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Legende
Arranges bewegte sich geschickt um die zwei keilenden Skelette und den Krieger herum. Er nahm den Magier ins Visier. Ein Spruch auf den Lippen, mit der rechten Hand zum Schwert greifend, während die linke in eine rote Flamme gehüllt wurde, fixierte der Nekromant den anderen Magier und trat langsam auf ihn zu. Der Gegner schien ihn noch nicht ganz bemerkt zu haben, er war auf die beiden Skelette fixiert und versuchte durch zwei Zauber den Krieger irgendwie zu schirmen.
Erst als Arranges bis auf fünf Schritte heran war, bemerkte der andere, dass er sich schleunigst um seine eigenen Verteidigung kümmern sollte und wandte sich dem Kaiserlichen zu. Die Augen des Magiers waren mindestens so starr und kalt wie die von Arranges. Der Nekromant machte den letzten Schritt auf seinen Gegner zu und holte zu einem Dachschlag aus. Sein Gegenüber reagierte erstaunlich schnell und beschwor ein daedrisches Schild aus dem Nichts zwischen sich und die Klinge. Laut klirrend prallte das Silberschwert auf den Schild und spickte zurück, sodass Arranges Mühe hatte, es zu kontrollieren. Du wehrst dich? ... Falsche Option! Der andere Zauberer nahm prüfend den Schild ein wenig herunter und hielt jetzt in der anderen Hand einen Dolch, mit dem er weit ausholend den Bauch des Kaiserlichen aufzuschlitzen gedachte. Kreischend strich die Klinge über das Kettenhemd. Arranges nutzte die offene Deckungslücke und setzte mit dem vorbereiteten Zauber nach. Brüllend riss der andere seinen verkohlten Arm zurück und achtete für eine Sekunden nicht auf seine Deckung. Arranges ging direkt hinterher, griff das Schwert mit beiden Händen und hieb brutal auf den gegnerischen Magier ein. Diesem blieb jetzt kaum mehr etwas übrig, als sich hinter dem Schild zu ducken. Arranges ließ ihm nicht nochmal die Chance zur Gegenwehr. Schritt um Schritt drängte der Beschwörer den anderen zurück, bis dieser nicht mehr weichen konnte. Mit dem Rücken an einer Wand der Ruine, sah sich der Gegner in der Falle. Er sank immer mehr unter den Hieben des Kaiserlichen zusammen und hatte Mühe, den Schild so zu halten, dass Arranges Hiebe nicht daran vorbeigingen. Der Kaiserliche versuchte seinerseits mit allerlei Finten den Gegner zu verletzen, jedoch sah er kaum eine Chance an dem breiten Schutzwall vorbeizukommen. Bei den vier Säulen... schluss jetzt mit den Kinderspielchen! Deutlich zeichnete sich der Zorn auf dem Gesicht des Kaiserlichen ab. Er ließ mit einer Hand das Schwert los und setzte einen Hieb aus, so dass sein Gegenüber wieder hochkam und gerade im Begriff war, wieder in die Offensive zu wechseln... Arranges streckte seine offene Linke vor, aus der eine orangene Schlange flog, den Schild umschlang und sich zusammenzog, als Arranges seine Hand zur Faust ballte. Ein lautes Knacken, welches ein hässliches Pfeifen in den Ohren zurückließ, bestätigte Arranges, dass der Zauber geglückt war.
Schnell tat er einen Ausfallschritt auf den total verwirrten Magier zu, ließ sein Schwert fallen und griff mit der rechten Hand nach der Kehle des Gegners. Er packte ihn derb und riss ihn zu sich her. Ein eher junger Rothwardon blickte ihm jetzt gar nicht mehr so kalt und abweisend in die Augen. Die pure Angst sprach ihm aus dem Gesicht. 'Verreck!' Knurrte ihm Arranges entgegen. Seine Rechte glühte eisblau auf. Ein erstickter Laut und das folgende Verdrehen der Augen kündeten vom Ableben des Magiers. Mit einem Ruck stieß Arranges den Toten von sich. Als dieser gegen die Mauer hinter sich flog, splitterte das vereiste Fleisch am Hals, woraufhin der Kopf davonrollte und der Körper zusammensackte. Kleine Dampfsäulen stiegen auf, als sich das warme Blut durch das vereiste Gewebe arbeitete...
Der Kaiserliche nahm sein Schwert auf. Der Krieger hatte sich tatsächlich gegen die beiden Skelette behaupten können. Aber jetzt, da der Schutz weg war, den der Magier gewoben hatte, nahm auch dieser einen Treffer nach dem anderen hin und war nach wenigen Augenblicken ebenso tot wir der Magier.
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Fossil
Nach wenigen Augenblicken hatte sie sich orientiert. Die beiden Skelette beschäftigten den zweiten Wegelagerer, Arranges hatte den Zauberweber offenbar unter Kontrolle. In keinen der Kämpfe mußte sie eingreifen, vermutlich hätte sie mehr im Weg gestanden, als daß sie nützlich gewesen wäre. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Kämpfer, der sich noch immer stöhnend am Boden wälzte. Es ersparte ihr mit ansehen zu müssen, auf welch grauenvolle Weise der Magier starb.
Was jetzt? Er ist besiegt, soll ich ihn jetzt etwa einfach abstechen? Sie zögerte, erinnerte sich wieder an die Szene im Goblinbau. Sterben wird er so oder so. Aber wenn ich das dem Kaiserlichen überlasse, gibt es das reinste Schlachtfest... verdammt!
Erynn sah wieder zu den Untoten auf, die den anderen Banditen jetzt heftiger bedrängten, ihn Schritt um Schritt zurückdrängten und schließlich in die Zange nahmen. Es dauerte nicht mehr lange. Nach vielleicht zwanzig Herzschlägen brach der Krieger leblos zusammen. Die Skelette wurden daraufhin praktisch reglos, standen schweigend über der Leiche, die leeren Augenhöhlen starrten ins Nichts. Sie erschauerte, zwang sich aber, den Blick nicht abzuwenden. Es war nicht so sehr das Fehlen von Haut und Fleisch, das sie erschreckte, sondern vielmehr die augenscheinliche Ergebenheit, mit der sich die Toten in ihr Schicksal als Dienerkreaturen fügten. Sklaven ihres Meisters über den Tod hinaus. Hofften sie auf Erlösung? Auf ewige, ungestörte Ruhe? Hofften sie darauf, endlich frei zu sein, oder waren sie längst jenseits all dessen? Hatten sie überhaupt Empfindungen, oder waren die Knochen einfach nur unbeseeltes Gebein, nur durch die Magie des Beschwörers dazu befähigt, sich wieder zu regen? Wie sie es auch betrachtete, es fühlte sich... falsch an. Doch einmal auf diesen Pfad gesetzt, wanderten ihre Gedanken weiter, gegen ihren Willen, zupften Fäden aus dem Gewebe der Weltanschauung, die ihr seit einem halben Jahrhundert eingetrichtert worden war. Was, wenn sie wirklich keine Seele haben? Wenn sie einfach nur Werkzeuge sind, so wie ich die Knochen eines Tieres zu einem Messergriff oder einem Angelhaken schnitze... Sie schüttelte sich. Nein. Es ist und bleibt falsch! Letzte Zweifel aber blieben.
Um sich abzulenken, bewegte sie vorsichtig prüfend ihre linke Schulter. Es tat weh, war aber nicht unmöglich. Mehr als eine Prellung schien sie nicht davongetragen zu haben.
Arranges kam von der Ruine aus auf sie zu. Es war also so weit. Sie mußte ihre Entscheidung treffen, und zwar unverzüglich. Steif ging sie die paar Schritte zu dem letzten noch lebenden Gegner herüber, der mittlerweile damit begonnen hatte, sich kriechend in Sicherheit zu bringen. Mit einem Tritt beförderte sie ihn auf den Rücken, legte die Schwertspitze an sein Kinn und zwang ihn dazu, sie anzusehen. Wenn sie das schon tun mußte, würde sie es richtig machen. Sie würde ihm dabei in die Augen sehen.
Das, was unter dem Stahlhelm von seinem Gesicht zu erkennen war, war eine verzerrte Fratze aus Schmerz, Wut und Furcht. Erynn verschloß die Ohren vor seinem leisen Flehen um Gnade und stützte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf den Griff ihres Schwertes.
Sie spürte kaum einen Widerstand. Es ging ganz leicht.
Langsam zog sie die Klinge zurück, wischte sie an ihrem Stiefel leidlich sauber und steckte sie weg. Dann wandte sie sich ab und ging zum Ufer herunter, um die Pferde einzufangen. Falchion tänzelte nervös schnaubend an der Wasserlinie entlang. Er lahmte auf dem Fuß, wo ihn der Frostzauber getroffen hatte. Der Rotfuchs hingegen stand reglos und schaute sie mit hoch erhobenem Kopf und aufgestellten Ohren wachsam an. „Ich bin mir sicher, für dich ist das alles nichts Neues“, murmelte sie, als sie dem Roten den Hals tätschelte und dann nach seinen Zügeln griff. Sie führte ihn zu ihrem Wallach hinüber, der sich durch die Nähe des anderen Pferdes langsam aber sicher beruhigte, dann kehrte sie mit beiden Tieren am Zügel zu Arranges zurück.
„Weiter nach Norden also“, sagte sie, als sie ihm den Fuchs übergab. „Ich werde Falchion führen müssen. Er lahmt.“
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Legende
Nördliche Goldküste
Eine reichlich zeitraubende Art, einen Gegner zu töten, der sich nicht mehr wehren kann... Dachte Arranges, als er sah, wie Erynn dem letzten Gegner ihr Schwert zwischen Halsberge und Visier stieß. Auf einen Wink hin lösten sich die Skelette in einem zarten Windhauch auf.
'Gut, dann werde auch ich mein Reittier führen...' Zu Fuß waren sie nochmals langsamer unterwegs, als in dem steinigen und unebenen Gelände ohnehin schon. Die Nebelschwaden wurden mit den Stunden, die vergingen, immer dichter, bis sie schließlich nur noch das unmittelbare, braune Gras um sie herum am Boden sehen konnten. Hervorragend... nichtmal Dagons roter Gewittersturm könnte uns noch erreichen und uns sagen, ob wir schon in der Nähe des Tors sind... Arranges Laune sank, je weiter sie vorankamen. Lediglich an dem intensiven Salzgeruch und den vereinzelten Rufen der Möwen, das ihnen beides deutlich immer aus ein und der selben Richtung entgegenkam, konnten sie ihre Richtung beibehalten und würden sich eher unwahrscheinlich verlaufen. Als es deutlich zu dunkeln begann, wurden die Schleier innerhalb kürzester Zeit zerrissen und außeinandergeweht. Ah... die Welt kehrt zu uns zurück... Arranges reckte den Kopf gen Himmel in der unterschwelligen Hoffnung, dort ein rot leuchtendes Firmament sehen zu können, das die Nähe des Tors angezeigt hätte. Aber alles was er sah, waren dicke, bauchige Quellwolken, die wie schwarze, nasse Säcke am Himmelszelt hingen. Wind kam auf und noch bevor Arranges seinem Unmut Luft machen konnte, spürte er bereits die ersten Regentropfen im Gesicht. 'Ganz toll... warum musste es auch ausgerechnet die Goldküste sein... das Hochland oder die Jerallberge wären nicht so widerlich grausam gewesen...' Knurrte er vor sich hin.
Sie beeilten sich eine geschützte Stelle zu suchen, solange der regen noch einigermaßen leicht war. Der Wind zerrte an ihren Kleidern und schnitt scharf in die Haut im Gesicht. Keine Minute zu spät hatten sie wie in der Nacht zuvor unter einem leicht steil und schräg aufragenden Findling Schutz gefunden. Der große Felsen war ein wenig gewinkelt und bot so einen minimalen, aber vorhandenen Schutz vor dem Wind. Arranges suchte nachdem sie die Zeltplane mehr oder minder stabil als Schutz vor dem Regen aufgespannt hatten, wieder nach Holz, konnte aber nur vermoderte Baumstümpfe oder gänzlich verrottetes Holz finden. Verdammt, so wird das nichts... Während die vereinzelten Regentropfen immer dichter wurden, ließ Arranges sein Blick über die Landschaft schweifen. Entschlossen entschied er sich dafür, sich Holz zu machen, wenn er so keines finden konnte. Entschlossen ging er auf einen etwas dürr wirkenden, aber noch gut im Saft stehenden Busch zu und trat ihn um. Ganz ohne Widerstand gab das dichte, aber ausladende Gewächs nicht auf und Arranges musste mit seinem Schwert ein wenig nachhelfen.
Den Busch hinter sich herschleifend, kam er wieder zu Erynn zurück Ihrem Blick und der unausgesprochenen Frage begegnete er nur mit einer Geste, die ausdrückte, dass sie darauf besser nichts sagen sollte. Der Kaiserliche stutzte den Busch zurecht und häufte ein Lagerfeuer auf. Es würde nicht so lange brennen wie ein Lagerfreuer aus richtigem, massivem Holz, aber wenigstens würde es für einige Stunde Wärme und Licht spenden. Der Kaiserliche schnippte dem Haufen entgegen, nichts geschah. 'Verdammt nochmal, warum muss es immer mit Gewalt sein?' Wieder schnippte er dem Haufen entgegen, so dass sogar zwischen seinem Daumen und dem Mittelfinger eine Funkenflut hervorsprang. Das Holz ging plötzlich zischend in einer Stichflamme auf und einen Moment später flackerte zischend wegen der Feuchtigkeit, ein hübsches Feuerchen vor sich hin. Ein Blitz zerriss plötzlich die Luft. Einen Herzschlag später folgte der Donnerschlag, der so heftig war, dass er wohl die Welt in ihren Grundfesten erzittern ließ. Der Regen wurde stärker, aber nicht stark genug, um das Feuer zu löschen. Wieder ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner, dessen Gewalt nur zu ahnen gewesen war. Der Kaiserliche setzte sich deutlich genervt ausatmend ans Feuer, zog den Umhang enger um den Leib, lehnte sich an den Felsen in seinem Rücken und starrte in die Flammen.
'Ich hoffe ihr habt keine Angst vor Gewittern...' Im Schein der Flammen war ein höhnendes Grinsen zu erkennen.
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Fossil
Goldküste
„Ich hoffe, Ihr habt keine Angst vor Gewittern“, sagte Arranges mit einem fiesen Grinsen, nachdem sie bei dem Donnerschlag unwillkürlich zusammengezuckt war. „Nein, nur vor Untoten“, gab sie lakonisch zurück und sah ihn dabei völlig ernst an. Als sich sein Gesichtsausdruck zu leichter Verwunderung veränderte, lächelte sie schief. „Arranges. Ich habe garantiert mehr Zeit in der Wildnis verbracht als Ihr. Glaubt Ihr ernsthaft, ich würde mich vor einem Gewitter fürchten?“ Sie lehnte sich zurück an den Felsen, nur um sofort wieder aufzufahren. „Au! Verdammt!“
Das Pochen in ihrer Schulter war unterwegs zu einem konstanten, wenig angenehmen aber erträglichen Druck verblaßt, kam aber mit Macht zurück, als sie sich gegen den Felsen sinken ließ. Schicksalsergeben seufzend stand sie auf, schnallte den Lederkürass ab und zog den Kragen ihres Hemdes zur Seite. Zum Vorschein kam ein Bluterguß ungefähr von der Größe ihrer Hand, der unter ihrer Haut schwärzlich schillerte. Als das amüsierte Schnauben des Kaiserlichen zu ihr herüberdrang, wandte sie den Kopf.
Du kleiner, mieser... Na warte, großer Held. Dir wird ichs zeigen! Es war nicht wirklich nötig und würde ihr einiges an Selbstkontrolle abverlangen, aber das war es definitv wert, entschied sie. Noch einmal lächelte sie, diesesmal so milde wie ein Mottenpriester, ging zu ihrem Pferd herüber und kramte die Ahle aus ihrer Satteltasche. Daran wirst du dich gewiß erinnern...
Erynn hockte sich wieder an das Feuer und ignorierte den Beschwörer komplett, während sie die Nadel bedächtig ausglühte. Dann biß sie die Zähne zusammen und punktierte die Schwellung damit. Daß sie sich dabei das komplette Hemd einsaute, störte sie nicht weiter. Na? Wer ist jetzt der Jammerlappen? „Nein, Eure Sorge ist völlig unbegründet“, wandte sie sich mehr an die Umgebung im Allgemeinen. „Es ist keine schwere Verletzung.“
Die Elfin wickelte sich in ihre Decke und schaute hinter schweren Lidern in die Flammen. Sie überlegte, ob sie richtig gehandelt hatte damit, daß sie den Räuber nicht einfach am Leben gelassen hatte. Es kam ihr noch immer entsetzlich falsch vor, einen besiegten Feind nicht verschont zu haben, doch in dem Moment war es ihr wie Gnade vorgekommen. Sie wußte, wozu Arranges fähig war... nun, genaugenommen wußte sie es nicht. Und sie hatte keine Lust, es herauszufinden. Dennoch, hier saß sie, keine Armlänge von ihm entfernt, und hatte es wieder einmal nicht lassen können ihn zu reizen. Schon seltsam. Es beunruhigt mich kein bißchen. Warum eigentlich nicht?
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Legende
Arranges wurde leicht nervös, als er sah, wie Erynn sich eine Nadel beschaffte und begann, damit herumzuhantieren. Die Nervosität ließ allerdings merklich nach, als er begriff, dass die Elfe wohl nur an sich mit diesem Werkzeug des Schmerzes herumfingerte. Ich muss sie loswerden... schlimmer ist es jemandem zuzusehen, der sich selbst Schmerzen zufügt, als sie selbst erleiden zu müssen... Der Kaiserliche hätte sich nichteinmal im Traum vorstellen können, sich selbst eine Eiterblase oder eine Schwellung mit einer Nadel zu öffnen. Einen Bolzen aus dem eigenen Körper zu ziehen war eine Sache, sich aber gezielt zu verletzen, nur um der Heilung Willen, war für ihn absolut unvorstellbar... 'Erynn, warum habt ihr heute gezögert, den Räuber einfach direkt im Kampf zu töten?' Fragte er mit monotoner Stimme.
Sie antwortete nicht gleich, dachte darüber nach, wie sie ihre Worte am Besten wählen sollte. Manchmal war es unheimlich, wie der Beschwörer ihre Gedanken erriet. "Weil... er bereits geschlagen und wehrlos war. Wäre ich allein unterwegs gewesen, wäre der Mann am Leben geblieben." Sie sah ihm fest in die dunklen Augen, doch ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie fortfuhr: "Ich wollte nicht, daß Ihr ihn tötet. Ich habe Euch doch gesagt, daß ich die Lektion aus der Goblinhöhle gelernt habe..."
Sie verstummt und senkte den Kopf. Gut gemacht, Erynn. Du hast schon wieder deine Deckung vernachlässigt...
'Deswegen fragte ich auch, warum ihr ihn nicht direkt im Kampf getötet habt... Oder... warum hättet ihr ihn am Leben gelassen, wärt ihr allein gewesen?' Es wäre schlicht närrisch... ich bin mir auch sehr sicher, dass ich Dreveni in Cheydinhal nicht zum letzten Mal gesehen habe...
Erynn fragte sich ernsthaft, was daran so schwer zu verstehen war. "Was hätte der Bandit mir schon noch tun können? Vielleicht wäre er einfach gestorben. Vielleicht hätte er sich irgendwie retten können. Ich hätte ihn wahrscheinlich nie wiedergesehen. Er kannte mich nicht, und ich ihn nicht. Es war schierer Zufall, daß wir bei der Ruine auf diese Wegelagerer getroffen sind. Glaubt Ihr, er hätte sich irgendwann aufgemacht, um mich zu suchen und Rache zu nehmen? Welchen Grund hätte er dafür gehabt?"
'Zunächst haben diese Narren allein für ihr Wagnis uns anzugreifen, den Tod verdient... Aber davon mal abgesehen, was habt ihr davon, mit dem Wissen leben zu müssen, dass ihr jemanden im Kampf geschlagen habt, ihn aber leben lasst... selbst, wenn er euch nicht wirklich kannte, hätte er doch Grund zur Rache gehabt oder nicht?' Wie kann man nur derart nachlässig sein... ich töte auch nicht aus Spaß oder dem Zweck, meinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten, aber ich kann jemanden, dem ich deutlich gezeigt habe, dass es ein Fehler war, mich anzugreifen, nicht einfach laufen lassen...
Sie seufzte. "Ich fürchte, hier prallen einfach zwei Welten aufeinander, Arranges. Was ich davon habe? Nun, ich muß dann nicht auf mein Gewissen laden, jemanden getötet zu haben, obwohl kein zwingender Grund dafür bestand. Ich will einfach nicht. Ein Leben ist viel zu wertvoll, denn jeder hat nur eines davon. Ich weiß, dieser Wegelagerer hätte mich umgebracht, wenn er gekonnt hätte. Aber muß ich mich deshalb mit ihm auf eine Stufe stellen?"
'Was hab ich mir da nur angehängt...?' Murmelte Arranges leise... 'Nun gut... ich sehe keinen Grund, euch zum Töten zu zwingen... schließlich ist es weder meine, noch eure direkte Aufgabe...' Er wandte den Blick von ihr ab. 'Versucht ein wenig zu schlafen... bevor wir morgen aufbrechen, werden wir sehen, ob wir etwas für euer Pferd tun können...'
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Fossil
Erynn war Arranges im Stillen dankbar, als er das Thema endlich fallen ließ. Das Gespräch hatte sie fast noch mehr erschöpft als der lange Fußmarsch die Küste entlang. Der Kaiserliche sprach so selbstsicher und voller Überzeugung, daß es sie verunsicherte. War sie wirklich so weltfremd? Sie, die bodenständige, praktisch veranlagte Erynn... ein verträumtes Kind, das die Welt in zu weichen Linien zeichnete und die Augen vor den bitteren Realitäten verschloß? Das wäre ihr zuvor nie in den Sinn gekommen. Muß ich mir jetzt die Welt von einem durchgeistigten Bücherwurm erklären lassen, der lieber irgendwelche Gerippe in den Kampf vorschickt, anstatt ehrlich Mann gegen Mann zu kämpfen, fragte sie sich mit einem Anflug von Rebellion. Zugegeben, ein verflucht zäher Bücherwurm, aber trotzdem...
Dennoch: Die Art des Beschwörers, der nun schon wieder für so lange Zeit ihr einziger Begleiter war, zermürbte langsam aber sicher ihr freundliches, fröhliches Wesen. Wäre es doch so viel leichter, all die Ideale, an die sie sich klammerte, einfach fahren zu lassen und sich seinen Ansichten zu beugen. Vielleicht würden dann auch die ständigen Demütigungen ein Ende haben, diese Blicke von oben herab, die gemeinen Kommentare, wenn sie wieder etwas sagte oder tat, das in der Lebenswelt des Kaiserlichen keinen Platz hatte. Warum einen Krieg führen, den sie nicht gewinnen konnte, jetzt, da ihr Weg auf eine Weise vorgezeichnet schien, die alles woran sie glaubte zerschmettern würde. Allein durch ihre Gutgläubigkeit hatte sie sich in die Fänge einer Organisation begeben, deren ganze Macht und Ausmaße sie nicht einmal erahnen konnte. In dieser Hinsicht hatte Arranges mit seiner Einstellung sogar Recht behalten. Vielleicht konnte er sie auch tatsächlich einige Zeit vor dem Rest der Gathering abschirmen, aber für wie lange? Dreißig Jahre? Vierzig vielleicht? Sie würde noch immer eine junge Frau sein, wenn Alter, Krankheit oder der Dolch eines Rivalen sein Leben fordern würde.
Vielleicht sollte ich wirklich all das nehmen, von dem ich glaube, daß es mich ausmacht, und irgendwo wegsperren. Es tief vergraben... Sie hielt in ihren Gedanken inne. Und damit den gleichen Fehler begehen wie der Nekromant? Langsam davon zerrissen werden und jedesmal die Kontrolle verlieren, wenn jemand daran kratzt? Das konnte nicht die Lösung sein. Sie würde einen anderen Weg finden müssen. Irgendwie.
Erynn schaute zu ihrem Pferd herüber. Der Wallach schonte noch immer das rechte Hinterbein. Dort, wo ihn der Zauber kurz über dem Sprunggelenk getroffen hatte, war die Haut aufgeplatzt und hatte unterwegs immer wieder angefangen zu bluten. Das Gewebe in dem Bereich sah irgendwie ungesund aus, als wäre es erfroren. Vielleicht würde sie es morgen wegschneiden müssen, und sie hatte keine Ahnung, wie tief die Wirkung des frostigen Geschosses gehen mochte. Morgen... möglicherweise hat der Beschwörer auch noch eine Idee dazu. Sie stand noch einmal auf und legte Falchion eine Decke über, dann verzog sie sich wieder unter den Findling. Schlafen konnte sie lange Zeit nicht. Zu viele unwillkommene Gedanken tobten durch ihren Kopf.
Geändert von Glannaragh (06.03.2011 um 00:29 Uhr)
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Legende
Das Feuer hielt ein wenig länger, als Arranges gedacht hatte, aber irgendwann erlosch es dennoch. Die halbe Nacht war vielleicht gerade vorrüber, als sie nur noch einen zischenden und leicht glühenden Haufen vor sich hatten. Der Gewittersturm hatte mittlerweile nachgelassen und nur noch aus der Ferne waren die gewaltigen Donnerschläge zu hören und das Zucken der Blitze zu sehen. Der Regen jedoch blieb und so saßen sie jetzt ohne Wärmequelle im Nassen. Naja, alles ist besser als eine Nacht im Schneegestöber in den Bergen verbringen zu müssen... Der Kaiserliche zog den Umhang enger, legte sich seine Decke um, störte sich aber sonst nicht weiter an der Kälte. Hoffentlich finden wir morgen dieses von den Göttern verdammte Tor... andernfalls werfe ich den Argonier Erynn zum Fraß vor... Ein Grinsen huschte bei diesem Gedanken über das Gesicht des Nekromanten. Unweigerlich musste er zu Erynn schauen, die neben ihm an den Stein gepresst versuchte zu schlafen. Im kaum wahrnehmbaren Schein der glühenden Überreste des Feuers, konnte Arranges erkennen, wie Erynn leicht zitterte. Konzentrier dich Mädchen... nutze die Feuermagie... Arranges ließ seinen Blick noch einige Momente auf ihr ruhen. Er seufzte, stand auf, wickelte sich aus seiner Decke und nahm sich den zwar feuchten, aber von seinem Körper warmen Umhang ab. Er zweifelte daran, dass es groß helfen würde, aber jetzt hielt er den Umhang schon in Händen und kniete bereits unbewusst neben Erynn nieder. In der Dunkelheit konnte er nicht sagen, ob sie mitbekam, was er tat oder ihn sogar anschaute, er war Kaiserlicher, kein Khajiit und sah auch sonst verhältnismäßig eher normalschlecht. Behutsam breitete er seinen Umhang über die Dunmer und sah zu, dass der Stoff wenigstens größtenteils so lag, dass der Wind nicht zu sehr daruntergreifen konnte. Dann setzte sich Arranges wieder neben sie und legte sich selbst die Decke um.
'Ahh... wie es scheint, gewöhnt ihr euch langsam daran, nicht mehr länger nur um euch selbst besorgt zu sein...' Die gegensätzliche Stimme des Botschafters rollte dem Nekromanten beinahe die Fußnägel auf, während ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinablief, die Worte aber gleichzeitig in den Ohren schmerzten, als würde ein Feuer in seinem Kopf lodern. Eine schwarze Silhouette ragte vor dem Kaiserlichen auf und schien die Färbung des Himmels verblassen zu lassen. Der Botschafter war einfach dagewesen, als ob er schon die ganze Zeit dort gestanden hatte und sie ihn nur ignoriert hätten, so lange er nicht sprach. 'Nun ja... ich will schließlich nicht um sonst meine Zeit mit ihr verschwenden...'
'Wie wahr wie wahr... der Meister schickt mich, euch die Dunmer unterzeichnen zu lassen...'
Arranges stutzte einen Moment. 'Warum der Meister?'
'Da sich Meisterin Marie als neutral der ganzen Sache gegenüber den Abtrünnigen erklärt hat, untersteht ihr nun vorerst der Leitung von Meister Jurano, ebenfalls wie der gestern neu ernannte Mentor nicht Meisterin Marie, sondern der Bevormundung durch Meister Nabdjuia untersteht... Die Gathering hat beschlossen abzuwarten, gleichzeitig aber die treugebliebenen Mitglieder auf mögliche Kämpfe vorzubereiten. Einige Meister haben sich dagegen ausgesprochen, wurden jedoch durch die Gathering dazu gezwungen. Natürlich ist es verständlich, dass die übrigen Meister keine Verluste unter ihren Schülern und Mentoren verantworten wollen, dennoch unterstrich die Gathering nachhaltig, wie wichtig es sei, die Verräter restlos zu vernichten um einerseits zu verhindern, dass dieses Verhalten um sich greift und andererseits ein Exempel zu statuieren... Daraufhin erklärten sich alle übrigen bis auf Meisterin Marie dazu, wie befohlen gegen die Verräterschaft vorzugehen... Allerdings ist man sich noch nicht einige darüber, wie die Vernichtung aussehen soll... Aber nun genug der Auskunft...' Der breite Umriss bewegte sich und nach einem Augenblick hielt der Botschafter in einer Hand einer überdimensionierten Bärenpranke gleich, Arranges ein Stück Pergament vor die Nase. 'Der Meister wünscht eine rasche Unterzeichnung...' Arranges griff nach dem Papier und schaute sporadisch darauf. Ja, es ist ein Vertrag... ich spüre die bindende Magie darin... 'Bis zu unserem nächsten Treffen Arranges... achja und lasst den Meister besser nicht warten... er will nicht so bloßgestellt werden, wie Meisterin Marie damals, als ihr Nienna der Unterzeichnung entzogen habt...' Plötzlich war der Botschafter weg, ohne auch nur die Spur eines Geräusches oder sonstetwas, er war einfach weg.
Arranges starrte feindselig das Papier in seinen Händen an. Nur wenige Sekunden später flammte der Vertrag kurz auf. Hoppla... welch ein Missgeschick... Dann vergrub er seine Arme ebenfalls unter der Decke und starrte Ruhe suchend in den pechschwarzen Himmel.
Geändert von weuze (06.03.2011 um 13:06 Uhr)
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Fossil
Erynn beobachtete, wie das Feuer langsam verlosch, während sie versuchte, die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. In dieser Nacht hieß die die nasse Kälte willkommen, sorgte sie doch zumindest für ein wenig Ablenkung. Sie spürte, wie Arranges seinen Mantel über sie breitete, ließ ihn jedoch mit keiner Regung erkennen, daß sie etwas davon mitbekam. Es wäre ihm doch nur wieder peinlich gewesen, bei einer fürsorglichen Geste ertappt zu werden, und sie konnte jetzt keinen dummen Spruch ertragen.
Nur wenige Augenblicke vergingen, bis ganz in ihrer Nähe eine Stimme erklang, die ihr durch Mark und Bein fuhr. Der unbekannte Besucher begann ein Gespräch mit ihrem Begleiter, während sie sich ganz still verhielt und so tat, als schliefe sie. Schon wieder erfuhr sie mehr Details über die Gathering, wurde noch einmal tiefer in das ganze System verstrickt ohne es zu wollen. Dann ist es jetzt also so weit. Sie fordern meine Treue ein, endgültig... bei den Göttern, wie konnte es nur so weit kommen?
Erynn richtete sich halb auf, nachdem es für ein paar Sekunden still geblieben war. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Beschwörer einen Bogen Pergament in Flammen aufgehen ließ. „Warum habt Ihr das getan?“ fragte sie leise.
Geändert von Glannaragh (06.03.2011 um 17:41 Uhr)
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Legende
So, damit wäre das auch erledigt... Arranges wollte gerade zufrieden in sich hineingrinsend eindösen, als er Erynns Stimme neben sich hörte. Erschrocken zuckte er zusammen und fuhr mit dem Kopf herum. Er hatte längst fest damit gerechnet, dass sie schlief und nichts mitbekommen hätte. Verdammte Dunmer... warum kannst du nicht einfach schlafen?! Arranges starrte sie nur an. Wehe, wenn sie daraus jetzt einen großen Aufriss macht... Der Nekromant hob nur gespielt unwissend die Schultern...
'Das... war nichts weiter... nur ein paar Informationen über die aktuellen Geschehnisse... legt euch wieder hin, der morgige Tag wird sicherlich wieder anstrengend...' Und als ob für ihn damit das Gespräch beendet gewesen wäre, drehte er den Kopf wieder herum und blickte in die Ferne. Klasse Arranges, als ob sie dir das glauben würde... und wenn nicht, gibts wieder eine Portion Ohnmacht für umsonst... ganz einfach...
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Fossil
„Das ist nicht wahr, Arranges. Ich habe genau gehört, was gesagt wurde“, entgegnete sie mit ruhiger Stimme und schüttelte hilflos den Kopf. „Trotzdem... danke. Aber das wird nicht ewig funktionieren, das wißt Ihr auch.“
Erynn ließ sich wieder zurücksinken. Eigentlich war sie froh darüber, daß der Kaiserliche sich bemühte, ihre Unterschrift herauszuzögern. Auf der anderen Seite konnte sie das beide nur allzu schnell in Teufels Küche bringen. Gerade jetzt, wo sich die Gathering in einer Situation befand, für die es keinen Präzedenzfall gab und alle ohnehin schon reichlich nervös waren. Aus den Worten des Botschafters war zu entnehmen gewesen, daß die Großmeister die Zügel anzogen und die ganze Versammlung ziemlich nachdrücklich auf Linie brachten. Oder zumindest den größten Teil davon. Warum bleibt die Meisterin Marie trotz der Konsequenzen neutral? Sie traute dieser Frau nicht, selbst wenn sie, wie Erynn nur zufällig erfahren hatte, Dreveni gar nicht zu ihnen geschickt hatte. Immer wieder tauchte dieser Name auf, und meistens war er verbunden mit Ärger. Mal als Lehrerin Torrahs, dann wieder in vereinzelten, hingeworfenen Bemerkungen von Arranges, der sie als selbst für seine Maßstäbe abartig beschrieb. ... und jetzt diese Sache. Woher nimmt sie die Kaltblütigkeit, sich gegen die Räson zu stellen? Wenn ein Herrschender solche Verhaltensregeln ausgibt, ist das ein ziemlich sicheres Indiz dafür, daß er Angst hat... und sie stellt sich erhobenen Hauptes hin und verkündet ihre Neutralität? Irgendwas stimmt da doch ganz und gar nicht.
Tatsächlich wunderte sich Erynn ein wenig über die Heftigkeit, mit der dieser ganze Verein reagierte. Es stimmte wohl, daß man die drei Meister nicht ohne weiteres aus dem Weg räumen konnte, sonst hätte garantiert niemand so ein Theater veranstaltet, wie es jetzt gerade der Fall war. Allerdings konnten dann auch die Abtrünnigen nicht einfach die Führungsriege der Gathering beseitigen. Alles in allem sah es eher nach einem Patt aus. Es ist ein Kampf um die Deutungshoheit, vermutete sie. Wer weiß schon, was diese drei Meister vorhaben. Vielleicht vertreten sie nur Thesen, die man bei den Linientreuen nicht akzeptieren will – weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Sie fürchten sich weniger vor den Meistern selber, als vor dem Verlust ihrer Autorität... es gibt einen verwundbaren Punkt in diesem Geflecht. Und das führt mich wieder zu Meisterin Marie. Vielleicht kennt sie diese Thesen. Was ist, wenn sie gar mit den Abtrünnigen sympathisiert? Sie zog die Augenbrauen zusammen. Aber wäre sie wirklich so dumm, sich dann öffentlich gegen die Vorgaben zu stellen?
Die Elfin richtete sich wieder auf. An Schlaf war nicht mehr zu denken. „Wißt Ihr, warum sich diese drei Meister gegen die Gathering gewandt haben? Ich meine, wenn das zuvor noch nie in dem Ausmaß geschehen und zudem bekannt ist, wie man dort mit Abweichlern verfährt... dann muß es einen verdammt guten Grund dafür geben.“ Sie teilte Arranges ihre Überlegungen mit, einschließlich derer, die Marie betrafen.
„Angesichts der Macht, die alle Beteiligten besitzen, konnte sich die ganze Sache schnell zu einem Krieg ausweiten, der ganz Tamriel erschüttern mag, wenn es nicht gelingt, die Abtrünnigen zu vernichten. Der unheimlich Kerl vorhin sagte, daß man sich auch noch gar nicht einig sei, wie diese drei überhaupt aus dem Weg geschafft werden können...“ Sie stützte das Kinn in ihre Hände. „Wenn die Sache aus dem Ruder läuft, sind die Folgen unabsehbar“, schloß sie und sah zu dem Beschwörer auf. „Und jetzt bitte: Sagt mir, daß ich mir gerade nur einen gewaltigen Haufen Mist zusammenspinne.“
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Legende
Arranges war zunächst erstaunt darüber, warum Erynn sich so sehr um diese Sache, die sie eigentlich nichts anging, sorgte. Nein, Marie hat damit nichts zu schaffen... vielmehr will sie sich der ganzen Sache einfach entziehen. Der neue Mentor muss wohl irgendein junger Bursche ohne Erfahrung sein. Wieder nichts, was die Meisterin gutheißen würde. Marie mochte mich seit unserer ersten Begegnung, seit Torrah mich aus dem Wunsch heraus, mir einen Gefallen zu erweisen, zu ihr und damit zur Gathering gebracht hatte, nicht... jetzt sieht sie einfach nicht ein mich, den Mörder ihres Schützlings, in den Kampf gegen die Abtrünnigen zu führen... durchaus verständlich... aber andererseits müssen die Meister und die Großmeister geschlossen handeln... daher kann ich nicht sagen, was ich weiss... zu dumm, dass ich damals noch nicht genug wusste... oder war es Glück? Hätte ich etwas gesagt, wäre nun Torrah meine Meisterin... Arranges musste sich unweigerlich schütteln bei diesem Gedanken. Naiv und voller Idealismus war ich damals... Arranges seufzte.
'Ich will euch erklären, warum es niemals zu einem offenen Krieg kommen wird. Und zwar lautet ein ungeschriebener, aber absolut unantastbarer Grundsatz der Gathering: Keine Gnade, kein Mitleid, kein Gefühl! Mit diesem Grundsatz geht einher, dass sich alle, die jemals etwas mehr mit der Gathering zu schaffen hatten, sich bemühen werden, sie irgend möglich allen Unwissenden gegenüber geheim zu halten... Sollte es tatsächlich zu irgendwelchen Außeinandersetzungen kommen, was ich stark bezweifle, wird dies irgendwie im Untergrund geschehen. Nicht in der Öffentlichkeit... Als Beispiel, jeder weiss, dass es die Dunkle Bruderschaft gibt, aber irgendwie weiss keiner wo sie existieren... auch die vermeintlichen Auftraggeber haben plötzlich keine Ahnung, wovon man spricht, frägt man sie danach... Von der Gathering wissen nur jene, die mit Schülern oder Mentoren in Verbindung stehen... ihr habt vor einiger Zeit mit so einer Person gesprochen. Falanu Hlaalu weiss ganz gut bescheid, sie steht auch sporadisch unter Beobachtung, wovon sie ebenfalls weiss... es gibt noch ein paar andere Menschen, die mehr über mich wissen, als ein gewöhnlicher Wachsoldat, der mich alle paar Tage durch die Stadttore Skingrads winkt und hin und wieder einen netten Plausch mit mir hält... Nun zu dem etwas schwieriger zu erklärenden Teil eurer Frage. Ich muss gestehen, ich weiss nicht, was diese Abtrünnigen antreibt, sich gegen die Gathering zu stellen. Es gibt Regeln und die müssen eingehalten werden. Die oberste Regel lautet, dass Meister und Großmeister eine geschlossene Einheit bilden! Keiner kann sagen, warum diese Meister sich abgewandt haben, es ist auch für sich genommen völlig und absolut unerklärlich... Das Einzige, was ich mir denken könnte, es aber nicht wage, weiter darüber zu sinnieren, ist die Sache, dass sie sich einfach wie es relativ viele Schüler in ihrer Anfangszeit machen, aus der Idee heraus stark genug zu sein, einfach gegen die Gemeinschaft wenden... aber wie gesagt, das geht nicht, die Regel verbietet es...'
Arranges bemerkte, dass Erynn sehrwohl und durchaus gerechtfertigt verunsichert war. 'Und was den Vertrag angeht... so lasst das meine Sache sein... ich will euch nicht in der Gathering sehen... und bitte glaubt mir, wenn ich sage, dass es dafür sehr gute Gründe gibt...' er seufzte, 'die ich euch aber nicht nennen werde...' Er wandte den Blick ab und schaute über den Strand und das darauffolgende Meer. weit im Westen begann sich der Himmel zu lichten und wenige Sterne tauchten auf.
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Fossil
Erynn hörte aufmerksam bis zum Ende zu. „Gut. Ich denke, ich habe verstanden. Es beruhigt mich nicht unbedingt, aber ich werde Euch weder nach dem einen noch nach dem anderen weiter fragen.“ Sie kauerte sich wieder an dem Findling zusammen. Noch immer war sie nicht davon überzeugt, daß Arranges einen Weg finden würde, sie aus der ganzen Sache herauszuhalten, aber was brachte es schon, ihn wieder und wieder danach zu fragen? Des Wortemachens wäre kein Ende, ohne daß sie eine Antwort hätte bekommen können, die sie wirklich beruhigen würde. Sie würde abwarten und sehen, was käme. Die Elfin war es müde, sich Sorgen zu machen, müde sich zu fürchten. Vielleicht starb sie bei ihrem nächsten Besuch in den Totenlanden, vielleicht beim nächten Banditenangriff.
Eine friedvolle Ruhe breitete sich in ihr aus, als sie schließlich akzeptierte, daß sie ihren Willen ohnehin nicht gegen den der Schicksalsweberin setzen konnte. Es entkrampfte die Dinge und ließ sie schließlich die Ruhe finden, die sich ihr bisher entzogen hatte. Mit dieser Grundlage, so schien es ihr, könnte ihr auch die Gathering das Mitgefühl nicht nehmen, das den Grund ihres Wesens ausmachte.
Sie dachte an das Obliviontor und hoffte, daß sie es morgen finden würden. Irgendwie freute sie sich, dorthin zurückzukehren. Mehrunes Dagon mochte Tamriel feindselig gesinnt und im Ganzen eine Abscheulichkeit sein, aber irgendwo tief in ihrer Dunmerseele berührte sein Reich etwas... als sei es ein Puzzlestück eines größeren Bildes, das schon immer zu ihr gehört hatte. Erynn prüfte diesen Gedanken auf Widersprüche zu dem vorangegangenen und kam zu dem Schluß, daß sie Dagons offen zur Schau gestellte Grausamkeit nicht lieben mußte – es tat der Empfindung keinen Abbruch, daß der Daedrafürst aus einem Grund existierte, der irgendwie bedeutsam und richtig war. Sie ließ die Überlegung vorbeitreiben. Theologie war wirklich nicht ihre Stärke, dachte sie mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Zu viele Widersprüche, die keine sind... Trotzdem nahm sie sich vor, den Beschwörer bei der nächsten Gelegenheit nach den Daedra zu fragen. Vielleicht hatte er sogar ein Buch über das Thema dabei, das sie lesen konnte. Er trug einige bei sich, so viel wußte sie. Es würde ihr wohl schwerfallen, aber vielleicht bekam sie so ein bißchen Übung darin und könnte sich zusätzlich die langen Stunden etwas erleichtern, die sie ohnehin damit verbrachten sich gegenseitig anzuschweigen.
Die Elfin griff nach der Feuermagie und benutzte sie, ihren Körper so weit zu wärmen, bis sie nicht mehr fror. Es fiel ihr zusehends leichter, die Kraft zu kontrollieren, wie sie erfreut feststellte. Bis zum Morgengrauen schlief sie friedlich.
Als das Licht heller wurde und die Sterne langsam verblaßten, stand sie auf und ging zu ihrem Pferd herüber. Der Zauber hatte keine große Tiefenwirkung entfaltet und die Wunde begann bereits zu verheilen. Einige Hautfetzen hingen davon herunter und als sie diese berührte, zerbröselten sie wie uraltes Papier. Wo gestern noch rohes Fleisch gewesen war, hatte sich jetzt eine Schicht aus Schorf gebildet. Erynn beschloß, zunächst nichts weiter zu unternehmen, streichelte den Kopf des Tieres und ging dann zurück um Arranges dabei zu helfen, das Lager abzubrechen. Wie weit mag es wohl noch bis zu dem Tor sein? ‚In der Nähe von Anvil’, alles klar. Jemand sollte diesem argonischen Molch die Schuppen ausreißen und sie ihm einzeln zu fressen geben...
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