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Fossil
Grafschaft Cheydinhal
Erynn war froh, als sie endlich wieder unterwegs waren. Sie schlugen ein scharfes Tempo an, getrieben von dem Wunsch, so schnell wie möglich einigen Abstand zwischen sich und den Stützpunkt zu bringen.
Der Weg über die Pässe war auch diesesmal eine Kraftprobe für die Elfin, doch ohne Unwetter ließ es sich irgendwie ertragen. Vier Tage, nachdem sie das Haus der Gathering verlassen hatten, waren sie wieder in Cyrodiil. Sie schichtete gerade Holz für ein Lagerfeuer auf, als Arranges sich endlich dazu durchrang die Nachricht zu lesen, die Vaiolenna überbracht hatte. Erynn verzog sich eine für eine Weile, nachdem sie das Feuer entzündet hatte. Erstens mußte sie zur Abwechslung etwas anderes sehen als ihren muffeligen Begleiter und zweitens war sie die Reiserationen leid. Nach etwa einer halben Stunde kam sie mit zwei frisch erlegten Kaninchen zurück, die sie an einem nahen Baum aufhängte. Was steht in dem Brief?“ fragte sie, während sie die Beute aufbrach.
'Hmm?' Arranges sah auf, er hatte nur am Rande registriert, dass Erynn fortgegangen war. 'Achso... Naja, sehr viel Aussagekraft haben die Informationen nicht... es wird beschrieben, wie die Siegelsteine aussehen und wie wir an sie herankommen, wenn wir durch ein Tor treten. Ein wenig über die Ebenen Mehrunes Dagons steht auch noch dabei, aber sonst nichts weiter...' Arranges blickte vor sich auf den Boden und ließ die Hand mit dem Brief sinken.
Erynn antwortete nicht sofort, legte stattdessen die Innereien auf einem flachen Stein ab. "Es ist den Großmeistern also tatsächlich ernst damit... Vor ungefähr zwei Monden habe ich noch mit einer Freundin darüber gesprochen, daß ich niemals einen Fuß in so ein verdammtes Tor setzen würde. Sieht nicht so aus, als würde ich mich jetzt noch darum drücken können, oder?" fragte sie ohne Hoffnung.
Arranges legte den Brief auf die Satteltasche neben sich und stand auf. 'Ich habe auch wenig Lust dazu, Erynn... Aber ich kann mich dieser Sache nicht entziehen. Es war so auch nicht geplant, ginge es nach mir, wärd ihr mich spätestens zwei Wochen, so dachte ich, wieder los...' Er tat einen zögerlichen Schritt auf sie zu. 'Ich kann eure Sorge verstehen... ich frage euch auch nicht, ob ihr mit mir zusammen die Tore betretet. Mir fällt sicherlich etwas ein, das euer Ausbleiben rechtfertigen würde...'
Sie schüttelte müde den Kopf. "Nein, schon gut. Ich habe Angst, sicher, aber ich bin kein Feigling... davon abgesehen: Ihr habt die Versammlung ohnehin schon verärgert, und wirklich von mir überzeugt schienen sie auch nicht zu sein. Sähe nicht gut für Euch aus, wenn ich mich direkt ihrem ersten Auftrag verweigerte." Erynn sah von ihrer Arbeit auf und drehte sich zu dem Beschwörer herum. "Was sollten eigentlich all diese seltsamen Fragen, die man mir gestellt hat? Was ist so komisch daran, daß ich mit Vvardenfell nichts mehr zu tun habe? Und überhaupt..." sie verstummte.
'Also ersteinmal wurde mir diese Sache aufgetragen, aber wenn ihr mitkommen wollt, gut. Ich verbiete es euch nicht...' Er machte eine wegwerfende Geste. 'Diese Fragen sind im Großen und Ganzen völlig belanglos... Seid froh, dass es nur die normal unzusammenhängenden Fragen waren... Wenn ein paar der Gathering einen schlechten Tag erwischen, nehmen sie die neuen Schüler regelrecht außeinander. Dort unten haben sich schon Mentoren vor ihre neuen Schüler gestellt, weil diese zusammenbrachen und vor lauter schluchzen, nicht mehr im Stande waren zu antworten. Ich habe glücklicherweise nicht um sonst gehofft, dass ihr keinen dieser Kreuzverhöre erleben musstet... Und darüber, ob ihr gut genug seid oder nicht, macht sich die Gathering keinen Kopf. Es ist allein an mir zu entscheiden, ob ein Schüler etwas taugt... entsprechend werde auch hauptsächlich ich davon erfahren, wenn den Großmeistern etwas an euch nicht zusagt. Ich bin dafür verantwortlich, dass mein Schüler lernt und vorwärts kommt, damit er bald von einem Meister gelehrt werden kann... Daran, dass ihr offensichtlich nichts mehr mit dem Land eurer Geburt zu tun habt, ist nichts komisch, zumindest nicht für die Gathering... aber es gibt einige Meister, die sehr patriotisch geprägt sind und es zum Teil verwerflich finden, was ihr auf diese Frage geantwortet habt, daher die unterschwellige Empörung...' Er blickte sie einen Moment fragend an. 'Und? Was meintet ihr noch mit und überhaupt?'
Erynn wandte sich wieder dem Kaninchen zu und begann damit, den Balg abzuziehen. "Wo fange ich am besten an?" Und ab welchem Punkt sollte ich besser aufhören? "Zunächst einmal: Was ist bei diesem Haufen... bei der Gathering eigentlich los? Drei Meister sind samt ihren Untergebenen desertiert - nicht schön, zugegeben. Aber warum verwandelt sich daraufhin die komplette Versammlung in einen Stall voller kopfloser Hühner? Ich meine, es gibt noch weitere Meister und Großmeister, die ebenfalls jeweils einen eigenen Stab an Leuten haben dürften. Warum gehen sie nicht hin und schaffen das Problem aus der Welt, anstatt Euch auf diese Himmelfahrtsmission zu schicken? Was wollen die mit den Siegelsteinen?" Mit einem letzten Ruck zog sie das Fell ab und sah Arranges wieder an.
"Ich weiß, daß Ihr Euch ebenfalls darüber geärgert habt - war nicht zu überhören. Wollten Euch die Großmeister damit nur eins reinwürgen, weil Ihr sie brüskiert habt?"
'Das Problem kann nicht einfach mit einem Schwerthieb gelöst werden. Natürlich könnte man einige der verbliebenen Meister abkommandieren um die Schüler, Mentoren und das ganze Gefolge zu töten. Aber die Meister können nicht getötet werden. Sie verfügen in ihrer Funktion eben als Lehrmeister bereits über zu viel Wissen und Macht, dass sie einem Schwertstoß in ihre Richtung selbst dann nur ein müdes Lächeln schenken könnten, wenn die Klinge sie tödlich treffen würde... Sie sind den Großmeistern nur wenig unterlegen, aber trotzdem mächtig genug um der Gathering einfach zu trotzen. Es gibt unter all den Mitgliedern vergleichsweise nur wenige, die es wie ich verstehen, Daedra zu rufen... Der Schluss daraus wird dann ersichtlich, wenn man als Beschwörer weiss, dass Untote sich gegen Daedra nur schwer behaupten können und oft den Kürzeren ziehen. Das gilt natürlich im gleichen Zug auch für die Magie, die sich dahinter versteckt. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob man jetzt einen untoten Diener ruft oder ein Monster Oblivions beschwört... Ich denke die Großmeister hoffen, dass sie die Meister mit der andersartigen Magie eines Siegelsteins irgendwie vernichten können, fragt mich aber nicht, was genau dahintersteckt.' Er setzte sich wieder ans Feuer. 'Warum gerade ich dazu erwählt wurde, die Siegelsteine zu beschaffen, kann ich mir ebenfalls nur so erklären, dass mein Wissen über die vielfältigen Seelen der Daedra wohl ausreicht um mich gegen diese Dämonen, die in den Oblivionebenen lauern, behaupten zu können... Achja und als Nebeneffekt dieser Aufgabe begrüßt es die Gathering natürlich, dass ich nicht gleich die Gelegenheit haben werde, mir den neuen Mentor, der zweifelsohne in den nächsten Tagen seinen neuen Rangplatz einnehmen wird, anzusehen und sehr wahrscheinlich wieder seines Amtes entledigen werde...'
Die Elfin seufzte. Und damit wären wir wieder an dem Punkt angekommen, der ich beim besten Willen nicht verstehen kann. Sie nahm die Kaninchen aus dem Baum und warf dem Kaiserlichen eins davon zu. "Abendessen. Braten müßt Ihr es selber." Daraufhin hockte sie sich an das Feuer.
"Ihr seid ein sturer Bock, Arranges. Meint Ihr nicht, daß sich ein neuer Mentor nach der Sache mit Torrah sehr genau überlegen würde, Euch in die Quere zu kommen? Warum fällt es Euch eigentlich so schwer, jemanden neben Euch zu dulden?" Sie legte den Kopf schief. "Ich wüßte es wirklich gerne. Sobald Euch jemand zu nahe kommt, beißt Ihr zu. Das ist einfach keine gesunde Einstellung."
'Danke...' Meinte Arranges und begann damit sein Schwert umständlich aber brauchbar zum Bratenspieß umzufunktionieren. Auf ihre Frage antwortete er nicht gleich, sondern starrte einige Augenblicke nur schweigend in die Flammen. 'Ihr denkt also, dass es besser wäre, das Risiko einzugehen, sich belügen und hintergehen zu lassen?'
Sie dachte über die Frage nach. "Ich würde sagen, ja. Tatsächlich hat mich aber auch noch niemand wirklich bösartig hintergangen. Ich rede auch nicht davon, jedem Dahergelaufenen gleich die Freundschaft anzubieten, das wäre in der Tat närrisch. Ich weiß aber gerne, daß es im Notfall ein paar Leute gibt, auf die ich mich verlassen kann. Nur, um solche Leute zu finden, ist ein gewisser Vertrauensvorschuß von Nöten. Ein Risiko also, um Eure Worte zu benutzen. Andererseits: Ihr geht andauernd Risiken ein, oder nicht? Zum Beispiel, um dieses Buch zu finden. Und dann wieder, um es zu lesen, bevor wir verstanden hatten, wie man dieses Böse... wasauchimmer daraus entfernen konnte. Da hätte jede Menge schiefgehen können, und Ihr habt Euch trotzdem daran gewagt. Wo ist der Unterschied?"
'Ihr habt in mancher Hinsicht sicherlich recht, aber das, was ich meine, mit dem Risiko des Buches zu vergleichen, ist dumm. Das Risiko, das ich eingegangen bin, als ich mich daran machte, den Folianten wieder zuerlangen und ihn anschließend zu lesen, bevor wir den Schatte davon entfernt hatten, war absolut kontrollierbar, ich wusste, worauf ich mich im Endeffekt einlasse und konnte so überlegen, wie ich mich den Problemen stellen und sie beseitigen könnte... Etwas anderes ist es, nicht zu wissen, wie jemand reagiert und denkt, eben weil ich mein Gegenüber nicht kenne... Ich vertraue höchstens meinem Rotfuchs, aber das haben wir ja auch schon zu genüge diskutiert... Und, ihr habt Torrah doch selbst erlebt. Mit ähnlichen Methoden hat sie mich teilweise aufs Übelste für ihre Zwecke missbraucht, aber das habe ich euch ebenfalls schon einmal erzählt... Also, warum verlangt ihr von mir so etwas wie Vertrauen? Und wenn ihr es nicht verlangt, warum zwingt ihr mich mit solchen Fragen dazu, mir Gedanken darüber zu machen?'
"Weil ich denke, daß es höchste Zeit ist, daß Ihr darüber nachdenkt. Wer sagt, daß nur Ihr mich etwas lehren könnt und nicht auch umgekehrt? Aber für heute soll es genug sein. Ihr könnt Euch schlafen legen, wenn Ihr gegessen habt. Diesesmal werde ich die Nachtwache übernehmen."
'Ich will aber nicht darüber nachdenken... und ich bin auch nicht wirklich geneigt, von euch irgendetwas zu lernen...' Der Nekromant beließ es dabei. Es dauerte nicht lange, da hatte er das gesamte Kaninchen fast schon barbarisch in sich hineingeschlungen. Es war ganz offensichtlich, dass auch er sich ordentlich der Abwechslung zu der eher faden Wegzehrung erfreute. Dann lehnte er sich an einen Baum, der nur einige Meter weiter stand und blickte zu Erynn. 'Hatten wir das nicht auch schonmal?' Resignierend verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte wieder ins Feuer. Aber schon nach kurzer Zeit konnte er sich nicht mehr gegen den Schlaf wehren, wusste er doch im Unterbewusstsein, dass es nicht nötig war, weiter wach zubleiben. Er nickte ein, kippte zur Seite und blieb schlafend liegen.
"Ja, das hatten wir schonmal", antwortete Erynn unbeeindruckt und nagte die letzten Knochen ab. Dann sammelte sie die Innereien auf und warf sie ins Feuer. Sie mochte das Zeug ohnehin nicht. Sie schaute gedankenverloren in die Glut, als ihr ein beunruhigender Einfall kam.
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Legende
Der Kaiserliche erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen. Mit knackenden Gelenken stemmte er sich hoch. Erynn saß an den glimmenden Überresten des Feuers. Sie nahmen ein kurzes Frühstück ein und brachen auf. Sie ritten nacht Westen. Ein paar Stunden waren sie unterwegs, es würde noch eine Weile dauern, bis die Sonne den höchsten Stand erreicht hatte. Arranges erspähte in der Ferne vor ihnen die Türme der Stadt Cheydinhal. Erst zügelte er ihr Reisetempo ein wenig, dann bog er entschieden nach Süd-Südwesten ab. Er ritt einen weiten Bogen um die Stadt. Arranges gedachte südwestlich von ihr auf die Blaue Straße zu gelangen und von dort aus über die Ringstraße zur Kaiserstadt zu reiten.
Am Nachmittag hatten sie die Blaue Straße erreicht. Am Straßenrad legten sie ein kurze Rast ein. Während sie ein wenig aßen, kmaen zwei Reisende vorbei, von Osten nach Westen, weg von der Stadt. Es waren zwei Nord, sie sahen ein wenig gehetzt aus und hatten teilweise unnötig schweres Gepäck dabei, dafür, dass sie zu Fuß unterwegs waren. Arranges dachte sich nichts weiter dabei. Als aber nur wenige Minuten später, als er und Erynn bereits wieder dabei waren, aufzusitzen, nochmal einige Reisende in der selbe Richtung vorüberkamen, merkte Arranges auf. Eine größere Gruppe Dunmer hetzten die Straße entlang, ebenfalls unsinnig schwer beladen, als ob sie irgendwie flüchteten. Der Kaiserliche lenkte der Gruppe aus einer Eingebung heraus, das Pferd in den Weg.
'Ist in Cheydinhal die Pest ausgebrochen oder warum seid ihr schon die zweite Gruppe, die mehr an Flüchtlinge, denn an Reisende erinnert?' Sprach er die Dunkelelfen wahllos an. 'Habt ihr es noch nicht gehört? Direkt südlich der Stradtmauern hat sich eines dieser verfluchten Obliviontore geöffnet...' Rief einer aus der Menge, während die Flüchtenden an Arranges vorbeistolperten.
Verdammt... wir haben das erste Tor, aber ich will nicht wirklich nach Cheydinhal... Arranges war unentschlossen und blickte zu Erynn. 'Ich glaube eher, dass die da ein wenig zu viel gebechert haben... wir sollten lieber bei den Legionskundschaftern nachfragen, statt hier einen unnötigen zusätzlichen Weg zu riskieren und Zeit zu vergeuden...'
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Fossil
Blaue Straße
„Zu viel gebechert, na klar. Ist heute ein hoher Feiertag des Sheogorath, daß massenhaft Leute besoffen und Blödsinn redend durch die Gegend tingeln? Das glaubt Ihr doch selbst nicht. Verdammt, Arranges, meine Eltern leben dort!“ Fassungslos starrte sie ihn an. „Ihr wollt einfach nur nicht dorthin“, zischte sie. „Was habt Ihr angestellt, daß Ihr Euch dort nicht blicken lassen wollt?“
Die Augen des Kaiserlichen waren unnachgiebig und eiskalt. In seiner Wange zuckte ein Muskel. Erynn hielt dem Blick stand; der stumme Machtkampf dauerte einige Herzschläge.
„Warum, zum Donner?“
Sie würde darauf keine Antwort erhalten, so viel war klar. Doch hinter der frostigen Miene glaubte sie, noch etwas anderes zu erkennen. Schmerz? Meinetwegen? Seinetwegen? Die Elfin senkte den Kopf.
„Das geht Euch nichts an“, blaffte Arranges zurück. „Merkt Euch das endlich!“ Seine Stimme wurde nicht unbedingt weicher, nahm aber einen irgendwie resignierten Klang an, als er fortfuhr: „Also schön. Wir sehen nach, ob an diesem hysterischen Gebrabbel etwas dran ist. Sollte das aber nicht der Fall sein, dann gnaden Euch die Götter...“
Eryn antwortete nicht darauf, riß den Braunen herum und preschte nach Osten auf die Stadt zu.
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Legende
Der Kaiserliche reagierte mehr oder weniger aus Reflex. Auch er zog seinen Rotfuchs in die Richtung, in die Erynn davonraste. Er gab dem Tier die Sporen und war nur wenige Augenblicke später wieder an der Dunmer dran, die wie wahnsinnig auf die Stadt zuhielt. Es war nicht sehr weit und bei ihrem Tempo sahen sie schon nach wenigen Minute langsam die Türme der Stadt vor sich auftauchen. Schlagartig wurde der Himmel immer dunkler.
Arranges bemerkte ein Stück rechts der Türme zwei dicke Rauchsäulen aufsteigen, als plötzlich Blitze durch den Himmel zuckten. Keine gewöhnlichen Blitze. Grellrot wurde der jetzt nachtschwarze Himmel im Sekundentakt von den Blitzschlägen erleuchtet. Das ist aber kein gewöhnliches Unwetter... Arranges wurde es ein wenig mulmig. Als die Stallungen vor den Toren der Stadt und die dicken Festungsmauern selbst hinter einer letzten Kuppel auftauchten, wusste Arranges auch woher das Gefühl kam. Während Erynn weiter auf das Tor zupreschte, zügelte er sein Pferd und schaute sich suchend um. Der Nekromant wurde nach einem Rundumblick fündig, gut zweihundert Meter südlich der Mauern der Stadt, funkelte und blitzte etwas großes zwischen den Bäumen hindurch. Von dort stieg auch der Rauch auf. Verflucht, es scheint tatsächlich eines dieser Tore zu sein... Arranges hatte einmal eines aus sehr großer Entfernung gesehen. Daher wusste er auch nicht direkt, dass das seltsame Wetter wohl mit dem Tor irgendwie zusammenhing. Für ihn war es damals nur ein glühender Fleck am Horizont gewesen...
Erynn hatte derweil das Stadttor erreicht und war regelrecht aus dem Sattel geflogen. Sie hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz. Als auch der Kaiserliche nur wenige Sekunden später bei ihr war, wurde oben der Verschlag vor einer Schießscharte geöffnet. Ein gepanzerter Kopf kam zum Vorschein. 'Wer da? Was wollt ihr?' Rief der Soldat.
'Wir sind Reisende und suchen Schutz hinter den Mauern Cheydinhals...' Brüllte Arranges dem Soldaten entgegen. 'Schutz? Den gibt es hier nicht... die Stadt ist nicht sicher und das Schloss ist komplett überfüllt... flüchtet, so lange ihr noch könnt!'
'Verdammt nochmal, Daedra streifen wahrscheinlich schon durch die Lande, wir können nicht mehr flüchten...' Der Soldat schien Einsicht zu zeigen. Jedenfalls schloss er zögernd und den Kopf schütteln den Verschlag. Einen Moment später wurde eine hohe Bogentür neben dem Tor geöffnet. Ein stämmiger Ork in schwerer Rüstung winkte sie herein. 'Bringt die Pferde mit!' Rief er. Gehetzt führten Arranges und Erynn ihre Pferde durch den Nebeneingang. Hinter ihnen wurde die Tür wieder ins Schloss geworfen und sofort machten sich einige Soldaten daran, die Tür mit mächtigen Holzbalken zuzustemmen. Auf der Innenseite des Stadttors sahen Arranges und Erynn, dass es mit allem Möglichen verbarrikadiert war. Eine Stadtwache trat ihnen in den Weg, es war der Soldat, der sie zuvor versucht hatte abzuweisen. 'Folgt mir!' Befahl er, drehte sich um und ging los. Den beiden blieb nichts anderes, als ihm zu folgen. Auf dem Weg zum Schloss hinauf fiel auf, dass außer ein paar Cheydinhalwachen und einzelnen Legionären niemand unterwegs war. Man kann es den Bewohnern kaum verübeln... Fenster und Türen der Häuser waren mit Brettern vernagelt und mit Kisten und Fässern zugestellt worden, alles wirkte, als würde sich die Stadt seit mehreren Jahren im Krieg befinden.
Der für gewöhnlich offene Torbogen zum Innenhof des Schlosses war ebenfalls mit einer massiven Barrikade versperrt. Die Wache winkte einem Schützen, der aufmerksam umherblickend auf der Sperre saß zu. Er verschwand daraufhin. Sie mussten einige Minuten warten, bis man die Straßensperre an einer Seite so weit geöffnet hatte, dass Erynn und Arranges mit den Pferden passieren konnten. 'Zwei Reisende, die gerade eben noch angekommen sind... verstaut sie irgendwo...' Sagte die Wache trocken und machte sich dann auf den Rückweg zum Stadttor. Der Schütze, ein schlaksiger Soldat, wies ihnen stumm den Weg in den Hof. 'Sucht euch irgendwo Platz, aber belästigt niemanden, wir haben auch so schon genug damit zu tun, die Leute zu beruhigen... Ihr müsst euch mit dem Innenhof begnügen, das Schloss ist schon mit der Bevölkerung der Stadt überfüllt und außer den Legionären lassen sie dort niemanden aus oder ein...' Dann kletterte er zurück auf seinen Posten auf der Barrikade. Als Arranges und Erynn aus dem Torgang in den Innenhof traten, sahen sie, was der Soldat mit überfüllt gemeint hatte. Unzählige Zelte drängten sich dicht aneinander. Immer wieder unterbrochen von ein paar Lagerfeuern, an denen kleinere Grüppchen von Flüchtlingen saßen. An den Mauern entlang hatte man Esel und Pferde gereiht. Der Eingang zum Schloss wurde von gleich drei Legionären bewacht, die allein durch ihren äußeren Eindruck klarmachten, dass hier außer ihnen selbst und vielleicht der Stadtwache niemand durchkommen würde.
Sie schlängelten sich durch die Zeltreihen. Schnell wurde aus den Wortfetzen, die Arranges aufschnappte klar, dess es sich bei den Leuten hier draussen wohl fast nur um Reisende und andere Besucher der Stadt handelte, die Einwohner selbst waren wohl im Schloss untergebracht.
Ganz hinten in einer Ecke fanden sie noch Platz für sich und die Pferde, wenngleich es trotzdem noch recht eng war. 'Ganz toll... jetzt sind wir hier und können nicht wirklich weg... ich hätte euch am Stadttor einfach stehen lassen sollen und mich durch den Wald zu diesem Portal schlagen...' Knurrte er in Richtung der Dunkelelfe neben ihm.
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Fossil
Cheydinhal
„Ja, vielleicht hättet Ihr das tun sollen. Ich bin Euer ständiges Gemotze nämlich leid.“ Erynn verdrehte die Augen. „Gebt mir mal diesen Brief. Ich will wissen, was da drin steht.“ Arranges reichte ihn ihr. Sie brauchte eine ganze Weile, die eng beschriebenen Seiten zu lesen. Es half auch nicht gerade, dabei Arranges’ abschätzigen Blick auf sich zu spüren. Vermutlich amüsierte er sich königlich, während er dabei zusah, wie sie sich mit den einzelnen Wörtern abmühte.
Sie konnte aus dem Schreiben entnehmen, daß das Reich von Mehrunes Dagon wohl ein lebensfeindlicher Ort war, durchzogen von Lavaseen und mit geringer Vegetation, der Großteil der dort wachsenden Pflanzen war ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Es ging weiter mit einer Auflistung der verschiedenen Arten von Daedra, welche die Telvanni dort angetroffen hatten. Einige Namen kannte sie, andere waren ihr völlig fremd. Was zum Henker ist ein... Xi-vi-lai?
Der Verfasser berichtete über große Hitze, die wohl ‘jemandem, der nicht dem Volk der Dunmer angehört, schwer zu schaffen machen dürfte’. Nun ja, das ist definitiv besser als Eiswüsten... Die Siegelsteine, so weiter, waren die Gegenstände, welche die Dimenst... Dimensionstasche stabil hielten. Hä? Entfernte man sie, fiel das Tor in sich zusammen. Ach so.
Der letzte Absatz blieb ihr zum größten Teil unverständlich. Irgendeine wilde These über nicht kollidierende... nein, korellierende... wasauchimmer – Dings, die bewirkten, daß 'alles, was nicht [seltsames Gelehrtenwort] in die Oblivionebene gehört, beim Zusammenbruch des Tores nach Nirn zurückgeschleudert wird’.
Erynn gab Arranges den Wisch zurück. „Wenn ich Euch etwas über Magie beibringen soll, muß das in Zukunft schneller gehen“, meinte er trocken. Na großartig.
Sie stand auf und bahnte sich einen Weg durch den überfüllten Innenhof. Es stank nach zu vielen Leibern, nach Exkrementen und nach Furcht. Einige der Leute glotzten stumpf vor sich hin, andere weinten leise. Kaum jemand sprach. Trotzdem war es laut auf dem Platz. Die Geräusche, die von den Burgmauern zurückgeworfen wurden, erzeugten in ihrer Gesamtheit einen Krach, der an den Nerven zerrte.
Die Elfin erreichte den Soldaten, der auf der Barrikade Wache hielt. Er bemerkte sie und sah sie an. Sein Gesicht wirkte müde. „Was wollt Ihr?“ fragte er gereizt. „Herr, könnt Ihr mir sagen, was man bisher über das Tor weiß? Sollte es zum Kampf kommen, werde ich gerne an Eurer Seite stehen, aber ich möchte vorher so viele Informationen wie möglich haben“, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
Der Wächter warf einen prüfenden Blick auf ihre Rüstung und Bewaffnung und schien zufrieden mit dem, was er sah. „Kriegergilde, wie? Nun gut. Allerdings haben wir selbst nicht viele Erkenntnisse. Das Tor tauchte praktisch aus dem Nichts auf, und gleichzeitig ging es mit diesem seltsamen Wetter los. Seither ist nichts mehr geschehen. Wir haben uns hier eingegraben und warten. Das Tor von Kvatch soll Berichten zufolge größer gewesen sein, und im Gegensatz zu unserem Fall hier gab es auch keine längere Ruhephase zwischen der Öffnung und dem Angriff auf die Stadt. Jetzt, wo wir gewarnt sind, scheinen sie eine Zermürbungstaktik einzusetzen. Wie es in dem Ding aussieht, weiß keiner. Wir haben Späher ausgeschickt, aber bisher ist niemand zurückgekommen – und ich bezweifle, daß das noch der Fall sein wird“, antwortete er ebenso leise. „Behaltet das für Euch. Das Letzte, was wir hier brauchen, ist eine Panik.“
Erynn nickte, dankte dem Soldaten und kehrte zu Arranges zurück. „Die Stadtwache hat scheinbar nichts Brauchbares zu erzählen“, berichtete sie. Wenn wir Informationen wollen, müssen wir uns selber bei dem Tor umsehen. Ich denke nicht, daß man uns aufhalten wird. So müßten keine weiteren eigenen Leute schicken und hätten hier zwei Mäuler weniger zu stopfen. Der Wächter sagte mir, daß sie schon Kundschafter losgeschickt haben, aber die sind bisher nicht wieder hier aufgetaucht. Wenn wir also in dieses Tor wollen, sollten wir schnell gehen, bevor sich die Lage weiter zuspitzt.“
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Legende
Während Erynn am Tor mit der Wache sprach, musste sich Arranges irgendwie ablenken. Seit 12 Jahren war er nicht mehr direkt in Cheydinhal gewesen. Ob Airena wohl noch lebt? Steht das Haus noch? ... Hat sie meine Nachricht damals gelesen... war sie im Keller? Der Kaiserliche wurde die Gedanken los, indem er sich um die Pferde sorgte und sie beruhigte. Außerdem beschloss er für sich im Stillen, Erynn einfach mit irgendwelchem Gerede und ein paar billigen Tricks abzuspeisen. Er lag mit seiner Erstmeinung eines hirnlosen Prügelknaben wohl doch nicht so falsch, wie sie ihm erst weismachen wollte. Nachdem er sich das Elend, wie sie versuchte den Brief zu lesen, antun musste, war er drauf und dran sich selbst zu ohrfeigen und sich in diese absolut ärgerliche und vor allem überflüssige Lage gebracht zu haben... er hätte zwar mit den Konsequenzen leben müssen, aber was hätte die Gathering schon machen können? Ihn wieder zum Novizen machen? Wohl kaum, ich bin viel zu mächtig, sie können nicht weiterhin einfach so über mich verfügen... Ärger wallte in ihm über diese Gedanken auf... Er könnte jetzt lernend bei dem Mönch sitzen und das schier unendliche Wissen des Folianten ausschöpfen. Aber nein Arranges, du bist so dämlich und lässt dich wieder einschüchtern... Hmm... wie es wohl wäre, wenn Erynn einen kleinen Unfall hätte in der Ebene des Daedraprinzen... Im Moment war ihm alles recht, Hauptsache er konnte seine jetzt für ihn selbst ungerechtfertigte Unterwürfigkeit der Gathering gegenüber mittels irgendeiner heimtückischen Aktion übermalen und sich so selbst seine Unabhängigkeit beweisen...
Als Erynn endlich wiederkehrte und ihm berichtete, was die Wachen wussten, sah er sie nur von oben herab an. Schwachköpfe... 'Und die Pferde?' Fragte er. Einem seltsamen Blick der Dunmer setzte er seinerseits blitzende Augen entgegen. Erst nach einem kurzen Gespärch, das fast schon die Bezeichnung Streit verdient hätte, hatte Erynn ihn dazu bewegen können, sie einfach mitzunehmen. Grollend führte er gefolgt von der Dunmer sein Pferd wieder zum Eingang in den Burghof. Er überließ Erynn das Diskutieren mit den Wachen und nur wenig später fanden sie sich vor dem Westtor der Stadt wieder. Nach ihrem Zeitgefühl musste es lange nach Mitternacht sein. Sie gingen in einigem Abstand zu den Mauern der Stadt in die Richtung, aus welcher das helle Glühen durch die Bäume zu ihnen drang. Sie hatten die Pferde in einiger Entfernung stehen lassen, Arranges hatte seinen Fuchs nochmals beruhigt, mehr brauchte es aber nicht. Bevor sie losliefen hielt er Erynn nochmals zurück. 'Wartet einen Moment, ich will hier nicht überrascht werden...' Er sprach einen Zauber und spürte nun in einem relativ großen Umkreis alles was lebte und größer war als eine Ratte. So leise und unauffällig wie möglich, pirschten sie sich an das Tor heran. Nach einigen Minuten hatten sie freie Sicht. Der Anblick war überwältigend. Ein riesiges Steingebilde, durchzogen von feinen, rotglühenden Äderchen war augenscheinlich direkt aus dem Boden gewachsen. Spätestens beim zweiten Blick stellte Arranges ein wenig erstaunt fest, dass das Tor eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem daedrischen Buchtsaben O hatte. Große, teils schwarz, teils rot gefärbte Dornen aus Stein waren durch die Erde gebrochen und bogen sich mit der Spitze zum Tor hin. Sie verharrten hinter einigen Büschen und beobachteten das Gebiet um das Tor herum. Es rührte sich nichts und Arranges konnte auch nichts verdächtiges spüren. Geräusche vermeidend gingen sie langsam weiter auf das Tor zu. Als sie villeicht noch knapp 50 Meter entfernt waren, trat etwas Auffälliges als lose Information in Arranges Gedanken. Etwas oder jemand stand direkt vor dem Tor. Humane Umrisse... Der Nekromant verharrte mitten in der Bewegung und hielt Erynn am Arm zurück. 'Da ist jemand vor dem Tor...' Flüsterte er ihr zu, legte die Hand an den Schwertgriff und machte sich dazu bereit, im Zweifelsfall auch auf magischer Ebene kontern zu können, während er weiter auf die Stelle vor dem Tor schaute, wo eigentlich jemand oder etwas stehen sollte...
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Drachentöter
Anschluss an diesen Post im Rollenspielthread.
Dreveni wusste nicht genau, wie lange sie schon vor dem Tor stand, als sie sich endlich wieder von seinem Anblick losreißen konnte. Daran, durch das Tor die Ebenen Oblivions zu betreten, dachte sie erst gar nicht, wieso auch. Als sie sich vom Tor wegdrehte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Man hätte es für eine normale Bewegung der Büsche im Wind halten können, aber irgendetwas machte sie misstrauisch. Sie sah in die Richtung in der sie die Bewegung wahrgenommen hatte, da raschelte es wieder in den Büschen.
Dort, in etwa 50 Metern Entfernung, schien sich jemand zu verstecken. Oder versuchte es zumindest. Sie rechnete noch nicht damit, dass derjenige sie trotz Unsichtbarkeit gesehen hatte, und näherte sie leise und vorsichtig den Büschen. Während sie näher kam, konnte sie zwei Gestalten erkennen, die eine mit auffällig weißen Haaren. Sie war einen leichten Bogen gegangen, so dass sie sich den Gestalten von der Seite näherte.
Als sie nahe genug war, sah sie endlich, dass eine der Gestalten den Kopf in ihre Richtung gedreht hatte. Was?? Laut war sie beim besten Willen nicht gewesen, und damit, dass es ein Magier war, hatte sie nicht gerechnet. Obwohl sie ab jetzt davon ausgehen musste, dass den beiden ihre Anwesenheit bewusst war, näherte sie sich noch so weit, bis sie den Mann erkannte. Was bei diesem verfluchten Tor hinter mir macht denn ausgerechnet DER hier?? Nein, das konnte nicht Arranges sein. Allerdings war ihr fehlgeschlagener Auftrag noch nicht so lange her, und sein Gesicht würde sie auch nicht so schnell vergessen. Die Weißhaarige musste die Dunmer sein, mit der er damals schon unterwegs war. Ihr erster Reflex war, mit dem Schwert auf ihn zu stürzen, dann fiel ihr gerade noch ein, dass er vielleicht einen guten Grund hatte, hier zu sein. Wusste er sogar, was man gegen diese Tore unternehmen konnte? Dass er einfach so hier war, glaubte sie nicht.
Inzwischen war sie sich sicher, dass Arranges sie irgendwie sehen konnte. Auch wenn er vermutlich nicht wusste, wer dort stand, er wusste dass dort jemand stand. Toll. Und jetzt? Würde sie jetzt den Zauber lösen, musste er annehmen, sie wäre gekommen um ihren Auftrag zu vollenden und würde sie ohne zu zögern töten. So jedenfalls würde sie an seiner Stelle handeln, und selbst wenn er sie nicht tötete, war er ihr allein durch seine Magie mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Noch dazu waren sie zu zweit. Verschwinden konnte sie auch schlecht, sie wusste nicht, wie weit entfernt der Kaiserliche sie noch wahrnehmen konnte.
So oder so sollte sie bald zu einer Entscheidung kommen, langsam strengte sie der Zauber doch an. Suchend sah sie sich um, ging zu einem dickeren Baumstamm etwa zehn Meter von den beiden entfernt, stellte sich hinter diesen und löste den Zauber. Eigentlich sollte sie von den beiden aus nicht zu erkennen sein, und genau hier würde sie warten, was diese als nächstes tun würden.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:01 Uhr)
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Fossil
Der Anblick des Tores war furchteinflößend und faszinierend zugleich. Es wirkte fast organisch, gänzlich anders als alles, was Erynn bisher gesehen hatte. Das seltsame Flackern an der Stelle, wo sich Nirn und die Totenlande berührten, schlug sie schier in seinen Bann. Unfaßbar. So schön und so tödlich... ganz gleich, wie gefährlich es sein mag, jetzt will ich wirklich wissen, wie die Welt dahinter aussieht.
Forscherdrang? Die Elfin war tatsächlich von sich selbst überrascht. Sollte es nicht eigentlich eher Arranges’ Metier sein, sich auf zweifelhaften überweltlichen Blödsinn einzulassen?
Eine Berührung am Arm holte sie in die Realität zurück. Der Beschwörer stieß eine leise Warnung aus. Erynn folgte seinem Blick, konnte aber nichts sehen. So, wie er den Kopf drehte, schien das Ziel sich zu bewegen. Einige Herzschläge vergingen, ohne daß die Kriegerin hätte sagen können, was eigentlich vor sich ging. Wer auch immer noch hier rumschlich, mußte einen Zauber an sich haben, der ihn unsichtbar werden ließ. Vielleicht einer der Kundschafter aus Cheydinhal. Oder ein Dremora. Wie in Zeitlupe legte sie die Hand an ihr Schwert und spannte sich, bereit, beim ersten Anzeichen von Ärger loszuspringen.
Arranges starrt noch immer auf einen bestimmten Punkt mitten in der Luft; im Gegensatz zu ihr schien er genau zu wissen, wo sich der Unbekannte befand. Oder veräppelt er mich nur? Das wäre jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt für schrägen Magierhumor.
Bevor sie den Gedanken weiterspinnen konnte, zeigte der Beschwörer -sie vermied das Wort ‚Nekromant’ noch immer, wo sie nur konnte- auf den Stamm einer alten Eiche. „Hinter dem Baum“, flüsterte er ihr zu. Erynn nickte und zog leise die Klinge. Dann deutete sie stumm nach rechts. Ihr Begleiter verstand und setzte sich in Bewegung. Sie selbst schlug einen Bogen nach links, um so den Unbekannten in die Zange zu nehmen. Das brachte sie näher an das Tor heran, doch dort regte sich weiter nichts. Mit einer raschen Bewegung glitt sie um den Stamm herum, das Schwert vorgestreckt. Es kam kurz unter dem Brustbein einer anderen Dunkelelfe zu liegen. Einer Dunkelelfe, die ihr nur zu bekannt vorkam.
„Dreveni?“ entfuhr es ihr. „Was bei den Göttern tut Ihr hier? Habt Ihr immer noch nicht genug?“
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Drachentöter
Der Nachteil an ihrem Sichtschutz war, dass sie die beiden jetzt ebenfalls nicht mehr sehen konnte, so dass sie sich auf ihr Gehör verlassen musste. Tatsächlich hörte sie leise Schritte links von dem Baum. Sie hatte ebenfalls ihr Schwert gezogen, rechnete aber überhaupt nicht damit, dass die andere Dunkelelfe sich ihr von Rechts nähern würde. So war sie reichlich überrascht, als sie plötzlich deren Schwertspitze auf ihrem Bauch spürte, fing sich aber gleich wieder.
Sie ließ das Schwert fallen und sah der Dunmer ins Gesicht: "Nehmt ihr euch da nicht etwas zu wichtig, wenn ihr annehmt, ich wäre euch bis zu diesem Tor gefolgt?" Jetzt fand sie auch zum ersten mal Gelegenheit, die Andere genauer zu mustern. Sie war etwas kleiner als Dreveni und schien ein paar Jahre jünger zu sein. Was man unter der Lederrüstung von ihrer Figur erkennen konnte, machte einen eher drahtigen Eindruck. "Ich hätte ebenfalls nicht damit gerechnet, ausgerechnet euch - und ihn da - hier zu sehen." Dabei hatte sie mit dem Kinn Richtung Arranges genickt, der etwas hinter ihr stehen musste. "Ich habe auch nicht vor euch zu töten, sonst hätte ich mich nicht hier versteckt und gewartet." Nachdem sie der Dunmer noch kurz in die roten Augen geblickt hatte, fügte sie noch an: "Ich bin hier, weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, was Cheydinhal demnächst in Schutt und Asche legt, da anscheinend die Stadtwache oder die Legion nichts gegen diese Tore ausrichten können."
Dreveni konnte zwar genauso arrogant wie überheblich sein, aber sie war nicht dumm und wusste, wann man mit anderen zusammenarbeiten sollte. Sie hoffte immer noch, dass die beiden aus einem bestimmten Grund hier waren, und sie eventuell sogar wussten, wie man diesem Tor beikam. Bei ihrem letzten Satz hatte sich auch der leicht spöttische Ton aus ihrer Stimme verloren, wenn auch ihr Gesichtsausdruck noch genauso kalt war.
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Legende
Arranges war sich dessen bewusst, dass er einfach nicht schleichen konnte oder sich sonst irgendwie wirklich leise fortbewegen. Für was auch... ich bin weder feige, noch ein Dieb... Trotz des Zaubers versucht er dennoch so leise wie möglich an den Baum heranzukommen. Er hatte mittlerweile ebenfalls das Schwert gezogen, aber bevor er tatäschlich etwas tun konnte, war Erynn schon um den Baum herum. Eine Sekunde später wusste er auch schon, wer da vor dem Tor herumgeschlichen war. Dreveni... die will es ja anscheinend ganz genau wissen... Arranges trat um den Baum herum, als er hörte, wie ihr Schwert zu Boden fiel, blieb aber am Rande ihres Blickfelds stehen und hörte ihr zunächst zu.
'Lächerlich, natürlich seid ihr uns gefolgt, um jetzt aber nicht länger dem Auftrag nachzugehen, der im Übrigen gefälscht war, sondern um persönliche Rache daran zu nehmen, dass ich euch da einfach an einen Baum gefesselt habe wie einen ausgesetzten Hund... zugegeben, beeindruckend, dass ihr im Sumpf nicht verfault seid...' Der Spott und die Verachtung waren kaum zu überhören. 'Außerdem, was soll das heißen, was Cheydinhal hier bald in Schutt und Asche legen wird? Das hier ist nicht Kvatch, das Tor ist um einiges kleiner und mal davon abgesehen, habt ihr auch nur einen Skamp hier irgendwo herumwuseln sehen? Also was wollt ihr hier wirklich?' Er schaute einen Moment auf das Schwert am Boden. 'Was wird das?' Er tat mit einer Hand eine fordernde Geste. 'Macht ersteinmal alle eure Waffen sichtbar, bevor ihr mir antwortet... das Stilett, ist noch ganz?' Bei der Frage grinste er sie nur an, er kannte genug Menschen, die für ihre Waffen ihre eigene Mutter verkaufen würden... Dreveni schätzte er ähnlich ein, waren dolchartige Mordwerkzeuge doch ihre ständigen Begleiter.
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Fossil
Die Arroganz dieses Weibsbildes kotzte Erynn einfach nur an. Ja, richtig. Alle Welt haut ab vor diesem Tor, und du wolltest nur mal schauen, was hier so los ist. Ich glaube dir aufs Wort... Sie verstärkte den Druck der Schwertspitze ein wenig. Glaub ja nicht, daß ich dich noch einmal davonkommen lasse. Das letzte Mal war schon ein gewaltiger Fehler, aber das passiert mir nicht nochmal, du alte Ziege.
Sie war froh, als Arranges sich einschaltete und ihre Gedanken aussprach. So konnte sie sich darauf beschränken, die Andere in Schach zu halten. Ist auch besser so. Der Kerl kann zwar kein bißchen schleichen, aber dafür umso besser poltern... Die Kriegerin war dennoch überrascht, als der Kaiserliche erwähnte, daß der Mordauftrag gefälscht war, sie machte jedoch nicht den Fehler, Dreveni auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
Als der Kaiserliche verlangte, daß die Mörderin ihre anderen Waffen ablegen sollte, hob Erynn ihre Klinge in einer fließenden Bewegung und setzte sie ihrer Artgenossin an die Kehle. Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie stark deine Nerven wirklich sind.
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Drachentöter
Zuhören ist nicht so deine Stärke, oder?, dachte sie sich bei Arranges Worten, was sie hier wirklich wolle. Außerdem hast du dir die Antwort ja gerade selber gegeben, natürlich bin ich nur hinter dir her, wie sich ja alles nur um dich dreht. Ob der Mordauftrag nun echt oder gefälscht war, interessierte sie, wenn überhaupt, auch nur am Rande. Als der Kaiserliche fertig war, und noch nach ihren Waffen gefragt hatte, hatte Dreveni sich gerade eine passende Erwiderung überlegt, als plötzlich das Schwert der Dunmer an ihrer Kehle war.
Das einzig wirklich unangenehme an dieser Situation für Dreveni war, dass sie sich langsam daran zu gewöhnen schien, es kam in letzter Zeit wirklich gehäuft vor. Mit einem schwer zu deutendem Blick sah sie die Dunkelelfe an, während sie versuchte, abzuschätzen, wie viel wirklich hinter dieser stummen Drohung stand. War sie wirklich in der Lage jemanden zu töten, der gerade relativ wehrlos war und - wenigstens dieses Mal - nicht angegriffen hatte? Dreveni konnte es in diesem Moment wirklich nicht sagen, und so streckte sie nur die Arme leicht zur Seite, als sie zu Arranges sagte: "Keine von denen ihr nicht schon wisst." Den Bogen und den Dolch trug sie immerhin sichtbar, und das Stilett war an ihrem linken Arm unter dem Ärmel der Tunika. "Ich würde es euch ja gerne selbst geben, aber ich fürchte eure Freundin durchbohrt mich bei der ersten Bewegung. Und falls es euer Ego beruhigt: Ja, ich nehme es euch persönlich. Und trotzdem bin ich euch nicht gefolgt, wie ihr seht ist das auch nicht unbedingt nötig gewesen, Mephalas Wege sind manchmal seltsam. Und ob das Tor Cheydinhal in Schutt und Asche legt oder nicht, hier bei der Stadt kann es nicht bleiben. Ich bin hier, weil ich vermutlich auf eine Eingebung gehofft habe, wie man dieses Ding schließen kann. Und jetzt frage ich mich, was macht ein Magier, ein Beschwörer in der Nähe eines Obliviontores? " Während diesen, an Arranges gerichteten Worten hatte sie weiterhin die Dunkelelfe angesehen und sich tatsächlich so gut wie nicht bewegt. Auch wenn ihre Worte etwas flapsig waren, klang ihrer Stimme ernster, als sie es wollte.
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