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Legende
Den Kaiserlichen drängte es nach draussen. Oben in der Jagdhütte saß noch immer Vaiolenna über ihren Schreibtisch gebeugt. Die Schreiber... das Höchste, was ein Schüler in frühen Jahren erreichen kann und doch ist es der undankbarste Posten... Arranges wurde nach recht kurzer Zeit als er Novize war, zum Schreiber mehr gedrängt statt gefragt. Tag und Nacht, durchgehend mussten sie hier oder in anderen größeren Stützpunkten verweilen, alles, was die Botschafter an Neuigkeiten brachten festhalten, Inventare führen, die Wechsel von Meistern, Novizen, Mentoren und Großmeistern aufzeichnen, eben alles, was an Schriftarbeit anfiel wurde ihnen zugeschoben. Das Schlimmste an dieser Arbeit war aber, dass man nur selten dafür Anerkennung erntete, man war als Schreiber zwar ein wichtiges Organ innerhalb der Gathering, wurde aber meistens einfach übersehen. Das Mädchen war sichtlich erschöpft und konnte sich im Schein der kleinen Kerze neben sich, die zu dieser Zeit gleichzeitig die einzige Lichtquelle im Haus war, nur schwer wachhalten. Doch einzuschlafen konnte sie sich nicht erlauben. Würde sie ein Botschafter schlafend auffinden, der gerade wichtige Informationen zur Aufschrift brachte, wäre sie ihren Posten praktisch direkt wieder los, noch dazu würde sie als Novizin wieder ganz an den Anfang zurückfallen und müsste einiges an Achtung einbüßen.
Der Kaiserliche wandte sich ab und ging nach draussen. Der Himmel war wolkenlos und der Schein von Sekunda und Masser fiel die Nacht erhellend, durch die Baumkronen. Arranges trat einige Schritte auf den Hof hinaus und erblickte sogleich, wen er suchte. Meisterin Marie stand ein wenig abseits und sah gedankenverloren in den Himmel. Sie war eine Kaiserliche. Leicht gewelltes, goldbraunes Haar fiel ihr bis über die Schultern. Ihre Augen strahlten die pure Jugend aus, obwohl sie eindeutig älter war als Arranges und trotzdem wirkte sie jung, hübsch und zerbrechlich. Sie hatte das, nachdem Torrah Zeit ihres Lebens strebte. Meisterin Marie hatte auf eine Weise die ewige Jugend erreicht, die sie nicht unnatürlich jung wirken ließ, sondern viel mehr auf eine individuelle, nicht erklärbare Weise, jugendlich machte, trotz dessen, dass man ihr Alter anhand der Fältchen um die Augen und den nicht mehr ganz so straffen Wangen, recht genau schätzen konnte. Zweimal hatte Arranges sie wegen eines richtigen und ernsthaften Gesprächs in ihrem Haus nahe Leyawiin, aufgesucht, das lag schon ewig zurück. Sonst hatte er sie nur hin und wieder auf einer Zusammenkunft gesehen und ein paar wenige Worte mit ihr gewechselt. Sie war im Grunde nicht böse und ihr fehlte ebenfalls diese hinterlistige Aura, die er immer zu spüren glaubte, wenn er Torrah getroffen hatte. Aber der Kaiserliche hatte sie in ihrem Haus richtig kennengelernt. Sie war für sich genommen eine vergleichsweise freundliche Person, doch hatte sie ein ähnliches Problem wie Arranges. Ein Unfall in den frühen Tagen ihrer Schülerzeit machte sie zu dem, was sie seit dem immer war...
'Meisterin Marie?' Die Kaiserliche zuckte leicht erschrocken zusammen und sah dann zu Arranges. 'Ah ihr seid es... seid mir gegrüßt Arranges.' Ihre Stimme war so, wie ihr Aussehen wirkte, passend zu ihrem Alter, aber doch irgendwie von einem jugendlichen, hellen Klang. Sie trug ein mehr oder weniger enges Mieder, welches ihre weiblichen Vorzüge ihrem alter entsprechend dezent hervorhob, aber nicht zu aufdringlich wirkte (ganz im Gegensatz zu dem, was ihre Schülerin Torrah getragen hatte). Ein leichter Umhang ruhte auf ihren Schulter und schirmte den etwas schlankeren Körper gegen die Kälte der Nacht. Ihre Füße steckten in bequemen Läuferschuhen aus Wildleder, während ihre Beine von einer dunklen Reiterhose bedeckt wurden. 'Dürfte ich euch wohl Gesellschaft leisten, Meisterin?'
'Sicher, es würde mich freuen Arranges...' Er trat noch etwas näher und folgte ihrem Blick, den sie mittlerweile wieder in den Himmel gerichtet hatte. Sie war so. Immer musste sie das Schöne in der Welt suchen, waren es nun Orchideen in ihrem Haus, die sie liebevoll umsorgte oder der alltägliche Sonnenuntergang, den sie immer beobachtete. Oder, sofern es die Wolken zuließen, eben die Sterne, die sie stundenlang nur betrachtete, sich aber in keinster Weise irgendwelche wissenschaftlichen Gedanken dazu machte, sie betrachtete sie einfach nur. Als er ihrem Blick folgte, stellte er leicht erschrocken fest, dass ein Sternzeichen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es war die Schlange, das Sternzeichen Torrahs. Dem Kaiserlichen war etwas mulmig zumute. Er senkte den Blick und trat etwas nervös von einem auf das andere Bein. Doch Marie schwieg, sie schien sich völlig in dem Sternzeichen zu verlieren. 'Meisterin Marie,' begann er, 'Ich weiss, dass es ein herber Verlust war, als Mentorin Torrah starb... Aber warum habt ihr die Regeln verletzt und euch eingemischt?' Mit keiner Geste außer jener, da sie zu dem Sternzeichen aufblickte, verriet sie, wie es um ihre Gefühle stehen mochte, als ob sie das sonst getan hätte, aber in solchen Situationen war es dann immer besonders schwer, mit ihr zu rden. 'Aber ich habe die Regeln doch gar nicht gebrochen?' Sie klang ehrlich überrascht. 'Nun, eine Assasinin hat mich angegriffen, einige Tage bevor ich Torrah erreicht hatte... Ich habe sie gefragt, wer sie schickte und sie Antwortete mir, dass Marie ihr Auftraggeber war...'
'Sie verstand es bis zuletzt, ihre Umwelt sogar ohne ihr Beisein zu beeinflussen... Ich versichere euch, dass ich mich nie eingemischt habe Arranges. Torrah hatte wohl meine Handschrift gefälscht um euch zu verwirren... und ihr habt es geglaubt...'
'Aber...' Arranges schalt sich in Gedanken einen Dummkopf, natürlich, warum war er nicht schon damals darauf gekommen, diese Tatsache lag doch auf der Hand.
'Die Gathering hält im Kern geschlossen zusammen und das seit hunderten von Jahren, das wisst ihr... warum sollte ausgerechnet ich das nun irgendwie ändern? Natürlich war mir Torrah immer wichtig und ich mag euch dafür, dass ihr sie wegen eurer Macht- und Wissensgier getötet habt, noch weniger als zuvor... aber ihr seid falsch gewickelt, wenn ihr glaubt, dass ich mich deswegen gegen die Regeln und die Tradition der Gathering stelle...'
'Ich verstehe...'
Arranges blieb noch eine Weile bei der Meisterin stehen. Es musste schon bald wieder dämmern, als er sich von ihr verabschiedete und sich wieder auf den Weg in sein Zimmer machte. Er fand Erynn auf dem Feldbett schlafend vor. Leise trat er an sie heran und betrachtete die schlafende Dunmer im Schein einer Kerze. Sie hatte sich wohl im Schlaf ein paarmal heftig herumgewälzt. Sie war nur noch halb zugedeckt und das Kopfkissen lag neben ihr auf dem Boden. Der Kaiserliche deckte sie behutsam wieder zu, Hob das Kissen auf und schob es ihr sachte wieder unter den Kopf. Dann ging er auf die andere Seite, entzündete eine zweite Kerze auf dem Schreibtisch und begann in dem leicht flackernden Schein wieder die Schülerliste zu studieren.
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Fossil
Je mehr Zeit verging, umso unruhiger wurde Erynn. Ich wünschte, wir könnten das endlich hinter uns bringen. Ich werde noch wahnsinnig in diesem Erdloch! Genervt tigerte sie in dem Raum auf und ab. Arranges war gerade wer weiß wo; er verließ das Zimmer immer mal wieder. Wenn er zurückkehrte, brachte er keine Neuigkeiten mit.
Ein Novize hatte ihr vor einiger Zeit einen Teller mit Brot und Fleisch gebracht, doch sie hatte nichts davon angerührt. Im Augenblick wurde ihr allein vom Gedanken ans Essen schlecht. Sie hatte versucht in einem Buch zu lesen, das sie in einer Ecke gefunden hatte, doch die daedrischen Zeichen darin sagten ihr nichts. Vielleicht war das auch besser so.
Als der Kaiserliche zurückkehrte, stellte sie ihre Wanderung ein. Er sah ziemlich genervt aus. Erynn fragte nicht. Sie hochte sich auf ihre Pritsche und zählte die Steinfliesen des Fußbodens.
Ein zögerliches Klopfen riß sie aus ihren Gedanken. Arranges erhob sich vom Schreibtisch und wechselte einige leise Worte mit einer Person, die Erynn nicht sehen konnte. Dann wandte der Beschwörer sich ihr zu: „Folgt mir“, sagte er schlicht.
Die Dunmer sprang auf. Sie wußte nicht genau ob sie froh darüber sein sollte, daß endlich etwas geschah, oder lieber nicht. Wenigstens hat diese verdammte Warterei jetzt ein Ende. Ich hoffe nur, daß du wirklich weißt was du tust, Arranges... Sie ging hinter ihm her durch mehrere Gänge, die alle gut von Fackeln ausgeleuchtet waren. Hin und wieder kreuzten Angehörige verschiedener Völker ihren Weg, doch niemand sprach mit ihnen. Alles in allem wirkte die Atmosphäre in dem ganzen Komplex weit unaufgeregter, als die Kriegerin sich fühlte.
Sie erreichten eine große Flügeltür, als der Kaiserliche ihr bedeutete, daß sie stehenbleiben sollte. Erynn atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Jetzt ist es ohnehin zu spät, mich anders zu entscheiden. Da kann ich besser gleich versuchen, einen guten Eindruck zu hinerlassen. Präzise zu antworten und ansonsten die Klappe zu halten sollte ich ja wohl hinkriegen...
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Legende
Arranges blickte Erynn einen Moment fest an. 'Ihr braucht weder Angst zu haben, noch müsst ihr aufgeregt sein...' Ein aufmunterndes Lächeln umspielte seine Lippen für einen kurzen Moment, dann zog er einen der beiden Flügel auf und wartete, bis Erynn eingetreten war. Sie standen in einem kurzen Gang, an dessen Ende vor ihnen freundliches, helles Licht hereinstrahlte. Arranges ging voran. Sie traten in eine hohe und breite Halle, welche gut ausgeleuchtet war. Auch hier erkannte man nur am dunkelgrauen Fels der Wände, Decke und des Bodens, dass es sich um eine unterirdische Anlage handelte. Sie standen jetzt an der Front einer Tribüne, deren erste Reihe hinter ihnen über dem Bogen des Ganges lag. Die Tribüne bot Platz für viele Personen. Arranges wandte kurz den Blick über die Schulter und stellte fest, dass beinahe alle Plätze belegt waren. Fast alle Meister bis auf drei waren gekommen, einige Mentoren und gut zwei Duzent Schüler. Auch zwei Botschafter saßen etwas gedrängt in einem Winkel. Auf den Plätzen herrschte lautes Gemurmel. Die Anwesenden ließen sich nicht von der Ankunft des Kaiserlichen und der Dunmer stören. Einige schauten kurz zu ihnen hinunter und widmeten sich dann wieder ihren Gesprächen. Erst als wenige Minuten später eine Tür im hinteren Bereich der Ratshalle geöffnet wurde, verstummte das Murmeln. Dreizehn Großmeister aus allen Rassen, komplett in dunkelblau gekleidet, traten heraus und nahmen ihre Plätze ein. Sie saßen auf einem hufeisenförmigen, wenig hohen Podest, mit der Öffnung zur Tribüne gerichtet. Die Stühle, auf die sie sich setzten, waren schlichte Holzstühle, mit hoher Lehne, aber sonst ohne jegliche Zierung. Arranges wurde merklich nervös, er versuchte dies vor Erynn zu verstecken. Die Gathering strahlte eine erschlagend große Macht aus, obwohl die einzelnen Großmeister für sich genommen gar nicht bedrohlich wirkten. Direkt dem Eingang gegenüber saß ein etwas älterer Kaiserlicher. Trotz dessen, dass sie alle Roben wie Magier trugen, waren ihre Köpfe unverhüllt. Der Kaiserliche ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, nickte zufrieden und erhob sich. 'Es freut mich, dass alle Meister gekommen sind, die wir informiert haben. Ebenfalls sind alle dazugehörigen Mentoren da...' Seine Stimme war angenehm und freundlich, nicht zu laut und nicht zu leise. Sein Blick fiel auf Arranges und Erynn. 'Ahh... Mentor Arranges... wie ich sehe, dürfen wir euch doch noch unter erfreulichen Umständen begrüßen... trotz der schlechten Nachrichten wegen wir uns hier heute zusammenfinden, erfreut es mich zu sehen, dass es auch etwas Positives gibt... Wir wurden schon teilweise darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihr euren Pflichten sogar höchstpersönlich nachgekommen seid...' Er setzte sich wieder und winkte den beiden, näher zu treten. Arranges ging bestimmten Schrittes voran, auf dass Erynn ihm hoffentlich nicht anmerkte, wie arg er sich um seinen gelassenen Gesichtsausdruck bemühen musste. Sie blieben in der Mitte des Halbkreises stehen. Arranges beugte schweigend das Haupt vor dem Kaiserlichen, Erynn tat es ihm nach. 'Seid mir ebenfalls gegrüßt Großmeister.' Sagte Arranges erfürchtig. 'In der Tat, ich habe eine Schülerin erwählt und gedachte die Möglichkeit zu nutzen und sie hier und heute allen vorzustellen...'
'Sehr gut, sehr gut... Erlaubt, dass ich und vielleicht auch die anderen ihr ein paar Fragen stellen...'
'Natürlich Großmeister.' Arranges deutete nochmals eine Verbeugung an und trat dann einen Schritt zurück, damit sich Erynn ohne Probleme allen Fragenden zuwenden konnte.
'Ihr seid eine Dunmer, wie ich sehe... Sagt, wie ist euer Name?'
Erynn war erstaunt über den freundlichen Klang der Worte, doch sie hatte den Eindruck, daß dahinter etwas gefährliches, lauerndes lag.
"Erynn Releth, Großmeister", antwortete sie mit fester Stimme.
'Erynn...' Murmelte der Kaiserliche leise und etwas nachdenklich. 'Seid ihr als Dunkelelfe denn in Morrowind geboren? Oder seid ihr ein Kind dunmerischer Vertreter in Cyrodiil?'
"Ich wurde in Ald Velothi geboren, Herr, aber ich habe fast mein ganzes Leben in Cyrodiil verbracht."
'Ihr fühlt euch also wohl auch dem Land Cyrodiil verbunden? Oder denkt ihr öfter daran, wieder nach Vvardenfell zurück zu kehren, sollte sich die Gelegenheit dazu bieten?'
Erynn stutze kurz. Was für eine seltsame Frage. "Nein, Großmeister. Mit Vvardenfell verbindet mich nichts mehr."
Ein Raunen ging durch die Tribüne.
'Ihr wirkt nicht gerade wie jemand, der sich zu sehr mit Magie beschäftigt hat bis jetzt... der Eindruck mag teuschen, aber sagt, wie habt ihr bis jetzt euer Leben bestritten?' Fragte jetzt eine Bosmer.
Das war die Frage, die Erynn am meisten gefürchtet hatte. Sie hatte sich eine Antwort überlegt, die Arranges eindringlichem Ratschlag nach der Wahrheit entsprach, doch war sie unsicher, ob dies der Versammlung genügen würde. Sie wandte sich der Waldelfe zu. "Ich gehöre der Kriegergilde an, Mylady, und nein, ich weiß in der Tat nicht viel von Magie. Aber ich habe in den vergangenen Wochen Dinge erlebt, die ich gern verstehen würde. Dinge, die mir die Magiergilde nicht erklären könnte oder würde."
Wieder schwappte das einheitliche Raunen von der Tribüne durch die Halle, aber auf einen scharfen Blick der Bosmer hin, verstummten die Stimmen.
'So? Ihr scheint eine gewisse Art von Ergeiz zu haben... Euren Worten nach zu urteilen habt ihr in den letzten Tagen vieles erlebt, das ihr euch nicht erklären konntet, aber wusstet, dass es Magie war. Ihr ward die letzten Wochen mit Mentor Arranges unterwegs, das wissen wir mehr oder weniger... wir sind uns auch darüber im Klaren, dass ihr streng genommen dabei ward, als er Mentorin Torrah tötete... Wusstet ihr denn den genauen Grund für diese Tat?'
Die Augen der Dunmer zuckten kurz zu Arranges, bevor sie die Bosmer wieder mit festem Blick ansah und ihre Worte sorgfältig wählte: "Mentor Arranges suchte nach etwas, das die Mentorin Torrah gestohlen hatte. Als wir sie schließlich stellten, versuchte sie, uns in den Wahnsinn zu treiben. Vielleicht wollte sie uns auch töten, ich weiß es nicht genau. Zu dem Zeitpunkt war ich in einer Illusion gefangen und kann daher nicht sagen, was genau geschehen ist."
'Sie hat Arranges ein Buch geklaut, welches er schon lange zuvor begehrte und seinerseits hatte stehlen lassen... aber gut, ihr konntet euch nur schwer gegen eine Illusion der Mentorin wehren... Ihr ward lange mit Arranges unterwegs, wie ist euer Verhältnis zu ihm, was hat euch bewegt, mit ihm zu kommen?' Fragte jetzt ein breiter Ork direkt neben der Bosmer.
Jetzt, Arranges, wäre ein verdammt guter Zeitpunkt, um in die Bresche zu springen, flehte sie stumm. "Wir waren Kampfgefährten", gab sie zur Antwort. "Mentor Arranges bot mir an, mich mehr über die Magie zu lehren, derer ich mich bisher nicht erwehren konnte."
'Arranges hat euch von sich aus angeboten euch mehr über die Magie zu lehren?' Fragte jetzt ein Bretone in ihrem Rücken. 'Also entschuldigt, aber sogar, wenn wir nicht einiges über Mentor Arranges wüssten, könnte ich euch das kaum glauben... Ihr scheint euren zukünftigen Mentoren nur unzureichend zu kennen... Sagt, was wisst ihr über Mentor Arranges, dass ihr seinem Angebot scheinbar ohne jeglichen Zweifel nachgekommen seid?'
'Es war tatsächlich ein Angebot meinerseits. Zudem fand ich darin auch die Möglichkeit dem Drängen und den Wünschen der Gathering nachzkommen.' Antwortete Arranges.
'Nun gut... aber dennoch würde ich gerne wissen, was ihr, Erynn, über Mentor Arranges wisst.' Bohrte der Großmeister weiter.
Ja, das ist wirklich eine verflixt gute Frage..."Ich hatte den Eindruck, daß Mentor Arranges sich mit seinem Fach auskennt - soweit ich das beurteilen kann, versteht sich. Sein Handeln ist effizient und zielstrebig. Alles Dinge, die ich von einem Ausbilder erwarten würde, Herr." Außerdem ist er gewalttätig, brutal, neigt zu Wutausbrüchen und ich schulde dem verdammten Mistbock mein Leben...
'Nun, das sind alles recht positive Dinge,' begann der kaiserliche Sprecher wieder, 'es scheint, als hättet ihr Mentor Arranges noch gar nicht von seiner temperamentvollen Seite kennengelernt... Was ich jedoch stark zu bezweifeln wage, aber gut, das sei mal dahingestellt. Mentor Arranges, was haltete ihr von eure Schülerin?'
'Nun, sie ist intelligent und weiss mit Bogen und Klinge hervorragend umzugehen...' Der Sprecher unterbrach den Blickkontakt zu Arranges um Erynn einen Moment zu mustern. 'Na wenigstens müssen wir nicht befürchten, dass ihr sie aus einem anderen Grund als eure Schülerin gewählt habt...' Er sah wieder Erynn in die Augen. 'Habt ihr Familie?'
"Ja."
'Nun, dürften wir erfahren, wo euer Elternhaus steht?'
"In Cheydinhal, Großmeister. Meine Eltern leben beide dort."
Leises Geflüster war von der Tribüne zu hören.
'Cheydinhal also... wusstet ihr, dass Arranges ebenfalls aus diese Stadt stammt?' An Erynns Blick las er ab, dass sie es wohl nicht wusste und fuhr direkt fort: 'Er hat euch rein gar nichts von sich erzählt, richtig? ... Nun, Arranges ist schon öfter über seine Verschwiegenheit gestolpert... aber das ist sein Problem... ich bin gespannt zu sehen, wie er euch lehren wird, wenn ihr ihn gar nicht kennt und demzufolge auch nicht wirklich begreift, was er euch vermitteln will.' Ihre Augen waren ein offenes Buch für den Sprecher. 'Aber das muss Mentor Arranges mit sich selbst ausmachen...' Der Sprecher schaute einmal kurz durch die Runde. 'Hiermit seid ihr Erynn Releth, offiziell Novizin und damit Schülerin von Arranges Moryn, Mentor unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil. Ihr dürft auf der Tribüne Platz nehmen.' Der Sprecher wies auf eine kleine Treppe, die am Rand der Tribüne hinauf zu den Sitzplätzen führte. Dann wandte er sich Arranges zu.
'Arranges, habt ihr euch Gedanken darüber gemacht, worum wir euch baten?'
'Ja Großmeister.'
'Nun? Wen würdet ihr uns als Mentor empfehlen?'
'Das ist nicht ganz einfach Großmeister, schließlich kenne ich die Mehrzahl der Schüler gar nicht... wenn ich euch meine ehrlichen Gedanken mitteilen darf?'
'Nur zu.'
'Ich empfehle euch keinen der in Frage kommenden Schüler.' Ein lautes Raunen war zu hören.
'Ihr wollt also allein Mentor in Cyrodiil bleiben?'
'Das habe ich nicht gesagt.'
'Aber gedacht?'
'Möglicherweise...' Gemurmel setzte hinter Arranges ein.
'Ihr verkennt langsam aber sicher eure Grenzen Arranges! Ihr seid Mentor und nicht in der Position, einen solchen Machtanspruch zu hegen...'
'Dessen bin ich mir bewusst, aber lasst euch gesagt sein Großmeister, dass ich keinen weiteren Mentor wie Torrah an meiner Seite dulden werde!'
'Ihr begebt euch auf dünnes Eis Mentor Arranges... aber da ihr keinen ernsthaften Gedanken daran verschwendet habt, werden wir eure Meinung nur wenig berücksichtigen können... und jetzt entfernt euch!' Der freundliche Klang war verschwunden, der Großmeister hatte durch seine recht eindringlichen Worte sehr schnell klar gemacht, wo Arranges stand. Der Kaiserliche ging zur Tribüne und nahm neben Erynn Platz. Er sah wenig zufrieden aus, für ihn hatte diese Vorstellung eine wenig befriedigende Wende zum Schluss hin genommen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und kehrte den Blick nach innen.
Der Sprecher war derweil aufgestanden und wandte sich nun allen Anwesenden zu: 'Nun, nachdem wir das geklärt hätten, bitte ich alle die hier Anwesenden um dringende Aufmerksamkeit! Drei unserer Meister haben sich gegen uns gewandt.'
'Was!...'
'Verräter...'
'Wer sind diese drei Schweine?' Waren die Wortfetzen, die deutlich aus dem allgemeinen Raunen herauszuhören waren.
'Bitte beruhigt euch... Wir, die Gathering, haben schon Maßnahmen dagegen ergriffen und einige Botschafter zusammengezogen... leider ist es uns nicht gelungen, die Botschafter, die diesen Meistern zugeteilt waren, die Mentoren unter ihnen, sowie unzählige Schüler, davon abzubringen, diesen Verrätern zu folgen... ebenfalls sind Gespräche direkt unterbunden worden... Wir wissen nicht, was diese Verräter antreibt, aber eines ist sicher, wir müssen sie vernichten!'
'Wie sollte man einen Meister töten können? ...'
'Ein Meister kann nicht einfach getötet werden...'
'Wir brauchen Hilfe...' Waren wieder einige Worte derer, die am lautesten riefen.
'Das stimmt, ein Meister kann nicht einfach getötet werden, jedenfalls von keiner Kraft, die wir hier aufbringen können... es braucht dazu eine Macht, derer die Meister sich nicht erwehren können und vor allem jemand, der sie einsetzen kann...'
'Woher bekommen wir so eine Macht, wenn nichteinmal ihr, die Großmeister, in der Lage seid, einen Meister einfach zu zerstören...?'
'Auch darüber wurde schon gesprochen... wir brauchen die Sigelsteine aus den Obliviontoren...'
Schlagartig wurde es leise.
'Und wir haben auch schon darüber verfügt, wer die drei Siegelsteine, für jeden Meister einen, holen soll... Unsere Wahl fiel auf Mentor Arranges Moryn... und das ist absolut indiskutabel, ihr werdet diese Sache für die Gathering erledigen!'
Seine Worte ließen keinen Wiederspruch zu.
Der Sprecher verabschiedete die Versammlung, dann zog sich die Gathering zurück. Arranges war absolut verärgert und stapfte ohne Rücksicht auf Erynn oder sonst wen zurück in seine Kammer. Mit finsterer Mine starrte er an seinem Schreibtisch sitzend an die Wand.
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Fossil
Erynn hastete hinter Arranges her aus dem Saal. Der eine oder andere mitleidige Blick eines Schülers folgte ihr.
Temperamentvoll, ja? Interessante Ausdrucksweise, Großmeister. An seinem Zimmer angekommen, schlug der Beschwörer ihr die Tür vor der Nase zu.
Die Elfin schloß kurz die Augen, atmete tief durch und stählte sich innerlich. Dann schob sie leise die Tür auf. Mit dem wohl grimmigsten Blick, den sie je bei ihm gesehen hatte, schüchterte Arranges die Wand vor sich ein. Erynn zog den Kopf ein und ging hinter dem Wandschirm in Deckung. Dank sei Vaiolenna, daß sie dieses Ding hier hat reinschleppen lassen... Sie setzte sich auf den Boden und lehnte den Rücken gegen die Wand. Und wartete.
Gut gemacht, Erynn. Hast dich tapfer geschlagen da drinnen. Laß mich dir erklären, was eigentlich los ist. Du fragst dich jetzt bestimmt, ob wir tatsächlich durch ein paar Obliviontore toben müssen. Oder warum selbst die geballte Schlagkraft der Gathering einen Meister nicht ohne weiteres töten kann. Oder weshalb ich es nicht lassen konnte, den versammelten Haufen noch einmal so richtg schön zu reizen. Oder möchtest du etwas Persönliches wissen? Wann ich in Cheydinhal gelebt habe, zum Beispiel? Vielleicht auch, warum ich dir nie davon erzählt habe? – Halt bloß deine Schnauze, Erynn. Oder du kannst froh sein, wenn dich nur ein weiterer Lähmzauber trifft...
Resigniert ließ die Kriegerin den Kopf auf die Knie sinken und wünschte sich im Augenblick nichts sehnlicher, als daß sie sich in dem großen Komplex gut genug auskennen würde, um sich irgendwo anders hin verziehen zu können.
Sie überlegte, wie schnell sie abreisebereit sein könnte. Fünf Minuten. Davon drei, um die Rüstung anzulegen. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, daß es ziemlich hektisch werden würde, sobald Arranges die Nase voll davon hatte, die Wand anzustarren.
...ich verlange von Euch überhaupt nichts, außer, daß Ihr für eine gewisse Zeit mit mir zusammen unterwegs seid... äffte sie die Worte des Kaiserlichen in Gedanken nach. Na, da hat dir dein Chef aber einen schönen Strich durch die Rechnung gemacht. Und ich hänge voll mit drin, schönen Dank auch...
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Legende
Morrowind -> Nordostgrenze Cyrodiil
Arranges hatte das dringende Bedürfnis, die Wand einzuschlagen, das Einzige, was ihn davon abhielt, war die Tatsache, dass ihm sein Verstand eindringlich sagte, dass es nur ungesund sein würde, auf massiven Fels einzuprügeln. Plötzlich sprang der Kaiserliche auf. Er tat ein paar hektische Schritte auf und ab, schnaufte dabei wie ein Ork kurz vor der Raserei und knurrte immer wieder unzusammenhängende Wortfetzen vor sich hin: 'Absolut indiskutabel... Ihr werdet das machen... Ihr seid nur Mentor Arranges... ABER DIE GROßMEISTER BEKOMMEN NICHT AUF DIE REIHE, WAS SIE UNS IMMER WIEDER ALS DIE STÄRKE DER GATHERING VERKAUFEN!?'
Das Bersten von Holz erfüllte plötzlich den Raum. Arranges hatte eine der beiden Türen des Kleiderschranks eingetreten. Wütend zoge er den Fuß zurück und starrte hasserfüll auf das Loch. Ruckartig drehte er sich um und stand jetzt vor dem Schreibtisch. Mit einem Wutlaut räumte er die Tischfläche ab, dass Pergament, Tintenfässchen und Federkiel quer durch den Raum segelten. Er packte den Stuhl an der Lehne und eine Sekunde später explodierten die Stuhlbeine in unzählige Holzsplitter. Die Sitzfläche fiel dem gleichen Schicksal zum Opfer, die Lehne zerfetzte den Bruchteil eines Augenaufschlags später, eine der Stellwände und landete einige Meter neben Erynn. Ein hektisches Klopfen war an der Tür zu hören. 'Einen Moment bitte...' Rief Arranges, sichtlich um seine Fassung bemüht. Er war mit ein paar großen Schritten bei der Tür, als diese schon aufgeschoben wurde. Vaiolenna stand vor ihm. 'Was ist passiert? Ich war gerade auf dem Weg hierher, als ich plötzlich lauten Krach hörte...' Während sie sprach, stellte sie sich auf die Zehenspitzen um über Arranges Schulter blicken zu können. 'Ich habe ein wenig umdekoriert...' sagte Arranges monoton ernst, aber nicht wütend. 'Was gibts?' Hängt er an. 'Ich habe hier noch einige Dinge, Informationen der Großmeister an euch.' Sie reichte ihm einen Briefumschlag. Der Kaiserliche riss ihr das Schreiben aus der Hand und ehe sie noch etwas sagen konnte, fand sie sich vor der geschlossenen Tür wieder. Arranges warf den Umfschlag achtlos aufs Bett, als er sich wieder herumdrehte. Er lehnte sich um die Stellwände herum und sah zu Erynn. 'Packt eure Sachen, wir brechen auf!' Sagte er tonlos, aber bestimmt. Er selbst hatte seine Ausrüstung recht schnell angelegt. Er musste nicht auf Erynn warten, sie war mindestens so schnell. In dem gesamten Komplex herrscht ein reges Treiben. Viele waren ebenfalls dabei, aufzubrechen. Aber jeder ging Arranges aus dem Weg. Ob es nun daran lag, dass er eine bösartigere Miene als Mehrunes Dagon aufgesetzt hatte, oder dass die Gathering ihm die wichtige Aufgabe der Siegelsteinbeschaffung zugedacht hatte.
Bald schon waren sie wieder durch die Steppen Westmorrowinds unterwegs. Der Kaiserliche wechselte kaum Worte mit Erynn. Versuchte aber bei den wenigen Gesprächen ihr gegenüber nicht ausfallend zu werden oder sie irgendwie anderweitig seinen Missmut spüren zu lassen. Nach knapp vier Tagen kamen sie von dem niedrigeren Pass zwischen den Valusbergen und dem Jerallmassiv langsam aber sicher wieder in die Niederungen des Herzlandes. Das Wetter machte ihnen dieses Mal nicht so sehr zu schaffen wie bei ihrer Anreise. Am Abend des vierten Tages schlugen sie am Fuße der Valusberge ihr Nachtlager auf, sie waren etwa einen Tagesritt östlich von Cheydinhal.
Arranges saß am Feuer und las jetzt zum ersten Mal, seit sie von der Ratshalle aufgebrochen waren, den Brief der Gathering. Er enthielt Informationen über die Siegelsteine und über die Ebenen Oblivions. Diese Informationen stammten von einigen Telvanniangehörigen. Die Telvanni hatten es als die Ersten seit dem Beginn der Krise geschafft, einige der Tore selbst zu schließen und wussten daher recht genau über die Welt dahinter und die Siegelsteine bescheid... Arranges musste jetzt also nur noch drei dieser Tore finden... er würde wohl am besten in der Kaiserstadt nachfragen, die Legionskundschafter sollten diesbezüglich eigentlich über recht gute Informationen verfügen dachte sich Arranges.
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Fossil
Grafschaft Cheydinhal
Erynn war froh, als sie endlich wieder unterwegs waren. Sie schlugen ein scharfes Tempo an, getrieben von dem Wunsch, so schnell wie möglich einigen Abstand zwischen sich und den Stützpunkt zu bringen.
Der Weg über die Pässe war auch diesesmal eine Kraftprobe für die Elfin, doch ohne Unwetter ließ es sich irgendwie ertragen. Vier Tage, nachdem sie das Haus der Gathering verlassen hatten, waren sie wieder in Cyrodiil. Sie schichtete gerade Holz für ein Lagerfeuer auf, als Arranges sich endlich dazu durchrang die Nachricht zu lesen, die Vaiolenna überbracht hatte. Erynn verzog sich eine für eine Weile, nachdem sie das Feuer entzündet hatte. Erstens mußte sie zur Abwechslung etwas anderes sehen als ihren muffeligen Begleiter und zweitens war sie die Reiserationen leid. Nach etwa einer halben Stunde kam sie mit zwei frisch erlegten Kaninchen zurück, die sie an einem nahen Baum aufhängte. Was steht in dem Brief?“ fragte sie, während sie die Beute aufbrach.
'Hmm?' Arranges sah auf, er hatte nur am Rande registriert, dass Erynn fortgegangen war. 'Achso... Naja, sehr viel Aussagekraft haben die Informationen nicht... es wird beschrieben, wie die Siegelsteine aussehen und wie wir an sie herankommen, wenn wir durch ein Tor treten. Ein wenig über die Ebenen Mehrunes Dagons steht auch noch dabei, aber sonst nichts weiter...' Arranges blickte vor sich auf den Boden und ließ die Hand mit dem Brief sinken.
Erynn antwortete nicht sofort, legte stattdessen die Innereien auf einem flachen Stein ab. "Es ist den Großmeistern also tatsächlich ernst damit... Vor ungefähr zwei Monden habe ich noch mit einer Freundin darüber gesprochen, daß ich niemals einen Fuß in so ein verdammtes Tor setzen würde. Sieht nicht so aus, als würde ich mich jetzt noch darum drücken können, oder?" fragte sie ohne Hoffnung.
Arranges legte den Brief auf die Satteltasche neben sich und stand auf. 'Ich habe auch wenig Lust dazu, Erynn... Aber ich kann mich dieser Sache nicht entziehen. Es war so auch nicht geplant, ginge es nach mir, wärd ihr mich spätestens zwei Wochen, so dachte ich, wieder los...' Er tat einen zögerlichen Schritt auf sie zu. 'Ich kann eure Sorge verstehen... ich frage euch auch nicht, ob ihr mit mir zusammen die Tore betretet. Mir fällt sicherlich etwas ein, das euer Ausbleiben rechtfertigen würde...'
Sie schüttelte müde den Kopf. "Nein, schon gut. Ich habe Angst, sicher, aber ich bin kein Feigling... davon abgesehen: Ihr habt die Versammlung ohnehin schon verärgert, und wirklich von mir überzeugt schienen sie auch nicht zu sein. Sähe nicht gut für Euch aus, wenn ich mich direkt ihrem ersten Auftrag verweigerte." Erynn sah von ihrer Arbeit auf und drehte sich zu dem Beschwörer herum. "Was sollten eigentlich all diese seltsamen Fragen, die man mir gestellt hat? Was ist so komisch daran, daß ich mit Vvardenfell nichts mehr zu tun habe? Und überhaupt..." sie verstummte.
'Also ersteinmal wurde mir diese Sache aufgetragen, aber wenn ihr mitkommen wollt, gut. Ich verbiete es euch nicht...' Er machte eine wegwerfende Geste. 'Diese Fragen sind im Großen und Ganzen völlig belanglos... Seid froh, dass es nur die normal unzusammenhängenden Fragen waren... Wenn ein paar der Gathering einen schlechten Tag erwischen, nehmen sie die neuen Schüler regelrecht außeinander. Dort unten haben sich schon Mentoren vor ihre neuen Schüler gestellt, weil diese zusammenbrachen und vor lauter schluchzen, nicht mehr im Stande waren zu antworten. Ich habe glücklicherweise nicht um sonst gehofft, dass ihr keinen dieser Kreuzverhöre erleben musstet... Und darüber, ob ihr gut genug seid oder nicht, macht sich die Gathering keinen Kopf. Es ist allein an mir zu entscheiden, ob ein Schüler etwas taugt... entsprechend werde auch hauptsächlich ich davon erfahren, wenn den Großmeistern etwas an euch nicht zusagt. Ich bin dafür verantwortlich, dass mein Schüler lernt und vorwärts kommt, damit er bald von einem Meister gelehrt werden kann... Daran, dass ihr offensichtlich nichts mehr mit dem Land eurer Geburt zu tun habt, ist nichts komisch, zumindest nicht für die Gathering... aber es gibt einige Meister, die sehr patriotisch geprägt sind und es zum Teil verwerflich finden, was ihr auf diese Frage geantwortet habt, daher die unterschwellige Empörung...' Er blickte sie einen Moment fragend an. 'Und? Was meintet ihr noch mit und überhaupt?'
Erynn wandte sich wieder dem Kaninchen zu und begann damit, den Balg abzuziehen. "Wo fange ich am besten an?" Und ab welchem Punkt sollte ich besser aufhören? "Zunächst einmal: Was ist bei diesem Haufen... bei der Gathering eigentlich los? Drei Meister sind samt ihren Untergebenen desertiert - nicht schön, zugegeben. Aber warum verwandelt sich daraufhin die komplette Versammlung in einen Stall voller kopfloser Hühner? Ich meine, es gibt noch weitere Meister und Großmeister, die ebenfalls jeweils einen eigenen Stab an Leuten haben dürften. Warum gehen sie nicht hin und schaffen das Problem aus der Welt, anstatt Euch auf diese Himmelfahrtsmission zu schicken? Was wollen die mit den Siegelsteinen?" Mit einem letzten Ruck zog sie das Fell ab und sah Arranges wieder an.
"Ich weiß, daß Ihr Euch ebenfalls darüber geärgert habt - war nicht zu überhören. Wollten Euch die Großmeister damit nur eins reinwürgen, weil Ihr sie brüskiert habt?"
'Das Problem kann nicht einfach mit einem Schwerthieb gelöst werden. Natürlich könnte man einige der verbliebenen Meister abkommandieren um die Schüler, Mentoren und das ganze Gefolge zu töten. Aber die Meister können nicht getötet werden. Sie verfügen in ihrer Funktion eben als Lehrmeister bereits über zu viel Wissen und Macht, dass sie einem Schwertstoß in ihre Richtung selbst dann nur ein müdes Lächeln schenken könnten, wenn die Klinge sie tödlich treffen würde... Sie sind den Großmeistern nur wenig unterlegen, aber trotzdem mächtig genug um der Gathering einfach zu trotzen. Es gibt unter all den Mitgliedern vergleichsweise nur wenige, die es wie ich verstehen, Daedra zu rufen... Der Schluss daraus wird dann ersichtlich, wenn man als Beschwörer weiss, dass Untote sich gegen Daedra nur schwer behaupten können und oft den Kürzeren ziehen. Das gilt natürlich im gleichen Zug auch für die Magie, die sich dahinter versteckt. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob man jetzt einen untoten Diener ruft oder ein Monster Oblivions beschwört... Ich denke die Großmeister hoffen, dass sie die Meister mit der andersartigen Magie eines Siegelsteins irgendwie vernichten können, fragt mich aber nicht, was genau dahintersteckt.' Er setzte sich wieder ans Feuer. 'Warum gerade ich dazu erwählt wurde, die Siegelsteine zu beschaffen, kann ich mir ebenfalls nur so erklären, dass mein Wissen über die vielfältigen Seelen der Daedra wohl ausreicht um mich gegen diese Dämonen, die in den Oblivionebenen lauern, behaupten zu können... Achja und als Nebeneffekt dieser Aufgabe begrüßt es die Gathering natürlich, dass ich nicht gleich die Gelegenheit haben werde, mir den neuen Mentor, der zweifelsohne in den nächsten Tagen seinen neuen Rangplatz einnehmen wird, anzusehen und sehr wahrscheinlich wieder seines Amtes entledigen werde...'
Die Elfin seufzte. Und damit wären wir wieder an dem Punkt angekommen, der ich beim besten Willen nicht verstehen kann. Sie nahm die Kaninchen aus dem Baum und warf dem Kaiserlichen eins davon zu. "Abendessen. Braten müßt Ihr es selber." Daraufhin hockte sie sich an das Feuer.
"Ihr seid ein sturer Bock, Arranges. Meint Ihr nicht, daß sich ein neuer Mentor nach der Sache mit Torrah sehr genau überlegen würde, Euch in die Quere zu kommen? Warum fällt es Euch eigentlich so schwer, jemanden neben Euch zu dulden?" Sie legte den Kopf schief. "Ich wüßte es wirklich gerne. Sobald Euch jemand zu nahe kommt, beißt Ihr zu. Das ist einfach keine gesunde Einstellung."
'Danke...' Meinte Arranges und begann damit sein Schwert umständlich aber brauchbar zum Bratenspieß umzufunktionieren. Auf ihre Frage antwortete er nicht gleich, sondern starrte einige Augenblicke nur schweigend in die Flammen. 'Ihr denkt also, dass es besser wäre, das Risiko einzugehen, sich belügen und hintergehen zu lassen?'
Sie dachte über die Frage nach. "Ich würde sagen, ja. Tatsächlich hat mich aber auch noch niemand wirklich bösartig hintergangen. Ich rede auch nicht davon, jedem Dahergelaufenen gleich die Freundschaft anzubieten, das wäre in der Tat närrisch. Ich weiß aber gerne, daß es im Notfall ein paar Leute gibt, auf die ich mich verlassen kann. Nur, um solche Leute zu finden, ist ein gewisser Vertrauensvorschuß von Nöten. Ein Risiko also, um Eure Worte zu benutzen. Andererseits: Ihr geht andauernd Risiken ein, oder nicht? Zum Beispiel, um dieses Buch zu finden. Und dann wieder, um es zu lesen, bevor wir verstanden hatten, wie man dieses Böse... wasauchimmer daraus entfernen konnte. Da hätte jede Menge schiefgehen können, und Ihr habt Euch trotzdem daran gewagt. Wo ist der Unterschied?"
'Ihr habt in mancher Hinsicht sicherlich recht, aber das, was ich meine, mit dem Risiko des Buches zu vergleichen, ist dumm. Das Risiko, das ich eingegangen bin, als ich mich daran machte, den Folianten wieder zuerlangen und ihn anschließend zu lesen, bevor wir den Schatte davon entfernt hatten, war absolut kontrollierbar, ich wusste, worauf ich mich im Endeffekt einlasse und konnte so überlegen, wie ich mich den Problemen stellen und sie beseitigen könnte... Etwas anderes ist es, nicht zu wissen, wie jemand reagiert und denkt, eben weil ich mein Gegenüber nicht kenne... Ich vertraue höchstens meinem Rotfuchs, aber das haben wir ja auch schon zu genüge diskutiert... Und, ihr habt Torrah doch selbst erlebt. Mit ähnlichen Methoden hat sie mich teilweise aufs Übelste für ihre Zwecke missbraucht, aber das habe ich euch ebenfalls schon einmal erzählt... Also, warum verlangt ihr von mir so etwas wie Vertrauen? Und wenn ihr es nicht verlangt, warum zwingt ihr mich mit solchen Fragen dazu, mir Gedanken darüber zu machen?'
"Weil ich denke, daß es höchste Zeit ist, daß Ihr darüber nachdenkt. Wer sagt, daß nur Ihr mich etwas lehren könnt und nicht auch umgekehrt? Aber für heute soll es genug sein. Ihr könnt Euch schlafen legen, wenn Ihr gegessen habt. Diesesmal werde ich die Nachtwache übernehmen."
'Ich will aber nicht darüber nachdenken... und ich bin auch nicht wirklich geneigt, von euch irgendetwas zu lernen...' Der Nekromant beließ es dabei. Es dauerte nicht lange, da hatte er das gesamte Kaninchen fast schon barbarisch in sich hineingeschlungen. Es war ganz offensichtlich, dass auch er sich ordentlich der Abwechslung zu der eher faden Wegzehrung erfreute. Dann lehnte er sich an einen Baum, der nur einige Meter weiter stand und blickte zu Erynn. 'Hatten wir das nicht auch schonmal?' Resignierend verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte wieder ins Feuer. Aber schon nach kurzer Zeit konnte er sich nicht mehr gegen den Schlaf wehren, wusste er doch im Unterbewusstsein, dass es nicht nötig war, weiter wach zubleiben. Er nickte ein, kippte zur Seite und blieb schlafend liegen.
"Ja, das hatten wir schonmal", antwortete Erynn unbeeindruckt und nagte die letzten Knochen ab. Dann sammelte sie die Innereien auf und warf sie ins Feuer. Sie mochte das Zeug ohnehin nicht. Sie schaute gedankenverloren in die Glut, als ihr ein beunruhigender Einfall kam.
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Legende
Der Kaiserliche erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen. Mit knackenden Gelenken stemmte er sich hoch. Erynn saß an den glimmenden Überresten des Feuers. Sie nahmen ein kurzes Frühstück ein und brachen auf. Sie ritten nacht Westen. Ein paar Stunden waren sie unterwegs, es würde noch eine Weile dauern, bis die Sonne den höchsten Stand erreicht hatte. Arranges erspähte in der Ferne vor ihnen die Türme der Stadt Cheydinhal. Erst zügelte er ihr Reisetempo ein wenig, dann bog er entschieden nach Süd-Südwesten ab. Er ritt einen weiten Bogen um die Stadt. Arranges gedachte südwestlich von ihr auf die Blaue Straße zu gelangen und von dort aus über die Ringstraße zur Kaiserstadt zu reiten.
Am Nachmittag hatten sie die Blaue Straße erreicht. Am Straßenrad legten sie ein kurze Rast ein. Während sie ein wenig aßen, kmaen zwei Reisende vorbei, von Osten nach Westen, weg von der Stadt. Es waren zwei Nord, sie sahen ein wenig gehetzt aus und hatten teilweise unnötig schweres Gepäck dabei, dafür, dass sie zu Fuß unterwegs waren. Arranges dachte sich nichts weiter dabei. Als aber nur wenige Minuten später, als er und Erynn bereits wieder dabei waren, aufzusitzen, nochmal einige Reisende in der selbe Richtung vorüberkamen, merkte Arranges auf. Eine größere Gruppe Dunmer hetzten die Straße entlang, ebenfalls unsinnig schwer beladen, als ob sie irgendwie flüchteten. Der Kaiserliche lenkte der Gruppe aus einer Eingebung heraus, das Pferd in den Weg.
'Ist in Cheydinhal die Pest ausgebrochen oder warum seid ihr schon die zweite Gruppe, die mehr an Flüchtlinge, denn an Reisende erinnert?' Sprach er die Dunkelelfen wahllos an. 'Habt ihr es noch nicht gehört? Direkt südlich der Stradtmauern hat sich eines dieser verfluchten Obliviontore geöffnet...' Rief einer aus der Menge, während die Flüchtenden an Arranges vorbeistolperten.
Verdammt... wir haben das erste Tor, aber ich will nicht wirklich nach Cheydinhal... Arranges war unentschlossen und blickte zu Erynn. 'Ich glaube eher, dass die da ein wenig zu viel gebechert haben... wir sollten lieber bei den Legionskundschaftern nachfragen, statt hier einen unnötigen zusätzlichen Weg zu riskieren und Zeit zu vergeuden...'
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Fossil
Blaue Straße
„Zu viel gebechert, na klar. Ist heute ein hoher Feiertag des Sheogorath, daß massenhaft Leute besoffen und Blödsinn redend durch die Gegend tingeln? Das glaubt Ihr doch selbst nicht. Verdammt, Arranges, meine Eltern leben dort!“ Fassungslos starrte sie ihn an. „Ihr wollt einfach nur nicht dorthin“, zischte sie. „Was habt Ihr angestellt, daß Ihr Euch dort nicht blicken lassen wollt?“
Die Augen des Kaiserlichen waren unnachgiebig und eiskalt. In seiner Wange zuckte ein Muskel. Erynn hielt dem Blick stand; der stumme Machtkampf dauerte einige Herzschläge.
„Warum, zum Donner?“
Sie würde darauf keine Antwort erhalten, so viel war klar. Doch hinter der frostigen Miene glaubte sie, noch etwas anderes zu erkennen. Schmerz? Meinetwegen? Seinetwegen? Die Elfin senkte den Kopf.
„Das geht Euch nichts an“, blaffte Arranges zurück. „Merkt Euch das endlich!“ Seine Stimme wurde nicht unbedingt weicher, nahm aber einen irgendwie resignierten Klang an, als er fortfuhr: „Also schön. Wir sehen nach, ob an diesem hysterischen Gebrabbel etwas dran ist. Sollte das aber nicht der Fall sein, dann gnaden Euch die Götter...“
Eryn antwortete nicht darauf, riß den Braunen herum und preschte nach Osten auf die Stadt zu.
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Legende
Der Kaiserliche reagierte mehr oder weniger aus Reflex. Auch er zog seinen Rotfuchs in die Richtung, in die Erynn davonraste. Er gab dem Tier die Sporen und war nur wenige Augenblicke später wieder an der Dunmer dran, die wie wahnsinnig auf die Stadt zuhielt. Es war nicht sehr weit und bei ihrem Tempo sahen sie schon nach wenigen Minute langsam die Türme der Stadt vor sich auftauchen. Schlagartig wurde der Himmel immer dunkler.
Arranges bemerkte ein Stück rechts der Türme zwei dicke Rauchsäulen aufsteigen, als plötzlich Blitze durch den Himmel zuckten. Keine gewöhnlichen Blitze. Grellrot wurde der jetzt nachtschwarze Himmel im Sekundentakt von den Blitzschlägen erleuchtet. Das ist aber kein gewöhnliches Unwetter... Arranges wurde es ein wenig mulmig. Als die Stallungen vor den Toren der Stadt und die dicken Festungsmauern selbst hinter einer letzten Kuppel auftauchten, wusste Arranges auch woher das Gefühl kam. Während Erynn weiter auf das Tor zupreschte, zügelte er sein Pferd und schaute sich suchend um. Der Nekromant wurde nach einem Rundumblick fündig, gut zweihundert Meter südlich der Mauern der Stadt, funkelte und blitzte etwas großes zwischen den Bäumen hindurch. Von dort stieg auch der Rauch auf. Verflucht, es scheint tatsächlich eines dieser Tore zu sein... Arranges hatte einmal eines aus sehr großer Entfernung gesehen. Daher wusste er auch nicht direkt, dass das seltsame Wetter wohl mit dem Tor irgendwie zusammenhing. Für ihn war es damals nur ein glühender Fleck am Horizont gewesen...
Erynn hatte derweil das Stadttor erreicht und war regelrecht aus dem Sattel geflogen. Sie hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz. Als auch der Kaiserliche nur wenige Sekunden später bei ihr war, wurde oben der Verschlag vor einer Schießscharte geöffnet. Ein gepanzerter Kopf kam zum Vorschein. 'Wer da? Was wollt ihr?' Rief der Soldat.
'Wir sind Reisende und suchen Schutz hinter den Mauern Cheydinhals...' Brüllte Arranges dem Soldaten entgegen. 'Schutz? Den gibt es hier nicht... die Stadt ist nicht sicher und das Schloss ist komplett überfüllt... flüchtet, so lange ihr noch könnt!'
'Verdammt nochmal, Daedra streifen wahrscheinlich schon durch die Lande, wir können nicht mehr flüchten...' Der Soldat schien Einsicht zu zeigen. Jedenfalls schloss er zögernd und den Kopf schütteln den Verschlag. Einen Moment später wurde eine hohe Bogentür neben dem Tor geöffnet. Ein stämmiger Ork in schwerer Rüstung winkte sie herein. 'Bringt die Pferde mit!' Rief er. Gehetzt führten Arranges und Erynn ihre Pferde durch den Nebeneingang. Hinter ihnen wurde die Tür wieder ins Schloss geworfen und sofort machten sich einige Soldaten daran, die Tür mit mächtigen Holzbalken zuzustemmen. Auf der Innenseite des Stadttors sahen Arranges und Erynn, dass es mit allem Möglichen verbarrikadiert war. Eine Stadtwache trat ihnen in den Weg, es war der Soldat, der sie zuvor versucht hatte abzuweisen. 'Folgt mir!' Befahl er, drehte sich um und ging los. Den beiden blieb nichts anderes, als ihm zu folgen. Auf dem Weg zum Schloss hinauf fiel auf, dass außer ein paar Cheydinhalwachen und einzelnen Legionären niemand unterwegs war. Man kann es den Bewohnern kaum verübeln... Fenster und Türen der Häuser waren mit Brettern vernagelt und mit Kisten und Fässern zugestellt worden, alles wirkte, als würde sich die Stadt seit mehreren Jahren im Krieg befinden.
Der für gewöhnlich offene Torbogen zum Innenhof des Schlosses war ebenfalls mit einer massiven Barrikade versperrt. Die Wache winkte einem Schützen, der aufmerksam umherblickend auf der Sperre saß zu. Er verschwand daraufhin. Sie mussten einige Minuten warten, bis man die Straßensperre an einer Seite so weit geöffnet hatte, dass Erynn und Arranges mit den Pferden passieren konnten. 'Zwei Reisende, die gerade eben noch angekommen sind... verstaut sie irgendwo...' Sagte die Wache trocken und machte sich dann auf den Rückweg zum Stadttor. Der Schütze, ein schlaksiger Soldat, wies ihnen stumm den Weg in den Hof. 'Sucht euch irgendwo Platz, aber belästigt niemanden, wir haben auch so schon genug damit zu tun, die Leute zu beruhigen... Ihr müsst euch mit dem Innenhof begnügen, das Schloss ist schon mit der Bevölkerung der Stadt überfüllt und außer den Legionären lassen sie dort niemanden aus oder ein...' Dann kletterte er zurück auf seinen Posten auf der Barrikade. Als Arranges und Erynn aus dem Torgang in den Innenhof traten, sahen sie, was der Soldat mit überfüllt gemeint hatte. Unzählige Zelte drängten sich dicht aneinander. Immer wieder unterbrochen von ein paar Lagerfeuern, an denen kleinere Grüppchen von Flüchtlingen saßen. An den Mauern entlang hatte man Esel und Pferde gereiht. Der Eingang zum Schloss wurde von gleich drei Legionären bewacht, die allein durch ihren äußeren Eindruck klarmachten, dass hier außer ihnen selbst und vielleicht der Stadtwache niemand durchkommen würde.
Sie schlängelten sich durch die Zeltreihen. Schnell wurde aus den Wortfetzen, die Arranges aufschnappte klar, dess es sich bei den Leuten hier draussen wohl fast nur um Reisende und andere Besucher der Stadt handelte, die Einwohner selbst waren wohl im Schloss untergebracht.
Ganz hinten in einer Ecke fanden sie noch Platz für sich und die Pferde, wenngleich es trotzdem noch recht eng war. 'Ganz toll... jetzt sind wir hier und können nicht wirklich weg... ich hätte euch am Stadttor einfach stehen lassen sollen und mich durch den Wald zu diesem Portal schlagen...' Knurrte er in Richtung der Dunkelelfe neben ihm.
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Fossil
Cheydinhal
„Ja, vielleicht hättet Ihr das tun sollen. Ich bin Euer ständiges Gemotze nämlich leid.“ Erynn verdrehte die Augen. „Gebt mir mal diesen Brief. Ich will wissen, was da drin steht.“ Arranges reichte ihn ihr. Sie brauchte eine ganze Weile, die eng beschriebenen Seiten zu lesen. Es half auch nicht gerade, dabei Arranges’ abschätzigen Blick auf sich zu spüren. Vermutlich amüsierte er sich königlich, während er dabei zusah, wie sie sich mit den einzelnen Wörtern abmühte.
Sie konnte aus dem Schreiben entnehmen, daß das Reich von Mehrunes Dagon wohl ein lebensfeindlicher Ort war, durchzogen von Lavaseen und mit geringer Vegetation, der Großteil der dort wachsenden Pflanzen war ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Es ging weiter mit einer Auflistung der verschiedenen Arten von Daedra, welche die Telvanni dort angetroffen hatten. Einige Namen kannte sie, andere waren ihr völlig fremd. Was zum Henker ist ein... Xi-vi-lai?
Der Verfasser berichtete über große Hitze, die wohl ‘jemandem, der nicht dem Volk der Dunmer angehört, schwer zu schaffen machen dürfte’. Nun ja, das ist definitiv besser als Eiswüsten... Die Siegelsteine, so weiter, waren die Gegenstände, welche die Dimenst... Dimensionstasche stabil hielten. Hä? Entfernte man sie, fiel das Tor in sich zusammen. Ach so.
Der letzte Absatz blieb ihr zum größten Teil unverständlich. Irgendeine wilde These über nicht kollidierende... nein, korellierende... wasauchimmer – Dings, die bewirkten, daß 'alles, was nicht [seltsames Gelehrtenwort] in die Oblivionebene gehört, beim Zusammenbruch des Tores nach Nirn zurückgeschleudert wird’.
Erynn gab Arranges den Wisch zurück. „Wenn ich Euch etwas über Magie beibringen soll, muß das in Zukunft schneller gehen“, meinte er trocken. Na großartig.
Sie stand auf und bahnte sich einen Weg durch den überfüllten Innenhof. Es stank nach zu vielen Leibern, nach Exkrementen und nach Furcht. Einige der Leute glotzten stumpf vor sich hin, andere weinten leise. Kaum jemand sprach. Trotzdem war es laut auf dem Platz. Die Geräusche, die von den Burgmauern zurückgeworfen wurden, erzeugten in ihrer Gesamtheit einen Krach, der an den Nerven zerrte.
Die Elfin erreichte den Soldaten, der auf der Barrikade Wache hielt. Er bemerkte sie und sah sie an. Sein Gesicht wirkte müde. „Was wollt Ihr?“ fragte er gereizt. „Herr, könnt Ihr mir sagen, was man bisher über das Tor weiß? Sollte es zum Kampf kommen, werde ich gerne an Eurer Seite stehen, aber ich möchte vorher so viele Informationen wie möglich haben“, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
Der Wächter warf einen prüfenden Blick auf ihre Rüstung und Bewaffnung und schien zufrieden mit dem, was er sah. „Kriegergilde, wie? Nun gut. Allerdings haben wir selbst nicht viele Erkenntnisse. Das Tor tauchte praktisch aus dem Nichts auf, und gleichzeitig ging es mit diesem seltsamen Wetter los. Seither ist nichts mehr geschehen. Wir haben uns hier eingegraben und warten. Das Tor von Kvatch soll Berichten zufolge größer gewesen sein, und im Gegensatz zu unserem Fall hier gab es auch keine längere Ruhephase zwischen der Öffnung und dem Angriff auf die Stadt. Jetzt, wo wir gewarnt sind, scheinen sie eine Zermürbungstaktik einzusetzen. Wie es in dem Ding aussieht, weiß keiner. Wir haben Späher ausgeschickt, aber bisher ist niemand zurückgekommen – und ich bezweifle, daß das noch der Fall sein wird“, antwortete er ebenso leise. „Behaltet das für Euch. Das Letzte, was wir hier brauchen, ist eine Panik.“
Erynn nickte, dankte dem Soldaten und kehrte zu Arranges zurück. „Die Stadtwache hat scheinbar nichts Brauchbares zu erzählen“, berichtete sie. Wenn wir Informationen wollen, müssen wir uns selber bei dem Tor umsehen. Ich denke nicht, daß man uns aufhalten wird. So müßten keine weiteren eigenen Leute schicken und hätten hier zwei Mäuler weniger zu stopfen. Der Wächter sagte mir, daß sie schon Kundschafter losgeschickt haben, aber die sind bisher nicht wieder hier aufgetaucht. Wenn wir also in dieses Tor wollen, sollten wir schnell gehen, bevor sich die Lage weiter zuspitzt.“
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Legende
Während Erynn am Tor mit der Wache sprach, musste sich Arranges irgendwie ablenken. Seit 12 Jahren war er nicht mehr direkt in Cheydinhal gewesen. Ob Airena wohl noch lebt? Steht das Haus noch? ... Hat sie meine Nachricht damals gelesen... war sie im Keller? Der Kaiserliche wurde die Gedanken los, indem er sich um die Pferde sorgte und sie beruhigte. Außerdem beschloss er für sich im Stillen, Erynn einfach mit irgendwelchem Gerede und ein paar billigen Tricks abzuspeisen. Er lag mit seiner Erstmeinung eines hirnlosen Prügelknaben wohl doch nicht so falsch, wie sie ihm erst weismachen wollte. Nachdem er sich das Elend, wie sie versuchte den Brief zu lesen, antun musste, war er drauf und dran sich selbst zu ohrfeigen und sich in diese absolut ärgerliche und vor allem überflüssige Lage gebracht zu haben... er hätte zwar mit den Konsequenzen leben müssen, aber was hätte die Gathering schon machen können? Ihn wieder zum Novizen machen? Wohl kaum, ich bin viel zu mächtig, sie können nicht weiterhin einfach so über mich verfügen... Ärger wallte in ihm über diese Gedanken auf... Er könnte jetzt lernend bei dem Mönch sitzen und das schier unendliche Wissen des Folianten ausschöpfen. Aber nein Arranges, du bist so dämlich und lässt dich wieder einschüchtern... Hmm... wie es wohl wäre, wenn Erynn einen kleinen Unfall hätte in der Ebene des Daedraprinzen... Im Moment war ihm alles recht, Hauptsache er konnte seine jetzt für ihn selbst ungerechtfertigte Unterwürfigkeit der Gathering gegenüber mittels irgendeiner heimtückischen Aktion übermalen und sich so selbst seine Unabhängigkeit beweisen...
Als Erynn endlich wiederkehrte und ihm berichtete, was die Wachen wussten, sah er sie nur von oben herab an. Schwachköpfe... 'Und die Pferde?' Fragte er. Einem seltsamen Blick der Dunmer setzte er seinerseits blitzende Augen entgegen. Erst nach einem kurzen Gespärch, das fast schon die Bezeichnung Streit verdient hätte, hatte Erynn ihn dazu bewegen können, sie einfach mitzunehmen. Grollend führte er gefolgt von der Dunmer sein Pferd wieder zum Eingang in den Burghof. Er überließ Erynn das Diskutieren mit den Wachen und nur wenig später fanden sie sich vor dem Westtor der Stadt wieder. Nach ihrem Zeitgefühl musste es lange nach Mitternacht sein. Sie gingen in einigem Abstand zu den Mauern der Stadt in die Richtung, aus welcher das helle Glühen durch die Bäume zu ihnen drang. Sie hatten die Pferde in einiger Entfernung stehen lassen, Arranges hatte seinen Fuchs nochmals beruhigt, mehr brauchte es aber nicht. Bevor sie losliefen hielt er Erynn nochmals zurück. 'Wartet einen Moment, ich will hier nicht überrascht werden...' Er sprach einen Zauber und spürte nun in einem relativ großen Umkreis alles was lebte und größer war als eine Ratte. So leise und unauffällig wie möglich, pirschten sie sich an das Tor heran. Nach einigen Minuten hatten sie freie Sicht. Der Anblick war überwältigend. Ein riesiges Steingebilde, durchzogen von feinen, rotglühenden Äderchen war augenscheinlich direkt aus dem Boden gewachsen. Spätestens beim zweiten Blick stellte Arranges ein wenig erstaunt fest, dass das Tor eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem daedrischen Buchtsaben O hatte. Große, teils schwarz, teils rot gefärbte Dornen aus Stein waren durch die Erde gebrochen und bogen sich mit der Spitze zum Tor hin. Sie verharrten hinter einigen Büschen und beobachteten das Gebiet um das Tor herum. Es rührte sich nichts und Arranges konnte auch nichts verdächtiges spüren. Geräusche vermeidend gingen sie langsam weiter auf das Tor zu. Als sie villeicht noch knapp 50 Meter entfernt waren, trat etwas Auffälliges als lose Information in Arranges Gedanken. Etwas oder jemand stand direkt vor dem Tor. Humane Umrisse... Der Nekromant verharrte mitten in der Bewegung und hielt Erynn am Arm zurück. 'Da ist jemand vor dem Tor...' Flüsterte er ihr zu, legte die Hand an den Schwertgriff und machte sich dazu bereit, im Zweifelsfall auch auf magischer Ebene kontern zu können, während er weiter auf die Stelle vor dem Tor schaute, wo eigentlich jemand oder etwas stehen sollte...
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Drachentöter
Anschluss an diesen Post im Rollenspielthread.
Dreveni wusste nicht genau, wie lange sie schon vor dem Tor stand, als sie sich endlich wieder von seinem Anblick losreißen konnte. Daran, durch das Tor die Ebenen Oblivions zu betreten, dachte sie erst gar nicht, wieso auch. Als sie sich vom Tor wegdrehte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Man hätte es für eine normale Bewegung der Büsche im Wind halten können, aber irgendetwas machte sie misstrauisch. Sie sah in die Richtung in der sie die Bewegung wahrgenommen hatte, da raschelte es wieder in den Büschen.
Dort, in etwa 50 Metern Entfernung, schien sich jemand zu verstecken. Oder versuchte es zumindest. Sie rechnete noch nicht damit, dass derjenige sie trotz Unsichtbarkeit gesehen hatte, und näherte sie leise und vorsichtig den Büschen. Während sie näher kam, konnte sie zwei Gestalten erkennen, die eine mit auffällig weißen Haaren. Sie war einen leichten Bogen gegangen, so dass sie sich den Gestalten von der Seite näherte.
Als sie nahe genug war, sah sie endlich, dass eine der Gestalten den Kopf in ihre Richtung gedreht hatte. Was?? Laut war sie beim besten Willen nicht gewesen, und damit, dass es ein Magier war, hatte sie nicht gerechnet. Obwohl sie ab jetzt davon ausgehen musste, dass den beiden ihre Anwesenheit bewusst war, näherte sie sich noch so weit, bis sie den Mann erkannte. Was bei diesem verfluchten Tor hinter mir macht denn ausgerechnet DER hier?? Nein, das konnte nicht Arranges sein. Allerdings war ihr fehlgeschlagener Auftrag noch nicht so lange her, und sein Gesicht würde sie auch nicht so schnell vergessen. Die Weißhaarige musste die Dunmer sein, mit der er damals schon unterwegs war. Ihr erster Reflex war, mit dem Schwert auf ihn zu stürzen, dann fiel ihr gerade noch ein, dass er vielleicht einen guten Grund hatte, hier zu sein. Wusste er sogar, was man gegen diese Tore unternehmen konnte? Dass er einfach so hier war, glaubte sie nicht.
Inzwischen war sie sich sicher, dass Arranges sie irgendwie sehen konnte. Auch wenn er vermutlich nicht wusste, wer dort stand, er wusste dass dort jemand stand. Toll. Und jetzt? Würde sie jetzt den Zauber lösen, musste er annehmen, sie wäre gekommen um ihren Auftrag zu vollenden und würde sie ohne zu zögern töten. So jedenfalls würde sie an seiner Stelle handeln, und selbst wenn er sie nicht tötete, war er ihr allein durch seine Magie mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Noch dazu waren sie zu zweit. Verschwinden konnte sie auch schlecht, sie wusste nicht, wie weit entfernt der Kaiserliche sie noch wahrnehmen konnte.
So oder so sollte sie bald zu einer Entscheidung kommen, langsam strengte sie der Zauber doch an. Suchend sah sie sich um, ging zu einem dickeren Baumstamm etwa zehn Meter von den beiden entfernt, stellte sich hinter diesen und löste den Zauber. Eigentlich sollte sie von den beiden aus nicht zu erkennen sein, und genau hier würde sie warten, was diese als nächstes tun würden.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 02:01 Uhr)
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