Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 20 von 328

Thema: Krisensitzung

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Sie hatten Skingrad am Abend erreicht. Arranges behielt den Ork die ganze Zeit über im Auge, was diesem sehr wohl auffiel. Er wagte es nicht, Erynn auch nur einmal direkt anzusehen. Arranges überlegte sich während sie unterwegs waren, wie er Falanu am besten beibringen konnte, dass sie die Kinder vorrübergehend aufnehmen müsste. Er kam nach längerem Grübeln darauf, dass er wohl keine Wahl hatte und ihre Zuneigung zu ihm ein wenig ausnutzen würde müssen. Sie kamen bei den Stadttoren an. Der Kaiserliche hatte den Schülern eindringlich geraten, den Mund zu halten, sobald sie sich der Stadt näherten. Er erzählte der Wache schließlich etwas von Wegelagereren, die im Zuge der Oblivionkrise wohl irgendeinen abartigen Menschenhandel betreiben würden. Sie hätten die Kinder aufgegabelt und würden sie jetzt ersteinmal in die Sicherheit hinter den Bollwerke bringen. Der Soldat am Tor verwies noch knapp auf die Kapelle und die Notunterkünfte dort und ließ sie dann passieren.

    Arranges lenkte ihre Schritte zu Falanu. Sie hatte noch geöffnet, also trat er einfach ein. Er musste nicht befürchten zu der Zeit noch auf Kunden zu treffen... Wie immer stand die Dunmer hinter dem Verkaufstisch und blätterte Pergamentbögen durch. Als Arranges mit der Meute den Raum betrat, blickte sie auf. Erst war ein Anflug von sehnsüchtiger Freude auf ihrem Gesicht zu sehen, als sie um den Tisch herumlief, dann aber wurden ihre Schritte langsamer, Verwirrung machte sich breit und Arranges konnte genau sagen, wann ihr Blick auf Erynn fiel und genau in diesem Moment, als eine gewisse Eifersucht in ihre Augen trat, wusste er, dass seine Idee, die Kinder hierher zu bringen schlechter nicht hätte sein können. Verdammt... warum habe ich daran nicht gedacht...

    Die Begrüßung zwischen ihr und dem Kaiserlichen war eher knapp. 'Was... was hast du mit den Kindern vor... und was... macht die Kriegerin hier...?' Oh verdammt, halt doch den Mund! Jetzt war es tatsächlich möglich, dass der ganze Schwindel aufflog... wenn die Novizen jetzt verstanden, was Falanu damit meinen könnte, war der Betrug um Erynns Schülerschaft aufgeflogen. Denk nach Arranges! Er blickte sich nach Erynn um. 'Was meinst du mit... Kriegerin? Ich habe sie wie die Kinder auch, auf der Straße aufgegabelt... sie war in einen Kampf mit Wegelagereren verwickelt, die wohl irgendwie Schmuggel mit... Kindern betrieben... Ich kenne sie nicht wirklich...'
    'Natürlich, das ist doch Erynn... aus der Kriegergilde...' Erwiderte Falanu. Arranges schaute nochmal zu Erynn. Halt jetzt bloß den Rand! Er schüttelte den Kopf. 'Nein, du musst sie da mit jemandem verwechseln...' Falanu schaute ihn fragend an. 'Das ist nicht Erynn... wer auch immer Erynn sein mag... Oder glaubst du, dass die Gilde ihre Krieger so schlecht gerüstet, allein in den Kampf gegen Wegelagerer schickt?' Resignierend Schüttelte Falanu leicht den Kopf. 'Jedenfalls bin ich wegen den Kindern hier... ich wollte dich fragen, ob du sie aufnehmen könntest... vorrübergehend?' Entgeistert schaute Falanu ihn an. 'Wie hast du dir das vorgestellt? Ich muss hier mein Geschäft führen und überhaupt...' Weiter kam sie nicht. Der Kaiserliche schloss sie kurzerhand in die Arme und küsste sie trocken auf den Mund. 'Ich äh...' Sie brachte kaum mehr ein Wort hervor, als sie von ihm zurücktrat, nachdem er sich von ihr gelöst hatte. Trotz ihrer dunklen Haut war das Blut zu sehen, das ihr ins Gesicht schoss und ihre Wangen rot färbte. Helle Euphorie strahlte aus ihren Augen. 'Bitte Falanu, tu es für mich...' Sagte Arranges ruhig. 'Nun... aber...'
    'Du wirst keinen Ärger bekommen, ich werde das Weitere schon irgendwie regeln...'
    'Und was ist mit ihr?' Falanu deutete auf Erynn. Arranges folgte ihrem Zeig und zuckte mit den Schultern. 'Sie ist nur mitgekommen, um sicherzugehen, dass die Kinder gut versorgt sind...' Erynn nickte leicht. Dann sah Falanu wieder dem Kaiserlichen in die Augen. 'Gut, ich werde auf die Kinder aufpassen... wirst du Skingrad bald wieder verlassen?'
    'Ja... ich bin eigentlich in Eile...'
    'Sei wie immer vorsichtig auf deinen Wegen...' Und ohne, dass Arranges noch etwas tun konnte, umarmte Falanu ihn ihrerseits. Der Magier löste sich mit sanfter Gewalt von ihr und lächelte sie an. 'Ich danke dir... leb wohl...'

    Während er mit Erynn aus dem Gebäude trat, konnte er förmlich spüren, wie sich der sehnsüchtige Blick der Achlemistin in seinen Rücken bohrte und ihn beschwor, die Nacht bei ihr zu verbringen. Die Kinder ließen sie einfach stehen. Sie würden keinen Ärger machen und schon bald würde jemand von der Gathering kommen und sie abholen... das Ganze wird sehr einfach ablaufen und Falanu würde gar nicht bemerken, dass sich ihr ein Botschafter als fürsorglicher Priester oder Edelmann verkaufen wird...

    Vor dem Haus blieb Arranges stehen. Er warf Erynn einen Seitenblick zu und sah dann seufzend in den Himmel hinauf. 'Sag einfach nichts...'
    Geändert von weuze (01.04.2011 um 21:06 Uhr)

  2. #2

    Skingrad => Westebene

    Die Dunmer hob nur abwehrend die Hände. „Bestimmt nicht. Auch, wenn du es mir beizeiten vielleicht erklären solltest. Ich dachte schon, die Hlaalu würde mir die Kehle aufschlitzen...“ Sie stieß einen langgezogenen, abgrundtiefen Seufzer aus. „Gut, daß diese Sache durch ist. Können wir jetzt von hier verschwinden?“ fragte sie mit leichtem Drängen. Skingrad, so beschloß sie, würde sie für eine Weile nicht wiedersehen. Jedenfalls nicht, bis irgendwer Parlovars Novizen hier weggeschafft hatte.

    Arranges atmete nochmal sehr erschöpft aus. 'Falanu und dir die Kehle aufschlitzen? Wohl kaum...' Sie setzten sich in Bewegung in Richtung Westtor. 'Wir können Skingrad gerne verlassen... allerdings ist mein Kettenhemd bestensfalls Zierde, mir tut alles weh und ich brauch jetzt dringend etwas... bevor wir die Stadt noch heute Nacht verlassen... Wenn wir die Stadt verlassen, werde ich aber nicht mehr sehr weit reiten... können...'

    "Ich kann mich auch bei Mog einnisten... in der Zwei Schwestern Herberge meine ich. Wenn ich so abgerissen in die Gilde komme, muß ich mir nur wieder eine wilde Geschichte ausdenken und so langsam wird es schwierig, das alles stimmig zu halten", sagte Erynn ohne große Begeisterung. "Ich meine, wenn du müde bist, bleiben wir eben hier. Die Nacht ist ohnehin schon halb rum." Sie warf einen kritischen Blick auf die großen Löcher im Kettenpanzer des Kaiserlichen. "Ohne Ersatzringe krieg ich das auch nicht wieder hin... und an Mithril bricht man sich sowieso fast die Finger."

    Arranges überlegte kurz. 'Nein, wir verlassen Skingrad... das mit dem Kettenpanzer ist erstmal nur Nebensache, ich will eigentlich mehr und mehr direkt wieder raus aus der Stadt... sonst laufe ich Falanu nochmal über den Weg und darauf habe ich nur wenig Lust...' Sie kamen an der Taverne Zur Westebne vorbei. 'Warte kurz...' Der Kaiserliche verschwand in dem Gebäude. Nur einige Augenblicke später kam er wieder heraus und hielt eine bauchige Flasche in der Hand. 'Schau nicht so anschuldigend... ich kann seit knapp zwei Tagen wieder in annähernd aufrechter Position essen... diese Unabhängigeit muss ich ausnutzen, bevor ich ich wieder durchlöchert werde...' Er hörte sich doch schon erschöpft an, versuchte das aber wohl irgendwie zu überspielen...

    "Sah aber gar nicht so aus", nuschelte sie halblaut auf Arranges' Kommentar die Alchemistin betreffend hin - vorsichtshalber erst, nachdem der Kaiserliche in der Taverne verschwunden war. Als er wieder herauskam, zog sie nur vielsagend eine Augenbraue hoch. Genau deshalb ist es wahrscheinlich ne blöde Idee, jetzt schon wieder Hochprozentiges in dich reinzukippen - aber wer weiß, vielleicht desinfiziert das ja von innen... "Was heißt hier 'wieder'? Du wirst das bitteschön in Zukunft lassen", murrte die Elfin nur halb gespielt, während sie ihren Weg zum Stadttor fortsetzten.
    Die Pferde wirkten ziemlich deutlich nicht begeistert, die beiden schon wieder zu sehen, ließen sich aber ohne Theater einfangen. Nur Minuten später waren sie wieder unterwegs, die Goldstraße entlang auf die Kaiserstadt zu.

    Die Türme Skingrads waren gerade hinter dem Hügelland Colovias verschwunden, als sie am Wegrand ihr Lager aufschlugen. Nach kurzer Zeit hatten sie sich eingerichtet und ein Feuer prasselte zwischen ihnen. Der Kaiserliche hatte seinem Fuchs das Zaumzeug und den Sattel abgenommen und ließ alles gerade da, wo er am Feuer stand, fallen, ließ sich daneben plumpsen und zog die Flasche hervor. Nach einem kurzen Blick auf das Ettiket verzog er für einen Moment das Gesicht. Fusel... Dann jedoch hebelte er doch den Korken aus dem Flaschenhals. Er blickte kurz zu Erynn, dann wieder auf die Flasche... 'Willst du auch?'

    "Ja, gerne..." Erynn war eigentlich selbst zu Tode erschöpft, jedoch noch immer irgendwie aufgewühlt nach den Geschehnissen der vergangenen Nacht, so daß sie vermutete, nicht unbedingt viel Ruhe finden zu können. Mit beduseltem Kopf sollte das etwas leichter werden. Sie lehnte sich zurück und streckte sich, bis die Gelenke krachten. Ich könnte jetzt wirklich was vertragen. Hoffentlich seh ich diesen Ork nie wieder...

    Arranges reichte die Flasche der Dunmer. Als er sie wiederbekam, nahm er selbst zwei große Schlücke. 'Achja. du wolltest doch wissen, was es mit Falanu auf sich hat? Nun, das ist eigentlich recht einfach... noch bevor du mich das erste Mal getroffen hast, damals in der Orktaverne... warst du mir ihr unterwegs... und ihre Beschreibung malte mich zweifelsohne irgendeiner heroischen Gestalt gleich, die ihr blöderweise nicht mehr aus dem Kopf gehen will... kurzum, sie liebt mich... und ich, so leid sie mir manchmal tut, nutze das aus, indem ich vieles zu niedrigen Preisen und noch mehr um sonst bei ihr bekomme... sie weiss von der Gathering, aber ich hätte komische Fragen beantworten müssen, wenn ich ihr gesagt hätte, dass das Schüler wären... der Kuss war dabei nur Mittel zum Zweck.' Arranges nahm nochmals einen Schluck. 'Die Reaktion ihrerseits darauf dürfte dir nicht entgangen sein...'

    "Nee. War offensichtlich." Erynn angelte nochmals nach der Flasche. Das Zeug wärmte hervorragend, ließ den schneidenden Wind weniger scheußlich erscheinen. Für einen Moment wunderte sie sich, daß der Kaisrliche so offen über die Hlaalu sprach. Der Alkohol ging wohl schnell in den Kopf - sie würde aufpassen müssen. "Was passiert jetzt mit den Schülern?" versuchte sie das Gespräch in unverfänglichere Bahnen zu lenken.

    'Hmm... nun, ich denke, dass die Schüler und so auch wir in gewisser Weise verfolgt wurden... ein Botschafter wird sie dort irgendwann abholen, aber Falanu wird keinen Verdacht schöpfen, weder, dass der Botschafter ein Botschafter ist, noch, dass die Schüler irgendwie der Gathering angehören...' Verdammt... der Fusel wirkt aber verflucht schnell... Arranges trank im Grunde recht selten und wenn, dann noch seltener in der Absicht sich tatsächlich bis zur Bewusstlosigkeit zu besaufen. Hmm... Er beugte sich herüber und griff nochmals nach der Flasche. 'Die Schüler selbst werden wohl kaum etwas sagen... sie werden sich sicher ausmalen, was ihnen blüht, wenn ich davon Wind bekommen würde...'

    Sie grinste und schüttelte leicht den Kopf, als ihre Sicht ein wenig verschwamm. Ich hätte heute vielleicht doch etwas essen sollen... "Schießlich hab ich mir alle Mühe gegeben, genau diesen Eindruck heraufzubeschwören... ein bißchen zu erfolgreich, wie mir scheint." Nein! Verfluchter Branntwein!

    'Stimmt, vor allem die Argonierin dürfte dich in Erinnerung behalten... genau wie der Ork,,, wenn auch aus komplett verschiedenen Gründen...' Arranges bemerkte selbst, wie er nicht mehr ganz einwandfrei sprechen konnte, aber noch war seine Aussprache recht deutlich. Ich sollte mich schlafen legen... jetzt... sofort! Stattdessen nahm er noch einen Schluck.

    "Oh, hör bloß auf... das arme Mädchen tut mir immer noch leid." Einen Augenblick lang schaute sie sinnend in die Flammen. "Ich frage mich, was sie wohl dazu getrieben hat, sich für die Totenbeschwörung zu entscheiden. Rebellion? Warum hast du diesen Weg gewählt? Es gibt doch so viele Möglichkeiten." Erynn überlegte einen Moment lang, noch einmal nach der Flasche zu greifen, ließ es dann aber bleiben. Sie würde sich in dieser Nacht sonst um Kopf und Kragen reden.

    Der Magier sah sie einen Moment lang an. Bei ihrer Frage schrillten tausende Alarmglocken durch seinen Kopf. 'Es gibt viele Gründe, warum man zum Nekromant wird. Meistens kommen junge Leute schlicht wegen Neugier und dem Verlangen nach Wissen über diese nicht ganz reine Macht... habe ich dir nicht schonmal erzählt, warum ich mich der Totenbeschwörung zuwandte? Ich meine mich erinnern zu können...' Während der letzten Worte war ein leichtes Lallen in seinen Worten zu hören.

    Erynn bemerkte, wie trotz des benebelten Zustandes eine gefährliche Wachsamkeit in seine Augen trat. Woran hab ich jetzt wieder gekratzt? "Ja", antwortete sie nach einer Weile. "Du hast mir schonmal etwas dazu gesagt. Sehr genau bist du allerdings nicht geworden." Sie forschte in seinem Gesicht, fragte sich, wie weit sie gehen konnte. "Es ist nur... zwischen Interesse und der Entscheidung, einer entsprechenden Gilde beizutreten, liegen Welten. Als Halbstarke habe ich mich auch für die Daedrafürsten interessiert, aber deshalb hätte ich trotzdem keinen Kontakt zu einem Zirkel gesucht. Es wäre so... endgültig gewesen."

    'Ich dachte eher, du wärst an den Schergen der Daedrafürsten, den Dremora, interessiert...' Meinte Arranges und grinste. 'Naja, bei mir war es damals auch ein Stück weit Neugier... aber mindestens im gleichen Maße auch das, was du als... Kontrollzwang so sehr an mir schätzt... der jedoch entwickelte sich vor der Leidenschaft und dem Drang mehr zu lernen, wie mir jetzt, da ich die Sache aus einiger Distanz betrachte, auffällt... du könntest dir daraus selbst einen Reim machen Erynn... denk nach, warum du mich vor einiger Zeit darum gebeten hast, dir ein wenig über die Magie zu lehren...' Er setzte die Flasche wieder an und nahm ein paar Züge.

    Erynn verdrehte die Augen. Es geht schon wieder los... Wenn ihr nicht langsam etwas Passendes einfiel - etwas, das nicht wieder darin resultierte, daß sie sich gegenseitig vermöbelten - würde ihr das ewig nachhängen. Sie beschloß, einen Vorstoß zu wagen, während sie Arranges weiter zuhörte.
    "Eigentlich wollte ich mehr über Magie wissen, um mich besser dagegen verteidigen zu können", erklärte sie. "Torrahs Illusion war... eindrücklich. Aber bis es so weit ist, wird es noch eine lange Zeit dauern, das weiß ich jetzt. Falls ich überhaupt irgendwann dazu in der Lage sein sollte. Aber ich verstehe, was du meinst..."
    Dann fuhr sie fort: "Bis vor kurzer Zeit wußte ich übrigens noch nicht einmal genau, wie ein Dremora aussieht. Schade eigentlich, so rückblickend betrachtet." Sie sah den Beschwörer herausfordernd an, nahm ihm die Flasche weg und setzte sie an ihre Lippen. Nur ein kleiner Schluck, wahrscheinlich würde sie es bei dem sich anbahnenden Wortgefecht doch noch brauchen.

    'Ich glaube nicht, dass du verstanden hast... aber wie solltest du auch...' Er nahm ihr die Flasche wieder ab. 'Erynn, du weisst, dass ich es... nicht ertrage, wenn du von den Dremoras schwärmst...' Mittlerweile lallte er doch deutlich hörbar, was ihn allerdings nicht daran hinderte, direkt noch einen Schluck Branntwein zu nehmen.

    Sie lächelte, ganz leicht nur, aber nicht bösartig. Also doch kein Gekabbel. Meinetwegen. Dann beugte sie sich vor, nahm ihrem Begleiter den Branntwein wieder ab und stellte die Flasche außer Reichweite ab. "Vor allem weiß ich, daß du für heute genug von dem Zeug hattest." Dann legte sie den Kopf schief und sah Arranges in die Augen. "Warum fühlst du dich bedroht von diesen Viechern? Wie ich schonmal sagte, es sind nur... Daedra."

    'Wieso sollte ich mich bedroht durch Dremoras fühlen... Geschöpfe, die ich selbst kontrollieren kann?! ... Aber nun... es...' Er hielt inne und schien seine Gedanken zu sortieren. 'Mir kommt es so vor, als hättet ihr seit einiger Zeit, seit dem ersten Tor in Cheydinhal, nur noch Gedanken für diese Kreaturen übrig... weiss der Geier warum...' Er schielte nach der Flasche. 'Ich weiss aber, dass ich selbst weiss, wann es genug ist.' Damit lehnte er sich hinüber und versuchte die Flasche zu erreichen...

    Erynn seufzte schicksalsergeben. Das Kontrolldingens in Kombination mit Trunkenheit und einem leichten Anfall von Bockigkeit. Das kann ja heiter werden... Sie griff nach dem Arm des Kaiserlichen, halb um ihm zu verwehren, die Flasche zu erreichen, halb, um ihn am Umfallen zu hindern. "Richtig. Du hast selbst genau erkannt, daß du nichts mehr davon willst." Nächster Punkt. "...diese Kreaturen faszinieren mich nunmal. Und nicht nur die Dremora. Auch Clannbanns und die anderen Echsendaedra. Seit ich die Totenlande zum ersten Mal betreten habe, haben sie mich in ihren Bann geschlagen. Nenn es... Forschergeist, vielleicht. So, wie du dich in ein Studienprojekt versenken würdest, nur, daß mir die Vorbildung dafür fehlt." Meine Güte... du bist doch nicht wirklich eifersüchtig?

    Verblödetes Blutauge... gib mir die Flasche verflucht! 'Aber... ein Studienprojekt... ist kein Daedra... Falanu würde niemals irgendwelche Hassgedanken gegen einen Stapel Papiere oder zwei dicke Wälzer entwickeln und sich überlegen, wie sie sie beseitigen könnte, nur um mich davon loszubekommen und mich... praktisch dazu zu zwingen... meine Aufmerksamkeit irgendwie ihr zu widmen...' Verdammtl, ich will die Flasche...! 'Verdammt Erynn... jetzt gib mir endlich die Flasche...' Er entwand sich ihrem Griff und langte nach dem Branntwein.

    Häh? Wovon zum Donner redest du eigentlich? Wenn man das überhaupt noch reden nennen kann? Sie ließ dem Magier seinen Willen, während sie versuchte zu entwirren, was er ihr mitteilen wollte. Von wem sprichst du eigentlich? Von Falanu, von dir oder von mir? Schließlich glaubte sie, einen gewissen Sinn ausgemacht zu haben. "Arranges? Du meinst also, du müßtest meine Aufmerksamkeit von den Daedra weglenken?!" Sie sah ihn scharf an, wartete, bis sich sein Blick zumindest halbwegs auf ihr Gesicht fokussiert hatte. "Ich fasse es nicht. Du bist tatsächlich eifersüchtig!"

    Arranges hatte zwar die Flasche, aber er war sich nicht mehr sicher, was er mit ihr eigentlich wollte. Fragend blickte er auf die Flasche, dann zu Erynn. Bedeutungsvoll schwänkte er die freie Hand in einer ausholenden Geste. 'Ich... meine gar nichts...' nach einem weiteren Augenblick war ihm wohl wieder eingefallen, was er mit der Flasche wollte und kippte die letzten zwei Schlück in sich hinein. 'Hmm... ja... äh, ich meinen nein... also doch, ja... ich würde mich wundern, wäre ich nicht eifersüchtig... ihr... du verstehts?'

    Erynn hatte eher mit einigen unzusammenhängenden Beleidigungen gerechnet, und so erwischte Arranges Gesabbel sie etwas unvorbereitet. Jetzt fang du nicht auch noch an! Spinnen jetzt alle? Hat mir irgendwer Socken unter die Tunika geschoben? Oder ist einfach nur Frühling? Nach einer Weile fing sie sich wieder, zumindest halbwegs. "Ja, ich denke, ich habe verstanden... vielleicht." Sie stand auf und tippte dem Beschwörer mit zwei Fingern leicht gegen die Stirn, was ihn dazu veranlaßte, wie ein gefällter Baum nach hinten umzukippen. "Du willst sagen, du bist todmüde, völlig dicht und hoffst inständig, daß du dich Morgen an nichts mehr erinnern kannst."

    'Äh... was?!' Arranges blieb zwar liegen, starrte der Dunmer aber irgendwie flehend entgegen, ohne selbst zu wissen warum und für Erynn wohl ebenfalls eher sinnfrei. 'Nein... an was nicht erinnern... an dich... ich bin nicht müde verdammt... na dann... dann... dann geh halt zu deinen Daedra...' Der Kaiserliche fuchtelte wild mit den Armen in der Luft umher und ehe sich Erynn versah, stand sie plötzlich einem Markynaz gegenüber. Voll gerüstet, blitzte er ihr feinselig mit seinen feurroten Augen durch die Sehschlitze seines imposanten Kronenhelms entgegen. Die Kreatur zog den Bidenhänder auf ihrem Rücken und kam mit erhobener Waffe langsam auf Erynn zu. Ein Fauchen, die Klinge flog auf die Kriegerin zu und plötzlich war das Dremora weg, es war einfach verschwunden, ehe die Klinge sie treffen konnte. Der Blick auf Arranges war wieder frei. Der Nekromant lag schnarchend, mit teilweise verkrampftem Gesicht, so wie er gefallen war, auf dem Boden...

    Einen absurden Moment lang wunderte sich die Elfin, daß ihr Begleiter selbst in seinem Zustand noch immer fähig war, einen sauberen Zauber zu weben. Als der beschworene Krieger seine Klinge zog und auf sie zuglitt, wich sie langsam, Schritt für Schritt, zurück. "Arranges... Das ist nicht komisch! Ruf dieses Ding zurück!" Dann hechtete sie zur Seite, um dem heransausenden Schwert zu entkommen. Was zum Henker...? Das Wesen löste sich in roten Nebel auf, verschwand ebenso schnell, wie es erschienen war. Fassungslos starrte Erynn auf den Kaiserlichen herab.
    "Idiot!" Sie holte aus und versetzte ihm einen wuchtigen Tritt vors Schienbein. Das entlockte ihm ein Knurren und einen unverständlichen, gegrunzten Laut des Mißfallens, aber sonst geschah nicht viel. Ich hätte mein Glück doch mit dem Ork versuchen sollen... du bist ja vollkommen irre! Als hätte sie das nicht vorher gewußt. Solange wir beide gemeinsam unterwegs sind, rührst du keinen Tropfen Fusel mehr an! Mach dich auf die Standpauke deines Lebens gefaßt, sobald du wieder ansprechbar bist! Noch etwas zittrig, aber kochend vor Wut hockte sie sich wieder ans Feuer. Wie es aussah, würde sie wohl heute Nacht die Umgebung im Auge behalten. Nicht, daß sie überhaupt hätte schlafen können bei dem Krach, den der Beschwörer mit seinem Schnarchen veranstaltete...
    Geändert von Glannaragh (02.04.2011 um 03:48 Uhr)

  3. #3

    Goldstraße (östlich von Skingrad)

    Kalte Nässe schlug dem Nekromanten ins Gesicht wie eine ordentlich geschwungene Faust. Das Gefühl wollte so gar nicht zu der warmen Stube passen, in der er bei Kerzenschein über einige Bücher gebeugt saß und völlig ungestört seinen Studien nachging. Die seltsame Wahrnehmung zerriss dieses Bild jedoch und noch bevor Arranges sich überlegen konnte, warum das so war, löste sich das Zimmer bereits auf...

    ... Prustend kam der Magier aus dem Schlaf zu sich. Kaltes Wasser rann ihm in den Nacken und war überall im Kragen, in Mund und Nase... Ein Reflex ließ ihn hochfahren und mit der Hand übers Gesicht wischen, während er hustend um sich blinzelte. Erynn stand vor ihm, einen der Wasserschläuche in der Hand und schaute ungeduldig auf ihn herab. Es war später Vormittag, zur Abwechlung schien die Sonne vom Himmel und als er sich nach ein paar Augenblicken wieder gefangen hatte, sah er hasserfüllt zu der Dunmer auf. 'Aber sonst gehts dir gut oder... was fällt dir eigentlich...' Der nächste Schwall Wasser traf Gesicht und Oberkörper, sodass er erst wieder nicht sprechen konnte, sondern nur mehr husten musste. 'Verdammt nochmal, ich bin doch schon WACH!!!'
    'Ja... und jetzt bist du auch wieder ein wenig gewaschen...' Antwortete sie sichtlich unbeeindruckt. Arranges sprang wütend auf und riss ihr den Wasserschlauch aus den Händen. 'Was hat dich heute Nacht eigentlich gestochen... hör auf mit diesem Schwachsinn... das gereicht nichteinmal zu einem Schmunzeln...!' Tatsächlich fiel ihm direkt auf, dass er sich nur noch an den Ritt von Skingrad weg auf der Goldstraße in Richtung Kaiserstadt erinnern konnte. Allerdings hatte er auch keine Kopfschmerzen. Er schloss direkt ersteinmal aus, dass er betrunken war... Vielleicht war ich nur zu erschöpft...

  4. #4
    Erynn nutzte die freigewordenen Hände, um dem Kaiserlichen eine zu schallern. „Ungefähr so witzig, wie wenn du mir im besoffenen Kopp einen Dremora auf den Hals hetzt! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ fauchte sie zurück. Ein Anflug von Verwirrung mischte sich in den wütenden Blick des Beschwörers, als versuche er herauszufinden, wovon sie eigentlich sprach. Dann setzten die gewohnten Mechanismen wieder ein. „Seit wann stört dich das?“ giftete er und fing sich eine weitere Ohrfeige ein. „Verdammt, hör auf damit!“

    Die Elfin fühlte ihre Halsschlagader pochen. „Gib mir einen Grund dafür...“ Sie wandte sich ab und trat gegen einen Stein, fuhr dann wieder herum und holte einmal sehr tief Luft. „Was bei allen Schrecken des Abgrunds sollte diese Aktion? Du hättest mich fast umgebracht! Wenn du den Fusel nicht verträgst, dann laß ihn aus der Birne! Ich sag dir was: Ab sofort will ich von dir kein Wort mehr über Dremora hören. Keine dämlichen Sprüche, keine anzüglichen Witze und verdammt noch mal kein Gejammer darüber, daß ich über diese Biester nachdenke! Schmier dir deine kindischen Eifersüchteleien meinetwegen in die Haare. Und noch was: Erwische ich dich noch einmal dabei, wie du volltrunken anfängst Blödsinn zu machen, verpaß ich dir eine Abreibung, wie du sie noch nie erlebt hast! Du wirst dir noch wünschen, daß ich dich nur zusammennähe. Und jetzt pack deine Sachen, wir hängen hier ohnehin schon viel zu lange rum.“
    Zitternd und bleich vor Wut funkelte sie ihr Gegenüber an. Und wag es nicht, mir jetzt auch noch Widerworte geben zu wollen...

  5. #5
    Spätestens nach der zweiten Ohrfeige war Arranges zwar komplett wach, aber dafür umso verwirrter. Als Erynn dann auch noch irgendetwas von Dremora und Fusel und sie umbringen und Eifersucht redete, verstand er die Welt nicht mehr. Entgeistert starrte er die Elfe einen Moment an. 'Ich soll... was gemacht haben?! Und was redest du da von Eifersucht...?' Arranges schien ehrlich keinen Ahnung zu haben...

    Erynn klappte die Kinnlade herunter und für einen Moment lang starrte sie den Beschwörer nur konsterniert an. "Du hast... wirklich keinen Schimmer, was gestern Nacht passiert ist, oder?" Sie stützte die Hände auf die Hüften und deutete mit dem Kinn auf die Pulle, die neben ihm im Gras lag. "Das da hast du dir praktisch alleine in den Kopf geschraubt. Und zu guter Letzt hast du mich von einem beschworenen Dremora angreifen lassen, weil dir irgendwas nicht gepaßt hat, was ich gesagt habe. Wird das Bild so langsam klarer?"

    Arranges schaute auf die leere Flasche. Ja, die hab ich gestern in Skingrad gekauft... aber... nein... Scheissdreck! Er schüttelt heftig den Kopf, als er Erynn wieder in die Augen sah. 'Nein, ich habe... wirklich keine Ahnung, was ich getan habe... aber bitte... bitte sag mir, dass ich einfach ruhig eingeschlafen bin...' Er wusste selbst, dass das umöglich so gewesen sein konnte... aber neben der Scham, die aus seinem Gesicht sprach, schob sich ebenfalls ein flehender Ausdruck in seine Miene.

    Nach einem weiteren Blick auf sein Gesicht war die Elfin schon wieder drauf und dran, Arranges vom Haken zu lassen. Dann aber zogen sich ihre Augenbrauen noch ein Stück weiter zusammen. Verflucht sei mein weiches Herz! Du windest dich da nicht einfach raus. "Tut mir Leid, aber du hast gestern einen gewaltigen Haufen Mist erzählt... oder nein, in dem Zustand war es vermutlich eben kein Mist - was bei weitem erschreckender ist."

    Arranges ließ den Wasserschlauch fallen und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Das darf nicht wahr sein... jetzt hätte ich gern nochmal einen Schwall Wasser im Gesicht, nur um festzustellen, dass Erynn mich wegen meinem Geschnarche oder einfach um mich zu ärgern, wecken würde... 'Ich will es eigentlich nicht hören, aber... kannst du mir vielleicht... erzählen, was ich gesagt oder getan habe...?' Seine Gesichtszüge waren längst jenseits von dem abweisend kühlen Ausdruck, den er sonst pflegte...

    Muß ich das wirklich...? Oh, bitte nicht! Dann riß sie sich zusammen. "Du hast wieder angefangen, mich wegen der... Dremora" -bei diesem Wort beobachtete sie die Reaktion des Kaiserlichen genau- "zu nerven. Nun, diesesmal hab ich es mir nicht gefallen lassen und bin darauf eingestiegen. Darauf hin hast du mir äußerst wortreich und trotzdem nur schwer verständlich erklärt, daß du es nicht ertragen kannst, daß diese Wesen mich faszinieren." Sie zog eine Augenbraue hoch und fuhr fort: "Ich hab dann beschlossen, daß du dich besser hinlegen und schlafen solltest - was dir wiederum nicht gepaßt hat und du mich von einem dieser Viecher hast angreifen lassen. Die begleitenden Worte werde ich hier nicht wiederholen. Wie dem auch sei, das Ding löste sich auf, nachdem du eingepennt warst. Was glücklicherweise nicht lange dauerte. Beantwortet das deine Frage?"

    Sein Blick verfinsterte sich kurz, als sie sich selbst und Dremora in einem Satz nannte, aber dann entgleisten ihm alle Gesichtszüge komplett. Er schaute erst einige Minuten nur schweigend auf den Boden. Man konnte förmlich hören, wie es in seinem Gehirn ratterte, während er verzweifelt versuchte, irgendetwas vom gestrigen Abend zu reproduzieren. Als er schließlich wieder aufsah, stand ihm die Peinlichkeit dieser ganzen Sache mit großen, fetten Lettern unübersehbar auf die Stirn geschrieben. 'Ich... Erynn, es... es tut mir leid... bitte verzeih mir, bitte...' Er wusste selbst, dass irgendeine Art von Rückzieher jetzt nicht mehr möglich war. Er redete viel und vor allem stets die unveränderte Wahrheit, wenn er getrunken hatte - was der Hauptgrund dafür war, dass er es nicht wirklich oft tat. 'Bevor du falsche Schlüsse daraus ziehst, will ich versuchen, es dir zu erklären...' Er atmete einmal tief ein und aus. 'Es macht nur noch wenig Sinn, das verbergen zu wollen und ich bitte dich, mir daraus nicht irgendeinen Strick zu ziehen... so bescheuert ich manchmal auch zu dir bin... ich hab dich wirklich liebgewonnen... dabei hat es nichts mit Liebe direkt oder irgendetwas in dieser Richtung zu tun... und ja, ich verspüre Eifersucht, wenn du schon beinahe von den Schergen Dagons schwärmst, wie ein Mädchen vom Ritter in strahlender Rüstung...' So seltsam unpassend, die Worte gerade für jemanden wie Arranges, der sie aussprach, klangen, waren sie doch mit unzweifelhafter Ehrlichkeit gesprochen, was sie wohl auch irgendwie seltsam und ungewohnt klingen ließen. Der Kaiserliche war sich darüber nicht wirklich bewusst, aber irgendwo in seinem Hinterkopf sagte ihm eine Stimme, dass er auf diese Sache nur so heftig reagiert, weil Erynn zum einen seit einem gefühlten Jahrhundert wieder jemand war, dem er uneingeschränktes Vertrauen und Zuneigung schenkte und er die gleiche oder eine ähnliche Situation in der Bindung zu seinem Rotfuchs schlicht nicht kannte. Das Pferd war nur für ihn da und hatte nicht noch irgendeinen seltsamen Nebenbuler, auf den er hätte irgendwie eifersüchtig sein müssen...

    Erynn schwieg daraufhin eine Zeitlang, dann wurden ihre Gesichtszüge weicher und sie nickte. "Ich weiß das längst, Arranges, und es ist in Ordnung. Mir selbst geht es ähnlich." Dann teilte ein Lächeln ihre Lippen. "Wir werden nicht mehr über die vergangene Nacht sprechen - versprich mir nur, wegen irgendwelcher Daedra nicht noch einmal so auszurasten..."

    Eine sehr viel größerere Erleichterung, als er vermutete oder sich erhofft hatte, überkam ihn bei ihren Worten, wenngleich er sich auch noch einen Moment fragte, woher sie das wissen wollte... 'In Ordnung, ich werde mich zusammenreissen...' Meinte der Kaiserliche und lächelte ebenfalls. 'Hast du die ganze Nacht hindurch Wache gehalten?' Fragte er nach einem kurzen, kritischen Blick in ihr Gesicht. 'Willst dich vielleicht noch ein paar Stunden hinlegen? ... Bis zur Kaiserstadt sind es, wenn wir nicht aufgehalten werden noch mindestens eineinhalb Tage...'

  6. #6

    Westebene => Großer Forst => Ringstraße

    Statt einer Antwort ließ sich Erynn fallen wo sie gerade stand. Nachdem ihr Zorn verraucht war, war sie tatsächlich nur noch unglaublich müde, schlief fest und traumlos bis zum frühen Nachmittag.
    Dann sattelten sie auf und setzten die Reise in Richtung Kaiserstadt fort. Es wurde Abend, bis sie die ersten Ausläufer des großen Forstes erreichten, und unter seinem schattigen Blätterdach wandelte sich das Zwielicht rasch zur echten Dunkelheit. Keiner von beiden dachte ernsthaft darüber nach, in der Nacht noch einmal anzuhalten, auch wenn es so finster wurde, daß man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Die Zeit drängte – wenn man bedachte, daß der verheerende Angriff auf Parlovars Anwesen in Valenwald nur ein Beispiel unter vielen gewesen war, wurde es längst höchste Zeit, auch den letzten Siegelstein zu beschaffen. Also ritten sie schweigend weiter, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
    Erynn fragte sich, wann die Abtrünnigen wohl ihre relative Heimlichleit endgültig aufgeben würden. Zuerst hatte man geglaubt, die Verräter würden keinen aktiven Konflikt mit der Gathering suchen wollen. Das hatte sich als falsch erwiesen. Wie lange mochte es dauern, bis sie dreist genug waren, auch in dichter besiedelten Gebieten zuzuschlagen und dort irgendwelche Personen verschwinden lassen? Selbst die Schläge gegen die abgelegenen, gut versteckten kleineren Häuser konnten nicht ewig unbemerkt bleiben. Erynn erinnerte sich an die Rauchsäulen, die sich bis weit über die Baumkronen des dicht bewaldeten Gebiets in den Himmel schraubten, an die zuckenden Reflektionen unzähliger Zauber am Nachthimmel. Irgend jemand mußte das einfach gesehen haben, hatte es vielleicht für Wetterleuchten und die Folgen eines Blitzeinschlages gehalten. Diesesmal. Aber was, wenn irgendwo Leute mißtrauisch wurden und zu der Stelle gingen, sei es in Valenwald oder sonstwo. Was, wenn sie in die geschwärzten Ruinen vordrangen und fanden, was auf ewig verborgen bleiben sollte? Was sollte geschehen, wenn jemand durch einen dummen Zufall die obskure Gathring ins Licht des Tages zerrte? Die Elfin fürchtete dabei nicht so sehr um den Nekromantenbund – er war und blieb etwas, das sie nicht gutheißen konnte, wenngleich sie sich daran gewöhnt hatte, seine Existenz zu akzeptieren. Doch was würde passieren, wenn den Leuten Tamriels aufgedeckt wurde wer sie waren, was sie taten, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten? Sie wagte kaum, darüber nachzudenken. Die Pläne der Abtrünnigen zudem kannte nur Boethia allein. Wer konnte sagen, welche Ziele sie letztendlich verfolgen mochten. Wir sitzen auf einem Pulverfaß, und die Lunte brennt längst...

    Das erste, zögerliche Sonnenlicht traf die Ruine Ceyatatar, als sie daran vorbeiritten, brachte den uralten, kunstvoll behauenen Stein zum Strahlen wie ein magisches Leuchtfeuer, das den Weg in andere, halb vergessene Zeitalter wies. Erynn wandte den Blick ab. Das bittersüße Symbol von Ewigkeit und Vergänglichkeit gleichermaßen machte ihr ihre eigene Sterblichkeit überdeutlich bewußt.
    Nach einer Weile, während der Wald um sie herum erwachte und unzählige Vögel und Insekten ihre Lieder anstimmten, erreichten sie die Ringstraße. In wenigen Stunden würden sie in der Kaiserstadt angekommen und noch vor der Abenddämmerung vielleicht einen Schritt weiter sein. Ein letzter Stein, danach würden die Großmeister hoffentlich in der Lage sein, dem Wüten der Verräter Einhalt zu gebieten...

  7. #7

    Fanacasecul

    Sie sahen die Ayleidenruine Fanacasecul am Strand des Rumaresees auftauchen. Die Sonne hatte den höchsten Stand fast erreicht. Zu ihrer Rechten erhoben sich die gewaltigen Befestigungsanlagen der Kaiserstadt. In der Mitte stach hoch der Weißgoldturm heraus und schien als stummer Wächter ganz Tamriel im Auge zu behalten.

    Gerade kamen sie an den halb versunkenen, aber dennoch beeindruckenden Mauern der Ruine entlang, als plötzlich vor ihnen ein hochgewachsener Kaiserlicher aus den Mauern hervortrat. Arranges hatte bereits die Hand am Schwert. Aber der Fremde sah nicht so aus, als würde er sie irgendwie bedrohen wollen, er wirkte auf den ersten Blick wie ein Reisender oder Abenteurer. Erst, als sich der Mann einige Schritte vor ihnen aufstellte und die Kapuze zurückstreifte, war Arranges sicher, dass es ein Wegelagerer war... Aber die Ausrüstung passte nicht so recht. Eine Kutte, die ihm irgendwie vertraut vorkam, ein normaler Dolch am Gürtel und sehr viel mehr konnte man nicht sehen...

    'Seid gegrüßt Reisende... oder sollte ich besser sagen Mentor Arranges und Novizin Erynn?' Arranges zuckte zusammen. Natürlich, die Kutte war eine Art Standardgewand, welches jeder neu ernannte Mentor bekam. Allerdings nur eine Formsache, kaum einer der Mentoren trug dieses hässliche Ding arg lange nach seiner Ernennung... 'Wer seid ihr?' Fragte Arranges. Etwas kam ihm nicht ganz geheuer vor, warum sollte ein Mentor ihn mitten in der Landschaft aufsuchen und dazu noch ein neu ernannter wie es schien? 'Ich bin Mentor Remogius Genius... und ich würde euch bitten, von den Pferden zu steigen... es redet sich so schlecht für mich, wenn ich ständig den Kopf neigen muss um euch in die Augen sehen zu können...'
    'Gerade zum Mentor ernannt und so überheblich?' Arranges war nicht verblüfft, vielmehr verärgert. 'Was wollt ihr?'
    'Zunächst muss ich euch meine Enttäuschung mitteilen... ihr seid recht naiv Arranges... und was ich will? Habe ich doch schon gesagt, ihr sollt von den Pferden runter...' Arranges hatte keine Lust auf derlei Spielchen... 'Verdammt, Mentor... sagt, was ihr tatsächlich wollt oder wir reiten euch nieder!'
    'Das wage ich zu bezweifeln... in etwa jeweils 10 Bolzenspitzen zeigen gerade auf jeden von euch...' Unwillkürlich zuckte der Magier zusammen und kam nicht umhin, sich umzusehen. Ein spöttisches Kichern drang von dem Kaiserlichen zu ihnen. 'Ihr werdet sie nicht sehen können, die Schützen... Es sind unter anderem auch Botschafter dabei... ich an eurer Stelle würde über die nächste Aktion gut nachdenken...' Wut zeichnete sich auf dem Gesicht des Nekromanten ab. 'Was wollt ihr Remogius?! ... Wartet, ihr gehört zu den Abtrünnigen?! ...'
    'Nicht Abtrünnige...' Sagte der andere tadelnd. 'Wir beziechnen uns eher als die Erwachten... das hört sich nicht nur wunderbar frisch an im Gegensatz zu diesem groben, holzigen und bereits Staub ansetztenden Namen der Gathering, sondern beinhaltet auch das, was ihr bei der Gathering nicht seid... nämlich frei...' Der Mann wusste seine Worte so zu betonen, dass man sie nicht als offene Provokation werten konnte und dennoch fuhren sie wie ein heißes Schwert in die Gedanken von Arranges. 'Und jetzt... bitte, steigt von den Pferden ab, ich mag kein Blut an mir kleben haben, von keinem von euch...' Ihnen blieb im Moment nichts anderes, als abzusteigen. Als Erynn und Arranges auf den eigenen Füßen standen, begann der andere Kaiserliche wieder zu reden: 'Das klappt ja schonmal ganz gut... Was ich will, ist Erynn... Meister Dialga hat mir aufgetragen, sie von euch zu trennen und zu ihm zu bringen... er meinte, dass er Verwendung für jemanden hätte, der Botschafter töten könne... Und Arranges, ich würde das besser lassen...' Fügte er hinzu, als er sah, wie Wut in dem Magier aufstieg und die Hand zum Schwert wanderte. 'Ihr werdet es schön bleiben lassen, euch zu wiedersetzen, mittlerweile dürften die Bolzen auf euren Rotfuchs zeigen.' Arranges zuckte deutlich zusammen. 'Ahh... wir verstehen uns... sehr schön... nun, dann habt ihr also nichts mehr dagegen, dass ich Erynn mitnehme?'
    'Elender Bastard...!'
    'Ihr müsst mir nicht danken Arranges, ich befreie euch sozusagen... ihr wolltet doch sowieso nie eine Schülerin haben, seid froh...' Er schnippte einmal mit den Fingern, woraufhin ein breiter Ork, ähnlich gekleidet wie Remogius, aus den Ruinen hervortrat, auf Erynn zukam und sie zu Remogius zerrte, ohne, dass sie sich tatsächlich wehren konnte. Arranges stand nur mit hängenden Schultern daneben und sah teilnahmslos zu. Mach jetzt nichts Dummes Arranges... Das Bild seines Fuchses, der hinter ihm stand, füllte seinen gesamten Verstand aus. 'Eure Kooperationsbereitschaft ist erstaunlich Arranges... Nun, da das so gut funktioniert hat, würde ich euch noch bitten, diesen Trank hier zu schlucken...' Der Kaiserliche zog ein kleines Fläschchen hervor. 'Ich will nur verhindern, dass ihr uns alle unglücklich macht, indem ihr uns folgt... und um das zu unterbinden, werdet ihr euch selbst für einige Stunden ins Land der Träume versetzen...' Der Kaiserliche kam auf Arranges zu und drückte ihm den Trank in die Hände. 'Trinkt... oder euer Pferd muss doch noch dran glauben...' Mechanisch, von der Angst um sein Pferd kontrolliert, entkorte er die Phiole... Wohlwollend sah ihm Remogius in die Augen. 'Ihr werdet Erynn sicher gut verschmerzen können, Arranges, ihr tut das Richtige...' Der Nekromant sah noch einmal über die Schultern seines Gegenübers und blickte Erynn in die Augen, setzte die Flasche an die Lippen und trank sie mit einem Zug leer. Remogius klopfte lobend auf die Schulter des Beschwörers. Dann klappte Arranges zusammen.

    'Er mag vielleicht unzerstörbar sein, aber nicht, wenn Erynn oder jemand anderes, der Heilkunst mächtig, nicht bei ihm ist und schon gar nicht, wenn man weiss, an welchem Hebel man anpacken muss...' Sagte der Kaiserliche, als er sich umdrehte und zu dem Ork herüberkam. 'Ihr werdet euch schön brav fügen, oder ich muss Meister Dialga sagen, dass ihr doch nicht würdig seid... das hätte unschöne Konsequenzen...' Er sah wieder zu dem Ork auf, der Erynn festhielt wie ein Schraubstock. 'In Valenwald haben wir einen ganzen Stoßtrupp an ihm verloren... hier waren wir nur zu zweit und haben den wohl einfachsten Sieg errungen, den man sich vorstellen kann... los, Abmarsch...' Der Ork warf sich die Dunmer über die Schulter und dann verschwanden sie im Wald abseits der Straße.
    Geändert von weuze (03.04.2011 um 00:39 Uhr)

  8. #8

    Großer Forst

    Erynn verfolgte das Gespräch mit versteinerter Miene und zusammengepreßten Kiefern. Sie waren direkt in einen Hinterhalt gelaufen, wie dämliche Anfänger, und es gab nichts, was sie tun konnten. Die Siegelsteine! Wenn wir uns wehren und niederschießen lassen, bekommen sie die Siegelsteine! Dann werden sie sicher herausfinden, was der Rat plant und die Chance, ihnen so beizukommen, ist für immer vergeben. Trotzdem spannte sie die Muskeln, als der Ork sie von ihrem Pferd wegzerrte. Es sollte zu nichts führen, ihr fehlte schlicht die Masse, um sich gegen den Griff zu stemmen. Der Verräter hatte an alles gedacht. Den Fuchs würde Arranges nicht auf Spiel setzen, niemals. In dem flüchtigen Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, nickte Erynn unmerklich. Bring die Steine zurück... laß sie bluten für all das hier! Dann fiel ihr Begleiter zu Boden.

    Sie starrte den falschen Mentor haßerfüllt an, bis dessen Scherge sie kurzerhand hochhob und sie sich wie einen nassen Sack über die Schulter warf. Ihre Gedanken rasten, während sie sich auf den Waldrand zubewegten. Sie sind nur zu zweit... keine Botschafter, keine Heckenschützen. Daraus muß sich doch irgendwas machen lassen. Ihre Waffen jedoch waren außerhalb ihrer Reichweite. Remogius hatte sie an sich genommen, selbst den Dolch im Stiefel hatten sie gefunden. Nach einer Weile begann sie zu zappeln. „Laß mich runter, du Scheißkerl! Ich kann alleine laufen.“ Ihre Entführer ignorierten sie. Erynn wand sich, bis es ihr gelang, von der Schulter des Orsimer zu rutschen. Er packte sie beim Genick und drückte sie auf den Waldboden. „Jetzt fühlst du dich wohl unglaublich stark, was? Geradezu heldenhaft, wie du das hinkriegst. Jetzt nimm deine Drecksgriffel weg!“ Sie kochte vor Wut, und sie wollte wütend bleiben, das war besser, als sich jetzt von der Furcht übermannen zu lassen, die dicht unter der Oberfläche ihrer Wahrnehmung brodelte. Der Kaiserliche kam heran, ging neben der Elfin in die Hocke. „Spart Euch das Gezeter, Novizin. Ihr verbessert Eure Situation nicht gerade, wenn Ihr so ein Theater veranstaltet.“
    Sie knurrte wild. „Als ob dich das interessieren würde, Verräter. Frei bist du, ja? Du bist auch bloß ein Kettenhund, nur daß du an Dialgas Leine liegst... mach dir doch nichts vor.“ Remogius lächelte, dann wurde sein Gesicht kalt. „Weiter“, wandte er sich an den Ork. Erynn fühlte sich wieder hochgehoben, dann setzten sie den reichlich unbequemen Marsch fort. Sie versuchte herauszufinden, wohin sie sich gerade bewegen mochten, doch aus ihrer Perspektive, welche die Sicht erheblich einschränkte, war es ihr unmöglich sich zu orientieren. Sie würde abwarten müssen, bis sich die Gelegenheit zu einem Fluchtversuch ergab. Wenn sie erst einmal entwischen konnte, würde sie sich ihren Entführern entziehen können, dessen war sie sicher. Sie mochte der Kraft des Orks und wohl auch den Zaubern des Mentors nichts entgegenzusetzen haben, aber sie war flink und an das Leben im Wald gewöhnt. Zunächst einmal würde sie sich still verhalten.

    Bis zum Abend taten ihr alle Knochen weh. In einer kleinen Senke wurde sie schließlich unsanft abgesetzt und gleich wieder auf den Boden gedrückt. Verflucht, hört das denn nie auf? „Laß sie los, Geshrak“, hörte sie den Kaiserlichen sagen. Der Druck der Pranke auf ihren Nacken verschwand, und sie setzte sich auf.
    „Damit kommst du nicht durch, Remogius.“
    „Ach, wirklich nicht?“
    „Ihr seid doch nur ein Haufen Spinner, zu schwach, um nach den Regeln der Gathering zu leben, zu erbärmlich, euch das einzugestehen. Die Erwachten, pah! Geistig umnachtet seid ihr, alle miteinander!“
    Der Kaiserliche holte aus, versetzte ihr einen harten Schlag mit dem Handrücken. Erynn schmeckte Blut, als sie den Kopf wieder hob und ihn böse anfunkelte. „Ihr werdet jetzt Eure vorlaute Klappe halten, Dunmer. Oder ich sorge dafür, daß ihr jedes einzelne weitere Wort bitter bereuen werdet. Bleibt an Ort und Stelle, und wir werden wunderbar miteinander auskommen.“ Damit wandte er sich ab, ließ sie unter den wachsamen Augen seines Begleiters zurück.
    Die Kriegerin sah keine Möglichkeit zu handeln. Von der Senke aus konnte sie das Gelände nicht überblicken, der Ork paßte auf wie ein Wachhund. Diese Jungs sind sicher nicht so blöd, wie ich es gerne hätte. Sie wissen ziemlich genau, was sie tun. Wenn es ihnen gelingt, mich zu diesem Dialga zu schaffen, wars das... Verflucht, Arranges, sieh zu, daß du unsere Fährte aufnimmst.
    Irgendwann döste sie ein, nur um viel zu kurz darauf wieder aus dem Schlaf gerissen zu werden. Die Monde standen noch hell am Himmel, als sie erneut aufbrachen. Erynn verrenkte sich den Hals, während sie nach bekannten Landmarken suchte, aber hier sah alles gleich aus. Sie mußten irgendwo zwischen der Schwarzen und der Goldstraße sein, so viel wußte sie. Was habt ihr Mistkerle vor? Wollt ihr mich umdrehen? Nicht besonders klug, seinen Laden auf Leuten aufzubauen, die man zur Kooperation gezwungen hat, wirklich... Die Berichte von Parlovars Schülern fielen ihr wieder ein. Zwei von ihnen waren von den Abtrünnigen verschleppt worden, ebenso wie sie jetzt gerade. Die Kriegerin hatte damals geglaubt, daß man sie benutzen würde, um das Aufgebot an Untoten zu verstärken. Aber sie? Remogius hatte gesagt, daß sie sich für sie interessierten, weil sie einen Botschafter erledigt hatte. Als sabbernder Zombie würde von ihren Fähigkeiten wohl nicht viel übrig bleiben. Oder...?
    Was wußte sie schon über diese Kreaturen? Praktisch nichts, außer daß sie stanken und häßlich waren. Langsam aber sicher griff die Furcht mit kalten Fingern nach ihrem Herzen. Oder geht es hier gar nicht um mich? Habe ich Recht gehabt mit meiner Vermutung, und sie wollen Arranges? Wollen erreichen, daß er freiwillig zu ihnen kommt? So oder so, ich muß hier weg...
    Nach ihrer Schätzung mochten ihr vielleicht noch zwei Stunden Dunkelheit bleiben. Jetzt oder nie. Erynn spannte die Muskeln an, bäumte sich auf und biß dem Ork mit aller Kraft in den Nacken. Mit einem Laut des Erschreckens schleuderte er sie von sich. Sie rollte sich ab und lief Haken schlagend durch das Unterholz. Irgendwohin, nur weg von diesen Verrückten. Ein Zauber verfehlte sie nur knapp, schlug in einen nahen Baum ein. Die Elfin sah sich nicht um, sondern lief weiter. Sie hörte, wie ihre Entführer ihr folgten, spürte sie deutlich im Nacken. Sie mußte schneller sein. Schneller...
    Dann fühlte sie sich von einer großen, kräftigen Hand herumgerissen. Ihre Welt wurde schwarz, als die Faust des Orks auf ihre Schläfe traf.

    Es war noch dunkel, als sie wieder zu sich kam. Ihr Schädel dröhnte. Sie lehnte halb aufrecht an einem Baum und stellte fest, daß sie sich nicht wirklich bewegen konnte. Man hatte ihr Hände und Füße gebunden. Remogius, offenbar durch leises Stöhnen aufmerksam geworden, trat an sie heran und ging vor ihr in die Hocke. „Du hast dich also endlich dazu entschlossen aufzuwachen.“ Von der falschen Freundlichkeit, die er noch bei Fanacasecul an den Tag gelegt hatte, war nun nichts mehr in seiner Stimme zu finden. „Schade eigentlich. Es war ein sehr ruhiger, angenehmer Tag, so ganz ohne deine erbärmlichen Versuche, Widerstand zu leisten... Der Meister wird davon erfahren, das ist dir hoffentlich klar. Wir werden sehen, was ihm so dazu einfällt, aber sei versichert, daß ich das Schauspiel genießen werde. Weißt du, ich selbst glaube eigentlich nicht, daß du den ganzen Ärger wert bist, also erwarte nicht von mir, daß ich weiterhin Nachsicht üben werde.“ Er streckte die Hand aus und strich ihr leicht über die Wange. Angewidert drehte Erynn den Kopf weg. „Du wirst dich von jetzt an fügen, oder ich überlasse dich Geshrak. Du sollst lebendig und in einem Stück ankommen, aber weitere Anweisungen habe ich nicht. Denk gut darüber nach, bevor du wieder irgendeinen Unsinn anstellst.“
    Die Bogenschützin war noch viel zu benommen, um irgendetwas erwidern zu können. Den Rest der Nacht und auch den folgenden Tag war sie viel zu sehr damit beschäftigt, die Übelkeit und den Schmerz in ihrem Kopf irgendwie zu ertragen, als das sie irgendwas hätte unternehmen können. Tatsächlich hätte sie das auch längst nicht mehr gewagt – das Versprechen, daß sie sonst dem Ork als Zerstreuung dienen würde, hatte Wirkung gezeigt. Sie zweifelte mittlerweile stark daran, daß Arranges oder sonst jemand sie noch finden würde.
    Erst am folgenden Tag kehrten ihre Lebensgeister langsam wieder. Geshrak hielt sich lange nicht mehr so aufrecht wie noch vor drei Tagen, und sie hörte ihn häufiger unterdrückt fluchen, während er mit ihr auf dem Rücken durch den Wald trampelte. Irgendwann hatte er scheinbar genug. Er ließ die Elfin einfach fallen, und sie schlug schwer auf dem Boden auf. „Mentor Remogius“, dröhnte seine tiefe Stimme. Der Angesprochene wandte sich um, einen leicht spöttischen Ausdruck im Gesicht. „Was willst du?“
    Im folgenden, hitzig geführten Gespräch wurde schließlich beschlossen, daß sie für eine Weile rasten würden. Der Kaiserliche war nicht begeistert, gewährte diese Gnade am Ende aber dennoch 'großzügig'. Er ließ sich sogar dazu herab, Erynns Fesseln zu lösen. Sie keuchte gepeinigt, als das Blut in die schon so lange tauben Glieder zurückfloß. Plötzlich packte der Mentor grob ihren Schopf und riß ihr den Kopf in den Nacken. „Das ist schiere Freundlichkeit meinerseits... wage es nicht, irgendwelchen Blödsinn zu veranstalten, oder ich füge deiner Wange ein paar neue Verzierungen hinzu, hast du verstanden?“
    Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 03:39 Uhr)

  9. #9
    Arranges erwachte, als er eine leichte Berührung im Gesicht spürte. Er schlug die Augen auf und sah die Nüstern seines Rotfuchses über sich. Das Tier war natürlich die ganze Zeit bei ihm geblieben. Es war tiefe Nacht. Falchion war ebenfalls noch dort, mit hängendem Kopf stand er neben dem Reittier des Kaiserlichen. Der Kopf des Magiers brummte. Aber als er völlig wach war, stemmte er sich hektisch hoch und sah sich gehetzt um. Niemand war mehr da. Von den Abtrünnigen keine Spur... Was habe ich auch anderes erwartet... Ratlosigkeit vermischt mit Zorn über sich selbst machte sich in den Gedanken des Magiers breit. Ich muss eigentlich den dritten Siegelstein holen... aber ich will mir nicht ausmalen, was diese Aushilfsnekromanten mit Erynn vorhaben... Er haderte mit sich selbst... er konnte weder das eine, noch wollte er das andere vernachlässigen... Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Zorn spürte er darüber, Erynn einfach so ausgeliefert zu haben. Allein der Gedanke daran, sie in den Händen der Abtrünnigen zu wissen, machte ihn, jetzt, da er sich so richtig darüber bewusst wurde, rasend... Plötzlich fasste er einen Entschluss... Gumora...! Er schwang sich in den Sattel seines Fuchses und testete, ob Falchion ihm folgen würde. Der Wallach der Dunmer kam dem Rotfuchs ohne Scheu nach, die beiden hatten sich mittlerweile so aneinander gewöhnt, dass das keine weiteren Probleme bereiten würde...

    Arranges preschte durch die Nacht zur Kaiserstadt. Dort angekommen hielt er mit großen Schritten auf das Hafenviertel zu... Zum Teufel, wo ist diese schmierige Eidechse, wenn man sie mal braucht?! Der Kaiserliche schritt die Docks ab, ging auf die andere Seite der Kais zu den Armensiedlungen. Aber außer einem Bettler war dort niemand zu sehen. In seiner Verzweiflung ging er auf die vom Leben gebeutelte Gestalt zu, die an einem kleinen Feuerchen am Strand saß. 'He, ihr da...' Der Bettler, ein alter Bretone, sah fragend auf. 'Wisst ihr wo Gumora ist... oder habt ihr ihn in letzte Zeit hier gesehen?' Dabei zog Arranges einen Septim aus einem Beutel und ließ das Goldstück im Mondschein blinken. 'Hmm...' Machte der Alte und wies auf die Wasseroberfläch vor sich am Strand. 'Verdammt, wollt ihr mich zum Narren halten alter Mann? Ich habe keinen Nerv für solche Spielchen!'
    'HMMMmmmMM...' Brummte der Bretone energisch und deutete nochmal auf die Wasser des Rumare. Arranges blickte nochmal hinaus auf den See und tatsächlich, nach einigen Augenblicken tauchte der gehörnte Kopf des Argoniers aus de Wasser auf. 'Arranges... des weiße Ritter kommt mich mitten in der Nacht besuchen?' Der... weiße Ritter?! Was zum Teufel hast du wieder geschluckt Gumora? Der Nekromant wartete, bis Gumora aus dem Wasser gestapft kam. Er wollte ihn gerade grüßen, als er ein leichtes Ziehen an seinem Umhang spürte. Er blickte zur Seite. Der Bretone schaute zu ihm auf und drehte ihm jetzt auffordernd die Handfläche hin. Genervt atmete Arranges aus und legte dem Bettler das Geldstück in die Hand. Wortlos ließ dieser es verschwinden und schaute wieder zu dem Argonier, der mittlerweile bei ihnen angekommen war. Gumora nickte dem Bettler zu. Dieser zog ein Stück Kohle und ein arg zerknittertes Papier hervor und machte ein paar Striche in eine Liste, dann ließ er beides wieder verschwinden und richtete den Blick wieder starr auf den Rumare hinaus...

    'Seid mir gegrüßt Gumora... was meintet ihr vorhin mit dem Ritter?'
    'Das wisst ihr noch nicht... vor einigen Tagen hat sich hier das Gerücht ausgebreitet, dass ein strahlender Ritter, wie er in Märchen vorkommt, das Tor bei Cheydinhal geschlossen haben soll...' Dem Kaiserlichen klappte die Kinnlade herunter. 'Hat es euch die Sprache verschlagen?' Grinste der Argonier. 'Wie kommt ihr darauf, dass ich das gewesen sein soll?'
    'Nun, der Einzige, den ich kenne, der bis jetzt von sich behauptet, schon einmal ein Tor aus der Nähe gesehen zu haben, mich nach dem Standort eines weiteren Tors gefragt hat und von dem ich glaube, dass er verrückt genug ist, die Oblivionebenen zu betreten, seid ihr, Arranges...'
    'Glaubt was ihr wollt Gumora... ich bin wegen etwas sehr viel Dringlicherem hier... ihr könnt doch Spuren lesen?'
    'Ich bin freier Kundschafter, es wäre mir peinlich, wenn ich es nicht könnte...'
    'Gut, dann brauche ich eure Hilfe... jetzt!'
    'Mit jetzt meint ihr... jetzt gleich?'
    'Ja was denn sonst?!' Fragte Arranges gereizt. 'Was braucht ihr denn?'
    'Erinnerst du dich noch an Erynn? Man hat sie entführt... und ich will sie... befreien...' Für einen kurzen Moment trat ein sehr seltsamer und undeutbarer Ausdruck in seine Augen. 'Wo habt ihr sie als letztes gesehen?'
    'Bei Fanacasecul...'
    'Hmm... wartet, ich werde mich kurz ankleiden, dann will ich versuchen euch zu helfen... ihr wisst also nicht, ich welche Richtung die Entführer gegangen sind und braucht deswegen meine Fähigkeit Spuren zu lesen?' Arranges nickte.

    Es dämmerte bereits, als sie Fanacasecul endlich erreicht hatten. Bis der Argonier endlich ein paar Spuren gefunden hatte, die wohl passen mochten - Arranges konnte dazu nichts sagen, er war weder Jäger, noch Kundschafter - machten sie sich auf den Weg und folgten den Spuren direkt nach Westen in den dichten Wald hinein. Gumora bestätigte Arranges, dass die Entführer wohl nur langsam vorankamen und noch nicht sehr weit gekommen sein konnten... gegen Mittag hatten sie eine der vielen Erhebungen, die weiter im Nordwesten, südlich von Chorrol in das Colovianische Hochland übergingen, erreicht. Gumora bedeutet dem Kaiserlichen zu halten. 'Was ist, haben wir sie bereits eingeholt?' Fragte der Beschwörer hoffnungsvoll. Aber statt einer Antwort lenkte der Argonier nur sein Pferd schweigend dem des Beschwörers gegenüber. 'Es tut mir leid Arranges, aber man hat mir für diesen kleinen Dienst sehr viel Geld geboten... und ihr wisst, der Meistbietende hat bei mir Vorrang. Der Magier wusste jetzt gar nicht mehr, was er denken sollte. Aber noch bevor er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, zog der Argonier eine Schriftrolle hervor, wirkte selbige und verschwand mit samt Pferd. Du mieses, kleines... 'Jetzt fangt bloß nicht an zu weinen Arranges...' Die Stimme des Botschafters war unverkennbar, aber es war niemand zu sehen. Arranges schwang sich aus dem Sattel und schaute sich um. 'Es wird mir eine Ehre sein, dem Mentor Arranges den Hals umzudrehen...' Ein Hüne trat vor dem Nekromanten aus dem Schatten der Bäume. 'Ihr seht traurig aus... Arranges... der Verlust eurer Freundin macht euch wohl sehr zu schaffen...'
    'Was wollt ihr?!'
    'Nanu... keinen Respekt mehr vor einem Botschafter? Das ist schlecht Arranges...'
    'Vor Botschaftern schon, vor Abtrünnigen und Verrätern jedoch nicht...' Der Botschafter seufzte. 'Es war wohl doch sehr viel klüger einfach Erynn zu holen und für Dialgas Vorhaben einzusetzen, als euch, den so talentierten und unbesiegbaren Arranges zwingen zu wollen, unserer Gemeinschaft beizutreten.'
    'Was für Zwecke?!'
    'Wenn ihr uns beitretet Arranges, würdet ihr es erfahren...'
    'Niemals!' Der Botschafter kam nicht mehr zum Antworten. Arranges begann den Kampf einfach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er stets geglaubt, dass Botschafter unbezwingbar wären, aber sein Hass loderte weiß in ihm auf. Funkensprühende, annähernd weiße Sphären verschluckten seine jetzt leicht vom Körper gestreckten Hände. 'Die Botschafter waren mal eine Herausforderung... heute werde ich beweisen, dass sie es nicht sind...' Sein Gegner erkannte wohl den Ernst der Lage und brachte sich selbst in Kampfhaltung. Aber bis sein Gegenüber überhaupt reagieren konnte, traf ihn ein gewaltiger Feuerstrahl. der Botschafter wurde zurückgerissen und kam arg ins Taumeln. Auf seiner Brust war jetzt ein kreisrundes Loch in der Rüstung zu sehen. Metall, Stoff, Leder und Haut waren an den Rändern der grob blasenschlagenden Wunde miteinander verbacken. das Metall glühte leicht. Blitzschnell beschwor Arranges ein geradezu gewaltiges Daedroth. er hörte, wie zwei Schwerter gezogen wurden. Der Botschafter hatte seine beiden Dai Katanas aus den Scheiden gerissen und führte jetzt mit jeder Hand eines davon. Klingen wirbelten, blitzen und funkelten hin und her, während das Oblivionmonster gleichermaßen mit seinen Klauen arbeitete und Feuerzauber nach Feuerzauber auf den Botschafter abfeuerte. Arranges bewegte sich seitlich zu den Kämpfenden. Er gab über das mentale Band dem Daedra zu verstehen, auf sein Zeichen hin einen gewaltigen Feuerzauber abzugeben. Der Botschafter hingegen war wohl total überrumpelt von der Aggressivität, die ihm da entgegenschlug. Arranges hatte seine beiden Arme ausgestreckt vor sich zusammengeführt und zielte auf den Hünen. Im gleichen Moment jedoch, als Arranges dem Daedroth sein Zeichen geben wollte, führte der Botschafter einen gewaltigen Hieb gegen das Reptil und vernichtete es. Arranges gab seinen Zauber trotzdem ab... Einer der beiden Zweihänder kam ihm wirbelnd entgegen geflogen und schrammte über seine Schulterplatte... sein Zauber hingegen riss dem Botschafter den Kopf und die komplette linke Schulter inklusive Arm weg. Schmatzend spritzte unnatürlich dunkles Blut aus dem massigen Körper hervor, der erst nicht umkippen wollte. Nach einigen Sekunden ließ die eine Hand kraftlos das Schwert fallen. Nochmals einen Augenblick später sackte der Körper zusammen. Arranges jedoch war noch nicht zufrieden. Er riss sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf den Fleischberg zu. Einige Minuten lang hackte er mit wildem Gekläffe auf den toten Botschafter ein. Er entlud seinen ganzen Zorn auf diesen einen Verräter. Gedärme, die wirkten, als wären sie schon lange nicht mehr durchblutet worden, flogen durch die Luft, Blut spritze... bis schlussendlich nur noch ein großer Fleischberg übrig war, der mehr an eine volle Schlachtbank beim Metzger erinnerte, denn an einen Humanoiden... Erschöpft sank er schließlich resignierend auf die Knie. Wie sollte er Erynn jetzt noch erreichen? Er hatte keine Ahnung wo er genau war, nur eine grobe Vorstellung... vermutlich hatte man ihn auch noch in eine ganz andere Richtung geführt. Flehend blickte er zum Himmel auf, bevor er sein rot gesprenkeltes Gesicht in seinen blutigen Händen vergrub... Irgendwann jedoch zwang ihn sein unnachgiebiger Wille, das, was von dem Botschafter übrig war, zu untersuchen... Er fand ein ganzes Arsenal an Waffen aller Arten, Tränke ohne Ende und eine kleine Tasche am Gürtel über dem Gesäß des Toten. Er öffnete sie und schaute hinein. Er angelte ein paar blutige Umschläge daraus hervor. Enttäuscht, weil sie alle entweder nicht lesbar waren oder nicht das beinhalteten, was er gehofft hatte, wollte er sie gerade wegwerfen, als ihm auf einem der Pergamente, der Name Erynn ins Auge stach. Neue Hoffnung drängte sich in seinem Kopf an vorderste Stelle. Vieles konnte man wegen Blutflecken oder grausiger Handschrift nicht lesen, aber einige Informationen waren sauber geschrieben. Er konnte den Zeilen entnehmen, dass sich Remogius wohl am vierten Tag nach der Entführung irgendwo südwestlich nahe Chorrol befinden sollte um sich dort mit dem Botschafter zu treffen... Der Kaiserliche verlor keine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie absolut exakt diese ganze Aktion auf sein Verhalten abgeglichen worden war. Er saß auf und preschte nach Norden durch den Wald...

    ... Sie hatten bis zum frühen Abend Rast gemacht. Seltsamerweise hatte es Remogius plötzlich gar nicht mehr so eilig, aber das konnte auch eine Einbildung sein. 'Mentor...?'
    'Was ist denn schon wieder Geshrak?'
    'Ich habe hier ein Problem...' Remogius verdrehte genervt die Augen. 'Was denn?'
    'Ich habe ein Problem damit, Dialga einfach irgendjemanden abzuliefern, der möglicherweise nicht für seine Vorhaben geeignet ist...' Der Kaiserliche zog eine Augenbraue hoch. 'Seit wann denkst du so viel Geshrak?' Der Ork sah ihn nur bedeutungsvoll an. 'Ah, ich verstehe... hm... Der Befehl lautete aber, sie erstens lebendig zu Dialga zu bringen und zweitens auch sonst möglichst unversehrt... das wird nicht funktionieren Geshrak...'
    'Achwas...' Der Ork warf Erynn einen vielsagenden Blick zu. 'Die sieht aus, als könnte sie das schon aushalten...' Remogius sah ihn fragend an und blickte dann ebenfalls zu Erynn hinüber. Sie war jetzt wohl nicht mehr so trotzsicher, wie vor einigen Minuten noch. 'Ohhh... schaut nur Remogius, sie zittert... ihr werdet doch wohl keine Angst vor... mir haben?' Erynn antwortete nicht. 'Vielleicht sollten wir ihr erklären, dass wir ihr wie dem Kaiserlichen auch, einen riesen Gefallen getan haben in dem wir beide voneinander trennten...' Sagte Remogius und grinste dabei fies. 'Glaubt ihr nicht, dass wir ihr damit noch mehr Angst machen?'
    'Dummkopf, mit diesem... Vergleich nehmen wir ihr die Angst vor dir... das kann nur besser sein für dich... und angenehmer wahrscheinlich auch...'
    'Stimmt, wenn ich an das erste Gespräch zurückdenke, das er vor der Gathering hatte, als er zum Novize ernannt worden war... damals dachten viele, dass er einen derben Schaden haben musste... ich glaub nur Meisterin Marie war übler drauf als er...' Sagte der Ork. 'Naja,' Remogius warf nochmal einen Seitenblick auf die Dunmer, 'ich jedenfalls würde kein Schüler von jemandem sein wollen, der seine Eltern einfach nicht gehen lassen wollte... er hatte damals ja auch noch die Aufgabe bekommen, Drimo... wie hieß sie noch gleich... da seine Freundin während seiner Schülerzeit, zu foltern, als es hieß, dass sie abtrünnig geworden sei... insgeheim glauben ja noch immer viele, dass er es auf sie abgewälzt hatte und so nur selbst der Folter entgehen wollte...'
    'Nicht zu vergessen die beiden Kaltblutrituale... die Ergebnisse wurden nie öffentlich gemacht, aber es sickerte von beiden gewissen Dinge durch, die sogar Meisterin Marie an Arbartigkeit übertreffen...' Fiel ihm der Ork ins Wort. 'Nun, die unterschwellige Behauptung, dass flüssiges Eis, statt Blut durch seine Adern pumpt, kursiert jedenfalls nicht völlig um sonst innerhalb der Gathering...'
    'Ja und...' Ein glühendes Geschoss rauschte plötzlich heran und zerfetzte den Ork, der gerade wieder zum Sprechen ansetzte. 'Richtig... es ist dunkles, dickes, eiskaltes Blut...' Arranges trat wie der Tod persönlich auf die kleine Lichtung, blutverschmiert und funkelnden Augen. Remogius sprang erschrocken und mit blankem Entsetzen in den Augen, auf. 'Arranges... aber, aber...'
    'Ihr müsst ein bisschen früher... erwachen um mich zu kriegen...' Mit einem Satz war der Kaiserliche bei Remogius. Ein gurgelnder Laut war zu hören, als Arranges seine von einem blauen Schimmer eingehüllte Hand um den Hals des anderen legte. Der Abtrünnige war von seinem Schreck so gelähmt, dass er sich nicht wehrte... Eine Sekunde später kippte der Leib um und der Kopf platzte am Kragen vom restlichen Körper ab, dort, wo das Gewebe innerhalb von Sekunden schockgefrostet worden war. Arranges wandte sich Erynn zu. Die Verräter hatten sie wohl im weiteren Verlauf der Rast wieder gefesselt. Er kniete sich vor sie hin, zog sein Gebrauchsmesser und zerschnitt die Stricke...

  10. #10
    Erynn lag wie erstarrt, während sie dem Reden ihrer Entführer zuhörte. Sie weigerte sich wahrzunehmen was gerade geschah, weigerte sich zu glauben, was sie über Arranges sagten. Sie mußte hier weg, oder aber kämpfen, wenn sie schon nicht fliehen konnte, notfalls mit Zähnen und Krallen. Ihre Muskeln jedoch gehorchten dem Befehl des Gehirns nicht, sich gegen die Fesseln zu stemmen, wie sie mit blankem Entsetzen feststellte.
    Dann geschahen mehrere Dinge sehr schnell. Der Leib Geshraks zerbarst förmlich in einem Feuersturm. Heißes Blut und Gewebefetzen trafen sie, sprenkelten Gesicht und Rüstung der Dunmer. Arranges!
    Der Beschwörer trat aus den Schatten des Waldes - er sah aus wie die personifizierte Rache der Neun. Remogius, völlig konsterniert von seinem plötzlichen Auftauchen, machte nicht einmal Anstalten, sich zu verteidigen. Nur wenige Herzschläge später war es vorbei.
    Erynn starrte mit regungslosem Gesicht und leerem Blick vor sich auf den Waldboden, während ihr Begleiter die Stricke um ihre Gelenke zerschnitt. Noch hatte die Erkenntnis, daß sie gerade sehr knapp entkommen war, ihre bewußten Gedanken nicht erreicht.

    Arranges steckte sein Messer weg und streifte die Stricke vollends von den Gliedmaßen der Dunmer. Sie war völlig überfordert mit der Situation und regte sich kein bisschen. Der Kaiserliche hatte nicht wirklich etwas davon mitbekommen, was die beiden Verräter Erynn erzählten, nur gerade noch, wie sie ihr wohl Angst einjagen wollten, indem sie ihn als ein Monster darstellten. Verfluchte Bastarde... ich hätte euch erst noch ein wenig quälen sollen... Er legte Erynn vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Er wollte sie keinsefalls erschrecken, aber er musste wissen, ob sie noch bei sich war... oder ob sie überhaupt ansprechbar war. 'Erynn? Bist du irgendwie verletzt...?' Fragte er etwas unbeholfen, aber ehrlich besorgt.

    Die Reaktionen der Elfin setzten mit einem Schlag wieder ein, als sie eine Berührung spürte. Sie zuckte zurück, die Zähne gefletscht und in den aufgerissenen Augen schiere Mordlust. "Faß mich nicht an!" fauchte sie mit einer Stimme, die sie nicht als ihre eigene erkannte. Eine ganze Weile starrte sie den Beschwörer nur ohne zu blinzeln an, bis sich langsam zunächst Verwirrung und dann Erkennen in ihren Blick mischten. Erynn entspannte sich ein wenig und senkte den Kopf. "Ich hatte nicht mehr geglaubt, daß du mich noch finden würdest..." murmelte sie schließlich.

    Arranges zog seine Hand zurück, als Erynn wohl noch immer verwirrt, ihn am liebsten angesprungen und zerfleischt hätte. Er wartete einfach auf ihre nächste Reaktion. Er streckte die Hand nochmals aus, fasst ihr Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. 'Es tut mir leid Erynn, ich wollte nicht... ich meine... ich hätte deine Entführung verhindern müssen... irgendwie... wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und würde meinen Fuchs, statt dir geben...'

    Sie sah den Beschwörer müde an und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, würdest du nicht. Könntest du nicht... und so, wie es sich bei der Ruine darstellte, hattest du ohnehin keine andere Wahl. Die Siegelsteine, verstehst du? Sie hätten sie auf keinen Fall bekommen dürfen." Die Elfin atmete einmal tief durch. "Es gab niemals Armbrustschützen, und auch keine Botschafter... das haben die beiden da gesagt. Wir sind sauber reingelegt worden." Nach einer Weile ergänzte sie: "Ich kann dir nicht sagen, was Dialga plant, darüber wurde nicht gesprochen. Aber ich bin nicht die erste, die sie entführt haben. Erinnerst du dich an das, was der Rothwardon über die beiden Schülerinnen aus Valenwald sagte?" Wieder schüttelte sie mit dem Kopf. "Keine Ahnung. Aber sag, wie hast du mich gefunden?"

    'Hauptsächlich wurde wohl ich an der Nase herumgeführt...' Arranges setzte sich neben Erynn. 'Ich war bis in die Nacht hinein bewusstlos... Mein Pferd hat mich wachgerüttelt... Ich war erst arg verzweifelt, ich wusste nicht, was ich tun sollte... einerseits hatten die Siegelsteine höchste Priorität, aber dich in den Händen der Abtrünnigen zu wissen setzte mir ebenso zu... Ich... musste zuerst nach dir suchen... Aber meine einzige Möglichkeit war, irgendeinen Spurenleser aufzutreiben... du erinnerst dich noch an dieses Schwein Gumora? ... Ihn habe ich in der Kaiserstadt mitten in der Nacht aufgesucht und dafür angeheuert, mir zu helfen, dich wieder zu finden... Er hat tatsächlich Spuren gefunden... Spuren, die mich letztendlich in einen weiteren Hinterhalt führten... Die Abtrünnigen hatten genau gewusst, was ich tun würde... sie haben Gumora in diesem Wissen bestochen. Er hat mich genau in die Arme eines Botschafters geführt... den Botschafter habe ich getötet... Ja, ich weiss, dass ich dir gesagt habe, dass sie normalerweise nicht von jemandem wie mir besiegt werden können, aber ich habe ihn einfach vernichtet. Zerstört, aus der Wut heraus, dich verfehlt zu haben.' Er machte eine kurze Pause. Es wurde rasch dunkel, aber Arranges verzichtete auf ein Feuer, er redete nach ein paar Minuten weiter. 'Dieses ekelhafte, Schuppen tragende Stück Dreck, konnte ich leider nicht mehr erwischt, der feige Hund hat sich einfach unsichtbar gemacht... bei dem Botschafter fand ich schließlich eine Art Auftrag, der wohl im Groben alles beschrieb, wie die Abtrünnigen uns hinters Licht führen wollten. Dieser Brief hat mich schließlich hergeführt...'

    "Gumora also...", flüsterte sie. Seltsam angenehme, beruhigende Eiseskälte spülte durch die Adern der Dunmer, bot ihr ein Ziel, an dem sie sich für die erlittene Furcht und Demütigung rächen konnte. "Den verdammten Molch pack ich mir. Früher oder später." Sie warf einen kurzen Blick auf das, was von den Abtrünnigen übrig war. "Ich will hier weg", sagte sie, stemmte sich hoch und bemühte sich, auf ihren tauben Füßen das Gleichgewicht zu halten. "Wo ist Falchion?"

    Arranges erhob sich mit Erynn, zuckte aber leicht zusammen, als sie nach ihrem Wallach fragte. 'Nun... den habe ich in den Stallungen der Kaiserstadt gelassen...' Verlegen und sich ein wenig schuldig fühlend, sah er Erynn in die Augen. 'Du kannst auf meinem Fuchs reiten... wenn du willst...' Der Kaiserliche pfiff einmal kurz laut auf zwei Fingern. Nach einem kurzen Moment kam der Rotfuchs zwischen den Bäumen heraus und blieb bei ihnen stehen.

    "Schon gut", sagte sie und lächelte leicht, als sie Arranges Reaktion bemerkte. "Er hätte dich auf dem Weg hierher ohnehin nur aufgehalten... Ja, ich nehme dein Angebot gerne an." Erynn kletterte auf den Rücken des Hengstes, dann verließen sie den Schauplatz des Massakers. Nach einer Weile, während der sie einfach nur froh war, relativ glimpflich davongekommen zu sein, schweiften ihre Gedanken ab, zurück zu dem, was Geshrak und Remogius gesagt hatten. Wie viel von dem mag wahr sein? Tatsächlich weiß ich ja kaum etwas über Arranges. Nachdenklich betrachtete sie den Nacken des Beschwörers, der den Fuchs am Zügel führte. Und was bedeutet 'nicht gehen lassen wollte'? Offensichtlich nicht, der Reaktion am Grab seiner Eltern nach zu urteilen, aber was ist das Verwerfliche daran? Oder meinten die Scheißkerle etwa...?
    Sie mußte es wissen. Sobald sie das nächste Mal irgendwo anhielten, würde sie ihn danach fragen.

    Der Kaiserliche führte das Pferd Richtung Osten. Sie hatten bald das Gelände im Herzland erreicht, wo die Hänge rings um den Rumaresee zu dessen Ufern hin abfielen. Auf einer kleinen Kuppel, die am oberen Rand dieser teils relativ steilen Hänge etwas herausstach, hielt Arranges an. Zwischen den Kronen der Bäume hindruch, die unter ihnen am Hang wuchsen, konnten sie im Osten die Kaiserstadt sehen. Arranges überlegte noch, ob sie noch bis zur Stadt gehen sollten, beschloss aber dann, dass es schlicht zu weit war. Er hatte seit drei Tagen praktisch kaum geschlafen und langsam aber sicher machte sich die Erschöfpung bemerkbar, was nicht zwangsläufig bedeutete, dass er auch wirklich schon müde war und den direkten Zwang zur Ruhe verspürte. 'Wir werden hier für heute rasten...' Während Erynn den Rotfuchs ablud, stapelte Arranges ein kleines Feuer auf und entzündete es. 'Wenn du dich waschen willst, ich habe deinen Wasserschlauch auch dabei...' Bemerkte er bei einem Blick in ihr rot getüpfeltes Gesicht.

    Erynn nahm den Hautsack ein wenig zerstreut entgegen, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Wasser einfach über das Gesicht rinnen. Sie hatte keine Ahnung, wie groß der Nutzen tatsächlich gewesen sein mochte, aber letztendlich interessierte es sie momentan auch nur am Rande. Nachdenklich blickte sie danach für eine Weile auf die glitzernde Fläche des Rumaresees, der sich jenseits der Ringstraße vor ihren Augen ausbreitete.
    "Arranges? Hast du... hast du mitbekommen, was die Verräter geredet haben, bevor du sie angegriffen hast?" Die Elfin suchte nach Worten. Stockend und sehr leise fuhr sie fort: "Sie sagten... du hättest jemanden gefoltert, der dir lieb und teuer war. Stimmt das? Und daß du... deine Eltern nicht gehen lassen wolltest, nachdem sie gestorben waren. Was... was meinten sie damit?" Unsicher und auch ziemlich eingeschüchtert sah sie ihren Begleiter an.
    Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 20:52 Uhr)

  11. #11
    Arranges hatte gedankenverloren in die Flammen geblickt und sich eigentlich darauf eingestellt, in ein paar Minuten ein wenig Schlaf zu suchen. Aber als Erynn begann zu reden... und vor allem bei dem, was sie redete und ihn fragte, war er sofort wieder hellwach. 'Diese Schweine haben tatsächlich versucht, dir mit meiner Vergangenheit Angst zu machen...' Knurrte er nach einer Weile vor sich hin. Aber Arranges konnte wieder keinen Rückzieher machen, es war wie einige Tage zuvor, am Morgen nach dem Besäufnis... Erynn wusste irgendetwas und würde nicht Ruhe geben, bis er es ihr gesagt haben würde. Er sah auf und blickte der Dunmer für einige Herzschläge in die Augen. Sein Gesicht war hart und er sprach mit monotoner Stimme, aber die Wut, die in ihm brodelte, war deutlich zu spüren. 'Nein, ich habe nur etwas von diesem Gerücht, das ich ebenfalls länger kenne, gehört... Es gibt einige Novizen und auch Mentoren, die der Ansicht sind, dass ich kein normaler Mensch wäre... Von wegen Eisklumpen in den Adern, ein Steinbrocken in der Brust und ein Blick, bei dem das Blut sofort gerinnt, wenn er einen trifft...' Arranges lachte kurz trocken auf. 'Es ist auch praktisch nicht möglich, diese wie ich finde erheiternde Geschichte, totzukriegen... Sie wird ständig weitergegeben... und ja,' sein Gesicht verfinsterte sich nochmals; 'wenn man meine Vergangenheit kennt... oder wie einige, von denen die Ansätze für die Geschichten über mich stammen, bei meiner Aufnahme vor der Gathering dabei war, könnte man fast meinen, dass es wirklich so ist, wie die Gerüchte es besagen...' Er atmete einmal tief aus und ein. 'Ich wollte nicht, dass du das erfährst, Erynn... und es wiederstrebt mir auch jetzt, es dir zu sagen... andererseits jedoch vertraue ich dir auf eine andere Weise, wie es bei anderen der Fall ist... nur eines noch, wenn du gehen willst, tu das, aber bitte spring nicht auf und lauf schreiend davon...' Es hatte fast etwas Lustiges an sich, aber das Gesicht des Kaiserlichen blieb ernst. Es war eigentlich das erste Mal, dass er bewusst einer völlig unwissenden Person von seiner Vergangenheit erzählte. 'Wenn ich dir das erzähle, wirst du vielleicht ein paar Dinge verstehen, die dir zuvor mehr Kopfzerbrechen bereitet haben... Du weisst ja, dass ich in Cheydinhal gelebt habe. Als Kind eines Vaters, der legitim den Beruf des Zauberers ausübte. Er hat mir damals, als kleiner Junge, von vielleicht 7 oder 8 Jahren schon viel beigebracht... keine Nekromantie, wie du vielleicht vermuten würdest... es waren allgemeine Grundlagen, wie sie jeder andere Lehrling der Magie erlernt.' Schon bei diesen ersten Worten verlor das Gesicht des Beschwörers den harten Ausdruck und wurde mit jedem weiteren Wort trauriger. Das dunkle Loch in seinen Gedanken platzte einfach auf, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. 'Ich war talentiert, wusste die Magie anzuwenden, konnte mit ihr umgehen... ich sollte später in die Fußstapfen meines Vaters als freier Magier an der geheimen Universität treten... Vaters Gebiet beinhaltete die Illusion und Veränderung, Zerstörungszauber waren auch noch dabei... er war immer mein Vorbild, stets wollte ich so sein wie mein Vater. Ich hatte als Kind bereits einen gesunden Ergeiz entwickelt... reagierte auf tadelnde Worte meines Vaters mit mehr Lerneinheiten... verspürte unbändige Freude, wenn meine Mutter Fortschritte lobte... ich hatte eine wunderbare Kindheit, unbeschwert und ohne Sorgen... bis zum 13. Jahr meines Lebens.... Mein... Vater versuchte sich an einem neuartigen Zauber, den er entwickelt hatte... irgendetwas ging jedoch schief...' Arranges stockte und schluckte hart. Seine Stimme war brüchig, als er weitersprach: 'Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Keller... und dieser verdammte... Narr... der Zauber wurde... ging über in Feuer... die Flammen... sie... sie fraßen meinem... Vater das Fleisch von den Knochen... Mutter wurde nur halb von den Flammen erfasst...' Wieder musste Arranges innehalten. Fahrig strich er sich mit einer Hand über die Haare. Der Schein der Flammen spiegelte sich glitzernd in einer einzelnen Träne wieder, die dem Kaiserlichen über die Wange rollte... nach ein paar krampfhaft unter Kontrolle gehaltenen Atemzügen, zwang sich Arranges weiter zu reden, jedoch zitterte seine Stimme heftig: 'Ich werde nie... das Kreischen vergessen, als Mutter von... Flammen eingehüllt... am oberen Treppenabsatz... vor... mir... fiel... und vor... mir bei lebendigem Leibe verbrannte...' Eine zweite Träne lief über sein Gesicht. 'Ich konnte absolut nichts tun... sie starben einfach... und ich musste... hilflos zusehen... Vater... er hat einfach so... eine Lücke in mein Leben gerissen... dieser Narr!' Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann wurde seine Stimme wieder ein wenig fester: 'Ich wollte es nicht wahrhaben... ich war geistig noch lange danach völlig verstört, vieles wurde von einer Dunmer, einer langjährigen Ziehmutter, geregelt... die Leichen wurden jedoch nie beerdigt... ich habe ihr erzählt, dass sie komplett verbrannt worden waren... ich habe ihr einfach so ins Gesicht gelogen... und dann sind nur noch viele Lücken in meinem Gedächtnis... ich erinnere mich noch an ein Buch meines Vaters, das sich mit der Nekromantie beschäftigte, er hat es nie gelesen... aber ich habe aus einem perversen Gedanken heraus damit Mutter wieder zum Leben erweckt und... als Untote im Keller gehalten wie eine eingesperrte Ratte... Ich weiss auch heute nicht mehr warum... diese Kunst, veränderte mich... Von da an war ich nur noch jener, der für Dinge gebraucht wurde, die absolute Emotionslosigkeit erforderte, so auch die Folterung von Drimofinya... sie war mir eine gute Freundin während der Schülerzeit bei der Gathering... bis sie abtrünnig wurde... sie hatte eine ähnliche Lücke hinterlassen... wie Vater und Mutter... auch bei ihr konnte ich nichts tun um sie am Leben zu erhalten... so auch viele andere Dinge... ich habe das immer einfach angenommen, ohne mir Gedanken darüber zu machen... es war für mich immer besser, alles so zu halten, wie man es gern von mir gesehen hatte... alles, worauf ich Einfluss gehabt habe, war für mich besser, als noch einmal... so eine... so ein... im Keller... ich...' Dann übermannten ihn seine Gefühle und Erinnerungen an seine Kindheit vor dem Tod seiner Eltern. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Vereinzelte, unterdrückte Schluchzer waren als Begleitung zu dem krampfhaften Zucken seines Brustkorbs zu hören...

    Also doch... Sie saß eine Zeitlang nur da wie vor den Kopf geschlagen. Es war entsetzlich, einfach nur krank! Und doch... eine so verzweifelte Tat. Es widersprach allem, was sie je gelernt oder geglaubt hatte, mehr noch,es war das schwerste Verbrechen nach dem Wenigen, das sie an Überlieferungen aus ihrem Heimatland kannte. Dennoch fühlte Erynn sich außerstande, den Stab über ihrem Begleiter zu brechen.
    Das also ist deine Geschichte... Das ist die Wunde, die in deiner Seele schwärt. Vor unser aller Augen, mitten in Cheydinhal. Und niemand hat irgendwas gesehen, irgendwas bemerkt... Weil verflucht noch mal niemand irgendwas bemerken wollte! Heißer Zorn spülte durch ihren Kopf und ließ nur Verachtung übrig. Verachtung für sich selbst, Verachtung für die dummen, gleichgültigen Leute von Cheydinhal. Ja, es war eine furchtbare Tragödie... über die man sich ein paar Wochen lang das Maul zerreißen konnte, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Aber wirklich zu handeln, einen Blick hinter das Augenscheinliche zu werfen, war wohl zu viel verlangt. Was hätte alles verhindert werden können, wenn wir uns nicht so bequem in unserem oberflächlichen Mitleid eigerichtet und stattdessen wirkliche Anteilnahme gezeigt hätten? Wie erbärmlich... wie endlos, unverzeihlich erbärmlich!
    Es gab keine Worte, die sie hätte sprechen können. Keine Entschuldigung für sein Handeln, doch sie war sich sicher, daß Arranges auch keine Absolution suchte. Diese Bürde würde er tragen müssen, bis in den Tod und vielleicht auch darüber hinaus.
    Erynn ging neben ihrem Begleiter auf die Knie, legte ihm einen Arm um den Rücken, die andere Hand in seinen Nacken und barg seinen Kopf an ihrer Schulter. "Ich gehe nicht weg", flüsterte sie, "gewiß nicht. Nicht nach allem, was wir durchgestanden haben..."

    Arranges lehnte eine ganze Weile schluchzend an der Schulter der Dunmer. Irgendwann war er einfach nur noch erschöpft. Seine Tränen waren längts alle geweint und seine Stimme war rauh. Er löste sich aus den Armen der Dunmer, blieb aber direkt bei ihr sitzen. Ihm war kalt, aber es war eine andere Kälte, nicht jene, die er so einfach mit seiner Magie vertreiben konnte... Er fühlte sich schutzlos... Erynn aber schien eine Wärmequelle darzustellen, die diese andere Kälte auf Abstand hielt... Er dachte nichteinmal daran, irgendwie von der Dunmer abzurücken, ihre Nähe spendete so wunderbar warmen Trost. 'Nun weisst du, warum ich so... bin. Diese Geschichte war nicht nur Grundlage für die Gerüchte, die da kursieren, sondern ist auch gleichzeitig Aushängeschild für den Mentor Arranges Moryn... und trotzdem musste ich wie jeder andere auch, das Kaltblutritual durchlaufen...'

    Erynn schwieg, während sie abwartete bis Arranges sich beruhigte. Ihre Gedanken wanden sich weiterhin auf verschlungenen Pfaden, die zu keinem Ziel führten. In dieser Sache schien es keine Antworten zu geben. Sie sah auf, als der Beschwörer wieder zu reden anfing. Er schaute sie nicht an, sondern blickte auf einen unbestimmbaren Punkt in der Ferne. "Ja", antwortete sie, nachdem er geendet hatte. "Zweimal." Dann zog sie die Augenbrauen leicht zusammen. "Was ist das für ein... Ritual?"

    Arranges seufzte bei ihrer Frage. 'Dieses Ritual muss jeder Novize durchlaufen, sobald er von einem Meister anerkannt wird, den Titel eines Mentors zu tragen... Das Ritual ist Pflicht für jeden, es gibt keine Sonderregeln oder Ausnahmen... Das Ritual selbst dient dazu, Emotionen einfach abzuschalten... Mir wurde mal erzählt, dass jene, die sich zu Botschaftern machen lassen, dieses Ritual in häufiger Regelmäßigkeit durchlaufen... Das Ritual findet in einer Art kleinen Arena in den Ratshallen in Morrowind statt... Der Novize wird dabei von den Großmeistern so mit Zaubern vollgepumpt, dass er übernatürlich stark wird und eine heftige Aggressivität entwickelt. Ein Gefangener, meist irgendein Abtrünniger, wird in die Arena geschickt, vollgestopft mit Drogen, die die Angriffslust steigern. Der Novize muss den anderen nun umbringen... mit bloßen Händen... Man braucht dafür nicht zu überlegen, die Zauber zwingen einen dazu dies zu tun... Das Ergebnis, welches die Großmeister dabei sehen, sagt ihnen wohl, ob der Novize tatsächlich bereit ist Mentor zu werden oder nicht... Ich weiss nicht genau, was sie da wirklich sehen, ich weiss nur, dass... besondere Ergebnisse, ich vermute dabei, wie die Novizen töteten, nicht innerhalb der Gathering öffentlich kundgetan werden... Bei mir wurde das erste nicht offengelegt... das zweite nur halb... das allein ist aber oft schon Information genug... Ich mochte aber weder das erste Ritual, noch das zweite... viele hegen eine Abneigung gegen das Kalblutritual...'

    Die Elfin stützte ihren Kopf schwer in beide Hände. Das wird ja immer schlimmer... Meine Güte, was für ein verdammter Saustall! "Aber die Gefühle werden nicht dauerhaft ausgelöscht... und nicht vollständig. Wäre dem so, wären die Leute, die es durchlaufen hätten, nur noch antriebslose, willenlose Schatten. Somit ist es mehr ein Kontrollinstrument, um die eigenen Leute auf Linie zu halten - durch Verstörung. Warum tut ihr euch das eigentlich alles an? Genügt es nicht zu wissen, daß sich jemand der Nekromantie verschreibt? Wohin sollte sich jemand mit dieser... Profession schon sonst wenden, wenn er nicht in Rattenlöchern hausen und gejagt werden will wie die Anhänger des Wurmkönigs?"

    'Warum sich das andere antun weiss ich nicht, ich habe keine Ahnung, aus welcher Überzeugung heraus sich jemand anderes der Gathering anschließt und dieses Ritual durchläuft... Ich kann nur von mir sprechen... Während meiner Zeit als Schüler hatte sich eine recht große Leidenschaft für die Nekromantie entwickelt... Die Leidenschaft ist jetzt allerdings nur mehr ein Relikt aus diesen Tagen... jedenfalls war ich damals regelrecht beflügelt von dem Gedanken, Mentor zu werden... Der Weg dorthin führte nunmal durch die Arena, ich lehnte das Ritual ganz offenkundig ab und das ist unter Schülern, die Mentor werden, nichteinmal selten... aber es war eben ein notwendiges Übel... warum ich es ein zweites Mal machen musste lag wohl daran, dass ich als Mentor nach so vielen Jahren wieder etwas zu viel Menschlichkeit entwickelt hatte... Meister werden bei sowas nicht mehr mit dieser Sache behelligt... es gibt Meister, die Zeichnen, stundenlang vor ihrem Anwesen sitzen und ins Grüne starren oder schlicht abends mit ein paar Schülern zusammensitzen und sich über höchst philosophische Dinge unterhalten. Angehenden Mentoren, denen, die es schon sind und den Botschaftern wird diese Freiheit der Gefühle nicht gewährt... Novizen im Grunde auch nicht, aber sie werden eher als unbehauene Steine angesehen und so ist es von Meister zu Meister unterschiedlich, ob die jeweiligen Schüler zur Kälte erzogen werden oder nicht... Möglicherweise ist es ein Kontrollinstrument... aber selbst wenn, würde es meinen Posten als Mentor sichern, würde ich es wieder durchlaufen nur um bei der Gathering ohne nachfolgende Schwierigkeiten bleiben zu können...es ist wie du sagts Erynn... Ist man einmal dabei, kann man nirgendwo anders mehr hin...'

    Erynn ließ den Atem in einem langen, langsamen Stoß entweichen. "Das ist in der Tat keine sehr umfassende Erklärung, aber vielleicht gibt es auch keine, wie das bei Traditionen häufig der Fall ist... vergiß am besten, was ich gesagt habe - es ist gefährlich so zu reden, vor allem in Zeiten wie diesen. Es ist einfach, wie es ist, nur... das ist alles so fremd für mich. Unter Kämpfern ist es närrisch, die Dinge komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon sind. Man muß schnell handeln und schnell reagieren, und es kann tödlich sein, wenn der Kopf mit irgendwelchen Dingen belastet ist, welche die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Daher wohl das Klischee vom hirnlosen Schläger..." Sie zögerte kurz. "Es mag jetzt seltsam klingen, aber... hast du irgendwas Eßbares dabei? Ich habe seit vier Tagen nichts gegessen und wenn das so weitergeht, kippe ich gleich einfach um."

    'Hmm... kämpfe ich dir also zu träge und langsam?' Fragte Arranges und ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht. 'Warte, ich werd mal sehen, was ich dabei habe...' Er stand auf und kramte kurz in den Satteltaschen. Als er sich wieder neben Erynn setzte - ungewöhnlich direkt neben sie, er schmiegte sich beinahe an ihre Seite - hielt er ihr den üblichen Reiseproviant hin. 'Ich würde dir ja gerne etwas anderes bieten...' Entschuldigend schaute er ihr in die Augen. Erynn war wohl trotzdem dankbar und nahm den Proviant an. Arranges blickte in die Flammen des Feuers, während Erynn aß. Er ertappte sich dabei, wie er zweimal einnickte... sein Körper forderte den Schlaf immer energischer ein. Beim dritten Mal wachte Arranges nicht mehr auf. Den Kopf auf der Schulter der Dunmer, schlief er schließlich friedlich ein...

  12. #12
    Erynn hing ihren eigenen Gedanken nach, bis leises Schnarchen sehr dicht an ihrem Ohr ihre Aufmerksamkeit einforderte. Du kannst wirklich überall schlafen, was? Das kann doch nicht bequem sein... Sie drehte die Schulter ein wenig und legte den Kaiserlichen auf dem Boden ab, strich ihm, einem Impuls folgend, ein paarmal durch das noch immer blutverkrustete Haar und schüttelte den Kopf über sich selber. Sie rannte mit einem mehr als nur leicht geschädigten Nekromanten durch die Gegend, und es störte sie nicht einmal. Ihrem Denken waren in letzter Zeit verwirrend viele Grauschattierungen hinzugefügt worden.
    Irgendwann streckte sie sich dicht am Feuer aus und beobachtete den Nachthimmel, suchte nach ihrem Sternzeichen. Sie fand die Schlange schließlich in der Nähe des Magiers. Interessanter Zufall.

    Langsam fielen ihr die Augen zu. Es war einfach zu viel gewesen in den letzten Tagen und ihr Körper war zu keinen weiteren Diskussionen bereit. Erst als sich bereits der erste Grauschimmer am östlichen Horizont erahnen ließ, schreckte die Elfin wieder hoch. Pferd und Ausrüstung waren noch da, darüber hinaus hatte sich offenbar niemand die Mühe gemacht, ihr die Kehle durchzuschneiden. Sie setzte sich auf, aß noch etwas und wartete darauf, daß Arranges aufwachte. Es war noch früh und recht kühl, als sie wieder in Richtung Kaiserstadt loszogen. Der Beschwörer führte den Rotfuchs am Zügel, trotzdem kamen sie auch zu Fuß recht schnell voran, jedenfalls wenn man das Gestolper durch die Wildnis mit vier verwöhnten Novizen im Schlepptau als Maßstab anlegte. Nachdem sie Weye hinter sich gelassen und die Brücke zur Kaiserstadt etwas zur Hälfte überquert hatten, fragte Erynn: „Wenn wir auf die Echse jetzt nicht mehr zählen können, wen willst du stattdessen nach dem Standort eines Tores fragen?“

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •