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Legende
Die Straße führte zunehmend in einem Bogen nach Westen. Der Weißgoldturm wandte sich zu ihrer Linken. Die Sonne senkte sich zum Horizont und als die beiden Reisenden die Weggabelung bei Sercen erreicht hatten, wo die Straße nach Norden abzweigte, wurde es bereits dunkel. Hmm... nein, wir machen hier Rast, ich habe wenig Lust, unter die Leute zu gehen... und schon gar nicht in einer Schenke wie in Bockbierquell... Sie ritten noch ein wenig weiter, so dass sie die Ruinen von Sercen noch zwischen den Bäumen hinter sich sehen konnten, dann beschied Arranges Erynn mit ein paar knappen Worten, dass sie heute wohl unterm Sternenzelt rasten würden. Er versuchte gar nicht daraus irgendwie eine unschuldige Aussage zu machen, es hörte sich ganz so an, wie das, was er dachte: Er hatte schlicht keine Lust auf andere Menschen um sich.
Sie gingen von der Straße runter und schlugen zwischen den Bäumen nördlich ihr Lager auf. Der Himmel war klar und Arranges entschied sich, keinen Wetterschutz zu errichten. Kurze Zeit später saßen sie im schnell abnehmenden Tageslicht am Feuer. Arranges verzichtete darauf etwas zu essen. Er starrte abwesend, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, in den Himmel und beobachtete, wie langsam und scheu die ersten Sterne an Firmament erschienen...
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Fossil
Ringstraße; zwischen Sercen und Aleswell
Nachdem sie abgesattelt und ein kleines Feuer in Gang hatten, entschied Erynn, daß der Beschwörer so langsam genug vor sich hingebrütet hatte. Sie würde ihn zunächst mit Fragen über Cheydinhal in Ruhe lassen, er würde vermutlch ohnehin nichts preisgeben. Aber es war Zeit, daß er auf andere Gedanken kam.
„Arranges?“ fragte sie. „Wie wäre es, wenn Ihr mir jetzt etwas über Magie erklärt?“ Sie überlegte kurz, dachte an die Stunden im Obliviontor und daran, wie lebendig sie sich dort gefühlt hatte. „Ich wüßte gern mehr über Feuerzauer.“
So lasst mich doch einfach in Ruhe... ist das wirklich zu viel verlangt...? Arranges sah sie einen Moment abweisend an. 'Ich soll euch also einfach etwas beibringen, von dem ihr ungefähr so viel Ahnung habt wie ich vom Bogenschießen?' Genervt und resignierend atmete er aus. Seine Miene wurde etwas weicher und auch seine Stimme nahm einen Tacken mehr Freundlichkeit an: 'Ihr fragt nach Feuermagie wegen dem, was ihr im Reich des Vergessens erlebt oder vielmehr gefühlt habt, nicht wahr?' Arranges war nicht dumm, er wusste, dass Dunmer eine natürliche Affinität zu Feuer hatten, daher ja auch ihre Resistenzen gegen dieses Element. Oblivion war im Grunde nichts anderes als ein riesieger Feuerpool. 'Ihr erinnert euch vielleicht noch daran, was ich euch über die Magie erzählt habe, wie man nach ihr greift und sie nach seinem Willen formt?' Er hob eine Hand, mit der Handfläche nach oben. Funken stoben und eine Flamme quoll hervor und wiegte sich in der sanften Briese der Nachtluft. 'Feuer... es ist eine Sache, eine Seele zu unterwerfen, aber eine ganz andere, die Elemente für die eigenen Dienste zu rufen. Feuer, Eis und Blitz sind nicht wie die Wesen, mit denen man ringen kann. Die Elemente existieren einfach und agieren ihrer Umwelt entsprechend... greift jemand ohne das nötige Wissen nach ihnen, wird er sich unweigerlich verletzen... Ihr erinnert euch noch daran, wie ich euch die Magie erklärt habe?' Arranges schloss die Hand zur Faust und erstickte damit die Flamme wieder. 'Wird ein Feuerzauber gewirkt, tut der Zaubernde nichts anderes, als nach der Flamme der Kerze zu greifen... er verschiebt sie so, dass sie die Leinwand zu seinen Gunsten betsrahlt oder vielmehr das verbrennt, was der Zauberer mit seiner Zerstörungsmagie anzugreifen gedenkt... Ihr seid Dunmer. Selbst wenn ihr euch nicht erinnern oder nutzen könnt, was in euch schlummert, so ist es dennoch da, ein jeder Dunkelelf hat einen ganz natürlichen Bezug zum Feuer...'
Erynn nickte nachdenklich. Ja, sie erinnerte sich an dieses Bild mit der Leinwand, allerdings war es ihr sehr schwer gefallen, einen Bezug dazu herzustellen. Wenn also das, was ich sehe nur ein Bild ist, und die Flamme dahinter bestimmt, welche Teile besonders hervorgehoben werden... Die Szene, was Arranges mit dem Pferdedieb angestellt hatte, kam ihr in den Sinn. Sie hatte das Gefühl, beinahe zu begreifen, worauf es ankam, aber das Bindeglied fehlte noch. Auf der einen Seite die sichtbare Welt, auf der anderen Seite die Macht dahinter. Allein, wie bringe ich beides zusammen?
Sie starrte auf einen trockenen Ast in der Nähe, sah ihn sich sehr genau an. Seine Struktur, die Risse, die der Wuchsrichtung des Holzes folgten, die gelbbraunen Flechten, die darauf wuchsen. Bis hierher war es einfach nur ein Ast. Sie stellte sich vor, das Stück Holz zum Brennen zu bringen, wie es dann wohl aussah, roch und wie es sich anhörte. Die Elfin hielt dieses Bild fest und schleuderte es dann gedanklich auf ihr Studienobjekt. Es geschah - gar nichts.
"Ich verstehe das nicht", sagte sie. "Wie bringt man die sichtbare Welt und die Kräfte dahinter zusammen?"
Arranges folgte ihrem Blick und erahnte, was sie gerade für sich selbst versuchte. Das wird wohl schwerer als ich dachte... Der Kaiserliche konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie es wäre, nicht nach der magischen Kraft greifen zu können, schließlich wurde ihm dieses Talent mehr oder weniger durch seinen Vater in die Wiege gelegt und er hatte Umgang damit, seit er denken konnte. Aber wie zur Hölle mache ich ihr begreiflich, was es bedeutet, Magie anzuwenden?! Cheydinhal und das Grab seiner Eltern, ja sogar Dreveni waren mit einem Mal vergessen. Arranges Ergeiz wurde geweckt, ein Ergeiz, den er viel zu lange, seit er eben nicht mehr aktiv als Novize studierte, sondern nur noch neue Zauber lernte, vernachlässigt hatte. Aus einem ihm unerfindlichen Grund wollte er Erynn plötzlich etwas beibringen, obwohl er sich erst noch vor Kurzem überlegt hatte, wie er diesen Teil ihrer Vereinbarung umgehen konnte... 'Ihr dürft euch nicht vorstellen, wie ihr den Ast zum Brennen bringt...' Der Kaiserliche kratzte sich nachdenklich am Kopf. 'Gebietet dem Ast zu brennen. Nehmt die magische Kraft, die euch innewohnt und formt sie zu Feuer... formt sie nach eurer Vorstellung des Elements...' Der Kaiserliche blickte auf den Ast, schnippte ihm leicht entgegen und sofort schoss eine kleine Stichflamme daraus hervor und flackerte für einige Augenblicke, bis nur noch glühende Überreste blieben. 'Ich weiss es ist nicht ganz einfach...' Er erhob sich und ging neben Erynn in die Hocke. Ohne Vorwarnung griff er einfach nach ihrer Hand und hielt sie locker in der seinen. Langsam wurde seine Hand warm. 'Ihr müsst euch davon ausfüllen lassen und es dann weitergeben, das Element... Übrigens ist es auch das, was den eigenen Körper so erschöpft, wenn man die Grenzen seiner Magie erreicht hat...'
Die Elfin schloß die Augen und überließ sich ganz der Empfindung, welche die Berührung von Arranges' Hand ihr vermittelte. Dann suchte sie in sich nach eben dieser Art von Wärme, in ihrem Kopf, ihrem Herzen und ihrem Pulsschlag. Die Erinnerung an die Totenlande und die unbändige Kraft, die sie dort durchströmt hatte, halfen ihr dabei. Irgendwann glaubte sie, einen weiteren Rhythmus hinter ihrem Herzschlag gefunden zu haben, ganz schwach nur, aber vorhanden. Zaghaft griff sie danach, bis sie es an ihren Fingerspitzen fühlen konnte und richtete es auf den Ast. Sie glaubte, eine dünne Rauchfahne gesehen zu haben, aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
Seufzend löste sie ihre Hand aus der des Kaiserlichen und konzentrierte sich erneut. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die Empfindung wiedergefunden hatte. Diesesmal riß sie heftig daran und schleuderte es mit all ihrem Willen dem Holz entgegen. Verdammt, das kann doch so schwer nicht sein! Du sollst brennen, Scheißding, dachte sie wütend.
Beide duckten sich instinktiv, als ihnen ein Regen aus Dreck, versengten Grasbüscheln und glimmenden Splittern entgegenflog. Erynn warf Arranges einen vorsichtigen Blick zu. "'tschuldigung", meinte sie zerknirscht. Dann hellte sich ihre Miene auf. "Hey! Ich habe einen Krater erschaffen", sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen.
Arranges konnte seinen Stolz auf sie nicht verbergen und lächelte sie an. 'Da, ihr könnt es doch... und es ist gar nicht so schwer... aber euer Temperament als Prügelknaben solltet ihr hier nicht einfließen lassen... ein bisschen mehr Gefühl wenn ich bitten darf, das ist kein grober Zweihänder...' Neckte er sie und grinste breit.
Erynn schenkte ihm einen treudoofen Hundeblick und grinste zurück. In diesem Moment war sie sehr mit sich zufrieden. "Ich bekomme das schon noch hin, jetzt, wo ich weiß wie es geht..." Sie verbrachte den Rest des Abends damit, diese neue, unbekannte Kraft zu erforschen. Als sie das erste Mal versuchte, es Arranges gleichzutun und eine kleine Flamme auf ihrer Hand tanzen zu lassen, verbrannte sie sich fürchterlich die Pfoten, was bei dem Beschwörer erneut eine Welle der Belustigung auslöste. "Schönen Dank für das Mitgefühl", nuschelte sie, während sie die Fingerspitzen in den Mund steckte. Etwas später traute sie sich noch einmal, bemerkte aber, daß es ihr zusehends schwerer fiel, auf die Magie zuzugreifen. Die Elfin beschloß, es für heute gut sein zu lassen und rollte sich neben dem Lagerfeuer zusammen. Ihr Körper war hellwach, doch der Verstand arbeitete nur noch langsam nach den Experimenten mit der Elementarkraft. Bald schon schlief sie tief und traumlos.
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Legende
Kaiserstadt
Arranges erfüllte es mit viel Stolz, Erynn mehr oder weniger etwas beigebracht zu haben. Es war seltsam für ihn, bisher hatte er nur Stolz für sich selbst empfunden, als er mit der Nekromantie vor vielen jahren begonnen hatte... Ist das wohl der Lohn für die Mentoren und Meister? Erynn legte sich bald schlafen, doch Arranges war zu sehr damit beschäftigt darüber zu sinnieren, warum er in Erynn plötzlich etwas anderes zu sehen schien als nur eine Ausrede dafür, dass er keine Schüler haben wollte... für einen Moment fühlte er sich sogar schuldig, dass er sie seit sie sich das erste Mal getroffen hatten, einzig als ein Werkzeug angesehen hatte... Aber was sollte sie anderes für mich sein? Jetzt ist sie in gewisser Weise eine Schülerin für mich, aber warum denke ich über dieses distanzierte Verhältnis hinaus?! Er betrachtete die schlafende Dunmer, ihre feinen Gesichtszüge, den zwar drahtigen, aber doch irgendwie anmutigen und vollkommenen Körper... Das muss die Urzeit sein... Er blickte zum Himmel. Die beiden Monde waren schon weit gekommen. Die Stunden bis zur Dämmerung hätte man an einer Hand abzählen können. Zufrieden über seine Ausrede für sich selbst, nickte der Kaiserliche. Für den Rest der Nacht wachte er am Feuer.
Am frühen Morgen weckte Arranges die Dunmer, indem er sich neben sie kniete und sie behutsam aus dem Schlaf rüttelte. 'Guten Morgen... ich hoffe ihr seid ausgeruht, wir haben heute eventuell viel Weg vor uns...' Er lächelte.
Sie brachen das Lager ab und machten sich auf den weiteren Weg zur Kaiserstadt. Gegen Mittag ritten sie auf die gewaltige Brücke zu, die der einzige Zugang zur Stadt war. Bei den Stallungn angekommen, stellten sie ihre Pferde nur auf Durchreise unter. Die Wachen kontrollierten weder gepäck, noch sonstiges. Die Legion scheint sich ihrer Sache ja sehr sicher zu sein... Während die beiden in der Stadt unterwegs waren, bekamen sie auch mit warum die Legionäre so selbtsicher waren, obwohl sich die Oblivionkrise mehr und mehr bemerkbar machte. 'Mehrunes hat Angst...'
'Er ist sich seiner Sache wohl doch nicht sicher...'
'Feige Daedra...'
Waren einige Wortfetzen, die sie beim Durchqueren der Stadt aus den allgemeinen Gesprächen heraushören konnten. Dämliche Soldaten... dämliches Fußvolk... Doch trotz dieser Gedanken war Arranges schon seit Beginn des Tages irgendwie bester Dinge, ohne, dass man ihm ansah, warum überhaupt.
Sie gingen erst zum Hafen der Stadt, Arranges hatte Erynn nicht wirklich erzählt, was sie hier eigentlich wollten, sie wusste von ihm lediglich, dass sie eben auf der Suche - sofern man die jetzige Situation so nennen konnte - nach dem nächsten Tor waren. Der Nekromant schien jemanden bestimmtes zu suchen, sie gingen einige Male auf den Docks im Haven auf und ab. Aber Arranges konnte die gesuchte Person nicht ausfindig machen. Verflucht, wo ist dieser Kundschafter... der lungert hier doch sonst immer herum... Sie waren gerade im Begriff, den Hafen wieder zu verlassen, als ihnen ein auffällig gut ausgerüsteter Argonier von der Stadt entgegenkam. Die Blicke des Sumpfbewohners und die des Kaiserlichen trafen sich.
'Arranges... was... seid gegrüßt!'
'Seid mir ebenfalls gegrüßt Guroma!'
'Was äh... führt euch denn hier her?' Der Blick des gehörnten Argoniers fiel auf Erynn. 'Und vor allem nicht allein?'
'Das ist Lady Erynn... für kurze Zeit meine Begleitung in privater Angelegenheit...'
'Ahh... ich verstehe...' Fiel ihm der Argonier ins Wort und verzog seine Schnauze zu einem Grinsen.
'Nein, so verzweifelt bin ich dann noch nicht...' Grinste Arranges.
'Hmm... dabei hat sie doch mehr Form als so manch andere...' Bemerkte der Argonier, während er sie für einen Moment musterte.
'Genug jetzt, ich bin nicht hier um mit euch über meine weibliche Begleitung zu reden... wenngleich wir da unzweifelhaft schneller fertig wären, was das Kommentieren ihrer... egal... jedenfalls wollte ich euch lediglich um eine Auskunft bitten...'
'Ihr wisst, Informationen gibt es nicht umsonst...'
'Ja, aber glücklicherweise sind sie mir genug wert, um sie euch entlocken zu können.' Arranges zog einen relativ großen Beute hervor und ließ ihn einmal in seiner Hand hüpfen. Es klimperte auffällig in seinem Innern.
'Ah... Arranges, ihr seid wahrlich einer der wenigen, die mich gut genug kennen... also, was wollt ihr wissen?'
'Nun, sicherlich habt ihr schon von den Obliviontoren gehört und vermutlich auch schon eines gesehen... könnt ihr mir Auskunft über den Standort von zweien geben?' Der Argonier schaute ihn einen Moment forschend an. 'Ihr seid lebensmüde? Nun, ich gebe euch nur ungern den Standort eines Tores preis, solltet ihr dort sterben, fehlt mir eine zwar unregelmäßige, aber wichtige Einnahmequelle...'
'Ich habe schon eines gesehen und stehe trotzdem lebendig hier vor euch, also los, sagt schon...'
'Hmm... könnte ich wohl auf eure Begleitung aufpassen?'
'Guroma! ... Ihr könnt eure Vorlieben für strohhalmdünne Frauen woanders bedienen...!'
'Ja, ist ja schon gut... ich komme gerade von Anvil... als ich vor zweieinhalb Tagen dort losgeritten bin, traf gerade die Nachricht ein, dass sich irgendwo an der Goldküste eines dieser Portale geöffnet haben soll... ich weiss nicht ob es stimmt, aber das ist die einzige Information, die ich euch diesbezüglich geben kann...' Auffordernd streckte der Argonier seine klauenbesetzte Hand vor. Arranges kramte einige Septime aus dem Beutelchen hervor, ließ selbigen wieder verschwinden und gab der Echse die anderen Münzen. 'Ich danke euch Guroma...'
'Nichts zu danken mein Freund!'
Arranges und Erynn wandten sich wieder der Stadt zu und ergenzten dort ihre Vorräte. Der Kaiserliche ließ seine Rüstung ausbessern und am späten Nachmittag saßen sie wieder auf und ritten mit Anvil als Ziel weiter.
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Fossil
Der Kaiserliche überraschte sie, als er sie am nächsten Morgen mit einem Lächeln weckte. Hab ich was verpaßt? Oder habe ich dir einfach nur bewiesen, daß ich doch nicht bloß Stroh im Kopf habe? Erynn erwiderte die freundliche Geste. „So ausgeruht, wie man am frühen Morgen nur sein kann“, entgegnete sie und rieb sich die Augen. Sie haßte es, aufstehen zu müssen, riß sich aber zusammen und erhob sich seufzend.
Bald darauf waren sie wieder unterwegs und passierten Weye etwa zur Mittagszeit. Sie lenkten ihre Pferde auf die große Brücke zur Hauptstadt. Während sie dem Klappern der Hufe auf dem Pflaster lauschte, fragte Erynn sich, wen Arranges hier wohl kannte, der mit Informationen über das Tor herausrücken würde. Die Legion gab sich im Allgemeinen verschwiegen, was konkrete Informationen anging, vielleicht, weil es eine entsprechende Order gab um Panik zu vermeiden, vielleicht auch, um verrückte Draufgänger davon abzuhalten, ihre Nase in die Tore zu stecken. Wenn letzteres der Fall war, funktionierte es nicht, dachte sie mit einem kleinen Grinsen.
Der Beschwörer war schon den ganzen Tag bei geradezu verstörend guter Laune, daher ging sie davon aus, daß er hier wohl eine einigermaßen verläßliche Quelle haben mußte. Sie betraten die Stadt und wandten ihre Schritte Richtung Hafen. Es ist tatsächlich schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal hier war... jetzt weiß ich auch wieder, warum: Zu viele Steine, zu viele Leute, viel zu wenig Bäume. Ich würde wohl schwermütig werden, wenn ich hier leben müßte.
Die Gesprächsfetzen, die sie unterwegs aufschnappte, gaben ihr zu denken. Zwischen dem belanglosen Geplapper drangen immer wieder Äußerungen über die Krise zu ihr durch. Manches von dem, was sie hörte, klang selbstsicher, anderes besorgt. Die Tore hatten ganz Tamriel fest im Griff, obwohl man so wenig darüber wußte. Oder eben genau deswegen.
Am Hafen angekommen verbrachten sie eine ganze Weile damit zu warten. Sie lief einfach hinter Arranges her, machte sich nicht die Mühe zu fragen, wen er hier eigentlich treffen wollte. Sie würde es schon früh genug erfahren.
„Ich glaube, wir verschwenden hier unsere Zeit“, sagte er schließlich und wandte sich dem Tor zu, das sie zurück in den Tempelbezirk führen würde. „Moment... das ist er.“ Er deutete auf einen Argonier, der sie wohl ebenfalls bemerkt hatte und jetzt auf sie zuging.
Erynn hörte dem folgenden Gespräch schweigend zu, doch in dessen Verlauf wurde ihr Gesicht immer finsterer. Als das Echsenwesen sich endlich verdrückte, nicht, ohne ihr noch einen anzüglichen Blick zuzuwerfen, war sie richtig mies gelaunt.
„Was war das denn?“ fragte sie stinkwütend, als sie den großen Tempel auf dem Weg zum Marktbezirk umrundeten. „Informant hin oder her, wenn der Kerl mir das nächste Mal über den Weg läuft, prügel ich ihm sein dämliches Grinsen aus der Visage!“
Arranges hob nur in gespielter Ahnungslosigkeit die Augenbrauen, und sie schnaubte entnervt.
Es wurde später Nachmittag, bis sie wieder unterwegs waren, nach Westen diesesmal, auf Anvil zu. Als sie Weye hinter sich gelassen hatten und sich ungefähr auf Höhe der Ayleidenruine Fanacasecul befanden, lenkte die Elfin ihr Pferd dichter an das des Beschwörers heran, um endlich zur Sprache zu bringen was sie umtrieb, seit sie das Valusmassiv hinter sich gelassen hatten. „Ich habe darüber nachgedacht, warum wir überhaupt auf dieser Mission unterwegs sind. Ihr sagtet, die Gathering interessiert sich nicht für die politischen Belange in Cyrodiil. Aber was ist mit den abtrünnigen Meistern? Glaubt Ihr, sie könnten ein Interesse daran haben, so etwas wie eine weltliche Machtposition aufzubauen? Wenn diese Leute wirklich so mächtig sind, wie alle sagen, dann könnte Mehrunes Dagon schon bald nicht mehr das einzige Problem sein...“
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Legende
Goldstraße
Arranges beobachtete in Gedanken versunken die Landschaft um sie herum, als Erynn ihn ansprach. 'Hm?' Er sah sie einen Moment fragend an, bevor er ihre Worte richtig registrierte. 'Um euch die Wahrheit zu sagen, ich weiss es nicht... Nichteinmal die Gathering selbst scheint sich darüber einig zu sein, was da vorgeht... Ihr müsst wissen, dieser Bund besteht seit einigen tausend Jahren, ohne, dass jemals jemand außer den eigenen Mitgliedern von seiner Existenz erfuhr. Und nirgends in den Aufzeichnungen, derer es genug gibt, ist jemals davon die Rede, dass sich ein Meister oder Großmeister abgewandt hatte und abtrünnig wurde... Mentoren und Schüler gab es genug, die sich abwandten und versuchten sich der Gathering zu entreissen, aber bei diesen für die innere Geschlossenheit eher unwichtigen Mitglieder, wird nicht lange gefackelt. Innerhalb weniger Tage wurden Abtrünnige aufgespürt und bei Gegenwehr an Ort und Stelle vernichtet oder gefangen genommen und gefoltert...' Und die Folter ist wahrlich grausam... Ein Schauer lief ihm über den Rücken und ließ ihn kurz erzittern... Drimofinya... du dummes Weibsbild... alles hätte damals ein ganz anderes Ende nehmen können...
'Jedenfalls ist nun das Hauptproblem der Gathering, dass wir nicht unbedingt offen gegen diese Verräter vorgehen können und dies auch vermeiden, solange kein zwingender Grund dazu besteht... Gut möglich, dass sie durch ihre Macht irgendwie korrumpiert wurden und jetzt versuchen eine einflussreiche Position auf Nirn oder vielmehr Tamriel, zu ergreifen... zunächst brauchen wir das allerdings nicht befürchten... glücklicherweise ist die Nekromantie in praktisch allen Provinzen mehr oder weniger verpöhnt und eine öffentliche Ausübung würde sofort die Legion auf den Plan rufen... und würden sich die Meister dann wehren, mit ihrer Handvoll Schüler, Mentoren und den wenigen Botschaftern, könnten sie wohl kaum eine richtige Herrschaft erringen... der Pöbel würde von ganz allein dafür sorgen, dass es überall zu Unruhen kommen würde und über einen Bürgerkrieg zu herrschen wird kaum ihr Ziel sein... Aber davon mal abgesehen. Die Großmeister bilden eine Einheit. Die Meister sind nur dazu da, ihren Willen auszuführen und sie bei ihrer lenkenden Funktion als Herz der Gemeinschaft zu unterstützen. Die Regel besagt, dass sich sowohl Großmeister als auch Meister aus den Ränkespielchen und den Machtdemonstrationen der Mentoren und Schüler untereinander heraushalten sollten... Aber jetzt haben wir eine völlig andere Situation, die es so noch nie gab... Drei Meister haben sich komplett von der Gathering losgelöst, mit Novizen, Mentoren und Botschaftern, das ist etwas anderes, als die Jagd nach zwei oder drei Schülern, die sich ihre eigene Ideologie aufbauen wollen...'
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Fossil
Erynn schwieg auf seine Antwort hin für eine ganze Weile. Die gelöste Stimmung, die zu Beginn des Tages geherrscht hatte, war zumindest bei ihr komplett verflogen. Mittlerweile hatten sie den großen Forst erreicht. Sie konnten Ceyatatar sehen, das sich durch die Bäume hindurch knochenbleich gegen die rasch dunkler werdende Umgebung abzeichnete. Es war noch immer warm, irgendwo schrie ein Käuzchen.
Ein Jahrtausende alter Geheimbund, nicht einfach eine Versammlung irgendwelcher Nekromantenspinner... wo hab ich mich da bloß reingeritten? Auf der einen Seite beruhigte Arranges’ Erklärung sie einigermaßen, was er sagte, klang plausibel. Andererseits... Eine Kälte kroch in ihre Glieder, die nichts mit der heraufziehenden Nacht zu tun hatte.
„...ohne, daß jemals jemand außer den eigenen Mitgliedern von seiner Existenz erfuhr“, sagte sie, und ihre Stimme klang sehr laut in ihren Ohren. „Arranges? Ihr habt mir nicht die ganze Wahrheit gesagt, oder? Aus dieser Nummer komme ich nie wieder raus, jedenfalls nicht lebend.“
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Legende
Ja, das ist das Problem, das ich euch einfach verschwiegen habe... es tut mir leid... Dachte er bei sich, als Erynn von ganz allein darauf kam, warum Arranges alles so ein wenig sehr einfach für seinen Nutzen darstellte, als er sie fragte, ob sie den Schüler für ihn spielen könnte.
Unbehaglich rutschte er im Sattel herum, bis er sich nach ein paar endlosen Momenten dazu druchrang, ihr zu antworten: 'Nun... äh... ich habe euch schon die Wahrheit gesagt... allerdings... nur... einen Teil davon... Erynn ihr hättet es nicht verstanden und ich wusste mir nicht anders... zu helfen, aber ich wusste auch, dass ihr nie ja gesagt hättet...' Er sah sie einen Moment schweigend an, ehe er weitersprach: 'Die Vorstellung ist noch nicht alles gewesen, was die Gathering dafür verlangt, dass ihr Mitglied seid... in der Regel fehlt dazu noch eine Art Vertrag, ein Papier, das erklärt, dass ihr zur Gathering gehört... unterschrieben wird es mit eurem eigenen Blut an einer Feder, die ihr euch selbst in den Handballen drückt... jetzt werdet ihr vielleicht auch erraten haben, dass die Gathering von euch diese Sache fordert, ohne, dass ihr euch dem entziehen könnt, da ihr mich kennt, da ihr die Ratshallen gesehen habt, da ihr allgemein zu viel wisst... Irgendwann in nächster Zeit wird man uns zutragen lassen, dass ihr euch entscheiden müsst um kurze Zeit später eure Signatur zu geben... allerdings ist es eher eine Entscheidung zwischen dem fast freien und praktisch sorglosen Leben und einem Leben mit endlosen Qualen in irgendeinem Kerkerloch...' Die letzten Worte flüsterte Arranges nur noch. Er hatte den Blick von Erynn abgewandt.
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Fossil
Erynns Gedanken setzten aus, als sie die furchtbare Bestätigung für ihren Verdacht geliefert bekam. So sehr hatte sie sich gewünscht, daß sie sich irrte. Gefangen! schoß es ihr durch den Kopf. Er hat es tatsächlich geschafft, mich unter seine Kontrolle zu bekommen!
Sie riß ihren Braunen herum und stieß ihm die Fersen in die Flanken, ließ ihn steigen und in die Schulter des Rotfuchses hineinprallen. Schrilles Wiehern erklang, vermischte sich mit dem Brüllen des Zorns und der Furcht in ihrem Kopf zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie.
Mit der Linken bekam sie den Kragen von Arranges’ Kettenhemd zu fassen und riß ihn aus dem Sattel. Sie selbst sprang hinterher, landete auf seinem Bauch und prügelte blindwütig auf ihn ein. Wie oft, vermochte sie selbst nicht zu sagen. Die Elfin kümmerte sich nicht um die wirbelnden Hufe, die ihren Kopf mehrmals nur knapp verfehlten, wünschte sich nur, sie hätte die Mithrilkette zerfetzen können, die ihre Schläge dämpfte. Mit der einen Hand packte sie schließlich seine Kehle, mit der anderen zog sie den Stahldolch aus ihrem Stiefel und ließ ihn dicht über einem Auge des Kaiserlichen schweben.
„Ich sollte dich gleich hier abstechen, du verdammtes Schwein“, knurrte sie mit einer Stimme, die dermaßen von Wut verzerrt war, daß sie sie nicht als ihre eigene erkannte. „Aber den Gefallen werde ich dir nicht tun! Ich werde mich nicht von deinen Nekromantenfreunden jagen lassen, bloß weil du deine Spielchen mit ihnen treiben wolltest. Was hattest du für mich geplant, hm? Mich einfach irgendwann verschwinden lassen, um sauber aus der Sache rauszukommen? Ja, das sähe dir ähnlich...“ Sie lächelte kalt. „Vergiß es, Beschwörer. Von jetzt an hast du mich am Arsch. Du hast mich in diese Scheiße reingeritten, du wirst mir zeigen, wie ich darin schwimmen kann.“ Erynn drehte ihr Handgelenk und zog den Dolch langsam quer über seine Wange, wo er einen tiefen Schnitt hinterließ. „Und das ist dafür, daß du es niemals vergißt.“ Langsam lockerte sie den Griff um seinen Hals, machte jedoch keine Anstalten aufzustehen.
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Legende
Arranges bemerkte, wie ihm langsam warmes Blut über die Wange lief. Aber außer dem Schnitt würde er nicht wirklich viele Wunden davontragen, hatte Erynn doch nur planlos auf ihn eingeprügelt und eigentlich nicht wirklich ernsthaft getroffen... Aber dafür, dass du mein Pferd gerammt hast, wirst du bluten... und zwar bis zum Schwächeanfall! Der Kaiserliche konnte nicht nach seiner Magie greifen, immernoch total erschöpfte Magiereserven wegen der Komplettauslastung in Mehrunes Reich, erlaubten ihm keinen ordentlichen Zauber, aber wozu auch? Er war wütend genug, es mit zwei marodierenden Orks aufzunehmen... die Wut entfesselte eine magische Quelle in ihm, die in der Regel unangetastet blieb und nur dem Volk der Kaiserlichen innewohnte... Diese Kraft war für sich genommen selbstständig, Arranges brauchte sie auch normalerweise nicht, aber jetzt entlud sie sich mit seinem Zorn und der sonstigen Hilflosigkeit. Er bemerkte, wie Erynns Hand, die den Dolch hielt, zu zittern begann, ihr Atem wurde schneller, sie japste regelrecht nach Luft, so, als wäre sie gerade von einem Ende Tamriels bis zum anderen gerannt. Und jetzt stell dich schonmal auf eine lange Auszeit ein... ich wünsche erholsamen Schlaf! Mit einem Ruck beförderte er Erynn unsanft von sich herunter, mit einer Hand den Dolch haltend, mit der anderen langte er nach und packte ihren Hals. Erynn zappelte und versuchte sich zu wehren, aber ihre völlige Erschöpfung, die sie von einem auf den anderen Moment befallen hatte, gewährte ihr kaum eine ordentliche Abwehr gegen den Griff des Kaiserlichen. Der hingegen begann nun die Dunmer zu würgen. Blut tropfte ihr aus seiner Wunde ins Gesicht, mit gefletschten Zähnen über sie gebeugt, einen Ausdruck im Gesicht, als wäre er vom Teufel persönlich besessen, hatte er ihr die Hände an den Hals gelegt und drückte mit aller Kraft zu... bis Erynn aufhörte zu zappeln. Ihre Muskeln erschlafften und mit halb geschlossenen Augen und weit aufgerissenem Mund, rollte ihr Kopf zur Seite. Die langen Stunden an der Seite des Kerkermeisters scheinen sich doch noch bezahlt zu machen... Arranges nahm die Hände zurück und legte ein Ohr auf ihre Brust. Ein leises Rasseln war zu hören und ein schwacher Puls zu fühlen, als er ihr einen Finger an die Halsschlagader legte. Nach fast 6 Jahren kann ich es immernoch... Er ließ sie dort einfach liegen wie sie gefallen war, stand auf und fing die verstörten Pferde ein. Sein Rotfuchs lamte ein wenig auf der Seite, wo ihm der Braune in die Seite geknallt war. Die lehrstunden für Magie kannst du vergessen... sei froh, wenn du nicht komplett in den Abgrund stürzt, an dessen Rand ich dich so eben gestellt habe... ich sollte dich eigentlich hineinwerfen... Vorsichtig und behutsam strich er über die Flanke des Fuchses. Es würde eine leichte Schwellung geben, aber sonst nichts weiter Schlimmes passieren, er hatte nochmal Glück gehabt.
Arranges ging zurück zu Erynn, die völlig bewusstlos war und es wohl auch noch eine Weile sein würde. Er nahm ihr bis auf die Unterkleider alles ab, was sie am Körper trug. Das war das erste und letzte Mal, dass ihr meinem Rotfuchs in irgendeiner Weise Schaden zugefügt habt, das schwöre ich... ich werde euch zeigen, was es bedeutet, Schmerzen zu leiden! Er wuchtete sie mit dem Bauch nach unten quer über den Sattel ihres Braunen. Mit einem Strick band er ihre Hände und Füße um den Rumpf des Tier so fest, dass das Pferd dadurch nicht behindert wurde, aber Erynn auch nicht die Möglichkeit hatte, sich zu befreien. Anschließend knebelte er die Dunmer, legte locker eine Decke über sie und hängte ihre Asurüstung bis auf die Waffen an ihren Sattel. Die Waffen behielt er bei sich. So... ich hoffe ihr nutzt die Verschnaufpause und denkt ein wenig darüber nach, was ihr euch da eingebrockt habt... und ich wünsche euch in eurem Interesse, dass ihr so schnell nicht erwacht! Arranges saß auf und ritt den Braunen der Dunmer an einem Strick neben sich führend weiter durch die Nacht.
Die Sonne war bereits über den Horizont gestiegen, als Arranges bemerkte, wie sich Erynn unter der Decke regte. 'Ihr seid wach? ... Tja, Pech für euch!' Rief er. Er lenkte die Pferde von der Straße herunter zu einer nahen Baumgruppe. Dort angekommen, saß er ab, ging um den Braunen herum auf die Seite, auf der Erynns Kopf hing. Er klappte die Decke hoch, griff in den Haarschopf der Elfe und riss ihn ruckartig nach oben. Gezwungen ihn anzusehen, schaute sie teils verwirrt, teils wütend und wohl auch erschöpft dem Nekromanten in die Augen. Arranges hatte den Schnitt nicht versorgt, Schlieren getrockneten Blutes zierten seine rechte Wange. Er riss ihr rücksichtslos den Knebel aus dem Mund. 'Ich hoffe ihr habt gut geschlafen... verzeiht, wenn ich etwas grob geworden bin, aber die Tatsache, dass ihr sogar zu dämlich dazu seid, euren Zorn nur gegen die zu richten, die er eigentlich treffen sollte, veranlasste mich dazu, durchzugreifen, wenn ihr versteht?' Sagte er mit gespielter Führsorge, aber der Sarkasmus und die Feindseligkeit waren kaum zu überhören. Dabei bog er ihren Kopf ohne Rücksicht herum und zwang sie so seinen Rotfuchs anzusehen, der einige Meter weiter friedlich graste. Wieder riss er den Kopf zu sich und blickte ihr in die Augen. Pure Bösartigkeit funkelte ihr entgegen. 'Solltet ihr es noch einmal wagen, meinem Pferd in irgendeiner Art und Weise zu nahe zu kommen, werde ich euch in hobelspangroße Stückchen zerhacken und euch an die Straßenköter verfüttern!' Sagte er gefährlich leise und drohend. Ihre Antwort darauf war, den Kaiserlichen anzuspucken. 'Ja ich weiss, dass man euch zum bescheuerten Schläger ausgebildet hat, aber ich hoffte, dass inzwischen ein wenig meiner zivilisierten Verhaltensweisen auf euch abgefärbt hätten... wohl eher nicht wie es scheint.' Sagte er wieder herablassend tragisch und ließ ihre Haare einfach los, so dass sie bevor sie reagieren konnte, mit dem Gesicht in die Flanke ihres Pferds flog. Arranges ging um das Reittier herum und begann die Fesseln so zu lösen, dass er sie vom Rücken des Pferds holen konnte, aber ihre Handgelenke und die Knöchel aneinandergebunden blieben. Er schob sie einfach herunter, sodass sie auf der anderen Seite einen unsanften Köpfer auf den groben Tonboden unter den Bäumen machte. 'Oh... ich bitte vielmals um Verzeihung... entschuldigt, wenn es weh tat, aber ich dachte mir, dass es nicht so schlimm sein könne, würde euer Kopf beschädigt... ihr braucht ihn ja doch nicht, außer zum Hinhalten...' Am Kragen schleifte er sie hinter sich her, lehnte sie an einen Baum und machte sich dann daran, ein Feuer zu entfachen. 'Wir werden hier rasten... und wisst ihr was das Beste daran ist? Ihr könnt nicht wiedersprechen, was ihr ja sonst so gerne tut... und wisst ihr was noch viel besser ist? Ihr könnt auch nicht weglaufen oder sonst einen Unfug machen...' Breit grinsend ging Arranges zurück zu seinem Pferd, holte ein Buch, Pergament, ein Tintenfässchen mit Federkiel und einen größeren Beutel, in dem er einen Teil der Vorräte aufbewahrte, dann setzte er sich wieder der Dunmer gegenüber und begann in dem Buch zu blättern...
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Fossil
Mit einem Mal schien alle Kraft aus dem Körper der Elfin zu weichen, und einem Lidschlag später war sie es, deren Kehle gepackt wurde. Er bringt mich um, war ihr letzter Gedanke, bevor ihre Sinne schwanden.
Irgendwann erwachte sie und wußte zunächst nicht zu sagen, wo sie sich befand und was geschehen war. Die harte Stimme des Kaiserlichen brachte die Erinnerung auf einen Schlag zurück. Sie versuchte sich zu orientieren und stellte fest, daß sie gefesselt und geknebelt quer über Falchions Rücken hing. Erynn blinzelte nach unten und sah, daß sie die Staße verließen und in die Wildnis abbogen, dann hielten sie an.
Die Decke über ihr wurde zurückgeschlagen und Arranges packte sie beim Schopf, zwang sie dazu, ihn anzusehen, während er rücksichtslos den Knebel entfernte. Sie wollte schreien, doch die seltsamen Mattigkeit hatte sie nach wie vor im Griff, so daß sich ihrer Kehle nur ein gepeinigtes Stöhnen entrang. Seine Drohungen registrierte sie sehr wohl und hätte ihn dafür am liebsten in der Luft zerrissen, jedoch war die einzige Möglichkeit zur Gegenwehr momentan, ihm ins Gesicht zu spucken. Sie haßte ihn dafür aus ganzem Herzen. Der Beschwörer ließ ihren Kopf los und er knallte gegen die Flanke ihres Pferdes, was ihr einen neuerlichen Schmerzlaut entlockte, kurz darauf wurde sie von Falchions Rücken gestoßen. Regungslos blieb Erynn liegen und schnappte nach Luft. Arranges schleifte sie zu ein paar Bäumen herüber, ließ sie dort liegen und begann mit provozierender Lässigkeit, das Lager aufzuschlagen.
Zumindest schien er für den Moment fertig mit ihr zu sein. Mit dröhnendem Kopf und schlaffen Muskeln kauerte die Elfin auf der bloßen Erde und konzentrierte sich darauf, sich nicht zu erbrechen. Mühsam hob sie die Lider, als der Beschwörer sich ihr wieder gegenübersetzte. Jetzt und hier hatte sie wirklich Angst vor ihm, mußte sie sich schließlich doch eingestehen, daß sie seiner abgebrühten Kaltherzigkeit, Macht und Skrupellosigkeit nichts entgegenzusetzen hatte. Erynn wußte nicht einmal, welchen Fluch der Nekromant auf sie geworfen hatte, der alle Stärke aus ihrem Körper zog, sie nahezu bewegungsunfähig hielt und flehte stumm zu Akatosh und Mehrunes Dagon gleichermaßen, daß sie von weiterer Brutalität verschont bleiben möge. Ihre Hände und Füße waren längst taub. Eine Welle aus Verzweiflung und hilfloser Wut brach über ihr zusammen.
Nach einer Weile verebbte das gräßliche Pochen in ihrem Schädel und Erynn begann, schwach an ihren Fesseln zu zerren. Arranges sah auf; schiere Grausamkeit lag in seinem Blick. Sie hielt dem stand, weigerte sich, das letzte bißchen Widerstand aufzugeben, das ihr noch möglich war. „Ihr seid ein hinterhältiges feiges Schwein, Nekromant“, flüsterte sie. „Gefällt es Euch, mich so zu sehen, ja?“ Trotz ihrer Erschöpfung gelang es ihr, ein gewisses Maß an Verachtung in ihre Stimme zu legen. „Ihr seid krank, Arranges. Krank und pervers. Warum habt Ihr mich belogen? Warum tut Ihr mir das an?“
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Legende
Abseits der Goldstraße zwischen der Kaiserstadt und Skingrad
Was Erynn nicht sehen oder ahnen konnte, war die Sache, dass Arranges nicht etwa ein beliebiges der drei Bücher geholt hatte, welche er grundsätzlich in den Satteltaschen mitführte. Sondern vielmehr ein Buch, welches er praktisch selbst verfasst hatte, während er als Schüler bei der Gathering und von Zeit zu Zeit auch in dem Kloster gelernt hatte. Es waren Aufzeichnungen zu verschiedensten Dingen. Während Erynn noch mit ihren Gedanken beschäftigt war, hatte er nach kurzem Suchen die Seite gefunden, die er haben wollte. Es war eine arg vereinfachte, stilistische Darstellung eines humanoiden Körpers. Eigentlich war es nur ein etwas ovaler Kreis in der Mitte, mit einem sehr viel kleineren Kreis, der oben aufsaß, dazu noch vier längliche Gebilde, welche jeweils links und rechts für Arme und Beine standen. Um diese Zeichnung herum waren unzählige, teils unübersichtliche Krizeleien und Randnotizen geschrieben worden.
Als Erynn begann zu reden, sah er fast ein wenig überrascht auf. Der Ausdruck wandelte sich jedoch schon in der nächsten Sekunde zu einer genervten Miene. Verdammt, ich habe den Knebel vergessen...
'Nun, ja! Wenn ihr mich so fragt, ja, ich habe momentan recht viel Spaß daran euch da so zu sehen.' Sagte er selbstverständlich. 'Warum ich euch belogen habe? Liegt das nicht auf der Hand? ... Ach nein stimmt ja, ich hatte vergessen, wen... oder besser was, ich hier vor mir habe... Ihr hättet wohl kaum ja gesagt, wenn ich euch alles erzählt hätte oder? ... Darüber hinaus ward ihr noch dumm genug mir zu glauben, also warum gebt ihr jetzt mir die ganze Schuld daran, dass ihr jetzt in dieser für euch mehr als unschönen Situation hängt?'
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Fossil
Auf Arranges’ kalte Antwort weiteten sich ihre Augen in blankem Entsetzen. Sie preßte sich fester an den Baumstamm und biß nach den Fesseln, in dem sinnlosen Versuch, die Stricke irgendwie loszuwerden, warf sich hin und her, um sich zu befreien. Bald jedoch verließ sie das Wenige an Kraft, das ihr noch geblieben war, und mittlerweile schlotterte sie vor Furcht.
Was habe ich dir getan, daß du mich zerstören willst? Womit habe ich verdient, daß du ausgerechnet mich ausgewählt hast? Gibt es nicht genug Anwärter bei der Gathering, die dir mit Freuden gefolgt wären, ohne Fragen zu stellen?
„Wie könnt Ihr nur so grausam sein?“ fragte sie tonlos zwischen zwei abgehackten Schluchzern. „Hört auf damit, sofort! Hört auf, mich mit Euren Worten zu quälen. Ihr habt Euer Ziel doch erreicht.“ Flehend sah Erynn den Beschwörer an. All ihr Stolz war verflogen, der Widerstand endgültig gebrochen, als sie sich der Wahrheit stellte. „Ihr wolltet die Kontrolle über mich, ihr habt sie bekommen... ich kann nicht weg von Euch, das wißt Ihr so gut wie ich. Was wollt Ihr denn noch?“
In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so hilflos gefühlt. Ihr Gespräch am Fuße der Valusberge fiel ihr wieder ein, die Dikussion darüber, ob es leichtsinnig war oder nicht, sich auf andere einzulassen. Angesichts der letzten Ereignisse bekam es einen neuen, schrecklichen Tenor. Ich hätte es sehen müssen, dachte sie, spätestens an diesem Punkt hätte es mir klar sein müssen... Er hatte sie nicht belogen, jedenfalls nicht direkt. Die Wahrheit gebogen, ja, mit verschwommenen Andeutungen und kleinen Informationsfetzen, doch sie war zu dumm und unerfahren gewesen, es zu bemerken. Jetzt hatte er die Schlinge zugezogen.
„Was wollt Ihr noch“, fragte sie noch einmal mit gebrochener Stimme.
Geändert von Glannaragh (27.02.2011 um 16:41 Uhr)
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