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Legende
Cheydinhal
Die Bevölkerung der Stadt war in heller Aufruhr. Überall herrschte Tumult, die Stadtwache war bemüht, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Die werden sich auch die Situation vor der Schließung des Tors zurückwünschen, als ihre Autorität noch geachtet wurde und keiner sie anpöbelte und sich einen Dreck darum scherte, was die Wache darauf zu mahnen hatte... Auf Erynns Frage hin nickte er nur.
Mit den Ellenbogen bahnten sie sich ihren Weg vorwärts, bis sie vor sich endlich das Aushängeschild des Schmieds sehen konnten. Doch das Haus war noch komplett abgeschottet und weit und breit war keiner zu sehen, der sich irgendwie damit beschäftigte, die Bretter von Fenstern und Tür zu nehmen. Da sie beide nicht wussten, wer der Schmied war und sie ihn in der rangelnden Menge sehr wahrscheinlich sowieso nicht finden hätten können, fragten Erynn kurzerhand eine sehr alte Dunmer, die weniger feindselig dreinblickend vorüberging. Als die alte Frau aufblickte, erstarrte Arranges. Das... nein, das kann nicht sein...
'Entschuldigt, aber könnt ihr uns vielleicht sagen, wo wir den Schmied finden können?' Fragte Erynn.
'Der? Hmm... ich habe ihn zuvor am Osttor mit der Wache heftig streiten sehen... ich komme selbst gerade von da, es ist noch nicht lange her, er dürfte also noch dort sein...' Antwortete die Dunkelelfe. 'Vielen Dank.' Meinte Erynn. Arranges konnte nichts sagen, stattdessen fing er sich einen kurzen, aber seltsamen Blick der anderen Dunkelelfe ein. Ob sie mich wohl erkannt hat? Die Frage erübrigte sich, denn schon hatte sich die Dunmer abgewandt und ging weiter. Im Kopf des Kaiserlichen schwirrten unzählige Gedanken durcheinander... Sie hat mich nicht wiedererkannt... sie hat mich vergessen, einfach so... oder verdrängt... ja, ich denke eher Letzteres... unzweifelhaft war sie im Keller... Der Kaiserliche war total verstört und plötzlich auch verunsichert, alles geriet stark ins wanken...
Ein leichter Rempler von Erynns Ellenbogen erinnerte ihn wieder daran, was er hier eigentlich wollte. Sie gingen weiter, aber Arranges wirkte irgendwie abwesend, mit leeren Augen vor sich hinstarrend, tappte er neben seiner Begleiterin her. Ich muss mich zusammenreissen, ich habe nichts getan, wofür ich Selbstkritik üben müsste, alles war richtig! Sie waren auf halber Strecke zum zweiten Tor, als der Kaiserliche plötzlich einfach stehen blieb und den Blick zur Seite wandte. Die Fachwerkfassade eines Hauses im typischen Stil der Stadt, mit hohem Dach und ausladendem Erker auf einer Seite, ragte neben ihnen am Rand der Straße auf. Es steht noch... Das Haus war insgesamt in einem tadellosen Zustand und nicht etwas verfallen, wie Arranges fast erwartet hatte. Den nächsten Bürger, der an ihnen vorbeihetzte, packte er am Arm und riss ihn zu sich herum. 'He! Was soll das?!'
'Das Haus da, wer wohnt dort?' Fragte Arranges nur arg ungehalten. 'Weiss ich doch nicht... seid ihr verrückt Kaiserlicher, ihr brecht mir fast den Arm...'
'WER wohnt dort?' Wiederholte der Nekromant seine Frage harsch und laut.
'Ich sagte, ich weiss es nicht! Vor 10 Jahren wurde das Haus einer Nordfamilie zugeschrieben, nachdem es einige Zeit leergestanden hatte... verdammt, lasst endlich los oder ich rufe die Wachen!' Arranges ließ den Fremden los und drehte sich wieder zu dem Haus um. Es stand niemals leer...! Zorn stieg in ihm auf.
'Arranges, seid ihr völlig wahnsinnig?! Ihr könnt...'
'Haltet den Rand!' Herrschte er Erynn an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und hielt im Laufschritt auf die Kapelle der Stadt zu ohne weitere Rücksicht auf die Dunmer. Am Friedhof neben dem Gotteshaus angekommen, stoppte er. Hektisch sah er sich um, aber die einzelnen Grabsteine unterschieden sich kaum. Arranges lief durch die Reihen, ließ seinen Blick über jedes Grab gleiten. Sie wurden nicht hier bestattet... sie wurden nicht hier bestattet... sie wurden... Ruckartig blieb er vor einem Grabstein stehen, ohne den Blick davon abzuwenden, drehte er sich zu dem Grabmal und verharrte regungslos davor, wie zur Salzsäule erstarrt. 'Hier liegen Orondier und Andalra Moryn...' Nuschelte er leise vor sich hin.
Er konnte nicht mehr an sich halten, Erinnerungen an seine Eltern und seine Kindheit übermannten ihn und zerquetschten den Teil ihn ihm förmlich, welcher sie am liebsten über die Jahre hinweg vergessen hätte. Allein stand er auf dem von der allgemeinen Aufregung und der Bürgerflut verschonten Friedhof und blickte ausdruckslos auf das Grab zu seinen Füßen. Eine einzelne Träne lief ihm langsam über die Wange und ließ das sonst so harte und ernste Gesicht plötzlich hilflos und unendlich traurig wirken...
Geändert von weuze (25.02.2011 um 15:12 Uhr)
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