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Fossil
Ich werde bestimmt nicht anfangen hier rumzuzündeln, dachte sie und brachte es tatsächlich fertig, spöttisch zu salutieren. Die Erinnerung an das letzte Mal reicht mir völlig... Und nein, auch Schlaf würde sie in dieser Nacht kaum finden.
Sie konzentrierte sich auf die Geräusche in der Umgebung, doch es war nichts Ungewöhnliches zu hören, als seien sie tatsächlich allein in der Wildnis. Vielleicht waren sie das auch, aber allein die Vorstellung, daß von irgendwoher unsichtbare Augen sie beobachteten, war zermürbend. Erynn zuckte zusammen, als Arranges anfing leise zu schnarchen, entspannte sich daraufhin aber gleich wieder. Wie konnte ich nur dermaßen austicken...? Verflucht, ich bin doch kein Kind mehr! Erynns Gedanken schweiften wieder zu der Gathering, jener Organisation, über die sie trotz allem, was sie gesehen oder gehört hatte, noch immer nur so wenig wußte. Tatsächlich wirkten die Mitglieder, welche sie auf dem Stützpunkt in Morrowind gesehen hatte, auf den ersten Blick tatsächlich so, wie sie sich einen Haufen verschrobener Gelehrter immer vorgestellt hatte: Roben, Versammlungen mit viel Palaver und Jungspunde, die in total übertriebener Ehrfurcht zu den Ranghöheren aufschauten. Die Kriegergilde war da pragmatischer. Natürlich gab es eine Rangordnung, aber einen Protektor allein aufgrund seiner Position auf einen fast gurumäßigen Sockel zu heben, war nicht nur undenkbar, sondern auch schlicht peinlich.
Aber nur auf den ersten Blick... sie erinnerte sich, wie sie selbst zitternd vor den Großmeistern gestanden hatte wie das Kaninchen vor der Schlange. Die unglaubliche arkane Macht war selbst für ihre ungeübten Sinne spürbar gewesen und hatte sie getroffen wie ein Hammerschlag. Verstörend, bestenfalls. ... und genau deshalb ist es mir nach wie vor unverständlich, wie jemand die Stirn haben kann, sich aus diesem Verein rauszuwinden und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt, völlig unverhohlen Mitglieder abzuwerben... das kann doch kein gutes Ende nehmen. Wie kommen diese Abtrünnigen bloß darauf, daß sie eine Chance haben könnten? Ich begreife das einfach nicht...
In diesem Moment bereute die Kriegerin ehrlich, ihrem Begleiter versprochen zu haben in diesem Punkt nicht weiter nachzuhaken. So konnte die Antwort auf diese Frage wie so oft nur ‚verrückte Magier’ lauten, auch wenn das natürlich keine Details erklärte. Und sie hatte die Blackwood Company für ein Problem gehalten...
Erynn hatte keine Ahnung, wie spät es wohl sein mochte. Der Abendnebel hatte sich verzogen, aber es hatte längst angefangen zu nieseln und schwere, dunkle Wolken verdeckten die Sicht auf Masser und Secunda. Das Zischen des Feuers, wenn die Regentropfen darauf trafen, überdeckte alle anderen Geräusche. Die Elfin überwand sich, stand auf und schritt einen Kreis um das Lager ab, um sich zu vergewissern, daß sich nichts und niemand unbemerkt nähern konnte. Ihr Blick wanderte zu den Pferden. Sie ließen die Köpfe hängen, aber während der Fuchs das Mistwetter mit stoischer Ruhe ertrug, schüttelte sich Falchion immer wieder und stampfte dann und wann unwillig mit den Hufen. Die Erkenntnis, wie sehr das Gebaren der Tiere dem ihres jeweiligen Besitzers ähnelte, ließ trotz ihrer Nervosität ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht huschen. Nun, so lange ihr beide euch nicht aufregt, wird sich wohl kaum etwas Bedrohliches nähern...
Sie kehrte zum Feuer zurück und wartete. Irgendwann drehte der Wind und trieb die Wolken nach Norden vor sich her, zerriß den finsteren Schleier an einigen Stellen und ließ Secundas schmale Sichel für einige Augenblicke hindurchschimmern. Es war tatsächlich spät geworden, die Nacht würde nur noch wenige Stunden dauern. Zeit, ein wenig Ruhe zu finden... wenn ich denn kann. Erynn weckte Arranges und verkroch sich dann selbst unter der Plane. Es dauerte nicht lange bis sie, erschöpft von ihren Grübeleien, in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel.
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