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Fossil
Westebene => Skingrad
Erynn konnte sich ein Lächeln und leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen, als leises Schnarchen zu ihr herüberdrang. Also würde sie heute Nacht wohl aufpassen, daß sich ihnen nichts und niemand unbemerkt näherte. Die Schmerzen ließen sie ohnehin noch keine Ruhe finden. Dafür war sie nicht müde genug und außerdem immer noch zu geschockt. Sie betrachtete den Verband und widerstand der Versuchung, die Binden abzuwickeln. Trotzdem hätte sie gerne gewußt, wie es jetzt wohl aussah. Ob sie wirklich so widerwärtig entstellt war, wie sie sich vorstellte. Was solls, Erynn. Du warst auch vorher schon nicht hübsch. Zumindest kannst du eine tolle Geschichte erzählen, wenn dich jemand danach fragt...
Mit Unbehagen dachte sie daran, daß sie noch einmal einen Heiler würde aufsuchen müssen, sobald sie in Skingrad war. In der Magiergilde würde sie gar nicht erst nachfragen – blieb also nur die Kapelle. Erynn ließ sich dort sonst niemals blicken. Die Missionierungsversuche der Cheydinhaler Priesterschaft hatten da ihre Spuren hinterlassen, wie bei den meisten Dunkelelfen der Stadt. Vielleicht doch besser die Gilde... nein, auf keinen Fall. Hinterher ende ich nur als Anschauungsobjekt für irgendwelche pickeligen, milchgesichtigen Novizen: ‚Seht her, Verkrüppelungen wie diese sind üblich für die Haudraufs von nebenan. Wären diese Typen nicht so minderbemittelt, könnten sie sich mit einem Zauber selbst helfen und müßten nicht unsere Zeit mit so einem Quatsch verschwenden – Du da, halte ihren Arm hoch und paß auf, daß du dir deine Robe nicht einsaust.’ Na, vielen Dank! Sie schnaubte ungehalten.
Die Elfin weckte den Beschwörer etwa eine Stunde nach Mitternacht. Wenn sie ihren Weg am nächsten Tag tatsächlich fortsetzen wollten, sollte sie zumindest versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.
Der nächste Morgen begann nicht gut für Erynn. Es ärgerte sie maßlos, daß sie weder dabei helfen konnte das Lager abzubrechen, noch dazu in der Lage war, ihr Pferd selbst zu satteln. Sie wartete, bis der Beschwörer so weit war und fühlte sich nutzlos. Arranges fertigte aus den restlichen Verbänden eine Schlinge für ihren Arm und hievte sie dann auf Falchions Rücken. Sie richtete sich einigermaßen bequem im Sattel ein, schlug die Steigbügelriemen vor dem Vorderzwiesel übereinander und ließ ihre bloßen Füße frei an der Flanke des Wallachs herunterbaumeln. Blieb nur zu hoffen, daß sie auf dem Rest des Weges von weiterem Ärger verschont blieben. Momentan war sie wirklich zu nichts zu gebrauchen.
Sie folgten der Goldstraße weiter nach Osten und blieben weitgehend unbehelligt, abgesehen von einigen Kavalleriesoldaten auf Patrouille und einem Händlerkarren beladen mit Wein auf dem Weg nach Anvil begegnete ihnen niemand.
Es wurde Abend, bis sie die Stadt endlich erreichten. Die Kriegerin zügelte ihr Pferd auf der Straße vor den Ställen, schwang ein Bein über den Hals ihres Braunen und ließ sich vorsichtig zu Boden gleiten, übergab ihr Tier dann einem Stallburschen. Sie wandte sich ihrem Begleiter zu: „Ich werde jetzt nach Hause gehen und gleich morgen früh einen Heiler aufsuchen. Du kannst mich in der Gilde finden.“ Sie warf ihm einen frechen Blick zu. „Es sei denn, du willst lieber einen anderen Treffpunkt vorschlagen.“
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