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Fossil
Cheydinhal => Ringstraße
Gut, dann brechen wir also auf, antwortete sie im Stillen und tappte hinter Arranges her auf das Westtor zu. War offensichtlich ohnehin eine Scheißidee, hierher zu kommen.
Der Beschwörer würde erstmal eine ganze Weile nichts mehr sagen, und sie würde nicht fragen. Noch nicht. Später irgendwann, wenn sie Cheydinhal weit hinter sich gelassen hätten. Die Kälte war in seine Augen zurückgekehrt, aber allein die Tatsache, daß er sie weder beleidigt noch bedroht hatte war ein hinreichender Beweis dafür, wie dreckig es ihm ging.
Einen Herzschlag lang wunderte sie sich über sich selbst, daß sie seine Macken mittlerweile mit einer solchen Seelenruhe ertrug. Tja, wir wachsen scheinbar alle an unseren Aufgaben...
Der Torwächter erkannte sie und reagierte etwas ungehalten, als Erynn ihn bat, die Pforte zu öffnen. Dies sei schließlich eine Stadt, in der gerade der Belagerungszustand aufgehoben worden war und man brauche keine Schaulustigen, die sich nicht nützlich machten. Wenn du wüßtest, du kleiner Platzanweiser, grollte Erynn in Gedanken. „Seid unbesorgt. Wir kommen nicht wieder“, antwortete sie stattdessen.
Bei den Ställen nahm sie sich ein wenig Zeit, Falchions Schopf zu kraulen, bevor sie den Sattel auf seinen Rücken wuchtete. Arranges finsterer Blick gab einen Hinweis auf seine Ungeduld, doch sie hatte das treue Tier in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt, befand sie. Bald waren sie wieder unterwegs und ritten im flotten Trab auf der Blauen Straße in Richtung Westen. Erynn war froh, in Cheydinhal nicht ihren Eltern begegnet zu sein, denn sie hatte wirklich keine Lust gehabt, ihnen irgendeine wilde Geschichte vorflunkern zu müssen, weshalb es sie in die Stadt verschlagen hatte. In letzter Zeit hatte sie viele Prinzipien über den Haufen geworfen, unter anderem das, sich von Nekromanten fernzuhalten, aber es gab Grenzen.
Auf ihrem Weg kamen ihnen vereinzelt Leute entgegen, die in die Stadt zurückkehrten. Scheinbar hatte sich bereits in einigem Umkreis herumgesprochen, daß das Obliviontor verschwunden sei. Erynn hoffte, daß Dreveni den Mund halten und ihre Beteiligung daran verschweigen würde. Sie hatte kein Verlangen danach, sich irgendwann auch eine Erklärung für ihre Beweggründe zu dieser Tat ausdenken zu müssen. Irgendwann wird es schwierig, all die Lügen stimmig zu halten. Andererseits machte sie sich deswegen keine großen Sorgen. Sie schätzte die Meuchlerin schon ihres Berufs wegen nicht als jemanden ein, der tratschte.
Gegen Mittag erreichten sie die Ringstraße und rasteten bei der alten Feste Urasek. Noch immer schweigend teilten sie etwas von den Reiserationen, dann folgten sie der Ringstraße weiter nach Norden. Die Elfin hoffte darauf, daß sie für die Nacht nicht in einer der Tavernen am Wegesrand absteigen würden, erstens könnte sie Arranges dann fragen, ob er ihr nicht einen einfachen Zauber beibringen könnte und zweitens war sie noch immer viel zu pleite, um sich auch nur ein schäbiges Zimmer leisten zu können. Beim Gedanken daran, daß der Kaiserliche ihr die Septime dafür auslegen müßte, packte sie das kalte Grausen. Und ich muß dem Kerl endlich beibiegen, wie man richtig schleicht. Beim nächsten Tor werden wir wohl kaum in den Luxus eines dritten Schwertarmes gelangen, und bei seinem Getrampel könnte er auch gleich eine Fanfare blasen, sobald wir die Totenlande betreten haben... Ohne Dreveni wären wir längst Teil der Turmdekoration. Wir werden es uns kaum leisten können, den Vorteil der Heimlichkeit ein weiteres Mal einfach so zu verspielen.
Geändert von Glannaragh (26.02.2011 um 04:35 Uhr)
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