Nachdem Arranges gegangen war, ließ Erynn den Atem in einem einzigen, langen Stoß entweichen und sah sich zum ersten mal wirklich in dem Raum um. Schlafen war eine gute Idee, saubere Kleidung eine fast noch bessere. Ein Bad hätte sie in diesem Augenblick wirklich glücklich gemacht, aber es lag ihr fern, sich beklagen zu wollen. Im stillen dankte sie allen Göttern, die ihr gerade einfielen, und schälte sich mit einem Seufzer der Erleichterung aus Rüstung und den Resten der Klamotten, die sie noch am Leib trug. Tatsächlich hatte sie sich an jeder Menge möglicher und unmöglicher Stellen wundgescheuert und sah aus wie ein räudiger Köter. Nun, wenigstens paßt es dann dazu, wie ich momentan rieche, dachte sie ironisch, tat den Umstand dann aber mit einem Achselzucken ab, hüllte sich in eine knöchellange Chemise, die sie bei den Kleidungsstücken fand und ließ sich dann einfach auf das Lager fallen. Eigentlich war sie todmüde und auch schon gar nicht mehr sicher wie lange es her war, daß sie zum letzten Mal geschlafen hatte. Andererseits war sie gerade viel zu aufgewühlt, um sofort einschlafen konnte. Die Begegnung mit dem Ungeheuer trieb sie um und sie fragte sich, ob andere Novizen ähnlich reagiert haben mochten wie sie, oder ob sie nur deshalb komplett durchgedreht war, weil sie eigentlich nichts mit Nekromantie zu tun hatte.
Dafür bedeutest du mir zu viel..., kamen ihr Arranges’ Worte wieder in den Kopf. Erynn stellte fest, daß sie davon seltsam berührt war, unter anderem auch, da diese Äußerung zu einem Moment kam, kurz nachdem sie ihn ziemlich dreckig so dermaßen auf die Bretter geschickt hatte. Sicher, er hatte ihr etwas in der Art schon vorher gesagt, aber noch nie mit einer solchen Selbstverständlichkeit we vorhin. Es bekräftigte ihre Einschätzung nicht unerheblich, daß der verrückte Nekromant tatsächlich all den Ärger wert war, den er verursachte.
Irgendwann schloß sie doch die Augen, verschlief den Rest des Tages und die ganze Nacht, ohne auch nur das geringste von den Vorgängen auf Juranos Anwesen mitzubekommen. Am nächsten Morgen brauchte sie einen Augenblick um sich zu besinnen wo sie überhaupt war und ließ sich noch einmal kurz mit geschlossenen Augen zurücksinken, als es ihr einfiel. In der Höhle des Löwen, richtig... Schließlich aber überwand sie sich, schwang die Beine über die Bettkante, wusch ihr Gesicht und wählte aus den Kleidern, die man für sie bereitgelegt hatte, eine einfache Hose und eine hellgrün gefärbte Tunika aus. Sie konnte kein Anzeichen dafür entdecken, daß Arranges in der Nacht hiergewesen war. Es würde sie auch nicht weiter wundern, wenn er sich tatsächlich die Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.
Erynn wußte nicht so genau, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gestattet war den aum zu verlassen und auf dem Gelände herumzustromern, und klug wäre es wohl ohnehin nicht gewesen. Nicht, solange dieses Monster frei da draußen rumrannte. Sie seufzte und lenkte sich schließlich damit ab, daß sie begann ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen, während sie darauf wartete daß der Beschwörer zurückkehrte und sie dann vielleicht auch endlich etwas mehr darüber erfahren würde, wie sich die aktuelle Situation überhaupt darstellte.