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Fossil
Erynn erhob sich schwankend, stand aber bald darauf wieder sicher auf den Füßen. Da hängst du, und glaubst noch immer, mich herumkommandieren zu können. Interessant. Mein lieber Arranges, ich habe noch ganz andere Dinge von dir gelernt als nur, wie man auf Magie zugreift... Ihr Gesicht war bar jeder Regung, als sie den Nekromanten ansah.
"Wie schnell sich die Dinge doch manchmal ändern, Beschwörer. Warum sollte ich Euch helfen?"
Ich bring sie um! ... Ja... sobald ich hier nicht mehr an diesem Baum klebe, bring ich sie einfach um! Erst blickte er sie finster an, doch nur einen Herzschlag später versteinerte sich sein Gesicht ähnlich dem ihren, obwohl er das Leid seiner Lage nicht ganz verbergen konnte. 'Ja... und sie ändern sich gleich nochmal so schnell, wenn ihr mir nicht helft... nun macht schon!' Den harten Ton, den er gern gehabt hätte, gelang dem Kaiserlichen nichtmal im Ansatz.
Du solltest dir schnell eine bessere Argumentation überlegen, sonst verblutest du hier doch noch. Die Augen der Dunkelelfin wurden kalt, als schließlich eine Hemmschwelle nicht nur brach, sondern regelrecht pulverisiert wurde. Wollen wir doch mal sehen, wie hart du wirklich bist. Mit der einen Hand griff sie nach dem Pfeil in seinem Bein und bog ihn langsam nach oben. "Falsche Antwort."
Arranges jaulte auf, als Erynn sich an dem Pfeil, welcher sein Bein durchschlagen hatte, zu schaffen machte. 'Verdammt! Hört schon auf!' Presste er hervor. Sie hielt inne. 'Ihr könntet mich hier nicht hängen lassen... ein warmer Fleischklumpen pocht in eurer Brust, wie also wollt ihr mich einfach hier zurücklassen können?!'
"Vielleicht ja ebenso, wie Ihr mich meinem Schicksal überlassen wollt", sagte sie mit einem süffisanten Lächeln. Die Elfin ließ den Pfeil zurückschnellen. "Was habt Ihr denn, Arranges? Nachdem Ihr Euch so viel Mühe gegeben habt, mir die harte Realität klarzumachen..." Sie griff wieder nach dem Geschoß, bewegte es jedoch noch nicht. "Neuer Versuch. Warum sollte ich Euch von diesem Baum befreien?"
Er keuchte, als der Pfeil zurückschwang und sein Fleisch herumzerrte. Schwer atmend blickte er sie erst einige Herzsschläge lang an, ehe er antwortete: 'Ich...' Er brach ab und forschte einen Moment in ihrem Gesicht. 'Ihr... sollt mir helfen, weil... ich euch darum bitte...' Sagte er keuchend, aber in gewisser Weise ehrlich.
Sie schüttelte den Kopf. So leicht ziehst du dich nicht aus der Affäre... Erynn kam sich irgendwie erbärmlich und feige vor, so wie sie die Situation ausnutzte, aber sie spielte um ihr Leben. Außerdem zahle ich nur zurück, was ich zuvor erhalten habe. "Das reicht mir nicht", antwortete sie emotionslos und packte den Pfeilschaft fester.
Das kann sie nicht machen...?! Dachte Arranges nur erstaunt und leicht wütend. 'Ja was wollt ihr denn?!' Fragte er leicht gereizt.
"Ist das so schwer zu verstehen, Beschwörer? Ihr seid doch sonst nicht so blöd. Ihr habt mich da in eine Sache hineingezogen, erinnert ihr Euch?" Die Stimme der Elfin troff jetzt vor Gift. "Dummerweise habt ihr dabei 'vergessen' ein paar Informationen weiterzugeben..." sie ruckte an dem Pfeil "...von denen ich gerne gewußt hätte, denn so, wie sich die Geschehnisse jetzt darstellen, bin ich in einer äußerst unangenehmen Lage. Wie bequem für Euch."
Sie warf einen abschätzenden Blick auf seine Wunden. "Was könnte ich wohl wollen? Denkt schneller, Arranges. Eure Zeit wird knapp."
Er biss sich auf die Unterlippe, als sie den Pfeil wieder bewegte. 'Verflucht nochmal... ich kann euch da nicht einfach wieder rausboxen... und ja, es tut mir leid, dass ich euch ein paar Kleinigkeiten nicht gesagt habe... Jetzt... bitte, holt mich endlich hier runter!' Ein verzweifelter Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen und Arranges merkte, wie ihm langsam aber sicher die Knie weich wurden, der Blutverlust machte sich bemerkbar.
"Es tut Euch leid, tatsächlich? Nun, das ist ein guter Anfang..." sagte sie sinnend. Dann sprach sie mit fester Stimme weiter: "Die Abmachung hat sich geändert. Ihr werdet mir beibringen, was ich wissen muß, um in der Gathering zu überleben. Ihr werdet mein Lehrer sein. Oder Ihr werdet hier sterben."
Mal sehen wie lange es mir leid tut... Aber Arranges hatte in diesem Moment keine Wahl, er musste zusagen. Ich kann nicht einfach sterben! 'Nun... es scheint, als habe ich kaum eine andere Wahl... gut, ich werde mein Möglichstes tun, euch zu lehren...' Oder zu Gehacktem verarbeiten, sobald sich die Gelegenheit bietet... Keuchend blickte er sie an. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Er blinzelte und sein Blick klärte sich wieder. 'Also... helft mir bitte.' Dann umfing ihn gnädige Bewusstlosigkeit. Mit einem Ruck gaben seine Beine nach. Die Pfeile knarzten und knirschten, als plötzlich das gesamte Gewicht des Kaiserlichen auf den drei dicken Stahlstiften lastete...
Erynn fing den Nekromanten auf, als er stürzte. Mit Hilfe des Silberschwertes hebelte sie die Pfeilspitzen aus dem Baumstamm, dann schleifte sie den schlaffen Körper ein Stück davon weg zum Feuer und pfiff nach den Pferden. Falchion trabte heran, den Fuchs im Schlepptau. Wenigstens ihr beide versteht euch gut, dachte sie und legte Arranges auf die Seite. Aus der Satteltasche ihres Pferdes holte sie eine Zange, in denen des Kaiserlichen fand sie einen Heiltrank und Verbandszeug.
So langsam bekomme ich wirklich Übung darin, überlegte sie säuerlich, während sie die Pfeilspitzen abkniff. Zuerst zog sie die Geschosse aus Arm und Körper, dann wuchtete sie das Kettenhemd über seinen Kopf und zog das Leibhemd aus. Die Wunde in seinen Eingeweiden sah böse aus, und sie verlor keine Zeit, als sie rasch einen Großteil des Heiltranks in den Schußkanal rinnen ließ. "Es ist wirklich um einiges einfacher, wenn du nicht bei Bewußtsein bist", murmelte sie, während sie einen Verband anlegte. "Das werd ich mir für die Zukunft merken."
Die Einschüsse an Arm und Bein waren weniger dramatisch, wie sie feststellte. Nachdem sie beides versorgt hatte, legte sie ihm seinen Umhang und eine weitere Decke über, warf mehr Holz auf das Lagerfeuer und setzte sich im Schneidersitz neben den Beschwörer. Seine Züge wirkten friedlich, entspannt, und wenn man ihn so sah, war kaum zu glauben wie entsetzlich er sein konnte. Nach einer Weile regte er sich, und sie streckte die Hand aus, strich ihm vorsichtig durch das wirre Haar. Er schien einigermaßen klar im Kopf zu sein. "Ich wünschte, das alles wäre nicht nötig gewesen", sagte sie leise. "Aber Ihr habt mir keine Wahl gelassen."
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