Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 20 von 328

Thema: Krisensitzung

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Erynn machte sich daran, die wackligen Trümmer des Turms zu erklimmen. Ein paar mal geriet sie ins Rutschen, als Teile der angekohlten Balken unter ihren Füßen nachgaben. Schließlich aber fand sie eine Stelle an der Rückseite des Frieds, von der sie auf die Überreste einer Zwischendecke kam. Dort richtete sie sich häuslich ein, stellte den kleinen Sack mit improvisierten Wurfgeschossen neben sich ab und wartete.
    Der Himmel zog sich zu. Es regnete, während die Zeit verstrich. Sie warf einen Blick auf den Innenhof hinunter. Die Schüler drückten sich in ihre Deckung, litten offensichtlich unter dem Wetter. Die Elfin schüttelte unmerklich den Kopf. Es gab nichts, was sie tun konnte, um ihnen die quälenden Stunden des Wartens zu erleichtern. Sie konzentrierte sich wieder auf den dunklen Waldrand.

    Der Angriff begann zur dunkelsten Stunde der Nacht. Die Dunmer sah die feurigen Geschosse heranfliegen, hörte noch Arranges Warnschrei. Dann erbebte der ganze Turm unter einem mächtigen Einschlag. Verdammt! Erynn kroch nach hinten, während Staub und Holzsplitter auf sie hinabregneten. Hier konnte sie unmöglich bleiben. Sie machte sich an den Abstieg, der eine Ewigkeit zu dauern schien. Das Gebäude schwankte und neigte sich um ein paar Grad zum Hof hin. Erynn sprang den letzten Meter auf das löchrige Satteldach des anliegenden Wohnhauses und rannte geduckt den First entlang, fort von dem instabilen Turm. Der Regen machte die hölzernen Schindeln glitschig. Am fernen Giebel angekommen, ließ sie sich auf ein Knie sinken und verschaffte sich einen Überblick.
    Gerippe schälten sich aus dem Wald, viele davon. Hier und dort blitzten erste Zauber auf, Dremora schälten sich aus den Verwerfungen zwischen den Welten, als die Schüler die Magie der ersten Schriftrollen freisetzten. Erynn dachte kurz darüber nach, selbst ein paar Feuerzauber zu werfen, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Sie konnte die Kräfte nicht gut genug kontrollieren, außerdem hätte sie ihre Position damit sicher verraten. Also beschränkte sie sich aufs Beobachten. Sie öffnete die kleine Tasche an ihrer Hüfte, entfernte den Korken eines der Giftfläschchen und tauchte die Spitze eines schweren Daedrapfeils hinein. Die Kavalleriesperren verlangsamten den Vormarsch der Untoten tatsächlich ein wenig, doch es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Skelette die Phalanx der Caitiffs durchbrechen könnten.

    Dann sah sie ihn. Ein Ungetüm von einem Mann, über zwei Meter groß und bepackt mit mächtigen, schwellenden Muskeln. Seine dröhnende Stimme übertönte sogar den Lärm der Schlacht, als er sich am Waldrand aufbaute und Befehle brüllte. Die Nekromanten, die um die fleischgewordene Naturgewalt herumschwärmten, wirkten gegen ihn geradezu winzig, selbst die zwei Altmer, die sie erkennen konnte. Die Elfin beobachtete, wie der Hüne von einem Schockzauber getroffen wurde. Das magische Geschoß prallte von ihm ab und wurde zurückgeworfen. Unten im Hof erklang ein gellender, gequälter Schrei. Der Rothwardon.
    Erynn hob ihren Bogen.
    Der Botschafter war gut zu sehen, kümmerte sich nicht darum, daß sein massiger Leib ein offensichtliches Ziel bot. Scheinbar fühlte er sich sicher, und angesichts des Schutzes durch den starken Reflektionszauber hatte er auch allen Grund dazu. Die Kriegerin schätzte die Entfernung, zog die Sehne zurück und ließ ihren Pfeil fliegen. Das fehlende Glied an ihrer linken Hand behinderte sie dabei nicht, wie sie erleichtert feststellte. Der Schuß saß. Der große Mann taumelte kurz und brüllte wie ein wütender Bär. Es klang eher überrascht als schmerzerfüllt. Er schüttelte sich und blickte dann wild um sich, suchte nach der verborgenen Schützin. Sie tauchte einen zweiten Pfeil in die Phiole und legte wieder an. In die Reihen der Angreifer kam hektische Bewegung, als sie registrierten, daß ihr Feldherr getroffen worden war. Weitere Zauber leuchteten vor der Barrikade auf, spuckten mehr Untote aus. Der Riese ließ sich ein Stück zurückfallen. Seine Bewegungen wirkten jetzt fahrig, aber noch hielt er sich auf den Beinen. Sie feuerte ein weiteres Mal, erwischte diesesmal aber nur den Arm des Botschafters. Aber es würde reichen, um das Gift seine Wirkung tun zu lassen. Es sollte noch fast einhundert Herzschläge dauern, bis der unheimliche Mann endlich in die Knie brach.
    Die beschworenen Daedra waren derweil in arge Bedrängnis geraten. Mehreren Untoten war es gelungen, die Absperrungen zu überwinden und sie kreisten die Caitiffs zusehends ein. Sie entdeckte Arranges, der sich in der Nähe der Bresche in ihrer Verteidigung den Angreifern nach besten Kräften mit Magie und Silber erwehrte. Sie hängte sich ihren Bogen über die Schulter, griff nach einem der Brandsätze und ließ die Zündschnur mit einem Fingerschnippen in Flammen aufgehen. Dann schleuderte sie die Flasche auf die Skelette, die sich vor der Lücke in der Barrikade drängten, um dem Mentor ein wenig Luft zu verschaffen. Allein, nur die Gerippe zu bekämpfen, würde ihnen keinen fußbreit Boden einbringen. Jene die fielen und ihr Unleben endgültig aushauchten, wurden in kürzester Zeit durch neue ersetzt. Erynn nahm ihren Bogen wieder zur Hand und legte auf Dialgas Schüler an...
    Geändert von Glannaragh (27.03.2011 um 15:52 Uhr)

  2. #2
    Der Ansturm kam gnadenlos. Arranges hatte sich direkt auf die breite Lücke in dem Erdwall zubewegt, die Sperren würden die Skelette ein wenig aufhalten, aber dort konnten sie ungehindert durchlaufen. Erste Dremoras erschienen und warfen sich den Untoten entgegen. Arranges heilt sich mit Beschwörungen zurück, er würde die Lücke hinterher füllen müssen, wenn die Schriftrollen aufgebraucht sein würden. Es waren Skelettwächter, Skelettschergen und zum Teil auch Meister. Ein großes Spektrum an Untoten wurde abgedeckt.

    Der Nekromant kam langsam aber sicher in arge Bedrängnis, immer mehr Gerippe drängten durch die Bresche. Davor stauten sich die Untoten bereits. Er war völlig ausgefüllt davon, seine Klinge zu führen, bedacht richtige Schritte zu machen und im richtigen Moment zuzustoßen, während er mit der freien Hand immer wieder einzelne Gegner mit Zaubern zurück ins Jenseits schickte. Aber er kam aus der Defensive nicht heraus, Schritt für Schritt musste er zurückweichen. Zunehmen kam ihm mehr und mehr die ernüchternde Erkenntnis, das sie so nicht gewinnen konnten. Er brauchte Platz, um auf das Feld vor den Barrikaden gelangen zu können um somit die Schüler, welche sich dort in den hinteren Reihen aufhielten, attackieren zu können. Arranges musste immer weiter zurückweichen. Mittlerweile legten auch gegnerische Armbrustschützen auf die Verteidiger an. Und plötzlich explodierte einer der Brandsätze vor Arranges. Einige der Skelette wurden hinweggefegt, andere standen erst noch für einige Sekunden in Flammen, bevor sie ebenfalls das Zeitliche segneten. Arranges nutzte die Chance. Während des Kampfes bis hierher hatte er aus den Augenwinkeln heraus die Caitiffs beobachtet, die Daedra brauchten mehr Platz um ihre Schlagkraft entfalten zu können. Arranges nahm die kurze Pause von nur wenigen Herzschlägen wahr, um sich auf eine Beschwörung konzentrieren zu können. Glutrot flammte eine Wolke vor der dunklen Kulisse der Nacht auf. Ein Daedroth trat tief knurrend daraus hervor. Knochen barsten, Schwerter und Äxte flogen durch die Luft und immer wieder war das kehlige Brüllen des Monsters zu hören, während sich das Reptil durch die Skelette fräste. Durch diesen plötzlichen Vorstoß ermutigt, flogen jetzt weitere Brandsätze. Überall loderten Flammen auf und erhellten die Nacht. Die Caitiffs hechteten in die Lücken vor und prügelten unter wildem Fauchen auf die Untoten ein. Aber der Gürtel an Skeletten zwischen den Verteidigern und den Schülern war noch zu breit...

    Arranges sprang in die schneise, die das Daedroth in den Reihen der Untoten hinterlassen hatte und schickte einige der Skelette mit Magie zurück ins Reich des Vergessens. Ihre Lage sah jetzt sehr viel besser aus, die Skelette waren zwar zäh, wurden langsam aber sich trotzdem aufgerieben. Befehle hallten aus den Gegnerreihen über das Schlachtfeld... einige Minuten später bemerkte Arranges, dass sich unter die Angreifer zunehmend Zombies und Geister mischten. Was nicht unbedingt schlecht war (aus deren Sicht), es war ein genialer Schachzug der Angreifer. Die Zombies drängten direkt in die vorderste Reihe, während sich die Skelette zurückfallen ließen. Aus den hinteren Reihen wurden die Verteidiger jetzt mit einer Vielzahl an Zaubern eingedeckt. Fontänen aus Dreck schossen dem Himmel entgegen, wenn Feuerbälle rund um das Anwesen herum einschlugen. Schockzauber jagten durch die Nacht. Und überall klagende Schreie, das Scheppern von Waffen und das Zischen von Pfeilen und Zaubern. Der Magier musste sich etwas einfallen lassen, ehe die Schüler oder Erynn dort beim Anwesen von den Geschossen getötet werden würden. Mit Hilfe des Daedroths drängte Arranges immer weiter auf das Feld vor, bis er sich schließlich irgendwann mit einer Handvoll Caitiffs und der Echse umzingelt von verschiedensten Untoten sah. Er versuchte die Kräfte hier um sich herum zu binden, was recht gut funktionierte, wie er zufrieden feststellte, während er weiteren Hieben auswich, aber auch einiges austeilte. Ein lauter Befehl dröhnte über das Schlachtfeld hinweg. Und kurz darauf erbebte die Erde unter massigen Füßen. Gurgelndes Brüllen drang aus dem Wald heraus. Arranges hob den Kopf und blickte sich um, um zu sehen, welche neue Teufelei jetzt auf sie zukam. Ein riesiger Fleischklumpen brach aus dem Wald hervor. Eine massige Gestalt, einem Troll sehr ähnlich, aber mindestens doppelt so groß. Der Nekromant konnte nicht viel erkennen in der Dunkelheit, aber was er sah beantwortete mit einem Mal die Frage, was die Abtrünnigen wohl mit den Leichen gemacht hatten.

    Die Kreatur kam genau auf ihn zu und fegte ungeachtet dessen, ob Freund oder Feind, durch die Reihen beschworener Kreaturen. Mit einem Hieb ungeahnter Kraft, zertrümmerte die Bestie das Haupt des Daedroths, als sie heran war. Auch die Caitiffs folgten dem Daedra wenige Augenblicke später auf ähnliche Wese. Das Monstrum stand nun direkt dem Kaiserlichen gegenüber. Im flackernden Licht der Feuer und dem ersten Hauch von Grau am östlichen Himmel, erkannte Arranges die abstoßende Grimasse, die das Gesicht dieser Bestie bildete. Der Kopf allein musste wohl aus mindestens 5 verschiedenen bestehen. Mit ihren riesigen Pranken versuchte sie nach ihm zu greifen. Der Kaiserliche konnte sich nur noch auf diesen einen Feind konzentrieren. Aber die anderen Untoten ringsherum schenkten ihm keine Beachtung mehr, sie stürmten weiter auf das Anwesen ein. Der Magier jedoch sah sich jetzt einem Feind gegenüber, der ähnlich unbezwingbar - schon allein aufgrund der schieren Masse - schien wie der Torwächter auf den Inseln. Immer wieder flogen die Fäuste heran, Arranges wich immer wieder aus, versuchte nach den Armen zu hacken, aber er kam nichteinmal wirklich in die Reichweite, um den Fleischberg verletzen zu können. Seine Kräfte ließen langsam nach und er hatte Schwierigkeiten damit, noch ordentlich auszuweichen... Er konnte sich auch nicht nach dem Anwesen umsehen, denn dann hätte das Monstrum ihn. Mit einzelnen Zaubern versuchte er seinem Widersacher zu schaden, aber die meisten verpufften einfach und die, die nicht verpufften, zeigten kaum Wirkung. Der Beschwörer war schon am Verzweifeln, als etwas in die Schulter der Kreatur einschlug. Ein nasses Klatschen, gefolgt von einem derben Kreischen. Der Schaft eines Pfeils ragte nur noch einige Fingerbreit aus dem Fleisch hervor. Erynn...! Die Kreatur bäumte sich auf und Arranges nahm das kurze Zeitfenster von nur wenigen Sekunden wahr. Er schleuderte sein Silbeschwert von sich, rief sich ein Cleymore und machte einen Satz nach vorn. Die Klinke aus Daedrastahl verschwand beinahe bis zum Heft im Unterleib des Monsters. Die Zähne fletschend ruckte Arranges am Griff der Waffe und drehte sie dann einmal herum, bevor er sie herauszog. Das hasserfüllte Brüllen der Kreatur hinterließ ein penetrantes Pfeifen in den Ohren des Kaiserlichen. Während eine schwarze, sehr zähe Flüssigkeit aus dem Loch hervorschoss, sackte die Bestie in sich zusammen...

    Ein verzerrter Schrei, der nicht von dieser Welt zu stammen schien gellte über das Schlachtfeld hinweg. Arranges hatte sogleich die Quelle erblickt. Ein zweiter Botschafter war aufgetaucht und wohl nicht ganze erfreut über den Verlust seiner Kreation. 'PIIIILAAAA!!!!' Schmetterte der Botschafter über die Kämpfenden hinweg. Arranges wusste nicht gleich, was jetzt kommen sollte, erst, als aus einigen anderen Ecken plötzlich eine Art Bestätigung zu kommen schien, begriff er. Aus allen Richtungen drangen jetzt kurze, aber laute Rufe über das Feld. 'Pilum... bereit!'
    'Pilum hier...!'
    'PILUM!'
    Aus dem Dunkel des Waldes drangen nun einige Schüler, die sich mit ihrer Rüstung deutlich von den anderen abhoben. Es waren leichte Bänderrüstungen, wie sie auf alten Zeichnungen akavirischer Rüstungen zu sehen waren. Die Helme auffällig mit geschmiedeten Geweihen verziert, während das Gesicht von einer Art Maske verdeckt wurde. 'Tötet den Mentor!' Brüllte der Botschafter aus Leibeskräften. Arranges, der sich schon wieder gegen die Skelette wehren musste und jetzt auch noch allein, hörte diesen Befehl sogar über den Lärm des Kampfes hinweg. Er versuchte sich noch einige Schritte rückwärts zum Anwesen zurück zu bewegen und gleichzeitig nach Angreifern zu suchen, die im Stande waren, diesen Befehl tatsächlich ausführen zu können, als ein Ruck durch seinen Unterleib ging und er ins Straucheln kam. Er schaute an sich herab. Während seine freie Linke wie von selbst zu dem Wurfgeschoss fuhr und sich um den Griff legte. Das Pilum hatte seinen Unterleib durchschlagen und war bis zum Griffstück eingedrungen. Am Rücken des Kaiserlichen hatte sich die Spitze wie geplant leicht verbogen...

    Der Kopf des Kaiserlichen war leer, lediglich ein lautes Rauschen war da. Das Rauschen schwoll an, ohne, dass er hätte sagen können warum. Ein zweites Pilum drang knackend und knirschend leicht schräg von der Seite durch den Torso und zerschlug einige Knochen im Leib des Magiers. Nur einen Lidschlag später fühlte Arranges, wie ihn fast zeitgleich drei Bolzen erreichten. Einer riss den Arm des Kaiserlichen zurück. Das Cleymore wurde ihm aus der Hand geschleudert und löste sich auf. Der zweite Bolzen streifte nur knapp seinen Kopf und hinterließ einen rot sabbernden Schnitt an der Schläfe, während der dritte Bolzen in seinen Oberschenkel eindrang. Arranges stolperte und schwankte. Die Skelette rings herum nahmen keine Notiz mehr von ihm... er hob schwach den Kopf und sah, wie der Botschafter auf ihn zukam. zwischen seinen beiden Händen formte sich eine eisblaue Kugel, aber Arranges war nicht mehr in der Lage zu erfassen, was es war... Die Welt schien sich plötzlich vertikal zu ihm zu drehen, der Botschafter und die Wipfel der Bäume im Hintergrund rutschten nach unten aus seinem Blickfeld, was blieb war der dämmernde Himmel, in den er starrte, ohne zu wissen, was er hier eigentlich tat, er spürte, wie sein Puls immer langsamer wurde. Sein Mund wurde erfüllt vom Geschmack des Blutes und unangenehme Kälte kroch langsam in seinen Körper und machte ihm das Atmen schwer, sodass er schon nach wenigen Augenblicken beschloss einfach damit aufzuhören... oder es einfach irgendwie seinem Unterbewusstsein aufzutragen... nur noch schlafen... schlafen... Das Letzte, was er sah, bevor seine Augen dunkel wurden, war der erste Gruß der Sonne. Ein sattroter Schein, der unter die dunkle Wolkendecke fuhr und die Welt in allgegenwärtigem Glühen aufflammen ließ...
    Geändert von weuze (27.03.2011 um 18:18 Uhr)

  3. #3
    Sie holte einige der Angreifer von den Füßen. Die Schergen Dialgas standen in einer breit gefächerten Phalanx in der Nähe des Waldrandes - das reinste Scheibenschießen. Es war fast zu leicht. Erynn beobachtete, wie sich Arranges Zoll um Zoll näher an die Schüler herankämpfte, tatkräftig unterstützt von einem Daedroth und einer Handvoll Dremora. Die Elfin wandte sich wieder ihren Zielen zu.
    Plötzlich erschütterte ein ohrenbetäubendes Brüllen das Schlachtfeld. Aus den Schatten des Waldes stürzte ein... Ding, eine Abscheulichkeit, das nach verderbter Magie geradezu stank. Was auch immer es war. Die Kreatur spaltete den Schädel des Daedroth mit einem gewaltigen Hieb und fegte auch die übrigen Dremora hinfort wie lästiges Ungeziefer. Erynn sah fassungslos, wie das Biest sich Arranges näherte und den Beschwörer immer weiter zurücktrieb. Sie löste sich aus ihrer Starre, tränkte eine weitere Pfeilspitze mit Gift und visierte das widernatürliche Ungeheuer an. Die Bewegungen des Kaiserlichen waren unmöglich vorauszuahnen, und so zielte sie relativ hoch, über den Kopf ihres Kampfgefährten hinweg. Er nutzte die kurze Ablenkung, die der Pfeiltreffer ihm bot, und vernichtete das Wesen.

    Die Dunmer atmete auf, wenngleich nur für einen Moment: Die Verräter erweiterten ihre Taktik, schickten statt weiteren Magiern jetzt Speerkämpfer in die Schlacht, angeführt von einem weiteren... Verflucht! Noch ein Botschafter?
    Dann ging alles sehr schnell. Erynn sah Arranges stürzen, sah den Botschafter auf ihn zukommen. Rasend vor Zorn erhob sie sich aus der Hocke, feuerte wild eine Folge von drei Pfeilen auf den riesigen Mann ab. Mindestens einer davon traf und riß den Hünen zurück. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, hob er den Blick und entdeckte sie. Er schrie einen Befehl, und im nächsten Augenblick flogen drei Feuerbälle auf das Wohnhaus zu, schlugen mit ohrenbetäubendem Krachen in das Dach ein und rissen der Kriegerin den Boden unter den Füßen weg. Sie ließ den Bogen fallen als sie stürzte und griff instinktiv nach dem nächsten Halt, den sie erreichen konnte. Erynn bekam die Firstpfette zu fassen und hing für einige Herzschläge lang frei in der Luft. Flammen fraßen sich durch die verbliebenen Schindeln und Balken, Rauch trübte ihre Sicht und ließ sie husten. Sie warf einen vorsichtigen Blick nach unten. Der Bau an sich war flach, und das war ihr Glück – sie ließ sich fallen und rollte sich auf dem von Unrat übersähten Boden ab, griff nach dem Stahlbogen und stürmte auf den Ausgang zu. Hinter ihr gab das Dach endgültig nach und fiel in sich zusammen.

    Der Innenhof war verwüstet. „Setzt eure Spruchrollen ein“, brüllte die Bogenschützin den verstörten Schülern entgegen. „Verteidigt euch, ihr Volltrottel!“ Das Zucken von Lichtblitzen über dem Blätterdach des Waldes erregte ihre Aufmerksamkeit. Noch ein Gewitter? Nein, das sieht anders aus... Plötzlich drangen Schreie aus den Reihen der Angreifer zu ihnen herüber, aber sie klangen nicht triumphierend, sondern vielmehr erschrocken und schmerzerfüllt. Sieh an, die Kavallerie. Zu spät, ihr Narren, ihr seid zu spät! Blind vor Zorn riß sie ihr Schwert aus der Scheide und warf sich auf die verbleibenden Untoten, stach und hackte ohne Rücksicht auf Verluste nach Knochen und fauligem Fleisch. Sie mußte Arranges erreichen. Wenn es denn nicht schon zu spät war. Erynn traf auf immer weniger ernsthaften Widerstand, einige der Zombies und Skelette fielen gar in sich zusammen und vergingen, ohne daß ihre Klinge sie berührt hätte. Erynn hatte keine Ahnung, wer den Entsatz befehligen mochte, aber für den Moment war es ihr auch egal. Wichtig war, daß Hilfe kam, und bald war es vorbei. Sie sah, wie sich die wenigen verbleibenden Schüler von Dialga zu Flucht wandten, die meisten wurden niedergemacht, andere überwältigt und mit Lastzaubern bewegungsunfähig gehalten.
    Die Elfin erreichte ihren Begleiter und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Er atmete noch - gerade noch, stellte sie fest, als sie eine Hand auf seine Brust legte. Arranges blutete aus mehreren, bösartig aussehenden Wunden. In seinem Unterleib steckte ein Wurfspeer, ein weiterer lag neben ihm, hatte die Flanke aufgerissen. Verzweiflung schlug über Erynn zusammen und lähmte jeden Gedanken.

    Sie sah auf, als ein Schatten auf sie fiel. Über ihr stand eine Frau, die viel zu zierlich wirkte, als daß ihre Erscheinung zu dem Schlachtfeld passen würde, das sich um sie herum ausbreitete. Das Gesicht kam ihr vage bekannt vor. Sie hatte es schon einmal gesehen... in Morrowind. „Meisterin Marie“, murmelte die Kriegerin und senkte in demütiger Geste den Kopf. Die Frau ignorierte sie, wies vier ihrer Begleiter an, den Kaiserlichen fortzutragen. Erynn blieb allein zurück.
    Nach einer Weile erhob sie sich und ging mit unsicheren Schritten zu dem zerstörten Anwesen zurück, suchte nach bekannten Gesichtern. Die beiden jungen Khajiit waren tot. Sie lagen dicht nebeneinander und wirkten fast friedlich, so als würden sie schlafen, wären da nicht die gebrochenen Augen gewesen, die blicklos in den Himmel starrten. Der Rothwardon würde nicht mehr lange leben. Er lehnte an einem Schutthaufen, seine Haut war zum größten Teil verkohlt, weggerissen von seinem eigenen Zauber. Der Atem ging mühsam und pfeifend. Als Erynn sich abwandte, hörte sie, wie der Körper zur Seite rutschte und dumpf auf den Boden aufschlug. Sie drehte sich nicht noch einmal um.
    Geändert von Glannaragh (27.03.2011 um 21:03 Uhr)

  4. #4
    Meisterin Marie hatte einige ihrer Botschafter mitgebracht. Es waren ihrer 7 Stück. Sie ließ das brennende Anwesen löschen und koordinierte Aufräumarbeiten. Alles um sie herum wirkte irgendwie kühl und steril, als könnte sie kein richtiges Mitleid empfinden. Sie ließ die toten Schüler aus den Trümmern schaffen. Von den ehemals 15 waren sage und schreibe 4 übrig geblieben. Es war Mittag. Die Sonne drang als blasse, verwaschene Scheibe durch die Wolkenbänder am Himmel. Sie und ihre Begleiter hatten viel mitgebracht, darunter einiges an Verbänden und Zeltplanen. Das großteils zerstörte Anwesen erinnerte schon nach kurzer Zeit an ein mit Planen notdürftig repariertes Haus. Der Keller war glücklicherweise nicht eingestürzt, sie mussten nur die Treppe räumen. Nach kurzer Zeit ließ Marie Arranges, der mittlerweile aschfahl war und nicht mehr spürbar atmete, nach unten bringen. Erynn verwehrte sie den Zutritt trotz allen Protests. Erst spät am Abend kam Marie wieder aus dem Keller. War ihr Gesicht zuvor noch kühl und abweisend gewesen, so zeigte es jetzt eine Spur von Trauer. Sie ging zu einem der Botschafter, der oben an der Treppe stand. Mit gedämpfter Stimme sagte sie zu ihm: 'Ich habe alles getan, was ich konnte... Er ist zwar zäh, aber die Verletzungen sind zu heftig... ich glaube kaum, dass er es schafft...' Die abstoßenden, meist von hässlichen Narben überzogenen Gesichter der anwesenden Botschafter, welche immer versteinert wirkten, regten sich undeutbar, als würden sie etwas wie Ehrfurcht vor den Wunden zeigen, die selbst Meisterin Marie nicht heilen konnte... 'Wir packen zusammen... am Mittag des morgigen Tages geben wir Parlovars Anwesen auf...' Dann verschwand die Kaiserliche nach draussen und mit ihr alle Botschafter.

    Erynn hatte nicht das geringste Problem damit es dem Stab der Meisterin überlassen, sich um die Beseitigung der Leichen und schlimmsten Schäden zu kümmern. Wie betäubt lehnte sie sich an die geschwärzten Pfeiler des ehemaligen Wohnhauses und wartete. Die Nekromantin wollte ihr nicht erlauben, nach Arranges zu sehen, und ihre kalte Art sowie die Anwesenheit der Botschafter hielten die Elfin davon ab, sich allzu laut gegen diese Entscheidung auszusprechen. Nach einer Weile stand sie auf, um nach den wenigen überlebenden Schülern zu suchen. Tujenne war eine von ihnen, auch wenn sie arg mitgenommen aussah. Ihr Gesicht würde für immer entstellt sein, auf der linken Hälfte fehlten Ohr und Auge. Sie sprachen nicht, keiner von ihnen. Erynn versuchte für eine Weile, sie aus ihrer Starre zu holen, doch ihre Bemühungen führten zu nichts. Die Zeit war noch nicht reif dafür.
    Aus dem Wald drangen ferne Schreie zu dem Anwesen herüber - die Botschafter verloren offenbar keine Zeit damit, die Verräter zu verhören. Erynn wünschte ihnen im Stillen viel Erfolg. Sollten sie leiden, diese verfluchten Hunde, ihretwegen für immer. Auch, wenn die Laute ihr den Magen umdrehten. Sie ließ die Schüler allein und setzte sich wieder auf ihren Platz an der Wand. Und wartete. Die schlechten Nachrichten der Meisterin nahm sie mit versteinerter Miene auf. In dieser Gesellschaft schien es ihr keine gute Idee, jetzt emotional zu werden, auch wenn sie am liebsten laut geschrien hätte. Sie stand langsam auf und ging die Kellertreppe hinab, nachdem Marie und ihre Elite sich entfernt hatten.
    Arranges lag auf einem hölzernen Tisch, den Kopf auf ein Kissen gebettet. In einem Kamin in der Ecke brannte ein Feuer und verbreitete angenehme Wärme. Der Torso des Beschwörers war zum großen Teil von Verbänden bedeckt, seine Augen waren geschlossen, das Gesicht bleich und eingefallen. Erynn zog einen Stuhl heran, nahm seine kalte Hand in ihre und ließ ihre Stirn auf die Tischkante sinken. In dieser Nacht betete sie um jeden weiteren, mühsamen Atemzug.

    War zu Beginn der Nacht noch mit sehr sehr viel gutem Glauben und Phantasie so etwas wie Atmungsaktivität zu sehen und zu hören, konnte man sich dies mit dem Voranschreiten der Nacht auch nicht mehr einreden. Nichteinmal mehr an der Halsschlagader war ein Puls zu fühlen. Und trotz des Feuers wurde der Körper des Nekromanten immer kälter. Die Nacht war halb vorrüber, als Meisterin Marie herunterkam und langsam neben Erynn trat. Sie sah kritisch auf das Gesicht des Magiers. Die Augen hatten sich mit der Zeit in Zeitlupe wie von selbst geöffnet, aber es war kein Glanz darin, sie wirkten wie Puppenaugen. In den Pupillen fehlte das Feuer und die dunkelblaue, fast schwarze Iris hatte eine gebrochene Farbe. 'Ihr mochtet ihn wohl sehr?' Fragte Marie. Ihre Stimme war zwar fest, aber ein seltsamer Unterton schwang mit.

    Die Elfin ließ die schlaffe Hand ihres Begleiters nicht los, wenngleich sie immer kälter und lebloser wurde. Wie schwachsinnig starrte sie vor sich hin, reglos, nicht in der Lage, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Als die Nekromantin zurückkehrte, hob Erynn langsam den Kopf und schaute ihr gerade in die schwer zu deutenden Augen. Ihre Stimme war monoton und kraftlos, als sie antwortete. "Ja. Ja, ich denke schon. Wir haben uns gegenseitig das Leben gerettet, öfter als einmal. Aber heute war ich nicht schnell genug. Nicht gut genug..." sie verstummte.

    'Das stimmt nicht Erynn und das wisst ihr... Euch ist es zu verdanken, dass er hier jetzt an einem Stück liegen kann...' Sie zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich neben die Dunmer. 'Wisst ihr, ich hätte allen Grund, mich über seinen Tod zu freuen... aber ich kann es nicht...'

    Sie wand sich unter dem intensiven Blick der Meisterin, wußte nicht, wohin dieses Gespräch wohl führen mochte und was die Frau damit bezwecken wollte. Erynn wollte nur in Ruhe gelassen werden und sich darüber klarwerden, was eigentlich in ihr vorging. Die fast warme Stimme Maries machte sie mißtrauisch, aber ihr fehlte die Geistesgegenwart, um auf eventuelle Fallen reagieren zu können.
    "An einem Stück vielleicht, Herrin, aber dennoch tot..." sie schluckte. "Ihr sprecht von Eurer Schülerin. Torrah. Ich kann Euch nichts dazu sagen, denn ich kannte sie nicht."

    Marie schüttelte leicht den Kopf. 'Sicher, ich liebte Torrah auf meine Weise, sie war mein Schützling, aber sie stand mir in Wahrheit lange nicht so nahe, wie ich es mir von Arranges gewünscht hätte...' Marie senkte den Blick. Sie konnte förmlich spüren, wie sich Verwirrung bei Erynn breit machte. 'Ich war nicht immer die kalte Nekromantin, die als einzige Frau im Kreis der Meister saß und jeden anderen Meister allein mit einem Blick zum Schweigen bringen konnte... Geistige Umnachtung und die Suche nach etwas Rückhalt brachten mich damals, vor so vielen Jahren zur Gathering - nachdem mein Sohn und mein Gatte brutal ermordet worden waren... Ich habe nie wirklich getrauert. Das Bild meines Mannes habe schon nicht mehr richtig vor mir... aber Arranges hat dafür gesorgt, dass das Antlitz meines Sohnes mich einige Jahre später, nachdem Torrah ihn zu mir geführt hatte, wieder verfolgte.' Sie blickte auf und ihre Augen waren feucht. Sie sah in das Gesicht des Nekromanten. 'Er sah damals genau so aus, wie mein Sohn... und die beiden würden sich auch sicherlich jetzt zum Verwechseln ähnlich sehen, würde mein Sohn noch leben...' Sie blickte Erynn wieder in die Augen. 'Seit dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, habe ich Arranges gehasst dafür, dass er diese schmerzliche Erinnerung wieder wachgerufen hatte... jedoch dankte ich immer wieder den Göttern für diese honigsüße Illusion... das war auch der Grund, warum ich Arranges nicht lehren wollte... für ihn sah es eher so aus, als hasse ich ihn aus Prinzip, als ich ihn von mir wies und er zu Meister Jurano kam... Den wahren Hintergrund kannte Arranges bis heute nicht... dabei war er niemals unfair zu mir, er hat meine Launen stets ertragen, sich von Torrah wie ein Ball umherwerfen lassen... und jetzt nehmen mir die Götter diese Illusion auch noch, nachdem sie mir schon Torrah entrissen haben...' Marie vergrub für einige Minuten das Gesicht in ihren Händen. Dann jedoch zog sie trotzig die Nase hoch und stand auf. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen und ging um den Tisch herum zum Kopf des Kaiserlichen. Sachte strich sie ihm über die Augen und schloss sie so. Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich nochmals zu Erynn um. 'Lasst es mich wissen, wenn ihr Abschied genommen habt... wir werden ihn spätestens im Morgengrauen verbrennen...' Dann ging Marie hinaus und zog die Tür leise hinter sich zu.

    Erynn hörte fassungslos zu, während Marie sprach. Diese kalte, harte Frau... hatte sie tatsächlich... Gefühle? Eine Seele gar? Die Worte der Meisterin gingen ihr wie ein Stilett direkt ins Herz, doch sie schwieg, fand keine Erwiderung, die sie ihr hätte geben können.
    Nachdem die Andere sie verlassen hatte, vergrub Erynn den Kopf in ihren Händen und die viel zu lange zurückgehaltenen Tränen brachen sich endlich Bahn. Sie würde sich hier nicht wegrühren, nicht bis zum Morgengrauen, bis jemand kommen und die Leiche abholen würde. Dialga... Dafür wirst du bluten! Und wenn es das Letzte ist, was ich tue...

    Draussen wurde es im Osten allmählich heller. Doch auf dem Anwesen blieb alles ruhig. Regungslos, wie steinerne Wächter, standen die Botschafter verteilt auf dem Anwesen. Für Meisterin Marie hatte man ein extra Zelt vor dem Gebäude errichtet, während man für die vier Schüler ein Lager innerhalb der hölzernen Wände bereitet hatte. Von Morgengrauen konnte man jedoch noch lange nicht sprechen...
    Das Feuer im Kamin des Kellers war heruntergebrannt und so wurde das gesamte Zimmer nur noch von einem hellen, roten Glutschein erfüllt. Erynn saß noch immer neben dem Kaiserlichen, sie weigerte sich noch immer, ihn einfach aus ihren Gedanken freizugeben. Ihre Tränen waren längst alle geweint. Von oben drang ein leises Poltern durch die Decke, gefolgt von leisem Geflüster, es war der orkische Schüler, der die Schlacht am besten überstanden hatte. Die rauhe mahnende Stimme eines Botschafters war zu vernehmen, während sich Schritte entfernten und plötzlich zuckte der Brustkorb des Magiers. Ein kratzendes Keuchen und dann schlug Arranges die Augen auf...

    Nach einer langen Weile verklang das harte Schluchzen der Elfin. Ihre Augen brannten, ihr Gesicht war geschwollen und heiß. Mit leerem Kopf hing sie zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte vor sich auf den Fußboden. Langsam übermannte sie die Erschöpfung. Sie döste ein wenig ein, schreckte aber alle paar Momente wieder hoch. Über sich hörte sie halb geflüsterte Worte. Nein, noch nicht. Es ist noch zu früh... geht weg!
    Ein anderes Geräusch drang durch ihre vernebelten Gedanken, und sie erstarrte. Ganz langsam drehte Erynn den Kopf. Sollten ihre überreizten Sinne ihr einen Streich spielen? "Arranges...?" Ihre Stimme war kratzig und tonlos, und sie erhob sich schwankend. Die Lider des Kaiserlichen flatterten, die Augen zuckten schwach hin und her, als versuche er zu begreifen, was geschehen war. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als schiere Erleichterung durch jede Faser ihres Körpers flutete. Abermals faßte sie seine Hand. "Sei ganz ruhig. Du bist in Sicherheit..."

    Der Kaiserliche wusste nicht, wo er sich befand. Aber zumindest war die... Umgebung gleich, er erinnerte sich als letztes nur noch an einen blutroten Himmel. Und hier hatte er eine rot angeleuchtete Steindecke über sich. Bin ich tot... ist das mein Mausoleum?! Interessant... Erynns Stimme drang in seine Gedanken und riss ihn vollends ins Leben zurück. Jemand griff nach seiner Hand. Die Wärme der anderen Hand fühlte sich mehr als gut an. Der Reflex seines Zwechfells zwang den Kaiserlichen zum Atmen und erst nach ein paarmal krampfhaftem Schnappen nach Luft, atmete er wieder normal. Er spürte, wie sein Herz wieder richtig pumpte, Leben drang in seine Gliedmaßen und dann blickte er in das geschwollenen Gesicht der Dunmer, die sich leicht über ihn beugte. 'Meine Güte siehst du beschissen aus...'

    Erynn hätte alles erwartet, aber das nicht. Die Schrecken der letzten Stunden lösten sich in einem ziemlich heiseren, aber ehrlichen Lachen, nachdem sie den Beschwörer für einen Moment völlig baff angesehen hatte. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. "Wir dachten, du seist tot..." flüsterte sie und spürte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen traten. "Der Angriff wurde zurückgeschlagen. Meisterin Marie ist hier... sie hat die Verräter vernichtet."

    Man dachte ich sei tot und Erynn saß die ganze Zeit hier?! Aber wie... Der Kaiserliche sah, wie die Augen der Dunmer begannen zu glänzen. Er wusste nicht, was er erwidern sollte, stattdessen drückte er einfach nur ihre Hand.
    Die Tür wurde aufgeschoben und Marie trat ein. Mitten in der Bewegung erstarrte sie jedoch, als ihr Blick auf Arranges fiel. Unzählige Gedanken rauschten durch ihren Kopf und ihre Mundwinkel zuckten, aber mehr Regung war nicht zu erkennen. 'Ich hätte nicht gedacht, dass ihr nochmals die Augen öffnet Arranges...' Sagte sie kühl, während sie an den Tisch herantrat. 'Tut mir leid, dass ich euren Wünschen nicht nachkommen kann Meisterin Marie, ich gelobe Besserung...' Gab Arranges zurück.
    Marie nahm Erynn mit nach oben. Sie gab ihr in einem Gespräch unter vier Augen zu verstehen, dass es besser für sie wäre, ihr kleines Geheimnis für sich zu behalten. Außerdem würde Marie mit 4 ihrer Botschafter zu ihrem Haus zurückkehren. Die restlichen drei unterstellte sie dem direkten Befehl der Dunmer. 'Passt gut auf ihn auf, wir lassen euch Verbände und Arznei da... ich hatte wirklich nicht geglaubt, dass er auf meine Heilzauber anspricht... Sorgt dafür, dass er noch ein paar Tage absolute Ruhe hat, ich bin kein Gott und wenn seine Wunden aufreissen, kann ihm keiner mehr helfen... bis zu unserem nächsten Treffen, Erynn!' Damit verschwand Marie mit den 4 Botschaftern im Wald.
    Als Erynn in den Keller zurückkehrte, war Arranges gerade dabei, auf der Tischkante sitzend, an den Verbänden um seinen Oberkörper herumzuzupfen.

  5. #5
    Auf einen Wink der Meisterin folgte Erynn ihr aus dem Keller hinaus. Sie ahnte bereits, worüber die Frau mit ihr würde sprechen wollen – und tatsächlich, sie sollte recht behalten. Keine Sorge, ich werde bestimmt kein Wort darüber verlieren... Moment mal, WAS?! Ich soll bitte was? Die Elfin warf ihrem Gegenüber einen zweifelnden Blick zu. Sie sollte hingehen und den Elitekämpfern sagen, was zu tun sei? Nene... die Kerle könnten mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Meine Güte, wenn sich irgendein Frischling, gerade mal eine halbe Hand höher als ein Schwein, vor mich hinstellen und mir was erzählen wollte, würd ich den bestenfalls auslachen! Erynn beschloß,die Botschafter bis auf Weiteres einfach in Ruhe zu lassen, sie wüßten wahrscheinlich ohnehin selbst am besten, wie sie sich nützlich machen konnten. Nachdem sich die Nekromantin verabschiedet hatte, floh die Dunmer zurück in den Keller.
    ... und mußte ziemlich an sich halten, um ihren Kopf nicht mit Wucht gegen den Türrahmen zu schlagen. Ich fasse es nicht. Bin ich denn nur von Verrückten umgeben? Mit drei schnellen Schritten war sie bei Arranges, legte wortlos den einen Arm um seine Schultern, schob den anderen unter seine Kniekehlen und verfrachtete ihn wieder in eine liegende Position. „In den nächsten Tagen wirst du keinesfalls hier herumhampeln. Du wirst nicht aufstehen, du wirst keine Turnübungen veranstalten und du wirst gefälligst nicht an den Verbänden herumfingern! Ich meine es ernst, Arranges, und wenn du dich noch so sehr langweilst.“

    Arranges konnte gar nicht so schnell schauen, wie Erynn ihn wieder hingelegt hatte. Verwirrt und fragend blickte er sie nur an. 'Entschuldige, aber... hier herumhampeln?! Das sicherlich nicht, wir können hier nicht bleiben...' Er machte eine wegwerfende Geste und schien den Worten der Dunmer kaum bis keine Bedeutung zu zuschreiben. 'Das Anwesen ist verloren... trotzdessen, dass wir die Angreifer geschlagen haben, so wie es aussieht... unsere Aufgabe hier ist im Grunde erledigt...' Er versuchte sich wieder hochzstemmen.

    "Hör mir zu", sagte sie und unterband seinen Versuch, sich wieder auf die Ellbogen hochstützen zu wollen. "Es ist noch keine Stunde her, da warst du praktisch scheintot. Ich weiß nicht, was die Meisterin mit dir gemacht hat, aber ihre Anweisungen waren mehr als deutlich. Du gehst nirgendwo hin, und zwar mindestens für fünf Tage. Wenn du pinkeln mußt, besorg ich dir einen Eimer." Ihre Stimme wurde weicher. "Du wurdest von zwei Wurfspießen und einigen Bolzen getroffen, erinnerst du dich? Es ist ein Wunder, daß du überhaupt hier rumquengeln kannst... Also, bitte: Bleib einfach liegen, bis die Wunden verheilt sind." Sie seufzte. "Ja, dieses Haus wurde aufgegeben. Aber wir sind gut genug versorgt, um noch für mehrere Tage ausharren zu können. Danach sehen wir weiter."

    Ja, Arranges erinnerte sich noch daran, wie die Geschosse ihn getroffen hatten. Das hinderte ihn aber nicht daran, seinen Freiheitsdrang irgendwie versuchend auszuleben. 'Meisterin Marie ist eine herausragende Heilerin... auch wenn es das erste Mal war, dass ich derjenige bin, der ihre Künste diesbezüglich in Anspruch nahm... Es geht mir gut Erynn... wir können nicht noch 5 Tage warten... unmöglich!' Er wischte ihre Hände zur Seite, die auf seinem Brustkorb ruhten, um ihn auf dem Tisch zu halten. 'Wir müssen zusehen, dass wir an den dritten Siegelstein gelangen...' Wieder stemmte er sich hoch. 'Ich kann, will und werde hier nicht herumliegen und warten, bis die Abtrünnigen für den endgültigen Zerfall der Gathering gesorgt haben...'

    "Richtig. Sie ist hervorragend, und darum wird sie wohl Recht haben wenn sie sagt, daß du noch Ruhe brauchst." Was hab ich bloß angestellt, um das hier verdient zu haben... wie unvernünftig kann einer allein denn überhaupt sein? Magier! "Wir werden uns den letzten Siegelstein ohnehin nicht erkämpfen können, solange du geschwächt bist. Und wir haben den Verrätern einen empfindlichen Schlag versetzt. Sie werden gewiß eine Weile brauchen, bis sie sich davon erholt haben... Verflucht noch mal, ich habe gesagt, du sollst nicht rumhampeln! Die Meisterin hat drei Botschafter zu unserem Schutz hiergelassen. Wenn du nicht sofort mit diesem Unfug aufhörst werde ich die Jungs bitten, dich festzubinden - ich schwörs dir!"

    Arranges erstarrte mitten in der Bewegung. Nach einem kurzen Augenblick fing er sich aber wieder. 'Quatsch... warum sollte Marie ihre Botschafter hierlassen? Und selbst wenn, würden die eher auf mich hören als auf dich... also hör auf so dreist zu lügen, das konntest du nie sehr gut...'

    Erynn verdrehte die Augen. Am liebsten hätte sie angesichts von so viel Sturheit laut geschrien. "Sag mal, hast du 'nen Nagel im Kopf? Warum willst du dich mit aller Gewalt doch noch umbringen? Ich hab keine Ahnung, warum sie einen Teil ihrer Elite hiergelassen hat. Glaubst du, sie erklärt mir ihre Gründe?"
    Langsam aber sicher wurde ihr die ganze Sache zu absurd. "Außerdem hat sie die Botschafter explizit angewiesen, sich mit mir abzusprechen. Also führ mich nicht in Versuchung!"

    'Ach sieh an... du hast dich mit ihr verbrüdert?! ... Und als nächstes habe ich Torrah völlig um sonst umgebracht, weil die hochgeschätzte Meisterin Marie sich einen neuen Schützling formen will... Ich war mir ja klar darüber, dass Marie mich hasst, aber dass sie immer weiter sucht, um etwas zu finden, mit dem sie mich abwürgen und mir ihre Antipathie mir gegenüber zeigen kann, hätte ich zumindest dieser Tage nicht erwartet...' Kraftlos ließ sich Arranges auf den Tisch zurücksinken, schloss die Augen und winkte mit einer Hand leicht in Richtung Tür. 'Ihr dürft euch entfernen, Schüler... ich brauche Ruhe...' Anhand seiner Stimme war nicht ganz klar, ob er in leichtem Fieberwahn sprach, der vom Heilprozess und der Erschöpfung herrührte oder seine Worte tatsächlich so ernst meinte, wie er sie sprach.

    Arranges' Worte waren gut gezielt, und die Dunmer zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. "Ich habe mich nicht mit ihr verbündet", antwortete sie mit trauriger Stimme. "Aber wenn diese Wunden wieder aufbrechen, wirst du daran sterben. Seit spätestens letzter Nacht weiß ich, daß ich das nicht ertragen könnte... denk darüber nach." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Raum.

  6. #6
    Arranges hob den Kopf und schielte zur Tür hinüber. Von wegen, das könntest du nicht ertragen... es hat sich seit unserer allerersten Begegnung nichts geändert... Er brütete noch einige Minuten über diesen Gedanken und kam zu dem Schluss, dass ihn hier schlicht nichts mehr hielt. Seine Wunden waren versorgt und er fühlte sich allgemein gesund. Er stemmte sich hoch und setzte sich wieder an die Tischkante. Gerade wollte sich Arranges von der Tischplatte rutschen lassen, da bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel. Er drehte den Kopf. Ein Botschafter trat neben ihm aus dem Nichts. 'An eurer Stelle würde ich das unterlassen Arranges!'
    'Wie... warum? Ich habe von der Gathering eine Aufgabe zugeteilt bekommen, die ich so schnell wie möglich erledigen sollte.' Arranges bemühte sich um eine feste Stimme. Aber trotzdessen, dass die Botschafter unverhüllt waren, dadurch ihre Stimme nicht so stechend im Kopf nachhallte und sie allgemein nicht so unangreifbar wirkten, waren sie noch immer eine Erscheinung, mit der man sich nicht unbedingt anlegen wollte. 'Erynn hat mir aufgetragen, hier über euch zu wachen und sicherzugehen, dass ihr euer Krankenlager nicht verlasst!'
    'Ihr stellt euch also gegen den Befehl der Gathering?!'
    'Nein, ich gehorche nur jenem Befehlenden, dem ich zugeteilt wurde... ihr wisst das doch Arranges...'
    'Allerdings... jedoch könnt und dürft ihr mich nicht aufhalten... einem direkten Befehl der Großmeister darf in keinster Weise entgegengewirkt werden!'
    'Richtig... jedoch erfordern besondere Situationen, besondere Maßnahmen...' Arranges reagierte schon nicht mehr und setzte bereits die Spitze eines Fußes auf den Boden, 'das ist meine letzte Warnung Mentor! Legt euch wieder hin oder ich,' Arranges sah den Hünen herausfordernd an und setzte den zweiten Fuß auf, 'wie ihr wollt... Erynn hat zwar von solcherlei Maßnahmen dringend abgeraten, aber ihr lasst mir keine Wahl...!' Eine lange, sehr schmahle Nadel blitzte auf, an deren Ende ein kurzes Griffstück aus Kork und einem abschließenden kleinen Federschaft hing. Nur einen Herzschlag später steckte der Wurfpfeil in der Schulter des Kaiserlichen. Arranges bemerkte, wie erst sein Arm, dann der Rest seines Körpers taub wurde und die Hand des Schlafes nach ihm griff...

    Er hatte den ganzen restlichen Tag und die komplette folgende Nacht geschlafen. Er öffnete langsam die Augen am Morgen des zweiten Tages. Verfluchte Botschafter... Sein Kopf schmerzte. Instinktiv wollte er sich mit einer Hand an die Stirn fassen, doch es war unmöglich. Was zur Hölle?! Er wollte den anderen Arm heben, aber das war genauso nicht möglich. Als er sich insgesamt rührte und auch seine Füße nicht bewegen konnte, bemerkte und realisierte er, dass er festgebunden war. Seine Arme waren an den Handgelenken fest mit Lederriemen an den Tisch fixiert, ebenso seine Füße. Mit einem breiten Lederband wurde sein Oberkörper am Tisch gehalten. Ordentlich laut fluchend, rüttelte er an seinen Fesseln. Scheiss Leder... los, brenn! Die Fessel an seiner rechten Hand verkohlte augenblicklich und als er mit der glühenden Hand nach der Fessel um das linke Handgelenk greifen wollte, spürte er eine Berührung an der Stirn. Das Glühen verschwand und mit ihm entzog sich der komplette Zugang des Magiers zu seiner Magie. Eine riesige Pranke schloss sich um die wild fuchtelnde Hand und hielt sie unerbittlich fest. 'Wollt ihr gleich nochmal eine Betäubung genießen oder werdet ihr auf meinen Rat hin auch so Ruhe geben, Arranges?' Der Botschafter, der ihn auch am Vortag schon bewacht hatte, hatte sich am Kopf, außerhalb des Blickfelds des Genesenden postiert, trat aber jetzt, die Hand noch immer festhaltend, neben ihn. 'Lass mich los!'
    'Ihr habt nicht das Privileg, über mich zu verfügen, Mentor.' Arranges stieß einige üble Beleidigungen aus, die den Botschafter jedoch nicht im Geringsten interessierten. Und dann brüllte der Kaiserliche so laut er konnte nach Erynn.

    Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die Dunmer den Keller betrat und ein wenig verwirrt auf die wohl recht seltsame Szene schaute, die sich ihr bot: Der Botschafter hielt den dünn wie ein Zahnstocher wirkenden Arm des Kaiserlichen in seiner schaufelartigen Hand und sah zu ihr herüber, wohl auf irgendwelche Anweisungen wartend. 'Verfluchtes Blutauge... PFEIF ENDLICH DIESEN BOTSCHAFTER ZURÜCK!'

  7. #7
    Erynn stürmte die Kellertreppe hinauf. Sie war nicht wirklich wütend, aber maßlos enttäuscht. Im Hof blieb sie stehen und sah sich suchend um. Verdammt, wo sind diese Kerle...?
    Die Elfin schrak zusammen, als sich eine der massigen Gestalten aus einem Schatten löste. Sie hätte schwören können, daß er vorhin noch nicht dort gestanden hatte. „Lady Erynn?“ Sie legte den Kopf in den Nacken, um dem Botschafter ins Gesicht sehen zu können. Tatsächlich reichte sie ihm gerade bis knapp an das Brustbein. „Das ‚Lady’ könnt Ihr weglassen. Bitte seid so gut und sorgt dafür, daß Mentor Arranges sich ausruht. Ich kann ihn nicht bändigen. Aber... geht behutsam vor. Er ist im Moment zerbrechlicher, als er tut.“ Der Hüne nickte und verschwand – wortwörtlich. Er war einfach weg. Mit dieser einen Sorge weniger machte sie sich daran, Parlovars überlebende Schüler zu suchen. Sie wußte nicht, ob Marie sie vielleicht mitgenommen hatte, aber wenn dem nicht so war, wollte sie sich zumindest versichern, daß es ihnen einigermaßen gut ging.
    Schließlich fand sie zumindest Tujenne vor einem halbwegs intakten Nebengebäude sitzen. Der Schock stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, aber sie konnte der Elfin zumindest mitteilen, daß die drei anderen sich zum Schlafen zurückgezogen hatten. Erynn nickte und zermarterte sich das Hirn, welche möglichst anspruchslose Aufgabe sie der Bretonin auftragen konnte, um sie ein bißchen in Bewegung zu bringen. Das mußte möglichst bald geschehen, wie sie wußte, sonst bestand die Gefahr, daß das Mädchen für lange Zeit in ihrem Schrecken erstarrte. Als sie sich mit einer Hand durchs Haar fuhr, kam ihr eine Idee und sie bat die Schülerin, ihr einen Kamm zu bringen. Sie sah die Dunmer für einen Moment verwirrt an, verschwand dann aber, um bald darauf zurückzukehren. Erynn nahm das Utensil entgegen, löste das Lederband in ihrem Nacken und begann, es durch ihre verfilzte Mähne zu ziehen. „Seit wann lernst du bei Meister Parlovar?“ fragte sie. Keine Antwort. Hm. Ich gebe zu, das war verdammt platt... Aber da ich leider nicht weiß, wie ich in nächster Zeit eine Seelsorgepriesterin hierher schaffen soll, wirst du mit mir vorlieb nehmen müssen. „Hast du noch Schmerzen?“ fragte sie weiter. Wieder antwortete das Mädchen nicht, stand aber mit einem Ruck auf und nahm ihr den Kamm aus der Hand. Mit bedächtigen, sorgfältigen Bewegungen begann Tujenne, die Haare der Dunmerin zu entwirren. Sie ließ es geschehen, war froh darüber, daß die Andere überhaupt etwas tat. Sie ist sehr hübsch gewesen, überlegte Erynn, und wahrscheinlich ebenso stolz darauf. Es muß grausam sein zu wissen, daß niemand sie je mehr mit Bewunderung ansehen wird... Mit einem Mal kam ihr ihre eigene, entstellte Hand überhaupt nicht mehr schlimm vor. Mechanisch flocht die Bretonin das Haar zu einem kunstvollen Zopf und verkündete dann, sich ebenfalls hinlegen zu wollen. Die Elfin dankte ihr und nickte.
    Sie kehrte in den Keller zurück und fand Arranges ruhiggestellt vor, ein Zustand, der, so informierte sie der Botschafter, auch noch für eine ganze Weile anhalten dürfte. Meine Güte, was für ein Theater... und jedesmal dieselbe Scheiße. Was treibt dich bloß dazu, in solchen Situationen immer wieder deinen Dickschädel durchsetzen zu wollen? Es dauerte tatsächlich einen Augenblick, bis es ihr wieder einfiel. Kontrollverlust, natürlich. Sie hatte sich schon so dermaßen an diese Macke gewöhnt, daß sie sie unter normalen Umständen gar nicht mehr wahrnahm. In der Nacht schlief sie zusammengerollt auf den bloßen Fliesen vor dem Kamin. Arranges’ Worte hatten sie verletzt, ohne Zweifel. Dennoch wollte sie in der Nähe sein, wenn sich irgend etwas änderte. Die Präsenz des Botschafters blendete sie dabei aus. Nachdem sie sich die letzten beiden Nächte um die Ohren geschlagen hatte war sie viel zu erschöpft, um sich daran zu stören. Sie konnte den Kerl ohnehin nicht sehen, auch wenn sie genau wußte, daß er da war.

    Als Erynn erwachte, beschloß sie irgendwo etwas Eßbares aufzutreiben und zumindest für die Schüler ein Frühstück zu bereiten. Ich entwickle mich wahrhaftig zu einer Glucke... nicht zu fassen! Andererseits: Irgendwer muß in diesem Irrenhaus doch zumindest einigermaßen in der Spur laufen – und wie es aussieht, bin das wohl ich. Es war ein Witz, vermutete sie. Von Sheogorath persönlich.
    Sie hatte den Ausgang des abbruchreifen Langhauses noch nicht erreicht, als sie hörte, wie Arranges ihren Namen schrie. Es klang wütend. Natürlich. Die Elfin hob die Hände in flehender Geste zum Himmel, wandte sich um und ging die Kellerstufen wieder herunter. Der Anblick, der sich ihr bot, war mit einem Wort zu beschreiben: grotesk.
    „Was ist hier los?“ fragte sie deutlich genervt, nachdem sie sich das Gezeter des Beschwörers angehört hatte.

  8. #8
    'Mentor Arranges hat wieder versucht sich von seinem Krankenlager zu entfernen. Er war gerade dabei, die Fixierungen zu zerstören und...'
    'Halt den Rand!' Fiel ihm der Nekromant ins Wort. 'Verdammt Erynn, wenn ihr nicht sofort diesen Kleiderschrank hier an die Leine nehmt, schwöre ich euch...' Und weiter kam Arranges nicht. Der Körper des Kaiserlichen leuchtete kurz grün auf, dann brachte er keinen Ton mehr heraus. Der Botschafter ließ die Hand los, welche daraufhin auf den Oberkörper des Magiers fiel. 'Er wollte sich jedenfalls schon wider entgegen jeder Anordnung davonmachen...' Der Botschafter machte einen Schritt zur Seite. 'Sagt bescheid, wenn ich den Lähmzauber auflösen soll, damit ihr mit ihm reden könnt...'

    Erynn faßte sich mit zwei Fingern an die Nasenwurzel und schloß kurz die Augen. "Ich bin wirklich verdammt froh, daß ihr Jungs hier seid..." murmelte sie. Dann, lauter: "Bitte, ersetzt den Riemen und löst den Zauber auf. Dann laßt uns für einen Moment allein... aber bleibt in der Nähe." Das kann ja heiter werden... warum beim Abgrund mußt du immer alles so kompliziert machen, Beschwörer?

    Der Botschafter nickte stumm und tat wie ihm geheißen. Einige Minuten verstrichen, bis er fertig war. Er verließ den Raum und gerade, als er die Tür ins Schloss gezogen hatte, löste er auch den Lähmzauber. 'Erynn... sobald ich hier irgendwann wegkomme, habt ihr ein hässliches Problem, wenn ihr mich nicht sofort losmacht!'

    "Ich habe gerade jede Menge häßlicher Probleme, da kommt es auf eines mehr auch nicht mehr an. Eines davon bist du." Sie ließ sich auf den Stuhl fallen. "Arranges, was du hier gerade abziehst, ist lebensgefährlich! Du kannst noch nicht wieder herumlaufen, begreif das doch endlich!" Sie sprang wieder auf und tigerte in dem Raum auf und ab. "Du bist wahrscheinlich der schwierigste, undankbarste Patient, den es gibt. Und ich wurde nunmal blöderweise dazu verdonnert, auf dich aufzupassen. Mach doch nicht alles noch schlimmer, als es ohnehin schon ist. Glaubst du etwa, mir gefällt es dich so zu sehen?"
    Langsam aber sicher überkam sie Verzweiflung. Ja, sie haßte diese ganze Situation, litt darunter, daß der Kaiserliche wütend auf sie war und war nicht zuletzt zu Tode erschöpft. Es war zum Davonrennen.

    Der Kaiserliche steigerte sich immer mehr in die Sache hinein. Er ruckte an den Fesseln herum, versuchte einen Schwachpunkt zu finden. 'Ich weiss nicht, ob dir das gefällt oder nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es das tut... hättest du auf mich gehört, würdest du jetzt in Skingrad sitzen und hättest keines deiner anscheinend so zahlreichen Probleme, noch müsstest du auf mich aufpassen und mich umsorgen oder sonst etwas... also hör auf mit deinem Geschwätz und mach mich verdammt nochmal los...!' Er rüttelte an den Fesseln herum und tat sein Möglichstes, seine Gesicht dem einer in die Enge getriebenen Raubkatze ähneln zu lassen...

    Erynn beschloß, Arranges erst einmal toben zu lassen. Sie drehte den Stuhl herum, setzte sich rittlings darauf und stützte die Arme auf die Lehne. Dann sah sie sich das Schauspiel an. Verdammt noch mal, wenn sie nur könnte, hätte sie ihn längst losgeschnallt. So wie er sich gebärdete war daran jedoch nicht zu denken. Das wird noch Ärger geben. Gewaltigen Ärger... bleibt nur zu hoffen, daß der Kerl in nächster Zeit nicht allzu hart wird zuschlagen können...

    Arranges musste nach einer Weile schlicht aufgeben. Mit Schweißperlen auf der Stirn lag er schwer atmend auf dem Tisch, bewegte sich aber sonst nicht mehr wirklich. Er drehte den Kopf ein wenig und blickte der Dunmer für einige Minuten nur stumm in die Augen. 'Bereitet es dir wenigstens Vergnügen, mich jetzt, da du einen Botschafter auf deiner Seite hast, kontrollieren und beherrschen zu können?'

    Sie schüttelte den Kopf. "Nein, im Gegenteil. Es zerreißt mir das Herz. Aber ich werde nicht zulassen, daß du dich allein aus Sturheit heraus umbringst, oder weil du es nicht ertragen kannst, daß die Dinge nicht nach deinen Vorstellungen laufen. Bitte, hör endlich auf dich zu wehren und laß deinem Körper Zeit, wieder heil zu werden... bitte." Sie fuhr sich mit der Linken über das Gesicht. Als sie wieder sprach, flüsterte sie nur noch. "Es war entsetzlich, dich da liegen zu sehen, scheinbar ohne einen Funken Leben im Leib... laß es jetzt nicht wieder so weit kommen, und noch dazu völlig sinnlos."

    In seiner innerlichen Raserei hatte er fest mit einem Ja gerechnet. Aber die Worte der Dunmer brachen wie eine Sturzflut über die lodernde Wut herein und alles was blieb, war grauer Nebel. 'Es... es tut mir leid...' Sagte er ehrlich. Er war so von ihrer Sorge um ihn überwältigt, dass er zunächst nicht wusste, was er ihr sagen konnte, stattdessen blickte er ihr nur wieder stumm in die Augen. Dann drehte er den Kopf wieder und schaute zur Decke. 'Ich werde hier liegen bleiben... auch wenn es mir schwer fallen wird...' Nach einigen Augenblicken fügte er hinzu: 'Aber bitte nimm mir die Fesseln ab... und... und,' bleib bei mir, 'sieh zu, dass nicht irgendwer nach den heilenden Wunden sieht...'

    Die Elfin stand langsam auf, trat an den Tisch heran und löste die Riemen. Arranges hatte es tatsächlich geschafft, sich die Gelenke daran aufzuschürfen. "Keine Sorge. Ich werde die Verbände morgen selbst wechseln... in vier Tagen können wir hier weg." Mit einem weichen Tuch tupfte sie dem Beschwörer den kalten Schweiß vom Gesicht. "Ich muß mich um die überlebenden Schüler kümmern. Marie hat sie hiergelassen, und im Moment kann keiner von denen auch nur gescheit geradeaus laufen. In ein paar Stunden bin ich zurück."

    Arranges wollte den Kopf erst wegdrehen, hielt aber dann doch still... Als Erynn das Zimmer verlassen hatte, war sein erster Impuls, einfach aufzuspringen, aber nach ein paar Herzschlägen hatte er diesen Drang niedergekämpf und blieb liegen. Langsam aber sicher, bemerkte er auch, wie der Zauber, der seine Verbindung zur Magie blockiert hatte, nachließ. Nach einer Weile, in der Erynn noch nicht wiederkam, schlief Arranges schlussendlich doch wieder ein. Allerdings war sein Schlaf eher unruhig, denn entspannt...

  9. #9
    Der Botschafter wartete am oberen Treppenabsatz auf sie. Erynn dankte ihm für seine Mühe und informierte ihn, daß sie seine Hilfe vermutlich nicht mehr brauchen würde. Der große Mann nickte und entfernte sich dann. Sie machte sich wieder auf die Suche nach den Schülern und spannte sie dafür ein, so weit das möglich war, ein warmes Essen zuzubereiten. Der Ork hatte die Erlebnisse während ihres verzweifelten Kampfes bisher am besten weggesteckt. Die übrigen funktionierten mehr oder minder, doch ihre Augen blieben leer. Ich wette einen Jahressold, daß ihr keine Ahnung hattet, worauf ihr euch einlaßt. Wolltet ein bißchen mit verbotener Magie herumspielen, weil es ja so verrucht ist, was? Von der großen Macht und Überlegenheit träumen. Nun, willkommen in der Wirklichkeit... Dafür habt ihr euch definitiv den falschen Laden ausgesucht.
    Erynn nahm den Ork beiseite und ging ein paar Schritte mit ihm. Von ihm erfuhr sie, daß Parlovar bereits seit längerer Zeit abwesend und seine Schützlinge seither auf sich selbst gestellt waren. Was für ein Vorbild... und das in Zeiten wie diesen. Nicht zu fassen. Zudem hat Arranges gesagt, daß die Ausbildung der Schüler noch nicht sehr weit fortgeschritten sei – ganz schön mutig, einen Haufen Frischlinge für so lange allein zu lassen. Hat sich der Meister gar keine Sorgen gemacht, daß sie aus Selbstüberschätzung sein Labor in Brand stecken könnten oder sowas? Sehr seltsam das Ganze. Das Bild des gut gefüllten Weinkellers drängte sich in ihr Bewußtsein, und für den Moment akzeptierte sie diese Tatsache als hinreichende Erklärung. Und natürlich war da noch eine weitere Sache: Magier!

    Der Ork blieb plötzlich stehen und sah sie an. „Meisterin Marie hat gesagt, ihr sollt uns bis nach Cyrodiil mitnehmen...“ Der Elfin entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Hatte sie doch gerade erst die schlimmsten Wogen geglättet, dürfte diese Entwicklung den Beschwörer direkt zu einem erneuten Tobsuchtsanfall verleiten. Was bei allen Göttern und Ahnen hab ich bloß verbrochen, um das hier verdient zu haben, fragte sie sich zum wiederholten Male. Dem Schüler war ihr Aussetzer nicht entgangen. „Das war nicht meine Idee. Die Anweisung kam von der Meisterin“, sagte er mit deutlicher Verunsicherung in der Stimme. „Schon gut.“ Erynn zuckte die Achseln. „Ich werde es dem Mentor schon irgendwie begreiflich machen...“
    Sie ließ den Ork stehen und kümmerte sich um die Pferde, nahm ihnen endlich das Lederzeug ab und tränkte sie. Die Tiere hatten den Angriff wohl gut überstanden. Gelangweilt standen sie zusammen, dösten mit gesenkten Köpfen und schlugen mit den Schweifen träge nach einigen Fliegen.
    Erynn ging zurück in den Keller, hoffte, dort noch ein bißchen Ruhe zu bekommen. Sie fand Arranges unruhig schlafend, rückte die zerwühlte Decke zurecht und streckte sich dann an ihrem Platz vor dem Kamin aus. Das werden noch vier verdammt lange Tage...
    Geändert von Glannaragh (29.03.2011 um 12:54 Uhr)

  10. #10
    Arranges träumte wirres Zeug. Davon, dass statt ihm Erynn hier dem Tode näher als dem Leben liegen würde, krümmte sich unter den Bildern einer zerstörten Gathering und musste mitansehen, wie Nienna, Jurano, Marbell, Meryann, Falanu und viele andere, die ihm nahestanden, von Botschaftern der Abtrünnigen hingerichtet wurden. Nur er blieb verschont, wurde gezwungen, sich in die neue Ordnung zu fügen, genau wie die Großmeister, die aus irgendeinem Grunde den Verrätern schlussendlich doch unterlegen waren...

    ... in dem Moment, in dem er allerdings schweißgebadet hochschrak, war der größte Teil der Bilder wieder vergessen, nur der tief sitzende Schrecken blieb. Arranges versuchte sich zu beruhigen, während er mit weit aufgerissenen, aber geröteten Augen zur Decke blickte. Einige Minuten später hatte er sich soweit gefangen, dass er klar denken konnte. Aber bevor er überhaupt irgendeinen eigenen Gedanken fassen konnte, forderte sein Körper ein, womit er schon seit viel zu vielen Stunden vernachlässigt worden war. Arranges drehte den Kopf zur Tür, sie war verschlossen. Ich sollte das eigentlich nicht tun... aber... ach egal... Arranges stützte sich vorsichtig hoch, bis er in einer annähernd sitzenden Position war. Er wollte sich gerade von dem Tisch schieben, als sich hinter ihm etwas regte. Erschrocken zuckte er zusammen und verharrte. Langsam drehte er den Kopf und sah Erynn, die sich gerade ebenfalls vor dem Kamin liegend, aufrichtete und ihn jetzt aus ihren im Schein des Feuers eindrucksvoll glühenden Augen anschaute. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Arranges ließ sich ohne große Umschweife wieder zurücksinken. 'Ich wollte nicht... ich meine...' Er atmete deutlich genervt aus. 'Sag einfach nichts! ... Ich... ein Eimer wäre praktisch... und etwas zu essen... bitte.' Mit einer Falte auf der Stirn, die unübersehbar zum Ausdruck brachte, wie arg er sich darüber ärgerte, das alles nicht selbst erledigen zu können, weil er nicht aufstehen sollte, starrte er zur Decke, während er hörte, wie sich die Dunmer erhob...

  11. #11
    Das werden wirklich vier sehr lange Tage... Noch etwas benommen vom Schlaf stemmte sie sich hoch. „Sicher...“ meinte sie nur und machte sich auf den Weg.
    Erynn verließ den Raum und schaute den Kellergang entlang. Neben dem Zimmer, in dem der Kaiserliche lag, befand sich der Weinkeller, dem gegenüber die einzige weitere Tür. Diese stieß sie auf, spähte in das Halbdunkel und würgte. Ganz sicher nicht die Besenkammer. Die Wände des erstaunlich großen Gewölbes waren von seltsamen Zeichen und daedrischen Hieroglyphen bedeckt, an zwei Wänden zogen sich Regale vollgestopft mit Büchern, Glaskolben und weiteren, wenig vertrauenerweckenden Gegenständen entlang. In der Mitte standen zwei Tische, auf denen jeweils ein mumifizierter Leichnam lag, die Münder wie zu einem stummen Schrei aufgerissen. Ein leichter Geruch nach Moder und Balsamierungsflüssigkeit hing in der Luft.
    Die Kriegerin atmete einmal tief durch, zog den Kopf ein und huschte durch den unheimlichen Raum, bis sie fand, was sie suchte. Fluchtartig verließ sie das Gewölbe wieder und schlug die Tür hinter sich zu. Widerlich! Blanker Ekel stand in ihrem Gesicht, aber wenigstens war sie jetzt wach.

    Erynn stellte den Eimer neben Arranges’ Lager ab und verzog sich wieder, besorgte eine Schale von dem Eintopf, der vom Frühstück übrig geblieben war und fragte sich währenddessen ernsthaft, ob sie vielleicht ihren Beruf verfehlt hatte. Nachdem sie auch das Essen abgeliefert und den Eimer gleich wieder mitgenommen und in einem Gebüsch ausgeleert hatte, stand sie für eine Weile unschlüssig im Hof. Ich muß da noch mal rein. Sonst verfolgt mich das nächtelang in meinen Träumen...
    Kurz darauf stand sie wieder vor der Tür zu Parlovars Arbeitsraum. Zögernd trat sie ein und zwang sich, diesesmal die ganze Szenerie in sich aufzunehmen, ging schließlich nahe an einen der Tische heran und besah sich den trockenen Körper darauf genauer. Es war einmal ein Khajiit gewesen. Mit fehlendem Fell und leeren Augenhöhlen wirkte der Leichnam noch grotesker als ohnehin schon. Sie erkannte einige Schnitte am Torso und winzige, mit schwarzer Tinte gemalte Symbole auf der Haut. Vorsichtig streckte sie eine Hand aus, wagte letztendlich aber doch nicht, den Toten zu berühren, aus Furcht, das Präparat könnte plötzlich aufstehen und sie anspringen. Sie wandte sich ab und strich die Regale entlang. Die darin aufgeschichteten Knochen und Schädel schreckten sie längst nicht mehr, als eine Reihe gläserner Behälter ihre Aufmerksamkeit weckte. Erynn ging dicht an einen davon heran, zuckte zurück und stieß einen leisen Schrei aus, als sie das darin schwimmende Knäuel als Embryo identifizierte. Das ist krank... warum bewahrt man sowas auf?
    Langsam aber sicher hatte sie genug, verstand sie doch ohnehin das meiste davon nicht und ohne weitere Erklärung würde sich ihr Kopf nur die wildesten Dinge dazu ausmalen. Aufs Geratewohl griff sie nach zwei Büchern und verließ den Raum, fragte sich dabei, wie viel Ärger es ihr wohl einbringen mochte, wenn sie den Weinkeller eines Gatheringmeisters plünderte. Angesichts der letzten Eindrücke entschied die Elfin, daß es das Risiko nicht wert sei.

    Erynn kehrte zu Arranges zurück, ziemlich bleich um die Nase, was ihr einen fragenden Blick des Beschwörers einbrachte. „Es gibt hier... eine Art Labor, und eine Forschungssammlung“, erklärte sie und schluckte einmal. „Meine Güte, wie hältst du das nur aus!?“ Dann winkte sie ab. „Wie dem auch sei, ich hab dir zwei Bücher mitgebracht. Keine Ahnung, ob du damit etwas anfangen kannst. Und da ist noch was: Marie hat anscheinend verfügt, daß wir Parlovars Schüler mit nach Cyrodiil nehmen sollen...“
    Geändert von Glannaragh (29.03.2011 um 18:59 Uhr)

  12. #12
    Nachdem Erynn ihm das Essen gebracht hatte, musste Arranges nach einigem hin und her verärgert feststellen, dass er zwar kaum zwei Tage nach der Schlacht wieder brüllen konnte, aber das Schlucken nicht so recht funktionierte. Eines der Pila musste dort hart getroffen haben. Nicht nur einmal musste er arg husten, nachdem er sich verschluckt hatte. Und dann wurde es ihm doch zu bunt. Unsanft stellte er die Schüssel auf dem Stuhl neben dem Tisch ab. Vielleicht zwei Löffel hatte er hinuntergewürgt, der Rest war noch in der Schüssel. Er legte sich gerade wieder, als die Dunmer das Zimmer betrat. Sie hatte zwei Bücher unter den Arm geklemmt. Was wird das denn jetzt... du hast was?! Was machst du im Labor eines Meisters?! Aber ehe er sich wirklich darüber aufregen konnte, verschlug es ihm die Sprache, als Erynn das mit den Schülern erwähnte. 'Nein... auf keinen Fall! Die kannst du mit den Botschaftern zu Meisterin Marie schicken... wir können keine 4 Schüler beschützen...'

    "Pfff... ich hab auch keine Lust darauf, Arranges. Aber es ist und bleibt eine Anweisung. Die Meisterin wäre sicher nicht begeistert, wenn ich sie einfach den Botschaftern aufhalsen würde. Außerdem... ich trau mich nicht, die Kerle darum zu bitten", antwortete sie zerknirscht. "Und einfach zurücklassen können wir sie auch nicht. Sie sind immer noch völlig aufgelöst."

    Verdammt... es ist eine Anweisung... daran kann man nicht rütteln... 'Du... traust dich nicht die Botschafter darum zu bitten? Wie kann man nur so dämlich sein Erynn? Sie unterstehen deinem Befehl, die Jungs würden sich sogar für dich ins Feuer setzen, wenn es dein Überleben sichern würde...' Arranges atmete genervt aus. 'Und was hattest du überhaupt im Labor des Meisters zu suchen? ... Ich frage natürlich nur, damit ich weiss weswegen ich das nächste Mal von der Gathering zusammengefaltet werde...' Verdammt ich muss dringend etwas essen...

    Erynn zuckte zusammen. "Äh. Also. Eigentlich hab ich einen Eimer gesucht... und dann... mußte ich mir das einfach nochmal genauer ansehen, weil... weil." Oh, Scheiße! "Weil ich sonst den Rest meines Lebens Alpträume von diesem Gewölbe gehabt hätte! Das war einfach nur abstoßend! Aber... ich hab nichts angefaßt. Ehrlich." Unsicher sah sie Arranges an. "Tut mir leid..."

    Arranges zog eine Augenbraue hoch und blickte deutend auf die zwei Bücher unter ihrem Arm. 'Nichts angefasst? ... Wieso bist du dann nochmal rein, wenn es so abstoßend war? Und warum bekommst du von soetwas noch immer Alpträume... Außerdem sollten neben den vielen Alpträumen, die du mir zu verdanken hast, kein Platz mehr für andere sein.' Fügte er mit gespielter Eifersucht hinzu.

    "Was? Oh, die Bücher..." Sie legte die beiden staubigen Wälzer rasch auf die Tischkante. "Ich meinte die Leichen. Die hab ich wirklich nicht angefaßt." Erynn bekam immer mehr das Gefühl, diesesmal wirklich Mist gebaut zu haben. "Warum ich da wieder reingegangen bin? Hab ich dir doch schon gesagt. Ich wollte wenigstens wissen, wovor ich mich fürchte. Beim erstenmal... also, da hab ich mich nicht so richtig umgeschaut..."
    Dann stutzte sie. "Und überhaupt, was soll das heißen, kein Platz mehr? Willst du mir jetzt auch noch vorschreiben, was ich zu träumen habe?"

    'Die Leichen hätte ich auch nicht angefasst... ich will nicht behaupten, dass Meister Parlovar ein sehr seltsamer Mensch ist, das sind sie sowieso alle, aber er ist, was die Totenbeschwörung an sich angeht, immer sehr... kreativ.' Arranges grinste schief. 'Hör zu Erynn, wenn er was merkt und einen Verantwortlichen sucht, nehme ich das sowieso auf mich. Mentor sein bedeutet nicht nur den verhassten Lehrer zu spielen... ich bin als Mentor auch schützend für dich verantwortlich... auch wenn wir die Schülersache der Gathering nur vorgaukeln.' Dann wurde sein Grinsen breiter. 'Und was die Sache mit den Träumen angeht... nun...' Arranges wurde von seinem Magen unterbrochen, der jetzt lauthals nach Nahrung verlangte. Verflucht... ich kann nichts essen... Und wie zur Demonstration, mit der er sich vor sich selbst zu rechtfertigen suchte, schluckte er leer... und es funktionierte, ohne, dass er sich vor husten krümmen musste. Was zur Hölle?! Aber dann kümmerte sich Arranges nicht mehr um Erynn. Er stemmte sich hoch und griff nach der Schüssel neben sich... nur einige Herzschläge später war der Magier wieder dabei nach Luft zu schnappen, nachdem er beinahe wieder am Essen erstickt wäre. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht und seine Faust schloss sich um den Löffel so fest, dass die Fingerknochen weiß unter der Haut hervortraten und die Hand leicht zitterte. Mit einem Rumms landete die Schüssel wieder auf dem Stuhl, aber dieses Mal gab die Tonschale nach und zwei Risse zogen sich durch das Material. Arranges ließ sich wieder auf das Lager zurücksinken, während sein Magen enttäuscht angesichts der erwarteten und doch nicht bekommenen Nahrung wieder zu knurren begann. Der Kaiserliche starrte hasserfüllt zur Decke, weährend er einige Male versuchte zu schlucken. Warum bei den vier Säulen geht das im Liegen, nicht aber im Sitzen... bis ich in ein paar Tagen genesen bin, kann ich auch liegenbleiben, bis dahin habe ich gar nicht mehr die Kraft aufzustehen...

    "Bist du dir sicher, daß das Ganze nach diesem Kampf immer noch ein Spiel ist? Ich meine..." setzte sie an, wurde dann aber von Arranges' Husten unterbrochen. "Verdammt!" Als ob es ihm nicht schon längst beschissen genug ginge... Ihr Blick fiel auf die Schüssel, und sie seufzte abgrundtief. Na, hervorragend!

    'Wieso sollte es kein Spiel mehr sein?' Arranges hob den Kopf und blickte Erynn fragend an. 'Falls du dir irgendetwas seltsames zusammenreimst, egal was... für mich jedenfalls ist es noch genau der selbe Plan wie zu Beginn. Du bist nach außen hin meine Schülerin, damit ich für eine Weile Ruhe vor der Gathering habe und hinterher sagen kann, dass ich eine Schülerin hatte, falls sie in den nächsten Jahren wieder ankommen und mir meine Pflichten unter die Nase reiben wollen... Du wirst weder das Siegelpapier unterzeichnen, noch sonstetwas seltsames dahingehend unternehmen...!'

    "Ich... nein. Solange niemand mitbekommen hat, daß ich in der Lage war einen Botschafter niederzuschießen, kommst du damit vielleicht sogar durch", murmelte sie und schüttelte sich. "Nach dem, was ich vorhin gesehen habe, will ich noch weniger ein Teil davon sein als ohnehin schon." Auch, wenn ich keine Ahnung habe, wie ich mein Leben einfach so weiterführen soll nach eben all den Dingen, die ich in den letzten Monaten gesehen und erlebt habe...
    Erynn wechselte das Thema: "Willst du etwas anderes zu essen haben? Irgendwas mit weniger Brocken drin?"

    Arranges schnaubte ärgerlich. 'Das liegt nicht am Essen, sondern vielmehr daran, dass ich nicht schlucken kann, sobald ich sitze... und so wie ich das sehe, wird mir das noch eine Weile bleiben...' Weiterhin starrte er an die Decke.

    Mist... nein, vergiß es! Ich fütter dich nicht. Auf keinen Fall... verfluchte Scheiße. Erynn dachte ernsthaft darüber nach, den Botschafter zu bitten, Arranges noch einmal ins Reich der Träume zu befördern. Sie rannte sich schon den ganzen Tag die Hacken ab, um alle möglichen Leute zu betüddeln. Irgendwann mußte es doch genug sein! "Und... was heißt das genau?" fragte sie mißtrauisch.

    'Naja, das heißt, dass ich mir jetzt ersteinmal überlegen muss, wie ich im Liegen essen kann, ohne, dass hinterher mehr von dem Zeug auf meiner Decke zu finden ist, als in meinem Bauch... trinken wird nochmal eine andere Herausforderung...' Arranges verschränkte die Arme vor der Brust. 'Derjenige, der mit dem Wurfspieß auf meinen Bauch gezielt hat, hat gut getroffen und dabei so einiges verletzt, das auch Marie nicht so einfach direkt heilen konnte, also werde ich mir besser eine längerfristig gute Taktik einfallen lassen müssen, wie ich im Liegen essen kann...'

    Erynn faßte sich mit der Hand an die Stirn und atmete tief durch. Dann hob sie Arranges Kopf vorsichtig an, zog das Kissen darunter hervor, rollte es zusammen und bettete den Kaiserlichen ein wenig höher. Das. Ist. Entwürdigend. Warum immer ich? Sie nahm die Schale auf und hielt ihm einen Löffel von dem Eintopf unter die Nase. "Bitte, mach jetzt kein Theater und iß einfach. Für mich ist das gerade genauso schrecklich wie für dich." Ich schwöre, beim nächsten Kampf werde ich es sein, die völlig kopf- und planlos in die Gegner hineinrennt...

    Arranges schaute sie schon verwirrt an, als sie das Kissen zusammengerollt unter seinen Kopf schob. Erst recht und komplett entgeistert starrte er Erynn an, als sie sich daran machte, ihn füttern zu wollen wie einen greisen Mann. Zur nächsten Mahlzeit werde ich einfach wieder aufste... ach verdammt... Verflucht, ich bin an dieses beknackte Krankenlager gebunden und das sogar ganz ohne Fesseln... Der Nekromant hätte seinem Ärger am liebsten durch Worte Luft verschafft, unterließ es aber und aß einfach. Im Stillen betete er zu allen Göttern, deren Namen er je gehört hatte, dass jetzt keiner hereinkommen würde. Mit einem Mal wusste er seinen derzeit schwachen Kreislauf zu schätzen, so konnte man ihm nicht etwa an geröteten Wangen ansehen, wie peinlich ihm die ganze Sache gerade war. Als die Schale endlich leer war, nuschelte Arranges ein 'Danke...' vor sich hin.

    "Keine Ursache." Es gelang ihr nicht ganz, die Erleichterung aus ihrer Stimme zu verbannen, als sie von der Tischkante rutschte und die Schüssel abstellte. "Äh... was ist jetzt mit diesen Büchern?"

    'Was soll mit denen sein?' Arranges warf einen kurzen Blick auf die Titel. Einen davon konnte man kaum lesen, da der Ledereinband bereits so rissig war, den anderen kannte er bereits. 'Das hier,' er deutete auf jenes, bei dem man den Titel lesen konnte, 'ist etwas zur Leichenaufbereitung... ich glaube kaum, dass dich das interessiert... Und das hier,' er schlug das andere Buch auf, '... ist in daedrischen Lettern geschrieben und bringt dir nichts.' Er grinste sie breit und etwas überlegen an. Arranges las die ersten paar Sätze für sich durch und blickte dann wieder zu Erynn auf. 'Eine nette Lektüre...hätte nicht gedacht, dass Meister Parlovar Sinn für Poesie hat... wo doch sein Verlangen nach kulturellem Luxus sehr einfach durch einen guten Wein gestillt werden kann...'

    [Forsetzung folgt]

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •