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Legende
Arranges war nicht begeistert davon, dass Erynn schon wieder herumlief und Ogerkadaver anzündete. Aber er wollte sie auch nicht davon abhalten, schließlich konnte er es selbst nicht gebrauchen, wenn man ihn nach einer schwerwiegenden Verletzung ans Bett zwang. Er zeigte ihr jedoch deutlich, dass er besorgt um sie war. Der Tag zog sich dahin und im Grunde taten sie nicht sehr viel, außer am Feuer zu sitzen, zu essen und sich die meiste Zeit anzuschweigen. Arranges fragte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, wie Erynn sich fühlte und hatte bei jeder ihrer Antworten, die beinahe immer die selbe war, ein schlechtes Gewissen. Er beschäftigte sich dann eine Weile mit seinem Fuchs, las oder schrieb in einem seiner Bücher oder blickte in den Himmel.
Es war später Nachmittag, als der Nekromant das Buch in seinem Schoß zuklappte und sich erhob um nochmals Feuerholz nachzulegen. Als er sich wieder gesetzt hatte, ließ er den Blick über das niedrige Gras um sich herum schweifen. Seine Augen blieben an einer einzelnen, kleinen Blume hängen. Die Blüte war goldgelb und knapp unterhalb spreizten sich zwei beinahe perfekt symetrische Blätter in einer leichten Neigung nach oben vom schlanken Stängel ab. Arranges beobachtete, wie sich das kleine Gewächs in der sanften Briese des Abends wog. Etwas, das er schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Auf den Inseln das letzte Mal...
Er griff nach der Blume und knickte sie unnötig sorgsam ab. Vor seine Augen haltend, drehte er sie leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Er war kein Gelehrter, was Pflanzen anging, er hatte nur etwas für die äußerliche Form übrig. Es war eine ähnliche Vernarrtheit, mit der er in den Sonnenuntergang schaute, dem Vogelgezwitscher lauschte oder auch das leicht wippende Haar zwischen den Ohren seines Rotfuchses beobachtete... Nach einer Weile hörte er auf, die Blume anscheinend sinnlos zwischen den Fingern zu drehen. Mit der freien Hand griff er jetzt nach einem der beiden Blätter. In seinem Gesicht spigelte sich ein komischer, nicht zu deutender Ausdruck... und dann zupfte er das Blatt einfach weg. Mit fragendem Blick schaute er auf das grüne, mandelförmige Fetzchen in seiner Hand, dann wieder auf die Blume, die durch diesen Verlust jedoch nichts von ihrer Faszination verloren hatte... Arranges zuckte unwillkürlich zusammen. Er runzelte die Stirn, aber das Glänzen in seinen Augen blieb. Plötzlich wandte er sich Erynn zu und bemerkte, dass sie ihn wohl beobachtet hatte. Er schaute wieder auf die Blume und mit einem Mal, als wäre es nur eine lästige Fliege, die er gerade erwischt hatte und nur noch loswerden wollte, da sie für ihn keinerlei Sinn oder Zweck erfüllte, warf er das kleine Gewächs über die Schulter und blickte wieder ins Feuer, wie viele Stunden zuvor auch schon...
Sie aßen in der Dämmerung nochmals eine Kleinigkeit. Arranges erklärte, dass er die Nachtwache übernehmen würde, obwohl er erschöpft war, aber das war im Grunde ja nichts Neues... Er setzte sich mit dem Rücken an einen Baum und neigte den Kopf zum Himmel. Schon nach wenigen Minuten war nur noch ein Schnarchen von ihm zu hören...
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