Auch am nächsten Morgen sagte Erynn kein Wort, sattelte nur stumm ihr Pferd und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. Ja, vielleicht sollte ich wirklich einfach verschwinden. Warum tue ich mir diesen ganzen Mist überhaupt an? Ich sollte mich endlich um die Belange meiner eigenen Gilde kümmern – als gäbe es da nicht genug zu tun. Ja, genau das sollte sie machen, während sie darauf wartete, daß irgendein Botschafter der Gathering erschien, um ihr entweder mit Nachdruck einen Vertrag unter die Nase zu halten oder aber ihr gleich den Kopf abzuschlagen – je nachdem, wie großmütig sich der Rat gerade fühlte. Darüber hinaus glaubte sie keinen Herzschlag lang daran, daß die Abtrünnigen sie in Frieden lassen würden, sobald sie nicht mehr mit dem Kaiserlichen unterwegs war. Wenn sie wirklich keinen Nutzen für sie hätte, gab es keinen Grund, warum man sie bei Fanacasecul nicht einfach hätte töten sollen und Arranges gleich dazu, wenn er schonmal völlig außer Gefecht gesetzt so praktisch mitten auf dem Weg gelegen hatte.
Nein, das ergab alles keinen Sinn. Darüber hinaus ärgerte sie sich maßlos, daß der Beschwörer sich in den Kopf gesetzt hatte, sie von der Jagd nach den Verrätern auszuschließen, ihr jede Möglichkeit zu nehmen, selbst zur Lösung dieses Problems beizutragen. Als sei sie ein kleines, dummes Kind! Du spinnst dir doch schon wieder etwas zurecht. Du erträgst es nicht, daß du deine Maske hast fallen lassen, und jetzt suchst du einen Vorwand mich loszuwerden, um nicht ständig an diese ‚Schwäche’ erinnert zu werden. Jammerschade, daß du nicht den Arsch in der Hose hast, mir das ins Gesicht zu sagen... Aber woher solltest du das auch können? Mit Toten diskutiert es sich recht einfach, schätze ich.
Erynn hatte die Schnauze endgültig voll. Sie war dicht davor, ihr Pferd herumzureißen und zurück nach Skingrad zu jagen, einzig die vage Hoffnung, noch ein paar Informationen mehr über die Verräter zu erhalten, hielt sie noch davon ab. Still vor sich hinbrütend achtete sie kaum auf den Weg, der sie nach Bruma führte. Nicht einmal die zunehmende Kälte nahm sie wahr, je weiter sie nach Norden kamen. Zu heiß pochte der Zorn durch ihre Schläfen.