Die Lippen der Elfin teilten sich zu einem humorlosen, verzerrten Grinsen. In dieser Nacht würde sie wohl kaum Schlaf finden, selbst wenn die Kälte für sie kein Problem mehr darstellte. Stattdessen machte sie sich daran, im spärlichen Licht des Feuers das Kettenhemd zu reparieren. Damit hatte sie eine ganze Weile gut zu tun, denn das Material war alles andere als leicht zu bearbeiten. Mitternacht war lange vorüber, als sie schließlich die letzte Niete einfügte. Wenigstens aber hatte es mit der Zeit aufgehört zu regnen.
Irgendwann döste sie doch ein wenig ein, schreckte aber bei jedem Knacken oder Rascheln im Unterholz wieder hoch. Als der Morgen trüb und windig heraufzog, lagen dunkle Schatten unter ihren Augen, die Muskeln waren steif von der Nässe. Sie wuchtete sich auf die Füße und machte Falchion abmarschbereit. Der Wallach war eindeutig schlecht gelaunt und kratzte unwillig mit einem Vorderhuf auf dem steinigen Boden, wollte sich endlich bewegen dürfen, um die Kälte aus den Gelenken zu treiben.

Der weitere Weg war, wie Arranges vorausgesagt hatte – selbst die Bezeichnung ‚Trampelpfad’ wäre großzügig gewählt. Bald schon gaben sie es auf, die Strecke auf dem Rücken ihrer Pferde zurücklegen zu wollen, saßen ab und führten die Tiere um die tückischsten Stellen herum. Wer lebt in so einer Gegend, fragte sich die Elfin. Einen einsameren Ort findet man wohl nur hoch in den Jerallbergen oder den Sümpfen im Süden...
Erst am späten Vormittag erreichten sie die Ansiedlung. Erynn sah sich um Bleichersweg war größer als sie erwartet hatte, aber kein Mensch oder Mer war auf der Straße zu sehen. Alles in allem wirkte das Dorf erstaunlich gepflegt, aber doch ziemlich aus der Welt; eine regelrechte Enklave mitten im Nirgendwo. Erstaunt stellte sie fest, daß es hier tatsächlich so etwas wie eine Taverne gab. Der Kaiserliche steuerte direkt darauf zu, und sie folgte ihm. Was mögen das für Leute sein, die sich freiwillig in solche Abgeschiedenheit begeben?