„Ich glaube, du unterschätzt meine Ausdauer“, gab Erynn unfreundlich zurück, lud ihr Pferd ebenfalls ab und hängte die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände an ihren Gürtel. „Also los, geh vor. Ich kenne den Weg nicht.“
Sie folgte dem Kaiserlichen, nachdem er sich endlich in Bewegung gesetzt hatte. Der Weg war tatsächlich nicht einfach, führte sie in einem weiten Bogen um Bruma herum, dann eine ganze Weile gerade nach Westen. In dieser Höhe wuchs kaum noch etwas außer krüppeligen Nadelbäumen, die störrisch den lebensfeindlichen Temperaturen trotzten und sich mit ihren Wurzeln an jedes noch so kleine Fleckchen Erde klammerten, das sie zwischen dem allgegenwärtigen Geröll erreichen konnten. Hin und wieder waren auch ein paar Büschel kleinerer, holziger Pflanzen und kleine Gruppen von Pilzen zu sehen, die sich wie schutzsuchend hinter einen Felsen kauerten. Bald schon war Bruma außer Sicht verschwunden, und nachdem sie einen kleinen, abgelegenen Hof passiert hatten, blieb die Zivilisation endgültig hinter ihnen zurück.
Erynn konnte nicht umhin, die bizarre, unwirkliche Schönheit des Hochlandes zu bewundern. Als sie vor... Wie lange ist das her? ...die Valusberge überquert hatten, hatte sie keinen Blick für diese Dinge gehabt, so entsetzlich hatte sie gefroren.
Als die Sonne schon im Sinken begriffen war, kreuzte ein kleines Wolfsrudel vielleicht hundert Schritte vor ihnen den Weg. Die Elfin blieb sofort reglos stehen und beobachtete die Tiere aufmerksam. Die Wölfe hielten ebenfalls inne, sträubten das Fell und fletschten die Zähne. Mit einigem Geknurre wichen sie schließlich zurück und verschwanden zwischen mehreren großen Findlingen. Als die Reisenden für die Nacht das Lager aufschlugen und ein Feuer entzündeten, konnten sie noch für lange Zeit ihr Geheul hören.
Die Dunmer versuchte noch immer nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Sie fühlte sich unangenehm an die erste Zeit erinnert, in der sie mit dem Beschwörer unterwegs war, wo seine Verschlossenheit und Unnahbarkeit sie mehr als nur ein wenig eingeschüchtert hatten. Es schien, als fiele er jetzt genau in dieses Verhalten zurück, und es verunsicherte sie noch immer genauso. Allein, diesesmal war sie entschlossen, ihre Verunsicherung hinter finsteren Blicken versteckt zu halten.

Der nächste Morgen war klar, windstill und so kalt, daß die Luft selbst zu gefrieren schien. Sie waren noch nicht lange gegangen, bis sie auf einen anderen, weit schmaleren Pfad abbogen, der direkt nach Norden führte. Er endete schließlich an einem Höhleneingang, der von einem stabilen, hölzernen Tor verschlossen wurde. Erynn schauderte plötzlich. Die Höhle war mit Sicherheit bewohnt, aber nichts hier wirkte so, wie sie es von der Behausung eines Druiden erwarten würde. Einige der niedrigen Pflanzen in der Umgebung waren plattgetreten, links neben dem Eingang lag ein kleiner Berg aus Müll, den jemand nachlässig angezündet hatte und der infolgedessen nur halb verkokelt war. Hinzu kam ein schlecht hinter einem Stein versteckter, sauber aufgeschichteter Haufen aus geborstenen Knochen, die nicht alle aussahen, als würden sie von Tieren stammen. „Fragend schaute die Dunmer den Beschwörer an. „Bist du sicher, daß wir den Druiden hier finden werden?“