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Legende
Arranges brach sich seinen Weg regelrecht durch das Unterholz, er gab sich nicht die geringste Mühe, irgendwie leise oder vorsichtig zu sein. Ärger brodelte in ihm, aber noch gelang es dem Magier, diesen im Zaum zu halten. Als das filzige Buschgewirr immer dichter und höher wurde, konnte Erynn nicht mehr weiter und blieb stehen. Arranges wollte gerade erleichtert aufatmen, als der Zaunkönig bei ihren Worten wieder aufgeregt zu Piepsen und zu zwitschern begann... Er flog nochmal einige Meter voraus und verschwand zwischen den Bäumen. Auf der Stirn des Beschwörers, der hinter ihr stand, bildete sich langsam aber sicher eine tiefe Falte der Wut. Ich dreh dir den Hals um, wenn du jetzt weiterläufst... Aber genau das tat Erynn...
Es dauerte keine halbe Stunde, bis sie feststellten, dass das dichte Unterholz schnell abnahm... Sie schienen sich jetzt in einer vollkommen anderen Welt zu bewegen. Bis auf Gestrüpp dicht am Boden, war der Raum zwischen Grund und Blätterdach völlig leer. Ein tiefgrünes, Licht flutete von oben durch die Blätter und tränkte den Wald, in dem sich kein Lüftchen regte, die Zeit schien hier seit mehreren Jahrtausenden still zu stehen. Kein Tierlaut, kein Rauschen oder Rascheln war zu hören. Die Luft war dick, es roch irgendwie, fast schon angenehm, nicht penetrant nach Moder. Mächtige, von dunkelgrünen Flechten überwachsene Stämme standen breit gefächert auf dem moosigen Grund und hielten wie die Säulen in einer großen Halle das Dach des Waldes, von dem vereinzelt breite, dunkelgrüne, bis schwarze Filzteppiche herunterhingen. Einzig das Flattern des Vögelchens war zu hören und es klang beinahe störend, unangenehm laut, in dieser überwältigenden Ruhe...
Der Zaunkönig flog noch ein Stück voraus, bis er bei einem weiteren, sehr breiten Filzteppich kreiste und wartete, bis sie nachgekommen waren. Das Licht war zwar mittlerweile nur noch spärlich vorhanden, aber sofort fiel dem Nekromanten etwas Vertrautes an dem Filzteppich auf. Nein... und mir ist es die ganze Zeit nicht in den Sinn gekommen... Der Vogel flog um den jetzt gar nicht mehr so schlaff von oben herabhängend wirkenden, sehr breiten Moosteppich herum. Arranges hielt Erynn grob zurück, als sie versuchte dem Vogel zu folgen. 'Halt den Rand und beuge dein Haupt, wenn ich es tue... und mach keine Faxen!' Zischte der Kaiserliche eindringlich, dann ließ er sie los. Auf der anderen Seite war ein leises Zwitschern zu hören, dann eine lange Pause. 'Ahh... er hat also doch noch hergefunden... und seit er das letzte Mal hier war, vieles vergessen, was ich ihm erzählte...' Die Stimme, die zu hören war, wirkte, als würde die Kehle nur Luft aus den Lungen entweichen lassen, ein tatsächlicher Ton war gar nicht zu hören. Und doch waren die Worte voluminös und deutlich zu verstehen. Ein tiefes, jedoch nicht bedrohliches Grollen schwang in der Stimme mit. Ein Ruck ging durch den natürlichen Vorhang und plötzlich schien sich die ganze Waldkulisse vor ihnen zu bewegen. Auf dem Boden zu ihren Füßen rührte sich jetzt ein oberschenkeldicker, schuppiger Schwanz, den sie zuvor schlicht nicht gesehen hatten. Bewegung kam in die ganze Gestalt, bis sie sich einem gewaltigen Umriss, der sich absolut schwarz vor dem restlichen Forst abhob, gegenübersahen... Ein warmes, angenehmes Licht schien plötzlich von überall herzukommen und eine Lichtinsel inmitten der Dunkelheit des Waldes zu bilden. Die Gestalt des Argoniers war mächtig und hatte mit der Erscheinung jener Argoniere, die man sonst auf Tamriel antraf, nur mehr wenig gemein. Die Beine der Echse waren ihrer natürlichen Form Willen, im Sprunggelenk und Knie leicht angewinkelt, es sah ein wenig so aus, als würde er immer halb hocken, statt mit ganz ausgestreckten Gliedmaßen stehen. Was seine Größe jedoch nicht minderte. Arranges reichte dem Druiden gerade bis zum Brustbein. Aber die Gestalt war nicht nur groß, sondern wirkte aufgrund der Körperhaltung auch recht breit, vor allem die gewinkelten Knie, welche leicht zur Seite gespreizt waren, verstärkten diesen Eindruck. Auf dem kurzen Hals saß ein massiger Schädel. Eine makellos gleichmäßige Form ließ den leicht geneigten Kopf erhaben und unendlich wirken. Die leicht gebogene Linie des langen Nasenbeins beibehaltend, saßen leicht versetzt über den Augen auf beiden Seiten des Kopfes jeweils ein gewaltiges, makellos ebenes Horn, welches geradewegs nach hinten seitlich aus dem Schädel trat. Die großen, nackten Füße und die relativ großen Hände waren mit leicht gebogenen, jedoch nicht sehr langen Klauen bewehrt. Die einzigen beiden Kleidungsstücke, die der Druide am Leib trug, waren der Filzteppich, der als Umhang diente und ein breiter, vom Wetter gezeichneter Lendenschurz. Der Rest des Körpers wurde von feinen Schuppen bedeckt, deren Farbe je nach Körperteil wechselte. Der Bauch war hellgrün, während einzelne Schuppen am Kopf und auf den Armen dunkelblau waren und seltsame Muster bildeten, der Rest wechselte zwischen dunklem Braun und grün... Die Augen waren trüb und in die Höhlen eingesunken. Aber trotz dessen, dass Harchaxas uralt wirkte, fast blind zu sein schien, leuchteten im Zentrum der milchig getrübten Augen jeweils ein kaum wahrzunehmender, rotgelber, kleiner Punkt. Typische Dinge, die man bei einem Druiden vielleicht erwartete hätte, fehlten. Schmuck besaß und brauchte er nicht, genau wie vieles andere nicht. Lediglich ein kleiner Beutel hing an dem Band, das seinen Schurz um die Hüften hielt und ein eng geschnürtes, kleines Felltotem an einem Handgelenk.
Die Szene, wie der Argonier sie nur für einige Sekunden musterte, wurde lediglich von dem leisen Gezwitscher des Zaunkönigs wieder wachgerüttelt, der sich jetzt auf ein Horn des Druiden setzte und fröhlich und unbeirrt weiterzwitscherte. 'Arranges.' War wieder die langatmige, aber doch irgendwie warme Stimme zu hören, die wie ein surreal sanftes, weiches Donnergrollen über den Kaiserlichen und Erynn hinwegrollte, zu hören. 'Es ist eine Freude, dich wiedereinmal bei mir begrüßen zu dürfen...' Die Worte wirkten unglaublich zäh, obwohl der Druide mit ganz normaler Geschwindigkeit sprach. 'Es ist mir eine Ehre, euch besuchen zu dürfen Harchaxas...' Gab Arranges ehrfürchtig zurück und beugte sein Haupt. Erynn tat es ihm nach einer Sekunde des Zögerns gleich. 'Ihr... seid nicht allein gekommen... darf ich wissen welches Kind aus dem Schoße des Roten Berges ich ebenfalls in meiner Gesellschaft willkommen heißen darf?'
'Das ist Lady Erynn Releth... seit einiger Zeit meine Begleitung...'
'Ahhh... Erynnnnnnn... was für ein herrlicher Klang... kommt ein wenig näher Erynn...' Zögernd trat die Dunmer auf den Druiden zu. Wirkte Arranges schon recht klein vor dem massigen Körper, so ging die Elfe mit ihrer zierlich drahtigen Statur beinahe unter vor dem Leib des Argoniers. 'Ihr... habt ein schönes Gesicht Erynn und wunderbar reine Augen...' Wie zur Bestätigung stieß der Zaunkönig zwei hohe Töne aus und hüpfte einmal aufgeregt auf dem Horn auf und ab. '... er sagt, ihr habt ein gutes Herz... und was er sagt glaube ich... er ist viel zu klein um über etwas wie Lügen nachdenken zu können... es wundert mich fast ein wenig, da ihr mit jemandem wie Arranges unterwegs seid...' Erynn bekam nicht mehr als ein zögerndes Nicken zu Stande. 'Ahhhjaaa... ihr habt wie ich vor langer Zeit ebenfalls erkannt... dass sich hinter dem Nekromanten, den auch ich so nicht gutheiße, ein guter Mensch verbirgt... Arranges?'
'Ja Harchaxas?'
'Es gibt einen bestimmten Grund dafür, dass ihr vor einigen Tagen in meinen Wald eingedrungen seid und in der Siedlung Bleichersweg nach mir fragtet...'
'Nun ja, den gibt es... genau genommen gibt es zwei...'
'Nun mal langsam Arranges... habt ihr denn wirklich alles... vergessen, was ich euch beigebracht hatte?'
'Nein...'
'Gut, dann lasst die hektische, schmutzige Welt draussen vor sich hinrotten und denkt nach, bevor ihr mich um etwas bittet und denkt nochmals nach, bevor ihr mich um das Zweite bittet...'
'Ich brauche eine Auskunft von dir Harchaxas...'
'Eine Auskunft ist viieeel wert Arranges... sie kann sowohl Leid, als auch Freud bedeuten, habt ihr das reichlich überlegt?'
'Ja...'
'Dann will ich versuchen, euch Auskunft zu gebe, Arranges...'
'Ich brauche Auskunft über den Standort eines Oblivionstors... nur den Ort wo es steht, weiter...'
'Genug! ... Stellt nicht zwei Fragen auf einmal oder noch schlimmer, ihr stellt eine Frage und denkt dann, ihr müsst sie noch erklären, ich bin alt aber nicht dumm! ... Hmmmm... ich weiss zwar nicht, was ihr bei einem Obliviontor wollt, aber das ist mir im Grunde gleich, es war nicht Gegenstand unseres Gesprächs... ich komme gerade aus dem Süden... am äußersten Rand meines Waldes in der Nibeney habe ich die Kunde erhalten, dass sich wohl irgendwo eines im Dunkelwald aufgetan haben muss... ich bin mir selbst nicht sicher, aber das kann ich ändern, die Information scheint euch zu wichtig zu sein, als dass ich mich damit zufrieden geben könnte, euch nur eine halbe Antwort zu geben... Ich will euch die genaue Position sagen... sobald ich sie selbst weiss...' Einen Augenblick später segelte der Zaunkönig zwitschernd davon und verschwand im Wald zwischen den Stämmen. 'Aber bis es so weit ist, will ich euch und Lady Erynn einladen, meine Gäste zu sein...' Beide nickten sie. 'Gut... dann soll uns Speis, Trank und das Erzählen die Zeit verkürzen...' Ohne irgendeine Regung, ohne, dass der Argonier den Blick von den beiden nahm und ohne, dass sich sonst großartig etwas regte, bemerkte sowohl Arranges, als auch Erynn, dass sie nicht mehr allein waren. 5 Zweiglinge traten aus dem Schatten des Waldes hervor. Nur wenige Minuten später, saßen alle drei an einem Tuch, gewoben aus Gras, aber so fein wie ein Wolltuch - Erynn und Arranges nebeneinander, dem Argonier gegenüber - auf welchem sich zahlreiche exotisch wirkende Dinge befanden. Wildes Gemüse und Beeren in Hülle und Fülle...
'Nun, fehlt noch das Erzählen... Erynn, lasst mich ein wenig von euch wissen, bitte...' Erynn erzählte also von sich. Aufmerksam hörte der Argonier zu und stellte hin und wieder Fragen, bis sie allmählich zum Ende der groben Erzählung über ihr Leben und sich kam. 'Das soll genug für heute sein... Arranges, ihr hattet doch noch eine zweite Bitte... ich glaube, dass ihr reichlich darüber nachgedacht habt, also, stellt eure Frage...' Aber statt eines Wortes seitens des Kaiserlichen, sah der dem Druiden nur in die Augen. 'Hmm... es ist eine Schande, wie ihr zu manchen eurer Begleiter steht Arranges, aber auch das geht mich im Grunde nichts an...' Von hinten trat lautlos eine der Zweiglinge an Erynn heran, legte sanft ihre Hände auf die Schultern der Dunmer und strich dann mit einer zärtlichen und fast ein wenig verheißungsvoll und verführerischen Bewegung über ihre rechte Wange. In tiefen Schlaf gesunken, kippte Erynn nach hinten, wo sie von dem Zweigling aufgefangen und vorsichtig auf dem Boden abgelegt wurde.
Arranges indessen handelte mit dem Druiden aus, dass er auf Erynn aufpassen solle. Während sie das Für und Wieder diskutieren, kam der Zaunkönig wieder zurück und piepste aufgeregt. Der Kaiserliche erfuhr, wo sich das Tor genau befand. 'Aber seid auf der Hut Arranges, ich weiss nicht, was dort draussen wieder los ist, aber seit ihr bei Bleichersweg in meinen Wald eingedrungen seid, hat zweimal etwas abgrundtief Böses versucht hier ebenfalls hereinzukommen... irgendetwas hat eure Fährte aufgenommen... das ist im Übrigen auch der Grund, warum ich Erynn für euch in meinen Schutz nehmen werde...' Arranges bedankte sich ausgiebig und ließ sich dann von dem Vögelchen noch in der selben Nacht aus dem Wald auf die orangene Straße führen...
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Fossil
Erynn beendete ihre Erzählung. Dieses abgeschiedene, wie aus der Zeit genommene Fleckchen Wald vermittelte einen Frieden, wie sie ihn bisher noch nicht gekannt hatte. Wie einfach wäre es, wenn wir schlicht hierbleiben und die Welt ihre eigenen Kämpfe ausfechten lassen könnten... Sie horchte auf, als Harchaxas wieder sprach. Was soll das heißen, wie er zu seinen Begleitern steht... Ist das eine Falle? Sie wollte aufspringen, als sie eine Berührung wahrnahm, so leicht und sanft wie von einem Blatt, das ihre Wange streichelte. Arranges, du verdammter...
Das erste, was sie wieder mitbekam, war der Geruch. Schwere, fruchtbare Erde und einen Hauch von Lebendigkeit und Blütenduft. Für eine Weile weigerte sie sich einfach, die Augen zu öffnen und den Moment zu stören. Die Elfin hatte keine Ahnung wo sie sich befand – es war ihr auch egal. Sie konnte hier liegenbleiben und sich völlig sicher sein, daß kein Abtrünniger sie hier erreichen würde. Abtrünnige...? Erynn riß die Augen auf und sah sich wild um. Zunächst glaubte sie, völlig allein zu sein, bis ihr eine Bewegung auffiel. Die dryadengleichen, so seltsam anmutigen Zweiglinge standen verteilt zwischen den hohen Bäumen und wiegten sich leicht im Wind. Die Elfin glaubte, ein helles, plätscherndes Lachen von ihnen zu hören, aber es konnte sich genauso gut um eine Sinnestäuschung handeln. Sonst war niemand zu sehen. Es gab keine Hinweise darauf, daß außer ihr und den magischen Kreaturen überhaupt jemals jemand hier gewesen war.
Arranges und dieser Druide also... verdammt, was fällt dir ein, mich einfach so zurückzulassen? Alleine überlebst du in so einem Tor keine hundert Herzschläge lang! Wie kann man nur so dermaßen blöd, unvernünftig und sturköpfig sein? Sie begann am Rande des hohen Gestrüpps herumzutigern, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihr half zu verstehen, was eigentlich vor sich ging...
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Legende
Großer Forst -> Ringstraße
Arranges hechtete dem Vogel hinterher. Der kleine Flattermann war plötzlich erstaunlich schnell unterwegs und der Kaiserliche hatte Mühe ihm zu folgen. Die Macht des Druiden wurde jetzt aber, da es eilte und Arranges mit dem Zuspruch Harchaxas den Wald durchquerte, deutlich spürbar. Der Nekromant hatte das Gefühl, als gingen ihm die Bäume plötzlich aus dem Weg, das Gestrüpp wurde hart und unnachgibig, bildete einen sicheren Grund unter dem Sprinter. Was Arranges nicht wusste, jedoch ahnte, war, dass ihn der Zaunkönig aus dem Wald heraus in südöstlicher Richtung auf die Ringstraße führen würde. Im Morgengrauen legte der Magier eine kurze Rast ein um verschnaufen zu können. Einmal mehr in seinem Leben dankte er seiner ihm von den Göttern gegebenen Ausdauer. Er hatte zwar nicht Arme und Beine eines Kriegers, aber seine Kondition war ausgezeichnet. So ging das die darauffolgende Nacht, bis hin zum nächsten Morgen weiter... bis Arranges endlich völlig erschöpft aus dem Wald hervorbrach und auf eine Heide stolperte. Einige Meter weiter unten an dem sanft ansteigenden Hang, erblickte er vor sich die Ringstraße. Etwas weiter östlich konnte er hinter einer niedrigen Kuppel im Hang die Dächer von Bockbierquell sehen. Vor sich, im Süden erstreckte sich der Rumaresee, in dessen Mitte die Kaiserstadt thronte.
Erst jetzt gönnte er sich eine richtige Rast. Völlig erschöpft und schwer atmend, ließ er sich einfach ins Gras fallen. Ich will nie Staffelläufer werden... Dachte er zwischen zwei Schnaufer. Der Zaunkönig ließ sich auf die Brustplatte gleiten und sah den Kaiserlichen an. Arranges hob den Kopf und blickte den kleinen Vogel an. 'Überbringe Harchaxas meinen Dank und sag ihm, dass ich ihm vertraue, was Erynn angeht...' Der kleine Vogel piepste ein paarmal und flatterte dann davon, wieder zurück in den Wald. Nach einer Weile setzte sich Arranges auf. Langsam drehte er sich um in Richtung Waldrand. Einige Minuten blickte er auf die grünschwarze Wand... Wäre auch zu schön gewesen... Dachte er und spürte plötzlich einen hässlichen Stich in der Brust. Nein Arranges, lass dich jetzt nicht auf eine Diskussion mit deinen Gefühlen ein...! Er beschloss, sein Unterbewusstsein einfach auszuschalten. Mit etwas unsicherem Schritt ging er auf die Straße zu und versuchte, wieder einen normalen Puls zu bekommen, regulierte seine Atmung und nach einigen Metern konnte er fast wieder normal laufen. Was man ihm jedoch nicht ansah, seine Beine waren schwer wie Blei und er war im Begriff, im Laufen einzuschlafen. Nur noch bis zur Taverne, dann kann ich endlich schlafen... Er würde den restlichen Weg zum Tor zu Fuß bestreiten. Spätestens bei Cropsford ging es wieder in den Dunkelwald und dort konnte man nicht reiten...
Am nächsten Tag verließ Arranges Bockbierquell und folgte weiter der Ringstraße. Er kam gut voran, das Wetter war einigermaßen gut und er war ordentlich erholt, trotz grausigem Bett. Aber irgendetwas störte ihn. Während der nächsten beiden Tagen hing er seinen eigenen Gedanken nach. Er hatte mittlerweile den Bogen, den die Straße nach Süden beschrieb, erreicht. Die Dämmerung brach herein und er schlug am Straßenrand sein Lager auf. Am Feuer sitzend, kam ihm wieder in den Sinn, dass etwas fehlte und zwar sehr. Mit ein und dem selben Gedanken schlug er sich nun schon seit den letzten drei Abenden herum. Er wusste nicht was fehlte, aber es fehlte etwas. Irgendetwas hatte er vergessen... oder wurde er langsam aber sicher wirklich schon verrückt... der Druck, der auf ihm seit dem Verrat der Meister ruhte, lastete schwer auf seinen Schultern, es war also kein zu absurder Gedanke, dass er mehr und mehr am Rad drehte. Sobald das hier vorbei ist, werde ich mich für eine ganze Weile bei Bruder Marbell einquartieren und ENDLICH das Buch studieren...
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Fossil
Großer Forst
Je länger die Elfin am Rand des undurchdringlichen Unterholzes entlanglief, umso mehr fühlte sie sich wie ein gefangenes Tier. Es bestand längst kein Zweifel mehr, dem Kaiserlichen war es gelungen, sie loszuwerden. Ich weiß deine Sorge ja zu schätzen, Beschwörer, aber das ist langsam mehr als albern. Ich bin doch kein kleines Kind, das du aus allem raushalten und beschützen müßtest... Und was zum Donner gibt dir eigentlich das Recht dazu, mich hier einfach kaltzustellen? Noch einmal blickte sie sich suchend um, aber noch immer war außer den Zweiglingen, die sie wachsam beobachteten, keine Seele zu sehen. „Harchaxas? Was soll dieses Spielchen? Zeigt Euch, verdammt noch mal!“
Einen Augenblick, nachdem ihr Ruf verklungen war, raschelte es im Blätterdach hoch über ihr. Ein einzelnes, grünes Blatt, gefolgt von zwei bereits vergilbten, abgestorbenen, selgelten hinter ihr zu Boden. Ein weiteres Rascheln von oben und plötzlich kam etwas Riesiges aus den Kronen heruntergeflogen. Ein dumpfer Aufprall, der den Boden kurz erzittern ließ... 'Ihr hättet natürlich auch warten können, bis ich euer Erwachen mit Worten meinerseits versehen hätte um euch einen möglichst schönen Morgen gewünscht zu haben...' Nachdenklich blickte Harchaxas zu Boden und hob das grüne Blatt auf. 'Hmm... ganz nebenbei, was fällt euch ein, Lady Erynn, mich in die Hektik der Welt draussen hinein zu ziehen?! Wagt es nicht noch einmal, mich herbeizurufen, wie einen Hund!'
Erynn legte den Kopf in den Nacken, um dem Argonier in die Augen sehen zu können. Der Druide war einschüchternd, ohne Zweifel, und sie mußte jede Menge Zorn und Mut zusammenkratzen, um dennoch mit fester Stimme antworten zu können: "Solange Ihr mich hier eingesperrt haltet wie ein wildes Tier, sehe ich keinen Grund für Geduld. Was habt Ihr und Arranges ausgekungelt? Warum glaubt ihr beide, ihr könntet mich einfach hier festhalten?"
Der Argonier seufzte. 'Ich glaube nicht, euch hier festhalten zu können, ich weiss, dass ich es kann... Arranges hat mich nur gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass euch nichts geschieht... Um so mehr, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass irgendetwas gezielt nach ihm sucht... Ich kann ihn verstehen, wenn er mich bittet, euch zu schützen... Allein die Tatsache, dass er gerade mich dafür aufsucht, zeigt, wie wichtig das für ihn ist und wie sehr ihr ihm am Herzen liegt, auch wenn euch das bis hierhin noch nicht aufgefallen sein dürfte... Und seid unbesorgt, ihr werdet euch nicht länger eingesperrt fühlen müssen, ich werde weiter in Südwestliche Richtung wandern und ihr kommt mit!'
"Von allen sturköpfigen, arroganten... dieser verdammte Idiot!" Erynn schnaubte. "Ich weiß, daß irgendwelche Leute hinter uns her sind! Und sie werden damit nicht einfach durchkommen! Was glaubt Arranges eigentlich, wer er ist? Ich brauche keinen Schutz und ich habe nicht darum gebeten!" Sie atmete tief durch. "Harchaxas, Ihr sagt, Ihr seid ein Freund des Magiers. Wieso laßt Ihr ihn dann allein durch die Gegend rennen, obwohl Ihr genau wißt, daß die Verräter ihm im Nacken sitzen? Ich begreife das einfach nicht... Wißt Ihr wenigstens, wer genau uns verfolgt hat? Wieviele sind es? Wie sind sie ausgerüstet? Davon abgesehen: Ich habe nicht das geringste Bedürfnis mit Euch zu kommen und Ihr werdet mich nicht dazu zwingen!"
'Genug! ... Ich will nicht wissen, warum Arranges verfolgt wird, es ist mir auch ersteinmal egal... warum mich das nun trotzdem etwas angeht beruht darauf, dass sich seit ihr durch Bleichersweg gekommen seid, zweimal irgend eine aggressive Widernatürlichkeit versuchte, sich Zugang in meinen Wald zu verschaffen um euch vor dem Erreichen der orangenen Straße abzufangen... Die Kreatur oder was auch immer das war, schreckte vor nichts zurück, um irgendwie in den Wald vordringen zu können, nur mit Mühe konnte ich mein Reich vor dieser Verschmutzung schützen... wäre ich selbst da gewesen, hätte ich das Ding dorthin zurückgeschickt wo es herkam... Seid Arranges nun den Großen Forst verlassen hat, ist auch sein Verfolger wieder verschwunden... Die Gedanken dieses Menschen gehen mich nichts an und ich frage auch nicht weiter danach...' Harchaxas fixierte Erynn mit seinen Augen. 'Ich zwinge euch nicht mitzukommen, ihr werdet das freiwillig tun...'
Die Dunmer ließ sich auf den Waldboden sinken. Ihr Geschrei würde zu nichts führen; es interessierte den Druiden nicht einmal. "Wie könnte ich mit Euch kommen nach dem, was Ihr mir gerade erzählt habt?" fragte sie hilflos. "Arranges mag mächtig sein, aber er ist auch draufgängerisch und unvorsichtig. Wir haben oft Seite an Seite gekämpft... Meistens endete es damit, daß er es war, der mehr tot als lebendig im Dreck lag, nicht ich. Er macht sich etwas vor wenn er glaubt, mich beschützen zu müssen oder es mit allen Gefahren allein aufnehmen zu können. In dieser Art von Selbstbetrug hat er es übrigens zur Meisterschaft gebracht." Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde mir diesen Irrsinn nicht tatenlos mit ansehen, Harchaxas... selbst wenn es nicht der Beschwörer selbst wäre, um den ich fürchtete, so hängt zu viel von der Suche nach diesen Toren ab, als daß ich noch ohne Ekel in den Spiegel schauen könnte, wenn ich Euch jetzt nachgebe."
'Ihr unterschätzt den Magier... Arranges ist wahrlich nicht oft in Begleitung unterwegs, er agiert auch nur dann unklug, wenn er jemanden um sich hat... das war schon immer so. Ist er allein, bewegt er mit seiner unbändigen Zähigkeit schonmal Berge... für euer seelisches Befinden kann ich leider nichts tun, ich soll eure körperliche Unversehrtheit wahren, mehr nicht...'
Erynn spürte, wie ihre Halsschlagader pochte. Schiere Wut über die Bevormundung verdrängte jede Vorsicht vor dem alten Argonier. "Was fällt euch beiden überhaupt ein?! Was ich will, zählt wohl gar nicht, oder was? Wie könnt ihr es wagen über mich zu entscheiden als sei ich ein Gegenstand ohne freien Willen? Meine 'körperliche Unversehrtheit' interessiert mich gerade nicht besonders... Jene, die uns verfolgen glaubten ebenfalls, über mich verfügen zu können und dafür werde ich sie zur Strecke bringen! Und weder Ihr, noch Arranges, noch dieses elende Dornengestrüpp werden mich davon abhalten! Also: Entweder, Ihr gebt mir den Weg durch das Unterholz frei -ich bin mir sicher, daß Ihr dazu in der Lage seid, Druide- oder ich hacke mir den Weg hindurch!"
Harchaxas zeigte kaum eine Regung. 'Ihr seid recht dumm Erynn, auch wenn es mir widerstrebt, diesen Eindruck von euch zu haben, ihr wisst nichteinmal, in welche Richtung Arranges gegangen ist... Um ehrlich zu sein, kann ich die Sorgen des Magiers langsam ein wenig verstehen... ich werde versuchen, meine Gesellschaft für euch so angenehm wie möglich zu gestalten...' Der Druide schien gar nicht zu verstehen wollen, was Erynn so in Rage versetzte. 'Der Wald, gehorcht nicht mir, er folgt seinem eigenen, unergründbaren Wesen... Mir gehorchen nur die Zweiglinge, die Hüter des Waldes...' Und als ob er diese Aussage beweisen wollte, trat eine der Dryaden von hinten an die Dunmer. 'Wie gesagt, ich werde euch nicht zwingen, bei mir zu bleiben...' Der Zweigling legte sanft eine Hand auf die Schulter der Dunmer, während die andere vom Nacken aus nach vorn am Hals entlangstrich, sich seitlich um das Kinn der Kriegerin legte und sie zwang, zur Seite zu blicken, in die Augen des Zweiglings... Die Zeit schien still zu stehen, während sich ihre Lippen für einen Augenblick, der doch so lang wie die Unendlichkeit wirkte, aufeinanderlegten...
Du willst es einfach nicht begreifen! Laß mich einfach meiner Wege ziehen und wir beide sind glücklich... was zum...? Nicht schon wieder! Harchaxas, pfeif dieses Biest zurü..."
Was dann geschah überrumpelte die Elfin völlig, so daß ihr nicht einmal einfiel, sich wehren zu wollen. Wie paralysiert sackte sie in den Armen der Dryade zusammen und genoß die stille, sanfte Liebkosung, ohne einen Gedanken an die Seltsamkeit der ganzen Szene zu verschwenden, schloß die Lider und ließ den Kuß einfach geschehen. Sie fühlte, wie ein tiefer Frieden sie erfaßte und die Wut, die Sorgen und die Welt außerhalb der Lichtung hinfortspülte wie kühles, kristallklares Wasser. Unwillkürlich strich Erynn mit den Fingerspitzen über die borkige Haut am Arm des Wesens, komplett vereinnahmt von seinem Geruch, seinen Bewegungen und jeder seiner Berührungen. Wie viel Zeit verstrich, während sie so dasaß, fest an den schlanken, fremdartigen Körper der Baumfrau geschmiegt, vermochte sie danach niemals zu sagen. Es schien wie eine Ewigkeit.
Ein leiser, unwilliger Laut entrang sich ihrer Kehle, als der Zweigling sie schließlich vorsichtig auf dem Boden ablegte. Geh nicht weg... noch nicht jetzt... Sie schlug die Augen auf, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und schaute reichlich verwirrt direkt in das Gesicht des Druiden. Hinter sich hörte sie ds leise, glockenhelle Kichern der Dryade. "Was... ist passiert?" fragte sie benommen. "Ich wollte irgendwas sagen, aber... es ist mir entfallen, wie es scheint..."
'Nun... wenn ihr nicht mehr wisst, was ihr sagen wolltet, wird es auch nicht weiter wichtig gewesen sein denke ich...' Der Druide machte eine auffordernde Bewegung mit einer der gewaltigen Hände. 'Wenn... ihr euch dann erheben würdet, Lady Erynn? Wir weilen schon zu lange am selben Ort... und...' Ein leises, vertrautes Zwitschern erklang aus dem Dickicht um die Lichtung. Der Zaunkönig kam aus dem Gebüsch geflogen und ließ sich wie auch schon am Abend zuvor, auf eines der Hörner des Druiden gleiten. Für Harchaxas schien das wohl keine weitere Bedeutung zu haben, außer eben jene, dass der Vogel von wo auch immer zurückgekehrt war. Der Argonier winkte Erynn und machte Anstalten, sich zum Gehen zu wenden...
"Ja... ja, so wird es wohl sein. Geschmeidig stand sie auf und folgte Harchaxas, während sie sich über das Bild des kleinen Vogels freute, der sich sich auf dessen horngekröntem Kopf sehr wohl zu fühlen schien. Woran habe ich bloß eben noch gedacht? Nun, vielleicht war es wirklich nichts besonderes... was solls.
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Legende
Herzland; Grafschaft Cheydinhal
Arranges setzte seinen Weg am nächsten Tag fort. Er folgte der Straße weiter nach Süden, bis er an die Kreuzung kam, wo die Straße in östlicher Richtung nach Cheydinhal führte. Er bog auf diese Straße ein und wanderte weiter, bis endlich Nagastani in Sichtweite kam. Arranges beabsichtigte auf Höhe der Ruine die Straße zu verlassen und dann in die nördlichen Ausläufer des Dunkelwaldes zur Nibenay zu gelangen.
Die Sonne war bereits hinter dem Rand der Welt versunken, als er den Waldrand endlich erreicht hatte und ein Feuer aufschichtete. Das Gefühl, das ihn schon seit er den Druiden verlassen hatte, zermürbte, war im Laufe der Tage immer stärker geworden. Er konnte es auch nicht mehr ausblenden. Als er am Feuer saß und den Proviant wieder einpackte, nachdem er festgestellt hatte, dass er gar keinen Hunger verspürte, beschloss er doch auf diese grausig ablenkende Wahrnehmung einzugehen... er hatte kaum damit angefangen zu überlegen, schon traf ihn die Erkenntnis hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Erynn...! Verwundert und gleichermaßen erschrocken über sich selbst, konnte er sich weiteren Eindrücken seines Unterbewusstseins nicht mehr erwehren und so haderte er mit sich selbst, bis er Argumente gefunden hatte, mit denen er seine Entscheidung zum Wohle ihres Schutzes, vor sich selbst zu rechtfertigen vermochte...
Während er jedoch stumm mit sich selbst stritt, bemerkte er nicht, wie hinter ihm im Wald ein paar Zweige knackten. Erst, als ein leiser, glucksender Laut gefährlich nahe zu hören war, schrak Arranges auf. Doch es war zu spät. Der Zauber war bereits auf dem Weg und traf Arranges, ehe er ausweichen konnte. Seine Magie entzog sich seinem Zugriff, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. Verdammt... Wegelagerer... Der Magier riss sein Schwert aus der Scheide und machte ein paar Schritte rückwärts, weg vom Wald. Zwei Goblins tauchten aus dem Dunkeln auf, mehr oder weniger gut gerüstet, viel gefährlicher war jedoch der Schamane, der wohl auch den Zauber gewirkt hatte und hinter den beiden Kriegern aus dem Dickicht trat... Das... könnte hässlich werden... Sofort waren alle Gedanken an Erynn oder den Druiden verflogen, er konzentrierte sich nur noch auf die beiden heranstürmenden Goblins....
Geändert von weuze (10.04.2011 um 16:41 Uhr)
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Fossil
Erynn ging hinter dem Druiden her durch den Wald. Sie kam nicht umhin, Harchaxas’ Bewegungen zu bewundern. War sie doch recht zufrieden über die Sicherheit, mit der sie selbst sich in schwierigem Gelände bewegen konnte, so mußte sie jetzt feststellen, daß sie im Gegensatz zu dem Argonier bestenfalls ein Amateur war. Trotz seiner massigen Gestalt und der Krallen an seinen Füßen verursachte er beim Laufen kein Geräusch und hinterließ keine sichtbaren Spuren. Es war, als berührte er den Boden gar nicht. Während die Elfin ihm gedankenverloren folgte, fragte sie sich plötzlich, wohin sie eigentlich gingen. Wie kam es, daß sie allein mit diesem Druiden unterwegs war und noch dazu, warum erschien es ihr nicht seltsam? Irgendetwas fehlte. Etwas, das sie vergessen hatte. Ihr Blick blieb an dem Zaunkönig hängen. Sie war diesem Vögelchen gefolgt, bis zu der lichten Stelle mitten im Wald, an der sie auf Harchaxas getroffen war. Nur... warum eigentlich? Sie zermarterte sich das Hirn darüber, warum sie dem Tier hätte hinterherlaufen sollen Zunächst dachte ich, daß vielleicht etwas nicht stimmt mit ihm. Dann habe ich mich darüber geärgert, daß Arranges es wegjagen wollte und... Moment mal. Stück für Stück fiel die Erinnerung wieder an ihren Platz. Von der ersten Begegnung mit dem Argonier über den seltsamen, unnatürlichen Schlaf bis hin zu dem Disput mit dem Druiden und dem Zweigling. Dieses elende Baumweib... Erynn dachte darüber nach und stellte fest, daß die Erinnerung daran keinesfalls unangenehm war. Ganz und gar nicht – wenngleich sie das nicht einmal in volltrunkenem Zustand und zugedröhnt mit Mondzucker zugeben würde.
Also schön, Argonier. Die letzte Runde ging an dich. Dann auf ein Neues... Vier schnelle Sprünge brachten sie neben den Tiermenschen. „Harchaxas? Könnt Ihr mir nicht wenigstens sagen, wo sich dieses Tor befindet? Es ist nur... ich wüßte es einfach gern.“
Harchaxas seufzte. 'Ich wüsste auch vieles einfach gern... frage aber trotzdem nicht ständig danach... was ich erfahren soll, das erfahre ich, was ich nicht erfahren soll, behält die Welt für sich...'
Erynn hob die Hände in flehender Geste zum Himmel. "Oh bitte, hört auf damit! Ihr habt doch bekommen was Ihr wolltet. Ich laufe hinter Euch her, oder nicht? Warum könnt Ihr es mir nicht einfach sagen?" Laß endlich die schlauen Sprüchen und sag mir schlicht, was ich wissen will!
'Wisst ihr Erynn, warum ich erst nach einer kurzen Diskussion mit Arranges zugesagt habe, euch zu schützen? ... Weil es genau das ist, was ihr gerade tut, was ich an euch Fremdlingen in meinem Wald hasse... ihr habt ständig das Bedürfnis, zu plappern, ihr macht schlicht Krach, den ich nicht dulde...' Aus dem Wald vor Erynn tauchte ein Zweigling auf und blieb genau auf der Linie stehen, die Erynn neben dem Argonier herging, sie schien fast auf die Dunmer zu warten.
Sie blieb abrupt stehen, als die Dryade ihr den Weg vertrat. Nicht schon wieder... "Harchaxas, bitte. Euch dieser Zweiglinge zu bedienen, um mir Euren Willen aufzuzwingen, ist keine besonders anständige Haltung, meint Ihr nicht auch? Überhaupt eine sehr kreative Definition von 'freiwillig', die Ihr da habt... Sagt mir nur, wo dieses Tor ist, und Ihr werdet kein weiteres Wort von mir hören."
Der Argonier fuhr zu Erynn herum. 'Ihr müsst sagen, wenn euch die Sache mit den Zweiglingen unangenehm ist... ich dachte nur, das wäre vielleicht die bessere Lösung... aber wenn ihr wollt, kann ich euch gerne fesseln und knebeln, mir über die Schulter werfen und euch mit mir herumtragen wie einen nassen Sack...' Er atmete hörbar aus. 'Was hättet ihr denn davon, wenn ich euch sage, wo das Tor ist?' Langsam glitt der Zweigling auf Erynn zu.
"Ja, ich scheine diese Wirkung auf Leute zu haben...", gab Erynn lakonisch zurück. Leicht geduckt wich sie Schritt um Schritt vor dem Zweigling zurück. Ihre Rechte wanderte automatisch zum Griff ihres Schwertes, doch sie besann sich schnell eines besseren und ließ die Hand wieder sinken. "Was für Geschichten hat Aranges Euch eigentlich über mich erzählt? ...Ach, vergeßt es. Ich will es gar nicht wissen." Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter, um nicht eventuell einer zweiten Dryade direkt in die Arme zu stolpern. "Warum ich diese Information haben will? Um dort irgendwann in Zukunft mal vorbeizuschauen und die verkohlten Reste des Beschwörers zusammenzufegen... bitte, Harchaxas. Es ist mir wirklich wichtig!"
Die Dryade stoppte. 'Wenn es euch so wichtig ist, warum habt ihr ihn dann nicht davon überzeugen können, ihn begleiten zu dürfen?' Die Dryade nickte dem Argonier zu und verschwand wieder im Wald. 'Ich werde es euch sagen, aber nur unter zwei Bedingungen: Ihr werdet nicht versuchen zu flüchen, Arranges konnte sich noch immer auf mich verlassen und ich will, dass das weiterhin so bleibt, zweitens werdet ihr euren Mund halten und nicht mehr ständig den Wald mit eurem Geschnatter stören! ... Ich habe dem Magier gesagt, dass er in der Nibenay südlich von Hame am Fuß der Valusberge nach dem Tor suchen soll...'
Erynn brachte eine knappe Verbeugung zustande und schwieg daraufhin, wie sie versprochen hatte. Sie ließ sich wieder ein paar Schritte zurückfallen und beobachtete nachdenklich den breiten Rücken des Druiden. Hame also... ein ganzes Stück südöstlich von Cheydinhal, jenseits des Corbolo... Erynn wußte nur so ungefähr, wo die Ruine sich befand. Sie war auf einigen Karten eingezeichnet, die den weiteren Umkreis ihrer Heimatstadt zeigten. Dennoch, es war wohl die beste Beschreibung, die sie bekommen würde. Wenn ich dorthin wollte, vom Großen Forst aus... nein, Arranges wird nicht den Weg über Cheydinhal nehmen. Nicht nach dem, was das letzte mal dort geschehen ist. Er wird sich irgendwo von der blauen oder der Ringstraße aus in die Wildnis schlagen... Wie weit er wohl gekommen sein mag? Wie viel Zeit ist eigentlich vergangen, seit wir hier angekommen sind? Sie warf noch einen prüfenden Blick auf den Druiden, dann auf den umgebenden Wald. Die Zweiglinge waren nirgendwo zu sehen, aber die Elfin wußte, daß sie da waren. Sie würde schnell sein müssen. Wie waren die Worte nochmal? Ach ja, richtig... Noch ein paar Schritte ging sie ruhig weiter, ging ihr Vorhaben im Kopf wieder und wieder durch. Dann zog sie mit einer raschen Bewegung die Windwandlerrolle hervor. „Leid komme über dich“, murmelte sie.
Plötzlich verschob sich ihre Welt, schien träger, langsamer zu werden, während sie sich als einzige noch normal bewegen konnte. Erynn warf sich herum und lief, stellte fest, daß sie mit jedem Schritt unglaublich viel Raum griff. Sie stürmte voran, nahezu unbehindert durch jegliches Hindernis, glitt um Bäume und Felsen herum wie fließendes Wasser, immer weiter nach Osten. Wie lange sie so rannte, wußte sie nicht. Aber die schiere Geschwindigkeit war berauschend.
Irgendwann bemerkte sie, wie die Wirkung des Zaubers nachließ und kam schlitternd zum Halt. Sie befand sich nur vielleicht zehn Schritte von der Blauen Straße entfernt und war kein bißchen erschöpft. Sie nutzte das Adrenalin, das durch ihre Adern peitschte, und verfiel in einen schnellen Lauf, an dem Kleinen See südlich der Straße vorbei und weiter in östlicher Richtung in das Hinterland hinein, dem Waldrand entgegen. Ab hier gab es kaum noch einen anderen Weg, den er gewählt haben könnte. Außer der gelben Straße vielleicht, aber das wäre ein Umweg gewesen... nein, der Beschwörer mußte hier irgendwo sein. Sie hielt inne und sah sich um. Es war längst dunkel geworden, und so sanken ihre Chancen, irgendwelche Spuren zu finden, beträchtlich. Selbst wenn jene, die Arranges für gewöhnlich hinterließ, ungefähr so deutlich waren wie die einer ganzen Herde Minotauren. Was sie gegen den finsteren Waldrand jedoch recht deutlich sehen konnte, war der flackernde Schein eines Feuers in einigen hundert Schritt Entfernung. Geduckt huschte sie darauf zu. Sie wollte sich dem Kaiserlichen nicht sofort zu erkennen geben – wenn er es denn überhaupt war.
Erynn wurde schneller, als sie Kampfeslärm und das charakteristische Schnattern von Goblins vernahm. Einige Augenblicke später sah sie es. Ihr Begleiter befand sich in üblem Gehacke mit zweien von den Biestern. Ein Schockzauber jagte nur knapp über seinen Kopf hinweg. Warum hat er keinen Diener an seine Seite gerufen? fragte sie sich noch, zögerte dann aber nicht länger. Sie nahm den Bogen von der Schulter, legte an und feuerte. Mit einem gurgelnden Schrei stürzte der Schamane. Erynn griff nach einem weitern Pfeil und wartete auf einen günstigen Moment. Sie bekam ihn, als einer der Gobbos sich mit einem flinken Sprung nach hinten aus der Reichweite der Silberklinge brachte. Das letzte der Viecher starb, als Arranges sein Schwert in dessen Brust versenkte.
Die Elfin wartete noch einige Herzschläge ab, bevor sie langsam aus den Schatten in den Lichtkreis des Feuers trat. „Sieh an“, sagte sie ruhig. „ich merke, du brauchst meine Unterstützung wirklich nicht... zu blöd, jetzt habe ich mir vermutlich völlig umsonst den Zorn eines sehr mächtigen Mannes zugezogen. Schon wieder.“
Geändert von Glannaragh (11.04.2011 um 01:12 Uhr)
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Legende
Arranges befand sich binnen weniger Sekunden mitten im Kampf mit den Goblins. Die beiden Krieger waren dabei nicht das Problem, viel übler war der Schamane im Hintergrund, der ihn mit Zaubern eindeckte und gleichzeitig seine Magie gebannt hielt... Und plötzlich sah der Nekromant, während er sich unter einem weiteren Zauber wegduckte, wie der Schamane zu Boden sank, von einem Pfeil getroffen. Ein harter Block, eine weite Drehung mit ausgestrecktem Schwertarm verschaffte ihm ein winziges Zeitfenster. Aber er konnte niemanden sehen... Umso erstaunter war er, als er sah, wie der Goblin, der seinem ausladenden Streich ausgewichen war, ebenfalls zusammensackte. Auch von einem Pfeil getötet. Der Streitkolben des letzten Goblins flog heran, Arranges steuerte sein Schwert dagegen, lenkte den Schlag ab, drehte sich in die direkte Torsofront ein und zwang unter knirschenden Geräuschen das Schwert in den Brustkorb seines Gegners... Er riss die Klinge aus dem toten Leib und fuhr herum, als er eine Stimme hinter sich hörte. Wäre auch zu schon gewesen... Der Tod des Schamanen hatte ihm seine Magie wiedergegeben und er hatte den Zauber schon auf den Lieppen, als er Erynn erkannte. 'Erynn!' Es klang überrascht und deutlich erfreut. Er ließ sein Schwert sinken, während sich seine überraschte Miene verfinsterte. 'Erynn...?!' Wiederholte er jetzt eindeutig verärgert. 'Was zum Teufel... machst du hier?!'
"Ich töte Goblins, das siehst du doch." Jetzt, da sich herausstellte, daß der Beschwörer nicht zerfetzt von irgendeinem unaussprechlichen Verfolger in seinem eigenen Blut lag, kehrte ihre Grantigkeit mit Macht zurück. "Außerdem schätze ich es nicht besonders, wenn man über meinen Kopf hinweg entscheidet, was gut für mich sei oder zum Schaden... ich habe daher beschlossen, nicht bei Harchaxas zu bleiben."
Mit einem argen Ruck versenkte Arranges sein Schwert in der Lederscheide und ging auf Erynn zu. 'Ich weiss nicht, wo dein von den Göttern verdammtes Problem liegt?' Herrschte er sie an, packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig, aber nicht grob. 'Warum? ... Warum konntest du nicht einfach bei dem Argonier bleiben... wieso stellst du dich so dermaßen quer, Erynn?!' Er ließ die Arme wieder sinken und funkelte sie an...
Eine steile Falte erschien auf der Stirn der Elfin. "Ich glaube mittlerweile, daß du es wirklich nicht verstehst, also werde ich es dir erklären. Ganz langsam, zum mitmeißeln. Erstens: Ich mag es nicht, wenn man mich in einen Hinterhalt lockt. Genau das hast du aber getan. Zweitens: Ich mag es ebensowenig, wenn Leute glauben, sie müßten mich vor den Gefahren der Welt beschützen. Ich bin Söldnerin, verdammt noch mal! Mir kann jeden Tag irgendwas über den Weg laufen, das mich umbringt. Drittens: Ich will diese Verräter ebenso zur Strecke bringen wie du. Du wirst mich nicht davon ausschließen, nur weil es gefährlich ist. Ich kann schon auf mich aufpassen."
Das Gesicht des Magiers wurde arg rot. 'Du kannst auch dich aufpassen?! ... Du weisst gerade mal, wie Magie funktioniert und sagst, du kannst in meiner Welt auf dich aufpassen?! ... Hör zu, Erynn! Hier sind es nicht meistens einfache Goblins, gegen die du dich behaupten musst... es war Torrah, der wir nachjagten und kein Bär... Es war reines Gemetzel und kein sauberes Töten, was du in Valenwald erlebt hast... Botschafter oder andere Bösartigkeiten lauern uns auf und keine schwachen Wegelagerer... und du besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, dich hier, vor mich hinzustellen und zu behaupten, dass du als Prügelknabe der Kriegergilde, auf dich aufpassen kannst... Ein Stück Brot kann besser schimmeln als du deinen Kopf zu gebrauchen vermagst!' Seine Rechte wurde von einem grünlichen Schimmer eingehüllt. 'Du wirst zurück zu Harchaxas gehen... oder ich schleife dich dorthin!'
Erynn starrte wie gebannt auf den Zauber, dann wieder in das Gesicht des Magiers. "Das wagst du nicht..." Ein zorniges Blitzen trat in ihre Augen. "Hör endlich mit diesem Blödsinn auf! Du wirst mich nicht rumkommandieren... Arranges, ich weiß zu schätzen, daß du dir Sorgen um mich machst. Aber ich brauche kein Kindermädchen! Es ist schier unerträglich, wie du dich aufführst. Ich bin keine Puppe, die man in schöne Kleider stecken und sie dann in ein Regal setzen kann, damit sie nicht kaputtgeht... ich sag dir was: Wenn dieses letzte Tor geschlossen und die Steine sicher abgeliefert sind, kannst du mich meinetwegen zum Teufel jagen. Bis es so weit ist, habe ich Anteil an der ganzen Sache. Diese Verräter haben auch mir übel mitgespielt - ich habe das dreimal verfluchte Recht darauf, mich hier einzumischen!" Schwer atmend funkelte sie den Beschwörer an. Wag es nicht, mich zwingen zu wollen. Sonst prügel ich dir höchstpersönlich den Verstand in deinen Schädel zurück...
Das grüne Glimmen erlosch. 'Du verstehst das einfach nicht Erynn...' Sagte er leise, während sich seine Wut langsam wieder legte. 'Warum machst du mir die ganze Sache so verdammt schwer...?' Das grüne Leuchte kehrte zurück und ehe Erynn reagieren konnte, berührte er mit seiner Hand ihren Brustkorb und stieß sie leicht nach hinten. Bevor sie jedoch auf dem Boden aufschlug, trat er schnell nach, griff nach ihr und fing ihren Sturz ab, dann hob er sie hoch und legte sie am Feuer ab. Die Goblinleichen nährten nur wenige Minuten später ebenfalls die Flammen. 'Ich werde dir ein wenig Zeit geben, wieder abzukühlen.' Dann setzte er sich neben sie ans Feuer... Das komische Gefühl, dass irgendetwas... oder vielmehr Erynn, fehlte, war verschwunden... nach einer Weile löste er den Zauber und blickte Erynn auf eine Reaktion wartend an... er hätte nicht sagen können, was er erwartete, jedoch spannte er zur Vorsicht jeden Muskel im Leib...
Sie wehrte sich nicht gegen die Wirkung des Zaubers, wußte sie doch, daß sie ohnehin keine Möglichkeit hatte den Bann zu brechen. Ruhig blieb die Elfin liegen und sammelte ihre Kräfte. Irgendwann, es mußte eine recht lange Zeit vergangen sein, spürte sie, wie die Kontrolle über ihre Glieder zurückkehrte. In einer langsamen, fließenden Bewegung kam sie auf die Füße und schaute auf den Beschwörer herab. "Du bist es, der nicht versteht, Arranges", murmelte sie und war mit einem schnellen Schritt hinter ihm. Ansatzlos packte sie sie rechte Schulter und Handgelenk und verdrehte seinen Arm, so daß der Kaiserliche gezwungen war ihrer Bewegung zu folgen, bis er flach auf dem Bauch lag. Mit einem Knie übte sie langsam stärker werdenden Druck auf seine Niere aus, während sie das Handgelenk bis zum Halsansatz hochzerrte. "Du glaubst, daß du der einzige bist, der sich sorgt?" fragte sie mit einer Stimme so sanft und traurig wie warmer Regen, die im krassen Gegensatz zu dem brutalen, unnachgiebigen Griff stand. "Sieh dich jetzt an. Du magst dich vielleicht der meisten Zauber erwehren können, aber was ist, wenn du nicht schnell genug bist? Unsere Feinde wissen das, und sie stellen sich darauf ein. Hast du die Pila schon vergessen? Ich konnte nicht bei dem Druiden bleiben, denn ich fürchte nicht minder um dein Leben als du um meines... ob dir das nun gefällt oder nicht, es wird Zeit, daß du dich endlich an diese Tatsache gewöhnst."
Arranges hatte etwas in dieser Richtung erwartet. Er verzerrte das Gesicht vor Schmerzen, aber kein Laut kam über seine Lippen. Er wartete einige Augenblicke, bevor er unterdrückt keuchte. 'Erynn... es ist mir egal, was du fürchtest oder um wen oder was du dich sorgst... ich will einfach nicht, dass dir etwas geschieht... ich wollte dich nie irgendwie zwingen, aber nachdem mir Harchaxas sagte, dass die Abtrünnigen gezielt hinter mir her wären, blieb mir kaum eine Möglichkeit, als dich von mir zu trennen und jetzt, da du wieder bei mir bist, zerbreche ich mir bereits wieder den Kopf darüber, dich gegen jede noch so unerwartete Gefahr zu schützen...' Er stemmte sich in keinster Weise gegen ihren Griff, er wartete einfach weiterhin mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf eine Regung oder Antwort ihrerseits.
Erynn machte keine Anstalten ihren Griff zu lockern, packte stattdessen mit der freien Hand den Schopf des Beschwörers und riß seinen Kopf in den Nacken. "Dann haben wir hier wohl eine Art Pattsituation", sagte sie sehr dicht an seinem Ohr. "Denn im Gegenzug interessiert es mich einen Scheißdreck, daß du alleine in dein Verderben rennen willst... Wenn die Verräter dich haben wollen, hab ich ja eigentlich nichts zu befürchten, oder?" Sie ließ zu, daß sein Handgelenk bis auf die Höhe der Schulterblätter herabrutschte. "Du weißt es noch nicht, aber Remogius sagte, daß sie dich zerstören könnten wenn sie uns voneinander trennten. Ich bin mir nicht ganz sicher was das bedeuten mochte, aber es genügt mir als Begründung, weshalb ich deinem Wunsch nicht entsprechen kann. Finde dich damit ab... Freund."
Arranges wehrte sich nicht im Geringsten gegen ihren Griff, er kniff nur angesichts seiner recht unbequemen Liegeposition die Augen zusammen um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken oder was auch immer er sich aus diesem Reflex erhoffte. 'Ich weiss, was Remogius damit meinte... aber ich werde den Teufel tun, es dir zu erklären... und was unsere Verfolger angeht, ich behaupte, dass die sicher auf Schwachstellen, wie auch zuvor schon, von mir abzielen... und warum das möglich ist, wenn ich dich dabei habe, solltest du wissen, ich habe es dir bereits einmal gesagt...'
Sie seufzte, ließ ihren Begleiter los und wich ein Stück zurück. "Es ist schon seltsam... wer hätte gedacht, daß es so weit kommen könnte, seit wir diesen Goblinbau ausgeräuchert haben...", murmelte sie. "Laß uns diese verdammte Sache einfach zu Ende bringen. Sobald wir die Steine abgeliefert haben, liegt das Ganze wieder in der Hand der Großmeister..."
Arranges richtete sich auf. Bei ihren Worten war er fast ein wenig erstaunt über sich selbst. 'Ja... aber das Einzige, was ich seit dem bereue, ist die Tatsache, dass ich nicht sofort den Menschen...' schüchtern, beinahe entschuldigend, sah er ihr in die Augen, 'ich meinte den Mer, in dir sah, der mir jetzt so viel bedeutet...' Er räusperte sich. 'Nun, ich hoffe wirklich, dass wir diese ganze Sache mit dem Abliefern der Steine endlich hinter uns lassen können... Erynn? Ich glaube zu wissen, wie du mir so schnell folgen konntest...' Ein schwaches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er tastete an seinem Gürtel und fand die Bestätigung, die er suchte. 'Könntest du... die Nachtwache übernehmen? Ich bin hundemüde... mehr noch nach diesem Kampf... und wenn du schon unbedingt mit mir durch die Sümpfe wandern willst, kannst du dich auch etwas nützlich machen... du dürftest ja kaum erschöpft sein...' Das Grinsen wurde etwas deutlicher, dann lehnte er sich an einen Baum und betrachtete die Sterne, bis er schließlich halb sitzend, halb liegend, einschlief...
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Fossil
Ein leises Lächeln stahl sich auf Erynns Gesicht, als sie spöttisch salutierte. Dann setzte sie sich mit dem Rücken zum Feuer und beobachtete den Waldrand. Wo drei Goblins herkamen, konnten leicht noch mehr von ihnen sein. Nach einer Weile schweiften ihre Gedanken ab.
Ja, wahrhaftig, sehr seltsam. All das Leid und der Kummer, den wir uns gegenseitig zugefügt haben... und es sieht nicht so aus, als würde es davon in Zukunft weniger geben, wenngleich aus anderen Gründen.
Sinnend betrachtete sie den schlafenden Nekromanten. So viele Ansichten hatten sich verschoben, seit sie mit ihm unterwegs war, so viele Dinge hatte sie gesehen und erlebt, von denen sie zuvor nichts gewußt hatte. Es waren verwirrende, verstörende und oft genug schlicht angsteinflößende Geschehnisse gewesen, und doch fühlte sie sich seit den letzten Wochen lebendiger als je zuvor, auch wenn sie fast die ganze Zeit am Rande der totalen Erschöpfung stand. Sie hatte sich verändert. War über sich hinausgewachsen, hatte Grenzen durchbrochen, von denen sie nicht einmal gewußt hatte, daß sie existierten... und sie hatte viel gelernt. Zu viel, um jemals wieder das einfältige Mädchen und das Nesthäkchen des Skingrader Gildenhauses zu sein.
Erynn fragte sich was sie tun würde, wenn all das hier vorbei war. Vielleicht würde sie auf eigene Faust ein wenig umherziehen, die Niederlassungen der Gilde abklappern und ein paar der riskanteren Aufträge annehmen. Daß sie mittlerweile dazu fähig war, dessen war sie sich sicher... vorausgesetzt, die Gathering entschied, sie in Ruhe zu lassen. Ansonsten wären all ihre Pläne ohnehin Makulatur.
Es blieb ruhig in dieser Nacht. Weder Goblins noch andere, finsterere Gestalten versuchten, sich ihnen zu nähern. Nach einer Weile ließ auch der Gestank von verbrennendem Fleisch nach. Die Elfin döste ein wenig im Sitzen und mit halbgeschlossenen Augen, verließ sich wie so oft mehr auf ihr Gehör, das ihr in der Dunkelheit und bei durch den Feuerschein behinderter Nachtsicht weit bessere Dienste leistete. Sie hob den Kopf erst wieder, als die ersten Vögel ihre Lieder anstimmten, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Sonnenaufgang nicht mehr fern war. Den Beschwörer zu wecken brachte sie noch nicht übers Herz. Es war selten, daß ein so friedlicher Ausdruck wie gerade jetzt, in tiefem Schlaf, auf seinem Gesicht lag, und sie prägte dieses Bild in ihre Erinnerung ein. Wer konnte sagen, wann und ob sie es ein weiteres mal sehen würde. Erst als das Licht des Morgens sehr viel heller geworden war erhob sie sich, kratzte das Feuer auseinander und weckte ihren Begleiter, indem sie leise seinen Namen rief.
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Legende
Nibenay
Arranges schlug zögernd die Augen auf, als Erynn seinen Namen rief. Mühsam stemmte er sich aus der zusammengesackten, jetzt plötzlich mehr als unbequemen Position am Fuße des Baumes, hoch... Einige Wirbel in seinem Rücken knackten dabei ordentlich. 'Ich werde langsam zu alt für sowas...' Murmelte er, während er sich hochwuchtete. Er blickte zu Erynn und lächelte warm. 'Ich fürchte, das wird wieder ein recht grausamer Spaziergang... in den Süden... bist du sicher, dass du mitkommen willst?' Fragte er herausfordernd und mit ordentlich Spott... Er ordnete seine Montur und blickte der Schützin wieder grinsend in die Augen. 'Ich werde dich ja doch nicht los... Nun, wir werden zunächst südlich des Seitenarms des Corbolos entlanggehen und den Fluss nach Osten überqueren... das wird lange genug dauern... Irgendwo dort befindet sich ein Gehöft, wenn ich mich nicht täusche... wir sollten also noch einmal ein warmes Bett für die Nacht haben, bevor wir uns in das rauhe Gelände dort wagen... Ab da müssen wir die Augen offen halten und nach dem Tor suchen, sobald wir Hame erreicht haben...' Sie verschwendeten keine weitere Zeit und schon nach einer Stunde befanden sie sich mitten in den recht dichten Ausläufern des Dunkelwalds. Der Forst war hier weit weniger dicht und tückisch, als das riesengroße Schlammloch östlich von Leyawiin. Die Sonne hatte den höchsten Stand noch nicht ganz erreicht, als sich der Wald zu ihrer Linken lichtete und sie nur wenig später an einem kleinen See entlangkamen. Es waren vielleicht zweihundert Schritte bis zum anderen Ufer. Sacht legte Arranges seine Hand auf die Schulter seiner Begleiterin und gebot ihr so, stehen zu bleiben. 'Sieh...' Sagte er mit gedämpfter Stimme in ihrem Nacken und deutet mit einer Hand zum anderen Ufer hinüber. 'Du wolltest doch etwas über die Daedraprinzen wissen... Dort drüben steht zwischen den Bäumen der Schrein Vaerminas... Sie herrscht über die Träume der Sterblichen... die bizarre Oblivionebene, über die sie wacht, heißt Modderfenn, ein sich ständig wandelnder Traum... Von ihren Anhängern wird sie nach Überlieferungen immer am 10. Tag der Sonnenhöhe beschworen, damit sie ihnen die Gunst gewährt, zu ihnen zu sprechen und ihrer Stimme lauschen zu dürfen...'
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Fossil
Mit ihrem Blick folgte die Elfin dem ausgestreckten Arm ihres Begleiters. Sie konnte eine Statue auf einem Sockel erkennen. Es war das Abbild einer Frau, die in der Pose einer Puppenspielerin dargestellt war. Komisch... da bin ich so oft durch diesen Teil des Waldes gestreift, aber der Tanzplatz dieses Covens ist mir nie aufgefallen... wer weiß, vielleicht ist das auch besser so. Möglicherweise hätte ich sonst doch versucht, mit dem Zirkel Kontakt aufzunehmen. Für eine Weile beobachtete sie die Gestalten, die in stiller Kontemplation vor dem Bild der Daedrafürstin verharrten. Es war ein befremdlicher Anblick, vor allem für Erynn, die von Haus aus nicht besonders viel Religiösität mitbekommen hatte. Schließlich nickte sie dem Beschwörer stumm zu und sie setzten ihren Weg leise fort, bis der Schrein außer Sicht verschwunden war.
Das Gelände wurde zusehends schwieriger. Eigentlich wollte sie Arranges gern mit Fragen über Vaermina löchern, doch sie besann sich eines besseren und sparte ihren Atem, während sie eine steile Steigung hochkraxelten. Außer gelegentlichem Gefluche, wenn ein Fuß von einem unter hohem Gras verborgenen Stein abglitt oder sich eine Blinde Fliege eine besonders unangenehme Stelle für einen Stich gesucht hatte, war von keinem der beiden ein Wort zu vernehmen. Erst am Nachmittag errechten sie endlich den Kamm der Anhöhe. Die Kriegerin sah sich um und stellte fest, daß sich der schweißtreibende Aufstieg zumindest im Hinblick auf eine bessere Aussicht kein bißchen gelohnt hatte. Ein geschlossenes Blätterdach erstreckte sich um sie herum wie ein grünes Meer und ließ kaum einen Blick auf irgendwelche Landmarken zu. Einzig das glitzernde Band des Corbolo ließ sich anhand einer schmalen Schneise in dem allgegenwärtigen Grün erahnen. Die Reisenden warfen sich einen stummen Blick zu und gelangten zu dem wortlosen Einverständnis, daß sie die Zeit nutzen wollten, solange es noch genügend Tageslicht gab, und so setzten sie ihren Weg fort. Der Abstieg von dem Grat erwies sich als noch tückischer als der Aufstieg zuvor, und der Wald zahlte ihnen die Störung seiner Ruhe inform von schmerzenden Knien und Fußgelenken heim. Es wurde rasch dunkler, als sie etwa auf halber Höhe agekommen waren. Erynn fluchte halblaut. Sie würden sich beeilen oder aber eine halbwegs ebene Stelle in dem Hang finden müssen, an der sie bis zum nächsten Morgen abwarten könnten. Im Finsteren hier rumzukrabbeln ist Wahnsinn... mit gebrochenem Genick läßt es sich so schlecht gegen Daedra kämfen.
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Legende
Die Sonne schickte gerade ihre letzten Abschiedsgrüße an diesen Tag über den Horizont, als es unter dem Blätterdacht arg finsetr wurde. Es war zwar deutlich weniger schlimm, als im Dunkelwald direkt, aber dennoch reichte die fast schlagartig eintretende Nacht die beiden anhalten zu lassen. Verfluchte Dunkelheit...! 'Und was haben wir wieder nicht dabei? ... Fackeln verdammt!' Maulte Arranges im Selbstgespräch. Er hob die Rechte und eine Flamme stieß Funken schlagend daraus hervor. Das Dunkelrot vermochte die Schwärze kaum zu lichten, aber es war im Moment besser als nichts... Wo sie standen, konnten sie unmöglich rasten. Nach Osten hin fiel der Hang zusehens steiler zum Corbolo ab. Sie hielten sich ein wenig nach Westen, mussten aber schon sehr bald feststellen, dass sich der Hang hier unter dem lockeren Gestrüpp in eine Geröllhalde verwandelte. Sie stolperten noch eine Weile umher, aber den besten Platz, den sie fanden, war ein massiver Findling, der aus dem Hang ragte. Er bot gerade drei Schritte in der Breite und vielleicht zwei in der Länge. Für ein brauchbares Feuer bestand jedoch keine Chance. Sie würden die Nacht so verbringen müssen.
Arranges drängte Erynn irgendwann dazu, ein wenig zu schlafen, sie hatte schließlich eine ganze Nacht hinter sich, die er wunderbar durchgeschlafen hatte. Sie gab seinem Drängen nach einer recht kindischen Diskussion nach und döste schließlich doch ein. Der Kaiserliche versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren, was gar nicht so einfach war, er hatte zwar recht gute Ohren, aber sehen konnte er rein gar nichts. Die Nacht plätscherte zäh vor sich hin und alles was Arranges hörte, war das Rauschen des Windes in den Baumkronen über ihnen. Wenigstens ist es nicht zu kalt... Dachte er und kam nicht umhin, zu Erynn zu blicken... was wie er feststellte, ziemlich dämlich war, denn er konnte nur die ganz groben Umrisse der Dunmer sehen, wie sie am steilen Hang neben ihm lehnte. Arranges hob eine Hand zur Faust geballt. Ein kleines Flämmchen züngelte aus dem leeren Griff zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Hand. Er betrachtete Erynn im dem schwachen Schein und stellte fest, dass sie ganz leicht zitterte. Es gelingt ihr noch immer nicht, den Zauber auch über ihr Unterbewusstsein konstant zu halten... Der Magier zog die Decke wieder ein wenig zurecht und ließ das Flämmchen dann verpuffen. Gerade hatte er sich wieder herumgedreht, da vernahm er einen Laut unter ihnen am Hang. Leise, als ob ein Bärenjunges versuchte zum ersten Mal zu Knurren oder zu brüllen. Arranges hörte genauer hin. Ein Rascheln im Gebüsch gefolgt von einem leisen, aber deutlich drohenden Knurren. Verfluchte Scheisse... Arranges richtete sich langsam auf und spähte in die Dunkelheit unter sich am Hang. Ein weiteres Rascheln war zu hören... Plötzlich tauchten zwei rot glimmende Punkte aus einem Gebüsch auf. Das Knurren erklang wieder. Was zum Teufel ist das... Während Arranges noch fragend zu dem Ding dort unten blickte, drehten sich die Augen herum und verschwanden wieder in der Dunkelheit. 'Erynn!' Flüsterte der Nekromant und stieß sie mit dem Fuß an. Seufzend erwachte sie aus ihrem flachen Schlaf. 'Was...'
'Still!' Zischte Arranges. Sofort war die Elfe in Alarmbereitschaft. Sie kam lautlos auf die Beine. Alles war still. 'Wir haben irgendein Wolf oder eine andere Kreatur des Waldes auf uns aufmerksam gemacht, wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen...' Und wie zur Bestätigung erklang ein lautes, langgezogenes Heulen, allerdings jedoch vom Gipfel des Grates, von dem sie am Abend abgestiegen waren. 'Verdammt...' Sie waren sich einig, dass es nur schlecht für sie sein konnte, wenn ein Rudel Wölfe sie hier einkreiste. Nach dem Geheul war jedoch weiter nichts mehr zu hören, seltsamerweise auch keine Antwort. Sie machten sich hastig an den Abstieg, kamen aber durch das fehlende Licht nur sehr sehr langsam voran. Der Hang schien etwas flacher zu werden, nachdem sie eine gute Stunde durch die Nacht gestolpert waren... oder vielmehr war Arranges gestolpert, Erynn bewegte sich trotz der Dunkelheit mehr oder weniger lautlos...
Während der Zeit bemerkten sie kein weiteres Anzeichen mehr davon, dass ihnen Wölfe oder andere Kreaturen des Waldes nachgestellten. Schnaufend kam der Kaiserliche neben Erynn zum Stehen. 'Vielleicht war es nur eine Warnung...' Keuchte er. Erynn wollte gerade etwas erwiedern... Ein nahes Kleffen schreckte die beiden auf. Sowohl der Magier, als auch die Kriegerin fuhren herum. Zwei rote Augenpaare schälten sich nur wenige Meter neben ihnen aus dem Gebüsch. Zumindes bei dem, was man in der Dunkelheit erkennen konnte, konnte man auf Wölfe schließen, aber das tiefe, kehlige Knurren wiederlegte dies. Schritt um Schritt wichen die beiden langsam zurück, während die Kreaturen immer näher kamen. 'Jetzt reicht es...' Blaffte Arranges. 'Ich werde mich doch von deformierten Hunden nicht in die Enge treiben lassen!' Entschlossen trat er vor Erynn. In seiner Rechten wallte Feuer auf und kurz darauf flog einer der Kreaturen ein Feuerball entgegen. Doch was das Gleißen des Zaubers enthüllte, ließ Arranges für eine Sekunde stutzen. Form und Größe waren die eines Wolfes, doch die Körper wirkten eher wie schwarzer Nebel. Zwar waren da vier Beine und eine muskulöse Silhouette, doch die Leiber selbst schienen in sich ständiger Bewegung zu wallen... Der Feuerball verfehlte sein Ziel nicht, jedoch hatte das Ding nichteinmal Anstalten gemacht, zur Seite zu gegehn. Das Geschoss traf und... wurde verschluckt, es war einfach weg, ohne, dass es irgendeine Wirkung gezeigt hätte, im Gegenteil, die Kreatur schien zwar fast unmerklich, aber doch noch deutlich genug, ein wenig anzuschwellen, ihre Masse ein kleines Bisschen zu erweitern. Dem Kaiserlichen entgleisten für einen Moment alle Gesichtszüge und so starrte er nur weiterhin auf die zwei Augenpaare, die jetzt völlig unbeeindruckt wieder näherkamen. Ein Markynaz trat aus einer grellroten Kaskade vor dem Beschörer, doch noch bevor dieser seine Waffe ziehen konnte, ging ein leichter Ruck durch seinen Körper. Eine der Geistkreaturen hatte sich für eine oder zwei Sekunden verwandelt und glitt nun sanft durch den Leib des Daedra. Nur der Kopf behielt seine Form, während der Rest des Nebels in einem Schweif hinterherschwebte. Direkt vor Arranges formte sich wieder das Abbild eines Wolfes, während das Dremora einfach zerbrach.
Entsetzt, aber dennoch entschlossen, riss der Magier sein Schwert aus der Scheide. 'Lauf!' brüllte er über die Schulter zu Erynn. Ein drittes Augenpaar erschien plötzlich links von Arranges. Ein weiterer Zauber schwoll in der freien Hand des Magiers an. 'Verfluchtes Blutauge, mach, dass du hier wegkommst...!' Schrie er nochmal, ohne den Blick von den Kreaturen zu nehmen... ein bröckelndes Geräusch rauschte durch seinen Kopf und mit einem Mal waren seine gesamten Magiereserven einfach weg... Wie gebannt starrte Arranges auf seine erhobene Hand, die gerade eben noch einen Zauber gewoben hatte... 'HAU AB!' Brüllte er Erynn entgegen, als er sich herumwarf...
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Fossil
Die Elfin starrte wie paralysiert auf die gräßlichen Kreaturen vor ihnen. Das muß es gewesen sein, wovon Harchaxas sprach. Aber was... sind das für Biester? Unwillkürlich mußte sie an den Schatten denken, der sie drch die Klosterruine gejagt hatte, vor so vielen... Wochen? Monaten? Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Voller Entsetzen beobachtete sie, wie die Geisterwölfe jeden Zauber zur Seite wischten, den Arranges ihnen entgegenwarf und es dauerte eine Weile, bis die Stimme des Beschwörers sie aus ihrer Starre holte. Dann stürzte sie hinter ihrem Begleiter her.
Die Zeit schien sich für Erynn zu dehnen, während sie in wilder Flucht durch den Wald jagte, fort, nur fort von diesen dämonischen Wölfen. Die Dunkelheit beeinträchtigte sie plötzlich kaum noch. Sie sah ihre Umgebung mit einem mal sehr scharf, in deutlich abgesetzten Konturen. Was sie nicht bewußt sah, spürte sie und setzte über mehrere halbverborgene Wurzeln hinweg, anstatt darüber zu stolpern. Längst schon waren keine klaren Gedanken mehr in ihrem Kopf, die dünne Patina der Vernunft war fortgerissen und durch reinen, ursprünglichen und kompromißlosen Instinkt ersetzt worden. Sie fühlte keine Erschöpfung, nur das wilde, schnelle Pumpen ihres Herzens und das rauschende Blut in ihren Ohren.
Noch machten die Wölfe keine Anstalten die Dunmer oder den Kaiserlichen anzuspringen, sie trieben sie nur in einer weit gefächerten Phalanx vor sich her, begannen nach einer Weile aber, den Kreis langsam um sie zu schließen. Erynn sah einen von ihnen aus dem Augenwinkel, wie er Zoll um Zoll zu den Flüchtenden aufschloß. Sie hörte das leise Knurren und sah mit erschreckender Deutlichkeit die unnatürlichen, wie besessen leuchtenden Augen des Tieres.
Plötzlich fiel der Boden vor ihr steil ab. Ihre Füße verloren den Halt und sie geriet ins Rutschen. Einige Meter unter sich sah sie das breite, schwarze Band des Corbolo, das sich durch den Einschnitt im Gelände wand...
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