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Thema: Krisensitzung

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  1. #1
    Erynn sah gerade noch, wie Arranges den letzten der Angreifer mit einem Faustschlag zu Boden schickte. Hab ich wirklich so sehr rumgetrödelt, oder kämpft dein Gerippe so gut, Beschwörer? dachte sie säuerlich. Dann aber veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu eindeutig besorgt, als sie sich den Kaiserlichen genauer ansah. Nicht nur, daß er deutlich hinkte, er schien darüber hinaus auch nicht völlig klar im Kopf zu sein. Mit vier schnellen Schritten war sie bei ihrem Begleiter, als er strauchelte, sich dann aber wieder fing. Sie streckte ihren Arm aus, überließ es dem Kaiserlichen jedoch noch selbst, ob er sich darauf stützen wollte. Ihre Stimme hingegen klang nicht als beabsichtige sie, längerwährende Verhandlungen zu führen. „Zurück ans Feuer und hinsetzen, los.“

    Etwas irritiert schaute Arranges auf. Zurück ans Feuer?! Klar... damit wie für die nächste Truppe der Bruderschaft ein erneut einfaches Ziel bieten... vergiss es Erynn! Er schüttelte bestimmt den Kopf, wobei sich ein paar wenige Tropfen aus dem Blutstrom lösten, welcher über seine linke Gesichtshälfte floss. 'Sieh zu, dass du das Schwert aus dem da bekommst,' er deutete auf den Mörder, mit dem Feinstahlschwert im Rücken, 'ich geh derweil das Feuer löschen. Es kann nicht mehr weit sein und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, die Lage spitzt sich langsam aber sicher zu...' Erynn rührte sich nicht. Arranges wartete noch einen Moment, bevor sich der Ausdruck auf seinem Gesicht zu Zorn wandelte. 'BEWEG DICH!' Herrschte er die Dunmer an und wollte wohl noch eine Beleidigung anhängen, als er aber plötzlich stark husten und würgen musste. Das gelähmte Bein gab einfach unter ihm nach...

    Rasch packte die Dunmer zu und fing ihren Begleiter auf, wobei sie selbst ziemlich weit in die Knie ging, bis sie ihn in sicherem Griff hatte. "Ich schlage vor, um das Schwert und das Feuer kümmern wir uns später", sagte sie lakonisch, während sie Arranges in Richtung des Lichtkreises schleifte, wenngleich sie nicht ganz sicher war, daß ihre Worte über den Hustenanfall hinweg bei ihm angekommen waren. Als sie den Kaiserlichen dort hatte, wo sie ihn haben wollte, ließ sie ihn langsam zu Boden gleiten und warf einen besorgten Blick in sein Gesicht. Seine Augen hatten einen ungesunden, fiebrigen Glanz und erst jetzt konnte sie erkennen, wie heftig die Kopfwunde wirklich blutete. Eine weitere prüfende Musterung ergab eine Stichwunde in Hüfthöhe - ähnliches hatte sie schon erwartet. "Bleib hier und beweg dich so wenig wie möglich", fuhr sie im gleichen Tonfall wie zuvor auch schon fort, ohne sich weiter um seine Einschätzung der Situation zu scheren. "ich hole einen Heiltrank."

    Ehe sich der Magier versah, fand er sich neben dem Lagerfeuer wieder. Liegend, mit Schmerzen in Bein und Kopf. Die Worte der Dunkelelfe drangen nur halb zu ihm durch. Wie... unfähig kann ein Elf eigentlich sein?! Arranges stemmte sich hoch, bemerkte aber sogleich, dass sein linkes Bein zwar nicht unbedingt taub war, aber er auch nicht mehr als ein Zittern der Muskeln hinbekam. Dann eben anders... Er war noch immer überzeugt davon, dass sie hier so schnell wie möglich wegmussten. Ein kurzer Blick auf das Feuer und schon hatte er eine ungefähre Idee, wie er die Flammen ausbekommen konnte. Eiszauber waren wohl eher ungeeignet dafür, aber wenn man das Feuer außeinanderreissen würde, würden die einzelnen Holzscheite auch recht schnell verlöschen... zur Not müsste man die größeren eben doch noch austreten. Er konzentrierte sich kurz und schon floss die Magie. Telekinese war zwar etwas, das er nicht sehr oft brauchte, aber in diesem Moment war es doch recht nützlich, außerdem musste er es nicht sehr präziese einsetzen, es würde reichen, wenn er damit das Feuer ausbekommen konnte... Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon lagen die einzelnen Äste und Holzprügel verteilt auf dem Lagerplatz...

    Erynn hatte den Kadaver des Schecken gerade erreicht und in der Satteltasche tatsächlich noch zwei unzerstörte Phiolen mit Heiltränken und ein paar saubere Tücher gefunden, als sie plötzlich im Dunkeln saß. Kurz sackten ihre Schultern herab und sie schloß die Augen, während sie sich zwang, ein paarmal tief durchzuatmen. Also schön... geht dir also noch gut genug, um Theater zu veranstalten. Das kann ja heiter werden... Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie es dazu kam, daß sich die einzelnen Holzscheite des Lagerfeuers auf einmal in einem Umkreis von ungefähr sechs Schritt verteilten, aber das wie war ihr für den Moment auch herzlich egal. "Arranges", fragte sie mit erzwungener Ruhe, "würdest du vielleicht die Güte haben mir zu erklären, was dieser Aufstand soll? Und, wenn wir schon dabei sind, mir ebenfalls darlegen, wie ich den Trank ohne ausreichendes Licht anständig aufbringen soll?"

    Er blickte in die Richtung, aus welcher Erynn Stimme kam und sah ihre schwarze Silhouette gegen die sie umgebende Nacht. 'Was das soll?! Du hast es wohl noch nicht begriffen, aber das habe ich auch nicht erwartet... Jetzt hör auf dumme Fragen zu stellen, hol endlich das Schwert und lass gefälligst die Heiltränke, die brauchen wir vielleicht noch... aber jetzt sicherlich noch nicht...' Seine Stimme klang verärgert, aber noch nicht zornig.

    Vielleicht hast du recht, und wir brauchen sie wirklich noch nicht, sondern erst so in drei- oder vierhundert Schritten... Wortlos verstaute Erynn die beiden Fläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, stopfte die Tücher dazu und ging zu der übel zugerichteten Leiche hinüber, aus der ihr Schwert ragte. Sie schluckte die aufkommende leichte Übelkeit herunter, stellte einen Fuß auf den Torso des Toten und hebelte ihr Schwert heraus. Daraufhin kehrte sie zu Arranges zurück. "Ich weiß wirklich nicht, was diese Hektik jetzt soll, Beschwörer. Daß es dich stört, daß vier Tote um uns herum liegen, kann ich mir nicht so ganz vorstellen, ebensowenig, daß noch mehr gedungene Mörder in den Büschen hocken. Warum also dieses Theater?"

    'Ich mache kein Theater, ich will nur einfach keine weiteren Überraschungen riskieren... zumal ich nicht laufen kann. Dieser Bastard mit der Adamantklinge hat irgendein Gift verwendet... Nichts destotrotz sollten wir so schnell wie möglich weitergehen...' Arranges versuchte sich wieder auf die Beine zu wuchten, aber es ging schlicht und einfach nicht. Sein linker Fuß kippte weg, ehe er ihn überhaupt belasten konnte. 'Wie es aussieht, müssen wir wohl warten.' Grollte er. Einen Augenblick später ging ein magischer Impuls von ihm aus. Ratten, Mäuse und anderes Kleinvieh tummelte sich auf der Ebene um sie herum, aber im Umkreis von vielleicht 30 Schritt war nichts, das irgendwie eine bedrohende Größe gehabt hätte. Der Kaiserliche zuckte mit den Schultern. 'Kein weiterer Mörder in der Nähe... das Feuer zu löschen wäre gar nicht nötig gewesen.' Es schien fast so, als wüsste er gar nicht mehr, dass er das Feuer gerade eben noch selbst zerlegt hätte...

    "Ja, schon in Ordnung", antwortete Erynn, während sie den Beschwörer mit schiefgelegtem Kopf eindringlich musterte. Du fängst mir jetzt doch nicht an, wirr in der Birne zu werden, oder? Sie bemerkte, daß sie immer noch das Schwert in der Hand hielt, und legte es ab. Dann drehte sie sich um, schritt den Lagerplatz ab und schob einen Teil der Äste mit den Füßen wieder zusammen. Ermutigt von ihrem Erfolg vorhin nutzte sie die Magie, um das Feuer wieder zu entzünden. Natürlich bekam sie die Dosis nicht ganz richtig hin und zuckte gerade noch rechtzeitig mit dem Kopf zurück, um ihre Augenbrauen behalten zu können. Aber immerhin: Es brannte wieder. "Haben wir irgendwas gegen Gifte?" fragte sie den Kaiserlichen, während sie neben ihm in die Hocke ging.

    'Äh was?' Der Magier blickte ihr kurz in die Augen und versuchte ihre Frage abzuschätzen. Und plötzlich wurden seine Augen wieder für einen kurzen Moment klar. 'Nein, warum sollten wir auch etwas gegen Gifte dabei haben? Gifte wirken meist nicht länger als eine oder zwei Stunden, ein Trank dagegen wäre reine Geldverschwendung... und außerdem,' er lehnte sich zur Seite und schaute an Erynn vorbei auf das Feuer, 'warum zum Teufel ist das Feuer wieder an? Ich habe es doch extra gelösch... löscht... lö... sch... t...' Er schüttelte den Kopf und wischte sich wieder das Blut aus dem Gesicht. 'Erynn verdammt nochmal, wir müssen hier weg, ehe noch mehr dieser Mörder auftauchen...'

    "Mhm. Gleich. Versprochen. Jetzt laß deine Hände aus dem Gesicht, ich mache es sauber." Verflucht! Erynn begann, das Blut fortzutupfen, das nach wie vor aus der Kopfwunde quoll. die Wunde an der Hüfte suppte ebenfalls noch, aber lange nicht so heftig. Außerdem, so hoffte die Elfin, wurde dadurch viel von dem Gift wieder herausgespült. "Leg den Kopf ein wenig schief", bat sie schließlich, damit ich den Trank auf die Wunde fließen lassen kann."

    Arranges wunderte sich zwar, was die seltsame Frau da neben ihm mit den roten Augen eigentlich genau wollte oder tat, aber es schmerzte auf jeden Fall erstmal nicht und das sah er durchuas positiv. Erst, als die Dunkelhaut irgendetwas von Trank sprach, zuckte er zusammen. Fragend starrte er sie an. 'Was... was meintet ihr?! Nein, nein... ihr braucht dafür keinen Trank verschwenden, das geht auch so...' Reichlich verwirrt schaute er sich um ehe er aufstand. Einfach so, als hätte es weder Verletzung, noch Gift jeh gegeben. 'Sagt...' er blickte sich weiterhin am Kopf kratzend um, 'habt ihr meinen Rotfuchs gesehen, Mädchen?' Er wartete die Antwort nicht ab, sondern wollte einen Schritt in eine eher zufällige Richtung machen, klappte dann aber plötzlich zusammen. 'Erynn...' Keuchte er, während er sich einen Herzschlag später wieder hochstemmte. 'Wasser...! ... Und Ruhe... das Gift ist irgendein... seltsames Zeug, das den Verstand verwirrt...' Arranges musste würgen und übergab sich schließlich an Ort und Stelle...

    Erynn erwiderte nichts darauf. Schnell stellte sie den Trank ab und hielt den Kopf ihres Begleiters, bis das abgehackte, krampfende Würgen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich nachließ. Dann zog sie ihn ein Stück von der unappetitlichen Lache fort und legte ihn schließlich auf dem Boden ab. "Ich hole dir Wasser", murmelte sie und huschte wieder zu dem toten Pferd hinüber. Als sie zurückkam, gab sie Arranges eine der Wasserhäute direkt in die Hand und stützte ihm wiederum den Kopf, damit er trinken konnte. "Schön, daß wir uns endlich einig sind", konnte sie sich nicht verbeißen zu sagen, wenn gleich eher Mitgefühl als Spott aus ihrem Gesichtsausdruck sprach. Wie immer mußte Arranges die Dinge erst bis zum Kollaps treiben, bevor die Vernunft ihre gerechte Chance bekam...

    'Halts Maul Erynn!' Knurrte er, bevor er den Wasserschlauch ansetzte und einige gierige Züge trank. Nur um direkt festzustellen, dass das kühle Nass zwar die seltsam losgelöste Wirkung des Giftes ein wenig verdrängte, aber im gleichen Moment eine andere auslöste. Seine Hand krampfte um das metallene Mundstück des Schlauchs und er konnte nichts tun um loszulassen. Plötzlich von wilder Panik angesprungen, schüttelte er seinen Arm, während er mit der anderen Hand wild herumfuchtelte. 'Wenn ich... beim Haus des Chaos... wo zum Henker ist dieser... tote Drecksack, dieser Meuchelmörder, den ich noch viel zu gnädig ins Jenseits geschickt habe?!' Seine Stimme troff vor Zorn und trotz dem spastischen Zucken aller Muskeln, die er besaß, versuchte er, sich aufzusetzen. Er stieß Erynn unsanft zur Seite. Sein Kopf zuckte herum und als er einen der Mörder, den Mann mit der platten Nase, am Rand des Feuerscheins liegen sah, hechtete er schneller als Erynn reagieren konnte, zu dem Assassinen hinüber. Das Bein schien wieder mehr oder weniger kontrollierbar... allerdings lenkte der Rest der folgenden Szenerie so sehr davon ab, dass es nicht wirklich auffiel. Arranges kniete über den Torso des Toten gebeugt. Einen Augenblick später knackte das Brustbein. Das Bild wäre wohl sehr viel weniger heftig ausgefallen, würde Arranges durch das Zittern und Beben seines Leibs nicht wie eine Bestie wirken, die gerade dabei ist, ihr Opfer zu verschlingen... Die Rechte des Nekromanten verschwand ein dutzend Herzschläge später in einem blutigen Loch in der Brust des Toten. 'Oh... was... ist das?' Fragte Arranges mit irrer Stimme und kicherte wie ein kleines Kind. Er zog einen dicken, dunklen Klumpen aus dem Körper hervor. Der Kaiserliche musste ein wenig an dem Ding herumzerren, bis endlich die letzten Arterien rissen und er schließlich das Herz des toten Mörders in Händen hielt. 'Ahh... welch Schönheit... wunderbare Form, beinahe makellose Symmetrie...' Das kurze, aber kräftige Auflodern einer Stichflamme war zu hören und von dem Organ blieb nicht mehr als ein kleines Aschehäufchen auf der Hand des Nekormanten. 'Hoppla...' Direkt griff Arranges wieder in den Torso, dieses Mal zog er an etwas Größerem, das aber auch nachdem er mit beiden Händen daran herumriss, nicht laufen ließ. 'Ach... du willst nicht?!' Herrschte er den Toten empört an. Ein gleißendes Leuchten ging von seiner Rechten aus, die noch immer im Körper des Toten steckte. Dann zog er seinen Arm aus dem Fleisch, stand auf und wandte sich zu Erynn um. Er sah von vorn aus wie ein Metzger, der gerade mit dem Zerlegen eines Rehs fertig geworden war. An den Händen hingen Gewebefetzen und Blut tropfte herunter, als er die drei Schritte auf die Dunmer zuging, wobei der Ausdurck auf seinem Gesicht nicht verriet, ob er nun fertig war oder sie gleich ein ähnliches Schicksal wie den Toten ereilte. Als er vor ihr stand quoll der Leichnahm kurz ein wenig auf, ehe er plötzlich in einer schrill scheppernden Explosion in viele hundert Teile zerfetzt wurde... Arranges Blick veränderte sich von abgrundtief böse, zu seltsam flehend, dann gab das linke Bein unter ihm wieder nach und er sackte nach Erynn greifend wieder zusammen... 'Mir... ist kalt...' stotterte er. Und tatsächlich, er schien nun nicht mehr wegen der Krämpfe zu zittern, sondern weil er tatsächlich fror wie ein Schlosshund.

    Erynn war aufgesprungen und beobachtete die ganze Szene mit namenlosem Entsetzen. Langsam, Schritt um Schritt wich sie zurück, als Arranges auf sie zukam und hätte sich um ein Haar fallenlassen und zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, als der Leichnam zerplatzte. Tatsächlich aber fuhr sie nur heftig zusammen, duckte sich und riß einen Arm vors Gesicht, als hoffe sie, sich damit vor dem Beschwörer schützen zu können. Langsam richtete sie sich wieder auf, als ihr Begleiter vor ihr in die Knie brach.
    "Ach ja?" brüllte sie ungehalten, als sich der Schrecken in einem plötzlichen Wutausbruch entlud. "Und mir ist schlecht, du Idiot!" Sie wandte sich ruckartig ab und versetzte einem größeren Stein einen heftigen Tritt, während sie ihre eigene Gewaltphantasie zurückkämpfte, die im Wesentlichen Arranges' Schädel und einen schweren Knüppel mit Nägeln drin zum Inhalt hatte. Nach einem weiteren, diesesmal unartikulierten und überraschend tiefen Schrei hatte sie sich wieder so weit im Griff, daß sie dem Magier zumindest nicht mehr sofort an die Kehle gehen würde. Suchend sah sie sich nach der Phiole mit dem Heiltrank um. Wenn sie es hinbekam, daß sein Körper heil wurde, würde der Geist vielleicht von selber folgen. Das Fläschchen war in dem Tumult zerbrochen. Natürlich... was auch sonst? Sie kniete sich wieder neben den Beschwörer, der bis hierher keine Anstalten mehr gemacht hatte, sich irgendwie zu bewegen. Die Stichwunde in der Hüfte blutete wieder stärker, war scheinbar weiter aufgerissen während des Tobsuchtsanfalls. Erynn machte sich ein weiteres Mal daran, Arranges' Gesicht und Schädel von Blut zu säubern. "Neuer Versuch", sagte sie weit ruhiger, als sie sich fühlte. "Leg den Kopf ein Stück zur Seite... bitte."

    Arranges war so kalt, dass er nicht wusste, ob er sich wärmesuchend an Erynn klammern sollte oder sich darüber wundern, dass ihm überhaupt einmal dermaßen kalt gewesen wäre. Sein Kopf war soweit wieder klar, aber sein Körper war noch mit dem Gift beschäftigt. Bereitwillig und ohne eine Miene zu verziehen, drehte er den Kopf so, dass Erynn das Blut abwischen konnte. Bevor sie sich jedoch an die Wunde in der Hüfte machen konnte, griff er beinahe verzweifelt nach ihrer Hand... und wusste bei der ersten Empfindung kurz nichtmher, was er eigentlich fragen wollte, so angenehm warm war der Arm der Dunmer. Erst einen Augenblick später begann er abgehackt zu sprechen: 'Erynn... eine Decke... oder irgendetwas anderes... das wärmt...' Er war so mit Zittern beschäftigt, dass er sich einfach nicht recht auf seine Feuermagie konzentrieren konnte.

    Klar im Kopf ist er offenbar noch längst nicht wieder. Vielleicht ist dieser Streifschuß doch schlimmer, als ich bisher dachte... Ohne weitere Umschweife packte sie den Kaiserlichen und schleifte ihn wieder näher an die Flammen, dann löste sie die Wolldecke von seinem Lastgurt und wickelte ihren Begleiter darin ein, bevor sie ihn auf die Seite legte und den Heiltrank entkorkte. Einen Teil davon brachte sie auf den langen Schnitt am Kopf auf, schob danach die Decke wieder ein Stück zur Seite, um sich der Wunde in der Hüfte widmen zu können. Es war ein aufwärts geführter Stich gewesen und eigentlich nicht schlecht gezielt. Dem Assassinen war es gelungen, sein Messer unter den Schurz des Kettenhemdes zu bugsieren und knapp oberhalb der Stelle zuzustechen, an der die Beinschienen aufhörten. Dennoch, mit Hilfe des Tranks sollte diese Sache schnell erledigt sein. Mehr Sorge bereitete Erynn das Gift. Sie hoffte inständig, daß dessen Wirkungen bald ausgestanden sein mochten und es keine weiteren, unschönen Überraschungen bereithielt.
    Die Elfin hockte sich wieder auf die Fersen und beobachtete den Beschwörer wachsam. Nach einer Weile erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn, während sich zunehmende Verwirrung bei ihr ausbreitete. Warum hört es nicht auf zu bluten? "Arranges? Wo hast du diesen Trank her? Er wirkt nicht..."

    Die Decke und die Nähe zum Feuer verdrängte die ärgste Kälte, sodass Arranges wieder etwas mehr Kapazitäten hatte, um sich auf die Feuermagie zu konzentrieren. Die Wärme flutete durch seinen Körper, während er Erynn einfach machen ließ. Als sie dann doch noch etwas sagte, drehte er den Kopf. 'Wieso... Ich meine, dass ich die Tränke in Bruma gekauft habe...' Er befreite eine Hand aus der Decke und fasste sich vorsichtig an die Kopfwunde. Seine Fingerspitzen waren nach wie vor blutig. Fragend blickte er der Dunmer in die Augen. 'Hast du vielleicht einen der arkanen Tränke in den Satteltaschen erwischt?'

    Ehrlich erschrocken zuckte die Kriegerin zusammen. Konnte ihr wirklich ein so gnadenlos dämlicher Fehler unterlaufen sein? Nach einem Blick auf das Etikett an der Flasche schüttelte sie den Kopf. "Nein, es ist schon das richtige Zeug, jedenfalls der Beschriftung nach." Wieder drückte sie das Leinentuch auf die Wunde an der Schläfe - das zumindest schien mehr Wirkung zu zeigen als das verfluchte Gesöff aus Bruma.

    'Autsch... nicht so fest draufpressen... das Tuch... bitte...' Sagte Arranges tonlos, während er wohl zu überlegen schien. 'Ich weiss ehrlich nicht, an was das liegt... Heiltränke sind normalerweise unbegrenzt haltbar, sofern sie von normaler Qualität sind... vielleicht bin ich auch nur zu sehr an die Extrakte Falanus gewöhnt...' Außer das Gift behindert die Wirkung der Tränke... Innerlich schüttelte der Kaiserliche den Kopf... aber dennoch fiel ihm keine andere Erklärung ein. 'Es könnte sein, dass das Gift daran schuld ist, dass der Heiltrank keine Wirkung zeigt, aber ich bin mir alles andere als sicher...'
    Geändert von Glannaragh (24.05.2011 um 00:51 Uhr)

  2. #2
    Erynn reagierte, indem sie ihre Hand jetzt ein wenig leichter auf dem Schnitt ruhen ließ. Allein das kurze Zucken des Kaiserlichen hatte ausgereicht, die Blutung wieder zu verstärken. Normalerweise wäre die Elfin nicht zu sehr beunruhigt gewesen, eine Kopfwunde blutete nunmal, als hätte man ein Schwein abgestochen. Aber hier schien es gar nicht mehr aufzuhören. Hinzu kam der verdammte Stich. "Was auch immer die Ursache ist, Arranges", sagte sie müde, aber bestimmt, "so, wie es ist, kann es nicht bleiben."

    Die Augen des Kaiserlichen wurden größer. 'Was... meinst du, so kann es nicht bleiben?' Er zog die Augenbrauen zusammen und überlegte kurz, bevor sich seine Augen schlussendlich wieder weiteten. 'Oh nein... vergiss es... nein, auf keinen Fall wirst du da irgendwo auch nur daran danken, eine Nadel anzusetzen... nein Erynn!' Er versuchte sich aufzurichten, aber der Blutverlust machte sich schleichend doch noch bemerkbar, sodass er sich nicht einfach hochstemmen konnte, sondern zunächst damit beschäftigt war, die Hände aus den Falten der Decke zu befreien...

    Ich hab es ja kommen sehen... "Arranges! Dreh jetzt bloß nicht gleich durch, verdammt noch mal." Mit der Linken hielt sie seine Schulter gepackt, während ihre Rechte fast unbewußt durch das blutverkrustete Haar des Magiers strich. "Ich weiß, daß es schmerzhaft ist. Ich weiß auch, daß du dich fürchtest und warum... Aber seit dem Ende des Kampfes haben die Monde ihren Kreis nunmal schon sehr viel weiter gezogen, ohne daß es nennenswert weniger bluten würde. Dein Exkurs in Sachen Anatomie vorhin hat auch nicht unbedingt dazu beigetragen, daß die Sache sich verbessert. Und jetzt halt still, in Neungötternamen, du machst alles nur noch schlimmer!"

    Arranges spürte ihre Hand in seinem Haar. Was zur Hölle... Und auf seiner Schulter und überhaupt. Verdammte Scheisse... Hände weg! Fast schon reflexartig drehte er den Kopf weg und entwand sich damit ihrer Berührung. Seine Hände hatte er mittlerweile frei und stemmte sich gegen ihren Griff hoch in eine sitzende Position. 'Ich weiss nicht, was du abbekommen hast während des Kampfes, aber ein wuchtiger Schlag gegen den Kopf war sicher dabei... Das mit dem Nähen kannst du dir verreiben... vergiss es, eher verblute ich... davon mal abgesehen ist es normal, dass Kopfwunden so arg sabbern...' Er rückte ein wenig von der Elfe weg und verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust, während ihm das blanke Entsetzen vermischt mit Ärger, ins Gesicht geschrieben stand.

    Die Kriegerin seufzte. Sicher, sie hatte mit ziemlich genau dieser Reaktion gerechnet. Sie wußte auch, daß sie wirklich, wirklich Verständnis dafür aufbringen sollte. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, daß sie sich zum zweiten Mal in dieser Nacht einen soliden Knüppel wünschte, wenngleich diesesmal vielleicht ohne Nägel. "Beruhig dich endlich, bitte!" Beschwichtigend hielt sie ihm die leeren Handflächen hin. "Was willst du denn tun? Verbluten ist übrigens keine Option, so viel kann ich dir versichern."

    'Ach... und was willst du dagegen tun?!' Er fixierte sie mit den Augen. 'Wie kommst du überhaupt dazu, mir Optionen zu bieten? Wenn ich sage, dass ich eher verblute, als dass du da mit deinem Dämonenwerkzeug herumstocherst, dann ist das so!' Er musterte die Elfe eindringlich, aber sie gab seinem Blick nicht nach. 'Zwing mich nicht dazu, dich kalt zu stellen, Erynn!' Sagte er drohend, aber mit einem leicht verängstigten Unterton. Er wusste, dass sie nicht nachgeben würde und irgendwann würde er zu müde sein um sich noch gegen ihr Drängen zu wehren und dann... Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Nein, die Wunden sind nichteinmal lebensbedrohlich... kein Nähen, kein gar nichts!

    "Ich werde das nicht gegen deinen Willen machen, wenn es sich vermeiden läßt", antwortete Erynn mit einem Seufzer, die leeren Handflächen weiter gut sichtbar vor sich haltend, "aber du wirst auch nicht verbluten, Arranges. Hör auf, solchen Unfug von dir zu geben." Noch einmal musterte sie den Schnitt sehr genau. "Ich kann versuchen die Verletzungen fest zu verbinden, bis wir am Ziel sind. Vielleicht reicht das so lange aus." Hat ja schonmal grandios funktioniert, setzte sie in Gedanken säuerlich hinzu. "Wenn du also partout nicht willst, daß ich mich darum kümmere, sondern du lieber riskierst, daß das heute Mittag diese Metzger tun, die ihr in der Gathering als Heiler bezeichnet... vor meinen Augen vielleicht auch noch... nun, dann werde ich zusehen, daß ich irgendwie ein brauchbares Provisorium hinbekomme..."

    Arranges wollte schon selbstzufrieden grinsen, aber die letzten Worte der Dunmer verhagelten ihm dieses Bedürfnis komplett. Für einen kurzen Augenblick wusste er nicht, ob er sich irgendwo verkriechen oder sie einfach anbrüllen sollte. Sie hat Recht... die wenigen Male, die ich von den Gatheringsanitätern zusammengebastelt worden bin, reichen mir eigentlich voll und ganz... aber... sie will... nähen... Schließlich nahm seine Miene etwas von einem steinernen Klotz an, während er die Arme hängen ließ. 'Du... bist dir sicher, dass du das nähen könntest? ... Ich meine, das ist etwas anderes am Kopf, als am Oberschenkel...' Er würde den Schnitt nur zu gerne nähen lassen, aber andererseits auch nicht, es war zum Davonlaufen, was man dem Kaiserlichen auch teilweise deutlich ansah...

    Sie blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen. Tut mir Leid, Arranges. Aber bevor ich mir so ein Schauspiel gebe, mach ich das lieber selbst. "Ja, ich bin mir sicher, daß ich es kann", antwortete sie ruhig. "Und ich bin mir sicher, daß ich es kann, ohne Gewalt anzuwenden." Erynn nickte zur Bestätigung, machte aber ansonsten keine Anstalten, sich zu bewegen, sondern wartete noch auf eindeutige Zustimmung seitens des Kaiserlichen.

    Für einige Minuten sah er sie nur schweigend an. Er wusste, dass Erynn ihm nur helfen wollte, aber die Art, wie sie ihm zu helfen gedachte, war... nicht, was er sich so von Wundheilung erhoffte. Schließlich aber siegte das Vertrauen zu ihr und die Furcht vor den Feldschern der Bruderschaft. Er atmete gequält aus. 'Nun gut,' seine Stimme war alles andere als sicher, 'dann... näh den Schnitt...' Er wollte wohl noch etwas anfügen, schwieg aber dann. Dass sie vorsichtig sein soll, brauchte er mittlerweile wohl wirklich nicht mehr erwähnen, auch wenn er sie trotzdem misstrauisch und ein wenig ängstlich mit den Augen verfolgte, als sie sich erhob.

    Erynn sammelte ohne weitere Umschweife die Utensilien zusammen, die sie brauchen würde, während sie im Stillen für ihrer beider Nervenkostüm hoffte, daß sie das ganze Theater für die Stichverletzung nicht noch einmal würden durchgehen müssen. Mit etwas Glück jedoch hätte sich Arranges bis dahin längst für eine Weile aus der Realität verabschiedet, so daß sie in Ruhe arbeiten könnte und ihr die Diskussion erspart bliebe. Dann brachte sie den kaiserlichen mit leichtem Nachdruck dazu, sich flach auf den Rücken zu legen. Mit umsichtigen Bewegungen begann die Elfin, die Wunde ein weiteres Mal sauberzutupfen. Das Haar störte sie, blieb immer wieder in dem Kratzer kleben und schränkte ihre Sicht auf die Verletzung ein, wenngleich es nur relativ kurz war. Sie überlegte einen Augenblick, bis sie auf das Naheliegende kam, zog ihr scharfes Gebrauchsmesser und schor die Haare etwa zwei Fingerbreit ober- und unterhalb des Schnitts dicht an der Kopfhaut ab, achtete darauf, ihren Begleiter nicht zu schneiden, als er unwillkürlich zusammenzuckte. "Es geschieht nichts Wildes", sagte sie -etwas verspätet, wie sie sich eingestehen mußte- "Ich muß nur besser sehen können."
    Nachdem die Dunmer zufrieden war, spülte sie die übriggebliebenen losen Härchen fort, griff nach der Nadel und drückte mit Daumen und Zeigefinger die Wundränder in der dünnen Kopfhaut ein wenig zusammen. Sie würde an der Stelle knapp hinter dem Ohr beginnen und sich dann bis zur Schläfe vorarbeiten. Also, dann los, dachte sie und atmete einmal tief durch. "Ich verspreche, ich beeile mich so sehr wie möglich..."

    Mach lieber vorsichtig als schnell... Dachte Arranges bei sich und hielt unbewusst die Luft an, als er die Nadel am Kopf spürte. Schon nach dem dritten Stich verschwamm sein Sichtbild und die alles andere als regelmäßige Schnappatmung, die er die letzten paar Herzschläge hindurch hatte, ging rapide runter. Ein letztes, unterdrücktes Wimmern, dann war er weg, wurde von tiefer Dunkelheit umfangen und klinkte sich einfach aus...

    Das ging ja flott... Die Dunmer legte rasch die Linke an den Hals ihres Begleiters. Die Ader unter ihren Fingern pulsierte zu schnell, aber kräftig. Sie wandte sich wieder dem Kratzer zu, den der Bolzen hinterlassen hatte. Hier und da war der Schädelknochen selbst durch das umgebende Rot zu sehen. Diesesmal war es wirklich knapp, Beschwörer. Du hast mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt...
    Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis Erynn ihre Arbeit beendet hatte, umso dankbarer war sie für die Tatsache, daß Arranges praktisch sofort ohnmächtig geworden war. Das Werkzeug, das ihr zur Verfügung stand, war für diese feine Aufgabe im besten Falle grenzwertig, aber nach sechs oder sieben Stichen hatte sie den Bogen raus. Sie verlor keine Zeit, sich der Messerwunde zuzuwenden, nachdem der Kratzer am Kopf versorgt war. Nach Möglichkeit wollte sie längst fertig sein, bevor ihr Weggefährte wieder zu sich kam. Hier war sie schneller - es war der Wunde, die sie bei dem Magier nach ihrer Flucht aus dem Kloster zusammengenäht hatte, nicht ganz unähnlich, und so wußte sie schon mehr oder minder, wie sie es am besten anstellte.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, machte sie den letzten Knoten in den Zwirn und legte ein sauberes Tuch über die Naht, bevor sie Arranges wieder zudeckte und ihr Werkzeug zusammenpackte. Noch einmal schritt sie den Lagerplatz ab, sammelte weitere Holzscheite wieder ein und warf sie aufs Feuer. Dann wartete sie, wachte über den Beschwörer, der langsam aber sicher von der Ohnmacht in einen tiefen, bleischweren Schlaf hinüberglitt. Es wurde später Vormittag, bis er sich schließlich wieder regte.

  3. #3
    Arranges erwachte spät am Mittag des nächsten Tages. Das Erste, was er spürte war der leichte Zug an seiner linken Schläfe. Er unterdrückte den Drang, an die Naht zu fassen und dankte der Elfe stattdessen für die Versorgung. Mit arger Missbilligung spürte er jedoch den kühlen Luftzug auf der nackten Kopfhaut. Ich hätte es doch irgendwie bluten lassen sollen... Dachte der Kaiserliche bei sich, sagte aber nichts weiter dazu. Sie sammelten alles ein, was sie noch gebrauchen konnten. Viel war es nicht, das Pferd hatte beim Sturz das Meiste unter sich begraben und so waren sie nur mit leichtem Gepäck unterwegs.

    Sie waren vielleicht gerade drei Stunden gelaufen, als sich die spärliche Vegetation immer mehr verteilte und gleichzeitig noch weniger wurde. Die Dämmerung setzte ein, als weit vor ihnen am Horizont endlich eine flache, aber dennoch eindeutige Silhouette auftauchte. Sie waren fast da. Erste Fackeln wurden bereits angesteckt, als Arranges und Erynn so nahe heran waren, dass sie grobe Einzelheiten erkennen konnten. Zehn, vielleicht zwölf, größere Jurten standen um den wuchtigen Bau des Anwesens verteilt. 'Das ist das Anwesen meines Meisters.' Erklärte Arranges, während sie unter dem immer dunkler werdenden Himmel auf das Anwesen zugingen. Sie waren noch gut eine halbe Meile entfernt. 'Jurano heißt er, ein Dunmer... Wenn wir ihm über den Weg laufen tu mir den Gefallen und... benimm dich einfach. Er ist ein uralter Mer. Das genaue Alter weiss ich nicht, aber irgendwann, das ist noch gar nicht so lange her, hat er mir einmal verraten, wie alt er in etwa ist. 890 Jahre... oder in Menschenjahren etwa um die 75 Jahre herum, was ein gewaltiges Alter ist, wenn man bedenkt, wie alt ich bin oder wie alt der Sprecher der Gathering ist... du, erinnerst dich an den Kaiserlichen, der dich damals angehört und zu meinem Novizen ernannt hat? Man sieht es ihm nicht unbedingt an, ähnlich wie bei Meisterin Marie. Der Sprecher dürfte in etwa 60 sein...' Arranges wollte gerade noch etwas sagen, als plötzlicher Wind vom Lager her aufkam, obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt absolut windstill gewesen war. Unwillkürlich rümpfte der Magier die Nase und hielt sich die Hand vor den Mund, als ihnen ein Gestank, wie ein übler Pesthauch entgegenschlug. 'Was zur Hölle Oblivions ist das nun wieder?!' Fragte Arranges keuchend mehr sich selbst, während er mit weit geöffneten Augen in die Richtung blickte, aus der der Gestank kam. Er musste nicht wirklich lange auf eine Antwort warten. Zwischen den Tränenschleiern, die der Verwesungsgeruch in seinen Augen auslöste, sah er, wie keine 5 Schritte vor ihnen eine Gestalt mehr oder weniger direkt aus dem Boden wuchs... Arranges blinzelte. bei dem Anblick der Gestalt musste er ebenfalls nicht wirklich lange überlegen, was er da vor sich hatte. Obwohl der Nekromant noch nie einen Korruptor gesehen hatte, war die arkane Aura, die von der Bestie ausging mindestens so gewaltig, wie jene der Gathering. Oh verfluchte Scheisse, das Haus des Chaos möge mir beistehen... War alles, was er an Gedanken hervorbrachte.

    Mehr als die bloßen umrisse des Korruptors, erinnerten nicht an eine humane Gestalt. Dort, wo die Haut noch vorhanden war, war sie mit eitergelben Blasen und faustgroßen, fauligen Löchern übersäht. Die Lenden und das rechte Bein wiesen gar keine Haut mehr auf. Triefendes, roh wirkendes Fleisch hing von den angefressen anmutenden Knochen herab. Genauso der komplette rechte Arm. Wobei die Hand hier nur noch aus den schimmlig grünen Knochen bestand. Der Kopf grenzte sich vom Kragen nur noch in sofern ab, als dass er eine deutliche Ausbeulung zwischen den Schultern darstellte, der Hals schien komplett zu fehlen. Der Unterkiefer war auf einer Seite ausgerenkt, die Knochenpfanne zur Hälfte abgefault und Zähne suchte man in dem sich dunkel eröffnenden Rachen vergeblich. Die Nase war praktisch nicht mehr vorhanden, von haaren im Allgemeinen ganz zu schweigen. Eine der beiden Augenhöhlen war dunkel, ein schwarzes Loch im Schädel. Auf der anderen Seite sickerte irgendetwas aus der total mit knallrot entzundenem Fleisch zugeschwollenen Augenhöhle heraus, das zumindest von der Färbung her, das Weiße eines Auges hätte sein können.

    'Bei den Göttern...' Murmelte Arranges erneut und sofort zuckte sein Kopf zu Erynn herüber. Die Dunmer sah total verängstigt aus. Bei der plötzlichen Bewegung des Magiers ging ein Ruck durch den Körper des Korruptors, wobei der Kieferknochen einen Moment mitschaukelte. Bis eben wirkte es noch eher so, als würde die Kreatur auf den Boden vor sich starren, aber jetzt blickte sie - zumindest sah es so aus - Erynn direkt in die Augen. Bitte... alle mir bekannten Götter, seid ihr gnädig! Der Kaiserliche stand noch immer wie angewurzelt da und betete stumm, dass der Korruptor wieder verschwinden würde. Plötzlich stieß die Bestie ein tiefes, kehliges Knurren aus, wobei Faulschlamm, gefolgt von einer grüngelblichen Atemwolke aus dem Loch unterhalb der Augen drang. Es hörte sich an, als würde man den Fuß sanft in eine Wasserlache setzen, versuchend so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen, als der geschändete zwei Schritte auf die Dunmer zutat, dann aber wieder stehen blieb, den Blick aber nicht von ihr wandte.

    'Wenn ihr versuchen wollt zu verhindern, dass die Novizin Erynn gleich stirbt, dann zeigt ihr dem Korruptor am besten jetzt direkt, dass sie zu euch gehört und nicht fremd ist!' Die Stimme des Botschafters, der einfach hinter dem Korruptor aufgetaucht war, drang wie durch einen Schleier zu Arranges. Und der Kaiserliche gehorchte wie fremdgesteuert. Das weitere Knurren der Kreatur ignorierend, trat er mit offenen Armen auf die Dunkelelfe zu und drückte sie so fest er es vermochte, an sich. Den Korruptor schien das zunächst kalt zu lassen, er trat weiter auf Erynn zu, bis er nur noch zwei handbreit mit seinem Gesicht von ihrem entfernt war. Die knochige Hand hob sich gähnend langsam. Den Zeigefinger oder das, was noch davon übrig war, ausstreckend, wollte er sie gerade an der Wange berühren, hielt aber plötzlich mit einem Ruck inne. Sein Kopf drehte sich völlig unerwartet so, dass er hinter sich, zum Lager blicken konnte. Etwas, das man ein bellen hätte nennen können, erklang, dann wandte sich der Rest des Körpers auch um mit ungeahnter Geschwindigkeit sprintete der Korruptor plötzlich los, zurück zum Lager. Der Pesthauch verflüchtigte sich ebenfalls, als das Geschöpf die Zelte erreicht hatte und außer Sicht verschwand... Ein durch ungeahnte Pein erzeugter Schrei ertönte plötzlich, dann herrschte wieder die Stille.

    Arranges konnte weder denken, noch reden, er war in diesem Moment so sehr erleichtert, dass er erst gar nicht bemerkte, wie er die Luft angehalten hatte und jetzt hustend frische Luft in seine Lungen sog.

    'Das war wohl Glück in seiner reinsten Form...' Sprach der Botschafter, als er näherkam. Arranges ließ die Dunmer los und sah zu dem Riesen auf. 'Ich soll euch direkt nach eurer Ankunft zu Meister Jurano bringen...' Arranges schluckte eine scharfe Bemerkung hinunter. Sie folgten dem Botschafter ins Lager. Sie hatten die Zelte fast erreicht, als Arranges bemerkte, wie zwischen den Jurten eine vielleicht fünf Meter lange Fahnenstange aufgerichtet wurde. Er musste schlucken, als er sah, was am oberen Ende hing. Es war die Haut eines Orks, sauber vom Rest des Körpers getrennt, hing sie jetzt als grotesker Wimpel am oberen Ende der Fahnenstange. Als sie in das Lager schritten, blickte der Magier zur Seite und sah, wer für das seltsame Wappen verantwortlich war. die Holzstange steckte in dem Haufen Gedärme und Fleisch, das wohl vor einigen Minuten noch die grüne Schuppenhaut ausgefüllt haben musste. Neben der Fahnenstange stand der Korruptor und folgte den dreien mit dem, was man bei anderen wohl Augen genannt hätte...

    Nur kurze Zeit später fanden sich Arranges und Erynn im Wohnraum des Haupthauses von Juranos Anwesen wieder. Aber der Meister selbst war nicht da, stattdessen sahen sie sich jetzt Yuphaistos gegenüber, dem Botschafter des Meisters. 'Ah, ihr seid endlich angekommen... ich hoffe, dass der Korruptor nicht zu viele Umstände gemacht hat...'
    'Naja... ich durfte meiner Schülerin recht eindrücklich meine Zuneigung zeigen, das reichte ihm wohl... dafür musste ein anderer Novize herhalten.'
    'Gut, gut... es tut mir leid, dass Meister Jurano in diesem Moment nicht anwesend ist. Zwei der Großmeister werden am morgigen Tag hier eintreffen, dann sollte auch Jurano zurück sein. Die Großmeister, Jurano und ihr, Arranges, werdet dann den Sturm auf die Festung der Abtrünnigen vorbereiten, ich weiss selbst nicht genau, was das heißt, ich weiss nur, dass mir aufgetragen wurde, euch dies zu sagen... achja und noch etwas,' Yuphaistos zog einen umschlag unter seinem Waffengurt hervor, ' das hier soll ich euch geben. Jurano hat darin wohl einige Wichtige Informationen aufgeschrieben... nun entschuldigt mich Arranges, ich muss mich um die Sauerei draussen kümmern... wird Zeit, dass diese Bestien wieder zu den Großmeistern zurückkommen...' Dann verschwand der Nord nach draussen.

    Arranges warf Erynn einen kurzen Blick zu, ehe er den Umschlag öffnete und darin zu lesen begann. Als er wieder aufblickte, wusste er nicht, ob er grinsen oder heulen sollte. Er beschloss beides bleiben zu lassen. 'Nun... für uns wurde oben ein Zimmer bereitet... ja, es ist wieder nur ein Zimmer... mit Doppelbett... und nein, so leid es mir tut, aber hier wird es wohl eher kein extra Feldbett für dich geben... allerdings nicht weiter schlimm, ich habe zumundest für die heutige Nacht noch vor mit einigen Leuten zu sprechen... zuvor allerdings muss... ich dir noch etwas... erklären...' Die letzten Worte sprach er mit sichtlichem Unbehagen.

    Das Zimmer war großzügig und recht behaglich eingerichtet. Möbel aus noblerem Holz und sowohl Kissen, als auch Bettwäsche aus Samt gefertigt. Ein kleines fenster, mit einem leichten Grünstich war direkt auf den Innenhof des Anwesens gerichtet. Arranges blieb einfach im raum stehen und schob die Tür hinter sich ins Schloss.

    'Gut, bitte... schrei nicht, wenn ich dir jetzt erkläre, welche Möglichkeit es gibt, dich der Bedrohung der Korruptoren zu entziehen.' Der Kaiserliche wartete, bis er die Aufmerksamkeit der Elfe hatte. 'Und zwar... sollte Schüler eine Art Halsband aus dem Stoff eines Kleidungsstücks seines zugeteilten Mentors oder Meisters tragen... das hat folgenden Hintergrund, dass ein Korruptor wohl zuerst Brust und Hals seiner Ziele attackiert...' Obwohl der Magier selbst nicht wirklich von der Idee überzeugt schien, konnte er sich ein leichtes Grinsen einfach nicht unterdrücken

  4. #4
    Es dauerte, bis Arranges wieder ganz zu sich gefunden hatte, doch er schien die Strapazen der vergangenen Nacht recht gut verkraftet zu haben. Schon bald darauf waren sie wieder unterwegs, und während der Kaiserliche die Gelegenheit nutzte, ihr ein paar Verhaltensregeln einzuschärfen, wurde Erynn zusehends stiller. Ihr war, als begäbe sie sich wie ein Lamm mitten unter die Wölfe.
    Sie roch den Korruptor eher, als daß sie ihn sah. Und irgendwie... spürte sie ihn auch. Nicht nur seine Erscheinung sondern auch das, was darunter lag, die ganze Essenz des Wesens, strahlte Fäulnis aus, als sei seine Seele ebenso zerfressen wie sein Fleisch und befände sich noch immer in einem Zustand fortschreitender Auflösung. Die Elfin wollte sich nicht vorstellen, welche Qualen es wohl in jedem Augenblick litt, und sie fragte sich, in wie weit wohl der Fluch, in dieses faulige Fleisch gekleidet zu sein seinen Verstand noch weiter zerrüttete und es so unberechenbar und bösartig sein ließ. Ihre Gedanken setzten aus, als der Korruptor auf sie zukam. Der abstoßende Gestank wurde überwältigend und brachte ihren Kopf zum Schwimmen. Daß Arranges seine Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte, bekam sie kaum mehr mit, so vollständig füllte die unheilige, durch finstere Magie geschaffene Präsenz ihr Denken aus.

    Von dem Moment an, in dem die abstoßende Kreatur sich abwandte und verschwand, bewegte sich Erynn durch das Anwesen, als hätte man sie vor den Kopf geschlagen, so tief saß der Schock. Sie sprach nicht, fragte nicht. Folgte ohne Aufforderung und ohne bewußten Willen. Ihre Umgebung nahm sie kaum wahr, sie hätte nicht sagen können, ob sich unter den verschiedenen Gesichtern, die ihr begegneten, ein bekanntes befand. Auf einiges war sie vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese kranke, perverse Abnormität, ein... Ding, wie es eigentlich nicht sollte existieren dürfen. Wer erschafft so etwas, fragte sie sich in hilflosem Unverständnis, und besitzt dann auch noch die Herzlosigkeit und Seelenkälte, es am Leben zu lassen? Wer immer das tat, dieser Jemand, so war sie überzeugt, war böse – vollkommen, abgrundtief und unbekehrbar böse, verderbt bis ins Mark und von einer Grausamkeit, die ihre ganze Vorstellungskraft überstieg. So sehr der Anblick des Korruptors sie auch verstört hatte: Der Gedanke, daß dahinter ein Erschaffer stand, der die Kreatur dazu verdammt hatte leben zu müssen, ängstigte sie nicht minder.
    Erst, als Arranges die Tür zu seiner Kammer hinter ihnen schloß und damit auch in gewisser Weise das Geschehen auf dem Anwesen aussperrte, fiel die Starre von ihr ab. Eine Weile schaute sie nur stumpf vor sich hin, während die eine oder andere Information mit erheblicher Verzögerung durch ihr Hirn spülte. Dann jedoch ruckte ihr Kopf so heftig zu dem Kaiserlichen herum, daß die Halswirbel knirschten. Von dem Eindruck, den der Korruptor hinterlassen hatte in die Enge getrieben, reagierte sie wie ein wildes Tier. „Vergiß es“, knurrte sie heiser. „Du legst mich an keine verfluchte Kette!“
    Geändert von Glannaragh (24.05.2011 um 19:21 Uhr)

  5. #5
    Genervt verdrehte Arranges die Augen. 'Verdammt nochmal, ich will dich nicht anketten, sondern schützen, jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist, das würdest du bei deinem mikrigen Verstand ohnehin nicht so einfach schaffen...' Der Schreck von zuvor saß dem Kaiserlichen noch in den Knochen. umso mehr ärgerte es ihn jetzt, dass sie nicht einfach mitspielte, sondern nur mehr querulierte...

    "Nein? Faß mich nicht an!" Schritt für Schritt wich Erynn zurück, bis sie die Zimmerwand im Rücken spürte. "Reicht es dir nicht, mich mit irgendwelchen Lähmzaubern zu traktieren? Mußt du mir jetzt auch noch nichtmagische Fesseln anlegen? Was zum Donner gibt dir das Recht, mich anzuketten?" Wie panisch sah sie sich um, auf der Suche nach irgendeinem Fluchtweg, aber genau den versperrte Arranges, da er zwischen ihr und der Tür stand. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu sich auszumalen, daß die Elfin viel zu durcheinander war, als daß sie in unmittelbarer Zukunft zu einer rational gesteuerten Reaktion fähig sein würde.

    Er seufzte, blieb stehen wo er war und sah Erynn ersteinmal nur in die Augen. 'Beruhig dich doch bitte wieder...' Sprach er ruhig auf sie ein. 'Das Halsband hat nicht das Geringste mit einer Fessel zu tun. Es ist nur ein Stoffstreifen um deinen Hals, mehr nicht, du wirst kein bisschen davon eingeschränkt.' Er tat einen kurzen Schritt auf sie zu. 'Du hast den Korruptor gesehen, willst du wirklich, dass er dich grausam zerlegt? Bitte, sei vernünftig Erynn...' Obwohl Arranges versuchte ruhig zu reden, nahm seine Stimme einen leicht bestimmten Unterton an.

    Erynn bewegte sich nicht von ihrem Ort weg und starrte ihrerseits Arranges an, als denke sie über seine Worte nach. "Nein?" Alles an ihrer Haltung blieb angespannt, als sei sie jeden Moment bereit zur Seite zu springen oder anzugreifen. Was tat sie eigentlich hier? Jedes Wesen, das auch nur ansatzweise einen Überlebensinstinkt besaß, wäre längst geflohen. Warum wollte der Kaiserliche sie unbedingt hier festhalten? Warum wollte er überhaupt in der Nähe dieses verrottenden Ungetüms bleiben. Sie wußte nur eines: Wenn sie eine Fessel trug, konnte sie nicht fliehen, und das war schlecht...

    Das Grinsen und der halbwegs freundliche Gesichtsausdruck verschwanden. 'Erynn... entweder du findest auf der Stelle wieder zu deinem lächerlich kleinen Verstand zurück oder aber ich werde ihn dir einprügeln müssen... bitte zwing mich nicht dazu, dir das Halsband mit Gewalt anlegen zu müssen...' Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass sie verstört war wegen der Kreatur, die da unten im Lager umherlief und den Novizen das Leben zur Hölle machte, aber für diesen Kindergarten hier hatte er jetzt keinen Nerv übrig. 'Es wird dir nichts geschehen, es ist nur zu deinem Besten Erynn, versteh doch...' Das war die letzte Bitte...

    "Ich hab gesagt, du sollst mich nicht anfassen! Woher willst du wissen, was zu meinem Besten ist? Ich muß hier weg... du hast kein Recht, mich anzubinden!" Sie duckte sich leicht, und spätestens jetzt war offensichtlich, daß sie den Magier anspringen würde, wenn er ihr zu nahe kam. Er mußte den Verstand verloren haben - wollte sie an diesem Ort halten, in unmittelbarer Nähe zu dem Korruptor! Das war schierer Irrsinn. Erynn konnte ihm unmöglich noch trauen.

    So, jetzt reichts! 'Erynn, hör endlich auf mit diesem Zirkus!' Herrschte er sie an. 'Ich will dir nichts Böses, verflucht nochmal!' Mit entschlossenen Schritten ging er mit dem Vorhaben, sie irgendwie zu beruhigen und gleichzeitig zu verhindern, dass sie irgendetwas dämliches tat, auf sie zu...

    Mißtrauisch beobachtete die Elfin, wie Arranges sich ihr näherte. Warnend fletschte sie die Zähne. Hast du mir nicht zugehört? Bleib, wo du bist, verdammt noch mal! Als darauf keine Reaktion folgte wußte sie sich nicht mehr anders zu helfen als in die Offensive zu gehen, zumindest für einen Moment. Blitzschnell sprang sie vor, biß kräftig in die ausgestreckte Hand des Beschwörers und zog sich sofort wieder bis zur Wand zurück, ohne ihr Gegenüber aus den Augen zu lassen. Ein leichter Geschmack von Salz und Erde auf Lippen und Zunge war das erste, was langsam durch den Instinkt in ihre bewußten Gedanken drang, aber noch konnte sie die Empfindung nicht wirklich einordnen.

    Arranges konnte gar nicht so schnell reagieren. Mit ungeahnter Schnelligkeit schnellte die Dunmer vor und stand im nächsten Moment auch schon wieder an der Wand vor ihm. Einen Herzschlag später spürte der Kaiserliche, wie es an einer Stelle an seiner Hand warm wurde. Und dann kam auch schon die Wahrnehmung, dass Erynn ihn gerade gebissen hatte wie ein Tier. Irritiert blickte er auf seine Hand, die er sich jetzt vor die Augen hielt um besser sehen zu können. Der Abdruck eines Menschlichen Gebisses war zumindest auf der Handinnenfläche deutlich zu sehen und an einigen Stellen quoll Blut aus der Haut hervor. 'Was bei den vier Säulen?!' Murmelte er, während er nicht darauf achtete, dass das Blut bereits auf den Teppich tropfte. Mit einem Schlag trat plötzlich der brennende Schmerz in seine Wahrnehmung und Arranges sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, während er ein Aufjaulen unterdrückte, die Augen zusammenkniff und sich die verletzte mit der gesunden Hand hielt. Einen Herzschlag später jedoch starrte er wieder auf den blutigen Biss, schüttelte die Hand kurz aus und blickte dann auf. Purer Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben. 'Das wars, Schluss mit lustig!' Knurrte er. Mit zwei großen Schritten war er bei Erynn und drängte sie an den Schultern packend, gegen die Wand. 'WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?!' Brüllte er. Zog sie ruckartig ein paar Fingerbreit von der Wand weg und stieß sie dann direkt wieder heftig dagegen. 'Du wirst dich jetzt benehmen und tun was ich dir sage!'

    Erynn drehte endgültig durch, als sie sich an die Wand gedrängt fühlte. Sie hatte es doch gewußt! Es ging nur darum, sie irgendwie bewegungsunfähig zu machen... Sie wand sich wie eine Katze und schlug nur wenig gezielt nach dem Gesicht des Beschwörers, der tatsächlich die Dreistigkeit besaß, sie bei den Schultern gepackt zu halten. Dann spürte sie, wie sein Griff um ihre Oberarme sich ein wenig lockerte, nutzte die Gelegenheit, sprang den Kaiserlichen an und rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Mit einem Mal war sie frei, schlug einen Haken und stürzte auf die Zimmertür zu.
    Die Dunmer fand sich auf einem Gang wieder, der ihr gänzlich unbekannt war. Verwirrt sah sie sich um, bis ihr aufging, daß sie keine Ahnung hatte, wohin sie laufen sollte. Ein paarmal schüttelte sie den Kopf und kam letztendlich zu dem Schluß, daß es vielleicht klüger wäre, einfach wieder dorthin zurückzugehen woher sie gekommen war. Erynn wich leise in das Zimmer zurück, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, blickte ein wenig verständnislos auf die seltsame Szenerie, die sich vor ihren Augen ausbreitete. Wieder schmeckte sie Schweiß, und diesesmal wußte sie, woher es kam. Dann spürte sie, wie ihr schlagartig das Blut aus dem Gesicht wich.

    Arranges wollte sie eigentlich schütteln... und plötzlich ging das Licht aus. Er spürte, wie er hart auf dem Boden aufschlug. Seine Lungen wollten sich nicht mehr entfalten, sodass er gleich gar nicht mehr atmen konnte. Ein unbeschreiblicher Schmerz breitete sich in seiner Leistengegend aus und zog sich hinauf bis zum Zwerchfell. Die Szene, als würde jemand eine überreife, kleine Tomate in der Hand zerquetschen, hätte in Bildern sehr nahekommend das Schmerzempfinden wiedergegeben, das Arranges in diesem Augenblick gleich zweimal zur gleichen Zeit verspürte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte er sich auf dem Boden zusammengerollt, die Hände in der überflüssigen Hoffnung, den Schmerz zu lindern, dort, wo zuvor Erynns Knie ziemlich gut gezielt hatte und japste nach Luft. Nach einer gefühlten Ewigkeit - tatsächlich waren es auch gute zehn Minuten - ließ der drückende Schmerz zwar nur gähnend langsam, aber endlich, nach. Das Atmen fiel ihm wieder etwas leichter, wenngleich er immernoch um Luft ringen musste, aber es reichte wenigstens wieder so weit, dass er ein Auge öffnen konnte und kurz durch den Raum schielte. Erynn stand blass an der Tür und blickte auf ihn herab. Sobald... ich wieder... aufstehen kann... bist du fällig, Erynn! Es dauerte nochmals einige Augenblicke, bis die Lungen wieder annähernd normal arbeiteten und auch der von den Lenden ausstrahlende Schmerz zurückging. Vorsichtig öffnete Arranges seine zusammengerollte Position und atmete ein-, zweimal tief ein. Nur der quetschende Schmwerz weiter unten blieb noch. Keuchend setzte sich der Magier auf, nicht ohne bei jeder etwas belastenderen Bewegung zu keuchen und das Gesicht zu verziehen. Sich schwer stützend und den Rücken noch immer arg gekrümmt vor Schmerzen, hatte er sich doch noch irgendwann auf die Bettkante gewuchtet und blieb dort, vor sich auf den Boden starrend und schwer atmend, sitzen...

    Verflucht... das hab ich nicht wirklich getan, oder? Nee. Verdammt! Erynn ließ sich an das Holz der Zimmertür sacken und überlegte, daß es durchaus weise wäre, in genau diesem Moment so wenig aufzufallen wie irgend möglich. Sie schloß die Augen, tat, als wäre sie nicht da und wartete auf das Donnerwetter.
    Es schienen mehrere Zeitalter zu vergehen, bis Arranges sich endlich nennenswert bewegte und sich bis auf die Bettkante schleppte, wobei er ihr den Rücken zuwandte. Sie nutzte die Gelegenheit, huschte an der Stelle vorbei, wo der Kaiserliche sich bis vorhin noch gekrümmt hatte und kauerte sich unter dem Schreibtisch an der rechten Wand des Raumes zusammen. Ihr fiel keine bessere Reaktion ein, als sich irgendwo zu verstecken. Scheiße!

    Wieder nach einer Weile war der Schmerz bis auf ein leicht pulsierendes Brennen verflogen. Arranges versuchte vorsichtig aufzustehen und es gelang ihm, ohne dabei das grauenhafte Gefühl zwischen den Beinen zu steigern. Erleichtert atmete er aus, wenngleich er noch immer leicht gekrümmt dastand, rein vorsorglich um keine neue Schmerzwelle heraufzubeschwören. Sein Kopf drehte sich plötzlich herum und er blickte genau zu Erynn, die unter dem Schreibtisch kauerte. Seine Augen blitzen kurz auf, dann kam er auf das Möbelstück zu, ließ sich davor in die Hocke sinken und schaute der Dunkelelfe direkt in die Augen, ehe er einen Moment später eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk vollführte und Erynn zusammenklappte, als die mattglänzende Kugel sie traf. 'Tut mir ehrlich leid Erynn... ich habe mir eigentlich mit bestem Willen vorgenommen nie wieder einen Zauber absichtlich in deine Richtung zu werfen, aber das hier ist wohl nicht anders machbar... und ich werde dir mein komplettes magisches Arsenal an den Kopf werfen bevor ich zulasse, dass du nur wegen deiner Unvernunft von einem Korruptor getötet wirst... dafür bedeutest du mir einfach zu viel...' Sprach er ruhig, aber mit hohl klingender Stimme, während er die Elfe vorsichtig unter dem Schreibtisch hervorzog, darauf achtend, dass sie nirgends mit dem Kopf anstieß oder irgendwo hängen blieb. Einige Herzschläge später legte er sie auf dem Bett ab. Arranges richtete sich wieder auf und schaute suchend an sich herab. Das einzige Kleidungsstück, von dem noch deutlich mehr überig war, als nur Fetzen, war seine Hose. Eines der Hosenbeine reichte gut übers Knie. Er schnallte die entsprechende Beinschiene ab, riss zu unterst einen Stoffstreifen aus dem Beinkleid und machte sich daran, ihn der Elfe um den Hals zu binden. 'So lange, wie wir in diesem Lager sind, wirst du das Ding anbehalten, andernfalls werde ich dich wirklich hier oben ans Bett ketten müssen... schmeiss das Glück nicht so einfach weg, das du draussen vor dem Lager hattest...' Er nahm die Hände weg von dem Halsband. Es saß fest, aber noch locker genug, dass sie ohne Probleme atmen konnte und der Stoff auch nicht scheuerte. Während er ihr in die Augen blickte, löste er den Zauber auf...

    Erynn war so fertig, daß sie sich wahrscheinlich auch ohne den Zauber widerstandslos unter dem Tisch hätte hervorschleifen lassen. Nein, sie würde gewiß keinen weiteren Ärger machen und ja, sie würde diesen Stoffetzen so lange um den Hals tragen, wie Arranges das wollte - auch, wenn das Ding brutal nach wochenaltem Männerschweiß stank. Sobald er den Bann über ihren Körper löste, rollte sie sich von der Matratze ab und brachte damit schonmal wieder einen halben Raum Sicherheitsabstand zwischen sie beide. Ungefähr ein Dutzend verschiedene Ausreden, warum sie wohl so heftig auf den Korruptor reagiert hatte, schossen ihr durch den Kopf, eine kläglicher als die andere. Sie verwarf sie schließlich alle und brachte nur ein "Tut mir leid" heraus, das für eine so gut wie erwachsene Frau bemerkenswert kleinlaut klang.

    'Schon gut...' Meinte Arranges nur und winkte ab, während er aufstand. Er kümmerte sich nicht um die zwanghafte Abstandshaltung. Im Grunde war ihm die Situation vermutlich ebenso unangenehm wie ihr. Völlig zusammenhangslos ging er zu dem Schrank hinüber und öffnete beide Türen. 'Ah...' Er tat einen Schritt zur Seite. 'Wenn du dich umziehen willst, auf der linken Seite wurden Kleider, Hosen und Tunikas für dich bereitgelegt...' Dann schloss er die Schranktüren wieder, ging zur Zimmertür, zog sie auf und wollte gerade den Raum verlassen, ehe er sich nochmals zu ihr umdrehte. 'Ruh dich ein wenig aus, der Tag war alles andere als einfach... das Bett gehört dir, ich werde noch ein paar Dinge erledigen müssen und habe außerdem noch ein paar Fragen an Yuphaistos... Wenn,' er brach ab, zog die Tür nochmals ins Schloss und tat einen Schritt auf sie zu, blieb aber stehen, nachdem Erynn zurückwich. Er seufzte. 'Wenn einer der Korruptoren hier auftauchen sollte, verhalte dich möglichst ruhig und mach einfach gar nichts... vor allem, näher dich ihnen nicht, fass sie nicht an oder versuch mit ihnen zu sprechen... ignorier sie einfach... sie werden dir nichts tun, solange du das Halsband trägst...' Dann verschwand er nach draussen auf den Gang.

  6. #6
    Nachdem Arranges gegangen war, ließ Erynn den Atem in einem einzigen, langen Stoß entweichen und sah sich zum ersten mal wirklich in dem Raum um. Schlafen war eine gute Idee, saubere Kleidung eine fast noch bessere. Ein Bad hätte sie in diesem Augenblick wirklich glücklich gemacht, aber es lag ihr fern, sich beklagen zu wollen. Im stillen dankte sie allen Göttern, die ihr gerade einfielen, und schälte sich mit einem Seufzer der Erleichterung aus Rüstung und den Resten der Klamotten, die sie noch am Leib trug. Tatsächlich hatte sie sich an jeder Menge möglicher und unmöglicher Stellen wundgescheuert und sah aus wie ein räudiger Köter. Nun, wenigstens paßt es dann dazu, wie ich momentan rieche, dachte sie ironisch, tat den Umstand dann aber mit einem Achselzucken ab, hüllte sich in eine knöchellange Chemise, die sie bei den Kleidungsstücken fand und ließ sich dann einfach auf das Lager fallen. Eigentlich war sie todmüde und auch schon gar nicht mehr sicher wie lange es her war, daß sie zum letzten Mal geschlafen hatte. Andererseits war sie gerade viel zu aufgewühlt, um sofort einschlafen konnte. Die Begegnung mit dem Ungeheuer trieb sie um und sie fragte sich, ob andere Novizen ähnlich reagiert haben mochten wie sie, oder ob sie nur deshalb komplett durchgedreht war, weil sie eigentlich nichts mit Nekromantie zu tun hatte.
    Dafür bedeutest du mir zu viel..., kamen ihr Arranges’ Worte wieder in den Kopf. Erynn stellte fest, daß sie davon seltsam berührt war, unter anderem auch, da diese Äußerung zu einem Moment kam, kurz nachdem sie ihn ziemlich dreckig so dermaßen auf die Bretter geschickt hatte. Sicher, er hatte ihr etwas in der Art schon vorher gesagt, aber noch nie mit einer solchen Selbstverständlichkeit we vorhin. Es bekräftigte ihre Einschätzung nicht unerheblich, daß der verrückte Nekromant tatsächlich all den Ärger wert war, den er verursachte.
    Irgendwann schloß sie doch die Augen, verschlief den Rest des Tages und die ganze Nacht, ohne auch nur das geringste von den Vorgängen auf Juranos Anwesen mitzubekommen. Am nächsten Morgen brauchte sie einen Augenblick um sich zu besinnen wo sie überhaupt war und ließ sich noch einmal kurz mit geschlossenen Augen zurücksinken, als es ihr einfiel. In der Höhle des Löwen, richtig... Schließlich aber überwand sie sich, schwang die Beine über die Bettkante, wusch ihr Gesicht und wählte aus den Kleidern, die man für sie bereitgelegt hatte, eine einfache Hose und eine hellgrün gefärbte Tunika aus. Sie konnte kein Anzeichen dafür entdecken, daß Arranges in der Nacht hiergewesen war. Es würde sie auch nicht weiter wundern, wenn er sich tatsächlich die Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.
    Erynn wußte nicht so genau, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gestattet war den aum zu verlassen und auf dem Gelände herumzustromern, und klug wäre es wohl ohnehin nicht gewesen. Nicht, solange dieses Monster frei da draußen rumrannte. Sie seufzte und lenkte sich schließlich damit ab, daß sie begann ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen, während sie darauf wartete daß der Beschwörer zurückkehrte und sie dann vielleicht auch endlich etwas mehr darüber erfahren würde, wie sich die aktuelle Situation überhaupt darstellte.

  7. #7
    Arranges trat hinaus in den kleinen Innenhof des Anwesens. Es war mittlerweile tatsächlich recht dunkel geworden und er sog die kühle Nachtluft ein. Die Schmerzen im Unterleib hatten praktisch nachgelassen, nur beim Laufen pochte der Druck immer wieder kurz mahnend auf, auf dass der Kaiserliche in Zukunft besser auf sein Gehänge achten mochte.

    Er trat durch das niedrige Tor, welches die wuchtige Mauer um das Anwesen herum unterbrach und sah sich zunächst ein wenig in dem Feldlager um. Ohne jede größere Planung standen die Jurten kreuz und quer, teils dicht beieinander, teils verschwenderisch großflächig auf dem sandigen Grund vor dem Haus des Meisters. Der Kaiserliche spürte nichts, was auf die Anwesenheit des Korruptors hingedeutet hätte. Er roch auch nichts. Erleichtert ging er ein paar Schritte durch das Lager. Obwohl man es ihm wohl nicht unbedingt ansehen mochte, hatte er ebenfalls gehörigen Respekt vor dieser Bestie. Er hatte zuvor noch keinen gesehen, wusste nur aus Beschreibungen und dem Erlebnis vor vielen Jahren, zu was diese Kreaturen fähig waren. Aber als das Monster vor ihm aufgetaucht war, sank ihm seine überhebliche Arroganz mit samt Herz in die Hose... von seinem Mut ganz zu schweigen. Ich will gar nicht wissen, wie die Säuberung von Valendwald, Hochfels und Hammerfall ausgesehen haben mochte... aber die Abtrünnigen haben es wohl auch nicht anders verdient... Arranges ging wieder zurück zum Anwesen. Er überlegte, wie er zu dieser Stunde am besten an Informationen kam und vor allem wen er fragen konnte, er wusste ja noch nichteinmal, wer überhaupt alles anwesend war. Dass es nur Schüler waren, die hier ihre Zelte aufgeschlagen hatten, bezweifelte Arranges stark. Irgendwo müssen doch auch Meister unterwegs sein... wenn Jurano schon nicht hier ist, so wenigstens ein anderer der Meister...

    Plötzlich hörte er ein paar gestolperte Schritte hinter sich und wandte sich um. Er hatte bereits mit einem Korruptor gerechnet und sich auf einen hässlichen Anblick vorbereitet. Umso erstaunter war er, als plötzlich Parlovar vor ihm stand. Ein riesiger Altmer, locker zwei Köpfe größer als Arranges, aber vielleicht gerade halb so breit als der Kaiserliche. Die Augen glänzten wässrig. Um den Mund rankte sich ein mehr oder weniger gepflegter, leicht angegrauter Bart. Das Gesicht im Allgemeinen wirkte ein wenig eingefallen und Schmal. Die goldenen Haare waren stramm zu einem kurzen Zopf geflochten und lagen en am Schädel, sodass sie dem Antlitz eine gewisse Strenge verliehen. Parlovar trug lediglich eine einfache Robe. Eine der beiden sehr langgliedrigen Hände hielt den Hals einer Flasche umschlossen. 'Arranges... endlich habe ich euch gefunden...' Es war kaum zu überhören, dass er gut getrunken hatte, aber er sprach noch recht klar und gut verständlich. 'Ich habe gehört, ihr habt mein Anwesen gegen die Abtrünnigen verteidigt und sie besiegt?'
    'Nun... ja, ich tat, wie mir aufgetragen wurde, Meister.' Arranges war zwar überrascht, Parlovar hier anzutreffen, behielt diese jedoch für sich.
    'Ich wusste, dass in euch ein wunderprächtiger Magier steckt... habe ich schon immer gesagt...' Bei den vier Säulen... ich will nicht wissen, wie viel der Alte schon im Kopf hat... 'Hättet ihr wohl etwas dagegen, mir für ein Weilchen Gesellschaft zu leisten? ... Wisst ihr, seit ich von der Säuberung aus Hammerfall hier angekommen bin, habe ich nur noch Novizen und Korruptoren um mich... und Meister Jurano, aber der ist auch mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit irgendwem anderes...' Das wäre eine gute Gelegenheit, unkompliziert an Informationen zu kommen... eine bessere Möglichkeit könnte ich mir kaum wünschen... und so voll wie der ist, wird er garantiert einiges verraten, was ich sonst nicht wüsste...

    Bereitwillig folgte er dem Hochelf zu dessen zelt. Es war eine etwas höhere Jurte, als die der anderen. Arranges beschloss den Meister zunächst einfach reden zu lassen. unter anderem erfuhr der Kaiserliche etwas von den Kämpfen... oder vielmehr den Gemetzeln, welche die Korruptoren veranstaltet hatten. Es war fast ein wenig zu faszinierend, wie Parlovar davon berichtete, dass Botschafter einfach zerquetscht wurden, ohne, dass die Korruptoren ihn einmal berührt hätten oder wie ganze Gruppen Mentoren von einem auf den anderen Augenblick schlicht vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Irgendwann begann Arranges ein paar verschiedene fragen zu stellen. Über die jüngsten Entwicklungen und wo sich in etwa die anderen Feldlager befanden und wo ungefähr die Festung der Abtrünnigen zu finden sei. Hoch in den Jerallbergen, wie er erfuhr...

    'Aber Arranges... ich muss euch noch etwas wichtiges berichten... die Gathering lässt sich keine Chance auf eine absolut machtvolle Führung entgehen... Ihr kennt die Großmeister und ihre Unnahbarkeit selbst... sie wollen euch als Meister haben!' Das war mit Sicherheit eine Information, die der Kaiserliche so nie erfahren hätte. Innerlich zuckte er zusammen, während er äußerlich wie versteinert blieb. 'Aber wartet, das ist noch nicht alles... Eure Schülerin, Novizin Erynn Releth stört bei dieser ganzen Sache. Die Gathering hat sehr wohl bemerkt, dass euer Fortschritt wegen ihr wohl teilweise etwas stockt... ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber sie werden euch testen, Arranges... nicht die gewöhnlichen Dinge, wie das Ritual oder etwas in dieser Richtung... nein, sie werden testen, ob eure Denkweise noch immer die ist, die sie haben wollen um euch als Nachfolger für Meister Jurano einzusetzen...' Arranges wusste nicht, ob er erschrocken, wütend oder unbeschreiblich stolz auf sich sein sollte, da die Gathering nun versuchte, ihn mit unterschwelliger Gewalt zum Meister zu machen... sein verstand beschloss schließlich, dass er wohl wütend sein sollte. Wie können sie es wagen?! Parlovar bemerkte wohl die Gedanken des Mentors, wenngleich Arranges keine Regung gezeigt hatte und schüttelte nur vielsagend den Kopf, bevor er wieder das Wort ergriff: 'Was sie euch auftragen, wird ohne Zweifel grausam in sich sein, aber wenn ihr er geschickt anstellt, könnt ihr euch vielleicht einen Vorteil daraus erschaffen, hört euch an, was die beiden Großmeister, die morgen hier eintreffen sollen, zu sagen haben...' Arranges forschte in den Augen des Meisters. 'Parlovar, ihr wisst, was die Gathering von mir morgen verlangen wird?' Anstatt einer Antwort blickte der Altmer dem Nekromanten jedoch nur in die Augen und nickte nach einer Weile stumm. 'Wäre... es zu viel verlangt, wenn ich euch danach frage?' Fragte der Kaiserliche, sich nur mit sehr viel Willensstärke und Mühe unter Kontrolle haltend. 'Arranges, ich kann euch das nicht sagen...'
    'Wieso nicht?!' Fragte er jetzt sichtlich gereizt. 'Arranges,' der typische Blick eines Stockbesoffenen hatte sich plötzlich verändert. Die Augen waren auf einmal nicht mehr halb geschlossen, der Glanz war einem aufmerksamen Blitzen gewichen, 'versucht mich nicht Mentor!'
    'Verdammter Bastard! Sagt mir, was die Großmeister von mir wollen!' Arranges war mit einem Mal aufgesprungen und hechtete über den kleinen Tisch zwischen ihnen auf den Meister zu. Er erreichte Parlovar nichteinmal. Blitzschnell war auch Parlovar aufgesprungen und hielt den Kaiserlichen nun mit einem Telekinesezauber vor sich in der Luft. 'Jetzt hört mir mal gut zu... Mentor. Die Großmeister mögen über ihren Pflichten der gesamten Bruderschaft gegenüber vielleicht ein wenig blind fürs Detail sein, aber die Meister sind es nicht!' Seine Stimme war nun glasklar, kein Laller war mehr zu hören. Verflucht! 'Sowohl Meister Jurano, als auch mir ist aufgefallen, dass ihr ein komplett anderes Verhältnis zu Erynn habt, als ihr es uns allen glauben machen wollt... keine Sorge, die Schwindelei, die ihr uns allen da aufgetischt habt, wird unter uns vieren bleiben... wir waren alle einmal Mentor... auch kenne ich den wahren Grund für die Verweigerung Meisterin Maries den Kampfhandlungen gegenüber... es ist nicht etwa ihre Trauer über den Verlust von Torrah de Llevria, die ihr so wunderbar filettiert habt... ich könnte euch allein für die Beleidigung eines Meisters auf der Stelle töten... aber die Aussicht auf eine solche nachfolge für Jurano will ich nicht zerstören... Ihr werdet selbst damit fertig werden müssen, was die Großmeister euch morgen zu sagen haben... immerhin könnt ihr euch jetzt ein wenig darauf vorbereiten, dass ihr aus dieser Sache noch längst nicht wieder heraus seid.' Dann löste der Meister den Zauber auf und Arranges landete unsanft auf dem Boden. 'Und jetzt, aus meinen Augen, Mentor!' Lallte der Hochelf wieder und ließ sich in den hölzernen Stuhl zurückfallen. Arranges beeilte sich, das zelt nach einer kurzen Verbeugung zu verlassen.

    Die Nacht verbrachte er auf dem Feld vor dem Lager. Im Wesentlichen saß er dort, mitten auf der Ebene, blickte in den Himmel und dachte über das Gespräch nach. Seine Ansichten über die Gathering hatten einen argen Knacks bekommen. Zumindest funktionierten die Meister wohl doch komplett anders, als er bis jetzt geglaubt hatte, zu wissen. Vielleicht erklärte genau diese Tatsache das so unterschiedliche Bild, das die Meister in ihrer Person boten. So ganz anders, als die auf Einheit und Norm getrimmte Gathering, die Großmeister? Möglicherweise war auch das der Grund dafür, dass sich plötzlich einige der Meister abwandten... Er konnte es nicht sagen. Das Zweite, was ihn ebenfalls noch einige Stunden beschäftigte, war die erwähnte Prüfung. Was konnten die Großmeister jetzt wieder von ihm verlangen, er hatte bereits alle Methoden zur Verstandsverstümmelungen kennengelernt...

    Es dämmerte bereits, als Arranges sich mit schwerem Kopf und einem unterschwelligen Grollen in der Magengrube erhob und zum Anwesen zurückkehrte.

    Mit einem Blick, der jedem zu verstehen gab, dass es wohl besser wäre, den Kaiserlichen jetzt nicht anzusprechen, ging er durch das Lager, in dem sich langsam das normale Treiben regte. Das Haus Juranos erreichend, ging er nach oben, riss die Tür ruckartig auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. Erynn ignorierte er einfach, während er seine Rüstung ablegte und sich eine neue Tunika, dunkelblau und eine neue Hose, grauschwarz, anzog, die Rüstung wieder anzog und dann nur eine Weile auf die Dunmer blickte, die von ihrer Arbeit aufgesehen hatte. Sich ohne ein Wort abwendend, griff er wieder in den Schrank und förderte einen grauen Umhang hervor, den er sich um die Schultern warf. Im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet. Arranges drehte sich herum um sehen zu können, wer sich ohne anzuklopfen Zutritt verschaffte. Ein rotbrauner, sehr ausladender, aber dabei recht elegant wirkender Irokese schob sie durch die halb geöffnete Tür herein. Dem für die Dunmer hier so typischen Haarschnitt folgte ein schmales, aber fein geschnittenes Gesicht. Schließlich trat Meister Jurano, in einer vollen Glasrüstung nach dem Stil des Landes, in den Raum. 'Ah... du bist bereits auf den Füßen, Arranges, sehr gut... und das ist... Novizin Erynn nehme ich an?' Seine Stimme war in etwa so tief wie die von Arranges, allerdings bei weitem nicht so geschmeidig rau. Etwas kratziges schwang in ihrem Klang mit. Mit den komplett roten Augen fixierte er die Elfe, welche sich jetzt etwas unsicher erhob. 'Wie ich sehe, hat mein schreiben dich gestern noch erreicht, Arranges.' Bemerkte Jurano mit einem kurzen Blick auf das Tuch um Erynn Hals. 'Nun ja. Ich hätte zwar nicht erwartet, dass es funktioniert, aber sie steht jedenfalls noch, also wird es wohl gewirkt haben.'
    'Gut gut...' Murmelte Jurano. 'Du weisst es wohl schon, dass heute zwei der Großmeister hier ankommen sollen, sie werden mit uns...' Wieder ging die Tür auf. Leicht geduckt trat Yuphaistos in das Zimmer. 'Meister Jurano, die Großmeister sind so eben angekommen...'
    'Wunderbar...' Meinte Jurano und wandte sich wieder Arranges zu, während Yuphaistos den Raum wieder verließ. 'Hast du etwas dagegen, Novizin Erynn Releth zu dieser Unterredung mitzunehmen?'
    'Nein,' er blickte zu Erynn,'los, bewegt euch!' Sagte er etwas rauer, als beabsichtigt.

    Im Erdgeschoss angekommen, saßen die Großmeister bereits auf zwei hohen Stühlen. Yuphaistos stand - jetzt wieder verhüllt - schweigend daneben. Es waren der Sprecher und eine Argonierin. Arranges und Erynn blieben in angemessenem Abstand stehen, während sich Jurano etwas abseits auf einen einfachen Stuhl setzte.

    'Wie es scheint, habt ihr alle gefahren Oblivions überlebt?' Begann der Sprecher ohne größere Begrüßung. Arranges verbeugte sich knapp. 'Ja, wie mir aufgetragen wurde, habe ich die drei Sigelsteine besorgt.'
    'Bitte...' Mit ausgestreckter Hand wartete der Sprecher, bis ihm Arranges das kleine Säckchen übergeben hatte, warf einen prüfenden Blick hinein und ließ sie dann in einer Falte seiner Robe verschwinden. 'Gut, das wäre das Eine. Allerdings gibt es jetzt noch etwas, das wir euch mitteilen müssen, Mentor Arranges. Die Gathering hat sich bis hierhin eine große Strategie überlegt. Den Sturm auf die Festung werden wir wir als Vertretung aller Großmeister leiten... wir werden dafür sorgen, dass die drei abtrünnigen Meister durch die Siegelsteine zerstört werden. Ihr Arranges, werdet unsere Kräfte auf dem Feld koordinieren...'
    'Was?!'
    'Bitte... lasst mich zunächst erklären... Ihr werdet die Strategie entwerfen, nach der Unsere Verbände die Festung stürmen werden, wir wissen, dass ihr das könnt, das Anwesen von meister Parlovar befindet sich mittlerweile wieder im Aufbau... ohne euch gäbe es an dieser Stelle jetzt nur mehr verbrannte Erde... jetzt noch eine Wichtige Information: Eure Schülerin, Erynn, wurde von usn dazu bestimmt, im Verborgenen vor dem Kampf, in die Festung einzudringen und jedem der drei Meister jeweils einen der Siegelsteine anzuhängen... das ist wichtig, denn nur so können wir sie mit Hilfe der Steine vernichten... es gäbe sicherlich noch andere Möglichkeiten, aber diese erschien uns in Anbetracht des Aufwands als die sinnvollste... Optimal wäre es natürlich, wenn sich eure Schülerin bereits wieder draussen, vor der Festung befindet, wenn wir den Zauber weben...' Arranges Gesicht hatte sich versteinert. Das also war der Test... Erynns Leben würde dort auf dem Schlachtfeld in seiner Hand liegen und er konnte nichteinmal direkt eingreifen, wenn es brenzlig werden würde. 'Das ist-'
    'Was?'
    'Das ist Wahnsinn, das kann die Gathering nicht von mir verlangen!'
    'Welchen Grund hätten wir es nicht zu tun?'
    'Ich setze das Leben meiner Schülerin aufs Spiel, verdammt nochmal!'
    'Das habt ihr doch schon öfter... nicht zuletzt, als ihr sie erst gezwungen habt, für euch den Spürhund zu spielen, nur, damit ihr Torrah abnehmen konntet, was ursprünglich nichteinmal euch gehörte...'
    'Aber...' Plötzlich begriff Arranges, wo dieses Gespärch hinführen würde und ruderte direkt wieder zurück. 'Gut, ich werde mich sogleich an die Planung machen...'
    'Ihr habt 4 Tage.'
    Arranges wandte sich um und verschwand nach oben ohne nochmals ein Wort zu verlieren.

    Im Laufe des Vormittags ließ sich der Magier Listen und Aufzeichnungen bringen, stapelweise Papier, federn und Tinte. Bis zum Abend sah das Zimmer einer Studierstube sehr ähnlich, nur, dass es wesentlich größer und komfortabler eingerichtet war. Arranges hatte seit dem Morgen kein Wort mehr mit Erynn gewechselt. Mit beständig wütendem Ausdruck auf dem Gesicht hing er über den Listen und machte sich gelegentliche Notizen zu den Aufzeichnungen...

  8. #8
    Es war ihr, als griffe eine grabeskalte Hand nach ihrem Herzen, als der Großmeister eröffnete, welche Aufgabe ihr in diesem entscheidenden Angriff auf die Verräter zugedacht worden war. Eigentlich hatte sie vielmehr erwartet, daß sowohl sie als auch Arranges mit Abliefern der Siegelsteine raus aus dieser Sache wären, anstatt noch viel tiefer drin als zuvor. Dann jedoch wurde sie sehr ruhig, als ihr klar wurde, daß sie diesem Test nicht würde entgehen können. Die Frage ist nur... wen wollt ihr testen? Nicht mich, glaube ich, denn dann hättet ihr mir etwas anderes zu tun gegeben...
    Es war spätestens dieser Moment, ab dem sich Erynn keine Illusionen mehr darüber machte, daß an der Gathering nichts, aber auch gar nichts Gutes mehr zu finden war. Diese Bruderschaft war abgrundtief böse. Vielleicht fand man einen Keim von Idealismus, so fehlgeleitet er auch sein mochte, noch bei einigen Novizen. Bei Robrak zum Beispiel war sie sich dessen ziemlich sicher. Aber die waren alle auch noch nicht durch dieses seltsame Ritual gegangen. Vielleicht hatte auch Meisterin Marie sich so etwas wie einen Funken Menschlichkeit bewahrt, einfach dadurch, daß sie diesen zumeist so tief in sich versteckte, daß es niemand sehen konnte. Aber in den Herzen derer, die zum Großmeister aufstiegen, konnte nichts mehr sein, das nicht finster und verdammenswert war.
    Nein, hier ging es nicht darum, sie zu testen. Das ganze Unternehmen war zu waghalsig, die Siegelsteine zu wertvoll, um eine Novizin damit loszuschicken, die nicht einmal seit drei Monden dabei war. Ihr Tod in dieser Festung war einkalkuliert, wahrscheinlich sogar gewünscht. Sie war nur das Werkzeug – die Kette, an welcher die Großmeister Arranges auf den Pfad zerrten, der ihnen vorschwebte.
    Es war auch der Moment, in dem die Ehrfurcht, den die Elfin bisher noch für den Rat gehegt hatte, wenngleich sie seine Ziele nicht teilte, in grenzenlose Verachtung umschlug. Die Gathering, und die Großmeister die dahinter standen, mochten furchteinflößend sein in ihrer unglaublichen Macht, aber mit dieser Macht ging keine Weisheit einher – sie waren verkrümmt in den Absolutheitsanspruch ihrer Dogmen, unbeweglich, starr... lebensfeindlich, als wollten sie aus ihren Anhängern selbst lebende Tote machen, noch bevor diese gestorben waren... zu welchem Nutzen, das blieb ihr verborgen. Vielleicht aus der puren, boshaften Freude daran, das zu verstümmeln, zu pervertieren und in eine Form zu zwingen, was frei und schön sollte wachsen dürfen... sei es, daß sie den einen die Körper zerbrachen um daraus eine Monströsität wie die Botschafter wieder aufzubauen, oder aber den anderen den Geist und dabei all die Empfindungen wegzuschneiden versuchten, die ein Leben freudvoll und lebenswert machten. Und Arranges... wie paßt du in diese ganze Sache? Geben sie dir etwa die Macht und die Kontrolle, nach der dich so sehr verlangt? Oder geben sie dir mit ihren geheimen Lehren nur eine Droge, die dich glauben macht du könntest irgendetwas entscheiden, während sie dich damit längst gefügig gemacht haben?

    Sie würde in diese Festung gehen, so viel war sicher. Wie auch immer sie es anstellen sollte, den abtrünnigen Meistern die Steine unterzujubeln, sie konnte sich nicht weigern. Nachdem sie diesen ersten Schrecken und die Erkenntnis, daß sie einmal mehr nicht frei handeln konnte, wenngleich es diesesmal nicht ihr Körper war, der in irgendwelche Bande geschlagen war, verwunden hatte, nahm ihr Gesicht einen kalten Ausdruck an. Es spiegelte die Empfindung wieder, die sich durch ihr Inneres fraß: Die Gathering mochte sie zu Dingen benutzen können, die sie nicht wollte. Sie mochten über ihren Leib verfügen können, um den Willen ihres Weggefährten und Freundes zu brechen. Aber das war alles, was sie von ihr bekommen würden. Ob sie lebte oder starb, wenn sie in diese Ruine ging, sie würde sich von der vordergründigen Macht nicht blenden lassen. Die erbärmlichen alten Männer, die den Hohen Rat bildeten, sah sie dahinter deutlich genug. Und die waren eigentlich nicht einmal die Mühe wert, daß man sie verachtete.


    Erynn verließ Arranges’ Kammer, nachdem sie den Magier eine Zeitlang stumm aus den Augenwinkeln betrachtet hatte, wie er über Pläne und Papiere gebeugt dasaß. Etwas war in sein Gesicht zurückgekehrt, das sie dort seit längerer Zeit schon nicht mehr gesehen hatte. Eine Wut, die kein Ziel fand, die in letzter Konsequenz hilflos war. Daß er nicht mit ihr sprechen wollte, wunderte sie nicht. Die Gathering hatte ihn fest in ihren Klauen, und war der Griff in den letzten Monden, während sie nach den Siegelsteinen gesucht hatten, nur ganz leicht spürbar gewesen, so packte sie jetzt umso unnachgiebiger zu. Erynn stellte fest, daß sie diesen Anblick nur schwer ertragen konnte, nahm Ausrüstung und Werkzeug an sich und verzog sich ins Freie. An einer Wand des Langhauses, von wo aus sie das Treiben im Lager überblicken konnte, ließ sie sich in den Schneidersitz sinken und widmete sich Waffen und Rüstung, besserte schadhafte Stellen aus und kontrollierte jeden noch so kleinen Winkel auf Schmutz und Ermüdungserscheinungen. Einmal hielt sie in ihrer Tätigkeit inne und horchte in sich hinein, stellte überrascht fest, daß sie... ja, gar nichts fühlte. Keine Furcht, keine Nervosität, keine Hoffnung und keine Verzweiflung. Nur die Entschlossenheit, sich keine Blöße zu geben vor irgendwelchen Gestalten, die sich in ihrer Vermessenheit selbst als Dreh- und Angelpunkt des Nirnrunds betrachteten.
    Es wurde Abend, bis sie schließlich zufrieden war. Der Himmel über der Ebene färbte sich langsam rot. Es war ein wunderbares Schauspiel, wirkte hier irgendwie anders als in Cyrodiil – so, wie vieles hier anders wirkte. Wilder, ungezähmter, zeitlos. Morrowind war, wie sie dem kleinen Ausschnitt nach erfassen konnte, den sie davon bisher gesehen hatte, ein Land, in das eigentlich keine Menschen gehörten, das so sehr zu seinen langlebigen Bewohnern paßte und sie zu ihm, daß sie sich unwillkürlich und zum ersten Mal in ihrem Leben fragte ob es nicht doch klüger von ihren Eltern gewesen wäre, einfach dortzubleiben.
    Ein wenig steif erhob sich die Kriegerin und wischte den Gedanken beiseite. Was wußte sie schon von Morrowind? Sie fand Arranges nahezu unverändert in Zeichnungen und Gekrakel versunken, ebenso hatte seine Miene sich kaum verändert, war, wenn das überhaupt möglich war, nur noch finsterer geworden. Es würde vollkommen gleichgültig sein, was sie jetzt sagte, er würde es nicht gut aufnehmen – also entschied sie sich dafür, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: „Wenn du irgendwelche Informationen über diese Festung gefunden hast, ist es jetzt Zeit, sie mir weiterzuleiten. Wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben soll, muß ich so viel darüber wissen wie möglich.“
    Geändert von Glannaragh (26.05.2011 um 22:17 Uhr)

  9. #9
    Arranges saß den ganzen restlichen Tag bis zum Abend über den Papieren. Sie enthielten Informationen über die genaue Zahl der Botschafter, der Meister, der Novizen und der Korruptoren. Das Gelände um die Festung war beschrieben und zumindest die äußeren, sichtbaren Wehranlagen selbiger. Der Kaiserliche hatte mehrere Strategien entworfen, aber keine davon war damit zu vereinbaren, die Dunmer irgendwie in die Festung zu bekommen und wieder heraus, ohne, dass er eine genug hohe Wahrscheinlichkeit hatte, dass ihr nichts geschehen würde und genau das ärgerte ihn... er war weder Stratege, noch Feldherr, warum wurde ihm diese Aufgabe der Truppenkoordinierung zugeteilt, was sollte dieser Schwachsinn?
    Er blickte mit zorniger Miene auf, als Erynn eintrat und ihn unversehens ansprach. Du wirst da schön draussen bleiben... nur über meine Leiche wird sie einen Fuß in diese Festung setzen... Er schüttelte kurz den Kopf. 'Diese Informationen sind völlig irrelevant für dich...' Sagte er nur und widmete sich dann wieder den Papierstapeln vor sich, ohne eine Antwort abzuwarten.

    Erynn gab sich nicht die geringste Mühe, den abgrundtiefen Seufzer zu unterdrücken, der sich ihrer Kehle entrang. Das hier würde also länger dauern, und jetzt gerade hatte sie überhaupt keine Geduld für sowas. "Natürlich sind diese Dinge relevant. Schließlich soll ich da rein, falls es dir entfallen ist. Wer hat dich eigentlich zum Strategen gemacht?" Die Elfin atmete einmal tief durch. Sie konnte die meisten seiner Launen ertragen, wenn er jetzt allerdings anfing, taktische Informationen zurückzuhalten, war der Ofen aus. Zumal Erynn sich vollkommen sicher war, daß sie selbst mehr darüber wußte als der Beschwörer. Mit erzwungener Ruhe fuhr sie fort: "Arranges... wir haben wirklich nicht viel Zeit für die Vorbereitungen, also laß diese Spielchen. Das hier ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür!"

    Spätestens an der Stelle, als sie ihn fragte, wer ihn denn zum General erklärt hätte, platzte ihm innerlicht der Kragen, was nach außen hin allerdings nur an einer schnell sehr dick werdenden Pulsader an Schläfe und Hals zu sehen war. Mit einem Ruck stand Arranges auf und wandte sich Erynn zu. 'Ich weiss auch nicht, aus welcher Höhe man auf den Kopf gefallen sein muss um mir diese völlig bescheuerte Aufgabe anzuhängen... Und hör auf mir in meine Vorbereitungen zu reden, ich habe vier Tage... in denen ICH den Spaß planen soll...!'

    ...und damit bist du offensichtlich komplett überfordert! Erynn ließ ihre Ausrüstung fallen, lehnte sich an die geschlossene Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. Arranges schien gar nicht zu bemerken, daß er auf dem besten Wege war, die ganze Aktion mitten in die Scheiße zu reiten. "Na, das kann ja heiter werden. Wie willst du denn vorgehen? So, wie sonst auch? Einfach planlos voranstürmen, alle Reserven raushauen und schauen, was passiert? Klingt großartig, wirklich... Achja, Absprachen dürfte es dann ja auch keine größeren geben, weil der feine Herr Magier nämlich nicht die geringste Ahnung hat, wie man in der Gruppe kämpft! Vielleicht solltest du einfach eine Horde Hühner vor der Festung freilassen, die dürften nur unwesentlich weniger sinnlos durcheinanderrennen als irgendwelche Truppen, und wir sparen Material dabei..."

    'Nur weil ich niemanden brauche, der meinen Arsch ständig aus der Scheisse zieht... ich muss normalerweise nicht in der Gruppe kämpfen können, aber das ist dir als unfähiges Weib, das du bist, natürlich zu hoch, versteh ich schon... deswegen wirst du die Schlacht auch von irgendwo aus sicherer Entfernung mitansehen... so weit weg, dass du mit deinem unqualifizierten Gesülze keine Dummheiten selbst anstellst und niemanden dazu anregst... Davon mal abgesehen wären Hühner, die am Wall picken, vermutlich sogar brauchbarer, als das Rumgehampel auf den Zinnen von dir!' Arranges hielt sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle. 'Und ja, ich gehe mit dem Kopf durch die Wand... wozu habe ich wohl Korruptoren und Meister auf meiner Seite? Die Festung wird schlicht zerstört werden, dann können sich die Abtrünnigen auch nicht mehr hinter den Mauern verstecken... und du kannst keinen Blödsinn fabrizieren...'

    "Von allen arroganten, bocksköpfigen und weltfremden Magiern bist du mit Sicherheit der Schlimmste! Ich bräuchte niemanden, der meinen Hals aus der Schlinge zieht, wenn du diesen Zustand nicht mit schöner Regelmäßigkeit herbeiführen würdest! Korruptoren und Meister also, ja? Sehr gut, wie ich sehe, bist du mit deinen Planungen schon viel weiter vorangekommen als ich dir zugetraut hätte. Ich habe eine Frage: Wenn es der ultimative Schlüssel zum Erfolg ist, Korruptoren und Meister in die vorderste Schlachtreihe zu stellen um was nochmal genau zu tun, warum sind wir dann die letzten Monde hinter diesen Siegelsteinen hergerannt? Willst du vielleicht einen Korruptor losschicken, der die Dinger einfach am Festungstor abgibt? Mit persönlicher Widmung und ner Schleife drumrum? Verdammt noch mal, willst du wohl endlich zur Vernunft kommen!?"

    Der Kaiserliche verzog keine Miene. 'Die Siegelsteine müssen in die Nähe der Meister... sobald die Mauern der Festung das Niveau des Erdbodens haben, werden drei Staffelläufer im allgemeinen Getümmel dafür sorgen, dass die Siegelsteine die Meister erreichen... du siehst also, dass deine Aufgabe völlig hinfällig ist... denn das, was man dir zugedacht hatte... ist in meinen Augen unvernünftig...'

    Erynn hielt inne. "Natürlich ist es unvernünftig. Mehr noch, es ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Aber damit kommst du nicht durch. Du hast den Großmeister gehört... und wenn ich schon keine andere Wahl habe, als in dieses Gemäuer zu gehen, dann muß ich nunmal so viel wie möglich wissen, wenn ich da lebend wieder rauskommen will. Ich hab nämlich keine Lust, dem Rat den Gefallen zu tun und einfach still und leise zu verrecken... glaub ja nicht ich hätte nicht bemerkt, daß die mich abgeschrieben haben! Also nochmal: Ich brauche die Pläne dieser Festung, ein ungefähres Zeitfenster, die Information, wie nah die Steine an den Abtrünnigen dran sein müssen und vermutlich noch einige Dinge mehr, sobald ich genauer darüber nachgedacht habe..."

    Arranges schüttelte entschieden den Kopf. 'Nein! ... Du wirst keinen Fuß in diese Festung setzen... du wirst dich nichtmal auf dem Schlachtfeld aufhalten, das kannst du vergessen... und ob ich damit durchkomme oder nicht, lass mal meine Sache sein... Mein Schlachtplan, meine Regeln!' Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch, fest entschlossen, Erynn einfach zu ignorieren, sollte sie nochmals etwas sagen...

    Die Kriegerin stieß sich von der Tür ab, durchmaß den Raum mit drei langen Schritten und beugte sich dann zu dem Beschwörer herunter, die Hände auf die Schreibtischplatte gestützt. "Ich würde dir gerne glauben, Magier... aber glaubst du wirklich, du könntest in dieser Sache eine freie Entscheidung treffen? Wir ahnen beide, daß die Großmeister mit dieser irrwitzigen Aktion noch andere Ziele verfolgen als nur die Vernichtung der Abtrünnigen. Ich will nicht in diese Festung, wirklich nicht. Aber, zum gefühlt hundertsten Mal: Mir wird nichts anderes übrig bleiben, und ich will zumindest nicht unvorbereitet sein!"

    Arranges seufzte. Wieso musste das ständig derart kompliziert sein? Er hatte noch nichteinmal den Hauch einer Ahnung, was man von ihm hier eigentlich erwartete. Er ist und war nie ein Stratege... Langsam hob er den Kopf und blickte Erynn in die Augen. Neben der Wut schimmerte irgendwo im hintersten Winkel seiner Augen ein Hauch von Zweifel. 'Warum zwingst du mich nun, mich nach den Großmeistern zu richten? Ich habe das 5 lange Jahre nicht getan und jetzt werde ich von jemandem, der nichteinmal Mitglied der Gathering ist, dazu aufgefordert... Nochmal: Ich entscheide, wie dieses Gemetzel ablaufen wird...' Auch wenn ich tatsächlich noch nichteinmal weiss, wie ich genau vorgehen sollte...

    "Nun, für den Moment bin ich das sehr wohl, und noch ist nicht raus, ob sich das jemals wieder ändert, vergiß das nicht", konnte sich Erynn einen deutlichen Seitenhieb nicht verkneifen. Je genauer sie diese Bruderschaft kennenlernte, umso weniger glaubte sie daran, daß es Arranges gelingen würde, sie da wieder rauszupauken. "Abgesehen davon: Ich zwinge dich zu gar nichts. Was die Großmeister betrifft, so hörte sich das heute Vormittag etwas anders an - und ich sehe nicht ein unvorbereitet in mein Verderben zu rennen, nur weil du die Realität nicht sehen willst. Wenn die Meister darauf bestehen, können sie dich zwingen. Das weißt du, das weiß ich. Wenn es tatsächlich eine Alternative geben sollte, bin ich nur zu gern bereit sie anzunehmen, aber bis dahin muß ich davon ausgehen, daß ich genaueste Kenntnisse über diese götterverfluchte Festung brauche!" ...und wie diese Schlacht laufen wird, entscheidet das Kriegsglück, nicht du. Dir fehlt die Erfahrung und das Wissen dafür...

    Arranges fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. 'Nichts liegt mir ferner, aber... na schön...' Er hörte sich alles andere als begeistert an. Arranges zog einen Stapel der Blätter zu sich her. Blätterte grob bis zur Mitte und verweilte mit den Augen kurz auf dem jetzt aufgeschlagenen Bogen, bevor er ihn zusammen mit einigen anderen herauszog und vor sich auf den Tisch legte. 'Das hier beschreibt die Außenanlagen der Burg... sie befindet sich tief in den Jerallbergen und ist auf einer massiven Felsnase errichtet worden. Das Feld vor der Burg ist in etwa 200 Schritte lang, 100 breit und umfasst die Burg etwa in östlicher Richtung... im Rücken der Wehranlage thront ein Zwillingsgipfel... es wird vermutet, dass sich die Anlage dort in den zerklüfteten Spalt zwischen den beiden Gipfeln hinaufzieht, aber Beweise dafür gibt es nicht... anscheinend wurde wohl keiner der vier Spione wieder gesehen, die sich ins Innere der Festung gewagt hatten... Die Festung selbst ist eine alte Akavirifestung, du kennst diese Turmburgen... das Kloster in Colovia war ebenfalls eine solche...' Als die Dunmer nach den Plänen und Beschreibungen greifen wollte, legte Arranges jedoch entschieden die Hand darauf. 'Erynn... eins solltest du aber noch wissen. Wenn du dort drin stirbst, werde ich höchst persönlich deine Leiche wieder zum Leben erwecken und dich noch viel schlimmere Dinge durchleben lassen, als dir nur üble Beleidigungen und Lastzauber an den Kopf zu werfen...' Dann nahm er die Hand weg und gab die Pläne frei...

    Die Kriegerin griff nach den Pergamenten, bevor Arranges es sich noch einmal anders überlegen konnte. "Du sprichst da einen interessanten Punkt an", sagte sie langsam, während sie die Pläne bedächtig zusammenrollte. "Du hast mir in Valenwald zwei Phiolen mit starkem Gift gegeben, erinnerst du dich? Ich will, daß du mir noch einmal mindestens zwei davon besorgst. Eine davon, falls ich kämpfen muß, die andere für mich selbst, wenn die Dinge schieflaufen sollten." Sie sah auf, die roten Augen wirkten abgeklärt, als sie damit den Blick ihres Freundes festhielt. "Es ist gut möglich, daß ich den Abtrünnigen in die Hände falle. Wenn das geschieht, dann will ich, daß mein Leib schon längst nichts mehr spürt und meine Seele weit fort und unerreichbar für die Verräter ist."

    Innerlich zuckte er bei ihrer Bitte zusammen und sein Magen krampfte bei der bewussten Vorstellung, dass er sie nun tatsächlich in die Pläne direkt miteinbinden würde müssen und somit nuneinmal das Risiko bestand, dass sie sterben könnte. Andererseits wäre ein derartiger Verlust nur noch schlimmer, wenn ich mit der Gewissheit leben müsste, dass die Abtrünnigen ihren Leib in die Finger bekämen... Erst nach einer Weile antwortete er ihr: 'Gut... ich werde Jurano fragen... keine Sorge, ich kenne ihn und er wird nicht groß nachhaken, wozu ich das Gift bräuchte... das Gift, welches mir vorschwebt wird ein sehr starkes sein, zwei oder drei Tropfen werden voll und ganz reichen, um dich zu töten und deinen Körper zerfallen zu lassen... Achja und noch etwas. Ich bin für deine Ausrüstung zuständig... ferner solltest du vor uns bei der Festung sein und sie infiltrieren.' Er bemerkte ihren skeptischen Blick. 'Du kennst noch die Rolle der Windform? In dem Stapel, den du da in Hände hältst müsste irgendwo auch eine relativ genaue Karte mit dem Weg, der zur Festung durch die Berge führt, sein... Weiters werde ich deine Rüstung zusammenstellen,' er hob abwehrend die Hände, 'keine Sorge, du darfst deine Lederrüstung behalten... ein Kettenhemd würde deine Figur nur unzureichend betonen...' Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er wieder ernst wurde. 'Bis morgen wird für dich ein Amulett mit dauerhaftem Schildzauber, eine Schriftrolle mit langanhaltender Lebenserkennung, mehrere Heiltränke und Werkzeug um Schlösser zu knacken, bereitliegen... die... Windwandlerrolle dürfte dir von ihrer Wirkung her bekannt sein, du schätzt am besten selbst ein, wann du losgehen musst... Deine Ankunft sollte am besten einen halben Tag vor der unsrigen liegen, ich weiss nicht genau, wie lange unser Tross braucht, aber ich schätze 4 Tage werden es allemal sein...'

    Erynn lächelte warm und nickte, sagte aber nichts mehr. Alle Worte, die wichtig waren, waren gesprochen. Dann vertiefte sie sich in die Pläne, ging mehrere Möglichkeiten durch, verwarf sie wieder, beriet sich hin und wieder mit Arranges, aber im Großen und Ganzen waren beide zu sehr mit ihren eigenen Vorbereitungen beschäftigt, um sich in den folgenden Tagen viel zu Gesicht zu bekommen. Wie konnte es nur so weit kommen? sollte die Dunmer sich in dieser Zeit häufiger fragen. Ich, Erynn Releth, helfe einer Bruderschaft von Nekromanten, ihre Schlachten zu schlagen. Schon wieder...

    Arranges hatte sich mehrere Nächte um die Ohren geschlagen und war entsprechend gelaunt, als sie am vierten Tag aufbrachen. Inzwischen hatte auch jeder der Schüler eines dieser Halsbänder, die auf ihre seltsame Art und Weise die Korruptoren daran hinderten, sie anzugreifen. Der Trupp aus überwiegend Novizen, einigen Botschaftern und drei Meistern - die Großmeister reisten gesondert und unsichtbar - machte sich nach Norden auf den Weg. Während der Tage, die sie unterwegs waren, zählte Arranges locker zehn Korruptoren, die sich in unregelmäßigen Abständen zeigten und um den Trupp kreisten, wie Bienen um einen Honigtopf. Einige davon wirkten wie ganz normale Männer, einer davon sogar noch recht jung. Das Einzige, was sie alle zusammen von anderen Kreaturen oder Untoten unterschied war der leere Blick... Der Abschied zwischen Arranges und Erynn am dritten Tag nach dem Aufbruch, ging kurz und ohne große Worte oder Gesten von statten. Erynn zog ihn lediglich in eine kurze, aber kräftige Umarmung, die er nach einigen Herzschlägen erwiderte, dann war die Dunmer auch schon verschwunden.
    Der Trupp setzte seinen Weg fort und nach zwei weiteren Tagen, die sie regelrecht durchgehetzt waren, standen sie mitten auf einem mehr oder weniger steilen Hang, der weiter oben in die breite Felsterasse überging, auf welcher die Festung stand. Das Gelände war jedoch nicht so extrem, wie Arranges gedacht hatte, sie konnten von unten sehrwohl die Festungsmauern sehen und waren sich darüber im klaren, dass für die kurze Zeit, die zwischen jetzt und dem Beginn der Schlacht lag, sich Abtrünnige und Gathering Auge in Auge gegenüberstanden. Die Festung befand sich nicht ganz direkt nördlich von Bruma mitten im Jerallmassiv.
    Sie waren am frühen Morgen angekommen und die Dämmerung hatte gerade eingesetzt. Es war bitter kalt, der Himmel war verdeckt und um sie herum waren die anderen Gipfel lediglich als weiße Umrisse zu erkennen. Wenigstens ist es windstill und es schneit nicht...
    Die Sonne tauchte gerade über den Bergen im Osten auf, als Arranges damit begann, seine Schlachtenpläne umzusetzen. Botschafter und Novizen nahmen Aufstellung, bereiteten Zauber vor, während sich die Korruptoren und die drei Meister im Hintergrund hielten. Die Großmeister, so hatte Arranges noch erfahren, würden wohl irgendwie spüren, wenn alle drei abtrünnige Meister mit den Sigelsteinen bestückt sein würden und dann ihren Zauber beginnen...
    Ein einzelner Staffelläufer überquerte jetzt zögernd die Fläche der Felsterasse zwischen den Reihen der Gathering und den Festungsmauern. Der vereiste Schnee knirschte unter den Stiefeln, während der weiße Wimpel, den der Rothwardon an einer armlangen Stange, gut sichtbar, vor sich hertrug und misstrauisch zu den Zinnen aufblickte...

  10. #10
    Erynn kehrte dem Troß den Rücken und lief mit dem Wind um die Wette, ohne müde zu werden, immer nach Nordwesten auf die Festung ihrer Feinde zu. Nachdem sie erst einmal unterwegs war, fand nichts anderes mehr Platz in ihren Gedanken als die feste Entschlossenheit, die Siegelsteine an den richtigen Ort zu bringen und den Abtrünnigen heimzuzahlen, was sie ihr und Arranges angetan hatten. Wenn sie sich dafür dem Willen der Gathering fügen und so Molag Bal mit Peryite austreiben mußte, dann war es eben so.
    Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, als sie schließlich feststellte, daß sie sich ihrem Ziel näherte. Die Vegetation nahm ab, bis sich bald nur noch vereinzelte, holzige Pflanzen und ein paar krüppelige Büsche zwischen Felsen und Geröll trotzig den schwachen Strahlen der Sonne entgegenreckten. Es war kalt hier oben. Grausam bitterkalt, wie die Elfin selbst durch den Zauber spürte, der sie mit pfeilschneller Geschwindigkeit vorantrug. Schnee und Eis glitzerten auf Steinen und den Nadeln der sturen Gewächse, sammelten sich in kleinen Mulden oder bildeten bizarre, überweltlich filigran erscheinende Strukturen an Überhängen und an den Ufern schnellfließender Bergbäche. Dann sah sie die Festung. Schwer wie die Ewigkeit und abweisend wie das frostige Land selbst schälte sich das Bollwerk aus dem Dunst. Es war instand gesetzt worden, vor sehr kurzer Zeit erst. An vielen, großflächigen Stellen im Mauerwerk war zu erkennen, daß die dort eingefügten Steine frische Bearbeitungsspuren aufwiesen. Wenn alles nach Plan lief, würde diese Mühe umsonst gewesen sein.
    Erynn ging die Informationen noch einmal durch, die sie hatte. Die Zugänge, welche die vier Spione benutzt hatten die man erwischt hatte, wurden möglicherweise bewacht, aber es gab noch eine weitere Möglichkeit, zu der es jedoch nur sehr dürftige Informationen gab. Trotzdem hatte die Bogenschützin entschieden, ihr Glück dort versuchen zu wollen. Unsichtbar und gedankenschnell überquerte sie die freie Fläche vor der Burg, die zugleich den einzigen Zugang darstellte, und dachte dabei flüchtig daran, daß der Ort schon bald glatt sein konnte von gefrierendem Blut. Zumindest würde es das Blut von Nekromanten sein, doch sie konnte nicht vermeiden, daß ihr ein kalter Stich ins Herz fuhr, als sie an den Kaiserlichen dachte. Der Rest der Gatheringstreitkräfte mochte ihretwegen mit Mann und Maus verrecken, aber sie hoffte inständig und wohl auch gegen jede Wahrscheinlichkeit, daß Arranges seinen Kopf unten halten würde.
    Die Elfin umrundete die Festung Elidar, wobei sie sich dicht an der Außenmauer hielt, bis sie an eine Stelle kam, an der zwischen dem Mauerwerk und dem fast einhundert Schritte steil abfallenden Abgrund nicht mehr Strecke lag, als ein Bosmer mit ausgestreckten Armen hätte überbrücken können. Hier war ihr Einstieg, der Ablauf des Kanalisationssystems der Feste. Die Öffnung selbst war mit einem arg durchgerosteten Eisengitter versperrt, aber darauf war sie vorbereitet. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, daß man eine solche Strelle auf diese Weise sicherte. Vorsichtig ließ sie sich vor dem Gitter auf die Knie sinken, konzentriert darauf achtend, auf der unappetitlich graubraunen, gefrorenen Lache nicht auszurutschen, die sich genau vor dem Zugang gebildet hatte. Darauf abzugleiten und haltlos in die Tiefe zu stürzen war kein Ende, wie sie es sich gewünscht hätte. Tatsächlich vermutete sie daß ihr letzter Gedanke wohl dem Umstand gälte, daß es eine ziemlich peinliche Art war, abzutreten.
    Langsam aber sicher spürte sie, wie der Zauber sich verflüchtigte, sie das normale Gewicht ihres Körpers und der Ausrüstung wieder spürte und wartete, bis die komplette Wirkung der Magie sich aufgelöst hatte und das, was ihre Sinne wahrnahmen, sich nicht mehr ständig im Fluß befand. Erst dann löste sie eine kleine Metallsäge von ihrem Gürtel, entfernte zwei der Stäbe und erhielt so eine Öffnung die groß genug war, daß sie sich hindurchzwängen konnte. Dann schob sie Bogen und Schwert in den Gang und wand sich durch die niedrige Öffnung, bis sie selbst auf der anderen Seite angekommen war, sehr dankbar sowohl für ihre schmale, drahtige Statur als auch für die Tatsache, daß der Aufluß aus der Kanalisation bei der Kälte praktisch sofort geffror.
    Auf der anderen Seite des Durchlasses wurde die Decke des darauffolgenden Gangs etwas höher, so daß Erynn sich halb aufrichten konnte. Sie sammelte ihre Waffen wieder auf und tastete dann fast unbewußt zuerst nach den beiden Giftfläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, dann nach dem Silberamulett mit dem eingelassenen Rauchquarz, das den Schildzauber trug auf den Arranges bestanden hatte. Die Bewegung war ihr in den letzten zwei Tagen schon beinahe zum Reflex geworden und gab ihr ein wenig Sicherheit.
    Drin wäre ich also schonmal... Wie es weiter ging, wußte sie allerdings nicht genau. Aus den Plänen, die der Gathering zur Verfügung standen ging hervor, daß ein Abwassersystem existierte, aber wie genau es unter der Festung verlief und an welchen Stellen man von dort aus in die höher gelegenen Ebenen der Burg gelangte, ließ sich daraus nicht entnehmen. Innerlich seufzend machte Erynn sich auf den Weg. Sie würde einfach losgehen und hoffen müssen, daß sie einen Ausstieg fand, der sie aus der Kloake herausführte.
    Eine ganze Weile schlich sie durch die stinkenden Gänge. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen fiel ein wenig Licht durch schmale Schächte in der Decke; es handelte sich offenbar um Abflüsse. Hin und wieder drangen Geräusche und sogar Stimmen bis zu ihr herunter. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Burg bewohnt war, und zwar von vernunftbegabten Wesen. In der Kanalisation selbst stieß die Elfin auf keine Kreaturen, die größer als Ratten gewesen wären. Entweder waren sich die Abtrünnigen sehr sicher, daß ihnen aus dieser Richtung keine Gefahr drohte, wußten nichts von dem Zugang, was Erynn bezweifelte, oder aber sie scherten sich nicht darum.
    Langsam aber sicher kamen ihr arge Zweifel. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren in dem ewig gleichen, schummrigen Halbdunkel, das nicht so finster war, daß man den Weg nicht mehr fand, aber bei weitem genug Schatten erzeugte, die mit der Zeit an den Nerven zerrten. Nachdem sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte und befürchtete, ihr Glück an einem der bereits vorher verwendeten Zugänge versuchen zu müssen, erkannte sie schließlich eine in tiefen Schatten liegende Leiter, die an einer hölzernen Falltür endete. Rasch kletterte sie die Sprossen hoch und hielt dann lauschend inne. Über ihr war nichts zu hören, jedenfalls nicht durch das Holz hindurch. Noch einige Herzschläge lang hing sie reglos an der Leiter. Ihr eigener Atem klang sehr laut in ihren Ohren, doch dann faßte sie Mut und drückte mit der rechten Hand gegen die Luke. Erschrocken ließ sie wieder los als das Ding trocken und sehr laut knackte, versuchte es dann nach einigen Minuten noch einmal. Diesesmal schwang die Falltür auf, wobei sie nur sehr leise quietschte. Die Kriegerin schlüpfte hindurch, sah sich, eine Hand am Schwertgriff, wild um und huschte dann in ind den nächsten tieferen Schatten. Wie es aussah, war sie allein und unentdeckt geblieben. Sie befand sich in einer Art... Abstellkammer, vielleicht. Um sie herum stapelten sich Kisten, Eimer, verschiedene Möbelstücke und ein paar Stoffballen, dazu ein Vorrat an alchemistischen Gerätschaften und anderen, seltsameren magischen Instrumenten. Erleichtert ließ sie sich an der Wand des Raumes zu Boden sinken und atmete tief die relativ saubere Luft ein. Bisher lief alles nach Plan.

    Nachdem sich ihr Pulsschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte begann die Elfin, einige kurze Ausflüge tiefer in das Gemäuer hinein zu unternehmen, wobei sie immer wieder in die relative Sicherheit der Abstellkammer zurückkehrte, wenn ihr die Nerven zu sehr flatterten. Infiltration war wirklich nicht ihr Spezialgebiet, und sie merkte diese Tatsache gerade überdeutlich.
    Auf ihren Vorstößen stellte Erynn beinahe erfreut fest, daß es praktisch unzählige Möglichkeiten gab, sich zu verstecken. Eine Nische hier, eine Empore dort, eine Säulenhalle, die gerade so weit ausgeleuchtet war, daß die Schatten an ihren Rändern zu tief wurden, um sie einsehen zu können, Wandbehänge und Vorratskisten. Wäre sie eine erfahrene Diebin gewesen, hätte sie sich hier wahrscheinlich bewegen können, als sei sie an diesem Ort zu Hause. Warum die vorherigen Infiltratoren nicht zurückgekehrt waren, darüber konnte die Elfin nur spekulieren. Wahrscheinlich waren es Magier gewesen, die eben dachten und handelten wie Magier und deren Verhaltensweisen somit für die Abtrünnigen in gewisser Weise berechenbar gewesen waren. Erynn entschied daraufhin, sich ganz auf ihre eigene Ausbildung zu verlassen und Spruchrollen zunächst Spruchrollen sein zu lassen. Vielleicht bedankte sich ja später jemand bei ihr, wenn sie mit den Dingern sparsam umging, dachte sie mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor.
    Es war der siebte Ausflug, den sie von ihrem Versteck aus unternahm, als sie unvermittelt auf eine kleine Galerie heraustrat. Rasch drückte sie sich wieder in die Schatten und entdeckte links neben sich einen Vorsprung, der zu einer Nische weiter oben in der Mauer führte. Vorsichtig trat sie auf den schmalen Sims und zog sich in die doch relativ geräumige Nische hoch. Darin stand eine Feuerschale, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Ding zu bestücken. Jetzt sah sie auch, daß sie in einem etwa anderthalb Mann hohen Durchlaß stand. Von ihrer Position auf der Empore aus hatte sie nicht sehen können, daß sie von hier auch freien Blick in den Raum hatte, an dessen Außenmauer sie sich vorhin noch entlanggeschlichen hatte. Vorsichtig schob sie sich zum Rand der Öffnung und spähte zwei Stockwerke weit nach unten. Sie blickte in eine Art ausgemauerte Grube hinab, in der man eine Anzahl Menschen und Mer eingepfercht hatte. Auch zwei Khajiit konnte sie erkennen. Die Leute waren angekettet und sahen zumeist abgerissen aus, wahrscheinlich waren es Banditen, aber auch ein paar in edle Pelze gekleidete Nordmänner konnte sie erkennen. Wahrscheinlich Händler, die auf den Pässen zwischen Cyrodiil und Himmelsrand unterwegs gewesen waren. Wer immer diese traurigen Gestalten da unten waren, es handelte sich bei ihnen entweder um Leute, die ohnehin keiner vermissen würde, oder aber um solche, bei denen niemand wirklich überrascht wäre, wenn ihnen ein Unglück zustieße. Ein Bretone und zwei Altmer bewegten sich durch die Reihen der Gefangenen, begutachteten sie, als seien sie Vieh und machten sich hin und wieder Notizen. Sie sahen zu alt aus, als daß es sich um Novizen handelte. Erynn glaubte, hier drei Mentoren vor sich zu haben. Langsam zog sie sich zurück. Sie hatte genug gesehen um zu wissen, wobei es sich bei den Bedauernswerten handeln dürfte: Kanonenfutter. Wieder wanderte ihre Hand automatisch zu den Phiolen mit dem Gift.
    Für den Moment reichte es ihr. Mit zitternden Fingern klammerte sie sich an das Mauerwerk, während sie wieder zurück über den schmalen Vorsprung balancierte und so schnell wie möglich zurück in ihre Kammer huschte. Hier verbarg sie sich hinter einem Stapel Kisten und bemühte sich darum, sich wieder zu beruhigen. Sie mußte ein wenig eingenickt sein, als plötzlich Stimmen zu ihr durchdrangen. Mit einem Satz war sie auf den Füßen, kauerte sprungbereit im Schatten, ihren Dolch sicher in der rechten Hand. Die Tür zu ihrem Refugium wurde aufgestoßen und das Getrappel mehrerer Füße war zu hören.
    „Und wir sollen das verdammte Ding wirklich bis ganz oben in den Turm schleppen?“ war eine noch sehr junge Stimme zu vernehmen.
    „Die Meister brauchen das Ding scheinbar. Also beschwer dich nicht.“
    „Warum müssen sie für ihre Planungen denn unbedingt ganz oben im Turm sitzen? Das ist doch bescheuert.“
    „Damit sie die Schlacht von dort aus überblicken können, Idiot!“
    „Aber auf den Turm werden die Verbledeten als Erstes zielen, wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben...“
    „Wird ihnen auch nichts nützen. Die Meister wissen sich schon zu schützen, und uns auch. Hörst du jetzt also endlich auf zu jammern und packst hier mal mit an?“
    „Jaja...“

    Erynn hörte, wie ein schweres Möbelstück bewegt wurde und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie wußte jetzt, wo sich die Meister aufhalten würden, wenn es zum Kampf kam. Als die Geräusche leiser wurden, spähte sie vorsichtig aus ihrer Deckung hervor und folgte den unbekannten Stimmen dann. Als sie auf den Gang hinauslugte, sah sie vier Novizen, die sich mit einem schweren Eichentisch abmühten. Vorsichtig, Schatten und Winkel nutzend, folgte sie den jungen Schülern. Was die vier betraf, so hätte sie sich nicht sonderlich anstrengen müssen – sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, daß ihnen ihre Last nicht aus den Händen glitt. Hin und wieder jedoch durchquerten weitere Personen die Gänge und die Elfin mußte ziemlich achtgeben, wenn sie gleichzeitig sowohl an den Novizen dranbleiben als auch weiterhin nicht gesehen werden wollte.
    Schließlich erreichten die vier mit dem Möbelstück den Aufgang zum Turm. Sich hier zu verstecken würde schwierig sein, also richtete sie sich hinter einem Wandteppich ein und wartete, bis die Jugendlichen wieder herunterkamen. Als sie schließlich, über ihre schmerzenden Hände fluchend, um die nächste Biegung verschwunden waren, löste sich die Kriegerin aus ihrem Versteck und huschte geduckt in den Turm hoch, bis zur obersten Kammer. Sie hatte es fast geschafft! Sie war so dicht am Ziel! Während des Angriffs würden die Obersten der Verräter sich hier aufhalten. Erst jetzt zog Erynn die Spruchrolle mit dem Leben entdecken – Zauber hervor. Wenn jetzt etwas schiefginge, war alles aus. Arranges hatte ihr die korrekten Worte eingetrichtert, und tatsächlich: Sie konnte eine Aura in dem Raum ausmachen. Eine, die zu einer verflucht großen Person gehörte. Erschrocken drückte sie sich gegen die Wand. Botschafter... verflucht.
    Die Präsenz in dem Raum bewegte sich, dummerweise genau auf den Ausgang zu. Erynns Herz setzte für einen Schlag aus und machte dann einen schmerzhaften Sprung in ihrer Brust. Verstecken konnte sie sich nicht, unsichtbar machen auch nicht mehr. Sie hatte nur jene eine Windwandlerspruchrolle gehabt. Blieb allein das Gift. Mit zitternden Fingern entkorkte sie eine der Phiolen und ließ die tödliche Flüssigkeit auf die Klinge ihres Dolches rinnen.
    Sie wußte es nicht und erfuhr es niemals, doch ihr unglaubliches Glück war, daß man den Botschaftern unter den Abtrünnigen im Gegensattz zur Gathering einige Nachlässigkeiten durchgehen ließ und viele von ihnen diese Möglichkeit ausnutzten. So kam es, daß der Botschafter gut scihtbar und ohne besondere Vorsicht die Kommandozentrale verließ, ein paar Papiere bei sich tragend, die in der gewaltigen Pranke beinahe verschwanden. Erynns Dolch zuckte vor und drang tief in die Seite des entsetzlichen Hünen ein. Ein Hieb traf sie, wenngleich nicht mit voller Wucht. Sie wurde zurückgeschleudert, klatschte gegen die Turmwand und sackte daran herab, als ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Als ihr Blick sich schon nach wenigen Momenten wieder klärte, war von dem Botschafter nicht mehr übrig geblieben als Asche, die in dem zugigen Gang bereits verweht wurde. Arranges hatte nicht übertrieben, was die Wirkung des Giftes betraf...
    Sie verlor keine weitere Zeit. Dank des Zaubers wußte sie jetzt, daß sie allein war, und betrat den Raum, den die Meister für ihren Kriegsrat auserkoren hatten. Kurz sah sie sich um, versteckte dann einen der Steine hinter einem bodenlangen Wandbehang, den zweiten in einer Kiste unter einem Haufen Papier und den dritten in einer silbernen Urne, die auf einem Bücherregal stand. Als das vollbracht war, machte sie sich daran, so schnell wie möglich aus der Feste zu verschwinden.
    Es dauerte länger, als sie geplant hatte. Immer wieder wurde sie aufgehalten, mußte sich rasch verstecken und entging ein paarmal nur knapp der Entdeckung. Jetzt wurde ihr klar, warum sie sich bisher so frei hatte bewegen können. Sie war wärend der Nacht herumgeschlichen, und jetzt erwachte die Festung langsam aber sicher.
    Als sie in „ihrem“ Abstellraum ankam, hätte sie dort den nächstbesten Besen umarmen können, so erleichtert war sie. Erynn kletterte durch die Luke zurück in die Kloake und rannte, so schnell es der tückische Boden zuließ. Sie zwängte sich gerade durch die schmale Öffnung in der Außenmauer zurück ins Freie, als ein Donnerschlag durch den Turm ging, der ihn in seinen Grundfesten erzittern ließ und ihr schier das Blut vom Herzen trug. Sie wand sich, bis sie draußen am Rand des Abgrundes lag, sprang auf so schnell es ihre zitternden Glieder zuließen und jagte in gestrecktem Lauf und mit eingezogenem Kopf fort von der Feste.
    Geändert von Glannaragh (29.05.2011 um 02:31 Uhr)

  11. #11

    Jerallmassiv; Festung Elidar -> Bruma

    Eigentlich war von Arranges in kurzer Beratung mit den Großmeistern besprochen, mit dem Staffelläufer als Unterhändler nochmal ein wenig Zeit für Erynn zu schinden. Aber alles, was geschah, nachdem der Rothwardon knappe zehn Meter vor dem Tor stehen blieb und nach den Abtrünnigen Meistern verlangte, war eine dumpfe Explosion, als es den Körper des Staffelläufers zerriss. Blut und Eingeweide färbten den Schnee in unmittelbarer Nähe rot. Auf den Zinnen regte sich nichts. Die wenigen Wachen, die dort schon seit dem frühen Morgen standen, regten sich nicht, weder kamen neue hinzu.

    Stumm und leise gab Arranges den Befehl zum Angriff an die Mentoren weiter, die um ihn herum standen und denen er kleinere Gruppen zugeteilt hatte. Es waren im Endeffekt sehr viel mehr, als der Haufen, mit dem er aus Morrowind gekommen war. Bis auf ein paar Ausnahmen hatten sich noch viele andere Feldlager angeschlossen und allein die Masse, die die Novizen ausmachte, musste bereits eine gewaltige, optische Übermacht darstellen. Aber Arranges wusste auch, dass sich die Abtrünnigen von der schieren Größe der versammelten Streiter nicht beeindrucken lassen würden. Mehr Respekt hingegen dürften sie vor den zumindest sichtbaren Korruptoren haben, von den anwesenden Meistern ganz zu schweigen. Die Meister jedoch wurden dazu abgestellt, die Kämpfenden aus den hinteren Reihen heraus zu unterstützen...

    Der beginn der Schlacht war so anders, als das, was eine klassische Schlacht ausmachte. Novizen, Botschafter, Mentoren und Meister sprachen stumm ihre Beschwörungen und andere Zauber. Kein Kampfgeschrei, nur das Klappern und klirren unzähliger Waffen und Knochen hallte über das weiße Feld vor der Burg, als hunderte von Skeletten, einige wenige Dremora und vereinzelte Liche sich auf die Mauern zubewegten. Es war, wie Arranges vermutet hatte. Bevor sich die Beschwörungen bis auf etwa zwanzig Schritte den Mauern angenähert hatten, schoben sich dort aus Kaskaden aller ihm bekannten Farben, ebenfalls Beschwörungen. Alles war dort vorhanden, angefangen vom einfachen Ahnengeist, über den Skelettwächter, bis hin zum Lich. Auch Daedra waren mehr als genug dabei. Caitiff, Skamps, Daedroths und der ein oder andere Xivilai. Ein Sturm aus Waffenlärm und dem Scheppern von Stahl auf Stahl brach los. Meister und Mentoren schoben ununterbrochen Beschwörungen nach, während sich die Botschafter und Novizen selbst in den Kampf stürzen, um den Nachteil ihrer Schlagkraft durch die sehr viel größere Zahl an Daedra auf der gegnerischen Seite wieder auszugleichen... Die recht einseitige Schlachte währte noch nicht sehr lange, als sich die Verluste, vor allem unter den Novizen der Gathering langsam aber sicher bemerkbar machten. Sie kamen nicht recht an die Burg heran, sie mussten etwas gegen die Zaubernden auf den Zinnen unternehmen und vor allem mussten sie die Schlacht ins Innere der Festung tragen um die Abtrünnigen mehr unter Druck zu setzen, denn im Moment war es eher die Gathering, die sich trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, an den Wällen aufrieb.

    Es dauerte einen kurzen Moment, bis die Befehle von Arranges alle Meister erreicht hatten. Ein gutes Dutzend Feuerbälle rauschten fast zeitgleich auf die Gestalten auf den Mauern zu. Hohle Einschläge signalisierten, dass die Zauber ihre Ziele erreicht hatten. Allerdings war auch das wohl der Startschuss für die Abtrünnigen, jetzt ihr komplettes Arsenal einzusetzen. Das Tor öffnete sich plötzlich und heraus stürmten unzählige Zombies und Skelette. Doch die Aura dieser Untoten war anders. Das waren keine einfachen Beschwörungen. Hierbei handelte es sich um wiedererweckte Leichen aus Gräbern und Gruften. Das also ist das, wonach die Abtrünnigen streben... sie wollen völlig Unabhängig ihrer Leidenschaft nachgehen und machen dabei nichteinmal vor Leichenschändung und dergleichen halt... erbärmlich... Die Wiedererweckten rissen gewaltige Schneißen in die Reihen der Gathering und mit einem Mal befand sich das Schlachtengetümmel auf dem Weg weg von den Mauern. Sie wurden zurückgedrängt und das konstant. Wieder erteilte Arranges Befehle und neben unzähligen Beschwörungsformeln mischten sich jetzt zusätzlich noch Zauber der anderen Magieschulen in die Schlacht. Überwiegend jedoch waren Schock-, Feuer- und Eiszauber zu sehen, die in regelmäßigem Abstand in die Reihen des Feindes einschlugen... Ein wahres Feuerwerk ging auf die Abtrünnigen nieder, die jetzt zusätzlich Novizen und Botschafter in den Kampf schicken...

    Doch nach einigem Hin und Her wandelte sich die Schlacht plötzlich in ein Gemetzel, als sich die Korruptoren einmischten. Ob es nun Feuer war, das aufloderte oder der berstende Leib eines Novizen, konnte Arranges oft nicht sagen, als jetzt auch er mit einigen der Meister in den Kampf eingriff. Die Gathering trieb den Kampf mit der Hilfe der Bestien langsam aber sicher in den Hof der Festungsanlage und plötzlich zerriss eine gewaltige Explosion den allgemeinen Schlachtenlärm. Irgendwo wurde das Mauerwerk der Festung einfach zerfetzt und es war praktisch für alle spürbar, wie der Körper des abtrünnigen Meisters Saptos, pulverisiert und seine Seele in ein bodenloses Loch zwischen den Welten geschleudert wurde. Nur wenige Herzschläge später erschütterten zwei weitere Explosionen fast zugleich die Festung. Meister Dialga und Meister Kargarass waren vernichtet... War zuvor kein Kampfruf, kein wildes Gegröhle zu hören gewesen, so begannen plötzlich alle auf der Seite der Gathering zu spüren, dass der Sieg bereits ihrer war. Brutaler als sowieso schon, trieben sie die Gegner vor sich her, aber schon nach wenigen Augenblicken waren es nur noch die Korruptoren, die die komplette Festung auf den Kopf stellten und keinen der Verräter entkommen ließen... die Sieger verteilten sich, einige durchsuchten in Gruppen die Festung, während viele andere bereits mit der Versorgung der Verwundeten begannen.

    Arranges selbst hatte ebenfalls ein paar Schrammen abbekommen. Unter anderem hatte er die komplette Wucht eines Fausthiebs mit dem rechten Auge zu spüren bekommen, welches jetzt langsam aber sicher anschwoll und sich dunkelblau zu färben begann. Ein leicht verstauchter Knöchel und ein Schnitt über den linken Oberarm, sonst hatte er keine weiteren Verletzungen davongetragen. Arranges war einerseits irgendwie mächtig stolz auf sich, andererseits jedoch arg erschöpft. Bis zum Mittag waren es noch mindestens drei Stunden. Er überließ die letzten Räumarbeiten in den tieferen Räumen der Festung den Korruptoren, während überall auf dem Feld und im Innenhof jetzt kleinere Gruppen entstanden. Feldscher machten sich an ihre Arbeit, während sich die Unverletzten einfach nur müde auf den Boden sinken ließen. Arranges trat aus der Burg heraus. Draussen kamen ihm bereits die beiden Großmeister entgegen. Er hörte Schritte neben sich und drehte den Kopf. Sein Herz tat einen schmerzhaften Sprung, als er Erynn lebendig auf sich zukommen sah. Er wiederstand dem dringenden Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen. Stattdessen lächelte er ihr nur zu.

    'Arranges, wir wussten, ihr würdet einen wunderbaren Feldherr abgeben... nur eure Schülerin ist bewundernswerter...' Sprach ihn der kaiserliche Sprecher der Gathering ohne Umschweife an, als die beiden Großmeister ihn und Erynn erreicht hatten. Der Magier besann sich sofort auf den Plan, den er sich seit sie vor beinahe unzähligen Tagen die Ratshallen verlassen hatten, zurechtgelegt hatte. 'Ich danke euch und möchte auch direkt etwas bezüglich meiner Schülerin, Erynn Releth, erklären, wenn ihr sie gerade schon angesprochen habt.' Der Großmeister zog nur fragend eine Augenbraue hoch. 'Es geht um ihren Stand als Novize und demzufolge als meine Schülerin... ich befinde sie für nicht lernfähig und weise sie daher von mir und beende jegliche Lehrung durch meine Hand mit sofortiger Wirkung.' Der Großmeister schien wohl mit so einigem gerechnet zu haben, nicht aber damit. 'Nun... ich kann euch verstehen Mentor Arranges... aber wie habt ihr euch das vorgestellt? Wir können sie nicht einfach so kurzfristig einem anderen Mentoren zuweisen. Die Mentorin Arranjenne fällt komplett aus, da sie das Kaltblutritual noch nicht durchlaufen hat...'
    'Genau.' Unterbrach ihn Arranges und redete einfach weiter, ohne die herrische Geste des Sprechers wahrzunehmen: 'Ich habe dafür gesorgt, dass für drei abtrünnige Meister drei Siegelsteine zur Verfügung standen, habe eine Schlacht koordiniert, von der ihr wisst, dass sie ebensogut hätte einen völlig anderen Verlauf hätte nehmen können, hätte ich Erynn nicht dort hineingeschickt... ich denke es ist an der Zeit, dass ich, Mentor Arranges Moryn unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil nun an der Reihe bin, etwas zu fordern, von dem ich denke, dass es mir aufgrund meiner Dienste gewährt werden sollte!'
    'Ihr... wagt es, etwas zu verlangen, Arranges?'
    'Ja, denn ich habe in den letzten eineinhalb Monaten Dinge getan, zu denen kaum ein anderer fähig gewesen wäre...'
    'Ihr seid sehr selbstsicher, Mentor... seid ihr auch sicher, dass eure zugegeben großen Dienste für die Gemeinschaft ausreichen, um etwas forder zu können?'
    'Ja!'
    'Nun... dann will ich euch nicht daran hindern, eure Forderung zu stellen...'
    'Ich will, dass Lady Erynn Releth aus allen Aufzeichnungen der Gathering gestrichen wird. Sie wird nicht länger ein Mitglied sein und soll nach ihrem Austritt nicht unter Beobachtung stehen.' Schweigen. Mit einem Blick, der den Kaiserlichen durchbohrte, schaute der Großmeister Arranges in die Augen. Nach einer Weile begann er dann schließlich zu reden: 'Das ist sehr viel, was ihr verlangt... jedoch... in den letzten Wochen ist sehr vieles geschehen, von dem die Gathering glaubte, dass etwas derartiges nie geschehen würde... lasst euch gesagt sein, Mentor, dass ihr der Erste seid, der erst Folter und dann den Tod erleiden wird, sollte sich herausstellen, dass unsere Zustimmung zu eurer Forderung die Geheimhaltung und Sicherheit der gesamten Gathering gefährdet. Und nun, aus meinen Augen! Die Großmeister werden sich für eine Weile zurückziehen und die Wunden versorgen, die dieser Verrat gerissen hat...' Ohne sie weiter zu beachten, gingen die beiden Großmeister an Erynn und Arranges vorbei.

    Drei Tage waren Arranges und Erynn nach der Schlacht nach Süden unterwegs, als sie endlich die Türme von Bruma unter sich auftauchen sahen. Sie hatten kaum bis gar nichts gesprochen während dieser Zeit. Am späten Nachmittag des dritten Tages hatten sie die Stallungen von Bruma endlich erreicht. Der Kaiserliche hätte gute Lust gehabt, sich einfach für einen Tag nochmal ein Zimmer zu nehmen und einfach zu entspannen, aber er hatte noch etwas zu erledigen... ein gewisser Argonier musste noch den Tod finden, ehe er einen Haken unter diese komplette Sache machen konnte. Gumora... Und dazu brauchte er zunächst einen Anhaltspunkt und vor allem jemanden, der sich mit dieser Sache auskannte. Arranges hing dem Gedanken kurz nach, ehe ihm Dreveni wie von selbst wieder einfiel. Ob das wohl eine so gute Idee ist? ...

    Beide hatten sie ihre Pferde gerade aus den Stallungen geholt. Arranges stellte zufrieden fest, dass ein Botschafter wohl schneller war und ein kleiner Beutel mit einer hübschen Summe Septime an seinem Sattel hing. Ehe er jedoch aufsaß, wandte er sich Erynn nochmals zu: 'Erynn... ich... danke dir für alles und überhaupt deine Gesellschaft... es fällt mir... tatsächlich schwer, Abschied zu nehmen...' Es war eindeutig, dass er trotz seiner relativ hohen Bildung schlicht keine richtigen Worte fand. Stattdessen langte er nur in einen kleinen Beutel an seinem Gürtel und förderte ein schlichtes Amulett zu Tage. Es hing an einer einfachen, schlanken, grünweißen Kordel. Das Amulett selbst war nicht mehr, als ein flacher, in Gold gefasster Smaragd von dem groben Durchmesser eines Septims. 'Ich hab es bei Juranos Anwesen anfertigen und verzaubern lassen...' Etwas verlegen stand er vor ihr. 'Darf ich?' Fragte er schüchtern und zog die Kordel an dem einfachen Verschluss außeinander. Erynn nickte nur. Arranges tat einen Schritt auf sie zu und legte ihr das Schmuckstück an. 'Wenn du auf die Magie zugreifst, die in dem Amulett schlummert, bist du in der Lage einen Schutzgeist zu rufen... einen Caitiff... um genau zu sein...' Und ohne nochmals zu zögern oder eine Erwiederung abzuwarten, trat der Kaiserliche von sich aus auf die Dunmer zu und schloss sie wie selbstverständlich in die Arme.

    'Wo wird dich dein weiterer Weg hinführen?' Fragte er, nachdem er sich von ihr wieder gelöst hatte und einen Schritt zurücktrat.
    Geändert von weuze (29.05.2011 um 02:15 Uhr)

  12. #12
    Erynn war geradezu sprachlos über das Abschiedsgeschenk, das Arranges ihr machte. Die tiefe Bedeutung, die darin lag, war unverkennbar. Sie erwiderte die Umarmung aus ganzem Herzen und hätte selbst am liebsten nicht mehr losgelassen, konnte sie sich doch kaum vorstellen wie es sein würde, wieder allein unterwegs zu sein und irgendwelche Dinge zu tun, die nach dem, was sie erlebt hatte, nur noch klein und nichtig wirken konnten. Doch bevor sie in ihr altes Leben, nach Skingrad und in die Kriegergilde zurückkehren konnte, mußte sie nooch eine Sache regeln. Einen Zustand wiederherstellen, der ihr verlorengegangen war, seit zwei der Abtrünnigen sie verschleppt hatten. „Nun, zunächst wohl ins Hafenviertel der Kaiserstadt. Ich habe mir geschworen, diesen Molch zur Strecke zu bringen, erinnerst du dich? Er wird zwar nicht mehr dort sein, wenn er auch nur ein bißchen Hirn in seinem häßlichen Schädel hat, aber das ist der Ort, an dem ich meine Suche beginnen werde.“

    Achja richtig, da war noch etwas... hm... nein... das wäre zu viel des Guten... obwohl... Arranges verspürte einen Anflug von Freude, als in ihm die Idee keimte, Erynn an dieser Stelle wohl doch nicht verlassen zu müssen. Andererseits wollte er keine Zeit darauf verschwenden, selbst nach der schmierigen Eidechse zu suchen. Dreveni wiederum traute er nicht so weit, als dass sie einfach nur eine hohe Anzahlung verlangte und überhaupt nichts tat, er würde sie schon begleiten müssen um davon überzeugt zu sein, dass sie Gumora tatsächlich tötete... Von plötzlicher Euphorie angesprungen, war der Kaiserliche drauf und dran, der Dunmer vorzuschlagen, dass sie zu zweit nach dem Molch suchen könnten, schließlich hatte er die Rechnung mit ihm ebenfalls nicht beglichen, wenn er Dreveni aus dem Spiel ließ. Aber hier entstand wieder das Problem, dass weder er, noch Erynn auch nur die geringste Ahnung davon hatten, wie man eine Person aufspürte, die nicht gefunden werden will... Er würde es einfach dabei belassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Erynn den Argonier in absehbarer Zeit finden würde, ging gegen null. Er würde das selbst in die Hand nehmen und einfach Dreveni dazu benutzen, den widerlichen Schuppenmann ausfindig zu machen... umbringen konnte er ihn zur Not auch selber und Dreveni gleich mit, sollte sie irgendwelche Schwierigkeiten machen... 'Nun... ja, ich erinnere mich.' Sagte er und lächelte. 'Dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg bei dieser Aufgabe.' Das ist ja so gelogen... Für einen kurzen Moment schämte sich Arranges ein wenig, nahm sich dann aber nochmal zusammen. 'Ich hoffe inständig, dass wir uns irgendwann einmal wieder treffen... vielleicht in Skingrad in der Taverne der Orkschwestern...' Er grinste. 'Der Weg... teilt sich dort unten nach der ersten Biegung,' er deutet die Straße hinunter, 'ein Pfad führt dort nach Osten, nach Cheydinhal, dort werden wir uns wohl trennen.' ... Dann saßen sie auf und ritten in gemächlichem Tempo los, gerade so, als wollten sie die Zeit, die ihnen jetzt noch blieb, irgendwie nochmal um einige Augenblicke verlängern...

    Erynn wunderte sich ein bißchen über die Antwort. Bisher hatte der Kaiserliche immer so geklungen, als wolle er sie mit allen Mitteln davon abhalten, sich den Kopf dieser Echse zu holen. Wenngleich sie verstand was ihn dazu trieb, sie wollte und konnte diese Sache nicht einfach abhaken, doch sie wollte den Moment nicht stören indem sie nachhakte, was Arranges zu diesem Sinneswandel veranlaßt hatte. So weit ist es also gekommen. Ich ziehe los mit dem festen Vorsatz, jemanden umzubringen... aber was bleibt mir schon groß anderes übrig? Die offiziellen Wege kann ich im Zusammenhang mit den Abtrünnigen wohl kaum nutzen, und es einfach auf sich beruhen lassen... nein. Ich will Rache für diese Schmach!
    "Ich denke sicher, daß wir uns wiedersehen, Arranges", antwortete sie nach einer Weile mit einem warmen Lächeln. "Skingrad ist nicht so furchtbar groß. Wenn du... in Zukunft irgendwelche weiteren interessanten Projekte planen solltest, für die ein bißchen gesunder Merverstand von Nutzen sein könnte, zögere nicht, in der Gilde nach mir zu fragen - bei all dem Chaos in der letzten Zeit muß ich zugeben, daß ich Gefallen daran gefunden habe." Mit diesen Worten und einem letzten, offenen Lächeln lenkte Erynn ihr Pferd an der Weggabelung in Richtung der Kaiserstadt. Sie war einfach nicht gut in großartigen Abschieden und beschloß, es so einfach wie möglich zu halten. Das Herz war ihr auch so schon schwer genug, wenngleich sie sich Mühe gab, das nicht allzu deutlich zu zeigen.

    Arranges hielt es ähnlich wie Erynn, schweigend lenkte er seinen Fuchs auf den Pfad nach Cheydinhal. Aber statt einfach loszureiten, blieb er stehen und wandte sich im Sattel um, um Erynn nachblicken zu können. Ein... seltsames Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit und ohne, dass er genauer darüber nachdachte, rief er ihren Namen. Sie stoppte und schaute sich fragend zu ihm um. Arranges lenkte sein Pferd neben das ihre und blickte ihr fest in die Augen. 'Erynn, ich habe vorhin... nicht alles gesagt, was ich hätte sagen sollen... es geht um Gumora. Ich habe mit ihm ebenfalls noch eine Rechnung offen... und wollte daher einen Assassinen für ihn als Ziel... Dreveni, um genau zu sein, bezahlen... daher mein Weg nach Cheydinhal.' Ihr Blick war gleichermaßen irritiert, wie fragend. 'Es tut mir leid, aber eigentlich wollte ich dich damit aus der Sache raushalten, aber ich kann es einfach nicht... dich zu belügen scheint mir nur mehr alles andere als angebracht, trotz Sorge... Ich werde Dreveni begleiten... ich traue ihr nicht, ihre Fähigkeiten sind jedoch mehr, als ein dunkler Bruder jemals können würde... ich möchte, dass du mich begleitest...' Jetzt war es heraus und Arranges machte sich nicht die Mühe, seine Freude zu verbergen, die hervorbrechen würde, würde Erynn zustimmen...

    Die Elfin zog eine Augenbraue hoch. Daher also dein rasches Nachgeben. Ich hätte es wissen sollen... Sie kommentierte das jedoch nicht weiter. Allein die Tatsache, daß der Nekromant es letztendlich doch nicht übers Herz brachte sie anzuschwindeln, war ihr Bestätigung genug, daß sie sich seine Loyalität mit der Zeit ganz sicher verdient hatte. Abgesehen davon, daß er den Großmeistern die Stirn geboten und sie tatsächlich aus dem Griff der Gathering befreit hatte, verstand sich. So ganz konnte sie immer noch nicht fassen, daß sie frei war. Sie hörte weiter zu, bis Arranges geendet hatte. "Dann sieht es so aus, als würden sich unsere Wege hier doch noch nicht trennen", sagte sie und hätte einen Jahressold darauf gewettet, daß das breite Grinsen, das jetzt ihre Lippen teilte, dem des Beschwörers in nichts nachstand.
    Damit war es beschlossen. Mit dem neuen Ziel vor Augen trieben sie ihre Pferde zu einem flotten Trab nach Osten, wieder einmal auf Cheydinhal zu...

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