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Fossil
'Äh... nein?' Meinte Arranges nur leicht ärgerlich. Er rappelte sich wieder vollends auf und warf seinem zerbrochenen Schwert einen verächtlichen Blick zu, bevor er wieder zu Erynn schaute. 'Du wirst schön da liegen bleiben und deine Arme bei dir behalten...' Er ging zum Feuer hinüber, aber statt nach einem Ast zu langen, den er als Glüheißen nutzen konnte, schnippte er zweimal mit den Fingern. Es funkte zwar, aber die gewünschte Flamme in seiner Hand blieb aus. Genervt ließ er seinen Atem entweichen und griff schließlich doch nach einem Ast, der am anderen Ende in grellem Weiß und Rottönen glühte. 'Hinlegen, liegenbleiben!' Sagte er bestimmt, während er sich wieder neben ihren Beinen auf den Boden sinken ließ. Er warf dem magischen Ding einen vernichtenden Blick zu, bevor er mit der einen Hand das freie Fußgelenk der Dunmer packte und festhielt. Langsam und vorsichtig näherte er die glühende Spitze des Stocks dem schwarzen Schleim. Aber entgegen jeder Erwartung, die er vom vorangegangenen Versuch mit dem Schwert hatte, passierte nichts, weder wurden seine Gedanken malträtiert, noch begann das Zeug zu blubbern oder zu pulsieren. Dafür aber wurde dem Kaiserlichen für einen Moment ziemlich heiß an der Hand, mit der er den Stock hielt. Erschrocken zuckte er ein wenig zurück und blickte auf die Hand. Nichts. Keine Flammen, keine Branntwunde oder Ähnliches. Verblüfft schaute er zu Erynn, die mit Skepsis sein Tun verfolgte. Ein kurzer Ausdruck des Zorns huschte über sein Gesicht, bevor er abermals den Stock dem schwarzen Zeug annäherte. Aber wieder spürte er plötziche Hitze auf seiner Hand. Allerdings stach er dieses Mal zu, statt die Hand zurück zu ziehen. Was dann passierte, ging viel zu schnell, als dass er oder Erynn irgendwie darauf hätten reagieren können. Der Punkt, wo Arranges den Stock in die schwarze Masse gestoßen hatte, explodierte in einem Meer aus Funken, die alles Brennbare versengten, auf dem sie landeten. Der Kaiserliche sprang vor Schreck auf und hechtete zur Seite, während Erynn... gar nichts tun konnte. Das Feuerwerk dauerte vielleicht 5 Sekunden. Aber diese 5 Sekunden reichten um dem Kaiserlichen praktisch die komplette Tunika und einen Großteil der Unterkleider zu verbrennen, sodass er jetzt praktisch nur noch mit einem längeren Lendenschurz und von Funken arg zerfressenem Hemd dastand, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Er schaute besorgt und suchend zu Erynn hinüber. Als sein Blick auf sie viel stockte ihm für einen Moment der Atem. Erynn war praktisch nur noch von ein paar Stofffetzen bedeckt. Quer über die Lenden wehte ein übrig gebliebener Rest ihrer Hose, während sie bis auf einen weiteren Fetzen, der sich um den linken Arm und die Schulter schlang, komplett - abgesehen von dem Schleim, der unverändert an ihrem Bein klebte - nackt war. Arranges merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, er den Blick aber nicht so ganz abwenden konnte. Es dauerte einen weiteren Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Und sogleich suchte er hektisch nach dem Umhang, der noch irgendwo verstreut neben Erynns Lager liegen musste. Der Umhang hatte ebenfalls ein paar Löcher, war aber noch größtenteils an einem Stück, verglich man ihn mit den Sachen, die sie selbst am Leib trugen. Völlig planlos stolperte der Magier los, ohne den Blick ganz von Erynn lösen zu können. 'Sowas... du bist ja doch nicht... so flach...' Fast im selben Moment, in dem er die Worte sprach, rügte er sich in Gedanken selbst dafür und flog noch dazu unsanft über einen Kiesel. Halb hechtend, halb stolpernd, erreichte er den Umhang. Einen Moment später segelte der dunkelgraue Stoff über Erynn und bedeckte ihre Blöße. Auf Knien und halb krabbelnd, kam der Kaiserliche die zwei Schritte zu ihr gerobbt. Allerdings hatte er jetzt den Kopf komplett abgewandt. 'Ist dir... hast du irgendwelche schweren Verbrennungen erlitten?' Fragte er stotternd...
Arranges' entsetzte Reaktion hätte zum Schreien komisch sein können, wenn... nun, wenn. Wenn sie nicht gerade Auslöser eben jenes Entsetzens und wehrloses Opfer der Umstände gleichermaßen gewesen wäre. Hektisch griff sie nach dem Wollstoff des Umhangs, hielt ihn direkt unter ihrem Kinn fest, als hänge ihr Leben davon ab und wünschte sich sehnlich, noch immer bewußtlos zu sein. Oder vielleicht auch nicht. Daß sie den Vorfall mit völlig klarem Kopf mitbekommen hatte, würde es ihr zumindest ersparen, dem Beschwörer den Grund für ihr völlig derangiertes Erscheinungsbild aus der Nase ziehen zu müssen. Und für seines. Sie starrte ihren Begleiter für eine ganze Weile lang nur an, wobei es ihr unmöglich war sich selbst darüber einig zu werden, ob sie nun eher verwirrt, geschockt, peinlich berührt, wütend oder vielleicht auf eine absurde Art sogar amüsiert war. "Wie schön, daß es dir endlich auch aufgefallen ist", brachte sie endlich schwach heraus. Eine angemessene Erwiderung wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen.
Es vergingen noch etwa zwei dutzend Herzschläge, während sie über die Frage nachdachte. "Nein. Das heißt, zumindest an den Stellen, zu denen ich eine sichere Aussage treffen kann, fühlt sich nichts verbrannt an. Du... kannst dich übrigens wieder umdrehen." Als er sich schließlich dazu überwinden konnte, sah die Elfin ihm für eine lange Zeit sehr ernst in die Augen. "Arranges", meinte sie schließlich in resigniertem Tonfall und mit einem Gesichtsausdruck, der einer Märtyrerstatue gut angestanden hätte, "ich werde dich umbringen, sobald ich mich wieder bewegen kann. Ist das Zeug wenigstens weg?"
Arranges zuckte zusammen, nachdem Erynn geendet hatte. Aber er schien sich wieder komplett gefangen zu haben. 'Ist in Ordnung, den Gedanken hatte ich auch schon öfter im Bezug auf dich...' Meinte er nur trocken auf ihre Worte hin. Dann wanderte sein Blick zu ihren Beinen. 'Nun... äh... ich kann keine Verbrennungen erkennen... nur um dir da die Sorge zu nehmen... Aber... nunja... das schwarze Zeug hängt unverändert an deinem Fuß...' Stotterte er unsicher. Er blickte ihr wieder in die Augen und konnte nicht verhindern, das ein Grinsen über seine Gesicht huschte, als er wieder zu reden begann: 'Ist dir... kalt? ...' Fast schon instinktiv wich er direkt ein wenig zurück und wuchtete sich auf die Beine ehe Erynn antworten konnte. Er ging zum Feuer hinüber und fügte dann hinzu: 'Wir sollten besser bald aufbrechen und weitergehen... äh... oder vielmehr ich gehe weiter...' Unbewusst, aber glücklicherweise stand er mit dem Rücken zu der Dunmer. Er wollte sie eigentlich nicht noch unnötig reizen, aber die Worte konnte er sich schlicht nicht verkneifen...
"Natürlich ist mir kalt", knurrte sie. Es sollte harsch klingen, was jedoch gründlich daneben ging. Verunsicherung schwang überdeutlich darin mit. Dieses Zeug, das an ihr hing, machte sie mehr und mehr nervös. Nicht nur, daß es sich nicht einfach entfernen ließ, sondern auch, daß es in gewisser Weise wehrhaft war. Sie blieb für eine kleine Weile still. Es würde wohl kaum helfen, wenn sie ihren Frust jetzt an Arranges ausließ. Auch, wenn er durch seine eher wenig intelligente Neigung, immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, alles mal wieder doppelt so schlimm gemacht hatte, als es sein müßte. "Ich will weder hier zurückbleiben", sagte sie schließlich, "noch gefällt mir die Aussicht sonderlich, mich noch weiter von dir tragen zu lassen. Ich hasse es einfach, dir eine solche Last zu sein... Fällt dir wirklich nichts mehr zu diesem Zeug ein?"
Erynn bemerkte, das dies genau die Art von Frage war, die den Beschwörer manchmal zubeißen ließ wie eine wütende Schlange. vor allem dann, wenn er sich ohnehin schon ärgerte. Um sich gar nicht erst einen vernichtenden Kommentar einzufangen, der Arranges' Haltung zu dummen und überflüssigen Fragen genauer umriß, fuhr sie rasch fort: "Ich habe darüber nachgedacht. Könnte dieses... Zeug vielleicht intelligent sein?" Sie klemmte den Umhang fest unter die Achseln und richtete sich ein Stück auf, um das Gebilde erneut zu betrachten. Es war seltsam, es um ihr Bein geschlungen zu sehen, aber nicht das geringste davon spüren zu können. "Vielleicht ist es auch gar kein Zauber... oder nicht nur. Ich weiß ja auch nicht, was in der Richtung alles möglich ist. Aber auf mich wirkt es irgendwie mehr wie ein... Parasit." Sie würgte ein wenig bei dem letzten Wort. Die Vorstellung, daß das, was da an ihrem Bein hing, vielleicht so etwas ähnliches war wie ein magischer Fuchsbandwurm, was alles andere als angenehm. Aber sie mußte wohl alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wenn sie es irgendwie wieder loswerden wollte.
Arranges drehte sich wieder zu Erynn herum. Das breite Grinsen von gerade eben war verschwunden und einem halb versöhnlichen, halb ernsten Ausdurck gewichen. 'Ich würde dir wirklich gern mit Magie aushelfen und damit versuchen, dieses Ding, was immer es auch ist, zu entfernen oder vernichten, aber ich habe wirklich keine Reserven mehr...' Zur Bestätigung schnippte er einmal mit den Fingern, aber außer einem Rushauch und ein paar Funken war da nichts zu sehen. 'Es tut mir wirklich leid... ich brauchte fast alle Kräfte um uns sicher aus dem Tor zu bringen und den Rest habe ich dazu benutzt, ordentlich Abstand zwischen mich und diese... Kreaturen zu bringen, denen du deine missliche Lage jetzt zu verdanken hast...' Er ließ sich neben Erynn auf die Erde sinken und winkelte seine Beine zum Schneidersitz, während er das schwarze Geflecht auf ihrem Bein betrachtete. Schulterzuckend drehte er den Kopf und schaute ihr in die Augen. 'Ich weiss wirklich nicht, was wir noch tun könnten, außer es mit Magie zu versuchen... ich bin allerdings kein Bretone oder Hochelf... es kann Tage dauern, bis ich wieder auf etwas wie eine Basisreserve meiner Magie zugreifen kann... Es tut mir leid... Wenn ich dich also nicht tragen soll oder darf und du hier auch nicht allein zurückbleiben willst, was ich ohnehin nicht zugelassen hätte, müssen wir wohl oder übel hier lagern...' Sagte der Kaiserliche resignierend...
"Ich weiß", antwortete Erynn. "Ich mache dir auch bestimmt keinen Vorwurf daraus." Sie seufzte leise. Diese ganze Situation war zum Wegrennen. Allein, genau da lag das Problem. "Warum ruhst du dich nicht für eine Zeit lang aus, damit du deine Kräfte wenigstens ein bißchen wieder sammeln kannst? Vielleicht fällt uns bis dahin etwas ein. Wenn nicht, kannst du mich immer noch tragen..."
Eine Falte bildete sich auf der Stirn des Kaiserlichen... und wenige Herzschläge später, gesellte sich noch eine zweite dazu. 'Es ist völlig egal, ob ich schlafe oder wach bin... es ist einfach die normal kaum vorhandene Begabung des Kaiservolks, was die Magie angeht... Außerdem werde ich den Teufel tun und mich schlafen legen. Diese Geisterwölfe sind noch immer hinter uns her...' Allerdings musste sich Arranges in Gedanken eingestehen, dass er doch sehr erschöpft war, jetzt, wo er schonmal darüber nachdenken musste... Aber Erynn gegenüber zeigte er dies nicht, wie er hoffte. Und wenn schon, ich muss... die Augen offen halten... ich habe nichteinmal mehr ein Schwert und beschwören kann ich keines... also ist eine schnelle Flucht Vorraussetzung für überhaupt eine Überlebenschance...
"Aber wie willst du die Umgebung gescheit im Auge behalten, wenn du vor Erschöpfung kaum noch aus den Augen schauen kannst? Du hast schon in der Nacht nicht geschlafen. Das kann einfach nicht immer gut gehen. Außerdem... bist du immer so knurrig wie jetzt gerade, wenn du völlig übermüdet bist. Hör zu: Lehn mich einfach an diesen Felsen da drüben und überlaß mir die Wache. Geradeaus gucken kann ich ja wenigstens noch. Früher oder später wirst du ohnehin schlafen müssen - da ist es besser, du tust es jetzt gleich."
Achja?! ... Warum nur ziehe ich sie jedes Mal wieder aus der Scheisse, nur um mir als Dank dieses immerwährende Gesülze anhören zu dürfen?! ... Es reicht... endgültig! 'Ich werde überhaupt gar nichts tun... ich habe deinen knochigen Hintern mit bester Absicht nach Nirn zurückgebracht und hier durch die Nacht getragen, weil ich mir zu dem Zeitpunkt nicht anders, als mit Flucht zu helfen wusste und dir passt wieder nicht, dass ich mal etwas neben der Spur laufe und entsprechend unangenehme Laune habe... aber bitte... es steht dir frei zu gehen, du musst mich nicht aushalten...' Obwohl er deutlich zornig war, behielt er seine Stimme noch großteils unter Kontrolle.
"Ja, richtig", gab Erynn ärgerlich zurück. "Ich krieche einfach den Berg herunter, weil ich mich noch nicht längst an deine kindischen Anfälle gewöhnt habe und das Gezeter jetzt ganz plötzlich nicht mehr ertragen kann. In Neungötternamen, Arranges! Deine Launen kenne ich mittlerweile wohl alle! Alles, was ich versuche ist dir klarzumachen, daß keinem von uns damit gedient ist, wenn du dich mal wieder überflüssigerweise koplett verausgabst. Warum zum Donner geht das eigentlich nicht in deinen Schädel? Traust du mir noch immer nicht? Willst du mir einfach nur beweisen, was für ein harter Kerl du doch bist? Ich bitte dich..."
Nach einer Weile, in der er Erynn nur in die Augen gesehen hatte, glätteten sich die Falten auf seiner Stirn wieder und ein teils versöhnlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht, wenngleich es im Großen und Ganzen eher kalt blieb. Die Vernunft und das Verlangen nach Macht, welches er mit dem Zugriff auf seine Magie stillen konnte, machten ihm schließlich eindringlich klar, dass er sich ausruhen musste! 'Halt einfach den Rand, Erynn...' Nach einem weiteren kurzen Moment schob er dann ohne weitere Vorwarnung einen Arm unter ihren Knien hindurch und den anderen so unterhalb der Schulterblätter, dass er sie ohne größere Schwierigkeit hochheben und bequem tragen konnte. Er setzte sie aufrecht an den Felsen, den sie zuvor angesprochen hatte. Dann ging er die paar Meter zurück zum Feuer, deckte sich notdürftig mit der arg zerfransten decke zu und fiel nur wenig später in einen unruhigen und eher wenig erholsamen Schlaf.
Geht doch... dachte die Elfin einigermaßen zufrieden. Sie blickte wirklich nicht dahinter, was diese immer gleichen Diskussionen um das Thema eigentlich sollten, aber zumindest war Arranges zuletzt doch noch vernünftigen Argumenten zugänglich gewesen. Bemerkenswert für einen Magier, das mußte sie ihm schon zugute halten. Sie konzentrierte sich darauf, auf jedes Anzeichen von Bewegung zu achten - es lenkte sie ein wenig von der unterschwelligen Furcht ab, die noch immer am Rande ihres Bewußtseins kauerte, bereit, sie plötzlich anzuspringen. Was ist, wenn ich nie wieder werde laufen können...?
Geändert von Glannaragh (08.05.2011 um 09:06 Uhr)
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