weg. Während der Tage, die sie unterwegs waren, zählte Arranges locker zehn Korruptoren, die sich in unregelmäßigen Abständen zeigten und um den Trupp kreisten, wie Bienen um einen Honigtopf. Einige davon wirkten wie ganz normale Männer, einer davon sogar noch recht jung. Das Einzige, was sie alle zusammen von anderen Kreaturen oder Untoten unterschied war der leere Blick... Der Abschied zwischen Arranges und Erynn am dritten Tag nach dem Aufbruch, ging kurz und ohne große Worte oder Gesten von statten. Erynn zog ihn lediglich in eine kurze, aber kräftige Umarmung, die er nach einigen Herzschlägen erwiderte, dann war die Dunmer auch schon verschwunden.
    Der Trupp setzte seinen Weg fort und nach zwei weiteren Tagen, die sie regelrecht durchgehetzt waren, standen sie mitten auf einem mehr oder weniger steilen Hang, der weiter oben in die breite Felsterasse überging, auf welcher die Festung stand. Das Gelände war jedoch nicht so extrem, wie Arranges gedacht hatte, sie konnten von unten sehrwohl die Festungsmauern sehen und waren sich darüber im klaren, dass für die kurze Zeit, die zwischen jetzt und dem Beginn der Schlacht lag, sich Abtrünnige und Gathering Auge in Auge gegenüberstanden. Die Festung befand sich nicht ganz direkt nördlich von Bruma mitten im Jerallmassiv.
    Sie waren am frühen Morgen angekommen und die Dämmerung hatte gerade eingesetzt. Es war bitter kalt, der Himmel war verdeckt und um sie herum waren die anderen Gipfel lediglich als weiße Umrisse zu erkennen. Wenigstens ist es windstill und es schneit nicht...
    Die Sonne tauchte gerade über den Bergen im Osten auf, als Arranges damit begann, seine Schlachtenpläne umzusetzen. Botschafter und Novizen nahmen Aufstellung, bereiteten Zauber vor, während sich die Korruptoren und die drei Meister im Hintergrund hielten. Die Großmeister, so hatte Arranges noch erfahren, würden wohl irgendwie spüren, wenn alle drei abtrünnige Meister mit den Sigelsteinen bestückt sein würden und dann ihren Zauber beginnen...
    Ein einzelner Staffelläufer überquerte jetzt zögernd die Fläche der Felsterasse zwischen den Reihen der Gathering und den Festungsmauern. Der vereiste Schnee knirschte unter den Stiefeln, während der weiße Wimpel, den der Rothwardon an einer armlangen Stange, gut sichtbar, vor sich hertrug und misstrauisch zu den Zinnen aufblickte...

  5. #325
    Erynn kehrte dem Troß den Rücken und lief mit dem Wind um die Wette, ohne müde zu werden, immer nach Nordwesten auf die Festung ihrer Feinde zu. Nachdem sie erst einmal unterwegs war, fand nichts anderes mehr Platz in ihren Gedanken als die feste Entschlossenheit, die Siegelsteine an den richtigen Ort zu bringen und den Abtrünnigen heimzuzahlen, was sie ihr und Arranges angetan hatten. Wenn sie sich dafür dem Willen der Gathering fügen und so Molag Bal mit Peryite austreiben mußte, dann war es eben so.
    Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, als sie schließlich feststellte, daß sie sich ihrem Ziel näherte. Die Vegetation nahm ab, bis sich bald nur noch vereinzelte, holzige Pflanzen und ein paar krüppelige Büsche zwischen Felsen und Geröll trotzig den schwachen Strahlen der Sonne entgegenreckten. Es war kalt hier oben. Grausam bitterkalt, wie die Elfin selbst durch den Zauber spürte, der sie mit pfeilschneller Geschwindigkeit vorantrug. Schnee und Eis glitzerten auf Steinen und den Nadeln der sturen Gewächse, sammelten sich in kleinen Mulden oder bildeten bizarre, überweltlich filigran erscheinende Strukturen an Überhängen und an den Ufern schnellfließender Bergbäche. Dann sah sie die Festung. Schwer wie die Ewigkeit und abweisend wie das frostige Land selbst schälte sich das Bollwerk aus dem Dunst. Es war instand gesetzt worden, vor sehr kurzer Zeit erst. An vielen, großflächigen Stellen im Mauerwerk war zu erkennen, daß die dort eingefügten Steine frische Bearbeitungsspuren aufwiesen. Wenn alles nach Plan lief, würde diese Mühe umsonst gewesen sein.
    Erynn ging die Informationen noch einmal durch, die sie hatte. Die Zugänge, welche die vier Spione benutzt hatten die man erwischt hatte, wurden möglicherweise bewacht, aber es gab noch eine weitere Möglichkeit, zu der es jedoch nur sehr dürftige Informationen gab. Trotzdem hatte die Bogenschützin entschieden, ihr Glück dort versuchen zu wollen. Unsichtbar und gedankenschnell überquerte sie die freie Fläche vor der Burg, die zugleich den einzigen Zugang darstellte, und dachte dabei flüchtig daran, daß der Ort schon bald glatt sein konnte von gefrierendem Blut. Zumindest würde es das Blut von Nekromanten sein, doch sie konnte nicht vermeiden, daß ihr ein kalter Stich ins Herz fuhr, als sie an den Kaiserlichen dachte. Der Rest der Gatheringstreitkräfte mochte ihretwegen mit Mann und Maus verrecken, aber sie hoffte inständig und wohl auch gegen jede Wahrscheinlichkeit, daß Arranges seinen Kopf unten halten würde.
    Die Elfin umrundete die Festung Elidar, wobei sie sich dicht an der Außenmauer hielt, bis sie an eine Stelle kam, an der zwischen dem Mauerwerk und dem fast einhundert Schritte steil abfallenden Abgrund nicht mehr Strecke lag, als ein Bosmer mit ausgestreckten Armen hätte überbrücken können. Hier war ihr Einstieg, der Ablauf des Kanalisationssystems der Feste. Die Öffnung selbst war mit einem arg durchgerosteten Eisengitter versperrt, aber darauf war sie vorbereitet. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, daß man eine solche Strelle auf diese Weise sicherte. Vorsichtig ließ sie sich vor dem Gitter auf die Knie sinken, konzentriert darauf achtend, auf der unappetitlich graubraunen, gefrorenen Lache nicht auszurutschen, die sich genau vor dem Zugang gebildet hatte. Darauf abzugleiten und haltlos in die Tiefe zu stürzen war kein Ende, wie sie es sich gewünscht hätte. Tatsächlich vermutete sie daß ihr letzter Gedanke wohl dem Umstand gälte, daß es eine ziemlich peinliche Art war, abzutreten.
    Langsam aber sicher spürte sie, wie der Zauber sich verflüchtigte, sie das normale Gewicht ihres Körpers und der Ausrüstung wieder spürte und wartete, bis die komplette Wirkung der Magie sich aufgelöst hatte und das, was ihre Sinne wahrnahmen, sich nicht mehr ständig im Fluß befand. Erst dann löste sie eine kleine Metallsäge von ihrem Gürtel, entfernte zwei der Stäbe und erhielt so eine Öffnung die groß genug war, daß sie sich hindurchzwängen konnte. Dann schob sie Bogen und Schwert in den Gang und wand sich durch die niedrige Öffnung, bis sie selbst auf der anderen Seite angekommen war, sehr dankbar sowohl für ihre schmale, drahtige Statur als auch für die Tatsache, daß der Aufluß aus der Kanalisation bei der Kälte praktisch sofort geffror.
    Auf der anderen Seite des Durchlasses wurde die Decke des darauffolgenden Gangs etwas höher, so daß Erynn sich halb aufrichten konnte. Sie sammelte ihre Waffen wieder auf und tastete dann fast unbewußt zuerst nach den beiden Giftfläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, dann nach dem Silberamulett mit dem eingelassenen Rauchquarz, das den Schildzauber trug auf den Arranges bestanden hatte. Die Bewegung war ihr in den letzten zwei Tagen schon beinahe zum Reflex geworden und gab ihr ein wenig Sicherheit.
    Drin wäre ich also schonmal... Wie es weiter ging, wußte sie allerdings nicht genau. Aus den Plänen, die der Gathering zur Verfügung standen ging hervor, daß ein Abwassersystem existierte, aber wie genau es unter der Festung verlief und an welchen Stellen man von dort aus in die höher gelegenen Ebenen der Burg gelangte, ließ sich daraus nicht entnehmen. Innerlich seufzend machte Erynn sich auf den Weg. Sie würde einfach losgehen und hoffen müssen, daß sie einen Ausstieg fand, der sie aus der Kloake herausführte.
    Eine ganze Weile schlich sie durch die stinkenden Gänge. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen fiel ein wenig Licht durch schmale Schächte in der Decke; es handelte sich offenbar um Abflüsse. Hin und wieder drangen Geräusche und sogar Stimmen bis zu ihr herunter. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Burg bewohnt war, und zwar von vernunftbegabten Wesen. In der Kanalisation selbst stieß die Elfin auf keine Kreaturen, die größer als Ratten gewesen wären. Entweder waren sich die Abtrünnigen sehr sicher, daß ihnen aus dieser Richtung keine Gefahr drohte, wußten nichts von dem Zugang, was Erynn bezweifelte, oder aber sie scherten sich nicht darum.
    Langsam aber sicher kamen ihr arge Zweifel. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren in dem ewig gleichen, schummrigen Halbdunkel, das nicht so finster war, daß man den Weg nicht mehr fand, aber bei weitem genug Schatten erzeugte, die mit der Zeit an den Nerven zerrten. Nachdem sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte und befürchtete, ihr Glück an einem der bereits vorher verwendeten Zugänge versuchen zu müssen, erkannte sie schließlich eine in tiefen Schatten liegende Leiter, die an einer hölzernen Falltür endete. Rasch kletterte sie die Sprossen hoch und hielt dann lauschend inne. Über ihr war nichts zu hören, jedenfalls nicht durch das Holz hindurch. Noch einige Herzschläge lang hing sie reglos an der Leiter. Ihr eigener Atem klang sehr laut in ihren Ohren, doch dann faßte sie Mut und drückte mit der rechten Hand gegen die Luke. Erschrocken ließ sie wieder los als das Ding trocken und sehr laut knackte, versuchte es dann nach einigen Minuten noch einmal. Diesesmal schwang die Falltür auf, wobei sie nur sehr leise quietschte. Die Kriegerin schlüpfte hindurch, sah sich, eine Hand am Schwertgriff, wild um und huschte dann in ind den nächsten tieferen Schatten. Wie es aussah, war sie allein und unentdeckt geblieben. Sie befand sich in einer Art... Abstellkammer, vielleicht. Um sie herum stapelten sich Kisten, Eimer, verschiedene Möbelstücke und ein paar Stoffballen, dazu ein Vorrat an alchemistischen Gerätschaften und anderen, seltsameren magischen Instrumenten. Erleichtert ließ sie sich an der Wand des Raumes zu Boden sinken und atmete tief die relativ saubere Luft ein. Bisher lief alles nach Plan.

    Nachdem sich ihr Pulsschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte begann die Elfin, einige kurze Ausflüge tiefer in das Gemäuer hinein zu unternehmen, wobei sie immer wieder in die relative Sicherheit der Abstellkammer zurückkehrte, wenn ihr die Nerven zu sehr flatterten. Infiltration war wirklich nicht ihr Spezialgebiet, und sie merkte diese Tatsache gerade überdeutlich.
    Auf ihren Vorstößen stellte Erynn beinahe erfreut fest, daß es praktisch unzählige Möglichkeiten gab, sich zu verstecken. Eine Nische hier, eine Empore dort, eine Säulenhalle, die gerade so weit ausgeleuchtet war, daß die Schatten an ihren Rändern zu tief wurden, um sie einsehen zu können, Wandbehänge und Vorratskisten. Wäre sie eine erfahrene Diebin gewesen, hätte sie sich hier wahrscheinlich bewegen können, als sei sie an diesem Ort zu Hause. Warum die vorherigen Infiltratoren nicht zurückgekehrt waren, darüber konnte die Elfin nur spekulieren. Wahrscheinlich waren es Magier gewesen, die eben dachten und handelten wie Magier und deren Verhaltensweisen somit für die Abtrünnigen in gewisser Weise berechenbar gewesen waren. Erynn entschied daraufhin, sich ganz auf ihre eigene Ausbildung zu verlassen und Spruchrollen zunächst Spruchrollen sein zu lassen. Vielleicht bedankte sich ja später jemand bei ihr, wenn sie mit den Dingern sparsam umging, dachte sie mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor.
    Es war der siebte Ausflug, den sie von ihrem Versteck aus unternahm, als sie unvermittelt auf eine kleine Galerie heraustrat. Rasch drückte sie sich wieder in die Schatten und entdeckte links neben sich einen Vorsprung, der zu einer Nische weiter oben in der Mauer führte. Vorsichtig trat sie auf den schmalen Sims und zog sich in die doch relativ geräumige Nische hoch. Darin stand eine Feuerschale, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Ding zu bestücken. Jetzt sah sie auch, daß sie in einem etwa anderthalb Mann hohen Durchlaß stand. Von ihrer Position auf der Empore aus hatte sie nicht sehen können, daß sie von hier auch freien Blick in den Raum hatte, an dessen Außenmauer sie sich vorhin noch entlanggeschlichen hatte. Vorsichtig schob sie sich zum Rand der Öffnung und spähte zwei Stockwerke weit nach unten. Sie blickte in eine Art ausgemauerte Grube hinab, in der man eine Anzahl Menschen und Mer eingepfercht hatte. Auch zwei Khajiit konnte sie erkennen. Die Leute waren angekettet und sahen zumeist abgerissen aus, wahrscheinlich waren es Banditen, aber auch ein paar in edle Pelze gekleidete Nordmänner konnte sie erkennen. Wahrscheinlich Händler, die auf den Pässen zwischen Cyrodiil und Himmelsrand unterwegs gewesen waren. Wer immer diese traurigen Gestalten da unten waren, es handelte sich bei ihnen entweder um Leute, die ohnehin keiner vermissen würde, oder aber um solche, bei denen niemand wirklich überrascht wäre, wenn ihnen ein Unglück zustieße. Ein Bretone und zwei Altmer bewegten sich durch die Reihen der Gefangenen, begutachteten sie, als seien sie Vieh und machten sich hin und wieder Notizen. Sie sahen zu alt aus, als daß es sich um Novizen handelte. Erynn glaubte, hier drei Mentoren vor sich zu haben. Langsam zog sie sich zurück. Sie hatte genug gesehen um zu wissen, wobei es sich bei den Bedauernswerten handeln dürfte: Kanonenfutter. Wieder wanderte ihre Hand automatisch zu den Phiolen mit dem Gift.
    Für den Moment reichte es ihr. Mit zitternden Fingern klammerte sie sich an das Mauerwerk, während sie wieder zurück über den schmalen Vorsprung balancierte und so schnell wie möglich zurück in ihre Kammer huschte. Hier verbarg sie sich hinter einem Stapel Kisten und bemühte sich darum, sich wieder zu beruhigen. Sie mußte ein wenig eingenickt sein, als plötzlich Stimmen zu ihr durchdrangen. Mit einem Satz war sie auf den Füßen, kauerte sprungbereit im Schatten, ihren Dolch sicher in der rechten Hand. Die Tür zu ihrem Refugium wurde aufgestoßen und das Getrappel mehrerer Füße war zu hören.
    „Und wir sollen das verdammte Ding wirklich bis ganz oben in den Turm schleppen?“ war eine noch sehr junge Stimme zu vernehmen.
    „Die Meister brauchen das Ding scheinbar. Also beschwer dich nicht.“
    „Warum müssen sie für ihre Planungen denn unbedingt ganz oben im Turm sitzen? Das ist doch bescheuert.“
    „Damit sie die Schlacht von dort aus überblicken können, Idiot!“
    „Aber auf den Turm werden die Verbledeten als Erstes zielen, wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben...“
    „Wird ihnen auch nichts nützen. Die Meister wissen sich schon zu schützen, und uns auch. Hörst du jetzt also endlich auf zu jammern und packst hier mal mit an?“
    „Jaja...“

    Erynn hörte, wie ein schweres Möbelstück bewegt wurde und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie wußte jetzt, wo sich die Meister aufhalten würden, wenn es zum Kampf kam. Als die Geräusche leiser wurden, spähte sie vorsichtig aus ihrer Deckung hervor und folgte den unbekannten Stimmen dann. Als sie auf den Gang hinauslugte, sah sie vier Novizen, die sich mit einem schweren Eichentisch abmühten. Vorsichtig, Schatten und Winkel nutzend, folgte sie den jungen Schülern. Was die vier betraf, so hätte sie sich nicht sonderlich anstrengen müssen – sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, daß ihnen ihre Last nicht aus den Händen glitt. Hin und wieder jedoch durchquerten weitere Personen die Gänge und die Elfin mußte ziemlich achtgeben, wenn sie gleichzeitig sowohl an den Novizen dranbleiben als auch weiterhin nicht gesehen werden wollte.
    Schließlich erreichten die vier mit dem Möbelstück den Aufgang zum Turm. Sich hier zu verstecken würde schwierig sein, also richtete sie sich hinter einem Wandteppich ein und wartete, bis die Jugendlichen wieder herunterkamen. Als sie schließlich, über ihre schmerzenden Hände fluchend, um die nächste Biegung verschwunden waren, löste sich die Kriegerin aus ihrem Versteck und huschte geduckt in den Turm hoch, bis zur obersten Kammer. Sie hatte es fast geschafft! Sie war so dicht am Ziel! Während des Angriffs würden die Obersten der Verräter sich hier aufhalten. Erst jetzt zog Erynn die Spruchrolle mit dem Leben entdecken – Zauber hervor. Wenn jetzt etwas schiefginge, war alles aus. Arranges hatte ihr die korrekten Worte eingetrichtert, und tatsächlich: Sie konnte eine Aura in dem Raum ausmachen. Eine, die zu einer verflucht großen Person gehörte. Erschrocken drückte sie sich gegen die Wand. Botschafter... verflucht.
    Die Präsenz in dem Raum bewegte sich, dummerweise genau auf den Ausgang zu. Erynns Herz setzte für einen Schlag aus und machte dann einen schmerzhaften Sprung in ihrer Brust. Verstecken konnte sie sich nicht, unsichtbar machen auch nicht mehr. Sie hatte nur jene eine Windwandlerspruchrolle gehabt. Blieb allein das Gift. Mit zitternden Fingern entkorkte sie eine der Phiolen und ließ die tödliche Flüssigkeit auf die Klinge ihres Dolches rinnen.
    Sie wußte es nicht und erfuhr es niemals, doch ihr unglaubliches Glück war, daß man den Botschaftern unter den Abtrünnigen im Gegensattz zur Gathering einige Nachlässigkeiten durchgehen ließ und viele von ihnen diese Möglichkeit ausnutzten. So kam es, daß der Botschafter gut scihtbar und ohne besondere Vorsicht die Kommandozentrale verließ, ein paar Papiere bei sich tragend, die in der gewaltigen Pranke beinahe verschwanden. Erynns Dolch zuckte vor und drang tief in die Seite des entsetzlichen Hünen ein. Ein Hieb traf sie, wenngleich nicht mit voller Wucht. Sie wurde zurückgeschleudert, klatschte gegen die Turmwand und sackte daran herab, als ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Als ihr Blick sich schon nach wenigen Momenten wieder klärte, war von dem Botschafter nicht mehr übrig geblieben als Asche, die in dem zugigen Gang bereits verweht wurde. Arranges hatte nicht übertrieben, was die Wirkung des Giftes betraf...
    Sie verlor keine weitere Zeit. Dank des Zaubers wußte sie jetzt, daß sie allein war, und betrat den Raum, den die Meister für ihren Kriegsrat auserkoren hatten. Kurz sah sie sich um, versteckte dann einen der Steine hinter einem bodenlangen Wandbehang, den zweiten in einer Kiste unter einem Haufen Papier und den dritten in einer silbernen Urne, die auf einem Bücherregal stand. Als das vollbracht war, machte sie sich daran, so schnell wie möglich aus der Feste zu verschwinden.
    Es dauerte länger, als sie geplant hatte. Immer wieder wurde sie aufgehalten, mußte sich rasch verstecken und entging ein paarmal nur knapp der Entdeckung. Jetzt wurde ihr klar, warum sie sich bisher so frei hatte bewegen können. Sie war wärend der Nacht herumgeschlichen, und jetzt erwachte die Festung langsam aber sicher.
    Als sie in „ihrem“ Abstellraum ankam, hätte sie dort den nächstbesten Besen umarmen können, so erleichtert war sie. Erynn kletterte durch die Luke zurück in die Kloake und rannte, so schnell es der tückische Boden zuließ. Sie zwängte sich gerade durch die schmale Öffnung in der Außenmauer zurück ins Freie, als ein Donnerschlag durch den Turm ging, der ihn in seinen Grundfesten erzittern ließ und ihr schier das Blut vom Herzen trug. Sie wand sich, bis sie draußen am Rand des Abgrundes lag, sprang auf so schnell es ihre zitternden Glieder zuließen und jagte in gestrecktem Lauf und mit eingezogenem Kopf fort von der Feste.
    Geändert von Glannaragh (29.05.2011 um 03:31 Uhr)

  6. #326

    Jerallmassiv; Festung Elidar -> Bruma

    Eigentlich war von Arranges in kurzer Beratung mit den Großmeistern besprochen, mit dem Staffelläufer als Unterhändler nochmal ein wenig Zeit für Erynn zu schinden. Aber alles, was geschah, nachdem der Rothwardon knappe zehn Meter vor dem Tor stehen blieb und nach den Abtrünnigen Meistern verlangte, war eine dumpfe Explosion, als es den Körper des Staffelläufers zerriss. Blut und Eingeweide färbten den Schnee in unmittelbarer Nähe rot. Auf den Zinnen regte sich nichts. Die wenigen Wachen, die dort schon seit dem frühen Morgen standen, regten sich nicht, weder kamen neue hinzu.

    Stumm und leise gab Arranges den Befehl zum Angriff an die Mentoren weiter, die um ihn herum standen und denen er kleinere Gruppen zugeteilt hatte. Es waren im Endeffekt sehr viel mehr, als der Haufen, mit dem er aus Morrowind gekommen war. Bis auf ein paar Ausnahmen hatten sich noch viele andere Feldlager angeschlossen und allein die Masse, die die Novizen ausmachte, musste bereits eine gewaltige, optische Übermacht darstellen. Aber Arranges wusste auch, dass sich die Abtrünnigen von der schieren Größe der versammelten Streiter nicht beeindrucken lassen würden. Mehr Respekt hingegen dürften sie vor den zumindest sichtbaren Korruptoren haben, von den anwesenden Meistern ganz zu schweigen. Die Meister jedoch wurden dazu abgestellt, die Kämpfenden aus den hinteren Reihen heraus zu unterstützen...

    Der beginn der Schlacht war so anders, als das, was eine klassische Schlacht ausmachte. Novizen, Botschafter, Mentoren und Meister sprachen stumm ihre Beschwörungen und andere Zauber. Kein Kampfgeschrei, nur das Klappern und klirren unzähliger Waffen und Knochen hallte über das weiße Feld vor der Burg, als hunderte von Skeletten, einige wenige Dremora und vereinzelte Liche sich auf die Mauern zubewegten. Es war, wie Arranges vermutet hatte. Bevor sich die Beschwörungen bis auf etwa zwanzig Schritte den Mauern angenähert hatten, schoben sich dort aus Kaskaden aller ihm bekannten Farben, ebenfalls Beschwörungen. Alles war dort vorhanden, angefangen vom einfachen Ahnengeist, über den Skelettwächter, bis hin zum Lich. Auch Daedra waren mehr als genug dabei. Caitiff, Skamps, Daedroths und der ein oder andere Xivilai. Ein Sturm aus Waffenlärm und dem Scheppern von Stahl auf Stahl brach los. Meister und Mentoren schoben ununterbrochen Beschwörungen nach, während sich die Botschafter und Novizen selbst in den Kampf stürzen, um den Nachteil ihrer Schlagkraft durch die sehr viel größere Zahl an Daedra auf der gegnerischen Seite wieder auszugleichen... Die recht einseitige Schlachte währte noch nicht sehr lange, als sich die Verluste, vor allem unter den Novizen der Gathering langsam aber sicher bemerkbar machten. Sie kamen nicht recht an die Burg heran, sie mussten etwas gegen die Zaubernden auf den Zinnen unternehmen und vor allem mussten sie die Schlacht ins Innere der Festung tragen um die Abtrünnigen mehr unter Druck zu setzen, denn im Moment war es eher die Gathering, die sich trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, an den Wällen aufrieb.

    Es dauerte einen kurzen Moment, bis die Befehle von Arranges alle Meister erreicht hatten. Ein gutes Dutzend Feuerbälle rauschten fast zeitgleich auf die Gestalten auf den Mauern zu. Hohle Einschläge signalisierten, dass die Zauber ihre Ziele erreicht hatten. Allerdings war auch das wohl der Startschuss für die Abtrünnigen, jetzt ihr komplettes Arsenal einzusetzen. Das Tor öffnete sich plötzlich und heraus stürmten unzählige Zombies und Skelette. Doch die Aura dieser Untoten war anders. Das waren keine einfachen Beschwörungen. Hierbei handelte es sich um wiedererweckte Leichen aus Gräbern und Gruften. Das also ist das, wonach die Abtrünnigen streben... sie wollen völlig Unabhängig ihrer Leidenschaft nachgehen und machen dabei nichteinmal vor Leichenschändung und dergleichen halt... erbärmlich... Die Wiedererweckten rissen gewaltige Schneißen in die Reihen der Gathering und mit einem Mal befand sich das Schlachtengetümmel auf dem Weg weg von den Mauern. Sie wurden zurückgedrängt und das konstant. Wieder erteilte Arranges Befehle und neben unzähligen Beschwörungsformeln mischten sich jetzt zusätzlich noch Zauber der anderen Magieschulen in die Schlacht. Überwiegend jedoch waren Schock-, Feuer- und Eiszauber zu sehen, die in regelmäßigem Abstand in die Reihen des Feindes einschlugen... Ein wahres Feuerwerk ging auf die Abtrünnigen nieder, die jetzt zusätzlich Novizen und Botschafter in den Kampf schicken...

    Doch nach einigem Hin und Her wandelte sich die Schlacht plötzlich in ein Gemetzel, als sich die Korruptoren einmischten. Ob es nun Feuer war, das aufloderte oder der berstende Leib eines Novizen, konnte Arranges oft nicht sagen, als jetzt auch er mit einigen der Meister in den Kampf eingriff. Die Gathering trieb den Kampf mit der Hilfe der Bestien langsam aber sicher in den Hof der Festungsanlage und plötzlich zerriss eine gewaltige Explosion den allgemeinen Schlachtenlärm. Irgendwo wurde das Mauerwerk der Festung einfach zerfetzt und es war praktisch für alle spürbar, wie der Körper des abtrünnigen Meisters Saptos, pulverisiert und seine Seele in ein bodenloses Loch zwischen den Welten geschleudert wurde. Nur wenige Herzschläge später erschütterten zwei weitere Explosionen fast zugleich die Festung. Meister Dialga und Meister Kargarass waren vernichtet... War zuvor kein Kampfruf, kein wildes Gegröhle zu hören gewesen, so begannen plötzlich alle auf der Seite der Gathering zu spüren, dass der Sieg bereits ihrer war. Brutaler als sowieso schon, trieben sie die Gegner vor sich her, aber schon nach wenigen Augenblicken waren es nur noch die Korruptoren, die die komplette Festung auf den Kopf stellten und keinen der Verräter entkommen ließen... die Sieger verteilten sich, einige durchsuchten in Gruppen die Festung, während viele andere bereits mit der Versorgung der Verwundeten begannen.

    Arranges selbst hatte ebenfalls ein paar Schrammen abbekommen. Unter anderem hatte er die komplette Wucht eines Fausthiebs mit dem rechten Auge zu spüren bekommen, welches jetzt langsam aber sicher anschwoll und sich dunkelblau zu färben begann. Ein leicht verstauchter Knöchel und ein Schnitt über den linken Oberarm, sonst hatte er keine weiteren Verletzungen davongetragen. Arranges war einerseits irgendwie mächtig stolz auf sich, andererseits jedoch arg erschöpft. Bis zum Mittag waren es noch mindestens drei Stunden. Er überließ die letzten Räumarbeiten in den tieferen Räumen der Festung den Korruptoren, während überall auf dem Feld und im Innenhof jetzt kleinere Gruppen entstanden. Feldscher machten sich an ihre Arbeit, während sich die Unverletzten einfach nur müde auf den Boden sinken ließen. Arranges trat aus der Burg heraus. Draussen kamen ihm bereits die beiden Großmeister entgegen. Er hörte Schritte neben sich und drehte den Kopf. Sein Herz tat einen schmerzhaften Sprung, als er Erynn lebendig auf sich zukommen sah. Er wiederstand dem dringenden Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen. Stattdessen lächelte er ihr nur zu.

    'Arranges, wir wussten, ihr würdet einen wunderbaren Feldherr abgeben... nur eure Schülerin ist bewundernswerter...' Sprach ihn der kaiserliche Sprecher der Gathering ohne Umschweife an, als die beiden Großmeister ihn und Erynn erreicht hatten. Der Magier besann sich sofort auf den Plan, den er sich seit sie vor beinahe unzähligen Tagen die Ratshallen verlassen hatten, zurechtgelegt hatte. 'Ich danke euch und möchte auch direkt etwas bezüglich meiner Schülerin, Erynn Releth, erklären, wenn ihr sie gerade schon angesprochen habt.' Der Großmeister zog nur fragend eine Augenbraue hoch. 'Es geht um ihren Stand als Novize und demzufolge als meine Schülerin... ich befinde sie für nicht lernfähig und weise sie daher von mir und beende jegliche Lehrung durch meine Hand mit sofortiger Wirkung.' Der Großmeister schien wohl mit so einigem gerechnet zu haben, nicht aber damit. 'Nun... ich kann euch verstehen Mentor Arranges... aber wie habt ihr euch das vorgestellt? Wir können sie nicht einfach so kurzfristig einem anderen Mentoren zuweisen. Die Mentorin Arranjenne fällt komplett aus, da sie das Kaltblutritual noch nicht durchlaufen hat...'
    'Genau.' Unterbrach ihn Arranges und redete einfach weiter, ohne die herrische Geste des Sprechers wahrzunehmen: 'Ich habe dafür gesorgt, dass für drei abtrünnige Meister drei Siegelsteine zur Verfügung standen, habe eine Schlacht koordiniert, von der ihr wisst, dass sie ebensogut hätte einen völlig anderen Verlauf hätte nehmen können, hätte ich Erynn nicht dort hineingeschickt... ich denke es ist an der Zeit, dass ich, Mentor Arranges Moryn unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil nun an der Reihe bin, etwas zu fordern, von dem ich denke, dass es mir aufgrund meiner Dienste gewährt werden sollte!'
    'Ihr... wagt es, etwas zu verlangen, Arranges?'
    'Ja, denn ich habe in den letzten eineinhalb Monaten Dinge getan, zu denen kaum ein anderer fähig gewesen wäre...'
    'Ihr seid sehr selbstsicher, Mentor... seid ihr auch sicher, dass eure zugegeben großen Dienste für die Gemeinschaft ausreichen, um etwas forder zu können?'
    'Ja!'
    'Nun... dann will ich euch nicht daran hindern, eure Forderung zu stellen...'
    'Ich will, dass Lady Erynn Releth aus allen Aufzeichnungen der Gathering gestrichen wird. Sie wird nicht länger ein Mitglied sein und soll nach ihrem Austritt nicht unter Beobachtung stehen.' Schweigen. Mit einem Blick, der den Kaiserlichen durchbohrte, schaute der Großmeister Arranges in die Augen. Nach einer Weile begann er dann schließlich zu reden: 'Das ist sehr viel, was ihr verlangt... jedoch... in den letzten Wochen ist sehr vieles geschehen, von dem die Gathering glaubte, dass etwas derartiges nie geschehen würde... lasst euch gesagt sein, Mentor, dass ihr der Erste seid, der erst Folter und dann den Tod erleiden wird, sollte sich herausstellen, dass unsere Zustimmung zu eurer Forderung die Geheimhaltung und Sicherheit der gesamten Gathering gefährdet. Und nun, aus meinen Augen! Die Großmeister werden sich für eine Weile zurückziehen und die Wunden versorgen, die dieser Verrat gerissen hat...' Ohne sie weiter zu beachten, gingen die beiden Großmeister an Erynn und Arranges vorbei.

    Drei Tage waren Arranges und Erynn nach der Schlacht nach Süden unterwegs, als sie endlich die Türme von Bruma unter sich auftauchen sahen. Sie hatten kaum bis gar nichts gesprochen während dieser Zeit. Am späten Nachmittag des dritten Tages hatten sie die Stallungen von Bruma endlich erreicht. Der Kaiserliche hätte gute Lust gehabt, sich einfach für einen Tag nochmal ein Zimmer zu nehmen und einfach zu entspannen, aber er hatte noch etwas zu erledigen... ein gewisser Argonier musste noch den Tod finden, ehe er einen Haken unter diese komplette Sache machen konnte. Gumora... Und dazu brauchte er zunächst einen Anhaltspunkt und vor allem jemanden, der sich mit dieser Sache auskannte. Arranges hing dem Gedanken kurz nach, ehe ihm Dreveni wie von selbst wieder einfiel. Ob das wohl eine so gute Idee ist? ...

    Beide hatten sie ihre Pferde gerade aus den Stallungen geholt. Arranges stellte zufrieden fest, dass ein Botschafter wohl schneller war und ein kleiner Beutel mit einer hübschen Summe Septime an seinem Sattel hing. Ehe er jedoch aufsaß, wandte er sich Erynn nochmals zu: 'Erynn... ich... danke dir für alles und überhaupt deine Gesellschaft... es fällt mir... tatsächlich schwer, Abschied zu nehmen...' Es war eindeutig, dass er trotz seiner relativ hohen Bildung schlicht keine richtigen Worte fand. Stattdessen langte er nur in einen kleinen Beutel an seinem Gürtel und förderte ein schlichtes Amulett zu Tage. Es hing an einer einfachen, schlanken, grünweißen Kordel. Das Amulett selbst war nicht mehr, als ein flacher, in Gold gefasster Smaragd von dem groben Durchmesser eines Septims. 'Ich hab es bei Juranos Anwesen anfertigen und verzaubern lassen...' Etwas verlegen stand er vor ihr. 'Darf ich?' Fragte er schüchtern und zog die Kordel an dem einfachen Verschluss außeinander. Erynn nickte nur. Arranges tat einen Schritt auf sie zu und legte ihr das Schmuckstück an. 'Wenn du auf die Magie zugreifst, die in dem Amulett schlummert, bist du in der Lage einen Schutzgeist zu rufen... einen Caitiff... um genau zu sein...' Und ohne nochmals zu zögern oder eine Erwiederung abzuwarten, trat der Kaiserliche von sich aus auf die Dunmer zu und schloss sie wie selbstverständlich in die Arme.

    'Wo wird dich dein weiterer Weg hinführen?' Fragte er, nachdem er sich von ihr wieder gelöst hatte und einen Schritt zurücktrat.
    Geändert von weuze (29.05.2011 um 03:15 Uhr)

  7. #327
    Erynn war geradezu sprachlos über das Abschiedsgeschenk, das Arranges ihr machte. Die tiefe Bedeutung, die darin lag, war unverkennbar. Sie erwiderte die Umarmung aus ganzem Herzen und hätte selbst am liebsten nicht mehr losgelassen, konnte sie sich doch kaum vorstellen wie es sein würde, wieder allein unterwegs zu sein und irgendwelche Dinge zu tun, die nach dem, was sie erlebt hatte, nur noch klein und nichtig wirken konnten. Doch bevor sie in ihr altes Leben, nach Skingrad und in die Kriegergilde zurückkehren konnte, mußte sie nooch eine Sache regeln. Einen Zustand wiederherstellen, der ihr verlorengegangen war, seit zwei der Abtrünnigen sie verschleppt hatten. „Nun, zunächst wohl ins Hafenviertel der Kaiserstadt. Ich habe mir geschworen, diesen Molch zur Strecke zu bringen, erinnerst du dich? Er wird zwar nicht mehr dort sein, wenn er auch nur ein bißchen Hirn in seinem häßlichen Schädel hat, aber das ist der Ort, an dem ich meine Suche beginnen werde.“

    Achja richtig, da war noch etwas... hm... nein... das wäre zu viel des Guten... obwohl... Arranges verspürte einen Anflug von Freude, als in ihm die Idee keimte, Erynn an dieser Stelle wohl doch nicht verlassen zu müssen. Andererseits wollte er keine Zeit darauf verschwenden, selbst nach der schmierigen Eidechse zu suchen. Dreveni wiederum traute er nicht so weit, als dass sie einfach nur eine hohe Anzahlung verlangte und überhaupt nichts tat, er würde sie schon begleiten müssen um davon überzeugt zu sein, dass sie Gumora tatsächlich tötete... Von plötzlicher Euphorie angesprungen, war der Kaiserliche drauf und dran, der Dunmer vorzuschlagen, dass sie zu zweit nach dem Molch suchen könnten, schließlich hatte er die Rechnung mit ihm ebenfalls nicht beglichen, wenn er Dreveni aus dem Spiel ließ. Aber hier entstand wieder das Problem, dass weder er, noch Erynn auch nur die geringste Ahnung davon hatten, wie man eine Person aufspürte, die nicht gefunden werden will... Er würde es einfach dabei belassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Erynn den Argonier in absehbarer Zeit finden würde, ging gegen null. Er würde das selbst in die Hand nehmen und einfach Dreveni dazu benutzen, den widerlichen Schuppenmann ausfindig zu machen... umbringen konnte er ihn zur Not auch selber und Dreveni gleich mit, sollte sie irgendwelche Schwierigkeiten machen... 'Nun... ja, ich erinnere mich.' Sagte er und lächelte. 'Dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg bei dieser Aufgabe.' Das ist ja so gelogen... Für einen kurzen Moment schämte sich Arranges ein wenig, nahm sich dann aber nochmal zusammen. 'Ich hoffe inständig, dass wir uns irgendwann einmal wieder treffen... vielleicht in Skingrad in der Taverne der Orkschwestern...' Er grinste. 'Der Weg... teilt sich dort unten nach der ersten Biegung,' er deutet die Straße hinunter, 'ein Pfad führt dort nach Osten, nach Cheydinhal, dort werden wir uns wohl trennen.' ... Dann saßen sie auf und ritten in gemächlichem Tempo los, gerade so, als wollten sie die Zeit, die ihnen jetzt noch blieb, irgendwie nochmal um einige Augenblicke verlängern...

    Erynn wunderte sich ein bißchen über die Antwort. Bisher hatte der Kaiserliche immer so geklungen, als wolle er sie mit allen Mitteln davon abhalten, sich den Kopf dieser Echse zu holen. Wenngleich sie verstand was ihn dazu trieb, sie wollte und konnte diese Sache nicht einfach abhaken, doch sie wollte den Moment nicht stören indem sie nachhakte, was Arranges zu diesem Sinneswandel veranlaßt hatte. So weit ist es also gekommen. Ich ziehe los mit dem festen Vorsatz, jemanden umzubringen... aber was bleibt mir schon groß anderes übrig? Die offiziellen Wege kann ich im Zusammenhang mit den Abtrünnigen wohl kaum nutzen, und es einfach auf sich beruhen lassen... nein. Ich will Rache für diese Schmach!
    "Ich denke sicher, daß wir uns wiedersehen, Arranges", antwortete sie nach einer Weile mit einem warmen Lächeln. "Skingrad ist nicht so furchtbar groß. Wenn du... in Zukunft irgendwelche weiteren interessanten Projekte planen solltest, für die ein bißchen gesunder Merverstand von Nutzen sein könnte, zögere nicht, in der Gilde nach mir zu fragen - bei all dem Chaos in der letzten Zeit muß ich zugeben, daß ich Gefallen daran gefunden habe." Mit diesen Worten und einem letzten, offenen Lächeln lenkte Erynn ihr Pferd an der Weggabelung in Richtung der Kaiserstadt. Sie war einfach nicht gut in großartigen Abschieden und beschloß, es so einfach wie möglich zu halten. Das Herz war ihr auch so schon schwer genug, wenngleich sie sich Mühe gab, das nicht allzu deutlich zu zeigen.

    Arranges hielt es ähnlich wie Erynn, schweigend lenkte er seinen Fuchs auf den Pfad nach Cheydinhal. Aber statt einfach loszureiten, blieb er stehen und wandte sich im Sattel um, um Erynn nachblicken zu können. Ein... seltsames Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit und ohne, dass er genauer darüber nachdachte, rief er ihren Namen. Sie stoppte und schaute sich fragend zu ihm um. Arranges lenkte sein Pferd neben das ihre und blickte ihr fest in die Augen. 'Erynn, ich habe vorhin... nicht alles gesagt, was ich hätte sagen sollen... es geht um Gumora. Ich habe mit ihm ebenfalls noch eine Rechnung offen... und wollte daher einen Assassinen für ihn als Ziel... Dreveni, um genau zu sein, bezahlen... daher mein Weg nach Cheydinhal.' Ihr Blick war gleichermaßen irritiert, wie fragend. 'Es tut mir leid, aber eigentlich wollte ich dich damit aus der Sache raushalten, aber ich kann es einfach nicht... dich zu belügen scheint mir nur mehr alles andere als angebracht, trotz Sorge... Ich werde Dreveni begleiten... ich traue ihr nicht, ihre Fähigkeiten sind jedoch mehr, als ein dunkler Bruder jemals können würde... ich möchte, dass du mich begleitest...' Jetzt war es heraus und Arranges machte sich nicht die Mühe, seine Freude zu verbergen, die hervorbrechen würde, würde Erynn zustimmen...

    Die Elfin zog eine Augenbraue hoch. Daher also dein rasches Nachgeben. Ich hätte es wissen sollen... Sie kommentierte das jedoch nicht weiter. Allein die Tatsache, daß der Nekromant es letztendlich doch nicht übers Herz brachte sie anzuschwindeln, war ihr Bestätigung genug, daß sie sich seine Loyalität mit der Zeit ganz sicher verdient hatte. Abgesehen davon, daß er den Großmeistern die Stirn geboten und sie tatsächlich aus dem Griff der Gathering befreit hatte, verstand sich. So ganz konnte sie immer noch nicht fassen, daß sie frei war. Sie hörte weiter zu, bis Arranges geendet hatte. "Dann sieht es so aus, als würden sich unsere Wege hier doch noch nicht trennen", sagte sie und hätte einen Jahressold darauf gewettet, daß das breite Grinsen, das jetzt ihre Lippen teilte, dem des Beschwörers in nichts nachstand.
    Damit war es beschlossen. Mit dem neuen Ziel vor Augen trieben sie ihre Pferde zu einem flotten Trab nach Osten, wieder einmal auf Cheydinhal zu...

  8. #328
    Soo... damit hätte auch diese Geschichte ihren Abschluss gefunden. Wie immer hoffe ich, dass alle Leser ihren Spaß hatten


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Schildstadt" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:40 Uhr)

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