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Thema: Krisensitzung

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Cheydinhal

    Die Bevölkerung der Stadt war in heller Aufruhr. Überall herrschte Tumult, die Stadtwache war bemüht, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Die werden sich auch die Situation vor der Schließung des Tors zurückwünschen, als ihre Autorität noch geachtet wurde und keiner sie anpöbelte und sich einen Dreck darum scherte, was die Wache darauf zu mahnen hatte... Auf Erynns Frage hin nickte er nur.

    Mit den Ellenbogen bahnten sie sich ihren Weg vorwärts, bis sie vor sich endlich das Aushängeschild des Schmieds sehen konnten. Doch das Haus war noch komplett abgeschottet und weit und breit war keiner zu sehen, der sich irgendwie damit beschäftigte, die Bretter von Fenstern und Tür zu nehmen. Da sie beide nicht wussten, wer der Schmied war und sie ihn in der rangelnden Menge sehr wahrscheinlich sowieso nicht finden hätten können, fragten Erynn kurzerhand eine sehr alte Dunmer, die weniger feindselig dreinblickend vorüberging. Als die alte Frau aufblickte, erstarrte Arranges. Das... nein, das kann nicht sein...
    'Entschuldigt, aber könnt ihr uns vielleicht sagen, wo wir den Schmied finden können?' Fragte Erynn.
    'Der? Hmm... ich habe ihn zuvor am Osttor mit der Wache heftig streiten sehen... ich komme selbst gerade von da, es ist noch nicht lange her, er dürfte also noch dort sein...' Antwortete die Dunkelelfe. 'Vielen Dank.' Meinte Erynn. Arranges konnte nichts sagen, stattdessen fing er sich einen kurzen, aber seltsamen Blick der anderen Dunkelelfe ein. Ob sie mich wohl erkannt hat? Die Frage erübrigte sich, denn schon hatte sich die Dunmer abgewandt und ging weiter. Im Kopf des Kaiserlichen schwirrten unzählige Gedanken durcheinander... Sie hat mich nicht wiedererkannt... sie hat mich vergessen, einfach so... oder verdrängt... ja, ich denke eher Letzteres... unzweifelhaft war sie im Keller... Der Kaiserliche war total verstört und plötzlich auch verunsichert, alles geriet stark ins wanken...

    Ein leichter Rempler von Erynns Ellenbogen erinnerte ihn wieder daran, was er hier eigentlich wollte. Sie gingen weiter, aber Arranges wirkte irgendwie abwesend, mit leeren Augen vor sich hinstarrend, tappte er neben seiner Begleiterin her. Ich muss mich zusammenreissen, ich habe nichts getan, wofür ich Selbstkritik üben müsste, alles war richtig! Sie waren auf halber Strecke zum zweiten Tor, als der Kaiserliche plötzlich einfach stehen blieb und den Blick zur Seite wandte. Die Fachwerkfassade eines Hauses im typischen Stil der Stadt, mit hohem Dach und ausladendem Erker auf einer Seite, ragte neben ihnen am Rand der Straße auf. Es steht noch... Das Haus war insgesamt in einem tadellosen Zustand und nicht etwas verfallen, wie Arranges fast erwartet hatte. Den nächsten Bürger, der an ihnen vorbeihetzte, packte er am Arm und riss ihn zu sich herum. 'He! Was soll das?!'
    'Das Haus da, wer wohnt dort?' Fragte Arranges nur arg ungehalten. 'Weiss ich doch nicht... seid ihr verrückt Kaiserlicher, ihr brecht mir fast den Arm...'
    'WER wohnt dort?' Wiederholte der Nekromant seine Frage harsch und laut.
    'Ich sagte, ich weiss es nicht! Vor 10 Jahren wurde das Haus einer Nordfamilie zugeschrieben, nachdem es einige Zeit leergestanden hatte... verdammt, lasst endlich los oder ich rufe die Wachen!' Arranges ließ den Fremden los und drehte sich wieder zu dem Haus um. Es stand niemals leer...! Zorn stieg in ihm auf.

    'Arranges, seid ihr völlig wahnsinnig?! Ihr könnt...'
    'Haltet den Rand!' Herrschte er Erynn an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und hielt im Laufschritt auf die Kapelle der Stadt zu ohne weitere Rücksicht auf die Dunmer. Am Friedhof neben dem Gotteshaus angekommen, stoppte er. Hektisch sah er sich um, aber die einzelnen Grabsteine unterschieden sich kaum. Arranges lief durch die Reihen, ließ seinen Blick über jedes Grab gleiten. Sie wurden nicht hier bestattet... sie wurden nicht hier bestattet... sie wurden... Ruckartig blieb er vor einem Grabstein stehen, ohne den Blick davon abzuwenden, drehte er sich zu dem Grabmal und verharrte regungslos davor, wie zur Salzsäule erstarrt. 'Hier liegen Orondier und Andalra Moryn...' Nuschelte er leise vor sich hin.

    Er konnte nicht mehr an sich halten, Erinnerungen an seine Eltern und seine Kindheit übermannten ihn und zerquetschten den Teil ihn ihm förmlich, welcher sie am liebsten über die Jahre hinweg vergessen hätte. Allein stand er auf dem von der allgemeinen Aufregung und der Bürgerflut verschonten Friedhof und blickte ausdruckslos auf das Grab zu seinen Füßen. Eine einzelne Träne lief ihm langsam über die Wange und ließ das sonst so harte und ernste Gesicht plötzlich hilflos und unendlich traurig wirken...
    Geändert von weuze (25.02.2011 um 15:12 Uhr)

  2. #2
    Sie machten sich gerade zu dem Osttor der Stadt auf, als Erynn bemerkte, daß mit dem Beschwörer etwas nicht stimmte. Sie erkannte die feinen Anzeichen mittlerweile sehr genau und beschleunigte ihre Schritte, bis sie schon fast die Hälfte der Strecke zum Tor zurückgelegt hatten. Als wäre er gegen eine Wand gerannt, blieb Arranges plötzlich stehen. Erynn wandte sich um und sah, wie er einen Bürger gepackt hielt und mit harter Stimme auf ihn einredete. Nachdem er erfahren hatte, was er wissen wollte, machte der Kaiserliche auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. Verdammt, verdammt, verdammt! fluchte sie still vor sich hin. Es mußte sein Elternhaus gewesen sein, kam es ihr in den Sinn. Sie erinnerte sich dunkel an einen Vorfall, den es in der Straße gegeben hatte, irgendein Unfall... Ein Feuer war es. Das Ehepaar kam damals um, allein ihr Sohn überlebte – oh, scheiße! Sie begann zu laufen, schlängelte sich durch die Menschenmassen und schloß letztendlich zu Arranges auf. Ihre Schritte führten sie zum Friedhof, wo er schließlich vor einem noch nicht sehr alt aussehenden Grab stehen blieb. Er zitterte am ganzen Leib.

    Erynn hielt sich im Hintergrund, beschränkte sich zunächst darauf, das Geschehen zu beobachten. Der Name ‚Moryn’ war auf dem Grabstein zu lesen. Mitglieder der Gathering hatten diesen Namen schon erwähnt, aber erst jetzt brachte sie ihn mit den Geschehnissen vor vielen Jahren zusammen. Sie hätte Arranges wohl auch nicht erkannt, wenn sie zuvor schon gewußt hätte, wer er war. Die harten Züge, welche bei ihm jetzt um Augen und Mundwinkel lagen, ließen das nicht zu. Vielleicht hatte es Ansätze davon schon früher gegeben, aber das wußte sie nicht mehr, denn sie hatte ihn zu der Zeit nicht gekannt. Nur, daß es ihn gab, diesen Waisenjungen, dem jeder mitleidige Blicke hinterherwarf...
    Zögernd trat sie einen Schritt näher, hin und hergerissen zwischen dem Wunsch ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen und dem Gefühl, daß sie diesen traurigen Moment besser nicht stören sollte.

    Die Moryns waren in aller Stille bestattet worden, noch vor dem Morgengrauen und ohne großes Gewese. Wenige Tage nach dem Unglück war das Grab einfach da, und angesichts der Umstände erschien es niemandem seltsam, daß auf eine große Trauerfeier verzichtet wurde. Einige Jahre später aber hatte es hinter vorgehaltener Hand Gerede gegeben. Es hieß, das Grab sei geöffnet worden, mitten in der Nacht. Gerüchte von götterlästerlichen Dieben und Nekromanten schossen wild ins Kraut. Sie hatte nicht viel darauf gegeben, die Leute tratschten sowieso immer und ständig, und Erynn war zu der Zeit gerade in einer rebellischen Phase gewesen, in der sie den Klatsch der Waschweiber und alten Männer mit einer Herablassung quittierte, wie nur Halbstarke es vermochten. Außerdem sah es am folgenden Tag nicht zerwühlt aus, sondern war so gepflegt wie immer. Auch die ältere Dunmerin, die sich darum kümmerte, wies das Gerede weit von sich und behauptete steif und fest, daß bloß einige Dinge aufgetaucht wären, die als Beigabe ebenfalls hätten verscharrt werden müssen.

    Aber was, wenn das überhaupt nicht stimmt? Warum hätte man das zu nachtschlafender Zeit tun sollen? Das ist doch Unfug. Ein heißer Stich fuhr ihr und die Brust und machte ihr das Herz schwer, als ihr Blick auf Arranges’ Gesicht fiel. So wie jetzt hatte sie ihn noch niemals gesehen, und es erschreckte sie mehr als seine gelegentlichen Tobsuchtsanfälle. Der Beschwörer wirkte, als würden jeden Augenblick die Knie unter ihm nachgeben oder er, was hier mitten in der Stadt weit schlimmer wäre, einfach ausrasten - so, wie er es immer tat, wenn jemand oder etwas diese unsichtbare Wunde berührte, die in seiner Seele schwärte. Erynn war sich sicher, sich gerade gefährlich dicht am Zentrum dieses Geheimnisses zu befinden. Sie mußte handeln, bevor die Situation unkontrollierbar wurde.

    Stumm trat sie von hinten an den Kaiserlichen heran und legte ihre Arme fest um seinen Leib. Mit einem Mal war sie sehr dankbar für ihren sehnigen Körper, würde sie ihn mit dessen Kraft doch unter Kontrolle halten können, welche Reaktion von ihm auch immer als Nächstes folgen würde...
    Geändert von Glannaragh (26.02.2011 um 03:52 Uhr)

  3. #3
    Arranges hatte nicht bemerkt, wie Erynn von hinten an ihn herantrat, er war völlig ausgefüllt von seinen Gedanken. Das helle Lachen seiner Mutter, die ruhige Erzählstimme seines Vaters... 13 Jahre voller Freude, voller Leben, ohne Sorgen, ohne Ängste... Und innerhalb einer Sekunde wurde alles zerstört. Missbildend wucherte daraus ein neues Leben für den Jungen. Die Wichtigkeit, perfekt zu sein, erstickte alles, was Freude, was Schönheit und was Lebenslust betraf, wurde im Keim erstickt und zurück blieb ein nach außen hin kalter Klotz, mit makellosen Kanten und ebenen Flächen...

    Hände legten sich von hinten um ihn und behinderten ihn in seiner Bewegung. Sofort erstarben seine Gedanken. Das Machtgefühl kehrte zurück und beschied ihm, ihr nicht diesen Triumph, diesen Blick in seine Vergangenheit zu gewähren. Seine Muskeln spannten sich, aber Erynn hatte auch seine Arme in ihrem Klammergriff miteingeschlossen und so konnte er kaum etwas tun. Er wersuchte sich irgendwie frei zu winden, mit Wutlauten warf er sich von einer Seite auf die andere und versuchte sie abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht und schon nach wenigen Augenblicken seines Ausbruchs zerbröselte die Fassade seines göttlichen Denkens, nachdem er auch nicht auf seine Magie zurückgreifen konnte...

    Seine Muskeln erschlafften und die Knie wurden ihm weich, aber noch stand er, immernoch von der Dunmer umklammert. Wieder blickte er auf das Grab. Jetzt war der Halt entgültig weg. Tränen begannen ihm über die Wangen zu laufen. Sein Schluchzen noch immer krampfhaft unterdrückend, stand er einfach nur da, wehrte sich nicht mehr gegen Erynn und schaute auf den Grabstein...

  4. #4
    Es geschah, was sie erwartet hatte. Erynn spannte die Muskeln an und hielt den Beschwörer unerbittlich fest. Körperlich mochten sie etwa gleich stark sein, doch sie war im Vorteil. Die Kriegerin verlagerte ihr Gewicht um einen Fuß in Arranges’ Kniekehle zu treiben und ihn damit niederzuringen, als er seinen Widerstand aufgab. Er wurde still, sehr still, doch sie spürte das krampfende Zucken in seiner Brust, während er um Fassung rang. Für einen Moment glaubte sie, er würde stürzen, und festigte ihren Griff noch einmal. Eine ganze Weile standen sie schweigend vor dem Grabstein, bis Erynn einigermaßen sicher war, daß er seinem Schmerz jetzt nicht mehr durch einen Wutausbruch Luft verschaffen würde.
    „Ich lasse Euch jetzt los“, murmelte sie. „Nehmt Euch alle Zeit, die Ihr braucht.“ Langsam löste sie ihren Klammergriff und trat ein paar Schritte zurück, dann lehnte sie sich an einen Grabstein, der vielleicht drei Meter entfernt von Arranges stand. Sie wandte ihm dabei den Rücken zu, lauschte jedoch weiterhin aufmerksam auf jede seiner Bewegungen.
    Was bei Vaerminas ungezählten Schrecken passiert hier? Du hast nichts von dem verarbeitet, was an jenem Tag geschah, nicht wahr? Hast deine verwundete Seele in den tiefsten Kerker geworfen den du finden konntest und eine Mauer aus Wut und Verachtung darum hochgezogen und dir vorgemacht, der kleine Junge von damals wäre mit seinen Eltern verbrannt. Ist er nicht, Arranges... und auch deine Seele ist noch da. Geschunden und vergraben vielleicht, aber nicht tot. Und du fürchtest dich vor dem, was du sehen wirst, wenn sie sich eines Tages wieder ans Licht kämpft...
    Geändert von Glannaragh (26.02.2011 um 01:29 Uhr)

  5. #5
    Der Kaiserliche nahm nicht zur Kenntnis, was Erynn sagte. Er spürte lediglich, dass sie ihn losließ und war ihr stumm dafür dankbar. Lautlos ließ er die Tränen zu, bis sie nach einer ganzen Weile versiegt waren. Reiss dich zusammen! Du hast damals nichts Falsches getan...! Mit dem Handrücken wischte er sich über die geröteten Augen. Er straffte sich wieder und seine Miene wurde wieder kalt, hart und abweisend. Er verbarg seine noch immer zitternden Hände unter seinem Umhang, den er jetzt vor der Brust zusammenzog. Dann wandte sich der Nekromant ab. 'Wir brechen auf... der Schmied hier wird uns bei diesem Chaos sowieso nicht helfen können...' Sagte er monoton, während er an Erynn vorbeiging, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

    Bei den Stallungen angekommen, saßen sie auf und schlugen die Richtung zur Kaiserstadt ein. Die Sonne stand im Zenit am blauen Himmel, als sie die Ringstraße erreichten und ein wenig abseits der Straße rasteten. Wenn alles nach Plan verläuft, sind wir morgen schon in der Kaiserstadt und haben mit etwas Glück bald schon den nächsten Anlaufpunkt für das zweite Tor...

  6. #6

    Cheydinhal => Ringstraße

    Gut, dann brechen wir also auf, antwortete sie im Stillen und tappte hinter Arranges her auf das Westtor zu. War offensichtlich ohnehin eine Scheißidee, hierher zu kommen.
    Der Beschwörer würde erstmal eine ganze Weile nichts mehr sagen, und sie würde nicht fragen. Noch nicht. Später irgendwann, wenn sie Cheydinhal weit hinter sich gelassen hätten. Die Kälte war in seine Augen zurückgekehrt, aber allein die Tatsache, daß er sie weder beleidigt noch bedroht hatte war ein hinreichender Beweis dafür, wie dreckig es ihm ging.
    Einen Herzschlag lang wunderte sie sich über sich selbst, daß sie seine Macken mittlerweile mit einer solchen Seelenruhe ertrug. Tja, wir wachsen scheinbar alle an unseren Aufgaben...
    Der Torwächter erkannte sie und reagierte etwas ungehalten, als Erynn ihn bat, die Pforte zu öffnen. Dies sei schließlich eine Stadt, in der gerade der Belagerungszustand aufgehoben worden war und man brauche keine Schaulustigen, die sich nicht nützlich machten. Wenn du wüßtest, du kleiner Platzanweiser, grollte Erynn in Gedanken. „Seid unbesorgt. Wir kommen nicht wieder“, antwortete sie stattdessen.
    Bei den Ställen nahm sie sich ein wenig Zeit, Falchions Schopf zu kraulen, bevor sie den Sattel auf seinen Rücken wuchtete. Arranges finsterer Blick gab einen Hinweis auf seine Ungeduld, doch sie hatte das treue Tier in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt, befand sie. Bald waren sie wieder unterwegs und ritten im flotten Trab auf der Blauen Straße in Richtung Westen. Erynn war froh, in Cheydinhal nicht ihren Eltern begegnet zu sein, denn sie hatte wirklich keine Lust gehabt, ihnen irgendeine wilde Geschichte vorflunkern zu müssen, weshalb es sie in die Stadt verschlagen hatte. In letzter Zeit hatte sie viele Prinzipien über den Haufen geworfen, unter anderem das, sich von Nekromanten fernzuhalten, aber es gab Grenzen.

    Auf ihrem Weg kamen ihnen vereinzelt Leute entgegen, die in die Stadt zurückkehrten. Scheinbar hatte sich bereits in einigem Umkreis herumgesprochen, daß das Obliviontor verschwunden sei. Erynn hoffte, daß Dreveni den Mund halten und ihre Beteiligung daran verschweigen würde. Sie hatte kein Verlangen danach, sich irgendwann auch eine Erklärung für ihre Beweggründe zu dieser Tat ausdenken zu müssen. Irgendwann wird es schwierig, all die Lügen stimmig zu halten. Andererseits machte sie sich deswegen keine großen Sorgen. Sie schätzte die Meuchlerin schon ihres Berufs wegen nicht als jemanden ein, der tratschte.
    Gegen Mittag erreichten sie die Ringstraße und rasteten bei der alten Feste Urasek. Noch immer schweigend teilten sie etwas von den Reiserationen, dann folgten sie der Ringstraße weiter nach Norden. Die Elfin hoffte darauf, daß sie für die Nacht nicht in einer der Tavernen am Wegesrand absteigen würden, erstens könnte sie Arranges dann fragen, ob er ihr nicht einen einfachen Zauber beibringen könnte und zweitens war sie noch immer viel zu pleite, um sich auch nur ein schäbiges Zimmer leisten zu können. Beim Gedanken daran, daß der Kaiserliche ihr die Septime dafür auslegen müßte, packte sie das kalte Grausen. Und ich muß dem Kerl endlich beibiegen, wie man richtig schleicht. Beim nächsten Tor werden wir wohl kaum in den Luxus eines dritten Schwertarmes gelangen, und bei seinem Getrampel könnte er auch gleich eine Fanfare blasen, sobald wir die Totenlande betreten haben... Ohne Dreveni wären wir längst Teil der Turmdekoration. Wir werden es uns kaum leisten können, den Vorteil der Heimlichkeit ein weiteres Mal einfach so zu verspielen.
    Geändert von Glannaragh (26.02.2011 um 03:35 Uhr)

  7. #7
    Die Straße führte zunehmend in einem Bogen nach Westen. Der Weißgoldturm wandte sich zu ihrer Linken. Die Sonne senkte sich zum Horizont und als die beiden Reisenden die Weggabelung bei Sercen erreicht hatten, wo die Straße nach Norden abzweigte, wurde es bereits dunkel. Hmm... nein, wir machen hier Rast, ich habe wenig Lust, unter die Leute zu gehen... und schon gar nicht in einer Schenke wie in Bockbierquell... Sie ritten noch ein wenig weiter, so dass sie die Ruinen von Sercen noch zwischen den Bäumen hinter sich sehen konnten, dann beschied Arranges Erynn mit ein paar knappen Worten, dass sie heute wohl unterm Sternenzelt rasten würden. Er versuchte gar nicht daraus irgendwie eine unschuldige Aussage zu machen, es hörte sich ganz so an, wie das, was er dachte: Er hatte schlicht keine Lust auf andere Menschen um sich.

    Sie gingen von der Straße runter und schlugen zwischen den Bäumen nördlich ihr Lager auf. Der Himmel war klar und Arranges entschied sich, keinen Wetterschutz zu errichten. Kurze Zeit später saßen sie im schnell abnehmenden Tageslicht am Feuer. Arranges verzichtete darauf etwas zu essen. Er starrte abwesend, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, in den Himmel und beobachtete, wie langsam und scheu die ersten Sterne an Firmament erschienen...

  8. #8

    Ringstraße; zwischen Sercen und Aleswell

    Nachdem sie abgesattelt und ein kleines Feuer in Gang hatten, entschied Erynn, daß der Beschwörer so langsam genug vor sich hingebrütet hatte. Sie würde ihn zunächst mit Fragen über Cheydinhal in Ruhe lassen, er würde vermutlch ohnehin nichts preisgeben. Aber es war Zeit, daß er auf andere Gedanken kam.
    „Arranges?“ fragte sie. „Wie wäre es, wenn Ihr mir jetzt etwas über Magie erklärt?“ Sie überlegte kurz, dachte an die Stunden im Obliviontor und daran, wie lebendig sie sich dort gefühlt hatte. „Ich wüßte gern mehr über Feuerzauer.“

    So lasst mich doch einfach in Ruhe... ist das wirklich zu viel verlangt...? Arranges sah sie einen Moment abweisend an. 'Ich soll euch also einfach etwas beibringen, von dem ihr ungefähr so viel Ahnung habt wie ich vom Bogenschießen?' Genervt und resignierend atmete er aus. Seine Miene wurde etwas weicher und auch seine Stimme nahm einen Tacken mehr Freundlichkeit an: 'Ihr fragt nach Feuermagie wegen dem, was ihr im Reich des Vergessens erlebt oder vielmehr gefühlt habt, nicht wahr?' Arranges war nicht dumm, er wusste, dass Dunmer eine natürliche Affinität zu Feuer hatten, daher ja auch ihre Resistenzen gegen dieses Element. Oblivion war im Grunde nichts anderes als ein riesieger Feuerpool. 'Ihr erinnert euch vielleicht noch daran, was ich euch über die Magie erzählt habe, wie man nach ihr greift und sie nach seinem Willen formt?' Er hob eine Hand, mit der Handfläche nach oben. Funken stoben und eine Flamme quoll hervor und wiegte sich in der sanften Briese der Nachtluft. 'Feuer... es ist eine Sache, eine Seele zu unterwerfen, aber eine ganz andere, die Elemente für die eigenen Dienste zu rufen. Feuer, Eis und Blitz sind nicht wie die Wesen, mit denen man ringen kann. Die Elemente existieren einfach und agieren ihrer Umwelt entsprechend... greift jemand ohne das nötige Wissen nach ihnen, wird er sich unweigerlich verletzen... Ihr erinnert euch noch daran, wie ich euch die Magie erklärt habe?' Arranges schloss die Hand zur Faust und erstickte damit die Flamme wieder. 'Wird ein Feuerzauber gewirkt, tut der Zaubernde nichts anderes, als nach der Flamme der Kerze zu greifen... er verschiebt sie so, dass sie die Leinwand zu seinen Gunsten betsrahlt oder vielmehr das verbrennt, was der Zauberer mit seiner Zerstörungsmagie anzugreifen gedenkt... Ihr seid Dunmer. Selbst wenn ihr euch nicht erinnern oder nutzen könnt, was in euch schlummert, so ist es dennoch da, ein jeder Dunkelelf hat einen ganz natürlichen Bezug zum Feuer...'

    Erynn nickte nachdenklich. Ja, sie erinnerte sich an dieses Bild mit der Leinwand, allerdings war es ihr sehr schwer gefallen, einen Bezug dazu herzustellen. Wenn also das, was ich sehe nur ein Bild ist, und die Flamme dahinter bestimmt, welche Teile besonders hervorgehoben werden... Die Szene, was Arranges mit dem Pferdedieb angestellt hatte, kam ihr in den Sinn. Sie hatte das Gefühl, beinahe zu begreifen, worauf es ankam, aber das Bindeglied fehlte noch. Auf der einen Seite die sichtbare Welt, auf der anderen Seite die Macht dahinter. Allein, wie bringe ich beides zusammen?
    Sie starrte auf einen trockenen Ast in der Nähe, sah ihn sich sehr genau an. Seine Struktur, die Risse, die der Wuchsrichtung des Holzes folgten, die gelbbraunen Flechten, die darauf wuchsen. Bis hierher war es einfach nur ein Ast. Sie stellte sich vor, das Stück Holz zum Brennen zu bringen, wie es dann wohl aussah, roch und wie es sich anhörte. Die Elfin hielt dieses Bild fest und schleuderte es dann gedanklich auf ihr Studienobjekt. Es geschah - gar nichts.
    "Ich verstehe das nicht", sagte sie. "Wie bringt man die sichtbare Welt und die Kräfte dahinter zusammen?"

    Arranges folgte ihrem Blick und erahnte, was sie gerade für sich selbst versuchte. Das wird wohl schwerer als ich dachte... Der Kaiserliche konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie es wäre, nicht nach der magischen Kraft greifen zu können, schließlich wurde ihm dieses Talent mehr oder weniger durch seinen Vater in die Wiege gelegt und er hatte Umgang damit, seit er denken konnte. Aber wie zur Hölle mache ich ihr begreiflich, was es bedeutet, Magie anzuwenden?! Cheydinhal und das Grab seiner Eltern, ja sogar Dreveni waren mit einem Mal vergessen. Arranges Ergeiz wurde geweckt, ein Ergeiz, den er viel zu lange, seit er eben nicht mehr aktiv als Novize studierte, sondern nur noch neue Zauber lernte, vernachlässigt hatte. Aus einem ihm unerfindlichen Grund wollte er Erynn plötzlich etwas beibringen, obwohl er sich erst noch vor Kurzem überlegt hatte, wie er diesen Teil ihrer Vereinbarung umgehen konnte... 'Ihr dürft euch nicht vorstellen, wie ihr den Ast zum Brennen bringt...' Der Kaiserliche kratzte sich nachdenklich am Kopf. 'Gebietet dem Ast zu brennen. Nehmt die magische Kraft, die euch innewohnt und formt sie zu Feuer... formt sie nach eurer Vorstellung des Elements...' Der Kaiserliche blickte auf den Ast, schnippte ihm leicht entgegen und sofort schoss eine kleine Stichflamme daraus hervor und flackerte für einige Augenblicke, bis nur noch glühende Überreste blieben. 'Ich weiss es ist nicht ganz einfach...' Er erhob sich und ging neben Erynn in die Hocke. Ohne Vorwarnung griff er einfach nach ihrer Hand und hielt sie locker in der seinen. Langsam wurde seine Hand warm. 'Ihr müsst euch davon ausfüllen lassen und es dann weitergeben, das Element... Übrigens ist es auch das, was den eigenen Körper so erschöpft, wenn man die Grenzen seiner Magie erreicht hat...'

    Die Elfin schloß die Augen und überließ sich ganz der Empfindung, welche die Berührung von Arranges' Hand ihr vermittelte. Dann suchte sie in sich nach eben dieser Art von Wärme, in ihrem Kopf, ihrem Herzen und ihrem Pulsschlag. Die Erinnerung an die Totenlande und die unbändige Kraft, die sie dort durchströmt hatte, halfen ihr dabei. Irgendwann glaubte sie, einen weiteren Rhythmus hinter ihrem Herzschlag gefunden zu haben, ganz schwach nur, aber vorhanden. Zaghaft griff sie danach, bis sie es an ihren Fingerspitzen fühlen konnte und richtete es auf den Ast. Sie glaubte, eine dünne Rauchfahne gesehen zu haben, aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
    Seufzend löste sie ihre Hand aus der des Kaiserlichen und konzentrierte sich erneut. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die Empfindung wiedergefunden hatte. Diesesmal riß sie heftig daran und schleuderte es mit all ihrem Willen dem Holz entgegen. Verdammt, das kann doch so schwer nicht sein! Du sollst brennen, Scheißding, dachte sie wütend.
    Beide duckten sich instinktiv, als ihnen ein Regen aus Dreck, versengten Grasbüscheln und glimmenden Splittern entgegenflog. Erynn warf Arranges einen vorsichtigen Blick zu. "'tschuldigung", meinte sie zerknirscht. Dann hellte sich ihre Miene auf. "Hey! Ich habe einen Krater erschaffen", sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen.

    Arranges konnte seinen Stolz auf sie nicht verbergen und lächelte sie an. 'Da, ihr könnt es doch... und es ist gar nicht so schwer... aber euer Temperament als Prügelknaben solltet ihr hier nicht einfließen lassen... ein bisschen mehr Gefühl wenn ich bitten darf, das ist kein grober Zweihänder...' Neckte er sie und grinste breit.

    Erynn schenkte ihm einen treudoofen Hundeblick und grinste zurück. In diesem Moment war sie sehr mit sich zufrieden. "Ich bekomme das schon noch hin, jetzt, wo ich weiß wie es geht..." Sie verbrachte den Rest des Abends damit, diese neue, unbekannte Kraft zu erforschen. Als sie das erste Mal versuchte, es Arranges gleichzutun und eine kleine Flamme auf ihrer Hand tanzen zu lassen, verbrannte sie sich fürchterlich die Pfoten, was bei dem Beschwörer erneut eine Welle der Belustigung auslöste. "Schönen Dank für das Mitgefühl", nuschelte sie, während sie die Fingerspitzen in den Mund steckte. Etwas später traute sie sich noch einmal, bemerkte aber, daß es ihr zusehends schwerer fiel, auf die Magie zuzugreifen. Die Elfin beschloß, es für heute gut sein zu lassen und rollte sich neben dem Lagerfeuer zusammen. Ihr Körper war hellwach, doch der Verstand arbeitete nur noch langsam nach den Experimenten mit der Elementarkraft. Bald schon schlief sie tief und traumlos.

  9. #9

    Kaiserstadt

    Arranges erfüllte es mit viel Stolz, Erynn mehr oder weniger etwas beigebracht zu haben. Es war seltsam für ihn, bisher hatte er nur Stolz für sich selbst empfunden, als er mit der Nekromantie vor vielen jahren begonnen hatte... Ist das wohl der Lohn für die Mentoren und Meister? Erynn legte sich bald schlafen, doch Arranges war zu sehr damit beschäftigt darüber zu sinnieren, warum er in Erynn plötzlich etwas anderes zu sehen schien als nur eine Ausrede dafür, dass er keine Schüler haben wollte... für einen Moment fühlte er sich sogar schuldig, dass er sie seit sie sich das erste Mal getroffen hatten, einzig als ein Werkzeug angesehen hatte... Aber was sollte sie anderes für mich sein? Jetzt ist sie in gewisser Weise eine Schülerin für mich, aber warum denke ich über dieses distanzierte Verhältnis hinaus?! Er betrachtete die schlafende Dunmer, ihre feinen Gesichtszüge, den zwar drahtigen, aber doch irgendwie anmutigen und vollkommenen Körper... Das muss die Urzeit sein... Er blickte zum Himmel. Die beiden Monde waren schon weit gekommen. Die Stunden bis zur Dämmerung hätte man an einer Hand abzählen können. Zufrieden über seine Ausrede für sich selbst, nickte der Kaiserliche. Für den Rest der Nacht wachte er am Feuer.
    Am frühen Morgen weckte Arranges die Dunmer, indem er sich neben sie kniete und sie behutsam aus dem Schlaf rüttelte. 'Guten Morgen... ich hoffe ihr seid ausgeruht, wir haben heute eventuell viel Weg vor uns...' Er lächelte.

    Sie brachen das Lager ab und machten sich auf den weiteren Weg zur Kaiserstadt. Gegen Mittag ritten sie auf die gewaltige Brücke zu, die der einzige Zugang zur Stadt war. Bei den Stallungn angekommen, stellten sie ihre Pferde nur auf Durchreise unter. Die Wachen kontrollierten weder gepäck, noch sonstiges. Die Legion scheint sich ihrer Sache ja sehr sicher zu sein... Während die beiden in der Stadt unterwegs waren, bekamen sie auch mit warum die Legionäre so selbtsicher waren, obwohl sich die Oblivionkrise mehr und mehr bemerkbar machte. 'Mehrunes hat Angst...'
    'Er ist sich seiner Sache wohl doch nicht sicher...'
    'Feige Daedra...'
    Waren einige Wortfetzen, die sie beim Durchqueren der Stadt aus den allgemeinen Gesprächen heraushören konnten. Dämliche Soldaten... dämliches Fußvolk... Doch trotz dieser Gedanken war Arranges schon seit Beginn des Tages irgendwie bester Dinge, ohne, dass man ihm ansah, warum überhaupt.

    Sie gingen erst zum Hafen der Stadt, Arranges hatte Erynn nicht wirklich erzählt, was sie hier eigentlich wollten, sie wusste von ihm lediglich, dass sie eben auf der Suche - sofern man die jetzige Situation so nennen konnte - nach dem nächsten Tor waren. Der Nekromant schien jemanden bestimmtes zu suchen, sie gingen einige Male auf den Docks im Haven auf und ab. Aber Arranges konnte die gesuchte Person nicht ausfindig machen. Verflucht, wo ist dieser Kundschafter... der lungert hier doch sonst immer herum... Sie waren gerade im Begriff, den Hafen wieder zu verlassen, als ihnen ein auffällig gut ausgerüsteter Argonier von der Stadt entgegenkam. Die Blicke des Sumpfbewohners und die des Kaiserlichen trafen sich.

    'Arranges... was... seid gegrüßt!'
    'Seid mir ebenfalls gegrüßt Guroma!'
    'Was äh... führt euch denn hier her?' Der Blick des gehörnten Argoniers fiel auf Erynn. 'Und vor allem nicht allein?'
    'Das ist Lady Erynn... für kurze Zeit meine Begleitung in privater Angelegenheit...'
    'Ahh... ich verstehe...' Fiel ihm der Argonier ins Wort und verzog seine Schnauze zu einem Grinsen.
    'Nein, so verzweifelt bin ich dann noch nicht...' Grinste Arranges.
    'Hmm... dabei hat sie doch mehr Form als so manch andere...' Bemerkte der Argonier, während er sie für einen Moment musterte.
    'Genug jetzt, ich bin nicht hier um mit euch über meine weibliche Begleitung zu reden... wenngleich wir da unzweifelhaft schneller fertig wären, was das Kommentieren ihrer... egal... jedenfalls wollte ich euch lediglich um eine Auskunft bitten...'
    'Ihr wisst, Informationen gibt es nicht umsonst...'
    'Ja, aber glücklicherweise sind sie mir genug wert, um sie euch entlocken zu können.' Arranges zog einen relativ großen Beute hervor und ließ ihn einmal in seiner Hand hüpfen. Es klimperte auffällig in seinem Innern.
    'Ah... Arranges, ihr seid wahrlich einer der wenigen, die mich gut genug kennen... also, was wollt ihr wissen?'
    'Nun, sicherlich habt ihr schon von den Obliviontoren gehört und vermutlich auch schon eines gesehen... könnt ihr mir Auskunft über den Standort von zweien geben?' Der Argonier schaute ihn einen Moment forschend an. 'Ihr seid lebensmüde? Nun, ich gebe euch nur ungern den Standort eines Tores preis, solltet ihr dort sterben, fehlt mir eine zwar unregelmäßige, aber wichtige Einnahmequelle...'
    'Ich habe schon eines gesehen und stehe trotzdem lebendig hier vor euch, also los, sagt schon...'
    'Hmm... könnte ich wohl auf eure Begleitung aufpassen?'
    'Guroma! ... Ihr könnt eure Vorlieben für strohhalmdünne Frauen woanders bedienen...!'
    'Ja, ist ja schon gut... ich komme gerade von Anvil... als ich vor zweieinhalb Tagen dort losgeritten bin, traf gerade die Nachricht ein, dass sich irgendwo an der Goldküste eines dieser Portale geöffnet haben soll... ich weiss nicht ob es stimmt, aber das ist die einzige Information, die ich euch diesbezüglich geben kann...' Auffordernd streckte der Argonier seine klauenbesetzte Hand vor. Arranges kramte einige Septime aus dem Beutelchen hervor, ließ selbigen wieder verschwinden und gab der Echse die anderen Münzen. 'Ich danke euch Guroma...'
    'Nichts zu danken mein Freund!'

    Arranges und Erynn wandten sich wieder der Stadt zu und ergenzten dort ihre Vorräte. Der Kaiserliche ließ seine Rüstung ausbessern und am späten Nachmittag saßen sie wieder auf und ritten mit Anvil als Ziel weiter.

  10. #10
    Der Kaiserliche überraschte sie, als er sie am nächsten Morgen mit einem Lächeln weckte. Hab ich was verpaßt? Oder habe ich dir einfach nur bewiesen, daß ich doch nicht bloß Stroh im Kopf habe? Erynn erwiderte die freundliche Geste. „So ausgeruht, wie man am frühen Morgen nur sein kann“, entgegnete sie und rieb sich die Augen. Sie haßte es, aufstehen zu müssen, riß sich aber zusammen und erhob sich seufzend.

    Bald darauf waren sie wieder unterwegs und passierten Weye etwa zur Mittagszeit. Sie lenkten ihre Pferde auf die große Brücke zur Hauptstadt. Während sie dem Klappern der Hufe auf dem Pflaster lauschte, fragte Erynn sich, wen Arranges hier wohl kannte, der mit Informationen über das Tor herausrücken würde. Die Legion gab sich im Allgemeinen verschwiegen, was konkrete Informationen anging, vielleicht, weil es eine entsprechende Order gab um Panik zu vermeiden, vielleicht auch, um verrückte Draufgänger davon abzuhalten, ihre Nase in die Tore zu stecken. Wenn letzteres der Fall war, funktionierte es nicht, dachte sie mit einem kleinen Grinsen.
    Der Beschwörer war schon den ganzen Tag bei geradezu verstörend guter Laune, daher ging sie davon aus, daß er hier wohl eine einigermaßen verläßliche Quelle haben mußte. Sie betraten die Stadt und wandten ihre Schritte Richtung Hafen. Es ist tatsächlich schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal hier war... jetzt weiß ich auch wieder, warum: Zu viele Steine, zu viele Leute, viel zu wenig Bäume. Ich würde wohl schwermütig werden, wenn ich hier leben müßte.
    Die Gesprächsfetzen, die sie unterwegs aufschnappte, gaben ihr zu denken. Zwischen dem belanglosen Geplapper drangen immer wieder Äußerungen über die Krise zu ihr durch. Manches von dem, was sie hörte, klang selbstsicher, anderes besorgt. Die Tore hatten ganz Tamriel fest im Griff, obwohl man so wenig darüber wußte. Oder eben genau deswegen.

    Am Hafen angekommen verbrachten sie eine ganze Weile damit zu warten. Sie lief einfach hinter Arranges her, machte sich nicht die Mühe zu fragen, wen er hier eigentlich treffen wollte. Sie würde es schon früh genug erfahren.
    „Ich glaube, wir verschwenden hier unsere Zeit“, sagte er schließlich und wandte sich dem Tor zu, das sie zurück in den Tempelbezirk führen würde. „Moment... das ist er.“ Er deutete auf einen Argonier, der sie wohl ebenfalls bemerkt hatte und jetzt auf sie zuging.
    Erynn hörte dem folgenden Gespräch schweigend zu, doch in dessen Verlauf wurde ihr Gesicht immer finsterer. Als das Echsenwesen sich endlich verdrückte, nicht, ohne ihr noch einen anzüglichen Blick zuzuwerfen, war sie richtig mies gelaunt.
    „Was war das denn?“ fragte sie stinkwütend, als sie den großen Tempel auf dem Weg zum Marktbezirk umrundeten. „Informant hin oder her, wenn der Kerl mir das nächste Mal über den Weg läuft, prügel ich ihm sein dämliches Grinsen aus der Visage!“
    Arranges hob nur in gespielter Ahnungslosigkeit die Augenbrauen, und sie schnaubte entnervt.

    Es wurde später Nachmittag, bis sie wieder unterwegs waren, nach Westen diesesmal, auf Anvil zu. Als sie Weye hinter sich gelassen hatten und sich ungefähr auf Höhe der Ayleidenruine Fanacasecul befanden, lenkte die Elfin ihr Pferd dichter an das des Beschwörers heran, um endlich zur Sprache zu bringen was sie umtrieb, seit sie das Valusmassiv hinter sich gelassen hatten. „Ich habe darüber nachgedacht, warum wir überhaupt auf dieser Mission unterwegs sind. Ihr sagtet, die Gathering interessiert sich nicht für die politischen Belange in Cyrodiil. Aber was ist mit den abtrünnigen Meistern? Glaubt Ihr, sie könnten ein Interesse daran haben, so etwas wie eine weltliche Machtposition aufzubauen? Wenn diese Leute wirklich so mächtig sind, wie alle sagen, dann könnte Mehrunes Dagon schon bald nicht mehr das einzige Problem sein...“

  11. #11

    Goldstraße

    Arranges beobachtete in Gedanken versunken die Landschaft um sie herum, als Erynn ihn ansprach. 'Hm?' Er sah sie einen Moment fragend an, bevor er ihre Worte richtig registrierte. 'Um euch die Wahrheit zu sagen, ich weiss es nicht... Nichteinmal die Gathering selbst scheint sich darüber einig zu sein, was da vorgeht... Ihr müsst wissen, dieser Bund besteht seit einigen tausend Jahren, ohne, dass jemals jemand außer den eigenen Mitgliedern von seiner Existenz erfuhr. Und nirgends in den Aufzeichnungen, derer es genug gibt, ist jemals davon die Rede, dass sich ein Meister oder Großmeister abgewandt hatte und abtrünnig wurde... Mentoren und Schüler gab es genug, die sich abwandten und versuchten sich der Gathering zu entreissen, aber bei diesen für die innere Geschlossenheit eher unwichtigen Mitglieder, wird nicht lange gefackelt. Innerhalb weniger Tage wurden Abtrünnige aufgespürt und bei Gegenwehr an Ort und Stelle vernichtet oder gefangen genommen und gefoltert...' Und die Folter ist wahrlich grausam... Ein Schauer lief ihm über den Rücken und ließ ihn kurz erzittern... Drimofinya... du dummes Weibsbild... alles hätte damals ein ganz anderes Ende nehmen können...

    'Jedenfalls ist nun das Hauptproblem der Gathering, dass wir nicht unbedingt offen gegen diese Verräter vorgehen können und dies auch vermeiden, solange kein zwingender Grund dazu besteht... Gut möglich, dass sie durch ihre Macht irgendwie korrumpiert wurden und jetzt versuchen eine einflussreiche Position auf Nirn oder vielmehr Tamriel, zu ergreifen... zunächst brauchen wir das allerdings nicht befürchten... glücklicherweise ist die Nekromantie in praktisch allen Provinzen mehr oder weniger verpöhnt und eine öffentliche Ausübung würde sofort die Legion auf den Plan rufen... und würden sich die Meister dann wehren, mit ihrer Handvoll Schüler, Mentoren und den wenigen Botschaftern, könnten sie wohl kaum eine richtige Herrschaft erringen... der Pöbel würde von ganz allein dafür sorgen, dass es überall zu Unruhen kommen würde und über einen Bürgerkrieg zu herrschen wird kaum ihr Ziel sein... Aber davon mal abgesehen. Die Großmeister bilden eine Einheit. Die Meister sind nur dazu da, ihren Willen auszuführen und sie bei ihrer lenkenden Funktion als Herz der Gemeinschaft zu unterstützen. Die Regel besagt, dass sich sowohl Großmeister als auch Meister aus den Ränkespielchen und den Machtdemonstrationen der Mentoren und Schüler untereinander heraushalten sollten... Aber jetzt haben wir eine völlig andere Situation, die es so noch nie gab... Drei Meister haben sich komplett von der Gathering losgelöst, mit Novizen, Mentoren und Botschaftern, das ist etwas anderes, als die Jagd nach zwei oder drei Schülern, die sich ihre eigene Ideologie aufbauen wollen...'

  12. #12
    Erynn schwieg auf seine Antwort hin für eine ganze Weile. Die gelöste Stimmung, die zu Beginn des Tages geherrscht hatte, war zumindest bei ihr komplett verflogen. Mittlerweile hatten sie den großen Forst erreicht. Sie konnten Ceyatatar sehen, das sich durch die Bäume hindurch knochenbleich gegen die rasch dunkler werdende Umgebung abzeichnete. Es war noch immer warm, irgendwo schrie ein Käuzchen.
    Ein Jahrtausende alter Geheimbund, nicht einfach eine Versammlung irgendwelcher Nekromantenspinner... wo hab ich mich da bloß reingeritten? Auf der einen Seite beruhigte Arranges’ Erklärung sie einigermaßen, was er sagte, klang plausibel. Andererseits... Eine Kälte kroch in ihre Glieder, die nichts mit der heraufziehenden Nacht zu tun hatte.
    „...ohne, daß jemals jemand außer den eigenen Mitgliedern von seiner Existenz erfuhr“, sagte sie, und ihre Stimme klang sehr laut in ihren Ohren. „Arranges? Ihr habt mir nicht die ganze Wahrheit gesagt, oder? Aus dieser Nummer komme ich nie wieder raus, jedenfalls nicht lebend.“

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