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Fossil
Erynn trottete hinter Arranges her zurück zum Lager, den Blick dabei fest auf den Boden geheftet. Sie traute sich nicht, den Ork oder eine der anderen Novizinnen anzusehen, kauerte sich dann ein Stück entfernt von der Gruppe unter einen Baum.
Du bist so ein Feigling, Erynn Releth! Warum konnte ich dem armen Kerl nicht einfach sagen, daß er keine Schnitte hat, und gut wärs gewesen... Robrak tat ihr hauptsächlich nur noch leid. Wenn sie nicht so unglaublich schlau hätte sein wollen, wäre die ganze Situation wahrscheinlich niemals eskaliert. Aber was hätte ich schon tun sollen? Riskieren, daß diese ganze Nummer auffliegt und die Gathering Wind davon bekommt, daß wir nur eine Show abziehen? Nene, da ist mir der Arsch immer noch näher als die Hose... Scheiße! Langsam aber sicher steigerte sie sich in ihre aufkommende Wut hinein. Was ist in letzter Zeit eigentlich los?! Zuerst dieser ekelhafte Argonier, und jetzt ein halbstarker Ork. Das ist alles andere als... schmeichelhaft, wirklich! Spinnen denn alle nur noch?
Die Elfin warf einen vorsichtigen Blick zu dem Beschwörer herüber. Er war wach und würde es für den Rest der Nacht wohl auch bleiben, was vermutlich klug war. Wenn ich später auch nur ein Wort von dir höre, zerreiße ich dich in der Luft! Komische Zauber hin oder her... wag es nicht, ich warne dich... Sie hielt in ihrem stummen Toben inne. Natürlich würde Arranges die komplette Katastrophe früher oder später genüßlich vor ihr ausbreiten. Erynn überlegte fieberhaft an einer Abwehrstrategie herum, aber dieses Spiel konnte sie einfach nicht spielen. Irgendwann döste sie ein, beschloß, das ganze Theater schlicht auszuhalten und sich ansonsten still zu verhalten. Irgendwann mußte es ja vorbeigehen.
Der Morgen dämmerte früh, kalt und windig. Sie sattelte die Pferde, starrte dann die Straße entlang und tippte genervt mit der Fußspitze auf den Boden, während sie darauf wartete, daß die anderen Schüler ihr schnelles Frühstück beendeten. Ihr selbst war der Appetit gründlich vergangen. Nach einem gefühlten Zeitalter waren endlich alle abmarschbereit. „Aufs Pferd mit dir, Tujenne“, waren die ersten und einzigen Worte, die Erynn für lange Zeit sprechen sollte. Sie hatte schon wieder Mist gebaut! Die Scham darüber wog fast noch schwerer als die Ereignisse der letzten Nacht an sich. Mit Erleichterung registrierte sie, daß sie sich endlich der ausgeräucherten Goblinhöhle näherten. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis sie die Stadt erreichen und hoffentlich auch schnell wieder verlassen würden, ob nun Mistwetter herrschte oder nicht.
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