Spätestens nach der zweiten Ohrfeige war Arranges zwar komplett wach, aber dafür umso verwirrter. Als Erynn dann auch noch irgendetwas von Dremora und Fusel und sie umbringen und Eifersucht redete, verstand er die Welt nicht mehr. Entgeistert starrte er die Elfe einen Moment an. 'Ich soll... was gemacht haben?! Und was redest du da von Eifersucht...?' Arranges schien ehrlich keinen Ahnung zu haben...

Erynn klappte die Kinnlade herunter und für einen Moment lang starrte sie den Beschwörer nur konsterniert an. "Du hast... wirklich keinen Schimmer, was gestern Nacht passiert ist, oder?" Sie stützte die Hände auf die Hüften und deutete mit dem Kinn auf die Pulle, die neben ihm im Gras lag. "Das da hast du dir praktisch alleine in den Kopf geschraubt. Und zu guter Letzt hast du mich von einem beschworenen Dremora angreifen lassen, weil dir irgendwas nicht gepaßt hat, was ich gesagt habe. Wird das Bild so langsam klarer?"

Arranges schaute auf die leere Flasche. Ja, die hab ich gestern in Skingrad gekauft... aber... nein... Scheissdreck! Er schüttelt heftig den Kopf, als er Erynn wieder in die Augen sah. 'Nein, ich habe... wirklich keine Ahnung, was ich getan habe... aber bitte... bitte sag mir, dass ich einfach ruhig eingeschlafen bin...' Er wusste selbst, dass das umöglich so gewesen sein konnte... aber neben der Scham, die aus seinem Gesicht sprach, schob sich ebenfalls ein flehender Ausdruck in seine Miene.

Nach einem weiteren Blick auf sein Gesicht war die Elfin schon wieder drauf und dran, Arranges vom Haken zu lassen. Dann aber zogen sich ihre Augenbrauen noch ein Stück weiter zusammen. Verflucht sei mein weiches Herz! Du windest dich da nicht einfach raus. "Tut mir Leid, aber du hast gestern einen gewaltigen Haufen Mist erzählt... oder nein, in dem Zustand war es vermutlich eben kein Mist - was bei weitem erschreckender ist."

Arranges ließ den Wasserschlauch fallen und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Das darf nicht wahr sein... jetzt hätte ich gern nochmal einen Schwall Wasser im Gesicht, nur um festzustellen, dass Erynn mich wegen meinem Geschnarche oder einfach um mich zu ärgern, wecken würde... 'Ich will es eigentlich nicht hören, aber... kannst du mir vielleicht... erzählen, was ich gesagt oder getan habe...?' Seine Gesichtszüge waren längst jenseits von dem abweisend kühlen Ausdruck, den er sonst pflegte...

Muß ich das wirklich...? Oh, bitte nicht! Dann riß sie sich zusammen. "Du hast wieder angefangen, mich wegen der... Dremora" -bei diesem Wort beobachtete sie die Reaktion des Kaiserlichen genau- "zu nerven. Nun, diesesmal hab ich es mir nicht gefallen lassen und bin darauf eingestiegen. Darauf hin hast du mir äußerst wortreich und trotzdem nur schwer verständlich erklärt, daß du es nicht ertragen kannst, daß diese Wesen mich faszinieren." Sie zog eine Augenbraue hoch und fuhr fort: "Ich hab dann beschlossen, daß du dich besser hinlegen und schlafen solltest - was dir wiederum nicht gepaßt hat und du mich von einem dieser Viecher hast angreifen lassen. Die begleitenden Worte werde ich hier nicht wiederholen. Wie dem auch sei, das Ding löste sich auf, nachdem du eingepennt warst. Was glücklicherweise nicht lange dauerte. Beantwortet das deine Frage?"

Sein Blick verfinsterte sich kurz, als sie sich selbst und Dremora in einem Satz nannte, aber dann entgleisten ihm alle Gesichtszüge komplett. Er schaute erst einige Minuten nur schweigend auf den Boden. Man konnte förmlich hören, wie es in seinem Gehirn ratterte, während er verzweifelt versuchte, irgendetwas vom gestrigen Abend zu reproduzieren. Als er schließlich wieder aufsah, stand ihm die Peinlichkeit dieser ganzen Sache mit großen, fetten Lettern unübersehbar auf die Stirn geschrieben. 'Ich... Erynn, es... es tut mir leid... bitte verzeih mir, bitte...' Er wusste selbst, dass irgendeine Art von Rückzieher jetzt nicht mehr möglich war. Er redete viel und vor allem stets die unveränderte Wahrheit, wenn er getrunken hatte - was der Hauptgrund dafür war, dass er es nicht wirklich oft tat. 'Bevor du falsche Schlüsse daraus ziehst, will ich versuchen, es dir zu erklären...' Er atmete einmal tief ein und aus. 'Es macht nur noch wenig Sinn, das verbergen zu wollen und ich bitte dich, mir daraus nicht irgendeinen Strick zu ziehen... so bescheuert ich manchmal auch zu dir bin... ich hab dich wirklich liebgewonnen... dabei hat es nichts mit Liebe direkt oder irgendetwas in dieser Richtung zu tun... und ja, ich verspüre Eifersucht, wenn du schon beinahe von den Schergen Dagons schwärmst, wie ein Mädchen vom Ritter in strahlender Rüstung...' So seltsam unpassend, die Worte gerade für jemanden wie Arranges, der sie aussprach, klangen, waren sie doch mit unzweifelhafter Ehrlichkeit gesprochen, was sie wohl auch irgendwie seltsam und ungewohnt klingen ließen. Der Kaiserliche war sich darüber nicht wirklich bewusst, aber irgendwo in seinem Hinterkopf sagte ihm eine Stimme, dass er auf diese Sache nur so heftig reagiert, weil Erynn zum einen seit einem gefühlten Jahrhundert wieder jemand war, dem er uneingeschränktes Vertrauen und Zuneigung schenkte und er die gleiche oder eine ähnliche Situation in der Bindung zu seinem Rotfuchs schlicht nicht kannte. Das Pferd war nur für ihn da und hatte nicht noch irgendeinen seltsamen Nebenbuler, auf den er hätte irgendwie eifersüchtig sein müssen...

Erynn schwieg daraufhin eine Zeitlang, dann wurden ihre Gesichtszüge weicher und sie nickte. "Ich weiß das längst, Arranges, und es ist in Ordnung. Mir selbst geht es ähnlich." Dann teilte ein Lächeln ihre Lippen. "Wir werden nicht mehr über die vergangene Nacht sprechen - versprich mir nur, wegen irgendwelcher Daedra nicht noch einmal so auszurasten..."

Eine sehr viel größerere Erleichterung, als er vermutete oder sich erhofft hatte, überkam ihn bei ihren Worten, wenngleich er sich auch noch einen Moment fragte, woher sie das wissen wollte... 'In Ordnung, ich werde mich zusammenreissen...' Meinte der Kaiserliche und lächelte ebenfalls. 'Hast du die ganze Nacht hindurch Wache gehalten?' Fragte er nach einem kurzen, kritischen Blick in ihr Gesicht. 'Willst dich vielleicht noch ein paar Stunden hinlegen? ... Bis zur Kaiserstadt sind es, wenn wir nicht aufgehalten werden noch mindestens eineinhalb Tage...'