„Ich brauch keinen Heiler. Es geht mir gut... nein, verdammt, es geht mir nicht gut! Sie ließ sich auf die Knie sinken und vergrub den Kopf in den Händen. „Ich habe noch nie einen praktisch unsichtbaren Feind im Nacken gehabt. Ich bin Jäger, keine Beute“, wisperte sie tonlos. „Außer vielleicht... in der Ruine, aber das... das war schnell vorbei. Ich will hier weg!“
Erynn schluckte hart. Sie würde auf keinen Fall anfangen zu heulen, nein, diese Blöße würde sie sich nicht geben. Aber sie wollte weg von hier, irgendetwas tun, nur nicht diesen Moment ertragen müssen, in dem sie nicht handeln konnte.
Dennoch, kopflos loszurennen, war tatsächlich keine gute Idee. Auf einer eher verstandesmäßigen Ebene begriff sie Arranges’ Argumentation, was jedoch nichts daran änderte, daß sie sich wie auf dem Präsentierteller und völlig ausgeliefert fühlte. Denk nach, Erynn, denk nach! Du mußt dich endlich beruhigen. Es half alles nichts. Die Situation war ihr schneller entglitten als sie schauen konnte, und jetzt bekam sie den Scherbenhaufen ihrer Vernunft nicht wieder zusammengesetzt. Sie wußte noch nicht einmal, warum sie gerade so empfand oder aus welcher finsteren Ecke ihres Geistes der Panikanfall sie angesprungen hatte.
Trotz allem bewegte sie sich nicht, hielt still, als sei sie paralysiert und konzentrierte sich darauf, möglichst tief zu atmen. Lektionen aus der Anfangszeit in der Kriegergilde fielen ihr ein, aber angesichts der Realität war alle Theorie grau.

Langsam verging die Attacke, und sie hob den Kopf, als halbwegs gescheites Denken wieder einsetzte. Sie verbog sich, bis sie im Schneidersitz saß, zog langsam ihr Schwert und legte sich die Klinge quer über die Oberschenkel. Der Anblick des kühlen Stahls gab ihr eine Art Sicherheit. „Also gut. Bleiben wir also hier.“ Ihr Blick schweifte über die dunkle Landschaft. Was zum Henker ist gerade geschehen? So kenne ich mich gar nicht...