Erynn hörte aufmerksam bis zum Ende zu. „Gut. Ich denke, ich habe verstanden. Es beruhigt mich nicht unbedingt, aber ich werde Euch weder nach dem einen noch nach dem anderen weiter fragen.“ Sie kauerte sich wieder an dem Findling zusammen. Noch immer war sie nicht davon überzeugt, daß Arranges einen Weg finden würde, sie aus der ganzen Sache herauszuhalten, aber was brachte es schon, ihn wieder und wieder danach zu fragen? Des Wortemachens wäre kein Ende, ohne daß sie eine Antwort hätte bekommen können, die sie wirklich beruhigen würde. Sie würde abwarten und sehen, was käme. Die Elfin war es müde, sich Sorgen zu machen, müde sich zu fürchten. Vielleicht starb sie bei ihrem nächsten Besuch in den Totenlanden, vielleicht beim nächten Banditenangriff.
Eine friedvolle Ruhe breitete sich in ihr aus, als sie schließlich akzeptierte, daß sie ihren Willen ohnehin nicht gegen den der Schicksalsweberin setzen konnte. Es entkrampfte die Dinge und ließ sie schließlich die Ruhe finden, die sich ihr bisher entzogen hatte. Mit dieser Grundlage, so schien es ihr, könnte ihr auch die Gathering das Mitgefühl nicht nehmen, das den Grund ihres Wesens ausmachte.
Sie dachte an das Obliviontor und hoffte, daß sie es morgen finden würden. Irgendwie freute sie sich, dorthin zurückzukehren. Mehrunes Dagon mochte Tamriel feindselig gesinnt und im Ganzen eine Abscheulichkeit sein, aber irgendwo tief in ihrer Dunmerseele berührte sein Reich etwas... als sei es ein Puzzlestück eines größeren Bildes, das schon immer zu ihr gehört hatte. Erynn prüfte diesen Gedanken auf Widersprüche zu dem vorangegangenen und kam zu dem Schluß, daß sie Dagons offen zur Schau gestellte Grausamkeit nicht lieben mußte – es tat der Empfindung keinen Abbruch, daß der Daedrafürst aus einem Grund existierte, der irgendwie bedeutsam und richtig war. Sie ließ die Überlegung vorbeitreiben. Theologie war wirklich nicht ihre Stärke, dachte sie mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Zu viele Widersprüche, die keine sind... Trotzdem nahm sie sich vor, den Beschwörer bei der nächsten Gelegenheit nach den Daedra zu fragen. Vielleicht hatte er sogar ein Buch über das Thema dabei, das sie lesen konnte. Er trug einige bei sich, so viel wußte sie. Es würde ihr wohl schwerfallen, aber vielleicht bekam sie so ein bißchen Übung darin und könnte sich zusätzlich die langen Stunden etwas erleichtern, die sie ohnehin damit verbrachten sich gegenseitig anzuschweigen.
Die Elfin griff nach der Feuermagie und benutzte sie, ihren Körper so weit zu wärmen, bis sie nicht mehr fror. Es fiel ihr zusehends leichter, die Kraft zu kontrollieren, wie sie erfreut feststellte. Bis zum Morgengrauen schlief sie friedlich.

Als das Licht heller wurde und die Sterne langsam verblaßten, stand sie auf und ging zu ihrem Pferd herüber. Der Zauber hatte keine große Tiefenwirkung entfaltet und die Wunde begann bereits zu verheilen. Einige Hautfetzen hingen davon herunter und als sie diese berührte, zerbröselten sie wie uraltes Papier. Wo gestern noch rohes Fleisch gewesen war, hatte sich jetzt eine Schicht aus Schorf gebildet. Erynn beschloß, zunächst nichts weiter zu unternehmen, streichelte den Kopf des Tieres und ging dann zurück um Arranges dabei zu helfen, das Lager abzubrechen. Wie weit mag es wohl noch bis zu dem Tor sein? ‚In der Nähe von Anvil’, alles klar. Jemand sollte diesem argonischen Molch die Schuppen ausreißen und sie ihm einzeln zu fressen geben...