Arranges schüttelte den Kopf, als er endlich wieder arg schwankend auf die Beine kam und durch die Grauschleier in seinem Blickfeld sah, wie Erynn durch die Luft flog. Der Oger kam langsam auf die am Boden liegende Elfe zu. So haben wir aber nicht gewettet! Arranges, sowieso schon wütend, weil der Oger sich auf Erynn statt auf ihn stürzte und ihn außerdem noch einfach so weggefegt hatte, war jetzt richtig zornig. Er wollte gerade zu einem Zauber ansetzen, als von Erynn ein magischer Impuls ausging und für einen Sekundenbruchteil die Luft selbst zu zerreissen schien. Aus Reflex riss Arranges die Arme vor sein Gesicht, aber die erwartete, heftige Explosion blieb aus. Es war schlicht nur unkonzentriert geballte Magie, nichts, was man irgendwie hätte als Zauber werten können. Der Oger zeigte sich ebenfalls recht unbeeindruckt davon und hatte den Prügel mit beiden Händen gepackt und hielt ihn jetzt bereit zum Schlag, über seinem kleinen Kopf.

Arranges setzte die ersten Worte leise an, wurde aber im Lauf der Formel immer lauter, bis er die letzten beiden Worte nur noch schrie und mit Schwung beide Arme nach vorn riss. Ein mächtiger, gleißender Feuerstrahl blitzte für die Dauer einer Sekunde auf. Das Monster bog den Rücken nach vorn durch und brüllte seinen Schmerz in die Nach hinaus. Arranges konnte gerade noch ausweichen, als der Oger herumfuhr und aus dem Schwung der Drehung heraus, ihm seine Waffe als absolut tödliches Geschoss entgegenschickte. Doch Arranges war dieses Mal schneller, als der Oger. Noch während die Bestie ihm Sabber entgegenbrüllte, war der Kaiserliche mit einem beschworenen Cleymore heran und zog die Klinge quer über den Unterleib des Monsters. Das Brüllen nahm von einer Sekunde auf die andere einen unnatürlich hohen Ton an, während aus der Wunde Darmschlingen und Blut unaufhaltsam herausdrängten. Der Nekromant tauchte unter einem letzten Prankenhieb hindurch und versenkte dann das Schwert im Hals des Monsters. Dumpf schlug der massige Leib auf dem Boden auf. Arranges stand noch einige Augenblicke schwer atmend über dem Koloss um sicherzugehen, dass er nicht nochmals aufstand.

'Erynn!' Keuchte er, als er sich schließlich neben der bewusstlosen Kriegerin auf die Knie sinken ließ. Ihr rechtes Fußgelenk war unnatürlich verdreht, genauso wie der gesamte linke Unterarm und die Hand. Verflucht, ich bin doch kein Heiler... und warum zum Henker habe ich in Anvil nicht einfach Tränke gekauft?! Der Kaiserliche besah sich die Verletzungen und kam zu dem Schluss, dass das Fußgelenk jedenfalls schlimmer aussah, als es war. Er hatte zwar ausgekugelte Gelenke eher selten gesehen, wusste aber schon allein wegen seiner Kenntnisse vom humanoiden Skelett, wie sie aussahen und im Normalfall funktionierten. Er zog Erynn jedoch ersteinmal zum Feuer hin, der widerliche Oger lag glücklicherweise einige Meter weiter. Vorsichtig nahm Arranges der Dunmer den Stiefel ab und war beinahe erleichtert, dass er nicht das Knirschen von gesplitterten Knochen vernahm. Er tastete um das Gelenk herum und musste erst nochmals überlegen, bevor er beherzt zupackte und die Gelenkskapsel mit einem saftigen Schnappen wieder in ihre angestammte Position beförderte. Bleibt nur zu hoffen, dass weder Sehnen, noch Bänder gerissen sind... Die Hand bereitete dem Kaiserlichen eindeutig mehr Sorgen. Als er den Arm vorsichtig anhob, war recht schnell klar, dass der Unterarm gebrochen war. Eine Schiene... Arranges überlegte kurz, zerrte sich dann seine eigene linke Armschiene herunter und war mit einem Mal sehr froh über deren starre Machart. Er bearbeitete sie noch ein wenig mit seinem Gebrauchsmesser und schob zur besseren Stabilisation einen halbwegs geraden und fingerdicken Ast ein, bevor er die Schnallen schloss. Jetzt kam der weitaus schwierigere Teil. Die Hand war weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick schön anzusehen. Im Grunde war zumindest die äußere Handpartie nur noch Brei. Die Haut war ein wenig aufgeplatzt. Arranges hatte keine Heiltränke und auch keine brauchbare Idee, wie er da etwas machen konnte. Er beschloss, die Hand lediglich sehr locker zu bandagieren und mit Wasser aus ihren Schleuchen ein wenig zu kühlen. Das nächste Mal kauf ich einfach Heiltränke!

Er bettete die Elfe sorgfältig auf die Decken, die sie dabei hatten und wartete, bis sie wieder zu sich kommen würde...