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Legende
Valusberge
Weiße Wölkchen bildeten milchige Schleier vor seinem Gesicht, während Arranges schwer atmend, über das Eisfeld hetzte. Der Himmel über ihm war klar und die Sterne leuchteten hell. Der Schnee unter seinen Stiefeln knirschte bei jedem der weit greifenden Schritte. Frost hatte sich auf das eisige Weiß gelegt. Und trotz kompletter Windstille, war es bitter kalt, selbst Arranges spürte den Griff der Kälte deutlich und jeder Atemzug schmerzte in der Lunge. Immer wieder warf der Kaiserliche einen Blick über die Schultern nach hinten, als würde er vor irgendwelchen Verfolgern flüchten.
Was hab ich bloß getan? Den Siegelstein auf Kosten ihrer Unversehrtheit zu bekommen war mit das Bescheuertste, was ich hätte tun können...
Nach einigen weiteren schweren Schritten, blieb er stehen. Schwerfällig drehte er sich um und folgte mit den Augen den dunklen kleinen Klecksen, die die Spur seiner Schritte auf der linken Seite begleiteten. Ich hoffe ihr schmort in der Hölle... Sein Blick wanderte weiter zu dem, was seine Arme so schwer belastete und ihn so viel Kraft im Moment kostete... aber trotz der schieren Erschöpfung, die ihn plagte, dachte er nicht eine Sekunde daran, Erynn einfach zurück zu lassen. Die Kriegerin ruhte mit geschlossenen Augen und flachem Puls auf seinen Armen und hatte sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt. Seine Augen folgten ihren Beinen bis zu den Füßen, die über seinem linken Arm hingen. Eine zäh wirkende, nachtschwarze Flüssigkeit hatte sich wie eine Ranke oder geschwollene Ader um eines ihrer Beine bis hoch zum Knie gewickelt. Das war es auch, was die schwarzen Tropfen im Schnee hinterließ...
Die Ereignisse im Tor waren allerdings viel zu schnell passiert, als dass Arranges hätte sinnvoll und effektiv reagieren können. Er wusste nur eins, dass er ganz allein am Zustand Erynns schuld war. Sie verlor wohl kein Blut, aber das Zeug an ihrem Bein ließ sich auch nicht entfernen. Er hatte einen sehr kurzen Moment Zeit um sie zu untersuchen und hatte dabei auch versucht, diesen Schleim oder was auch immer es war, zu entfernen, aber obwohl flüssig, ließ es sich nicht lösen. Und seit dem war die Dunmer immer katatonischer geworden, bis sie letzten Endes nichteinmal mehr laufen oder sich sonst großartig bewegen konnte. Arranges wusste auch nicht mehr, wie lange er bereits unterwegs war, er wusste nur, dass er so nicht von den Bergen herunter kam. Ein Blick zurück ließ ihn noch immer die tiefschwarze Rauchsäule erkennen, die sich von dem Ort aus in die Höhe schraubte, an dem das Tor gestanden hatte... Er war nach Norden gerannt, weil der lange Kamm, der ihn letzt unmittelbar auf der linken Seite begleitete, hier recht flach nach osten hin abfiel...
Lautes Gebell hallte plötzlich über das gedehnte Eisfeld, das vor ihm nach Norden hin in der Nacht verschwand und im Süden, dort, wo das Tor war, von dem mächtigen Gipfel unterbrochen wurde, den sie schon am Tag, als sie das Tor durchschritten, gesehen hatten. Oh verdammt, sie haben aufgeholt... Ein letzter Blick nach hinten bestätigte, was er dachte. Weit hinter sich, waren drei Silhouetten in der Nacht aufgetaucht. Es waren Gestalten, die an Hunde erinnerten.
Als wäre Dagon persönlich hinter ihm her, sprintete Arranges wieder los, Erynn fest an sich gepresst. Die Verfolger hatten den Flüchtenden sofort wieder ins Visier genommen und Arranges hörte das Knirschen des Schnees, als 12 Pfoten ihm nachjagten. Er war noch keine 50 Meter gerannt, als sich in das Stapfen und das Trappeln plötzlich noch ein anderes Geräusch mischte. Ein stetig lauter werdendes Rauschen, je weiter er lief. Ist das nun die entgültige Erschöpfung? Noch zwei Schritte und wie aus dem Nichts tat sich vor dem Nekromanten ein Abgrund auf. Arranges hatte viel zu viel Schwung, er konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Für zwei oder drei Herzschläge hing er in der Luft, bevor er einige Meter in die Tiefe stürzte. Ein lautes Klatschen, unmittelbar gefolgt von lautem Blubbern und Rauschen, das er allerdings nur mehr durch einen dicken Vorhang hörte. Schmelzwasser umspülte sie, drang überall ein, benetzte Haut, Rüstung und Kleidung und trieb dem Kaiserlichen für einen Moment die Luft aus den Lungen. Er ließ Erynn nicht los. Seine klammen Finger krallten sich in ihre Rüstung, bis sie schmerzten, während er versuchte, irgendwie wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Nach einem schier endlosen Kampf gegen die reissende Strömung des Schmelzwasserflusses, drang er schließlich durch die schäumende Gischt. Der Fluss schien sie bereits ein ganzes Stück mitgerissen zu haben, obwohl sie gerade erst hineingefallen waren. Prustend zerrte er Erynn ebenfalls an die Oberfläche und tastete nach ihrem Brustkorb, der sich den Göttern sei Dank, noch immer leicht bewegte. Aber im selben Moment wurde er sich auch wieder der drohenden Gefahr durch ihre Verfolger bewusst und drehte sich einige Male herum, aber die Kreaturen schienen ihm nicht in den Fluss gefolgt zu sein.
Es dauerte noch einige Herzschläge, bis Arranges sich wieder komplett orintiert hatte. Er bemühte sich, irgendwie das Ufer zu erreichen, aber erst nach einigen Versuchen gelang es ihm, sich an einer Wurzel... Wurzel? Tatsächlich! Der Fluss hatte sie während der kurzen Dauer so weit mitgerissen, dass sie die Baumgrenze bereits fast wieder erreicht hatten. Neue Hoffnung schöpfend, zog Arranges sich mit steifen Muskeln an dem knorrigen Gewächs empor und lag einige Lidschläge später schnaufend auf dem teils sandigen, teils von verwehtem Pulverschnee bedeckten Ufer. Erynn hatte er neben sich mit an Land gezogen. Erst nach einigen Augenblicken spürte er, wie die Kälte jetzt noch verheerender als zuvor, zuschlug. Das Wasser tat sein Übriges. Blitzschnell, völlig ungeachtet der protestierenden Muskeln, war er aufgesprungen und sah sich um. Weit und breit nichts, was auf die seltsamen Hunde hindeutete. Ein paar Minuten später hatte der Kaiserliche um einen knorrigen, aber dichten Busch einiges an abgestorbenem Holz aufgeschichtet. Er zerrte Erynn so nahe an das entfachte Feuer, wie er sich zutraute, die Flammen kontrollieren zu können. Dann ließ er sich an ihrer Seite auf die Knie sinken, legte eine Hand auf ihren Bauch, die andere auf das Brustbein und wirkte, was seine Feuermagie noch hergab...
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Fossil
Die Elfin betrachtete die schlanken, leicht gekrümmten Dornen, die sich aus der Decke der Halle bis etwa zur halben Höhe des Raumes herabschwangen. Das Licht war angenehm hier, nicht so furchtbar hell und blendend. Als hätte jemand an einem Hochsommertag dunkle Vorhänge vors Fenster gezogen. Außerdem war es warm hier. Warm genug, daß ihr Blut nicht mehr so langsam floß wie unter dem anderen, blauen Himmel. Es war eine gute Entscheidung gewesen hierzubleiben. Seit dieser Entschluß gefaßt war, störte sich an diesem Ort niemand mehr an ihr – und niemand störte sie. Sie konnte einfach hier liegen, an die Decke starren und den feinen Rankenmustern an den Kreuzbögen mit den Augen folgen. Erynn war sich nicht einmal sicher, ob sie wirklich lag, ob sie überhaupt noch einen Körper hatte. War es vielleicht nur noch ihr Geist, der durch diesen Turm wehte, zusammen mit der in oder anderen heißen Windböe, die manchmal um die eleganten Säulen in dem Gebäude strichen. Es schien auch nicht wichtig zu sein. Nichts war mehr wirklich von Bedeutung, außer vielleicht, daß sie die Entbehrungen der letzten Zeit nicht mehr spüren mußte. ...und alle Welt macht so einen Aufstand wegen dieser Tore. Wenn ihr Narren euch die Mühe machen würdet, auf das zu blicken was dahinter ist, würdet ihr anders darüber denken...
Irgendwo schien es einen Fehler in diesem Gedankengang zu geben, der ganz erheblich damit zu tun hatte, daß Mehrunes Dagon auf Nirn als wenig diplomatischer Aggressor auftrat. Andererseits: Sie war schließlich auch hier, friedlich in sich und dem Reich des Daedrafürsten ruhend.
Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wie sie eigentlich hierher gelang war. Das heißt, sie wußte es schon, sie hatte dieses Tor betreten, nach einer recht anstrengenden Kletterei... und dann war sie geblieben. Aber wie? Warum konnte sie so plötzlich hier sein, ohne um ihr Leben kämpfen zu müssen? Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie hatte etwas vergessen. Irgend etwas, das wichtig war.
Der Turm um sie herum geriet ins Wanken, immer stärker, je klarer ihre Gedanken wurden. Ganze Stücke brachen aus seinen Mauern, während die sichere Sphäre, in die ihr Geist sich zurückgezogen hatte, in sich zusammenfiel. Erynn kämpfte darum auf den Füßen zu bleiben -warum hatte sie plötzlich Füße?- und durch die Risse in den Wänden strömte eiskalte Luft herein und traf sie mit brutaler Wucht. Sie riß die Augen auf und keuchte erschrocken, als schmerzhaft gleißende Helligkeit ihr wie Messer in den Schädel stach. Unkontrolliert zitternd versuchte sie, sich zu orientieren. Nicht die Totenlande, da konnte wenig Zweifel bestehen. Aber wie war sie hierher gelangt? Und wo war ‚hier’?
Eine Empfindung drang zu ihr durch, die weniger gräßlich war als das blendende Licht und der schneidende Frost, welche nach dem Erwachen ihr ganzes Denken ausgefüllt hatten. Jemand hatte seine Hände auf ihren durchgefrorenen Leib gelegt und vertrieb die Kälte, zumindest ein wenig. Die Elfin zog die Augenbrauen zusammen und bemühte sich, ihrem Blick eine bestimmte Richtung zu geben. Es dauerte eine Weile, bis ein weiteres kleines Mosaiksteinchen an seinen Platz fiel. Was machst du denn hier? Ist es diesesmal wirklich vorbei? Bin ich tot?
„Arranges“, krächzte sie, das Wort durch ihre klappernden Zähne kaum verständlich. „Warum bist du hier? Ich habe dich... fallen sehen...“
Geändert von Glannaragh (06.05.2011 um 11:48 Uhr)
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Legende
Arranges spürte nach einer Weile, wie Erynn sich bewegte. Eine unbeschreibliche Erleichterung flutete seinen Körper und ein letztes Mal griff er nach jeder Reserve, derer er irgendwie habhaft werden konnte und verstärkte seine Feuermagie nochmals. Als die Dunmer dann endlich die Augen aufschlug und seinen Namen hervorpresste, blickte er auf und sah ihr in die Augen. 'NICHT... bewegen!' Sagte er bestimmt, ohne jedoch laut zu werden. Er forschte einen weiteren Moment in ihren Augen. Sie waren wieder klar, ganz im Gegensatz zu der Zeit, nachdem sie diesen elendigen Zauber abbekommen hatte. Erst jetzt erreichten ihn ihre weiteren Worte und er blickte sie fragend an. Einen kurzen Moment grübelte er, was sie meinen konnte und vergaß darüber seine Magie, die sich jetzt langsam aber sicher dem entgültigen Aus näherte. 'Du... hast mich fallen sehen... wie meinst du das?!' Fragte er verwirrt. Dass sie überhaupt etwas wie eine Erinnerung an die Oblivionebene hat, verwundert mich ja sowieso... Ich weiss noch immer nicht, was das für eine Teufelei ist, aber um ehrlich zu sein habe ich auf den letzten hundert Metern nur noch der Hoffnung nachgejagt, sie wenigstens, wenn auch sehr wahrscheinlich tot, aus den Fängen dieser Bastarde retten zu können...
Die Dunkelelfin schloß die Lider halb. Sie war so fürchterlich müde. Es war, als hätte sie irgendwo einen Schnitt am Körper, aus dem all ihre Kraft herausfloß. Schließlich antwortete sie: "Von der Brücke... die zwischen den beiden Türmen. Dabei waren wir so dicht am Ziel. Wir hatten die Siegelkammer fast erreicht..." Sie verstummte, als ein weiterer Kälteschauer sie schüttelte. Dann zwang sie sich, den Kaiserlichen wieder anzusehen, versuchte ein Anzeichen dafür auszumachen, ob er irgendwie verändert war. Seine Hände auf ihrem Leib wirkten real genug, aber wie konnte es sein, daß er diese Sache vergessen hatte?
"Du weißt nichts mehr davon?" Ein bißchen verunsichert drehte Erynn den Kopf ein wenig, um sich zumindest einen kleinen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. "Ist das hier... das Totenreich? Warum ist es hier so kalt?" fragte sie, nun vollends verwirrt. Aber so mußte es wohl sein, wenn sie mit dem Beschwörer von Angesicht zu Angesicht sprach. Sie selbst konnte sich ja auch nicht daran erinnern, wie sie gestorben war. Warum also sollte es bei Arranges anders sein?
Kurz schaute Arranges sie nur komplett verwirrt an. 'Was bei den Neun, hast du nur erlebt oder gesehen...' Murmelte er deutlich besorgt und etwas erschrocken. 'Wir sind weder im Totenreich, noch haben wir unser Ziel verfehlt... und den Göttern sei Dank, dass du noch lebst... Aber von was für einer Brücke sprichst du? ... der Siegelturm war eine gewaltige Festung, direkt vor dem Tor, dort gab es keine Brücke... Und wir haben den dritten Siegelstein.' Zur Bestätigung seiner Worte holte er die faustgroße Kugel hervor und zeigte sie Erynn kurz. 'Wir befinden uns noch immer auf den Kämmen der Valusberge... ich bin mit dir nach Norden geflüchtet, als wir zurück auf Nirn geschleudert wurden... aber jetzt sind wir zumindest für den Moment in Sicherheit... Sag, tut dir etwas weh?' Fragte er mit ehrlicher Sorge in der Stimme.
Auf Erynns Gesicht zeichnete sich schiere Verwirrung ab. Sie hatte keine Ahnung, wovon ihr Begleiter eigentlich sprach. "Ich weiß nicht, wovon du redest, Arranges", flüsterte sie. "Ich habe keine Erinnerung an einen Fried direkt am Tor oder an eine Siegelkammer... wenn deine Version der Ereignisse stimmt, dann ist es, als sei ich niemals dort gewesen..." Sie hielt inne und dachte über seine Frage nach. Ihr war kalt - bitterlich, jämmerlich kalt, und sie war müde, aber Schmerzen hatte sie eigentlich keine. Sie horchte genauer in sich hinein und stellte fest, daß sie sich seltsam taub fühlte. Nicht nur von dem scheußlichen Frost, sondern... anders. Ihren Unterleib spürte sie kaum noch, und die Beine...
In einem Anflug von Panik stemmte Erynn sich auf die Ellbogen hoch. Ihre Beine waren noch da, wie sie feststellte, doch es war, als gehörten sie nicht zu ihr. Etwas klebte an einem davon. Es sah aus wie Pech, doch das war für den Moment ihre geringste Sorge. Durch die aufkeimende Furcht hindurch versuchte die Elfin sich aufzusetzten, irgendwie auf die Füße zu kommen. Sie selbst spürte, wie bleich sie geworden war, als sie mit flackerndem Blick wieder zu dem Beschwörer aufschaute. Ihre Stimme klang schrill und unkontrolliert, als sie schließlich hervorbrachte: "Ich... kann mich nicht bewegen! Ich kann überhaupt nichts mehr fühlen!" Sie dachte nicht mehr daran, ruhig liegenzubleiben. Sie mußte aufstehen, jetzt sofort, irgendwie die Kontrolle über ihren Körper zurückgewinnen. Die Vorstellung, hilflos hier liegen zu müssen wie ein verwundetes Tier war ihr unerträglich. Verzweifelt, schon längst nicht mehr auf ihren Begleiter achtend, bemühte sie sich, die Füße irgendwie unter ihren Körper zu bringen. Wenn ich erstmal stehe, wird alles wieder normal sein...
Ja... ich habs irgendwie befürchtet... 'Erynn!' Keine Reaktion. 'Erynn... verflucht, bleib liegen, du kannst nicht aufstehen...' Nachdem sie wieder nicht reagierte, drückte er sie ohne zu zögern, gewaltsam auf den Boden zurück. Sie war völlig durcheinander, was er ja auch irgendwie verstehen konnte, aber er war am Ende seiner Kräfte, genau wie mit seiner Gedult. 'Beruhig dich!' Er packte ihre Handgelenke und zwang sie so, liegen zu bleiben. Lediglich ihren Kopf warf sie noch ein paarmal hin und her, bevor sie keuchend liegenblieb und zu ihm aufsah. 'Lass mich erklären, was passiert ist... Ich weiss nicht, was du gesehen hast, aber wie es scheint, sind deine gesamten Erinnerungen ab dem Zeitpunkt weg, als wir das Tor durchschritten... Du erinnerst dich an die seltsamen Wölfe? Jene, die uns durch die Nibenay gejagt haben?' Erynn nickte verwirrt. 'Das ist wohl irgendeine neue Kreaturenschöpfung der Abtrünnigen, ich glaube auch, dass das die Macht war, von der Harchaxas sprach... sie sind uns durch das Tor gefolgt und haben uns direkt angegriffen... Das... Zeug, was dort an deinem Bein hängt, galt eigentlich mir, ich weiss nicht, was für eine Art Magie es ist... ich weiss nur, dass ich nicht schnell genug war... nicht schnell genug, um dich zur Seite zu stoßen... es ging alles furchtbar schnell ab da... Noch fast im selben Moment war alles plötzlich voller Dremoras... diese Dämonenhunde und die Daedra haben sich bis aufs Blut bekämpft, frag mich nicht wie oder warum... du selbst bist nur noch teilnahmslos herumgestanden, während sich dieses... Zeug an deinem Bein festgesaugt hat... und danach ging es immer mehr abwärts, du warst kaum noch ansprechbar, bist mir nur noch auf zurufen gefolgt und hast sonst kaum noch reagiert, es war... grausam... ich habe uns so gut das möglich war, unversehrt bis zur Siegelkammer gebracht, aber bevor ich den Stein überhaupt sehen konnte, brachst du zusammen. Völlig weggetreten. Ich hab dich bis zum Siegelstein hinauf getragen und dann den Stein von seinem Platz entfernt... Auf Nirn sind wir neben diesen... Geisterwölfen wieder aufgewacht, allerdings schienen sie die Dimensionsverwerfung nicht so gut verkraftet zu haben... Und dann bin ich nach Norden, hierher, geflüchtet... mit dir auf den Armen...' Er schaute ihr einen Moment in in die unruhigen Augen. 'Und jetzt bitte, ich weiss, dir ist kalt und ich weiss, dass es für dich schrecklich sein muss, nicht aufstehen zu können... aber bleib jetzt einfach liegen... ich werd dafür sorgen, dass du nicht erfrierst...' Dann ließ er langsam ihre Arme los und richtete sich wieder auf in die knieende Position.
Der Kaiserliche erfaßte scheinbar wirklich nicht, wo das Problem lag, dachte die Elfin voller Zorn. Wie kann man nur so schwer von Begriff sein? Du bist doch sonst nicht so blöde, du Idiot! Als genüge es nich, daß sie von der Hüfte abwärts bewegungsunfähig war, besaß dieser Kerl tatsächlich die Stirn, auch noch ihre Arme auf die Erde zu drücken. Nachdem sie festgestellt hatte, daß sie sich in ihrem Zustand nicht wirklich dagegen wehren konnte, starrte sie ihren Begleiter für eine Weile ebenso haßerfüllt an wie eine Katze, die man im Nackenfell gepackt hielt. In diesem Augenblick voller blinder Panik war es ihr einfach nicht möglich, Freund von Feind unterscheiden zu können.
Nur langsam drangen seine Worte in den Teil von Erynns Geist, der nicht roher Instinkt war. Für die Zeit, die sie damit beschäftigt war die Informationen zu sortieren, hörte sie kurzfristig auf um sich zu schlagen, fuhr aber sofort wieder hoch, als Arranges den Griff um ihre Gelenke löste. "Dann mach es weg!" schrie sie. Wieso der Beschwörer nicht selbst auf diese Offensichtlichkeit gekommen war, blieb ihr völlig unverständlich. Es steigerte nur die Wut, die sie gerade empfand. Sie wand sich, bis sie annähernd auf der Seite lag und machte Anstalten, selbst nach der zähflüssigen, schwarzen Substanz zu langen.
'Hirnloses Blutauge!' Brüllte Arranges aus heiterem Himmel und fasste wieder nach ihren Armen um sie daran zu hindern, sich an der seltsamen Magie zu schaffen zu machen. 'Ich habe bereits mehrmals versucht, dieses Zeug da weg zu machen... es ist nicht möglich und jede grobe Einwirkung darauf scheint es nur noch fester um deinen Fuß zu ziehen...'
Erynn zuckte zusammen, als der Beschwörer sie anschrie. Sie hörte auf zu toben, stemmte sich aber weiter gegen den Klammergriff seiner Finger um ihre Unterarme - hauptsächlich deshalb, weil es das einzige war, das sie in diesem Moment tun konnte. Was er ihr sagte, trug auch nicht dazu bei, sie weiter zu beruhigen. Als sie sich wieder ein wenig unter Kontrolle hatte und es schließlich wagte, zu dem Kaiserlichen aufzuschauen, war der flehentliche Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht zu übersehen. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, warum... also schön. Ich bleibe hier liegen, wenn es dich beruhigt. Aber bitte, laß dir irgendwas einfallen! Bitte... das hier ist schlimmer als tot zu sein..."
Langsam löste der Magier abermals seinen Griff. Na also, geht doch... 'Na gut, dann lass ich dich das nächste mal in den Fängen der Abtrünnigen zurück, wenn dir der Tod lieber ist...' Arranges hatte keine Gedult mehr, er fror, seine Kleidung klebte ihm nass am Körper und seine Magie verweigerte ihm aufgrund der kompletten Erschöpfung den Dienst.
Ein Teil der Wut kehrte zurück und brachte ihre Augen zum blitzen, doch sie schluckte jede scharfe Erwiderung herunter, die ihr durch den Kopf schoß. Eigentlich wollte sie in diesem Moment nichts weniger als einen Streit vom Zaun zu brechen. Tatsächlich hätte sie sich jetzt am liebsten an ihren Begleiter geklammert, so sehr verängstigte ihre totale Hilflosigkeit sie gerade. Es war noch viel schlimmer, als von einem Lähmzauber getroffen zu werden. Der verging irgendwann wieder - was bei der Magie, die sie jetzt gefesselt hielt, noch keineswegs sicher war. Erynn sank wieder auf den Boden zurück und schloß die Augen. Es mochte tiefe Nacht sein, aber die vereinzelten Fleckchen Schnee, die sich hier und dort gesammelt hatten, schienen ihr noch immer unnatürlich grell. Außerdem, so hoffte sie, würde es Arranges vielleicht nicht auffallen, daß sie weinte, wenn sie die Lider gesenkt hielt. "Du hast mich bis hierher getragen?" fragte sie leise, ohne auf seine scharfe Antwort einzugehen. Die Tatsache brachte sie trotz Furcht und Kälte zum Lächeln.
Arranges wartete einen Moment, bis er antwortete. 'Nun... ja...' Sagte er etwas zögernd, aber ruhig. Er blickte der Dunmer einige Herzschläge lang ins Gesicht. Zumindest war ein Teil der dunklen Hautfarbe zurückgekehrt. Und noch etwas bemerkte er, als er genauer hinsah. Etwas glitzerte im Schein der Flammen im rechten Augenwinkel der Dunkelelfe... und einen Moment später rann die Träne auch schon seitlich die Wange hinunter. Ohne besonderen Hintergedanken beugte sich der Beschwörer ein wenig vor und strich die Träne vorsichtig aus dem Gesicht Erynns. 'Ich... werde morgen... alles versuchen, um diese Magie irgendwie zu bannen...' Sagte er leise, als er sich wieder aufgerichtet hatte.
Sie nickte zur Bestätigung, daß sie verstanden hatte, daß Arranges jetzt nichts an ihrer mißlichen Lage ändern konnte. Es gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht, aber offenbar war sie nicht die einzige, die hier am Ende ihrer Kräfte war. So nervenzehrend es auch gerade war, sie beschloß, still liegenzubleiben und es ihrem Begleiter nicht noch schwerer zu machen. War es nicht das, so bemerkte sie in einem Anfall von Galgenhumor, was sie an dem Kaiserlichen jedesmal zu Weißglut trieb: das ewige Rumgehampel, wenn es gerade garantiert nicht angebracht war. Sie würde das im Kopf behalten, sollte sie noch einmal das zweifelhafte Vergnügen haben, den Beschwörer zwecks Wundheilung ruhighalten zu müssen. Irgendwann beruhigte sie sich so weit, daß es ihr sogar gelang, auf die Magie zuzugreifen, so daß die Kälte, gegen die das kleine Lagerfeuer auch nur unzureichend half, sie nicht mehr quälen konnte. Es dauerte daraufhin auch nicht mehr lange, bis sie in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel.
Arranges versuchte während der Nacht die Augen offen zu halten. Er hatte nach einer Weile, nachdem Erynn eingeschlafen war und er sich die nähere Umgebung besah, herausgefunden, dass der Fluss annähernd vertikal, also von Westen nach Osten zu dem Hauptkamm der Valusberge verlief, dem er weiter oben noch vor kurzem nach Norden gefolgt war. Sie befanden sich wohl auf der Nordseite des Flusses. Nach einer Weile hatte er einige relativ gerade Stöcke gefunden, aus denen er ein provisorisches Gerüst zusammenbaute um seine Kleidung grob zu trocknen. Zum Glück hatte er die Bücher nicht dabei gehabt, die zweite Schriftrolle, die er neben der Rolle des Windwandlers jedoch noch immer dabei hatte, war im Grunde nicht mehr zu retten. Trotzdem versichte der Kaiserliche, die Nässe aus dem Pergament zu treiben. Der Proviant, den er mit sich führte, hatte größtenteils überlebt, genau wie die Waffen. Es war windstill und so waren die Kleider relativ bald weitestgehend getrocknet. Die Kette und auch die anderen Rüstungsteile ließ Arranges weg, er hüllte sich lediglich in seine Stoffkleider und die Lederstiefel. Ein kurzer, kritischer Blick auf Erynn ergab, dass sie leicht zitterte. Der Magier überlegte einen Moment, dann kniete er sich neben die Dunmer und machte sich daran, ihr die Rüstung abzunehmen. Lieber gehe ich das Risiko ein, sie teilweise nackt sehen zu müssen, als eine schwere Erkrankung durch die Kälte zuzulassen... Dachte sich Arranges, während er sie bis auf Hemd und Hose entkleidete. Zwar waren die Unterkleider mindestens so nass, wie es der Rest war, aber Arranges beließ es dabei. Er wickelte sie lediglich in seinen Umhang und die eine einzige, kleine Wolldecke ein, die er immer am Gürtel trug und wartete dann darauf, bis der Morgen graute...
Als Erynn erwachte, war der Morgen bereits kalt und diesig heraufgezogen. Sie öffnete die Augen nur kurz, kniff sie dann schnell wieder fest zusammen. Die seltsame Lichtempfindlichkeit war noch immer nicht verschwunden. Erst nach ein paar Minuten versuchte sie es nochmal, etwas vorsichtiger jetzt. Glücklicherweise war der Himmel an diesem Tag bedeckt. Still hoffte sie, daß es noch eine Weile so bleiben würde. Sie bemerkte, daß das Gewicht ihrer Rüstung fehlte. Zumindest der Kürass, über den Rest vermochte sie keine Aussage zu treffen, während sie auf dem Rücken liegend die schweren Wolken anstarrte. Habe ich doch so fest geschlafen, daß ich davon nichts mitbekommen habe? Ich muß wohl doch erschöpfter gewesen sein, als ich dachte... Die Elfin befreite sich mit einiger Mühe von den Decken und stützte sich auf die Ellbogen hoch. Das schwarze Ding lag noch immer um Knöchel und Wade geschlungen, in einem anderen Muster als gestern noch, aber offensichtlich hatte es sich nicht mit Stiefel und Beinschiene zusammen entfernen lassen. Erynn warf der Masse einen bitterbösen Blick zu, dann schaute sie sich nach Arranges um. Sie sagte nichts, als er sie schließlich ansah, doch die Frage in ihren Augen war kaum fehlzudeuten. Was hast du jetzt vor?
'Guten Morgen! ... Ist dir noch kalt?' Fragte Arranges, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern warf den Ast, mit dem er gerade noch im Feuer herumgestochert hatte, in die Flammen und kam zu ihr herüber. Neben ihren Füßen kniete er sich nieder und und besah sich das schwarze Zeug. 'Ich habe noch immer keine Ahnung, was das sein könnte... ich habe um ehrlich zu sein, bis jetzt auch noch nichts Vergleichbares gesehen...' Murmelte er wie zu sich selbst. Dann drehte er den Kopf und blickte Erynn in die Augen. 'Ich habe leider keinerlei magische Reserven mehr, das heißt, dass ich es vorläufig so versuchen muss... verzeih mir...' Dann schaute er wieder auf die arkane Masse. 'Ich habe bis jetzt noch nicht versucht, es zu schneiden, vielleicht ist das eine Möglichkeit...?'
Erynn schaute zwischen dem rankenartigen Gebilde und dem zweifelnden Gesicht des Beschwörers hin und her. Ihre eigenen Augen trugen vermutlich einen mehr als nur leicht mißtrauischen Ausdruck. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sprach: "Keine Ahnung, Arranges. Aber man kann es anfassen, also kann man es auch kaputtschneiden. Aber ich kann genauso wenig wie du sagen, was dann passiert... ich kann das Ding noch nicht einmal spüren."
Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme wieder ein wenig. Nein, sie war gerade wirklich nicht in der Stimmung für einen Feldversuch mit schwarzem, lähmendem Schleim. Andererseits konnte das Zeug auch nicht dort bleiben, wo es war. Es blieb ihr kaum etwas anderes übrig, als Arranges diese Möglichkeit schlicht ausprobieren zu lassen. "Versuch es einfach", sagte sie schließlich, wenngleich lange nicht so fest, wie sie es selbst gern gehabt hätte.
Arranges seufzte. Ein Versuch ist es allemal wert... was soll auch schon passieren... Er zog sein Schwert und setzte es an. Aber kaum hatte er die Klinge richtig aufgesetzt, begann der Schleim zu pulsieren, wie eine schwarze Blutader. 'Was zur Hölle...' Arranges vollendete seine Bewegung und wollte gerade in das weiche Etwas schneiden, als ein Lichtblitz durch seinen Geist schoss und für den Bruchuteil einer Sekunde seine Gedanken lähmte... Im nächsten Moment wurde er zurückgeschleudert und fand sich auf dem Rücken liegend wieder. Völlig verblüfft schaute er auf und stemmte sich hoch. Erynn schien nichts passiert zu sein, seinem Schwert aber sehrwohl. Von der Silberklinge waren nur mehr drei große Bruchstücke übrig. 'Na ganz toll... gut, das wäre also die Antwort darauf, ob man dieses Zeugs wegschneiden kann...' Er warf einen Blick auf das Feuer neben sich. 'Soll ich das auch noch versuchen?' Fragte er wenig motiviert und wies mit einer Hand auf die Flammen.
Erynn überlegte noch, obe es wohl klüger wäre sich einfach wieder hinzulegen und den Magier machen zu lassen. Stattdessen behielt sie ihre halb aufgerichtete, unbequeme Haltung bei und beobachtete, was wor sich ging. Ihr drehte sich der Magen um, als das Zeug sich auf einmal bewegte. Dann vernahm sie das ungesunde Knacken von Metall und wandte rasch den Kopf ab, um nicht von herumfliegenden Splittern ins Auge getroffen zu werden. Es wäre nicht nötig gewesen. Die Silberklinge zerfiel einfach, als sei sie Jahrhunderte alt. Erynns Blick huschte zu Arranges. Er schien nicht verletzt zu sein, aber die Abwehrreaktion der Substanz, des Zaubers oder was auch immer es war, war heftig ausgefallen. Daher war sie auch nicht besonders überzeugt davon, daß seine nächste Idee eine gute war. Sie überlegte kurz. Feuer macht mir weit weniger aus als anderen, die keine Dunmer sind... aber reicht es, um diese Ranke gefahrlos abzubrennen? Was ist, wenn etwas ähnliches geschieht wie vorhin mit dem Schwert? "Wir versuchen es", entschied sie. "Aber ich mache das selbst. Ich will nicht riskieren, daß das Feuer auf dich zurückschlägt..."
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Fossil
'Äh... nein?' Meinte Arranges nur leicht ärgerlich. Er rappelte sich wieder vollends auf und warf seinem zerbrochenen Schwert einen verächtlichen Blick zu, bevor er wieder zu Erynn schaute. 'Du wirst schön da liegen bleiben und deine Arme bei dir behalten...' Er ging zum Feuer hinüber, aber statt nach einem Ast zu langen, den er als Glüheißen nutzen konnte, schnippte er zweimal mit den Fingern. Es funkte zwar, aber die gewünschte Flamme in seiner Hand blieb aus. Genervt ließ er seinen Atem entweichen und griff schließlich doch nach einem Ast, der am anderen Ende in grellem Weiß und Rottönen glühte. 'Hinlegen, liegenbleiben!' Sagte er bestimmt, während er sich wieder neben ihren Beinen auf den Boden sinken ließ. Er warf dem magischen Ding einen vernichtenden Blick zu, bevor er mit der einen Hand das freie Fußgelenk der Dunmer packte und festhielt. Langsam und vorsichtig näherte er die glühende Spitze des Stocks dem schwarzen Schleim. Aber entgegen jeder Erwartung, die er vom vorangegangenen Versuch mit dem Schwert hatte, passierte nichts, weder wurden seine Gedanken malträtiert, noch begann das Zeug zu blubbern oder zu pulsieren. Dafür aber wurde dem Kaiserlichen für einen Moment ziemlich heiß an der Hand, mit der er den Stock hielt. Erschrocken zuckte er ein wenig zurück und blickte auf die Hand. Nichts. Keine Flammen, keine Branntwunde oder Ähnliches. Verblüfft schaute er zu Erynn, die mit Skepsis sein Tun verfolgte. Ein kurzer Ausdruck des Zorns huschte über sein Gesicht, bevor er abermals den Stock dem schwarzen Zeug annäherte. Aber wieder spürte er plötziche Hitze auf seiner Hand. Allerdings stach er dieses Mal zu, statt die Hand zurück zu ziehen. Was dann passierte, ging viel zu schnell, als dass er oder Erynn irgendwie darauf hätten reagieren können. Der Punkt, wo Arranges den Stock in die schwarze Masse gestoßen hatte, explodierte in einem Meer aus Funken, die alles Brennbare versengten, auf dem sie landeten. Der Kaiserliche sprang vor Schreck auf und hechtete zur Seite, während Erynn... gar nichts tun konnte. Das Feuerwerk dauerte vielleicht 5 Sekunden. Aber diese 5 Sekunden reichten um dem Kaiserlichen praktisch die komplette Tunika und einen Großteil der Unterkleider zu verbrennen, sodass er jetzt praktisch nur noch mit einem längeren Lendenschurz und von Funken arg zerfressenem Hemd dastand, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Er schaute besorgt und suchend zu Erynn hinüber. Als sein Blick auf sie viel stockte ihm für einen Moment der Atem. Erynn war praktisch nur noch von ein paar Stofffetzen bedeckt. Quer über die Lenden wehte ein übrig gebliebener Rest ihrer Hose, während sie bis auf einen weiteren Fetzen, der sich um den linken Arm und die Schulter schlang, komplett - abgesehen von dem Schleim, der unverändert an ihrem Bein klebte - nackt war. Arranges merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, er den Blick aber nicht so ganz abwenden konnte. Es dauerte einen weiteren Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Und sogleich suchte er hektisch nach dem Umhang, der noch irgendwo verstreut neben Erynns Lager liegen musste. Der Umhang hatte ebenfalls ein paar Löcher, war aber noch größtenteils an einem Stück, verglich man ihn mit den Sachen, die sie selbst am Leib trugen. Völlig planlos stolperte der Magier los, ohne den Blick ganz von Erynn lösen zu können. 'Sowas... du bist ja doch nicht... so flach...' Fast im selben Moment, in dem er die Worte sprach, rügte er sich in Gedanken selbst dafür und flog noch dazu unsanft über einen Kiesel. Halb hechtend, halb stolpernd, erreichte er den Umhang. Einen Moment später segelte der dunkelgraue Stoff über Erynn und bedeckte ihre Blöße. Auf Knien und halb krabbelnd, kam der Kaiserliche die zwei Schritte zu ihr gerobbt. Allerdings hatte er jetzt den Kopf komplett abgewandt. 'Ist dir... hast du irgendwelche schweren Verbrennungen erlitten?' Fragte er stotternd...
Arranges' entsetzte Reaktion hätte zum Schreien komisch sein können, wenn... nun, wenn. Wenn sie nicht gerade Auslöser eben jenes Entsetzens und wehrloses Opfer der Umstände gleichermaßen gewesen wäre. Hektisch griff sie nach dem Wollstoff des Umhangs, hielt ihn direkt unter ihrem Kinn fest, als hänge ihr Leben davon ab und wünschte sich sehnlich, noch immer bewußtlos zu sein. Oder vielleicht auch nicht. Daß sie den Vorfall mit völlig klarem Kopf mitbekommen hatte, würde es ihr zumindest ersparen, dem Beschwörer den Grund für ihr völlig derangiertes Erscheinungsbild aus der Nase ziehen zu müssen. Und für seines. Sie starrte ihren Begleiter für eine ganze Weile lang nur an, wobei es ihr unmöglich war sich selbst darüber einig zu werden, ob sie nun eher verwirrt, geschockt, peinlich berührt, wütend oder vielleicht auf eine absurde Art sogar amüsiert war. "Wie schön, daß es dir endlich auch aufgefallen ist", brachte sie endlich schwach heraus. Eine angemessene Erwiderung wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen.
Es vergingen noch etwa zwei dutzend Herzschläge, während sie über die Frage nachdachte. "Nein. Das heißt, zumindest an den Stellen, zu denen ich eine sichere Aussage treffen kann, fühlt sich nichts verbrannt an. Du... kannst dich übrigens wieder umdrehen." Als er sich schließlich dazu überwinden konnte, sah die Elfin ihm für eine lange Zeit sehr ernst in die Augen. "Arranges", meinte sie schließlich in resigniertem Tonfall und mit einem Gesichtsausdruck, der einer Märtyrerstatue gut angestanden hätte, "ich werde dich umbringen, sobald ich mich wieder bewegen kann. Ist das Zeug wenigstens weg?"
Arranges zuckte zusammen, nachdem Erynn geendet hatte. Aber er schien sich wieder komplett gefangen zu haben. 'Ist in Ordnung, den Gedanken hatte ich auch schon öfter im Bezug auf dich...' Meinte er nur trocken auf ihre Worte hin. Dann wanderte sein Blick zu ihren Beinen. 'Nun... äh... ich kann keine Verbrennungen erkennen... nur um dir da die Sorge zu nehmen... Aber... nunja... das schwarze Zeug hängt unverändert an deinem Fuß...' Stotterte er unsicher. Er blickte ihr wieder in die Augen und konnte nicht verhindern, das ein Grinsen über seine Gesicht huschte, als er wieder zu reden begann: 'Ist dir... kalt? ...' Fast schon instinktiv wich er direkt ein wenig zurück und wuchtete sich auf die Beine ehe Erynn antworten konnte. Er ging zum Feuer hinüber und fügte dann hinzu: 'Wir sollten besser bald aufbrechen und weitergehen... äh... oder vielmehr ich gehe weiter...' Unbewusst, aber glücklicherweise stand er mit dem Rücken zu der Dunmer. Er wollte sie eigentlich nicht noch unnötig reizen, aber die Worte konnte er sich schlicht nicht verkneifen...
"Natürlich ist mir kalt", knurrte sie. Es sollte harsch klingen, was jedoch gründlich daneben ging. Verunsicherung schwang überdeutlich darin mit. Dieses Zeug, das an ihr hing, machte sie mehr und mehr nervös. Nicht nur, daß es sich nicht einfach entfernen ließ, sondern auch, daß es in gewisser Weise wehrhaft war. Sie blieb für eine kleine Weile still. Es würde wohl kaum helfen, wenn sie ihren Frust jetzt an Arranges ausließ. Auch, wenn er durch seine eher wenig intelligente Neigung, immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, alles mal wieder doppelt so schlimm gemacht hatte, als es sein müßte. "Ich will weder hier zurückbleiben", sagte sie schließlich, "noch gefällt mir die Aussicht sonderlich, mich noch weiter von dir tragen zu lassen. Ich hasse es einfach, dir eine solche Last zu sein... Fällt dir wirklich nichts mehr zu diesem Zeug ein?"
Erynn bemerkte, das dies genau die Art von Frage war, die den Beschwörer manchmal zubeißen ließ wie eine wütende Schlange. vor allem dann, wenn er sich ohnehin schon ärgerte. Um sich gar nicht erst einen vernichtenden Kommentar einzufangen, der Arranges' Haltung zu dummen und überflüssigen Fragen genauer umriß, fuhr sie rasch fort: "Ich habe darüber nachgedacht. Könnte dieses... Zeug vielleicht intelligent sein?" Sie klemmte den Umhang fest unter die Achseln und richtete sich ein Stück auf, um das Gebilde erneut zu betrachten. Es war seltsam, es um ihr Bein geschlungen zu sehen, aber nicht das geringste davon spüren zu können. "Vielleicht ist es auch gar kein Zauber... oder nicht nur. Ich weiß ja auch nicht, was in der Richtung alles möglich ist. Aber auf mich wirkt es irgendwie mehr wie ein... Parasit." Sie würgte ein wenig bei dem letzten Wort. Die Vorstellung, daß das, was da an ihrem Bein hing, vielleicht so etwas ähnliches war wie ein magischer Fuchsbandwurm, was alles andere als angenehm. Aber sie mußte wohl alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wenn sie es irgendwie wieder loswerden wollte.
Arranges drehte sich wieder zu Erynn herum. Das breite Grinsen von gerade eben war verschwunden und einem halb versöhnlichen, halb ernsten Ausdurck gewichen. 'Ich würde dir wirklich gern mit Magie aushelfen und damit versuchen, dieses Ding, was immer es auch ist, zu entfernen oder vernichten, aber ich habe wirklich keine Reserven mehr...' Zur Bestätigung schnippte er einmal mit den Fingern, aber außer einem Rushauch und ein paar Funken war da nichts zu sehen. 'Es tut mir wirklich leid... ich brauchte fast alle Kräfte um uns sicher aus dem Tor zu bringen und den Rest habe ich dazu benutzt, ordentlich Abstand zwischen mich und diese... Kreaturen zu bringen, denen du deine missliche Lage jetzt zu verdanken hast...' Er ließ sich neben Erynn auf die Erde sinken und winkelte seine Beine zum Schneidersitz, während er das schwarze Geflecht auf ihrem Bein betrachtete. Schulterzuckend drehte er den Kopf und schaute ihr in die Augen. 'Ich weiss wirklich nicht, was wir noch tun könnten, außer es mit Magie zu versuchen... ich bin allerdings kein Bretone oder Hochelf... es kann Tage dauern, bis ich wieder auf etwas wie eine Basisreserve meiner Magie zugreifen kann... Es tut mir leid... Wenn ich dich also nicht tragen soll oder darf und du hier auch nicht allein zurückbleiben willst, was ich ohnehin nicht zugelassen hätte, müssen wir wohl oder übel hier lagern...' Sagte der Kaiserliche resignierend...
"Ich weiß", antwortete Erynn. "Ich mache dir auch bestimmt keinen Vorwurf daraus." Sie seufzte leise. Diese ganze Situation war zum Wegrennen. Allein, genau da lag das Problem. "Warum ruhst du dich nicht für eine Zeit lang aus, damit du deine Kräfte wenigstens ein bißchen wieder sammeln kannst? Vielleicht fällt uns bis dahin etwas ein. Wenn nicht, kannst du mich immer noch tragen..."
Eine Falte bildete sich auf der Stirn des Kaiserlichen... und wenige Herzschläge später, gesellte sich noch eine zweite dazu. 'Es ist völlig egal, ob ich schlafe oder wach bin... es ist einfach die normal kaum vorhandene Begabung des Kaiservolks, was die Magie angeht... Außerdem werde ich den Teufel tun und mich schlafen legen. Diese Geisterwölfe sind noch immer hinter uns her...' Allerdings musste sich Arranges in Gedanken eingestehen, dass er doch sehr erschöpft war, jetzt, wo er schonmal darüber nachdenken musste... Aber Erynn gegenüber zeigte er dies nicht, wie er hoffte. Und wenn schon, ich muss... die Augen offen halten... ich habe nichteinmal mehr ein Schwert und beschwören kann ich keines... also ist eine schnelle Flucht Vorraussetzung für überhaupt eine Überlebenschance...
"Aber wie willst du die Umgebung gescheit im Auge behalten, wenn du vor Erschöpfung kaum noch aus den Augen schauen kannst? Du hast schon in der Nacht nicht geschlafen. Das kann einfach nicht immer gut gehen. Außerdem... bist du immer so knurrig wie jetzt gerade, wenn du völlig übermüdet bist. Hör zu: Lehn mich einfach an diesen Felsen da drüben und überlaß mir die Wache. Geradeaus gucken kann ich ja wenigstens noch. Früher oder später wirst du ohnehin schlafen müssen - da ist es besser, du tust es jetzt gleich."
Achja?! ... Warum nur ziehe ich sie jedes Mal wieder aus der Scheisse, nur um mir als Dank dieses immerwährende Gesülze anhören zu dürfen?! ... Es reicht... endgültig! 'Ich werde überhaupt gar nichts tun... ich habe deinen knochigen Hintern mit bester Absicht nach Nirn zurückgebracht und hier durch die Nacht getragen, weil ich mir zu dem Zeitpunkt nicht anders, als mit Flucht zu helfen wusste und dir passt wieder nicht, dass ich mal etwas neben der Spur laufe und entsprechend unangenehme Laune habe... aber bitte... es steht dir frei zu gehen, du musst mich nicht aushalten...' Obwohl er deutlich zornig war, behielt er seine Stimme noch großteils unter Kontrolle.
"Ja, richtig", gab Erynn ärgerlich zurück. "Ich krieche einfach den Berg herunter, weil ich mich noch nicht längst an deine kindischen Anfälle gewöhnt habe und das Gezeter jetzt ganz plötzlich nicht mehr ertragen kann. In Neungötternamen, Arranges! Deine Launen kenne ich mittlerweile wohl alle! Alles, was ich versuche ist dir klarzumachen, daß keinem von uns damit gedient ist, wenn du dich mal wieder überflüssigerweise koplett verausgabst. Warum zum Donner geht das eigentlich nicht in deinen Schädel? Traust du mir noch immer nicht? Willst du mir einfach nur beweisen, was für ein harter Kerl du doch bist? Ich bitte dich..."
Nach einer Weile, in der er Erynn nur in die Augen gesehen hatte, glätteten sich die Falten auf seiner Stirn wieder und ein teils versöhnlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht, wenngleich es im Großen und Ganzen eher kalt blieb. Die Vernunft und das Verlangen nach Macht, welches er mit dem Zugriff auf seine Magie stillen konnte, machten ihm schließlich eindringlich klar, dass er sich ausruhen musste! 'Halt einfach den Rand, Erynn...' Nach einem weiteren kurzen Moment schob er dann ohne weitere Vorwarnung einen Arm unter ihren Knien hindurch und den anderen so unterhalb der Schulterblätter, dass er sie ohne größere Schwierigkeit hochheben und bequem tragen konnte. Er setzte sie aufrecht an den Felsen, den sie zuvor angesprochen hatte. Dann ging er die paar Meter zurück zum Feuer, deckte sich notdürftig mit der arg zerfransten decke zu und fiel nur wenig später in einen unruhigen und eher wenig erholsamen Schlaf.
Geht doch... dachte die Elfin einigermaßen zufrieden. Sie blickte wirklich nicht dahinter, was diese immer gleichen Diskussionen um das Thema eigentlich sollten, aber zumindest war Arranges zuletzt doch noch vernünftigen Argumenten zugänglich gewesen. Bemerkenswert für einen Magier, das mußte sie ihm schon zugute halten. Sie konzentrierte sich darauf, auf jedes Anzeichen von Bewegung zu achten - es lenkte sie ein wenig von der unterschwelligen Furcht ab, die noch immer am Rande ihres Bewußtseins kauerte, bereit, sie plötzlich anzuspringen. Was ist, wenn ich nie wieder werde laufen können...?
Geändert von Glannaragh (08.05.2011 um 09:06 Uhr)
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Legende
Arranges schlief vielleicht fünf oder sechs Stunden. Er erwachte am Nachmittag und alles, was er zu Stande bekam, als er die Augen aufschlug, war ein gequältes Stöhnen, als er registrierte, dass er sich wohl irgendwann zur Seite auf einen spitzen Stein gerollt hatte. Mit knackenden Halswirbeln setzte er sich auf und drehte sich zu dem Stein um. So... dann weiss ich ja jetzt wenigstens, warum ich so schlecht geschlafen habe... Erst, als er sich hochstemmte, bemerkte er allerdings das Ausmaß des kleinen Felsklumpens. Er konnte sich zwar zur vollen Größe aufrichten, aber irgendetwas war etwa in der Mitte der Brustwirbelsäule verspannt. Ein heftig stechender Schmerz ging von dem Punkt aus, wo der hässliche kleine Steinbrocken unter ihm gelegen hatte. Mit gefletschten Zähnen drehte sich der Kaiserliche zu dem Stein um und warf ihm einen Blick zu, der ihn wohl hätte in tausend Splitter zerreissen müssen... Aber dann besann er sich wieder eines Besseren. Sie hatten keine Zeit um sich mit soetwas herumzuärgern. Er blickte zu Erynn, die noch immer unverändert an dem Felsen lehnte. Natürlich... wohin hätte sie auch groß laufen sollen... Innerlich grinste er kurz, während seine Miene den leicht scharfen Zug beibehielt. 'So... wie... hättest du es denn gern? ... Mir wäre ja die Variante dich über die schulter zu werfen, wie einen Kartoffelsack, am liebsten, auch wenn ich dabei Gefahr laufe, dass mir deine vorspringenden Hüftknochen das Fleisch von der Schulter reissen...' Meinte er, während er zu ihr herüberkam, wobei sein rechtes Bein irgendwie leicht zu lahmen schien. Verfluchter Mist... da ist irgendwo ein verdammter Nerv eingeklemmt...
Erynn legte den Kopf schief und musterte den Kaiserlichen ausgiebig und gespielt schamlos von oben bis unten. "Als ob du selbst viel zum Zusetzen hättest. Also halt einfach die Klappe." Warum zum Henker mußt du eigentlich dauernd darauf herumhacken, du Idiot? Ich habs langsam aber sicher begriffen... "Aber wenn du dir wirklich in den Kopf gesetzt hast, jetzt weitergehen zu wollen..." sie stockte kurz und ärgerte sich einmal mehr fürchterlich über ihren Zustand. Da ihr nicht einfiel, wie sie das Problem elegant hätte umschreiben können, entschied sie sich für den direkten Weg: "wie wärs, wenn du mir hilfst, die Beinschienen und Stiefel wieder anzulegen? Das dürfte zugleich auch dämpfend wirken", setzte sie noch spitz hinzu.
Sind wir jetzt etwa schon zu blöd, unsere eigene Rüstung anzulegen?! Ein kurzer Blick noch auf ihre Erscheinung. 'Es wundert mich sowieso schon länger, dass die Rüstung an besonders kantigen Stelle nicht längst durchgerieben wurde... also eigentlich fast überall...' Fügte er hinzu, als er sich umdrehte und die Lederrüstung der Elfe holte. Die Rüstteile neben ihr ablegend, ließ er sich ebenfalls neben Erynn, auf die Knie sinken und beäugte etwas misstrauisch den schwarzen Schleim. 'Ich bin ja gespannt, ob es sich auch dagegen wehrt, wenn ich den Stiefel drüberziehen will...' Murmelte er vor sich hin.
"Halt dein verfluchtes Schandmaul!" fauchte Erynn und riß dem Beschwörer den Stiefel aus der Hand. "Dann dauert es eben länger... aber das dürfte dir ja gar nicht so ungelegen kommen, nicht wahr? Du hinkst, Arranges", sagte sie mit einem bösartigen Blitzen in den Augen. "Schlecht geschlafen? Verträgst du es etwa nicht mehr, auf hartem Boden zu liegen? Du wirst alt, schätze ich... jetzt schon. Was für eine Verschwendung..." Sie packte ihr rechtes Knie mit beiden Händen, winkelte das Bein an und bemühte sich, die Beinschiene darum zu legen, bevor es wieder zur Seite fiel.
Erschrocken über diese Reaktion, zuckte Arranges zusammen und starrte Erynn einige Sekunden lang nur verblüfft an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich und doch war keiner dabei, dem er einen Sinn oder etwas Ähnliches abringen konnte... Er verfolgte einen Versuch der Elfe, sich die Beinschine anzulegen. Einen zweiten und einen dritten. Er hockte völlig zusammengesunken neben ihr. Nachdem auch der vierte Versuch, das Rüstteil anzulegen, schief ging, griff er einfach stumm zu. Ohne große Worte, legte er ihr die beiden Beinschienen an und zog ihr einen Stiefel an. Allerdings wollte der andere Stiefel nicht über das schwarze Zeug rutschen, Es wirkte beinahe so, als würde die dunkle Masse bei jedem Versuch, das Leder darüber zu streifen, gerade so weit anschwillen, dass der Stiefel schlicht zu eng war. 'Dann bleibt der Fuß eben nackt...' Arranges schaute auf. 'Soll ich dir beim Kürass auch noch helfen?' Fragte er tonlos.
"Denk nichtmal darüber nach", giftete sie den Kaiserlichen an. "Alles was du tun sollst ist, dich umzudrehen!" Verdammt, wie mach ich das jetzt? Es ist doch einfach nur zum Heulen! Nachdem sie unbeobachtet war, hob Erynn das Rüstungsteil mit einiger Mühe über ihren Kopf und ließ es dann einfach fallen, während sie den Oberkörper vom Felsen abstieß. Es funktionierte besser als erwartet. Sie zurrte alle Schnallen so fest wie möglich. Trotzdem würde es scheuern auf der bloßen Haut. Ihre Laune verschlechterte sich noch weiter, wenn sie nur daran dachte. "Fertig", meinte sie schließlich kühl, während sie haßerfüllt auf das Gebilde starrte, das sich um ihr Bein rankte. Irgendwie mußte sie dieses Ding loswerden. so schnell wie möglich!
Nachdem Arranges einen kurzen Blick auf Erynn geworfen hatte, stand er wieder auf, klaubte seine Rüstung zusammen und legte sie an. Seine Bewegungen dabei wirkten so gar nicht geschmeidig wie sonst und überhaupt fahrig. Das mochte zum Teil daran liegen, dass er noch immer völlig überrumpelt von der Reaktion Erynns war und zum anderen daran, dass die ganze linke Hälfte mehr und mehr zu schmerzen begann. Verdammter Stein... Als er seine Rüstung schlussendlich komplett angelegt hatte, kam er wieder zu Erynn herüber. 'Hör mal... es... tut mir leid, was ich vorhin sagte... wir befinden uns in einer verdammt unvorteilhaften Situation... du noch mehr als ich... und es war alles andere als klug von mir, jetzt auch noch irgendwie Streit zu provozieren...' Es klang ehrlich und in seinem Gesicht war nichts zu erkennen, das auf irgendeine vorgeschobene Floskel hindeutete.
Erynn seufzte, halb resigniert, halb froh darüber, das dieses erneute Geplänkel hiermit anscheinend ein Ende hatte. "Ist schon gut, Arranges", sagte sie müde. Nicht, daß er es verdient hätte, so einfach vom Haken gelassen zu werden. Aber sie würde diesen Mann ohnehin niemals ändern. Wozu die Dinge also unnötig komplizieren? "Wir sind beide mit den Nerven am Ende. Sehen wir allso zu, daß wir hier wegkommen und endlich diese verdammten Steine abliefern können..."
Arranges nickte nur. 'Gut, dann brechen wir also auf...' Aber statt Anstalten zu machen, sie hochzuheben, blieb er nur stehen und blickte fragend auf sie herab. 'Wie mach ich das jetzt bloß...?' Murmelte er. Ihm war klar, dass er Erynn jetzt wohl für relativ lange Zeit tragen würde müssen. Und das am besten so komfortabel wie möglich für ihn und für sie. Ihm war anzusehen, dass er nicht recht wusste, wie er fragen sollte. 'Wie äh... was wäre denn für dich am einfachsten?' Die Worte kamen mehr gestolpert, als gesprochen daher, was wohl daran lag, dass es eine völlig andere Situation als in der Nacht zuvor war, als es nur darum ging, sie irgendwie sicher zu halten und möglichst schnell vorwärts zu kommen...
Arranges' Ratlosigkeit nötigte ihr ein kleines Lächeln ab, so sehr es sie auch ärgerte, sich tragen lassen zu müssen. "Kannst du mich auf den Rücken nehmen?" fragte sie. "Hochziehen kann ich mich selber, denke ich... und noch etwas: nimm mein Schwert für dich. Wer weiß, was uns noch begegnet, und im Moment wird es dir von besserem Nutzen sein als mir."
Arranges wollte erst einen Kommentar über das einfache Feinstahllangschwert verlieren, verkniff es sich aber dann und nahm es stattdessen nur dankend entgegen. Mit einiger Anstrengung, bei der Arranges dachte, dass sein Rückgrat gleich in zwei Teile zerbersten würde, aber keine Miene verzog, saß Erynn schließlich an seinen Rücken gelehnt, auf seinen verschränkten Armen. 'Verdammt... das Feuer...' Knurrte der Kaiserliche. Er machte die ersten Schritte zu dem glühenden, vereinzelt noch flammenden Haufen und schob ihn mit den Füßen außeinander. Das wird richtig lustig... Dachte er bei sich, als er sich dann auf den Weg machte. Dass Erynn ein regelrechtes Fliegengewicht war, änderte nichts an der Tatsache, dass sich die paar verspannten Wirbel arg protestierend meldeten. Anzumerken war ihm das allerdings nur an der teil schnappenden Atmung, wenn er einmal etwas zu tief eingeatmet hatte. Sie folgten grob dem Flusslauf weiter nach Nordosten in das breite Tal zwischen dem Massiv der Valusberge im Westen und den ersten Ausläufern der Velothiberge im Osten.
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Fossil
Erst nach einer ganzen Weile hörte Erynn auf mit sich zu hadern und fügte sich schließlich in die Tatsache, daß sie nunmal nicht anders konnte als unnütz auf Arranges’ Rücken zu hängen wie ein Sack Getreide. Sie schwieg, während sie unterwegs waren, zum Teil deshalb, weil sie keine Nerven für eine knurrige Antwort hatte, zum Anderen, weil sie angestrengt darüber nachdachte, wie sie dieses Zeug von ihrem Bein loswerden konnte – vorzugshalber, ohne es auf Kniehöhe abzuhacken. Es ließ sich also nicht wegschneiden, nicht ausbrennen und vermutlich auch nicht abwaschen... das schloß die Dunmer jedenfalls daraus, daß sie in der vergangenen Nacht pitschnaß aufgewacht war und das verfluchte Ding trotzdem an ihr klebte. Wenn es Magie ist, dann muß man es vielleicht tatsächlich mit Magie entfernen. Gleiches mit Gleichem... Sie würde den Beschwörer fragen, was er davon hielt, wenn sie das nächste mal rasteten. Vielleicht war ihr Einfall ja doch gar nicht so dumm. Langsam aber sicher sackte ihr Kopf auf Arranges’ Schulter, während sie im Halbschlaf vor sich hindöste.
Erynn wußte nicht, wie lange sie unterwegs gewesen sein mochten, als Arranges schließlich anhielt. Sie hatten eine Baumgruppe erreicht, die ein wenig Schutz vor Witterung und unerwünschten Blicken versprach. Es war noch hell, aber die Sonne blieb hinter dichten Wolken verborgen, so daß sie nicht genau zu sagen vermochte, wie spät es tatsächlich war. Der Kaiserliche ging langsam in die Knie und packte ihre Handgelenke um zu verhindern, daß sie einfach hintenüberschlug. Sie wartete, bis er sich wieder aufgerichtet und zu ihr umgewandt hatte. Es war nicht zu übersehen, daß ihm die Bewegung Schmerzen bereitete, aber sie würde sich hüten, ihn jetzt darauf anzuprechen. Er würde es doch nur wieder in den falschen Hals bekommen. Stattdessen sah sie ihn zunächst nur wachsam an wärend sie darauf wartete daß er ihr darlegte, wie der weitere Plan aussah.
Arranges beachtete Erynn zunächst gar nicht, er versuchte erst etwas umständlich sich auf die Erde zu setzen. Auf dem halben Weg dorthin jedoch entgleisten für einen Moment seine Gesichtszüge, ohne, dass jedoch ein Laut über seine Lippen kam. Einen Herzschlag später ließ er sich dann schließlich einfach auf den Hintern plumpsen, wobei er beim Aufkommen nochmal kurz die Augen zusammenkniff, bevor er Erynn anblickte, als wäre nichts gewesen. Beim Haus des Chaos... ich werde wohl wirklich zu alt für sowas... Zeit, dass ich mich vielleicht doch nochmal zum Meister machen lasse und mich dann irgendwo in das, was andere wohl Ruhestand nennen würden, zurückziehe... 'Gut geschlafen?' Fragte er und ein kurzes, aber dennoch warmes und freundliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Aber sogleich wanderten seine Augen zu dem schwarzen Geflecht an ihrem Bein. Für einen kurzen Moment horchte er in sich hinein, dann sah er wieder auf. Sein Blick wurde für einen Moment verwirrt, als er gerade den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, dann aber nur den Kopf schüttelte... 'Teilweise hat sich bereits wieder etwas regeneriert...' Er ballte seine Hand zur Faust und öffnete sie gleich daruf wieder ruckartig vor sich. Eine kleine, dunkelrote Stichflamme quoll für einige Sekunde aus der Handfläche hervor. 'Nicht viel, aber wenigstens ein Anfang...' Meinte der Magier aufmunternd.
Erynn schüttelte unmerklich den Kopf. Es war eine weise Entscheidung gewesen den Mund zu halten, was Arranges' Rücken betraf. "Ich habe nicht geschlafen", sagte sie schließlich mit einem Lächeln, "sondern nachgedacht. Als ich aufgewacht bin, hatte ich das Gefühl, als entziehe mir irgend etwas alle Kraft." Sie wand sich wieder, bis sie auf die Ellbogen gestützt zu der schmierigen Ranke herabsehen konnte. "Das muß dieses Ding gewesen sein. Es scheint irgendwie kein... weltliches Mittel zu geben, es loszuwerden. Weder Feuer, noch Wasser, noch eine Klinge konnten es wirklich verletzen. Vielleicht kann man ihm mit etwas beikommen, das ihm ähnlich ist. Ein Zauber, der ebenso wirkt... ich weiß nicht. Das wäre dann wieder dein Fachgebiet." Sie blickte etwas hilflos drein und hoffte, daß ihr Begleiter verstand, was sie eigentlich sagen wollte. Ihr fehlten gerade zu viele Wörter, stellte sie ein wenig frustriert fest.
Arranges nickte. 'Du meinst also, wir sollten Feuer mit Feuer bekämpfen?' Ihre Idee war an und für sich nicht schlecht, war es ja auch seine ursprüngliche Überlegung gewesen, irgendwie mit Magie darauf einzuwirken. Nur war es eben nach wie vor ein Problem, dass er schlicht nicht wusste, was das für eine Art Magie darstellte. 'Ich sollte es mir nochmal genau ansehen, vielleicht kommt mir ja der zündende Gedanke, was es sein könnte.' Er wollte sich eigentlich aufrichten um zu Erynn hinüberzugehen, aber es... ging nicht. Was bei den Wassern Oblivions...?! Wieder versuchte er aufzustehen, aber irgendetwas... wollte einfach nicht. Mit dem Gesicht buchstäblich ein Fragezeichen formend, lehnte er sich nach vorn um vielleicht so hochzukommen. Plötzlich zuckte ein Schmerz durch seinen Rücken und strahlte in die Beine aus. Ein erstickter Laut entrang sich seiner Kehle. 'Verdammter... Dreck' Keuchte er. Dann aber presste er die Kiefer aufeinander und stand gegen die protestierenden Muskelfasern in seinem Rücken einfach auf, stakste die zwei Schritte zu Erynn hinüber und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Er verzog keine Mine mehr wegen seines Rückgrats... Vorsichtig befühlte er den Zauber. Es fühlte sich weder hart, noch flüssig an... es schien eher blitzschnell zwischen beiden Zuständen zu wechseln. 'Hmm... ich bin mir ehrlich nicht sicher, aber es scheint etwas zwischen Illusion und Beschwörung zu sein... Halt still, ich werde etwas versuchen...' Nach einigen weiteren Herzschlägen begann seine Hand ungesund zu leuchten und noch im selben Moment schien sie irgendwie... gegen die Bewegung des Kaiserlichen von dem schwarzen Schleim weggedrückt zu werden. Sein Arm begann zu zittern, während sich seine Muskeln spannten. Nach wenigen Sekunden jedoch musste er den Zauber bereits wieder lösen. 'Es richtete jeden Zauber und auch sonst alles andere, gegen denjenigen, der es versucht anzugreifen... ich habe eben einen Zauber gewirkt, der normalerweise Untote in blinde Flucht verfallen lässt, aber du hast selbst gesehen, dass ich gar nicht mehr herankam... alles wird umgelenkt...' Schulterzuckend setzte er sich wieder aus seiner leicht vorgebeugten Haltung auf... was er sogleich wieder bereuhte. 'Beim Wahnsinn Sheogoraths...' Presste er zwischen den Zähnen hervor... Nach zwei stockenden Atemzügen richtete sich Arranges wie in Zeitlupe, gähnend langsam auf... 'Ich werde mal etwas Holz zusammentragen...' Sagte er, sichtlich um eine ganz normale Tonlage bemüht...
Sie biß sich auf die Lippe, während sie die gequälten Bewegungen des Kaiserlichen verfolgte, die er sich am liebsten nicht anmerken lassen wollte. Erynn verstand so halb, daß es sich dabei um eine Art Versuch handelte, etwas Sicherheit zu vermitteln, sowohl ihr als auch ihm selbst. Es machte die Tatsache, daß sie nutzlos hier herumlag, nur noch schlimmer.
Halt still... natürlich, was soll ich auch sonst groß machen? Aufmerksam hörte sie Arranges' Erklärungen zu und beobachtete mißtrauisch, wie sich das verfluchte Rankending auch gegen den Zauber wehrte, den ihr Begleiter darauf sprach. Nachdem er ihr eröffnet hatte, was genau er da eigentlich tat, entgleisten ihr alle Gesichtszüge. Sie starrte ihm hinterher, als er sich abwandte, um Feuerholz zusammenzuklauben. "Du meinst, dieses... Etwas... ist untot?" Ihre Stimme überschlug sich, als ihr Blick gehetzt zwischen Ranke und dem Rücken des Kaierlichen hin und herzuckte. "Arranges! Willst du damit sagen, daß irgendein untotes Ding das Gefühl aus meinen Beinen saugt?!"
Übervorsichtig drehte sich Arranges zu Erynn hin um. 'Ich sage gar nichts... aber ich bilde mir ein, mich mit Daedra gut genug auszukennen um behaupten zu können, dass so ein... Wesen... in keiner der unzähligen Sphären Oblivions herumspukt. Gut möglich, dass es eine Beschwörung aus reiner, untoter Essenz ist...' Allerdings bin ich mir nicht sicher... obwohl diese komischen Wölfe auch mehr an Ahnengeister oder Düstergespenster erinnerten, als an Daedra oder etwas anderes in dieser Richtung...
"Gut möglich...? GUT MÖGLICH?!" Erynn versuchte nicht einmal mehr, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. "Warum hätte es überhaupt auf deinen Zauber reagieren sollen, wenn es nicht untot ist?" Sie sah sich gehetzt um, als suche sie irgendeinen Fluchtweg. Alles in allem wirkte die Elfin wie ein wildes Tier, das man mit Fackeln in die Enge getrieben hatte. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas wölfisches angenommen - es war nicht zu verkennen, daß es mit der erzwungenen Selbstbeherrschung, mit der sie nekromantische Phänomene sonst wahrnahm, unrettbar vorbei war. So sehr sie sich auch bemühte, ihre Abneigung gegen diese Art von Magie zu verbergen und sie sogar versuchte, ein gewisses Verständnis dafür zu entwickeln, sie war und blieb Dunmer. Das hier war zu viel. "Verflucht nochmal, Beschwörer, sieh zu, daß du dieses Ding hier abmachst! Mir ist völlig egal, wie du das anstellst... aber ich will das da keinen Herzschlag länger an mir hängen haben!" Ohne wirklich wahrzunehmen was sie eigentlich tat, unternahm sie einen neuen, nutzlosen Versuch, auf die Füße zu kommen.
Arranges kam bei ihrer Reaktion einfach nicht umhin, die Augen zu verdrehen. Aber als sie zusehens wilder um sich schlug und sich versuchte irgendwie aufzurichten, wurde ihm ihre Empfindung seiner Vermutung zu gruselig. Ein Anflug von Sorge und dem dringenden Bedürfnis, ihr zu helfen, rauschte durch seine Gedanken. Ungeachtet seiner eigenen Beschwerden, ließ er sich schnell neben ihr auf die Knie sinken und packte sie beidseitig bei den Schultern und zwang sie so, ihn anzusehen. 'Erynn!' Donnerte er und schüttelte sie kurz aber kräftig, damit sie wenigstens für einen kurzen Moment bei ihm war. 'Ich vermute, dass es untot ist, deshalb muss es das längst nicht sein! Dass es auf meinen Zauber reagiert hat, kann auch eine allgemeine Abwehrreaktion sein... schließlich ist es ebenfalls nicht aus Holz, was die Sache mit dem Stock logisch erklären würde... Also beruhig dich, ich werde, sobald sich wieder etwas Magie regeniert hat, alles in meiner Macht stehende tun um dieses Drecksding, was immer es auch ist, von deinem Bein zu lösen...' Seine Stimme klang fest und überzeugt, vor allem aber über alle Maße entschlossen, diesen Zauber zu vernichten...
Die Stimme des Magiers brachte die Elfin halbwegs wieder zu Sinnen, wenngleich sie weiterhin zitterte und ihr Herz viel zu schnell schlug. Sie krallte ihre Finger in das Kettengeflecht des Mithrilhemdes und klammerte sich an ihren Begleiter, als hänge ihr Leben davon ab - und vielleicht war dem auch so. Schließlich nickte sie zögernd. "Vergib mir", flüsterte sie, während sie auf einen unbestimmbaren Punkt in der Nähe starrte. "Es ist nur... ich kann es nicht ertragen, mich nicht bewegen zu können und ich weiß nicht, was dieses Ding vielleicht noch tut, außer mich zu lähmen... ich habe einfach Angst, verstehst du?"
Für einen kurzen Augenblick war Arranges irritiert, allerdings weniger wegen ihrer Reaktion, sich an ihn zu klammern, als wäre er der Einzige auf der Welt, der ihr helfen könnte, sondern vielmehr von dem Knirschen, das er in seinem Rücken mehr spürte als hörte, als das Gewicht der Elfe ihn ein wenig nach vorn zog. Aber dann ignorierte er es einfach und schloss sie fest in die Arme. 'Ja, ich verstehe...' Flüsterte er nur, während er sie einfach nur für ein paar Minuten hielt, bis sich ihr Herzschlag wieder ein wenig beruhigt hatte und das Zittern deutlich nachließ. Er löste sich gerade so weit von ihr, dass er ihr in die Augen blicken konnte. 'Es... wird dir nichts weiter tun, versprochen...' Sagte er leise, aber fest. Dann löste er sich entgültig aus ihrem Griff und wuchtete sich hoch. Oh verfluchte Scheisse... Ich glaub gleich bricht meine Wirbelsäule in der Mitte...
Wieder nickte Erynn zaghaft, sagte aber nichts mehr. Sie ließ sich einfach auf die Erde sinken, fühlte sich nach ihrem Ausbruch einfach nur noch ausgelaugt und müde. Sie folgte Arranges mit den Augen, als er sich wieder daran machte, Holz zusammenzusuchen. Es war doch zum verrücktwerden. Als reiche es nicht, daß ihre Beine so nutzlos waren wie die einer achthundertjährigen Vettel, schien sich der Kaiserliche tatsächlich übler verrenkt zu haben, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Es hatte wahrscheinlich auch nicht geholfen, daß sie ihm dazu noch den ganzen Tag lang im Kreuz gehangen hatte. Die Dunmer stieß frustriert den Atem aus. Das wird ja alles immer besser...
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Legende
Arranges hatte alsbald ein wärmendes Feuer aufgeschichtet und entfacht. Ob es wohl Sinn macht, einen Heiltrank auf die Verspannung anzuwenden... Die Wolken hatten sich, seit sie rasteten nochmal deutlich verdichtet. Es musste früher Abend sein und die Dämmerung würde schon bald dafür sorgen, dass die Schatten außerhalb des Feuerscheins annähernd undurchdringlich werden würden. Murrend begann Arranges eine oberflächliche Bestandsaufnahme der Vorräte, die er bei sich trug. Es war nicht mehr sehr viel. Es würde vielleicht noch für 5 Tage reichen. Die zwei ledernen Beutel wieder fest verschnürend, gesellte er sich zu Erynn und wollte sich setzen... Allerdings hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem großen Felsklumpen, der hart auf dem Boden aufschlug. Der Magier hatte weder Kraft, noch Gedult, sich weiter gegen die Verspannung zu stemmen, er hatte sich einfach auf den von teils braunem, aber dennoch dichtem Gras bewachsenen Grund fallen lassen. Au...! Er drehte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. 'Willst du etwas essen? ...'
Die Elfin beobachtete ihren Reisegefährten hinter halbgeschlossenen Lidern, während er seinen Arbeiten nachging. Sie wünschte, ihr fiele etwas ein, wie sie sich nützlich machen könnte. Arranges dabei zusehen zu müssen, wie er sich mit jeder Bewegung quälte, frustrierte sie nur nochmehr, als es ohnehin schon der Fall war. Stumm brütete sie vor sich hin, so daß es einen Moment dauerte, bis sie auf seine Frage reagierte. Essen? Jetzt? Igitt... Erynn war noch so verschreckt von dem vorangegangenen Panikanfall, daß ihr ohnehin latent übel war. Allein bei dem Gedanken daran, jetzt noch irgendwelche Nahrung herunterwürgen zu müssen, drehte sich ihr der Magen um. "Nein", sagte sie und bemühte sich, nicht allzu angeekelt zu klingen. "Ich hab wirklich keinen Hunger..."
'Hmm... gut, dann eben nicht...' Genau genommen hatte er selbst keinen Hunger, aber als er ihr kurz ins Gesicht sah, überlegte er doch ernshaft einen Momant lang, ob er sie nochmal fragen sollte. Das Bild, das er von ihr in Erinnerung hatte, als sie von Skingrad nach Norden ins Hochland aufgebrochen waren, sah irgendwie ganz anders aus. Jetzt wirkten ihre Wangen doch leicht eingefallen und auch sonst hatte er irgendwie das Gefühl, als wäre sie zerbrechlicher denn jeh. Unmerklich schüttelte er den Kopf und blickte wieder in die Flammen. Das bildest du dir ja doch nur ein... Nach einer Weile des Schweigens ergriff er wieder das Wort: 'Versuch ein wenig zu schlafen... ich werde die Wache übernehmen...' Leise knurrend fügte er mehr zu sich selbst hinzu: 'Hinlegen werde ich mich nicht, sonst laufe ich noch Gefahr, morgen gar nicht mehr aufstehen zu können...'
"Ich wußte doch, daß es schlimmer ist als du tust", bemerkte sie und musterte den Beschwörer wachsam. "Warum willst du dann unbedingt schon wieder wach bleiben? Lehn dich an einen Baum zum Schlafen, das tust du sonst doch auch..."
Der Kopf des Kaiserlichen fuhr herum. 'Du hast nicht die geringste Ahnung!' Blaffte er. 'Ich bin froh, wenn es außerhalb jeder Berührung oder Belastung nur ein bisschen weniger schmerzt... Außerdem... willst du etwa Wache halten? Nachts und praktisch bewegungsunfähig?! ... Leg dich einfach hin und mach die Augen zu...!'
Ich wußte, es ist eine dumme Idee, ihn darauf anzusprechen. Unverletzlich, nicht wahr, Beschwörer? Du hast wirklich nen üblen Hau, was das betrifft... Erynn hatte nicht das geringste Interesse daran, diese leidige Diskussion schon wieder auf die Spitze zu treiben. Sie ahnte zwar, daß ihre Sorge bei Arranges so ankommen mußte, als unterstelle sie ihm Schwäche -in der Hinsicht war er ihren Kriegerkollegen ähnlicher, als ihm vermutlich lieb gewesen wäre- andererseits machte sie sich in Momenten wie diesen wirklich Gedanken. Aber sie hob nur beschwichtigend die Hände, um den Magier nicht weiter in Rage zu bringen. "Ich meinte nur... nein. Du hast wahrscheinlich recht", sagte sie und tat wie geheißen, wenngleich sie nicht glaubte, so bald Schlaf finden zu können.
Arranges schrak hoch, als ihn ein eiskalter Luftzug im Gesicht streifte. 'Was zur Hölle...' Nuschelte er, als er sich verwirrt umblickte. Er lag neben einem Baum in einer eher unbequemen Position. Vor sich erkannte er den übriggebliebenen Kohlehaufen des Feuers, von dem eine dünne Rauchfahne aufstieg, außerdem lag... Schnee? ... ! Eine hauchzarte Decke aus reinem Weiß hatte sich während der Nacht über diesen entlegenen Teil Tamriels gelegt... und er... war eingeschlafen. Völlig ausgekühlt, spürte er jetzt, dass beißende Kälte wie tausend Nadeln in jeden Muskel seines Körpers stach, vor allem aber sein Rücken schmerzte noch mehr. Sein Blick wanderte zu Erynn, die nur leicht zitternd inmitten des Schnees lag. Den Umhang hatte er unnütz um die Schulter geschlungen, genau wie die Decke zusamengerollt an seinem Gürtel hing. Verdammt! Strauchelnd kam er auf die Beine und riss sich noch während er zu ihr hinüberging, den Umhang von den Schultern. Er verkniff sich die Frage, ob sie gut geschlafen hatte, dem war offensichtlich nicht so. Noch während er allerdings nach dem Umhang die Decke ebenfalls über sie breitete, zuckte er erschrocken zusammen. Ihr Gesicht sah... total eingefallen und so überhaupt nicht gesund aus. 'Erynn... was... geht es dir gut?' Fragte er ehrlich besorgt, als er sie unwillkürlich im Nacken hochstützte und sie ihn mit flatternden Lidern ansah...
Die Dunmer war gut damit beschäftigt, ihre Gedanken so weit zusammenzuzuhalten, daß sie den Feuerzauber aufrechterhalten konnte, mit dem sie sich zu wärmen versuchte. Aber sie war es einfach nicht gewohnt, sich so lange zu konzentrieren, und so entglitt die Magie ihr wieder und wieder, wenn sie in ihren Überlegungen abschweifte. Und dann mußte es natürlich auch noch anfangen zu schneien! Immer wieder dieser verdammte Schnee! Als Arranges sie völlig unerwartet ansprach, zerriß das feine arkane Gespinst völlig, das sie bis dahin mit so viel Mühe zusammengehalten hatte. Verwirrt schaute sie ihn an, als sie fühlte, wie er die Hände unter ihren Nacken schob und ihren Kopf vorsichtig anhob. Die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören gewesen. "Hm? Ja... also, nein. Mir ist kalt und es gelingt mir nicht wirklich, die Feuermagie zusammenzuhalten... und der Schnee ist so verdammt hell...", antwortete sie zerstreut.
Gar nicht weiter darüber nachdenkend, griff Arranges einfach nach seiner Magie, während er Erynn aufsetzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Erst einige Herzschläge später fiel ihm auf, dass sich auf Kosten seiner geistigen Anwesenheit wohl doch wieder relativ viel seiner arkanen Kräfte wieder regeneriert hatten. Auch wenn es noch lange nicht für solide Zauber reichen würde, aber die kleinen Annehmlichkeiten der Magie waren damit wiedergekehrt und im Moment brauchte er nicht mehr, als den simplen Wärmezauber um Erynn zu helfen. Ein weiterer Blick in ihr Gesicht bestätigte, dass sie tatsächlich einen beinahe alten Eindruck machte. Einer Eingebung folgend, warf er einen Blick auf den zauber an ihrem Bein. Der schwarzen Masse schien die Kälte nichts ausgemacht zu haben, aber irgendwie glaubte Arranges, dass sie ausgefransten Ränder des Geflechts ein wenig weiter um sich gegriffen hatten. Wieder schaute er in die Augen der Kriegerin. 'Erynn... sag mal... fühlst du dich irgendwie... geschwächt?'
"Ich... ja. Das hab ich schon versucht, dir zu sagen. Es ist dieses Ding an meinem Bein..." sie verstummte für eine Weile wieder und genoß einfach die Wärme, die der Kaiserliche in ihre kalten Glieder schickte, ein stetiger, kräftiger Strom im Gegensatz zu ihren erbärmlichen und flüchtigen Versuchen, irgendwie brauchbare Magie zu weben. "Warum fragst du? Ist dir irgendwas eingefallen?"
'Nun... ja... irgendwie siehst du abgemagert aus, als hättest du seit Wochen kaum etwas gegessen...' Arranges hatte die allgemeine Verwirrung noch nicht ganz überwunden. 'Nein... mir ist noch nichts eingefallen... aber jetzt, da ich dich so sehe, hat es fast den Anschein, als würde der Zauber irgendwie an deinen Kräften zehren...' Er war beinahe selbst erschrocken von seiner Überlegung, aber eben genau so sah es aus, zählte man in diesem Moment eins und eins zusammen...
"So fühlt es sich jedenfalls an", sagte sie, froh darüber daß Arranges scheinbar endlich begriffen hatte, was sie ihm schon seit einiger Zeit klarzumachen versuchte. Diese Ranke saugte sie irgendwie aus. Ganz langsam nur, aber stetig. Wieder wurde ihr ein wenig übel, als sie das Ding an ihrem Bein betrachtete. "Nein, ich habe genug gegessen, mach dir keine Gedanken. Bis ich mir dieses Zeug eingefangen hatte, war ich jedenfalls bei Kräften..."
'Vielleicht solltest du wenigstens versuchen etwas zu essen...' Murmelte er halblaut, aber noch immer besorgt, während er auf das schwarze Zeug schaute. Je genaue er es betrachtete, desto weniger Zweifel hatte er, es war wirklich gewachsen... Aber was soll damit bezweckt werden...? Ich kann noch immer keinen Sinn dahinter erkennen...
Erynn, die gerade wieder einmal die schleimige Masse genauer angeschaut hatte, als gut für ihre Nerven war, merkte, wie sie bleich wurde. Um mit diesem Eindruck im Kopf auch nur an etwas Eßbares zu denken, war sie definitiv noch lange nicht hungrig genug. Fang nicht schon wieder an... sieh lieber zu, daß du dieses Ding irgendwie zerstört kriegst. "Nein", sagte sie stattdessen "ich mag einfach nichts essen. Dieser Schleim hier..." sie verzog das Gesicht ein wenig "...das ist doch irgendwie ekelhaft."
Arranges seufzte. 'Gut... aber früher oder später musst du essen...' Er rückte von ihr ab und richtete sich mit unterdrückt schmerzverzerrtem Gesicht auf. 'Dann würde ich vorschlagen, dass du dir den Umhang und die Decke umhängst... dann setzen wir unseren Weg fort...'
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Fossil
Erynn schüttelte den Kopf und sah dem Magier dann ernst in die Augen. "Du willst mich tragen? Jetzt? Laß es bleiben, Arranges. Ich sehe doch, daß du Schmerzen hast... es ist nur schlimmer geworden, seit wir gestern aufgebrochen sind." Sie überlegte fieberhaft, wie sie den Kaiserlichen von seinem nicht sehr weisen Vorhaben abbringen könnte, ohne daß es ein größeres Theater gäbe. "Ich würde stattdessen vorschlagen, daß wir hierbleiben, und sei es nur für eine weitere Nacht..." Sie hob eine Hand, als er zu einer Erwiderung ansetzte. "Ich weiß, du willst das alles nicht hören. Aber wenigstens einer von uns muß halbwegs bei Kräften bleiben, sonst sind wir in dieser Wildnis beide verloren."
Fast ein wenig verblüfft starrte er sie an. Sie hat leider Recht, aber andererseits... 'Vom Herumsitzen und Herumliegen wird es auch nicht besser, also warum noch weiter Zeit verschwenden... außerdem merkst du davon doch sowieso nichts, es reicht, wenn du auf meinem Rücken nicht anfängst herumzuturnen... Also los, bind dir irgendwie die Decken um und hör auf dich quer zu stellen...' Obwohl er seine Worte doch recht ernst meinte, klang seine Stimme eher resignierend und tonlos...
Die Elfin seufzte schwer. Nun stell dich doch nicht dümmer, als du bist, Beschwörer. Es geht doch gar nicht darum, ob ich davon irgendwas merke oder nicht, Arranges. Es geht darum, daß du dich nicht selbst zuschanden treiben sollst. Es ist keinem damit gedient, wenn du nicht mehr weiterkannst... Ich könnte die Steine nämlich nicht zurückbringen, selbst wenn ich laufen könnte. Das Anwesen in Morrowind würde ich niemals wiederfinden..."
Der Kaiserliche machte eine wegwerfende Geste. 'Als ob mich so ein verspannter Wirbel in meinem Rückgrat davon abhalten könnte, meine Aufgabe zu erfüllen...' Er atmete genervt aus. 'Also gut... aber morgen werden wir ohne weitere Verzögerungen weitergehen...' Er machte sich nochmals daran, einiges an Feuerholz aufzusammeln. Nur wenig später flackerte wieder ein ordentliches Feuer vor ihnen und vertrieb den Schnee im näheren Umkreis.
Mit einem Aufatmen ließ Erynn sich wieder zurücksinken. Nein, ein verspannter Wirbel vielleicht nicht. Ein verspannter Wirbel, der dich daran hindert, schnell zu handeln, vielleicht schon... Während das diesesmal recht hoch geschichtete Feuer langsam aber sicher die schlimmste Kälte aus den Knochen der Elfin zog, grübelte sie weiter darüber nach, wie sie die Ranke wohl loswerden mochte. Bisher hatten sie sich darauf konzentriert, die Masse direkt anzugreifen, überlegte sie. Vielleicht mußten sie einfach ein wenig geschickter vorgehen... Langsam reifte eine etwas verwegene Idee in ihrem Kopf. Sie würde den Beschwörer fragen was er davon hielt, entschied sie...
Arranges blickte in die Flammen, schielte aber immer wieder zu Erynn hinüber. Er musste sie irgendwie zum Essen bewegen. In diesem Moment tat es ihm fast leid, dass er immer so über ihre etwas knochige Statur hergezogen war. Gerade in diesem Augenblick wünschte er sich, dass sie lediglich etwas knochig war, aber nicht plötzlich derart abgemagert. Aber ich kann sie auch schlecht zwingen, etwas zu essen... das würde nicht funktionieren... Gerade, als er sie nochmals darauf ansprechen wollte, begann sie ebenfalls etwas zu sagen. Sogleich verstummte der Magier. 'Du zuerst...' Nuschelte er.
"Wegen diesem Zeug... Was ist, wenn wir versuchen die Verteidigung zu umgehen, die es scheinbar aufgebaut hat?" Sie bemerkte Arranges fragenden Blick und erklärte: "Wenn man es direkt angeht, wehrt es sich. Aber... wenn wir... also du... stattdessen die Haut wegschneiden würdest, auf der es sich festklammert? Mitsamt der Ranke?" Sie verzog das Gesicht. Jetzt, da die Überlegung irgendwie konkret geworden war, indem sie sie ausgesprochen hatte, war ihr der Plan noch weniger geheuer als vorher schon. Wieder sah sie zu dem Magier auf. "Schau mich nicht so an. Ich hätte das nicht vorgeschlagen, wenn ich noch eine andere Idee hätte. Außerdem werde ich davon wahrscheinlich gar nichts merken..."
Alles klar... das Ding scheint nicht nur zu lähmen, Kraft zu entziehen, sondern auch den Verstand zu mindern... mit letzterem dürfte es nicht sehr lange beschäftigt sein, wie ich grade feststellen muss... Statt einer richtigen Antwort jedoch tippte sich Arranges nur mit dem Finger an die Stirn und schüttelte dann den Kopf. 'Das ist Wahnsinn... Erynn... bitte... ich musste dir bereits einen Finger von der Hand schneiden... zwing mich jetzt nicht auch noch dazu, dein Bein zu häuten...' Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass ihr das sehrwohl ernst war, auch wenn da ebenfalls irgendwo Furcht und ein wenig Unsicherheit war. Erneut schüttelte Arranges den Kopf.
Sie schluckte einmal schwer. Wenn man so direkt aussprach wie Arranges, was sie gerade vorhatte, klang es tatsächlich ziemlich... abstoßend. "Ich meine doch... nicht alles. Nur da, wo diese Ranke ist..." sie schüttelte nun ihrerseits den Kopf. "Außerdem war von dem Finger ohnehin nichts mehr übrig... und Haut wächst nach!" Wieder verstummte sie kurz, als merke sie erst jetzt ganz plötzlich, daß sie über ihr eigenes Fleisch sprach - in ihrer Furcht hatte sie irgendwelche Konsequenzen gar nicht bedacht und wenn sie ganz ehrlich war, war sie mehr als erleichtert über Arranges' Zögern. Vielleicht gab es ja tatsächlich eine weniger drastische Möglichkeit. "Also schön", sagte sie schließlich leise. "Ich weiß nicht, was genau du vorhast, aber wenn das alles nichts bringt, versuchen wir es auf diese Art. Dieses Ding... ich will, daß es verschwindet, um jeden Preis."
Erleichtert atmete er aus. 'Wir sind auf dem Weg nach Norden, zu den Ratshallen der Gathering... dort wird garantiert der ein oder andere Großmeister zugegen sein... sie können ganz sicher helfen...' Arranges sprach überzeugt und angesichts der Macht der Großmeister, die nunmal Tatsache in ihrem Bestehen war, war diese Überzeugung und das stumme Versprechen seinerseits gar nicht so abwegig.
Bei der Erwähnung der Großmeister zuckte sie kurz zusammen, brachte es ihr doch die andere mißliche Lage, in der sie sich befand, recht deutlich wieder zu Bewußtsein. In den letzten Tagen hatte sie es erstaunlich erfolgreich verdrängt. Dann aber nickte sie resigniert, lehnte sich zurück, bis sie flach auf dem Boden lag und schaute mit wenig zufriedenem Blick den tiefhägenden Wolken zu, wie sie sich langsam über den Himmel schoben. Wenn sie irgendetwas abgesehen von diesem Ding an ihrem Unterschenkel ganz sicher nicht wollte, dann war es, sich in die Hände dieser unheimlichen Gestalten zu begeben...
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Legende
Ebene des Thir; Südwest-Morrowind
Am nächsten Tag setzten sie ihren Weg fort. Arranges gelang es zwar nicht, die nach wie vor argen Schmwerzen im Rücken gänzlich zu verbergen, aber nach einem weiteren, etwas hitzigeren Wortwechsel, gelang es ihm, Erynn davon zu überzeugen, dass er sie ohne weiteres würde tragen können. Sie setzten ihren Weg entlang des Flusses fort, der sie zusehens in die niederen Gefilde Morrowinds führte. Arranges beschloss, die Velothiberge südlich zu umgehen. Er hatte sich den Ratshallen zwar noch nie aus dieser Richtung genähert, sondern war praktisch immer über die zwei Pässe im Norden gekommen, aber mit Erynn in ihrem jetzigen Zustand, war es unmöglich den hohen Pass über das Velothimassiv zu nehmen. Außerdem wäre es ein Umweg... ein sehr viel längerer und anstrengenderer, als würde er sich ein- oder zweimal im Süden verlaufen...
Es war bereits wieder später Nachmittag, aber sie waren gut vorangekommen. Die Landschaft war wieder deutlich grün geworden. Den Schnee und die damit verbundene Kälte, hatten sie bereits zum Mittag wieder hinter sich gelassen. Arranges hatte die Karte von Morrowind nicht wirklich gut im Kopf, ihm genügte bis zum heutigen Zeitpunkt nur gewusst zu haben, in welcher Richtung Juranos Anwesen und wo genau die Ratshallen zu finden waren. Wie Vvardenfell aussieht und wo in etwa die Grenzen der gesamten Provinz verlaufen, wusste er, aber mehr auch wirklich nicht.
Die Wolken hatten sich mittlerweile ebenfalls verzogen und gaben den Blick auf einen Himmel, komplett in Purpur, frei. Das Abendrot wandelte sich recht schnell zur Dämmerung und nur wenig später ließ Arranges Erynn wieder auf den Boden gleiten, schichtete ein Lagerfeuer auf und setzte sich zu der Dunmer. Er hatte mangels Pausen den ganzen Tag keinen Blick in ihr Gesicht geworfen... Aber jetzt, da er es im restlichen Licht des Tages und dem Schein der Flammen genauer betrachtete, zuckte er unweigerich zusammen. Was im Namen der Götter ist da nur los?! Ihr Gesicht hatte bald mehr Ähnlichkeit mit einem Totenschädel, als mit dem lebendigen, runden und überhaupt sehr wohlgeformten Antlitz der Dunmer, mit der er vor gerademal 4 Tagen durch das Tor gegangen war. Aber mehr, als einen entsetzten Blick, brachte er in diesem Moment nicht zu Stande...
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Fossil
Erynn protestierte zwar, aber nicht besonders laut und auch nicht lange. Ihr war selbst klar, daß sie nicht zu lange hier verweilen durften. Zwar schienen sie ihre Verfolger für den Augenblick abgehängt zu haben, aber es war immer noch möglich, daß diese ihre Fährte wieder aufnehmen würden – oder das sogar bereits getan hatten. Also ließ sie sich einen weiteren Tag durch die Wildnis tragen, mit rabenschwarzen Gedanken im Kopf und jeder Menge Schuldgefühlen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Augen wieder schloß, weil das Tageslicht ihr viel zu grell war, und kurz darauf sank ihre Stirn wieder auf die Schulter des Kaiserlichen, und sie döste eine ganze Zeitlang vor sich hin und bekam daher gar nicht mit, wie sich die Landschaft um sie herum langsam aber sicher veränderte, zusehends abwechslungsreicher und weniger lebensfeindlich wurde. Als wäre ich es, die den Gefährten durch die Wildnis schleppen würde und nicht umgekehrt, so müde bin ich... dieses verfluchte Ding wird nicht zufrieden sein, bis ich einschlafe und nicht mehr aufwache...
Arranges hatte sie tatsächlich den ganzen Tag getragen, stellte sie ziemlich beeindruckt fest, als sie irgendwann den Kopf hob und einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel warf.
Es dauerte nicht mehr lange, bis der Beschwörer sie absetzte und sich daran machte, ein Feuer aufzuschichten und es zu entzünden. Erynn sagte nichts dazu, ärgerte sich nicht einmal mehr über ihre eigene Nutzlosigkeit. Eine tiefgreifende Erschöpfung hatte sie erfaßt, die sie mehr und mehr apathisch und desinteressiert an den Vorgängen um sie herum werden ließ. Als hätte die seltsame Ranke an ihrem Bein auf die Entschlossenheit der Elfin reagiert, sich ihr mit allen Mitteln zu entledigen, und versuchte auf diese Art, sie ruhigzustellen.
Nach einer Weile hob sie den Kopf, um Arranges um etwas Wasser zu bitten – und schaute direkt in sein entsetztes Gesicht. Erynn zuckte und schaute sich gehetzt um, konnte aber nichts sehen oder hören, was auf Angreifer hindeutete. „Was ist los“, fragte sie alarmiert. „Was hast du gesehen?“
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Legende
'Ähm... äh... nichts' Stotterte Arranges und rang um Fassung. Er reichte ihr einen Wasserschlauch, konnte aber die Augen nicht von ihr abwenden... Ihr Anblick war in diesem Moment einfach zu abartig.
Erynn nahm die Wasserhaut mechanisch entgegen, schenkte ihr dann aber keine weitere Beachtung. "Arranges? Warum starrst du mich so an? Ist irgendwas mit diesem... Ding?" Nervös stemmte sie sich hoch, um einen Blick auf die klebrige Masse werfen zu können. Sie sah aus wie immer, hatte sich vielleicht ein bißchen bewegt, aber wenn, dann nicht viel. Sie besah sich den Fluch genauer. Ist es... mehr geworden? Mit fragenden und etwas ängstlichen Augen schaute sie zurück zu dem Beschwörer.
'Mit dem Zauber selber eher weniger... aber... mit... dir... Du siehst aus, als wärst du mindestens 500 Jahre alt.' Brachte der Nekromant mühsam heraus. 'Das würde auch erklären, warum du den ganzen Tag verschlafen hast, trotz einer recht unbequemen Position...' Er warf einen äußerst feindseeligen Blick auf die schwarze Masse, dann schaute er wieder Erynn in die Augen.
Sie starrte zurück. Ihr Begleiter schien wörtlich zu meinen, was er sagte. Unwillkürlich strich sie sich mit den Fingerspitzen über das Gesicht. Dem nach zu urteilen, was sie spüren konnte, schien sich die Haut tatsächlich straffer über die Knochen zu spannen als zuvor. Arranges' Blick hingegen sprach Bände. "Es ist dieser Zauber", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ich glaube, er tötet mich... langsam, aber unaufhaltsam..."
Entschieden schüttelte Arranges den Kopf. 'Wohl kaum...' Sagte er grimmig. 'Es würde den Verfolgern nichts bringen... aber ohne Zweifel entzieht es dir enorme Kräfte... für was auch immer... Erynn du musst essen, sonst stirbst du langsam aber sicher...' Die letzten Worte klangen bestimmt, aber ein fast flehender Unterton schwang in ihnen mit.
Allein bei der Erwähnung des Wortes würgte die Elfin unterdrückt. Arranges hatte wahrscheinlich recht, aber ihr war schlicht kotzübel vor Furcht, seit sie festgestellt hatte, daß sie gelähmt war. Sie wollte schlicht nichts essen und sah es momentan eher als großen Vorteil, daß sie nichts im Magen hatte, das sie hätte ausspucken können. "Ich muß nichts essen... wenn das so wäre, hätte ich ja Hunger, oder?" versuchte sie, das Gespräch zu beenden, bevor es richtig angefangen hatte.
Arranges wollte gerade etwas erwidern, als beide plötzlich ein Geräusch vernahmen, das stark an das erstickte protestieren eines Magens, der zu lange vernachlässigt wurde, erinnerte. Der Kaiserliche klappte den Mund wieder zu und schaute die Elfe nur mit hochgezogenen Augenbrauen und der Bestätigung, die er so eben bekommen hatte, an. 'Ich glaube... das sieht dein Körper aber anders...' Sagte er mit einer Stimme, die der eines Monarchen, der ganz selbstverständlich immer Recht hatte, in nichts nachstand. Dann aber wechselte er den Ton wieder und wurde deutlich ernster: 'Erynn, ich bitte dich... versuch etwas zu essen... du musst...'
Im Stillen schalt die Elfin ihren Magen einen Verräter, dann sah sie den Kaiserlichen mit einem halb angewiderten, halb flehenden Blick an. "Arranges... nein. Ich will nicht. Laß mich damit in Ruhe. Mir ist schon schlecht!"
"Erynn..."
"Nein!"
"Stures Blutauge, verdammt noch mal!"
"Ich hab gesagt, laß mich in Ruhe!"
Langsam aber sicher wurde der Magier zornig. Ihm war es bis hierher egal gewesen, ob Erynn aß oder halt auch nicht... Anspielungen zu ihrer Statur würde er sich so und anders nicht verkneifen, aber hier ging es ihr schlicht nicht gut und das lag nuneinmal daran, dass dieser hässliche Fluch an ihrem Bein sie auszehrte. Sie muss essen! 'Erynn, zwing mich bitte nicht...' Seine Stimme war noch ruhig, aber man merkte, dass im Unterton eine gewisse Drohung mitschwang, die durchaus keine Zweifel daran ließ, dass er es versuchen würde...
Mit einem ziemlich mißtrauischen Ausdruck im Gesicht sah Erynn zu dem Magier auf. Diesen Tonfall kannte sie - ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß Arranges' Geduldsfaden gefährlich dünn wurde. Du würdest doch nicht... das wagst, du nicht, Beschwörer! Ein gewisses Maß an Trotz mischte sich in ihren Blick, nicht zuletzt befeuert durch die langsam aber sicher stärker werdende Übelkeit. "Versuchs doch", gab sie zurück. "Ich kotz dir ja doch alles wieder ins Gesicht."
'Erynn... ich will dich wirklich nicht zum Essen zwingen, also tu uns beiden einfach einen Gefallen und iss... versuch es doch wenigstens... bitte...' Wenn nicht, wirds ungemütlich für dich... auch wenn ich dich dann zu deinem Glück mit etwas Gewalt drängen muss, dein Überleben wäre mir deinen Zorn hinterher allemal wert...
"In Neungötternamen, Arranges", mittlerweile war ihr wirklich flau zumute. "Dann laß es doch einfach!" Erynn drehte den Kopf weg, fest entschlossen, dieses Thema zu beenden und angestrengt darum bemüht, an irgend etwas anderes als die Reiserationen zu denken. Warum begriff der Kaiserliche das einfach nicht? Sie war doch kein Kind mehr und wußte selbst, was gut für sie war und was nicht. "Warum glaubst du eigentlich, mich bemuttern zu müssen?"
Gar nicht so sehr auf ihre Worte eingehend, wenngleich er sie sehrwohl gehört hat, packte Arranges plötzlich die blanke Wut. 'Jetzt pass mal gut auf!' Knurrte er. 'Du wirst jetzt selbst etwas essen, sonst werde ich dafür sorgen, dass du es tust... und glaub mir, du wirst essen...' Er packte sie unsanft an der Schulter und zwang sie so, zu ihm zu schauen. 'Also nochmal. Würdest du jetzt bitte... etwas zu dir nehmen?!' Er hielt seine Stimme nur noch mit viel Mühe unter Kontrolle, aber die so typische Falte auf seiner Stirn war nicht zu übersehen...
Für einige Herzschläge lang starrte Erynn ihren Begleiter nur erschrocken an. "Was?" brachte sie schließlich heraus. "Willst du mich verarschen? Laß mich los, verdammt noch mal!" Ihr Erschrecken wandelte sich langsam aber sicher zu Ärger. Er begriff es einfach nicht! Was zum Donner ist so schwer zu verstehen daran, daß mir dank dieses Fluches an meinem Bein nunmal jeglicher Appetit vergangen ist? Wieder wandte sie den Kopf ab, diesesmal mit einem eindeutig störrischen Ausdruck im Gesicht.
Na gut... wenn du das unbedingt so haben willst... Dem Magier reichte es an dieser Stelle entgültig. 'Bescheuertes, engstirniges und unfähiges Blutauge!' Mit einem Ruck riss er sie an beiden Schultern herum, drückte sie auf den Boden und fixierte sie dort mit einem Knie, dass sie gerade noch atmen konnte. Während die eine Hand ein Stück Brot aus einem der beiden Vorratsbeutel angelte, hielt Arranges mit eisernem Griff den Kopf der Elfe so, dass er nicht ganz flach auf dem Boden lag und er ihr ins Gesicht schauen konnte. 'Willst du selbst abbeissen oder muss ich das auch noch für dich erledigen!' Seine Stimme war alles andere als freundlich und sie machte klar, dass er diese Frage exakt einmal stellen würde und das war jetzt...
Erynn konnte gar nicht so schnell schauen, wie sie sich platt auf dem Rücken liegend und praktisch bewegungsunfähig wiederfand. Arranges hatte eine Hand in das Haar an ihrem Hinterkopf gekrallt und zwang sie, ihn anzusehen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß diese Diskussion endgültig beendet war und zwar auf eine andere Weise, als die Elfin es gerne gehabt hätte. Ihr Magen knurrte zwar, aber sie mußte trotzdem heftig würgen, als ihr der Geruch des Brotes in die Nase stieg. "Arranges, bitte!" Es klang fast verzweifelt, und sie stemmte sich schwach gegen den Griff, mit dem er sie beim Schopf gepackt hielt. "Hör auf damit!"
Im Gesicht des Nekromanten war keine Regung zu erkennen. Stattdessen wechselte die Hand, welche ihren Kopf hielt, blitzschnell die Position und drückte ihr nun auf einer Seite des Kiefers den Daumen in die Seite, so dass sie, nachdem sie das Gesicht verzogen hatte, den Mund unweigerlich öffnen musste um den Schmerzen im Kiefergelenk zu entgehen. Vorsichtig, fast zärtlich schob der das Brot ein wenig in den offenen Mund der Dunmer. Peinlich darauf achtend, keine ruckartige Bewegung zu machen... schließlich wollte er sie am Leben halten und nicht dafür sorgen, dass sie erstickt, weil sie sich verschluckt...
Die Dunmer war so beschäftigt mit den widersprüchlichen Reaktionen ihres Körpers, daß sie nicht mehr dazu kam, weiterhin zu protestieren. Da mußte sie scheinbar durch, wenn sie endlich ihre Ruhe haben wollte. Nachdem sich ihr Magen jedoch nach ein paar krampfhaften Zuckungen wieder beruhigte, stellte sie fest, daß sie tatsächlich Hunger hatte. Arranges nahm das Knie von ihrem Brustbein, als sie schließlich aufhörte sich zu wehren, gab ihr den Kanten Brot in die Hand und stützte ihren Kopf, bis sie aufgegessen hatte. "Na bitte, es geht doch", war sein einziger Kommentar, während er sie mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Erynn erwiderte nichts. Sie war zu beschäftigt damit, ihr Bedürfnis nach Nahrung zu stillen, das sich so plötzlich wieder meldete.
Nachdem das Brot verschwunden und Arranges endlich zufrieden war -und sie auch, wie sie widerwillig zugeben mußte- drehte sie den Kopf ein wenig und betrachtete ein bißchen schläfrig die Flammen des Lagerfeuers. Die Übelkeit war größtenteils verschwunden, stellte sie fest, und sie fühlte sich etwas weniger schwach. Der Kaiserliche hatte wohl recht gehabt mit seiner Einschätzung...
Arranges war erleichtert und froh gleichermaßen, als Erynn endlich aß. Es war zwar nicht wirklich viel, aber sie aß und das zählte im Moment. Sie saßen am Feuer, bis die Dämmerung schließlich fast vorüber war und nur noch die Sterne und das Feuer Licht spendeten... Erynn döste friedlich, während Arranges in die Flammen blickte und auf die Geräusche der Nacht achtete... Ein plötzliches Knarzen und Knacksen ließ den Kaiserlichen hochfahren. Alarmiert lauschte er. Die Muskeln bis zum Zerreissen gespannt und die hand bereits am Schwert, aber noch wartete er, bevor er aufsprang. Der Laut wiederholte sich nochmals, aber wieder nur sehr kurz. Jetzt war auch Erynn aus ihrem Halbschlaf erwacht und blickte den Magier fragend an. Arranges legte nur einen Finger auf die Lippen. Eine Bewegung im Augenwinkel zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte ruckartig den Kopf und sah mit sich weitenden Augen, wie das schwarze Zeugs an Erynn Bein begonnen hatte, Blasen zu schlagen, als würde es von innen heraus kochen. 'Beim Haus des Chaos...' Nuschelte Arranges abwesend, während er wie gebannt auf das Schauspiel starrte. Im nächsten Moment schien der Schleim von ihrem Fuß zu fließen, wie Harz. Dort, wo die ersten Fäden ziehend Tropfen den Boden berühren schien die Erde selbst von der Berührung der schwarzen Magie zurückweichen zu wollen. Schlagartig breiteten sich feine Adern, wie ein Spinnennetz aus und hatten nur wenige Sekunden später den ganzen Boden um das Feuer bedeckt. Das Schauspiel war so überwältigend, dass weder Erynn, noch Arranges weder in der Lage waren, irgendetwas zu tun, noch den Blick irgendwie davon abzuwenden. Der Fuß war unversehrt, aber Krämpfe schienen ihn zu beherrschen, als der Körper der Dunmer versuchte, die Kontrolle über die zurückgewonnenen Extremität zu bekommen... Währenddessen wurde der Platz um das Feuer fast von einem Moment auf den anderen schlagartig dunkel. Zwar waren weit oben noch die Sterne zu sehen und teils auch noch die Konturen nahestehender Bäume oder Felsen, aber im Großen und Ganzen konnte man kaum noch etwas richtig erkennen, vom Feuer einmal abgesehen. Ein relativ nahes Heulen, das Arranges nur zu bekannt vorkam, zerriss die Stille der Nacht, aber bevor er noch ganz aufgesprungen war, wuchs vor ihm eine kleine Gestalt aus dem Boden... Es war das Kind, das sie in der Nibenay an der Böschung des Corbolo gesehen hatten, als sie geflüchtete waren. Allerdings war auch jetzt nicht mehr zu erkennen, als eine vergleichsweise dünne und eher zierliche Gestalt, mit einer weiten Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war und einer Art Umhang, der alles an Körperkonturen verschluckte. 'Bei den Göttern.' War wieder alles, was Arranges in diesem Augenblick des puren Entsetzens hervorbrachte, während er verzweifelt versuchte irgendwie Magie zu mobilisieren... Der leicht gesenkte Kopf... oder vielmehr die Kapuze zuckte plötzlich nach oben, als wolle die Gestalt, dem gut drei Köpfe größeren Magier in die Augen schauen, aber alles, was Arranges sah, war eine schwarze Fläche, wo eigentlich hätte ein Gesicht sein müssen. Ein näherkommendes Bellen erklang und rauschte über sie hinweg, ohne, dass sie hätten eine Quelle ausmachen können... Plötzlich zerplatzte die Gestalt des seltsamen Kindes in eine Wolke aus puren Schatten, welches sich aber gleich darauf zu den drei Geisterwölfen manifestierte, die sowohl Erynn, als auch Arranges bereits kannten. Verdammt, jetzt haben sie uns... Die Wölfe schenkten Erynn praktisch keine Beachtung, sie waren wohl nur darauf angesetzt gewesen, den Magier zu vernichten. Der kaiserliche wich zurück, während die drei Wölfe langsam näherkamen. das Schwert würde ihm nichts bringen und auch seine lächerlichen Reserven waren streng genommen zu nichts zu gebrauchen... Etwas, das man hätte Geifer nennen könnten, das aber viel mehr an jene schwarze Masse erinnerte, die Erynn vor wenigen Augenblicken noch an ihrem Fuß hatte, troff seitlich aus den halb geöffneten Mäulern der geisterhaften Raubtiere. Zwei der Wölfe machten gerade Anstalten, zum Sprung anzusetzen, als ein grelles Licht wie aus dem Nichts, plötzlich durch die Dunkelheit drang. Sowohl Arranges, der gerade zur Seite hechten wollte, als auch die Wölfe erstarrten... mehr noch, die Geisterkreaturen schienen zurück zu weichen... Die Augen gegen die gleißende Quelle des Lichtes schirmend, versuchte Arranges zu erkennen, wer da neue auf den Plan getreten war. Aber alles, was er erkennen konnte. Ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als er ein paar Details erkennen konnte. Meryann?! ... Sogleich erreichte ihn eine Stimme, die der der Bretonin gar nicht so unähnlich war: 'Arranges, fangt!' Eine Schriftrolle segelte ihm entgegen... mehr durch einem Reflex, statt dem Bewusstsein folgend, angelte der Magier das zusammengerollte Pergament aus der Luft, rollte es außeinander und las die Zeilen. Ein gewaltiger Schub magischer Ströme jagte durch jede Faser seines Körpers und eröffnete seinem Geist für einen kurzen Moment alle irgendwie erdenklichen Arten der Magie... Der Kaiserliche dachte gar nicht weiter darüber nach, was er tat und woher die Frau plötzlich gekommen war, aber sie musste wohl irgendwie auf ihrer Seite stehen. Gewaltige Mengen Magie in seinen Handflächen fokussierend, ballte sich dort schon nach einer Sekunde ein greller Lichtball, der dem Gleißen des Lichtzaubers sehr nahekam, aber außerdem noch rot wie Sonne von innen heraus brannte. 'Sterbt!' Knurrte Arranges grimmig, während er den Zauber auf die Wölfe richtete...
Der Schattenwolf, welcher in der Mitte stand, wurde buchstäblich von dem Feuerball pulverisiert. In dem Lichtblitz, der direkt darauf folgte, gingen auch die beiden anderen Geisterwölfe unter. Das Feuerwerk dauerte nur wenige Sekunden aber danach waren sowohl die seltsamen Kreaturen, als auch das schwarze Geflecht, welches sie in einen Kokon aus purer Dunkelheit gehüllt hatte, verschwunden und sie standen wieder in der sternenklaren Nacht. Fragend sah sich Arranges nach der Bretonin um. Erst jetzt realisierte er sie richtig. Fast ein wenig erschrocken zuckte er zusammen, als er sie kurz genauer betrachtete. Sie sah Meryann tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, nur, dass sie ein wenig kleiner war als die Bretonin, mit der er die Zitternden Inseln erkundet hatte. 'Wer seid ihr?' Ein verschmitztes Grinsen huschte über ihr Gesicht. 'Arranjenne Tayrin... Mentorin unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil, Zweitmentor seit zwei Tagen... stets zu euren Diensten, Mentor Arranges Moryn.' Sprach sie respektvoll, aber nicht unterwürfig. Ihre Stimme hatte einen hellen, reinen Klang und war frei von jeglichem Makel... Sie sieht tatsächlich aus wie Meryann... Dachte sich Arranges erneut und bemerkte, wie ihm ein kleinwenig das Herz schwer wurde. Er brachte kein Wort heraus, zu sehr war er im Moment noch überrumpelt von dem Auftauchen des Zweitmentors und überhaupt der ganzen Situation... Nach einem weiteren Augenblick in dem er sie nur anstarrte, wandte er sich fast ein wenig hilflos zu Erynn um, die sich in diesem Moment wieder aufrappelte...
Geändert von weuze (14.05.2011 um 23:23 Uhr)
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Fossil
Erynn war es gelungen, sich bis auf die Knie hochzustemmen. In dem Moment, als sich die schwarze Ranke von ihrem Bein zurückzog, kehrte das Gefühl in ihre Glieder zurück, Kontrolle hatte sie jedoch noch nicht wieder darüber. Ihre Muskeln krampften, als wollten sie alle Befehle zugleich ausführen, denen sie in den letzten Tagen nicht hatten nachkommen können. Starr vor Schreck und völlig überrumpelt von der schnellen Abfolge der Ereignisse versuchte sie zu erfassen, was eigentlich vor sich ging.
Vorsichtig hob sie den Kopf und blinzelte, bis die dunklen Flecke vor ihren Augen verschwanden, nachdem das Gleißen von Arranges’ Zauber verblaßt war und sich die letzten Überreste der finsteren Magie, die sich in ihrem Fluch und den Geisterwölfen manifestiert hatte, als ölige, schmierige Rauchwölkchen vom Wind davongetragen wurden. Es dauerte einen Augenblick, während dem die Elfin nur dahockte und auf die sich vor ihr ausbreitende Szene schaute, dann aber schlug die Erkenntnis ein, daß sie sowohl die unheimlichen Verfolger losgeworden waren als auch, daß sie sich wieder bewegen konnte. Unbändige Freude erfaßte sie für einen kurzen Augenblick, die sie still über sich hinwegspülen ließ wie eine erfrischende, erlösende Meereswoge an einem viel zu heißen Tag.
Ihr nachdenklicher Blick fiel auf die andere Mentorin. Seltsam, daß sie gerade jetzt auftaucht, im allerletzten Moment, wo alles verloren schien. Woher kannte sie den Zauber, mit der man die Magie der Abtrünnigen brechen konnte? Warum hat sie ihn nicht selbst gesprochen? Erynn war es, als könne sie die gewaltigen arkanen Energien noch immer fühlen, die selbst für ihre nur rudimentär geübten Sinne fast schmerzhaft deutlich spürbar gewesen waren. Vielleicht war sie nicht stark genug dafür... aber wie zum Donner hat sie uns gefunden, hier, mitten im Nichts?
Die Elfin schüttelte den Kopf über sich selber. Diese Frau hatte ihnen beiden wohl eben das Leben gerettet – und hier hockte sie und war mißtrauisch, weil die Bretonin zu einem so seltsamen Zeitpunkt aufgetaucht war, anstatt sich darüber zu freuen, nicht nur lebendig, sondern auch wieder im Vollbesitz der Kontrolle über ihren Körper zu sein. Die Art des Nekromanten färbte definitiv auf sie ab. Langsam aber sicher wurde sie paranoid. Dennoch ist es seltsam... oder aber sehr geschickt von dieser Frau. Arranges hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er einen neuen Mentor als Eindringling in seinem Revier betrachten und bekämpfen wird. Dadurch, daß sie uns geholfen hat, dürfte die Tayrin ihm da ziemlich den Wind aus den Segeln genommen haben... zumindest steht er für den Moment in ihrer Schuld... Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, Arranges. Verdammt vorsichtig. Wenn sie nur halb so verschlagen ist, wie Torrah es war, dann hat sie längst begonnen, ihr Netz zu spinnen.
Arranges schien zu einem ähnlichen Schluß gekommen zu sein, jedenfalls deutete die Dunkelelfin sein Schweigen und seinen Gesichtsausdruck auf diese Weise. Als er seinen Blick auf sie richtete, kam sie mühsam auf die Füße und rang einen Moment um ihr Gleichgewicht, bis sie schließlich eine knappe Verbeugung vor der Bretonin zustande brachte. Dann schaute sie zurück zu ihrem Begleiter und schlüpfte wieder in ihre Rolle. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie lange Arranjenne sie beide beobachtet und ob sie etwas von der Vertrautheit, mit der Kaiserlicher und Dunmer mittlerweile miteinander umgingen, mitbekommen hatte, aber Erynn entschied, sich weiterhin so zu geben wie bisher, wenn andere Gatheringmitglieder anwesend waren: „Ich bin nicht verletzt, Mentor“, sagte sie ruhig. „Wünscht Ihr, daß wir den Weg jetzt fortsetzen?“
Geändert von Glannaragh (15.05.2011 um 15:55 Uhr)
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