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Legende
Hame
Sie brachen am nächsten Tag früh auf. Die Sonne war noch nicht hinter den Valusbergen aufgegangen, lediglich der graue Schimmer der Dämmerung im Osten, diente ihnen die ersten Stunden als Lichtquelle. Der Weg wurde zusehends steiniger und als die Sonne schließlich über die Gipfel der Berge stieg, hatten Arranges und Erynn die Baumgrenze erreicht. Bereits als sie losgelaufen waren, wurden sie nur noch von größeren Gruppen Kiefern umgeben, die sich an den Fels klammerten. Jetzt gab es nur mehr niedrige Nadelbüsche, die an die mächtigen Vertreter weiter unten erinnerten. Gras und Blumen wuchsen jedoch zu hauf. Die regelmäßigen kleinen Pausen vom Vortag setzten sich auch an diesem Tag fort.
Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten. Auch das Gras uns vor allem die Blumen wichen stetig aber sicher zurück, bis die beiden schließlich bald nur noch umgeben von Geröll und weit verstreuten, einzelnen Grasstöcken umgeben waren. Arranges schätzte ihre Position jetzt etwa nordnordwestlich von Hame. Sie würden den Kamm nicht einfach überqueren, sondern versuchen, von oben, also östlicher Seite an die Ruine heranzukommen. Der Kaiserliche hatte am Vortag bereits abgewägt, welcher Weg sinnvoller wäre, aber so, wie er das Bild noch im Kopf hatte, wäre es unmöglich gewesen, den Steilhang, an den sich die Ruine lehnte, sicher von dem Kamm aus zu passieren.
Mittlerweile hatten sie etwas flacheres Gelände erreicht. Der Ansatz, aus dem sich weiter unten der Kamm im Bogen nach Süden aus dem Gebirge heraus erstreckte. Die Bergflanken nach unten waren teilweise so steil, dass Arranges sich keinen richtigen überblick verschaffen konnte. Er sagte aber nichts zu Erynn, ihr war auch so anzusehen, dass sie sich bei der Kletterei schwer tat. Er selbst musste seinen Rüthmus erst lange suchen, bevor er wieder sichere Schritte setzen konnte, aber Erynn war so eine Art der Wanderung wohl eher nicht gewohnt. Ich vermisse ebenfalls den Komfort des Passes, den wir nach Morrowind genommen haben... Dachte er, als er einen schnellen Blick in das Gesicht der Dunmer warf. Er selbst bemühte sich sicher zu wirken, um der Elfe ein wenig Rückhalt zu geben.
Obwohl es nocht nicht dunkel war und die Sonne wohl noch eine Stunde am westlichen Himmel stehen würde, bis sie den Horizont erreicht hätte, beschloss Arranges, dass sie auf dem ausladenden, relativ flachen Plateau rasten würden. Arranges versucht noch mehrmals eine brauchbare Orientierung zu bekommen. Aber alles, was er aus den unzähligen, waghalsigen Blicken über den Rand der Felsnase und hinauf zu den Gipfeln herausbekommen konnte, wusste zum Teil schon. Sie mussten sich irgendwo weit über Hame in nördlicher Richtung befinden. Der Weißgoldturm und die Jerallberge in der Ferne halfen bei der Orientierung nur herzlich wenig. Schließlich ließ der Magier es bleiben, es würde ja doch nichts helfen.
Am nächsten Tag brachen sie wie auch schon davor, sehr früh auf. Allerdings mussten beide schon nach kurzer Zeit feststellen, dass ohne genügend Tageslicht kein Weiterkommen war. Die Hänge fielen bald schier senkrecht nach unten ab und nur zerklüftete Felsterassen erlaubten es ihnen wenigstens irgendwie ihren Weg zu finden. Nachdem auch diese Felsterassen immer weniger wurden, machte Arranges halt. Sie hingen in einer kleinen Einkerbung in ener Steilwand. Die Gipfel waren nach oben nicht einzusehen. Schauten sie nach unten, konnten sie im Süden vage das Tal des Panthers erkennen, während sich in ihrem Rücken der Fels auftürmte. 'Erynn, wir können so nicht einfach weiter. Hame muss sich irgendwo unter uns befinden... aber bevor wir den Abstieg wagen, sollten wir uns gegenseitig ein wenig sichern...' Die Dunmer war das Klettern alles andere als gewohnt, wie Arranges jetzt, da es wirklich nur noch mit Händen und Füßen funktionierte, deutlich bemerkte. Er Zog den schlanken, aber recht Langen Strick hervor, mit dem er Erynn damals an ihr Pferd gefesselt hatte. Nach einem kurzen Blick in ihr erschöpftes Gesicht, ging er wortlos vor ihr in die Knie und begann damit, das Seil fest, aber nicht abschnürend, um ihre Hüfte zu binden. das andere Ende band er um seine eigene Taille, nachdem er seinen Umhang abgenommen und zusammengerollt an seinem Gürtel befestigt hatte. Arranges versuchte immer einfache und nicht zu augesetzte Stellen zum Abstieg zu finden. Nicht nur einmal rutschten sie mehr über den Fels, als dass sie wirklich gezielt ihre Füße und Hände setzten. Der Magier ließ Erynn stets voranklettern, damit er sie im Notfall am Seil auffangen konnte. Er selbst war kein routinierter Bergsteiger, aber dennoch wusste er um die Tücken zerklüfteter Steilhänge.
Nach einer schier nicht enden wollenden Kletterei, die arg an den Kräften zehrte, wurde der Abstieg endlich ein ganzes Stück einfacher. Während einer weiteren kurzen Verschnaufpause - Arranges hing relativ unbequem in in einer Felsspalte, während er Erynn soweit hinuntergelassen hatte, dass sie auf einem hervorspringenden Fels sitzen konnte, richtete er aufmunternd das Wort an sie: 'Wir haben es fast geschafft. Der Hang sollte bald abbrechen und eine Art Nische in der Flanke des Berges bilden... In dieser Nische müsste sich Hame befinden...' Er blickte prüfend in die Sonne. Sie lagen gut in der Zeit. Es würde vielleicht noch zwei oder drei Stunden dauern, bis sie die Ruine erreicht hätten und dann dürfte bereits auch wieder die Dämmerung einsetzen.
Wie Arranges versprochen hatte, wurde das Gelände bald wieder sehr viel einfacher. Eine letzte Biegung noch und man konnte von schräg oben herab, die Ruine einsehen. Um das Bauwerk war sogar wieder ein wenig Grün zu sehen. Wie ein stiller Zeuge vergangener Zeit, schmiegte sich das Bauwerk an den Berg und überblickte die gesamte Nibenay. Der Nekromant beschloss auch schon nach einigen weiteren Metern, dass es das Seil nicht mehr brauchte. Knapp eine Stunde später standen sie auf dem Sockel des Turmes, der praktisch die komplette Ruine darstellte. Direkt an den Rand des kleinen Plateaus gebaut, konnten sie beide von der Ayleidenruine aus, in den ungetrübten Sonnenuntergang schauen, während die feuerrote Scheibe im Westen versank und zum letzte Gruße den Himmel in ein geradezu atemberaubendes Purpur tauchte.
Geändert von weuze (26.04.2011 um 12:40 Uhr)
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