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Fossil
Der Kaiserliche überraschte sie, als er sie am nächsten Morgen mit einem Lächeln weckte. Hab ich was verpaßt? Oder habe ich dir einfach nur bewiesen, daß ich doch nicht bloß Stroh im Kopf habe? Erynn erwiderte die freundliche Geste. „So ausgeruht, wie man am frühen Morgen nur sein kann“, entgegnete sie und rieb sich die Augen. Sie haßte es, aufstehen zu müssen, riß sich aber zusammen und erhob sich seufzend.
Bald darauf waren sie wieder unterwegs und passierten Weye etwa zur Mittagszeit. Sie lenkten ihre Pferde auf die große Brücke zur Hauptstadt. Während sie dem Klappern der Hufe auf dem Pflaster lauschte, fragte Erynn sich, wen Arranges hier wohl kannte, der mit Informationen über das Tor herausrücken würde. Die Legion gab sich im Allgemeinen verschwiegen, was konkrete Informationen anging, vielleicht, weil es eine entsprechende Order gab um Panik zu vermeiden, vielleicht auch, um verrückte Draufgänger davon abzuhalten, ihre Nase in die Tore zu stecken. Wenn letzteres der Fall war, funktionierte es nicht, dachte sie mit einem kleinen Grinsen.
Der Beschwörer war schon den ganzen Tag bei geradezu verstörend guter Laune, daher ging sie davon aus, daß er hier wohl eine einigermaßen verläßliche Quelle haben mußte. Sie betraten die Stadt und wandten ihre Schritte Richtung Hafen. Es ist tatsächlich schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal hier war... jetzt weiß ich auch wieder, warum: Zu viele Steine, zu viele Leute, viel zu wenig Bäume. Ich würde wohl schwermütig werden, wenn ich hier leben müßte.
Die Gesprächsfetzen, die sie unterwegs aufschnappte, gaben ihr zu denken. Zwischen dem belanglosen Geplapper drangen immer wieder Äußerungen über die Krise zu ihr durch. Manches von dem, was sie hörte, klang selbstsicher, anderes besorgt. Die Tore hatten ganz Tamriel fest im Griff, obwohl man so wenig darüber wußte. Oder eben genau deswegen.
Am Hafen angekommen verbrachten sie eine ganze Weile damit zu warten. Sie lief einfach hinter Arranges her, machte sich nicht die Mühe zu fragen, wen er hier eigentlich treffen wollte. Sie würde es schon früh genug erfahren.
„Ich glaube, wir verschwenden hier unsere Zeit“, sagte er schließlich und wandte sich dem Tor zu, das sie zurück in den Tempelbezirk führen würde. „Moment... das ist er.“ Er deutete auf einen Argonier, der sie wohl ebenfalls bemerkt hatte und jetzt auf sie zuging.
Erynn hörte dem folgenden Gespräch schweigend zu, doch in dessen Verlauf wurde ihr Gesicht immer finsterer. Als das Echsenwesen sich endlich verdrückte, nicht, ohne ihr noch einen anzüglichen Blick zuzuwerfen, war sie richtig mies gelaunt.
„Was war das denn?“ fragte sie stinkwütend, als sie den großen Tempel auf dem Weg zum Marktbezirk umrundeten. „Informant hin oder her, wenn der Kerl mir das nächste Mal über den Weg läuft, prügel ich ihm sein dämliches Grinsen aus der Visage!“
Arranges hob nur in gespielter Ahnungslosigkeit die Augenbrauen, und sie schnaubte entnervt.
Es wurde später Nachmittag, bis sie wieder unterwegs waren, nach Westen diesesmal, auf Anvil zu. Als sie Weye hinter sich gelassen hatten und sich ungefähr auf Höhe der Ayleidenruine Fanacasecul befanden, lenkte die Elfin ihr Pferd dichter an das des Beschwörers heran, um endlich zur Sprache zu bringen was sie umtrieb, seit sie das Valusmassiv hinter sich gelassen hatten. „Ich habe darüber nachgedacht, warum wir überhaupt auf dieser Mission unterwegs sind. Ihr sagtet, die Gathering interessiert sich nicht für die politischen Belange in Cyrodiil. Aber was ist mit den abtrünnigen Meistern? Glaubt Ihr, sie könnten ein Interesse daran haben, so etwas wie eine weltliche Machtposition aufzubauen? Wenn diese Leute wirklich so mächtig sind, wie alle sagen, dann könnte Mehrunes Dagon schon bald nicht mehr das einzige Problem sein...“
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