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Legende
Fanacasecul
Sie sahen die Ayleidenruine Fanacasecul am Strand des Rumaresees auftauchen. Die Sonne hatte den höchsten Stand fast erreicht. Zu ihrer Rechten erhoben sich die gewaltigen Befestigungsanlagen der Kaiserstadt. In der Mitte stach hoch der Weißgoldturm heraus und schien als stummer Wächter ganz Tamriel im Auge zu behalten.
Gerade kamen sie an den halb versunkenen, aber dennoch beeindruckenden Mauern der Ruine entlang, als plötzlich vor ihnen ein hochgewachsener Kaiserlicher aus den Mauern hervortrat. Arranges hatte bereits die Hand am Schwert. Aber der Fremde sah nicht so aus, als würde er sie irgendwie bedrohen wollen, er wirkte auf den ersten Blick wie ein Reisender oder Abenteurer. Erst, als sich der Mann einige Schritte vor ihnen aufstellte und die Kapuze zurückstreifte, war Arranges sicher, dass es ein Wegelagerer war... Aber die Ausrüstung passte nicht so recht. Eine Kutte, die ihm irgendwie vertraut vorkam, ein normaler Dolch am Gürtel und sehr viel mehr konnte man nicht sehen...
'Seid gegrüßt Reisende... oder sollte ich besser sagen Mentor Arranges und Novizin Erynn?' Arranges zuckte zusammen. Natürlich, die Kutte war eine Art Standardgewand, welches jeder neu ernannte Mentor bekam. Allerdings nur eine Formsache, kaum einer der Mentoren trug dieses hässliche Ding arg lange nach seiner Ernennung... 'Wer seid ihr?' Fragte Arranges. Etwas kam ihm nicht ganz geheuer vor, warum sollte ein Mentor ihn mitten in der Landschaft aufsuchen und dazu noch ein neu ernannter wie es schien? 'Ich bin Mentor Remogius Genius... und ich würde euch bitten, von den Pferden zu steigen... es redet sich so schlecht für mich, wenn ich ständig den Kopf neigen muss um euch in die Augen sehen zu können...'
'Gerade zum Mentor ernannt und so überheblich?' Arranges war nicht verblüfft, vielmehr verärgert. 'Was wollt ihr?'
'Zunächst muss ich euch meine Enttäuschung mitteilen... ihr seid recht naiv Arranges... und was ich will? Habe ich doch schon gesagt, ihr sollt von den Pferden runter...' Arranges hatte keine Lust auf derlei Spielchen... 'Verdammt, Mentor... sagt, was ihr tatsächlich wollt oder wir reiten euch nieder!'
'Das wage ich zu bezweifeln... in etwa jeweils 10 Bolzenspitzen zeigen gerade auf jeden von euch...' Unwillkürlich zuckte der Magier zusammen und kam nicht umhin, sich umzusehen. Ein spöttisches Kichern drang von dem Kaiserlichen zu ihnen. 'Ihr werdet sie nicht sehen können, die Schützen... Es sind unter anderem auch Botschafter dabei... ich an eurer Stelle würde über die nächste Aktion gut nachdenken...' Wut zeichnete sich auf dem Gesicht des Nekromanten ab. 'Was wollt ihr Remogius?! ... Wartet, ihr gehört zu den Abtrünnigen?! ...'
'Nicht Abtrünnige...' Sagte der andere tadelnd. 'Wir beziechnen uns eher als die Erwachten... das hört sich nicht nur wunderbar frisch an im Gegensatz zu diesem groben, holzigen und bereits Staub ansetztenden Namen der Gathering, sondern beinhaltet auch das, was ihr bei der Gathering nicht seid... nämlich frei...' Der Mann wusste seine Worte so zu betonen, dass man sie nicht als offene Provokation werten konnte und dennoch fuhren sie wie ein heißes Schwert in die Gedanken von Arranges. 'Und jetzt... bitte, steigt von den Pferden ab, ich mag kein Blut an mir kleben haben, von keinem von euch...' Ihnen blieb im Moment nichts anderes, als abzusteigen. Als Erynn und Arranges auf den eigenen Füßen standen, begann der andere Kaiserliche wieder zu reden: 'Das klappt ja schonmal ganz gut... Was ich will, ist Erynn... Meister Dialga hat mir aufgetragen, sie von euch zu trennen und zu ihm zu bringen... er meinte, dass er Verwendung für jemanden hätte, der Botschafter töten könne... Und Arranges, ich würde das besser lassen...' Fügte er hinzu, als er sah, wie Wut in dem Magier aufstieg und die Hand zum Schwert wanderte. 'Ihr werdet es schön bleiben lassen, euch zu wiedersetzen, mittlerweile dürften die Bolzen auf euren Rotfuchs zeigen.' Arranges zuckte deutlich zusammen. 'Ahh... wir verstehen uns... sehr schön... nun, dann habt ihr also nichts mehr dagegen, dass ich Erynn mitnehme?'
'Elender Bastard...!'
'Ihr müsst mir nicht danken Arranges, ich befreie euch sozusagen... ihr wolltet doch sowieso nie eine Schülerin haben, seid froh...' Er schnippte einmal mit den Fingern, woraufhin ein breiter Ork, ähnlich gekleidet wie Remogius, aus den Ruinen hervortrat, auf Erynn zukam und sie zu Remogius zerrte, ohne, dass sie sich tatsächlich wehren konnte. Arranges stand nur mit hängenden Schultern daneben und sah teilnahmslos zu. Mach jetzt nichts Dummes Arranges... Das Bild seines Fuchses, der hinter ihm stand, füllte seinen gesamten Verstand aus. 'Eure Kooperationsbereitschaft ist erstaunlich Arranges... Nun, da das so gut funktioniert hat, würde ich euch noch bitten, diesen Trank hier zu schlucken...' Der Kaiserliche zog ein kleines Fläschchen hervor. 'Ich will nur verhindern, dass ihr uns alle unglücklich macht, indem ihr uns folgt... und um das zu unterbinden, werdet ihr euch selbst für einige Stunden ins Land der Träume versetzen...' Der Kaiserliche kam auf Arranges zu und drückte ihm den Trank in die Hände. 'Trinkt... oder euer Pferd muss doch noch dran glauben...' Mechanisch, von der Angst um sein Pferd kontrolliert, entkorte er die Phiole... Wohlwollend sah ihm Remogius in die Augen. 'Ihr werdet Erynn sicher gut verschmerzen können, Arranges, ihr tut das Richtige...' Der Nekromant sah noch einmal über die Schultern seines Gegenübers und blickte Erynn in die Augen, setzte die Flasche an die Lippen und trank sie mit einem Zug leer. Remogius klopfte lobend auf die Schulter des Beschwörers. Dann klappte Arranges zusammen.
'Er mag vielleicht unzerstörbar sein, aber nicht, wenn Erynn oder jemand anderes, der Heilkunst mächtig, nicht bei ihm ist und schon gar nicht, wenn man weiss, an welchem Hebel man anpacken muss...' Sagte der Kaiserliche, als er sich umdrehte und zu dem Ork herüberkam. 'Ihr werdet euch schön brav fügen, oder ich muss Meister Dialga sagen, dass ihr doch nicht würdig seid... das hätte unschöne Konsequenzen...' Er sah wieder zu dem Ork auf, der Erynn festhielt wie ein Schraubstock. 'In Valenwald haben wir einen ganzen Stoßtrupp an ihm verloren... hier waren wir nur zu zweit und haben den wohl einfachsten Sieg errungen, den man sich vorstellen kann... los, Abmarsch...' Der Ork warf sich die Dunmer über die Schulter und dann verschwanden sie im Wald abseits der Straße.
Geändert von weuze (03.04.2011 um 00:39 Uhr)
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Fossil
Großer Forst
Erynn verfolgte das Gespräch mit versteinerter Miene und zusammengepreßten Kiefern. Sie waren direkt in einen Hinterhalt gelaufen, wie dämliche Anfänger, und es gab nichts, was sie tun konnten. Die Siegelsteine! Wenn wir uns wehren und niederschießen lassen, bekommen sie die Siegelsteine! Dann werden sie sicher herausfinden, was der Rat plant und die Chance, ihnen so beizukommen, ist für immer vergeben. Trotzdem spannte sie die Muskeln, als der Ork sie von ihrem Pferd wegzerrte. Es sollte zu nichts führen, ihr fehlte schlicht die Masse, um sich gegen den Griff zu stemmen. Der Verräter hatte an alles gedacht. Den Fuchs würde Arranges nicht auf Spiel setzen, niemals. In dem flüchtigen Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, nickte Erynn unmerklich. Bring die Steine zurück... laß sie bluten für all das hier! Dann fiel ihr Begleiter zu Boden.
Sie starrte den falschen Mentor haßerfüllt an, bis dessen Scherge sie kurzerhand hochhob und sie sich wie einen nassen Sack über die Schulter warf. Ihre Gedanken rasten, während sie sich auf den Waldrand zubewegten. Sie sind nur zu zweit... keine Botschafter, keine Heckenschützen. Daraus muß sich doch irgendwas machen lassen. Ihre Waffen jedoch waren außerhalb ihrer Reichweite. Remogius hatte sie an sich genommen, selbst den Dolch im Stiefel hatten sie gefunden. Nach einer Weile begann sie zu zappeln. „Laß mich runter, du Scheißkerl! Ich kann alleine laufen.“ Ihre Entführer ignorierten sie. Erynn wand sich, bis es ihr gelang, von der Schulter des Orsimer zu rutschen. Er packte sie beim Genick und drückte sie auf den Waldboden. „Jetzt fühlst du dich wohl unglaublich stark, was? Geradezu heldenhaft, wie du das hinkriegst. Jetzt nimm deine Drecksgriffel weg!“ Sie kochte vor Wut, und sie wollte wütend bleiben, das war besser, als sich jetzt von der Furcht übermannen zu lassen, die dicht unter der Oberfläche ihrer Wahrnehmung brodelte. Der Kaiserliche kam heran, ging neben der Elfin in die Hocke. „Spart Euch das Gezeter, Novizin. Ihr verbessert Eure Situation nicht gerade, wenn Ihr so ein Theater veranstaltet.“
Sie knurrte wild. „Als ob dich das interessieren würde, Verräter. Frei bist du, ja? Du bist auch bloß ein Kettenhund, nur daß du an Dialgas Leine liegst... mach dir doch nichts vor.“ Remogius lächelte, dann wurde sein Gesicht kalt. „Weiter“, wandte er sich an den Ork. Erynn fühlte sich wieder hochgehoben, dann setzten sie den reichlich unbequemen Marsch fort. Sie versuchte herauszufinden, wohin sie sich gerade bewegen mochten, doch aus ihrer Perspektive, welche die Sicht erheblich einschränkte, war es ihr unmöglich sich zu orientieren. Sie würde abwarten müssen, bis sich die Gelegenheit zu einem Fluchtversuch ergab. Wenn sie erst einmal entwischen konnte, würde sie sich ihren Entführern entziehen können, dessen war sie sicher. Sie mochte der Kraft des Orks und wohl auch den Zaubern des Mentors nichts entgegenzusetzen haben, aber sie war flink und an das Leben im Wald gewöhnt. Zunächst einmal würde sie sich still verhalten.
Bis zum Abend taten ihr alle Knochen weh. In einer kleinen Senke wurde sie schließlich unsanft abgesetzt und gleich wieder auf den Boden gedrückt. Verflucht, hört das denn nie auf? „Laß sie los, Geshrak“, hörte sie den Kaiserlichen sagen. Der Druck der Pranke auf ihren Nacken verschwand, und sie setzte sich auf.
„Damit kommst du nicht durch, Remogius.“
„Ach, wirklich nicht?“
„Ihr seid doch nur ein Haufen Spinner, zu schwach, um nach den Regeln der Gathering zu leben, zu erbärmlich, euch das einzugestehen. Die Erwachten, pah! Geistig umnachtet seid ihr, alle miteinander!“
Der Kaiserliche holte aus, versetzte ihr einen harten Schlag mit dem Handrücken. Erynn schmeckte Blut, als sie den Kopf wieder hob und ihn böse anfunkelte. „Ihr werdet jetzt Eure vorlaute Klappe halten, Dunmer. Oder ich sorge dafür, daß ihr jedes einzelne weitere Wort bitter bereuen werdet. Bleibt an Ort und Stelle, und wir werden wunderbar miteinander auskommen.“ Damit wandte er sich ab, ließ sie unter den wachsamen Augen seines Begleiters zurück.
Die Kriegerin sah keine Möglichkeit zu handeln. Von der Senke aus konnte sie das Gelände nicht überblicken, der Ork paßte auf wie ein Wachhund. Diese Jungs sind sicher nicht so blöd, wie ich es gerne hätte. Sie wissen ziemlich genau, was sie tun. Wenn es ihnen gelingt, mich zu diesem Dialga zu schaffen, wars das... Verflucht, Arranges, sieh zu, daß du unsere Fährte aufnimmst.
Irgendwann döste sie ein, nur um viel zu kurz darauf wieder aus dem Schlaf gerissen zu werden. Die Monde standen noch hell am Himmel, als sie erneut aufbrachen. Erynn verrenkte sich den Hals, während sie nach bekannten Landmarken suchte, aber hier sah alles gleich aus. Sie mußten irgendwo zwischen der Schwarzen und der Goldstraße sein, so viel wußte sie. Was habt ihr Mistkerle vor? Wollt ihr mich umdrehen? Nicht besonders klug, seinen Laden auf Leuten aufzubauen, die man zur Kooperation gezwungen hat, wirklich... Die Berichte von Parlovars Schülern fielen ihr wieder ein. Zwei von ihnen waren von den Abtrünnigen verschleppt worden, ebenso wie sie jetzt gerade. Die Kriegerin hatte damals geglaubt, daß man sie benutzen würde, um das Aufgebot an Untoten zu verstärken. Aber sie? Remogius hatte gesagt, daß sie sich für sie interessierten, weil sie einen Botschafter erledigt hatte. Als sabbernder Zombie würde von ihren Fähigkeiten wohl nicht viel übrig bleiben. Oder...?
Was wußte sie schon über diese Kreaturen? Praktisch nichts, außer daß sie stanken und häßlich waren. Langsam aber sicher griff die Furcht mit kalten Fingern nach ihrem Herzen. Oder geht es hier gar nicht um mich? Habe ich Recht gehabt mit meiner Vermutung, und sie wollen Arranges? Wollen erreichen, daß er freiwillig zu ihnen kommt? So oder so, ich muß hier weg...
Nach ihrer Schätzung mochten ihr vielleicht noch zwei Stunden Dunkelheit bleiben. Jetzt oder nie. Erynn spannte die Muskeln an, bäumte sich auf und biß dem Ork mit aller Kraft in den Nacken. Mit einem Laut des Erschreckens schleuderte er sie von sich. Sie rollte sich ab und lief Haken schlagend durch das Unterholz. Irgendwohin, nur weg von diesen Verrückten. Ein Zauber verfehlte sie nur knapp, schlug in einen nahen Baum ein. Die Elfin sah sich nicht um, sondern lief weiter. Sie hörte, wie ihre Entführer ihr folgten, spürte sie deutlich im Nacken. Sie mußte schneller sein. Schneller...
Dann fühlte sie sich von einer großen, kräftigen Hand herumgerissen. Ihre Welt wurde schwarz, als die Faust des Orks auf ihre Schläfe traf.
Es war noch dunkel, als sie wieder zu sich kam. Ihr Schädel dröhnte. Sie lehnte halb aufrecht an einem Baum und stellte fest, daß sie sich nicht wirklich bewegen konnte. Man hatte ihr Hände und Füße gebunden. Remogius, offenbar durch leises Stöhnen aufmerksam geworden, trat an sie heran und ging vor ihr in die Hocke. „Du hast dich also endlich dazu entschlossen aufzuwachen.“ Von der falschen Freundlichkeit, die er noch bei Fanacasecul an den Tag gelegt hatte, war nun nichts mehr in seiner Stimme zu finden. „Schade eigentlich. Es war ein sehr ruhiger, angenehmer Tag, so ganz ohne deine erbärmlichen Versuche, Widerstand zu leisten... Der Meister wird davon erfahren, das ist dir hoffentlich klar. Wir werden sehen, was ihm so dazu einfällt, aber sei versichert, daß ich das Schauspiel genießen werde. Weißt du, ich selbst glaube eigentlich nicht, daß du den ganzen Ärger wert bist, also erwarte nicht von mir, daß ich weiterhin Nachsicht üben werde.“ Er streckte die Hand aus und strich ihr leicht über die Wange. Angewidert drehte Erynn den Kopf weg. „Du wirst dich von jetzt an fügen, oder ich überlasse dich Geshrak. Du sollst lebendig und in einem Stück ankommen, aber weitere Anweisungen habe ich nicht. Denk gut darüber nach, bevor du wieder irgendeinen Unsinn anstellst.“
Die Bogenschützin war noch viel zu benommen, um irgendetwas erwidern zu können. Den Rest der Nacht und auch den folgenden Tag war sie viel zu sehr damit beschäftigt, die Übelkeit und den Schmerz in ihrem Kopf irgendwie zu ertragen, als das sie irgendwas hätte unternehmen können. Tatsächlich hätte sie das auch längst nicht mehr gewagt – das Versprechen, daß sie sonst dem Ork als Zerstreuung dienen würde, hatte Wirkung gezeigt. Sie zweifelte mittlerweile stark daran, daß Arranges oder sonst jemand sie noch finden würde.
Erst am folgenden Tag kehrten ihre Lebensgeister langsam wieder. Geshrak hielt sich lange nicht mehr so aufrecht wie noch vor drei Tagen, und sie hörte ihn häufiger unterdrückt fluchen, während er mit ihr auf dem Rücken durch den Wald trampelte. Irgendwann hatte er scheinbar genug. Er ließ die Elfin einfach fallen, und sie schlug schwer auf dem Boden auf. „Mentor Remogius“, dröhnte seine tiefe Stimme. Der Angesprochene wandte sich um, einen leicht spöttischen Ausdruck im Gesicht. „Was willst du?“
Im folgenden, hitzig geführten Gespräch wurde schließlich beschlossen, daß sie für eine Weile rasten würden. Der Kaiserliche war nicht begeistert, gewährte diese Gnade am Ende aber dennoch 'großzügig'. Er ließ sich sogar dazu herab, Erynns Fesseln zu lösen. Sie keuchte gepeinigt, als das Blut in die schon so lange tauben Glieder zurückfloß. Plötzlich packte der Mentor grob ihren Schopf und riß ihr den Kopf in den Nacken. „Das ist schiere Freundlichkeit meinerseits... wage es nicht, irgendwelchen Blödsinn zu veranstalten, oder ich füge deiner Wange ein paar neue Verzierungen hinzu, hast du verstanden?“
Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 03:39 Uhr)
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Legende
Arranges erwachte, als er eine leichte Berührung im Gesicht spürte. Er schlug die Augen auf und sah die Nüstern seines Rotfuchses über sich. Das Tier war natürlich die ganze Zeit bei ihm geblieben. Es war tiefe Nacht. Falchion war ebenfalls noch dort, mit hängendem Kopf stand er neben dem Reittier des Kaiserlichen. Der Kopf des Magiers brummte. Aber als er völlig wach war, stemmte er sich hektisch hoch und sah sich gehetzt um. Niemand war mehr da. Von den Abtrünnigen keine Spur... Was habe ich auch anderes erwartet... Ratlosigkeit vermischt mit Zorn über sich selbst machte sich in den Gedanken des Magiers breit. Ich muss eigentlich den dritten Siegelstein holen... aber ich will mir nicht ausmalen, was diese Aushilfsnekromanten mit Erynn vorhaben... Er haderte mit sich selbst... er konnte weder das eine, noch wollte er das andere vernachlässigen... Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Zorn spürte er darüber, Erynn einfach so ausgeliefert zu haben. Allein der Gedanke daran, sie in den Händen der Abtrünnigen zu wissen, machte ihn, jetzt, da er sich so richtig darüber bewusst wurde, rasend... Plötzlich fasste er einen Entschluss... Gumora...! Er schwang sich in den Sattel seines Fuchses und testete, ob Falchion ihm folgen würde. Der Wallach der Dunmer kam dem Rotfuchs ohne Scheu nach, die beiden hatten sich mittlerweile so aneinander gewöhnt, dass das keine weiteren Probleme bereiten würde...
Arranges preschte durch die Nacht zur Kaiserstadt. Dort angekommen hielt er mit großen Schritten auf das Hafenviertel zu... Zum Teufel, wo ist diese schmierige Eidechse, wenn man sie mal braucht?! Der Kaiserliche schritt die Docks ab, ging auf die andere Seite der Kais zu den Armensiedlungen. Aber außer einem Bettler war dort niemand zu sehen. In seiner Verzweiflung ging er auf die vom Leben gebeutelte Gestalt zu, die an einem kleinen Feuerchen am Strand saß. 'He, ihr da...' Der Bettler, ein alter Bretone, sah fragend auf. 'Wisst ihr wo Gumora ist... oder habt ihr ihn in letzte Zeit hier gesehen?' Dabei zog Arranges einen Septim aus einem Beutel und ließ das Goldstück im Mondschein blinken. 'Hmm...' Machte der Alte und wies auf die Wasseroberfläch vor sich am Strand. 'Verdammt, wollt ihr mich zum Narren halten alter Mann? Ich habe keinen Nerv für solche Spielchen!'
'HMMMmmmMM...' Brummte der Bretone energisch und deutete nochmal auf die Wasser des Rumare. Arranges blickte nochmal hinaus auf den See und tatsächlich, nach einigen Augenblicken tauchte der gehörnte Kopf des Argoniers aus de Wasser auf. 'Arranges... des weiße Ritter kommt mich mitten in der Nacht besuchen?' Der... weiße Ritter?! Was zum Teufel hast du wieder geschluckt Gumora? Der Nekromant wartete, bis Gumora aus dem Wasser gestapft kam. Er wollte ihn gerade grüßen, als er ein leichtes Ziehen an seinem Umhang spürte. Er blickte zur Seite. Der Bretone schaute zu ihm auf und drehte ihm jetzt auffordernd die Handfläche hin. Genervt atmete Arranges aus und legte dem Bettler das Geldstück in die Hand. Wortlos ließ dieser es verschwinden und schaute wieder zu dem Argonier, der mittlerweile bei ihnen angekommen war. Gumora nickte dem Bettler zu. Dieser zog ein Stück Kohle und ein arg zerknittertes Papier hervor und machte ein paar Striche in eine Liste, dann ließ er beides wieder verschwinden und richtete den Blick wieder starr auf den Rumare hinaus...
'Seid mir gegrüßt Gumora... was meintet ihr vorhin mit dem Ritter?'
'Das wisst ihr noch nicht... vor einigen Tagen hat sich hier das Gerücht ausgebreitet, dass ein strahlender Ritter, wie er in Märchen vorkommt, das Tor bei Cheydinhal geschlossen haben soll...' Dem Kaiserlichen klappte die Kinnlade herunter. 'Hat es euch die Sprache verschlagen?' Grinste der Argonier. 'Wie kommt ihr darauf, dass ich das gewesen sein soll?'
'Nun, der Einzige, den ich kenne, der bis jetzt von sich behauptet, schon einmal ein Tor aus der Nähe gesehen zu haben, mich nach dem Standort eines weiteren Tors gefragt hat und von dem ich glaube, dass er verrückt genug ist, die Oblivionebenen zu betreten, seid ihr, Arranges...'
'Glaubt was ihr wollt Gumora... ich bin wegen etwas sehr viel Dringlicherem hier... ihr könnt doch Spuren lesen?'
'Ich bin freier Kundschafter, es wäre mir peinlich, wenn ich es nicht könnte...'
'Gut, dann brauche ich eure Hilfe... jetzt!'
'Mit jetzt meint ihr... jetzt gleich?'
'Ja was denn sonst?!' Fragte Arranges gereizt. 'Was braucht ihr denn?'
'Erinnerst du dich noch an Erynn? Man hat sie entführt... und ich will sie... befreien...' Für einen kurzen Moment trat ein sehr seltsamer und undeutbarer Ausdruck in seine Augen. 'Wo habt ihr sie als letztes gesehen?'
'Bei Fanacasecul...'
'Hmm... wartet, ich werde mich kurz ankleiden, dann will ich versuchen euch zu helfen... ihr wisst also nicht, ich welche Richtung die Entführer gegangen sind und braucht deswegen meine Fähigkeit Spuren zu lesen?' Arranges nickte.
Es dämmerte bereits, als sie Fanacasecul endlich erreicht hatten. Bis der Argonier endlich ein paar Spuren gefunden hatte, die wohl passen mochten - Arranges konnte dazu nichts sagen, er war weder Jäger, noch Kundschafter - machten sie sich auf den Weg und folgten den Spuren direkt nach Westen in den dichten Wald hinein. Gumora bestätigte Arranges, dass die Entführer wohl nur langsam vorankamen und noch nicht sehr weit gekommen sein konnten... gegen Mittag hatten sie eine der vielen Erhebungen, die weiter im Nordwesten, südlich von Chorrol in das Colovianische Hochland übergingen, erreicht. Gumora bedeutet dem Kaiserlichen zu halten. 'Was ist, haben wir sie bereits eingeholt?' Fragte der Beschwörer hoffnungsvoll. Aber statt einer Antwort lenkte der Argonier nur sein Pferd schweigend dem des Beschwörers gegenüber. 'Es tut mir leid Arranges, aber man hat mir für diesen kleinen Dienst sehr viel Geld geboten... und ihr wisst, der Meistbietende hat bei mir Vorrang. Der Magier wusste jetzt gar nicht mehr, was er denken sollte. Aber noch bevor er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, zog der Argonier eine Schriftrolle hervor, wirkte selbige und verschwand mit samt Pferd. Du mieses, kleines... 'Jetzt fangt bloß nicht an zu weinen Arranges...' Die Stimme des Botschafters war unverkennbar, aber es war niemand zu sehen. Arranges schwang sich aus dem Sattel und schaute sich um. 'Es wird mir eine Ehre sein, dem Mentor Arranges den Hals umzudrehen...' Ein Hüne trat vor dem Nekromanten aus dem Schatten der Bäume. 'Ihr seht traurig aus... Arranges... der Verlust eurer Freundin macht euch wohl sehr zu schaffen...'
'Was wollt ihr?!'
'Nanu... keinen Respekt mehr vor einem Botschafter? Das ist schlecht Arranges...'
'Vor Botschaftern schon, vor Abtrünnigen und Verrätern jedoch nicht...' Der Botschafter seufzte. 'Es war wohl doch sehr viel klüger einfach Erynn zu holen und für Dialgas Vorhaben einzusetzen, als euch, den so talentierten und unbesiegbaren Arranges zwingen zu wollen, unserer Gemeinschaft beizutreten.'
'Was für Zwecke?!'
'Wenn ihr uns beitretet Arranges, würdet ihr es erfahren...'
'Niemals!' Der Botschafter kam nicht mehr zum Antworten. Arranges begann den Kampf einfach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er stets geglaubt, dass Botschafter unbezwingbar wären, aber sein Hass loderte weiß in ihm auf. Funkensprühende, annähernd weiße Sphären verschluckten seine jetzt leicht vom Körper gestreckten Hände. 'Die Botschafter waren mal eine Herausforderung... heute werde ich beweisen, dass sie es nicht sind...' Sein Gegner erkannte wohl den Ernst der Lage und brachte sich selbst in Kampfhaltung. Aber bis sein Gegenüber überhaupt reagieren konnte, traf ihn ein gewaltiger Feuerstrahl. der Botschafter wurde zurückgerissen und kam arg ins Taumeln. Auf seiner Brust war jetzt ein kreisrundes Loch in der Rüstung zu sehen. Metall, Stoff, Leder und Haut waren an den Rändern der grob blasenschlagenden Wunde miteinander verbacken. das Metall glühte leicht. Blitzschnell beschwor Arranges ein geradezu gewaltiges Daedroth. er hörte, wie zwei Schwerter gezogen wurden. Der Botschafter hatte seine beiden Dai Katanas aus den Scheiden gerissen und führte jetzt mit jeder Hand eines davon. Klingen wirbelten, blitzen und funkelten hin und her, während das Oblivionmonster gleichermaßen mit seinen Klauen arbeitete und Feuerzauber nach Feuerzauber auf den Botschafter abfeuerte. Arranges bewegte sich seitlich zu den Kämpfenden. Er gab über das mentale Band dem Daedra zu verstehen, auf sein Zeichen hin einen gewaltigen Feuerzauber abzugeben. Der Botschafter hingegen war wohl total überrumpelt von der Aggressivität, die ihm da entgegenschlug. Arranges hatte seine beiden Arme ausgestreckt vor sich zusammengeführt und zielte auf den Hünen. Im gleichen Moment jedoch, als Arranges dem Daedroth sein Zeichen geben wollte, führte der Botschafter einen gewaltigen Hieb gegen das Reptil und vernichtete es. Arranges gab seinen Zauber trotzdem ab... Einer der beiden Zweihänder kam ihm wirbelnd entgegen geflogen und schrammte über seine Schulterplatte... sein Zauber hingegen riss dem Botschafter den Kopf und die komplette linke Schulter inklusive Arm weg. Schmatzend spritzte unnatürlich dunkles Blut aus dem massigen Körper hervor, der erst nicht umkippen wollte. Nach einigen Sekunden ließ die eine Hand kraftlos das Schwert fallen. Nochmals einen Augenblick später sackte der Körper zusammen. Arranges jedoch war noch nicht zufrieden. Er riss sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf den Fleischberg zu. Einige Minuten lang hackte er mit wildem Gekläffe auf den toten Botschafter ein. Er entlud seinen ganzen Zorn auf diesen einen Verräter. Gedärme, die wirkten, als wären sie schon lange nicht mehr durchblutet worden, flogen durch die Luft, Blut spritze... bis schlussendlich nur noch ein großer Fleischberg übrig war, der mehr an eine volle Schlachtbank beim Metzger erinnerte, denn an einen Humanoiden... Erschöpft sank er schließlich resignierend auf die Knie. Wie sollte er Erynn jetzt noch erreichen? Er hatte keine Ahnung wo er genau war, nur eine grobe Vorstellung... vermutlich hatte man ihn auch noch in eine ganz andere Richtung geführt. Flehend blickte er zum Himmel auf, bevor er sein rot gesprenkeltes Gesicht in seinen blutigen Händen vergrub... Irgendwann jedoch zwang ihn sein unnachgiebiger Wille, das, was von dem Botschafter übrig war, zu untersuchen... Er fand ein ganzes Arsenal an Waffen aller Arten, Tränke ohne Ende und eine kleine Tasche am Gürtel über dem Gesäß des Toten. Er öffnete sie und schaute hinein. Er angelte ein paar blutige Umschläge daraus hervor. Enttäuscht, weil sie alle entweder nicht lesbar waren oder nicht das beinhalteten, was er gehofft hatte, wollte er sie gerade wegwerfen, als ihm auf einem der Pergamente, der Name Erynn ins Auge stach. Neue Hoffnung drängte sich in seinem Kopf an vorderste Stelle. Vieles konnte man wegen Blutflecken oder grausiger Handschrift nicht lesen, aber einige Informationen waren sauber geschrieben. Er konnte den Zeilen entnehmen, dass sich Remogius wohl am vierten Tag nach der Entführung irgendwo südwestlich nahe Chorrol befinden sollte um sich dort mit dem Botschafter zu treffen... Der Kaiserliche verlor keine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie absolut exakt diese ganze Aktion auf sein Verhalten abgeglichen worden war. Er saß auf und preschte nach Norden durch den Wald...
... Sie hatten bis zum frühen Abend Rast gemacht. Seltsamerweise hatte es Remogius plötzlich gar nicht mehr so eilig, aber das konnte auch eine Einbildung sein. 'Mentor...?'
'Was ist denn schon wieder Geshrak?'
'Ich habe hier ein Problem...' Remogius verdrehte genervt die Augen. 'Was denn?'
'Ich habe ein Problem damit, Dialga einfach irgendjemanden abzuliefern, der möglicherweise nicht für seine Vorhaben geeignet ist...' Der Kaiserliche zog eine Augenbraue hoch. 'Seit wann denkst du so viel Geshrak?' Der Ork sah ihn nur bedeutungsvoll an. 'Ah, ich verstehe... hm... Der Befehl lautete aber, sie erstens lebendig zu Dialga zu bringen und zweitens auch sonst möglichst unversehrt... das wird nicht funktionieren Geshrak...'
'Achwas...' Der Ork warf Erynn einen vielsagenden Blick zu. 'Die sieht aus, als könnte sie das schon aushalten...' Remogius sah ihn fragend an und blickte dann ebenfalls zu Erynn hinüber. Sie war jetzt wohl nicht mehr so trotzsicher, wie vor einigen Minuten noch. 'Ohhh... schaut nur Remogius, sie zittert... ihr werdet doch wohl keine Angst vor... mir haben?' Erynn antwortete nicht. 'Vielleicht sollten wir ihr erklären, dass wir ihr wie dem Kaiserlichen auch, einen riesen Gefallen getan haben in dem wir beide voneinander trennten...' Sagte Remogius und grinste dabei fies. 'Glaubt ihr nicht, dass wir ihr damit noch mehr Angst machen?'
'Dummkopf, mit diesem... Vergleich nehmen wir ihr die Angst vor dir... das kann nur besser sein für dich... und angenehmer wahrscheinlich auch...'
'Stimmt, wenn ich an das erste Gespräch zurückdenke, das er vor der Gathering hatte, als er zum Novize ernannt worden war... damals dachten viele, dass er einen derben Schaden haben musste... ich glaub nur Meisterin Marie war übler drauf als er...' Sagte der Ork. 'Naja,' Remogius warf nochmal einen Seitenblick auf die Dunmer, 'ich jedenfalls würde kein Schüler von jemandem sein wollen, der seine Eltern einfach nicht gehen lassen wollte... er hatte damals ja auch noch die Aufgabe bekommen, Drimo... wie hieß sie noch gleich... da seine Freundin während seiner Schülerzeit, zu foltern, als es hieß, dass sie abtrünnig geworden sei... insgeheim glauben ja noch immer viele, dass er es auf sie abgewälzt hatte und so nur selbst der Folter entgehen wollte...'
'Nicht zu vergessen die beiden Kaltblutrituale... die Ergebnisse wurden nie öffentlich gemacht, aber es sickerte von beiden gewissen Dinge durch, die sogar Meisterin Marie an Arbartigkeit übertreffen...' Fiel ihm der Ork ins Wort. 'Nun, die unterschwellige Behauptung, dass flüssiges Eis, statt Blut durch seine Adern pumpt, kursiert jedenfalls nicht völlig um sonst innerhalb der Gathering...'
'Ja und...' Ein glühendes Geschoss rauschte plötzlich heran und zerfetzte den Ork, der gerade wieder zum Sprechen ansetzte. 'Richtig... es ist dunkles, dickes, eiskaltes Blut...' Arranges trat wie der Tod persönlich auf die kleine Lichtung, blutverschmiert und funkelnden Augen. Remogius sprang erschrocken und mit blankem Entsetzen in den Augen, auf. 'Arranges... aber, aber...'
'Ihr müsst ein bisschen früher... erwachen um mich zu kriegen...' Mit einem Satz war der Kaiserliche bei Remogius. Ein gurgelnder Laut war zu hören, als Arranges seine von einem blauen Schimmer eingehüllte Hand um den Hals des anderen legte. Der Abtrünnige war von seinem Schreck so gelähmt, dass er sich nicht wehrte... Eine Sekunde später kippte der Leib um und der Kopf platzte am Kragen vom restlichen Körper ab, dort, wo das Gewebe innerhalb von Sekunden schockgefrostet worden war. Arranges wandte sich Erynn zu. Die Verräter hatten sie wohl im weiteren Verlauf der Rast wieder gefesselt. Er kniete sich vor sie hin, zog sein Gebrauchsmesser und zerschnitt die Stricke...
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Fossil
Erynn lag wie erstarrt, während sie dem Reden ihrer Entführer zuhörte. Sie weigerte sich wahrzunehmen was gerade geschah, weigerte sich zu glauben, was sie über Arranges sagten. Sie mußte hier weg, oder aber kämpfen, wenn sie schon nicht fliehen konnte, notfalls mit Zähnen und Krallen. Ihre Muskeln jedoch gehorchten dem Befehl des Gehirns nicht, sich gegen die Fesseln zu stemmen, wie sie mit blankem Entsetzen feststellte.
Dann geschahen mehrere Dinge sehr schnell. Der Leib Geshraks zerbarst förmlich in einem Feuersturm. Heißes Blut und Gewebefetzen trafen sie, sprenkelten Gesicht und Rüstung der Dunmer. Arranges!
Der Beschwörer trat aus den Schatten des Waldes - er sah aus wie die personifizierte Rache der Neun. Remogius, völlig konsterniert von seinem plötzlichen Auftauchen, machte nicht einmal Anstalten, sich zu verteidigen. Nur wenige Herzschläge später war es vorbei.
Erynn starrte mit regungslosem Gesicht und leerem Blick vor sich auf den Waldboden, während ihr Begleiter die Stricke um ihre Gelenke zerschnitt. Noch hatte die Erkenntnis, daß sie gerade sehr knapp entkommen war, ihre bewußten Gedanken nicht erreicht.
Arranges steckte sein Messer weg und streifte die Stricke vollends von den Gliedmaßen der Dunmer. Sie war völlig überfordert mit der Situation und regte sich kein bisschen. Der Kaiserliche hatte nicht wirklich etwas davon mitbekommen, was die beiden Verräter Erynn erzählten, nur gerade noch, wie sie ihr wohl Angst einjagen wollten, indem sie ihn als ein Monster darstellten. Verfluchte Bastarde... ich hätte euch erst noch ein wenig quälen sollen... Er legte Erynn vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Er wollte sie keinsefalls erschrecken, aber er musste wissen, ob sie noch bei sich war... oder ob sie überhaupt ansprechbar war. 'Erynn? Bist du irgendwie verletzt...?' Fragte er etwas unbeholfen, aber ehrlich besorgt.
Die Reaktionen der Elfin setzten mit einem Schlag wieder ein, als sie eine Berührung spürte. Sie zuckte zurück, die Zähne gefletscht und in den aufgerissenen Augen schiere Mordlust. "Faß mich nicht an!" fauchte sie mit einer Stimme, die sie nicht als ihre eigene erkannte. Eine ganze Weile starrte sie den Beschwörer nur ohne zu blinzeln an, bis sich langsam zunächst Verwirrung und dann Erkennen in ihren Blick mischten. Erynn entspannte sich ein wenig und senkte den Kopf. "Ich hatte nicht mehr geglaubt, daß du mich noch finden würdest..." murmelte sie schließlich.
Arranges zog seine Hand zurück, als Erynn wohl noch immer verwirrt, ihn am liebsten angesprungen und zerfleischt hätte. Er wartete einfach auf ihre nächste Reaktion. Er streckte die Hand nochmals aus, fasst ihr Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. 'Es tut mir leid Erynn, ich wollte nicht... ich meine... ich hätte deine Entführung verhindern müssen... irgendwie... wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und würde meinen Fuchs, statt dir geben...'
Sie sah den Beschwörer müde an und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, würdest du nicht. Könntest du nicht... und so, wie es sich bei der Ruine darstellte, hattest du ohnehin keine andere Wahl. Die Siegelsteine, verstehst du? Sie hätten sie auf keinen Fall bekommen dürfen." Die Elfin atmete einmal tief durch. "Es gab niemals Armbrustschützen, und auch keine Botschafter... das haben die beiden da gesagt. Wir sind sauber reingelegt worden." Nach einer Weile ergänzte sie: "Ich kann dir nicht sagen, was Dialga plant, darüber wurde nicht gesprochen. Aber ich bin nicht die erste, die sie entführt haben. Erinnerst du dich an das, was der Rothwardon über die beiden Schülerinnen aus Valenwald sagte?" Wieder schüttelte sie mit dem Kopf. "Keine Ahnung. Aber sag, wie hast du mich gefunden?"
'Hauptsächlich wurde wohl ich an der Nase herumgeführt...' Arranges setzte sich neben Erynn. 'Ich war bis in die Nacht hinein bewusstlos... Mein Pferd hat mich wachgerüttelt... Ich war erst arg verzweifelt, ich wusste nicht, was ich tun sollte... einerseits hatten die Siegelsteine höchste Priorität, aber dich in den Händen der Abtrünnigen zu wissen setzte mir ebenso zu... Ich... musste zuerst nach dir suchen... Aber meine einzige Möglichkeit war, irgendeinen Spurenleser aufzutreiben... du erinnerst dich noch an dieses Schwein Gumora? ... Ihn habe ich in der Kaiserstadt mitten in der Nacht aufgesucht und dafür angeheuert, mir zu helfen, dich wieder zu finden... Er hat tatsächlich Spuren gefunden... Spuren, die mich letztendlich in einen weiteren Hinterhalt führten... Die Abtrünnigen hatten genau gewusst, was ich tun würde... sie haben Gumora in diesem Wissen bestochen. Er hat mich genau in die Arme eines Botschafters geführt... den Botschafter habe ich getötet... Ja, ich weiss, dass ich dir gesagt habe, dass sie normalerweise nicht von jemandem wie mir besiegt werden können, aber ich habe ihn einfach vernichtet. Zerstört, aus der Wut heraus, dich verfehlt zu haben.' Er machte eine kurze Pause. Es wurde rasch dunkel, aber Arranges verzichtete auf ein Feuer, er redete nach ein paar Minuten weiter. 'Dieses ekelhafte, Schuppen tragende Stück Dreck, konnte ich leider nicht mehr erwischt, der feige Hund hat sich einfach unsichtbar gemacht... bei dem Botschafter fand ich schließlich eine Art Auftrag, der wohl im Groben alles beschrieb, wie die Abtrünnigen uns hinters Licht führen wollten. Dieser Brief hat mich schließlich hergeführt...'
"Gumora also...", flüsterte sie. Seltsam angenehme, beruhigende Eiseskälte spülte durch die Adern der Dunmer, bot ihr ein Ziel, an dem sie sich für die erlittene Furcht und Demütigung rächen konnte. "Den verdammten Molch pack ich mir. Früher oder später." Sie warf einen kurzen Blick auf das, was von den Abtrünnigen übrig war. "Ich will hier weg", sagte sie, stemmte sich hoch und bemühte sich, auf ihren tauben Füßen das Gleichgewicht zu halten. "Wo ist Falchion?"
Arranges erhob sich mit Erynn, zuckte aber leicht zusammen, als sie nach ihrem Wallach fragte. 'Nun... den habe ich in den Stallungen der Kaiserstadt gelassen...' Verlegen und sich ein wenig schuldig fühlend, sah er Erynn in die Augen. 'Du kannst auf meinem Fuchs reiten... wenn du willst...' Der Kaiserliche pfiff einmal kurz laut auf zwei Fingern. Nach einem kurzen Moment kam der Rotfuchs zwischen den Bäumen heraus und blieb bei ihnen stehen.
"Schon gut", sagte sie und lächelte leicht, als sie Arranges Reaktion bemerkte. "Er hätte dich auf dem Weg hierher ohnehin nur aufgehalten... Ja, ich nehme dein Angebot gerne an." Erynn kletterte auf den Rücken des Hengstes, dann verließen sie den Schauplatz des Massakers. Nach einer Weile, während der sie einfach nur froh war, relativ glimpflich davongekommen zu sein, schweiften ihre Gedanken ab, zurück zu dem, was Geshrak und Remogius gesagt hatten. Wie viel von dem mag wahr sein? Tatsächlich weiß ich ja kaum etwas über Arranges. Nachdenklich betrachtete sie den Nacken des Beschwörers, der den Fuchs am Zügel führte. Und was bedeutet 'nicht gehen lassen wollte'? Offensichtlich nicht, der Reaktion am Grab seiner Eltern nach zu urteilen, aber was ist das Verwerfliche daran? Oder meinten die Scheißkerle etwa...?
Sie mußte es wissen. Sobald sie das nächste Mal irgendwo anhielten, würde sie ihn danach fragen.
Der Kaiserliche führte das Pferd Richtung Osten. Sie hatten bald das Gelände im Herzland erreicht, wo die Hänge rings um den Rumaresee zu dessen Ufern hin abfielen. Auf einer kleinen Kuppel, die am oberen Rand dieser teils relativ steilen Hänge etwas herausstach, hielt Arranges an. Zwischen den Kronen der Bäume hindruch, die unter ihnen am Hang wuchsen, konnten sie im Osten die Kaiserstadt sehen. Arranges überlegte noch, ob sie noch bis zur Stadt gehen sollten, beschloss aber dann, dass es schlicht zu weit war. Er hatte seit drei Tagen praktisch kaum geschlafen und langsam aber sicher machte sich die Erschöfpung bemerkbar, was nicht zwangsläufig bedeutete, dass er auch wirklich schon müde war und den direkten Zwang zur Ruhe verspürte. 'Wir werden hier für heute rasten...' Während Erynn den Rotfuchs ablud, stapelte Arranges ein kleines Feuer auf und entzündete es. 'Wenn du dich waschen willst, ich habe deinen Wasserschlauch auch dabei...' Bemerkte er bei einem Blick in ihr rot getüpfeltes Gesicht.
Erynn nahm den Hautsack ein wenig zerstreut entgegen, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Wasser einfach über das Gesicht rinnen. Sie hatte keine Ahnung, wie groß der Nutzen tatsächlich gewesen sein mochte, aber letztendlich interessierte es sie momentan auch nur am Rande. Nachdenklich blickte sie danach für eine Weile auf die glitzernde Fläche des Rumaresees, der sich jenseits der Ringstraße vor ihren Augen ausbreitete.
"Arranges? Hast du... hast du mitbekommen, was die Verräter geredet haben, bevor du sie angegriffen hast?" Die Elfin suchte nach Worten. Stockend und sehr leise fuhr sie fort: "Sie sagten... du hättest jemanden gefoltert, der dir lieb und teuer war. Stimmt das? Und daß du... deine Eltern nicht gehen lassen wolltest, nachdem sie gestorben waren. Was... was meinten sie damit?" Unsicher und auch ziemlich eingeschüchtert sah sie ihren Begleiter an.
Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 20:52 Uhr)
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Legende
Arranges hatte gedankenverloren in die Flammen geblickt und sich eigentlich darauf eingestellt, in ein paar Minuten ein wenig Schlaf zu suchen. Aber als Erynn begann zu reden... und vor allem bei dem, was sie redete und ihn fragte, war er sofort wieder hellwach. 'Diese Schweine haben tatsächlich versucht, dir mit meiner Vergangenheit Angst zu machen...' Knurrte er nach einer Weile vor sich hin. Aber Arranges konnte wieder keinen Rückzieher machen, es war wie einige Tage zuvor, am Morgen nach dem Besäufnis... Erynn wusste irgendetwas und würde nicht Ruhe geben, bis er es ihr gesagt haben würde. Er sah auf und blickte der Dunmer für einige Herzschläge in die Augen. Sein Gesicht war hart und er sprach mit monotoner Stimme, aber die Wut, die in ihm brodelte, war deutlich zu spüren. 'Nein, ich habe nur etwas von diesem Gerücht, das ich ebenfalls länger kenne, gehört... Es gibt einige Novizen und auch Mentoren, die der Ansicht sind, dass ich kein normaler Mensch wäre... Von wegen Eisklumpen in den Adern, ein Steinbrocken in der Brust und ein Blick, bei dem das Blut sofort gerinnt, wenn er einen trifft...' Arranges lachte kurz trocken auf. 'Es ist auch praktisch nicht möglich, diese wie ich finde erheiternde Geschichte, totzukriegen... Sie wird ständig weitergegeben... und ja,' sein Gesicht verfinsterte sich nochmals; 'wenn man meine Vergangenheit kennt... oder wie einige, von denen die Ansätze für die Geschichten über mich stammen, bei meiner Aufnahme vor der Gathering dabei war, könnte man fast meinen, dass es wirklich so ist, wie die Gerüchte es besagen...' Er atmete einmal tief aus und ein. 'Ich wollte nicht, dass du das erfährst, Erynn... und es wiederstrebt mir auch jetzt, es dir zu sagen... andererseits jedoch vertraue ich dir auf eine andere Weise, wie es bei anderen der Fall ist... nur eines noch, wenn du gehen willst, tu das, aber bitte spring nicht auf und lauf schreiend davon...' Es hatte fast etwas Lustiges an sich, aber das Gesicht des Kaiserlichen blieb ernst. Es war eigentlich das erste Mal, dass er bewusst einer völlig unwissenden Person von seiner Vergangenheit erzählte. 'Wenn ich dir das erzähle, wirst du vielleicht ein paar Dinge verstehen, die dir zuvor mehr Kopfzerbrechen bereitet haben... Du weisst ja, dass ich in Cheydinhal gelebt habe. Als Kind eines Vaters, der legitim den Beruf des Zauberers ausübte. Er hat mir damals, als kleiner Junge, von vielleicht 7 oder 8 Jahren schon viel beigebracht... keine Nekromantie, wie du vielleicht vermuten würdest... es waren allgemeine Grundlagen, wie sie jeder andere Lehrling der Magie erlernt.' Schon bei diesen ersten Worten verlor das Gesicht des Beschwörers den harten Ausdruck und wurde mit jedem weiteren Wort trauriger. Das dunkle Loch in seinen Gedanken platzte einfach auf, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. 'Ich war talentiert, wusste die Magie anzuwenden, konnte mit ihr umgehen... ich sollte später in die Fußstapfen meines Vaters als freier Magier an der geheimen Universität treten... Vaters Gebiet beinhaltete die Illusion und Veränderung, Zerstörungszauber waren auch noch dabei... er war immer mein Vorbild, stets wollte ich so sein wie mein Vater. Ich hatte als Kind bereits einen gesunden Ergeiz entwickelt... reagierte auf tadelnde Worte meines Vaters mit mehr Lerneinheiten... verspürte unbändige Freude, wenn meine Mutter Fortschritte lobte... ich hatte eine wunderbare Kindheit, unbeschwert und ohne Sorgen... bis zum 13. Jahr meines Lebens.... Mein... Vater versuchte sich an einem neuartigen Zauber, den er entwickelt hatte... irgendetwas ging jedoch schief...' Arranges stockte und schluckte hart. Seine Stimme war brüchig, als er weitersprach: 'Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Keller... und dieser verdammte... Narr... der Zauber wurde... ging über in Feuer... die Flammen... sie... sie fraßen meinem... Vater das Fleisch von den Knochen... Mutter wurde nur halb von den Flammen erfasst...' Wieder musste Arranges innehalten. Fahrig strich er sich mit einer Hand über die Haare. Der Schein der Flammen spiegelte sich glitzernd in einer einzelnen Träne wieder, die dem Kaiserlichen über die Wange rollte... nach ein paar krampfhaft unter Kontrolle gehaltenen Atemzügen, zwang sich Arranges weiter zu reden, jedoch zitterte seine Stimme heftig: 'Ich werde nie... das Kreischen vergessen, als Mutter von... Flammen eingehüllt... am oberen Treppenabsatz... vor... mir... fiel... und vor... mir bei lebendigem Leibe verbrannte...' Eine zweite Träne lief über sein Gesicht. 'Ich konnte absolut nichts tun... sie starben einfach... und ich musste... hilflos zusehen... Vater... er hat einfach so... eine Lücke in mein Leben gerissen... dieser Narr!' Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann wurde seine Stimme wieder ein wenig fester: 'Ich wollte es nicht wahrhaben... ich war geistig noch lange danach völlig verstört, vieles wurde von einer Dunmer, einer langjährigen Ziehmutter, geregelt... die Leichen wurden jedoch nie beerdigt... ich habe ihr erzählt, dass sie komplett verbrannt worden waren... ich habe ihr einfach so ins Gesicht gelogen... und dann sind nur noch viele Lücken in meinem Gedächtnis... ich erinnere mich noch an ein Buch meines Vaters, das sich mit der Nekromantie beschäftigte, er hat es nie gelesen... aber ich habe aus einem perversen Gedanken heraus damit Mutter wieder zum Leben erweckt und... als Untote im Keller gehalten wie eine eingesperrte Ratte... Ich weiss auch heute nicht mehr warum... diese Kunst, veränderte mich... Von da an war ich nur noch jener, der für Dinge gebraucht wurde, die absolute Emotionslosigkeit erforderte, so auch die Folterung von Drimofinya... sie war mir eine gute Freundin während der Schülerzeit bei der Gathering... bis sie abtrünnig wurde... sie hatte eine ähnliche Lücke hinterlassen... wie Vater und Mutter... auch bei ihr konnte ich nichts tun um sie am Leben zu erhalten... so auch viele andere Dinge... ich habe das immer einfach angenommen, ohne mir Gedanken darüber zu machen... es war für mich immer besser, alles so zu halten, wie man es gern von mir gesehen hatte... alles, worauf ich Einfluss gehabt habe, war für mich besser, als noch einmal... so eine... so ein... im Keller... ich...' Dann übermannten ihn seine Gefühle und Erinnerungen an seine Kindheit vor dem Tod seiner Eltern. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Vereinzelte, unterdrückte Schluchzer waren als Begleitung zu dem krampfhaften Zucken seines Brustkorbs zu hören...
Also doch... Sie saß eine Zeitlang nur da wie vor den Kopf geschlagen. Es war entsetzlich, einfach nur krank! Und doch... eine so verzweifelte Tat. Es widersprach allem, was sie je gelernt oder geglaubt hatte, mehr noch,es war das schwerste Verbrechen nach dem Wenigen, das sie an Überlieferungen aus ihrem Heimatland kannte. Dennoch fühlte Erynn sich außerstande, den Stab über ihrem Begleiter zu brechen.
Das also ist deine Geschichte... Das ist die Wunde, die in deiner Seele schwärt. Vor unser aller Augen, mitten in Cheydinhal. Und niemand hat irgendwas gesehen, irgendwas bemerkt... Weil verflucht noch mal niemand irgendwas bemerken wollte! Heißer Zorn spülte durch ihren Kopf und ließ nur Verachtung übrig. Verachtung für sich selbst, Verachtung für die dummen, gleichgültigen Leute von Cheydinhal. Ja, es war eine furchtbare Tragödie... über die man sich ein paar Wochen lang das Maul zerreißen konnte, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Aber wirklich zu handeln, einen Blick hinter das Augenscheinliche zu werfen, war wohl zu viel verlangt. Was hätte alles verhindert werden können, wenn wir uns nicht so bequem in unserem oberflächlichen Mitleid eigerichtet und stattdessen wirkliche Anteilnahme gezeigt hätten? Wie erbärmlich... wie endlos, unverzeihlich erbärmlich!
Es gab keine Worte, die sie hätte sprechen können. Keine Entschuldigung für sein Handeln, doch sie war sich sicher, daß Arranges auch keine Absolution suchte. Diese Bürde würde er tragen müssen, bis in den Tod und vielleicht auch darüber hinaus.
Erynn ging neben ihrem Begleiter auf die Knie, legte ihm einen Arm um den Rücken, die andere Hand in seinen Nacken und barg seinen Kopf an ihrer Schulter. "Ich gehe nicht weg", flüsterte sie, "gewiß nicht. Nicht nach allem, was wir durchgestanden haben..."
Arranges lehnte eine ganze Weile schluchzend an der Schulter der Dunmer. Irgendwann war er einfach nur noch erschöpft. Seine Tränen waren längts alle geweint und seine Stimme war rauh. Er löste sich aus den Armen der Dunmer, blieb aber direkt bei ihr sitzen. Ihm war kalt, aber es war eine andere Kälte, nicht jene, die er so einfach mit seiner Magie vertreiben konnte... Er fühlte sich schutzlos... Erynn aber schien eine Wärmequelle darzustellen, die diese andere Kälte auf Abstand hielt... Er dachte nichteinmal daran, irgendwie von der Dunmer abzurücken, ihre Nähe spendete so wunderbar warmen Trost. 'Nun weisst du, warum ich so... bin. Diese Geschichte war nicht nur Grundlage für die Gerüchte, die da kursieren, sondern ist auch gleichzeitig Aushängeschild für den Mentor Arranges Moryn... und trotzdem musste ich wie jeder andere auch, das Kaltblutritual durchlaufen...'
Erynn schwieg, während sie abwartete bis Arranges sich beruhigte. Ihre Gedanken wanden sich weiterhin auf verschlungenen Pfaden, die zu keinem Ziel führten. In dieser Sache schien es keine Antworten zu geben. Sie sah auf, als der Beschwörer wieder zu reden anfing. Er schaute sie nicht an, sondern blickte auf einen unbestimmbaren Punkt in der Ferne. "Ja", antwortete sie, nachdem er geendet hatte. "Zweimal." Dann zog sie die Augenbrauen leicht zusammen. "Was ist das für ein... Ritual?"
Arranges seufzte bei ihrer Frage. 'Dieses Ritual muss jeder Novize durchlaufen, sobald er von einem Meister anerkannt wird, den Titel eines Mentors zu tragen... Das Ritual ist Pflicht für jeden, es gibt keine Sonderregeln oder Ausnahmen... Das Ritual selbst dient dazu, Emotionen einfach abzuschalten... Mir wurde mal erzählt, dass jene, die sich zu Botschaftern machen lassen, dieses Ritual in häufiger Regelmäßigkeit durchlaufen... Das Ritual findet in einer Art kleinen Arena in den Ratshallen in Morrowind statt... Der Novize wird dabei von den Großmeistern so mit Zaubern vollgepumpt, dass er übernatürlich stark wird und eine heftige Aggressivität entwickelt. Ein Gefangener, meist irgendein Abtrünniger, wird in die Arena geschickt, vollgestopft mit Drogen, die die Angriffslust steigern. Der Novize muss den anderen nun umbringen... mit bloßen Händen... Man braucht dafür nicht zu überlegen, die Zauber zwingen einen dazu dies zu tun... Das Ergebnis, welches die Großmeister dabei sehen, sagt ihnen wohl, ob der Novize tatsächlich bereit ist Mentor zu werden oder nicht... Ich weiss nicht genau, was sie da wirklich sehen, ich weiss nur, dass... besondere Ergebnisse, ich vermute dabei, wie die Novizen töteten, nicht innerhalb der Gathering öffentlich kundgetan werden... Bei mir wurde das erste nicht offengelegt... das zweite nur halb... das allein ist aber oft schon Information genug... Ich mochte aber weder das erste Ritual, noch das zweite... viele hegen eine Abneigung gegen das Kalblutritual...'
Die Elfin stützte ihren Kopf schwer in beide Hände. Das wird ja immer schlimmer... Meine Güte, was für ein verdammter Saustall! "Aber die Gefühle werden nicht dauerhaft ausgelöscht... und nicht vollständig. Wäre dem so, wären die Leute, die es durchlaufen hätten, nur noch antriebslose, willenlose Schatten. Somit ist es mehr ein Kontrollinstrument, um die eigenen Leute auf Linie zu halten - durch Verstörung. Warum tut ihr euch das eigentlich alles an? Genügt es nicht zu wissen, daß sich jemand der Nekromantie verschreibt? Wohin sollte sich jemand mit dieser... Profession schon sonst wenden, wenn er nicht in Rattenlöchern hausen und gejagt werden will wie die Anhänger des Wurmkönigs?"
'Warum sich das andere antun weiss ich nicht, ich habe keine Ahnung, aus welcher Überzeugung heraus sich jemand anderes der Gathering anschließt und dieses Ritual durchläuft... Ich kann nur von mir sprechen... Während meiner Zeit als Schüler hatte sich eine recht große Leidenschaft für die Nekromantie entwickelt... Die Leidenschaft ist jetzt allerdings nur mehr ein Relikt aus diesen Tagen... jedenfalls war ich damals regelrecht beflügelt von dem Gedanken, Mentor zu werden... Der Weg dorthin führte nunmal durch die Arena, ich lehnte das Ritual ganz offenkundig ab und das ist unter Schülern, die Mentor werden, nichteinmal selten... aber es war eben ein notwendiges Übel... warum ich es ein zweites Mal machen musste lag wohl daran, dass ich als Mentor nach so vielen Jahren wieder etwas zu viel Menschlichkeit entwickelt hatte... Meister werden bei sowas nicht mehr mit dieser Sache behelligt... es gibt Meister, die Zeichnen, stundenlang vor ihrem Anwesen sitzen und ins Grüne starren oder schlicht abends mit ein paar Schülern zusammensitzen und sich über höchst philosophische Dinge unterhalten. Angehenden Mentoren, denen, die es schon sind und den Botschaftern wird diese Freiheit der Gefühle nicht gewährt... Novizen im Grunde auch nicht, aber sie werden eher als unbehauene Steine angesehen und so ist es von Meister zu Meister unterschiedlich, ob die jeweiligen Schüler zur Kälte erzogen werden oder nicht... Möglicherweise ist es ein Kontrollinstrument... aber selbst wenn, würde es meinen Posten als Mentor sichern, würde ich es wieder durchlaufen nur um bei der Gathering ohne nachfolgende Schwierigkeiten bleiben zu können...es ist wie du sagts Erynn... Ist man einmal dabei, kann man nirgendwo anders mehr hin...'
Erynn ließ den Atem in einem langen, langsamen Stoß entweichen. "Das ist in der Tat keine sehr umfassende Erklärung, aber vielleicht gibt es auch keine, wie das bei Traditionen häufig der Fall ist... vergiß am besten, was ich gesagt habe - es ist gefährlich so zu reden, vor allem in Zeiten wie diesen. Es ist einfach, wie es ist, nur... das ist alles so fremd für mich. Unter Kämpfern ist es närrisch, die Dinge komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon sind. Man muß schnell handeln und schnell reagieren, und es kann tödlich sein, wenn der Kopf mit irgendwelchen Dingen belastet ist, welche die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Daher wohl das Klischee vom hirnlosen Schläger..." Sie zögerte kurz. "Es mag jetzt seltsam klingen, aber... hast du irgendwas Eßbares dabei? Ich habe seit vier Tagen nichts gegessen und wenn das so weitergeht, kippe ich gleich einfach um."
'Hmm... kämpfe ich dir also zu träge und langsam?' Fragte Arranges und ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht. 'Warte, ich werd mal sehen, was ich dabei habe...' Er stand auf und kramte kurz in den Satteltaschen. Als er sich wieder neben Erynn setzte - ungewöhnlich direkt neben sie, er schmiegte sich beinahe an ihre Seite - hielt er ihr den üblichen Reiseproviant hin. 'Ich würde dir ja gerne etwas anderes bieten...' Entschuldigend schaute er ihr in die Augen. Erynn war wohl trotzdem dankbar und nahm den Proviant an. Arranges blickte in die Flammen des Feuers, während Erynn aß. Er ertappte sich dabei, wie er zweimal einnickte... sein Körper forderte den Schlaf immer energischer ein. Beim dritten Mal wachte Arranges nicht mehr auf. Den Kopf auf der Schulter der Dunmer, schlief er schließlich friedlich ein...
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Fossil
Erynn hing ihren eigenen Gedanken nach, bis leises Schnarchen sehr dicht an ihrem Ohr ihre Aufmerksamkeit einforderte. Du kannst wirklich überall schlafen, was? Das kann doch nicht bequem sein... Sie drehte die Schulter ein wenig und legte den Kaiserlichen auf dem Boden ab, strich ihm, einem Impuls folgend, ein paarmal durch das noch immer blutverkrustete Haar und schüttelte den Kopf über sich selber. Sie rannte mit einem mehr als nur leicht geschädigten Nekromanten durch die Gegend, und es störte sie nicht einmal. Ihrem Denken waren in letzter Zeit verwirrend viele Grauschattierungen hinzugefügt worden.
Irgendwann streckte sie sich dicht am Feuer aus und beobachtete den Nachthimmel, suchte nach ihrem Sternzeichen. Sie fand die Schlange schließlich in der Nähe des Magiers. Interessanter Zufall.
Langsam fielen ihr die Augen zu. Es war einfach zu viel gewesen in den letzten Tagen und ihr Körper war zu keinen weiteren Diskussionen bereit. Erst als sich bereits der erste Grauschimmer am östlichen Horizont erahnen ließ, schreckte die Elfin wieder hoch. Pferd und Ausrüstung waren noch da, darüber hinaus hatte sich offenbar niemand die Mühe gemacht, ihr die Kehle durchzuschneiden. Sie setzte sich auf, aß noch etwas und wartete darauf, daß Arranges aufwachte. Es war noch früh und recht kühl, als sie wieder in Richtung Kaiserstadt loszogen. Der Beschwörer führte den Rotfuchs am Zügel, trotzdem kamen sie auch zu Fuß recht schnell voran, jedenfalls wenn man das Gestolper durch die Wildnis mit vier verwöhnten Novizen im Schlepptau als Maßstab anlegte. Nachdem sie Weye hinter sich gelassen und die Brücke zur Kaiserstadt etwas zur Hälfte überquert hatten, fragte Erynn: „Wenn wir auf die Echse jetzt nicht mehr zählen können, wen willst du stattdessen nach dem Standort eines Tores fragen?“
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Legende
Kaiserstadt
'Hmm... Ich hätte eigentlich die Kundschafter der Legion fragen können, aber in Anbetracht der Situation und vor allem, weil dieses dämliche Gerücht mit dem Ritter kursiert, wollte ich das eigntlich nicht... da würden nur komische Fragen aufkommen und gegenüber Legionären wage ich es nicht, all zu dreiste Lügen zu erfinden... Es gibt noch einige andere Bekanntschaften von mir in ganz Cyrodiil, aber nach der Sache mit Gumora sollte ich ganz genau überlegen, welchen davon ich noch vertrauen kann...' Arranges führte seinen Fuchs den steilen Weg zum Haupttor und den Stallungen hunauf.
Erynn war direkt bei ihrem Wallach. Arranges lud während dessen den Rotfuchs ab und gab ihn in die Obhut eines Stallburschen. Mit den beiden Satteltaschen über den Schultern, wartete er auf Erynn. 'Der nächste Kontaktmann dem ich sehr sehr vielen Jahren immer vertrauen konnte, wäre eigentlich im Großen Forst zu finden... es ist... wieder ein Argonier,' er bemerkte, wie sich die Miene der Dunkelelfe verzog und hob abwehrend die Hände, 'keine Sorge, er ist ein Druide und uralt, ich glaube kaum, dass er großes Interesse an dir zeigen wird...' Sagte Arranges mit gespieltem Mitleid. 'Das Problem an der Sache ist nur das, dass er eher schwer zu finden ist, da er keinen festen Wohnsitz hat und sich auch nicht wie Gumora im Hafenviertel, die Hälfte seiner Zeit an einem bestimmten Ordt aufhält...' Arranges atmete erschöpft aus. 'Aber um ehrlich zu sein Erynn, ich würde ganz gerne mal wieder eine Nacht in einem ordentlichen Bett verbringen, etwas Gescheites zu essen haben und mich ein wenig waschen... wenn du nichts dagegen hast, könnten wir die Nacht vielleicht im Tiber-Septim Hotel verbringen... meinetwegen auch in einer anderen Herberge... ich zahle...'
Geändert von weuze (04.04.2011 um 13:39 Uhr)
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Fossil
Kaiserstadt; Tiber Septim - Hotel
„Übertreib es nicht.“ Erynn grinste schief. „Zur Abwechslung bin ich nicht völlig abgebrannt, da kann ich auch für mich selber sorgen – vorausgesetzt, die schmeißen uns aus dem Nobelschuppen nicht gleich wieder raus“, setzte sie mit einem Seitenblick auf Arranges’ immer noch recht besudeltes Erscheinungsbild hinzu. Sie selbst sah nur wenig besser aus.
Nach einigem hin und her jedoch bekamen sie tatsächlich Zimmer vermietet; Septime waren und blieben einfach ein durchschlagendes Argument.
Beide verbrachten den Rest des Tages hauptsächlich damit, zu essen und herumzuhängen. Es war eine Erleichterung, die müden Knochen und arg beanspruchten Muskeln strecken zu können und ausnahmsweise mal nicht das Gewicht einer Rüstung auf den Schultern zu spüren. Die Dunmer brauchte eine Weile, bis sie sich an das große, dekadent ausgestattete Gebäude gewöhnt hatte. Die so penetrant zur Schau gestellte Noblesse erschien ihr wie Verschwendung und nervte sie mehr, als daß sie davon beeindruckt war. Der Speisesaal im Obergeschoß würde einen hervorragenden Übungsraum abgeben, wenn man die Tische an die Wand schiebt und den ganzen Tand aus dem Fenster wirft, dachte sie unwillkürlich und mußte grinsen. Ohnehin fielen sie zwischen den ganzen höhergestellten Persönlichkeiten, die sich hier eingenistet hatten, ziemlich auf. Jedenfalls kam es ihr so vor, was sie jedoch nicht davon abhielt, die Bequemlichkeiten zu genießen, die das Septimhotel ihr bot. Sie mußte ja nicht für lange hierbleiben.
Erynn verabschiedete sich schon recht früh am Abend. Sie war sauber, sie war satt und ihr war warm. Kein Grund, nicht auch zur Abwechslung einmal lange und bequem zu schlafen, ohne von Wetter oder Mücken geplagt zu werden und immer mit halbem Ohr auf die Umgebung zu lauschen. Es war wirklich fast unanständig luxuriös!
Am nächsten Morgen erwachte sie früh und natürlich mit schlechter Laune. Die Ereignisse der vergangenen anderthalb Wochen waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen und hatten sie in ihren Träumen heimgesucht. Nachdem sie sich etwas eine halbe Stunde lang gesammelt hatte, betrat sie voll gerüstet und abmarschbereit die Empfangshalle, setzte sich auf eine Bank in einer Ecke und streckte die Beine unter dem dazugehörigen Tisch aus. Träge betrachtete die Elfin das langsam zunehmende Treiben, während sie darauf wartete, daß Arranges sich bequemte aufzustehen. Also zurück in den Forst? Ich weiß ja nicht... einen einzelnen Druiden kann man da drin wirklich lange suchen. Sie überlegte. Parwen hat mal was von einem Tor irgendwo in der Westebene gesagt... Erynn verwarf den Gedanken wieder. Die Bosmer würde nicht locker lassen bis sie herausbekommen hatte, wozu ihre Freundin das würde wissen wollen.
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Legende
Kaiserstadt
Der Nekromant versuchte den Aufenthalt im Hotel irgendwie zu genießen, was ihm auch so lange gelang, wie er im Waschzuber saß, mit Erynn speiste und danach noch eine Weile mit ihr am Tisch saß und über belanglose Dinge sinniert. Doch sobald er die Tür seines Zimmers hinter sich ins Schloss warf, war es vorbei mit der Entspannung. Den Anfang machte sein Kettenpanter, der noch immer alles andere war, nur keine Schutz bietende Rüstung. Sein Schwert hatte bereits auch wieder so einiges abbekommen. Silber... Dachte Arranges und atmete genervt aus. Für die Suche nach dem Druiden im Forst brauchten sie außerdem Tränke. Der dichte Wald bot mehr und vor allem schlimmerere Gefaharen, als die Straße oder das größtenteils offene Colovia oder die Goldküste... Arranges war sich im Moment sogar nichteinmal sicher, ob der Große Forst möglicherweise grausamer war als der Dunkelwald... Vor allem... wie finde ich den alten Harchaxas dort überhaupt... die einzige Möglichkeit wäre eigentlich, in Bleichersweg nachzufragen, ob er dort unlängts durchgekommen war... Der Kaiserliche lag die halbe Nacht lang wach und überlegte hin und her... Er kam zu keinem brauchbaren Ergebnis, der Druide war ihre einzige Möglichkeit, ohne größeres Aufsehen an die Information eines Torstandorts zu kommen... Was aber neben dieser Sache ebenfalls noch für eine praktisch schlaflose Nacht sorgte, war die, dass die Abtrünnigen mittlerweile sogar bescheid wissen konnten, was die Siegelsteine anging. Es wäre nicht unwahrscheinlich, wenn sie Gumora für eine kleine Summe noch einige Informationen entlockt haben könnten - und wäre es nur die einzige die er hatte, nämlich, dass der Nekromant gezielt nach Toren fragte. Herauszufinden, dass der Argonier eine Bekanntschaft und Informationsquelle für Arranges darstellte, war schließlich nicht sehr schwer. Wenn das hier alles vorbei ist, werde ich Gumora töten lassen... Selbst nach dieser hinterhältigen Echse zu suchen, wäre Zeitverschwendung gewesen... das sollte jemand machen, der beruflich sowieso nichts anderes tat, als irgendjemandem, dessen Name auf einem Zettelchen stand, mit einer Summe darunter, nachzustellen... Irgendwann schlief Arranges dann doch ein, allerdings hatte er einen nur unzureichend erholsamen Schlaf.
Als er am nächsten Morgen gerüstet unten in die große Empfangshalle trat, der Vormittag war schon fortgeschritten, sah er Erynn gelangweilt in einer Ecke sitzen. Er versuchte seine Müdigkeit zu verbergen, indem er lächelte, als er ihr einen guten Morgen wünschte. 'Wir können sofort gehen... allerdings...' er setzte sich neben sie auf die Kante der Bank und senkte die Stimme etwas, 'muss mein Kettenhemd dringend repariert werden... ich würde es begrüßen, wenn du das machen könntest, ich mochte den groben Schmied im Marktviertel noch nie...'
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Fossil
Kaiserstadt => Ringstraße
„Kann ich machen. Allerdings brauche ich immer noch Kettenringe dafür.“ Sie sprang auf, wobei man der Elfin deutlich ansah, daß sie froh war aus dem piekfeinen Laden wegzukommen.
Also machten sie sich auf den Weg ins Marktviertel, um Verpflegung und Ausrüstung zu besorgen. Der Vorteil war unbestreitbar, daß sie danach sofort aufbrechen konnten und nicht darauf warten mußten, daß der niedergelassene Schmied seine Arbeit beendet hätte. Erynn würde sich darum kümmern, wenn sie die nächste Rast einlegten.
Es wurde später Vormittag, bis sie schließlich an den Ställen ankamen. Die Kaiserstadt, so stellte die Dunmer nicht zum ersten mal mißmutig fest, war nicht nur gnadenlos verbaut, sondern auch so ausgedehnt, daß man sich schier die Hacken ablatschte, wenn man vom einen Ende zum anderen und zurück mußte. Sie verstand nicht, was andere Leute daran fanden. Das Ding hockte störend wie ein stinkendes Geschwür in der Mitte des Rumaresees und verschandelte die Landschaft auf Meilen hinaus. Egal, wo man geade unterwegs war, irgendwie fiel der Blick immer auf diese gepuderte, parfümierte Kloake.
Falchion begrüßte sie freudig. Das Pferd war gut gepflegt und ausgeruht und es wirkte, als könne es kaum erwarten, wieder etwas Bewegung zu bekommen. Die Kriegerin zauste seine Mähne, als sie es durch das Gatter auf die Straße lenkte. Nachdem sie Weye hinter sich gelassen hatten, trieben sie die Tiere zu einem flotten Trab und folgten dem weiten Bogen der Ringstraße nach Osten.
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Legende
Ringstraße -> Großer Forst
Die weitere Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ein Rappenkurier und zwei berittene Legionäre kamen an ihnen vorbei, aber sonst tat sich nichts um sie herum. Es war nach den vergangenen Tagen fast ein wenig seltsam. Nicht nur, dass Arranges immer wieder daran dachte, dass er einen Botschafter einfach getötet hatte, sondern auch die Tatsache, dass er Erynn aus den Fängen der Abtrünnigen befreit hatte. Er fühlte sich im Gegensatz noch zu vor dem Überfall auf Parlovars Anwesen fast ein bisschen zu mächtig. Zudem kam noch, dass Erynn einen sehr tiefen Einblick in seine Erinnerungen bekommen hatte. Schon komisch... vor knapp drei Monaten noch wäre mir im Traum nicht eingefallen, jemandem, die Großmeister ausgenommen, viel mehr von mir zu erzählen, als dass ich ein Magier wäre... in Ausnahmefällen auch Nekromant... Erynn war mittlerweile sehr viel mehr, als eine Begleiterin... Nienna hatte Arranges bis jetzt immer mit seinem Rotfuchs gleichgestellt, Drimofinya vielleicht auch noch... die Dunkelelfe jedoch stand bereits deutlich über dem Tier. Das war ihm bewusst geworden, just in dem Moment, als sich die Entführungspläne beinahe zur Gänze aufgedeckt hatten, als er den Brief aus der Tasche des Botschafters zog...
Die Nacht brach herein, als sie den Bogen nach Osten hinter sich hatten und in einiger Entfernung die Ortschaft Bockbierquell sehen konnten. Arranges hatte wirklich nur sehr wenig Lust, in dieser Taverne Quartier zu beziehen. Sie ritten weiter, bis sie an der Weggabelung bei Sercen angekommen waren. Das Wetter hatte mittlerweile umgeschlagen und von Süden zogen dicke Wolken herauf, in deren dunklen Innereien bereits Blitze zuckten. Bockbierquell wäre vielleicht doch die bessere Idee gewesen... Sie hielten Abstand zu der Ayleidenruine, schlugen sich westlich der Straße, die hinauf nach Bruma führte, in das Unterholz des beginnenden Waldes. Auf einem breiten Felsen, der aus den steilen Hängen herausstach, den sie über einen ausgetrampelten Pfad erreichten, schlugen sie ihr Lager auf. Der Lagerplatz war eine dämliche Idee, wie Arranges und wohl auch Erynn nicht ganz eine Stunde später grummelnd feststellten. Direkt an die Front des Felsens klammerte sich zwar eine breite Kiefer. Jedoch bot sie weder Schutz vor dem Wind, der ihnen jetzt, da das Unwetter sie erreicht hatte, schneidend um die Ohren pfiff, noch vor dem Regen, der sie Minuten, nachdem er einsetzte, bis auf die Haut durchnässt hatte.
Die Pferde standen mit hängenden Köpfen dicht am nördlichen Hang beieinander, während Arranges darum bemüht war, das Feuer, das er vor dem Gewitter entfacht hatte, am Laufen zu halten. Und das nur für einen Lagerplatz, der halbwegs troll- und ogersicher ist...
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Fossil
Erynn warf den Sturmwolken einen bitterbösen Blick zu und zog die Kapuze über ihren Kopf. Von Arranges erfuhr sie, daß sie zu einer kleinen, sehr abgelegenen Siedlung namens Bleichersweg unterwegs waren. Sie kannte das Dorf nicht, kannte sich in dieser Gegend ohnehin kaum aus. Der Wald um Cheydinhal und um die Goldstraße herum war ihr vertraut, doch die steilen Hänge hier, die sich zum Jerallgebirge hinaufzogen, waren unbekanntes Land. Der Beschwörer meinte, es sei nicht mehr weit bis zu der Ansiedlung, aber sie stimmten beide darin überein, daß es zu gefährlich sei zu versuchen, das tückische Gelände bei Dunkelheit mit den Pferden durchqueren zu wollen. Zu leicht konnte eines von ihnen auf den glitschigen Steinen ausgleiten oder über eine Wurzel stolpern und sich dabei alle Knochen brechen. Die Elfin beschloß, Wind und Regen einfach zu ertragen, gab es doch ohnehin nichts, was sie dagegen hätte unternehmen können. Langsam erhöhte sie ihre Körpertemperatur und sperrte so zumindest die Kälte aus, blieb allein die nervtötende Nässe, die sich schwer und scheußlich auf die Haut legte.
Sie grübelte über die letzten Tage nach, wieder einmal. Die Entführung hatte irgendetwas aus ihr herausgerissen und ein häßliches Loch hinterlassen, das nicht minder verstörend wirkte als der rein körperliche Verlust ihres kleinen Fingers. Es dauerte eine Weile, bis sie darauf kam, was es war: Das Gefühl des Ausgeliefertseins, des totalen Verlustes jeglicher Handlungsmöglichkeiten. Hilflos weggeführt zu werden wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geht. Hinzu kam der bittere Geschmack des Verrats, der sie vielleicht nicht direkt betraf, wohl aber ihren Begleiter, den sie längst so liebgewonnen hatte. Die Geschehnisse seit dem Angriff des Ogers verstärkten diese Empfindung nur noch.
Ein Teil ihrer Seele war verlorengegangen, unwiederbringlich. Mit diesem Teil war eine Grenze verschwunden, deren Sinn und Nutzen sich schlicht in Luft aufgelöst hatte. Nachdenklich betrachtete sie die breite, helle Narbe in ihrer Handkante. Ebenso müßte sie den Riß in ihrem Inneren verschließen, oder es würde ewig schmerzen. Aber nicht mit Feuer, sondern mit Eis. Fast bedauerte sie, daß Geshrak und Remogius so schnell gestorben waren, ohne daß sie eine Möglichkeit gehabt hatte, die Machtverhältnisse umzukehren und so ein neues Gleichgewicht zu schaffen. Erynn ließ es schließlich zu, daß ihr Kopf den Gedanken ungeschönt ausformulierte: Ohne die Möglichkeit, Rache zu nehmen...
In diesem Moment konnte sie Arranges’ Furcht davor, die Kontrolle zu verlieren, nur zu gut nachvollziehen - sie mußte eine Möglichkeit finden, das Gleichgewicht wiederherzustellen, oder die Demütigung würde sich auf ewig in ihrem Herzen festbeißen. Da ihre Entführer tot und somit außerhalb ihrer Reichweite waren, blieb nur noch der Argonier. Sie hob den Blick und sah den Beschwörer an. „Arranges? Ich will, daß du Gumora in Ruhe läßt. Die Echse gehört mir.“
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