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Fossil
Erynns Überlegungen schlossen eigentlich nicht ein, Arranges mitzunehmen, aber wie sie ihn kannte, würde er sich ohnehin davon abhalten lassen. Sie protestierte also nicht, hatte keine Lust auf einen weiteren Streit.
Der Weg war mühsam. Selbst wenn sie vornübergebeugt ging, wurde das Laufen mit der Zeit immer unerträglicher. Während der Nächte schlief sie mehr schlecht als recht im Sitzen, die Stirn auf die Knie gelegt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, jetzt schon wieder durch die Wildnis zu latschen, überlegte sie. Sobald wir die Ruine erreichen, werde ich mich da einfach verkriechen und erst wieder hervorkommen, wenn das schlimmste überstanden ist.
Tatsächlich war das so ziemlich alles, was sie noch wollte. Die Verletzung war nicht weiter gefährlich, aber die ständigen Schmerzen machten sie mürbe und unleidlich. Arranges behandelte sie noch immer überaus kühl, aber der Elfin entging nicht, daß er sich auf seine eigene, verdrehte Art bemühte, Rücksicht zu nehmen. Sie hätte heulen können vor Erleichterung, als die Ayleidenruine an einem späten Abend vor ihnen auftauchte. Von den Leichen der Banditen war nicht mehr viel übrig. Wilde Tiere hatten die meisten Teile von ihnen fortgeschleppt, Insekten hatten sich zuverlässig um die wenigen Reste gekümmert.
Erynn ließ sich einfach zu Boden sinken, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Ihr Geist war hellwach und rastlos, und sie verfluchte die momentane Schwäche ihres Körpers. Der Kaiserliche widmete sich einem seiner Bücher, während sie sich ausruhte. Es war längst zu dunkel, als daß es Sinn ergeben hätte sich noch umzusehen, und so verschoben sie diese Aktion in stillem Einverständnis auf den folgenden Tag.
Erynn beobachtete ihren Begleiter aus dem Augenwinkel. Es wollte ihr nicht in den Kopf, woher er diese Zähigkeit nahm, die es ihm ermöglichte, sich selbst so gnadenlos voranzutreiben. Auf der anderen Seite begriff sie auch nicht, warum er seinen eigenen Körper dermaßen schund. Ehrgeiz? Selbsthaß? Oder vielleicht das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben? Ich möchte mit einem von den kurzlebigen Völkern wahrlich nicht tauschen...
Sie fragte ihn danach, behielt ihre Mutmaßungen jedoch für sich. Aber sie wollte endlich das Schweigen brechen, das nach ihrem kindischen Streit entstanden war. Sie hatte genug davon. Es lag einfach nicht in ihrer Natur, sich zu lange in ihren Zorn hineinzusteigern...
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