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Thema: Krisensitzung

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Velothigebirge; Südwestmorrowind

    Arranges war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, hier oben warten zu müssen, bis das Schneetreiben endlich nachlassen würde, aber sie hatten keine Wahl. Wäre er allein und ohne Pferd unterwegs gewesen, hätte er den Abstieg wahrscheinlich gewagt, aber mit Pferd und Erynn, die sich schon bei ein bisschen kälterem Wetter und Regen schwer tat, war das absolut unmöglich.

    Er lehnte mit dem Rücken an der Felswand, mit einer Hand stützte er die Plane ein wenig hoch, die andere Hand hatte er zur Faust geballt aus der eine kleine Kerzenflamme flackerte. Sein Atem bildete blasse Wölkchen vor dem Gesicht des Nekromanten. Er spürte die Kälte deutlich, aber er zitterte noch nicht, dafür hatte er Gänsehaut an den weniger geschützten Armen und im Nacken. Da können wir nur hoffen, dass dieses Wetter nicht zu lange anhält... Erynn begann plötzlich etwas vor sich hin zunuscheln. Die Augen waren halb geschlossen und die Lider flatterten leicht, als ob sie eigentlich schlafen wollte, sich ihr Körper aber noch dagegen wehrte. Verfluchter Scheissdreck... sie wird mir doch wohl nicht erfrieren?! Arranges ließ das Flämmchen verpuffen und griff Erynn instinktiv an den Hals um nach dem Puls zu tasten. Erschrocken zuckte er zusammen, ihre Haut war eiskalt und der Puls nur sehr langsam. Oh nein... so haben wir nicht gewettet! Er musste jetzt schnell handeln, wollte er sie am Leben halten. Mehr als einmal hatte er erlebt, wie schnell jemand erfrieren konnte. Wärme! Und zwar so schnell und so viel wie möglich konnten allein gegen den Kältetod helfen. Arranges Bewegungen waren trotz dessen, dass er versuchte ruhig zu handeln, von einer gewissen Hektik.

    Er zog die Dunkelelfe zu sich heran. Auf seine Berührungen reagierte sie schon nicht mehr richtig. 'Hee! Erynn! Verdammt nochmal, ihr müsst wachbleiben!' Ein leises Stöhnen war zu vernehmen, mehr aber auch nicht. Arranges, der die Beine zuvor leicht angezogen hatte, streckte sie jetzt aus und spreizte sie. Er wuchtete Erynn vor sich und lehnte sie behutsam mit dem Rücken an seine Brust. Sie fühlte sich schon mehr wie ein Eisklotz als ein Lebewesen an. Dreck! Ich bin nicht schnell genug... Arranges ließ verzweifelt seine Feuermagie wirken, aber die Lederrüstung der Elfe war wie eine unerwünschte Isolierschicht. Stumm fluchte Arranges vor sich hin, während er nach den Schnallen suchte, die die Rüstung am Körper der Dunmer hielten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Arranges ehrlich am Verzweifeln war, da Erynn immer noch kälter wurde, hatte er endlich die Verschlüsse gefunden. Nach einiger Flucherei, hatte er die Schnallen endlich offen... Doch er zögerte einen Moment... Na los du Trottel, mach schon! Mit seinen gut warmen Händen tastete er sich unter das Hemd der Elfe und schlang einen Arm um den Bauch, den anderen oberhalb der Brust um ihren eiskalten Körper. Er drückte sie an sich. Langsam erhöte er den Feuerzauber, bis sein ganzer Körper nicht heiß, aber doch sehr warm war. Er hatte auch die Beine der Elfe angewinkelt aufgestellt und seine eigenen wie im Schneidersitz darum gelegt. Sie war so stark ausgekühlt, dass es recht lange dauerte, bis er die Elfe wieder auf einer dem Tode fernen Temperatur hatte. Schließlich konnte er den Feuerzauber nicht ausschöpfen, sonst wäre sie trotz ihrer natürlichen Feuerresistenz schlicht an dem Temperaturschock gestorben. Während dieser Zeitspanne betete Arranges, dass es nicht zu spät war, da ihre Körpertemperatur nur unmerklich langsam anstieg. Er versuchte einige Male sie durch Worte wach zu bekommen, aber sie war mental der Kälte unterlegen und mehr oder weniger bewusstlos.

    Erst, als der Sturm merklich nachließ, machte sich in Arranges Erleichterung breit, musste er jetzt nicht mehr gegen eine Naturgewalt ankämpfen. Die Kälte jedoch blieb.

    Arranges war leicht eingenickt und wachte erst auf, als ihn eine leichte Berührung im Gesicht kitzelte. Er öffnete die Augen und sah sogleich, dass es einerseits hell war und die Sonne durch die Zeltplane drang und sich anderseits die weißen Haare Erynns leicht bewegten. Ein leises Seufzen ging von der Dunmer aus und sofort war Arranges hellwach. Erschrocken und etwas peinlich berührt, zog er hastig seine Arme zurück...

  2. #2

    Velothigebirge

    Erynn träumte von Ald Velothi. Als sie dort lebte, hatte es dort insgesamt drei Kinder gegeben, die ungefäht in ihrem Alter waren. Gemeinsam waren sie oft über die Stege am Wasser getobt. Einer von ihnen war beim Rumhampeln einmal heruntergefallen, und als er pitschnaß wieder an Land krabbelte, hatte sich ein Schlachterfisch in seine Wade verbissen. Das sorgte für einige Aufregung in dem kleinen Kaff; es war Erynns erstes, kleines Abenteuer. Später grillten sie den Fisch über dem Feuer, Balen zeigte allen stolz seinen Verband und war der Held des Tages.
    Ihr Vater hatte die Gelegenheit genutzt und ihr den Kopf des Fisches gezeigt, wie das Gebiß funktionierte und versucht ihr zu erklären, warum das Tier mehrere Zahnreihen hatte. Sie hatte es noch nicht begreifen können, aber das machte nichts. Papa wußte schließlich alles, und das war gut genug für sie. Sie kuschelte sich zufrieden seufzend in seinen Schoß und fuhr mit den Fingern vorsichtig an den spitzen Zähnen entlang.

    Erynn erwachte und hatte nicht die geringste Ahnung wo sie sich befand, aber plötzlich war ihr kalt. „Papa?“ Sie drehte sich ein Stück herum und verstand die Welt nicht mehr, als sie in tiefblaue Augen schaute statt der erwarteten roten. Angestrengt runzelte sie die Stirn, während sie versuchte, der Situation einen gewissen Sinn abzuringen.
    Ein weiteres Zittern schüttelte sie durch und ließ das Segeltuch über ihr rascheln. Auf einen Schlag kehrte die Erinnerung zurück. „Arranges? Warum...? Was ist passiert?“

  3. #3

    Velothigebirge; Südwestmorrowind

    Als Erynn den Kopf zu ihm drehte und ihn fragte, was los war, dankte Arranges stumm den Göttern. Er sah ihr für einige Sekunden nur stumm in die Augen, seine Arme, die ihr das Leben gerettet hatten, einfach hängen lassend. Der Feuerzauber wirkte noch immer und angenehme Wärme ging vom Körper und den Armen des Kaiserlichen aus. 'Ich sollte bald doch nochmal eine Pilgerreise zu den Schreinen der Vier machen und ihnen für ihre Gnade danken...' Murmelte er unbewusst vor sich hin. 'Ich habe euch gewärmt... ihr ward eiskalt und hattet schon das Bewusstsein verloren.' Er errötete leicht. 'Verzeiht, wenn ich euch unangenehm berührt haben sollte... aber anders hätte ich keine Chance gehabt, euch warm zu halten...' Er überlegte, ob er nicht wenigstens ihr Hemd, welches sich nach oben geschoben hatte, wieder herunterziehen sollte und ihr die Rüstung wieder zurechtrücken sollte, verwarf den Gedanken daran aber direkt wieder.

  4. #4
    Ach du liebe Güte! Erynn wandte dem Kaiserlichen schnell den Rücken zu, stemmte sich auf die Knie hoch und brachte ihre Kleidung in Ordnung. Die Vorstellung, was Arranges gesehen oder berührt haben könnte, erschreckte und verunsicherte sie. Sie schloß die Schnallen an ihrer Rüstung, dann krabbelte sie unter der Plane hervor.
    „Das Unwetter hat sich verzogen“, sagte sie überflüssigerweise, „aber es ist jede Menge Schnee gefallen.“ Sie sah sich um. Der Paß war von reinem, unberührten Weiß bedeckt, und es war immer noch klirrend kalt. Wenigstens schwieg der Wind jetzt.

    Die Pferde standen ein Stück entfernt an der Felswand, dicht zusammengedrängt und mit hängenden Köpfen. Erynn packte sie kurzerhand bei der Mähne und führte sie zurück zu dem improvisierten Lager. Steif und schwerfällig folgten sie ihr, in den Augen einen eindeutig anklagenden Blick. „Tut mir leid, ihr beiden“, murmelte sie. „Mir wäre es auch lieber gewesen, von dem Sturm verschont zu bleiben.“
    Arranges hatte derweil die Zeltplane wieder zusammengepackt, und gemeinsam machten sie sich daran, die Pferde zu satteln und zu beladen. Erynn hauchte ein paarmal auf das metallene Gebißstück der Trense um es anzuwärmen, bevor sie es ihrem Braunen ins Maul schob.
    Sie wandte sich dem Kaiserlichen zu: „Arranges. Danke... dafür, daß Ihr mich warmgehalten habt, meine ich. Ich weiß noch nicht, wie ich mich dafür revanchieren kann, aber Ihr habt was gut bei mir.“

    Der Abstieg war zu steil, als daß sie hätten reiten können, und so führten sie die Pferde langsam den verschneiten Pfad herunter. Immer wieder stolperten die Tiere und mußten durch gutes Zureden zum Weitergehen bewegt werden. Sie legten etwa auf halber Strecke eine kurze Pause ein, nachdem dem Fuchs die Hinterbeine weggerutscht waren. Es schien ihm nichts Schlimmes geschehen zu sein, er stand bald wieder auf und schüttelte sich heftig, weigerte sich aber, auch nur einen weiteren Schritt zu tun. Arranges flüsterte ihm einige Worte zu und strich dem Tier über die Nüstern, bis es sich beruhigte. Immer wieder mußten sie anhalten um den Schnee abzuschlagen, der sich unter den Hufen der Reittiere stollte.
    Zwei- wie Vierbeiner atmeten auf, als sie die Serpentinen endlich hinter sich ließen und der Pfad für eine Weile wieder nahezu eben wurde.
    „Wie sieht der weitere Weg aus?“ fragte die Elfin. „Ich will den Tieren heute nicht unbedingt noch so eine Kletterpartie zumuten.“

  5. #5
    Arranges war erleichtert, als sie endlich den Fuß des Passes erreicht hatten. Schon von den Serpentinen aus konnten sie weit ins Land hineinsehen. Eine karge Steppe mit rauem Klima breitete sich zu Füßen der Velothiberge aus. Weiter südlich verschwamm das Graubraun der Steppe langsam aber sicher mit dem satten Grün der Wälder, die sich aus Argonia herandrängten. 'Das brauchen wir auch nicht mehr, ab hier dürfte es noch ein Ritt von vielleicht einem Tag sein... ich würde vorschlagen, dass wir durchreiten. Das Wetter in der Steppe ist sehr wechselhaft und ich habe wirklich nicht das Bedürfnis nochmal in einen Sturm zu geraten, auch wenn die Stürme im Flachland wesentlich erträglicher sind als jene, die um die Gipfel der Berge pfeifen... Wir folgen von hier aus dem Gebirge nach Süden, bis in die Wälder hinein, dann haben wir es geschafft...' Der Kaiserliche versuchte aufmunternd zu klingen.

    Sie machten nochmals eine kurze Rast, als sie schlussendlich unten in den Steppen angekommen waren, dann ritten sie mit flottem Tempo weiter. Eine Nacht und einen halben Tag waren sie ohne größere Rast unterwegs, als die Vegetation immer mehr zunahm und sie sich bald in einem lichten, aber durchgängigen Wald, ähnlich dem Großen Forst, wiederfanden. Gegen Abend dann zeichnete sich vor ihnen zwischen den Bäumen ein großer, aber flacher Holzbau ab. Eine ungewöhnlich große Jagdhütte, mit flachem Dach aus dunklen Schindeln. Ein paar wenige Fenster und eine massive Holztür waren in der Hausfront zu sehen. Etwas abseits befand sich ein etwas kleinerer Schuppen. Vor dem Haus standen zwei kräftige Pferde. Sie waren weder aufgezäumt, noch gesattelt, friedlich grasten die Tiere vor dem Gebäude und störten sich nicht an Arranges oder Erynn. Der Kaiserliche stieg vor dem Haus ab. Sie luden das Gepäck ab und nahmen den Pferden Zaumzeug und Sattel ab. Arranges gab Erynn zu verstehen, dass sie die Tiere hier ruhig frei stehen lassen konnten. Sattel und Zaumzeug brachten sie in den Schuppen, dann traten beide, das Gepäck über den Schultern und unter die Arme geklemmt, in die Jagdhütte ein. Innen eröffnete sich ihnen ein großer Raum, der sich durch die gesamte Hütte zog. An der gegenüberliegenden Wand zog sich eine Art Garderobe über die ganze Mauerlänge, unregelmäßig wurde die kniehohe Bank von breiteren, offenen Holzschränken unterbrochen. Der Boden war mit Naturstein ausgelegt. auf der linken Seite führte eine breite Steintreppe zu einer ebenso breiten Tür nach unten in einen Keller. An der Wand rechts stand ein Schreibtisch. Mit dem Rücken zu ihnen gewandt saß dort eine Gestalt, gekleidet in dunkelblau. Das goldene, seidige, schulterlange Haar verriet, dass es sich um eine Frau handeln musste. Der ganze Raum wurde von einem ausladenden, aber schlichten Leuchter an der Decke erhellt. Arranges hatte Erynn noch vor dem Haus zu verstehen gegeben, dass sie ersteinmal nichts sagen sollte, bis sie in seiner Kammer wären.

    Die Frau an dem Tisch machte keine Anstalten sich zu erheben. Arranges verschwendete auch keine Zeit darauf, zu warten, bis sie auf die Idee kommen könnte. Er blickte zu Erynn und deutete mit dem Kopf zu der Garderobe. Sie legten ihre Satteltaschen ab. Arranges wäre es eigentlich am liebsten gewesen, wenn er direkt in sein Zimmer verschwinden hätte können, aber sie mussten ihre Ankunft eintragen lassen. Der Nekromant wollte gerade auf sich aufmerksam machen, als die Frau den Federkiel weglegte und mit dem Stuhl vom Tisch wegrutschte. Sie stand auf und kam zu ihnen. Die Kaiserliche war nur wenig kleiner als Arranges. Sie war mindestens so gottgleich schön wie Torrah, nur hatte sie nicht diese beinahe ekelerregende und falsche Unschuld im Blick. Mit ihren tiefbraunen Augen musterte sie Arranges und Erynn freundlich. 'Seid gegrüßt Mentor Arranges Moryn.' Sie beugte leicht das Haupt. Als sie wieder aufsah, warf sie dem Kaiserlichen einen undeutbaren Blick zu, bevor sie sich zu Erynn wandte. 'Seid gegrüßt...'
    'Lady Erynn Releth, meine Schülerin.' Fiel ihr Arranges ins Wort. Die Kaiserliche stutzte einen Moment, bewahrte aber ihre Haltung. 'Seid gegrüßt und willkommen Schülerin.'
    'Seid mir ebenfalls gegrüßt Vaiolenna... sagt, wer ist denn schon anwesend?'
    'Die Gathering hat aufgrund von Ausfällen Verzögerungen hinnehmen müssen. Zwei der Großmeister sind bereits anwesend, wir erwarten die restlichen innerhalb der nächsten zwei Tage. Meisterin Marie und Meister Jacoll sind bereits hier. Meister Jurano wird noch für heute Abend erwartet. Meister A'Ntiala ist kurz vor euch hier angekommen, von den restlichen Meistern wissen wir nicht, wann sie eintreffen werden, die Zusammenkunft findet allerdings wie immer dann statt, wenn die Gathering vollzählig ist.'
    'Ah... wenn ihr so nett wärd und mir bescheid geben könntet, sobald Meister Jurano angekommen ist?'
    'Selbstverständlich.' Die Kaiserliche beugte vor Arranges wiederholt das Haupt und kehrte dann zu ihrem Schreibtisch zurück. Bevor sie sich setzen konnte, sprach Arranges sie nochmals an: 'Vaiolenna, könntet ihr es einrichten, dass Lady Erynn ein Zimmer bekommt?'
    'Nun, ich werde sehen, was ich tun kann Mentor.'
    'Seid bedankt...'

    Sie nahmen ihr Gepäck wieder auf und Arranges winkte der Dunmer, ihm zu folgen. Er ging die Treppe hinunter und schob die Tür auf. Dahinter befand sich ein Raum, der an eine Vorratskammer erinnerte, viele Regale und die ein oder andere Trophäe. Der Kaiserliche ging auf ein auffällig breites Regal zu und tastete an der Seite kurz entlang, dann zog er das Regal auf wie eine normale Tür. Dahinter erstreckte sich ein weites Höhlensystem. Allerdings erinnerten nur die Wände der Gänge daran, dass es wirklich unterirdische Höhlen waren. Der Boden und die Treppen waren absolut eben und gleichmäßig aus dem Fels gehauen worden. Die Decke und die Wände wirkten wie gemauert. In regelmäßigen Abständen tauchten Fackeln die Gänge in ein warmes Licht. Hin und wieder verdeckten Wandteppiche den Naturstein. Nach wenigen Minuten, die sie durch die Gänge gelaufen waren - hin und wieder waren Holzschilder an den Wänden angebracht, auf denen ein Pfeil und eine Aufschrift wie Küche oder Ratshalle zu erkennen waren - bog Arranges in einen kurzen Gang nach rechts ein. Er schob die unverschlossene Tür auf und trat ein. Der Raum war recht großzügig, an einer Wand stand ein Dppelbett, daneben ein übergroßer Kleiderschrank. Der Tür gegenüber, stand ein großer Schreibtisch an der Wand. Ein ebenfalls sehr großer Teppich verdeckte den Großteil des Steinbodens, von der Decke hing ein vierarmiger Kerzenleuchter und tauchte das Zimmer in ein warmes Licht. 'Ich hoffe, dass Vaiolenna ein Zimmer für euch organisieren kann...' Meinte Arranges, während er sein Gepäck im Schrank verstaute und seine Rüstung ablegte.

    Sie hielten sich kaum eine viertel Stunde in dem Zimmer auf, Arranges hatte gerade die Rüstung abgelegt, als es an die Tür klopfte. 'Ja?' Die Tür wurde aufgeschoben und ein milchgesichtiger Bretone streckte den Kopf herein. 'Schreiberin Vaiolenna bedauert es sehr, aber leider konnte sie so kurzfristig kein Zimmer für Lady Erynn bereitstellen.' Der Junge war gerade mitten im Stimmbruch und konnte kaum älter als 16 Jahre sein. Nach einem Augenblick, den Arranges wartete, ob noch etwas kommt, da der Jüngling nichts mehr sagte, sich aber auch nicht verzog, fragte der Kaiserliche etwas genervt, da er schon wieder mit einer sehr komplizierten Nacht rechnete: 'Ja? Sonst noch etwas?!'
    'Ja, Schreiberin Vaiolenna hat uns gebeten Lady Erynn vorläufig bei euch einzuquartieren...' Ohne auf eine Antwort zu warten, schob der Junge die Tür ganz auf und Arranges verstand ohne fragen zu müssen, wie das gemeint war. Im Gang hinter dem Bretonen stauten sich einige andere mehr oder weniger gleich alte Schüler der unterschiedlichsten Rassen. Nach wenigen Augenblicken, hatten sie den Raum durch Pergamentstellwände quer zur Tür, nicht ganz in der Mitte getrennt und ein recht bequem wirkendes Feldbett auf der anderen Seite aufgestellt. Als letztes wuchteten zwei Schüler eine kleinere Komode in das Zimmer und stellten sie neben das Feldbett. Im Geiste schlug sich Arranges entnervt mit der flachen Hand an die Stirn. 'Ich hoffe, dass euch das nicht behindern wird. Verzeiht nochmals für diesen unzureichenden Umstand...' Dann verließ der Bretone als Letzter das Zimmer.

    'Nun, ich hoffe ihr könnt in einem Feldbett schlafen...' Kurz ließ er den Blick über Erynn wandern. 'Die Stellwände hätten sie sich sparen können... man würde sowieso nicht sehr viel sehen können...' Murmelte er halblaut vor sich hin und rügte sich direkt in Gedanken für diesen Kommentar... Vielleicht hat sie es ja nicht gehört... Arranges blickte zu Boden und war im Begriff sich umzudrehen, er tat, als hätte er nichts gesagt.

  6. #6

    Morrowind; Stützpunkt der Gathering

    Bei Arranges Kommentar zuckte die Elfin heftig zusammen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, und sie huschte lautlos zu ihm herüber. „Ich weiß nicht“, sagte sie gefährlich sanft dicht an seinem Nacken „Vielleicht liege ich mir die Haut wund auf einem harten Feldbett, bei meinen spitzen Knochen...“ Der Kaiserliche fuhr herum. Erynn nutzte die Gelegenheit, um ihm eine zu scheuern.
    Mit bösartigem Zischen fuhr sie fort: „Es tut mir leid, wenn ich Euren... Ansprüchen... nicht genüge. Mir war nicht klar, daß Ihr das von einer Schülerin verlangt.“ Geschmeidig wie ein Berglöwe begann sie, den Beschwörer zu umkreisen. „Ich bin Euch hierher gefolgt, nur, um Euch einen Gefallen zu tun. Ich begebe mich für Euch in Lebensgefahr – schon wieder. Und Ihr habt nichts Besseres zu tun, als mich zu beleidigen? Vielleicht“, fuhr sie mit blitzenden Augen fort, „hättet Ihr Torrah doch nicht einfach erschlagen sollen. Sie faszinierte Euch, nicht wahr? Aber Ihr tötet, was Ihr liebt. Hinter Eurer rauhen, kalten Fassade seid Ihr nichts anderes als ein verängstigtes kleines Kind. Was Ihr nicht versteht, erniedrigt Ihr, tretet Ihr in den Dreck, nur um Euch Eure Unzulänglichkeiten nicht eingestehen zu müssen.“
    Erynn hielt in ihrer Wanderung inne und fixierte Arranges. Trotz all seiner Macht fürchtete sie ihn jetzt nicht mehr. Sie war sich sicher, den Hebel gefunden zu haben, mit dem sie seine Welt aus den Angeln heben konnte. „Warum habt Ihr mich auf der Sattelhöhe nicht sterben lassen? Ihr hättet der Gathering einfach sagen können, Eure Schülerin sei unterwegs verreckt. Warum habt Ihr das nicht getan? Arranges... Ihr seid nicht so hart, wie Ihr selber glauben wollt.“
    Sie atmete tief durch. „Ich bin nicht Euer Feind – im Gegenteil. Ich bin der vielleicht der einzige Freund, den Ihr habt. Ihr habt meine Loyalität und meine Anteilnahme. Eure Arroganz beeindruckt mich nicht. Bei der Schicksalsweberin, begreift das doch endlich!“

  7. #7
    Der Kaiserliche nahm die Ohrfeige der Dunmer einfach hin. Dann wurde er von ihr bombardiert mit Tatsachen, die für sich genommen der Wahrheit entsprachen. Erynn entriss sich einfach seiner Kontrolle, die er noch über sie hatte, als er sie zum ersten Mal traf. Ihre Worte schnitten wie ein heißes Schwert durch seine Gedanken... Ihr habt ja keine Ahnung! Doch er konnte nicht auf seinen Zorn zurückgreifen, der hatte sich längst davongemacht, als Erynn begann ihn mit der Wahrheit, die er längst kannte, zu konfrontieren. Er musste sie wieder in seine Gewalt bringen, mit ihren Worten brachte sie nur Aufruhr in seine Gedanken, die er nicht brauchen konnte.

    'SCHWEIG!' Er brüllte beinahe, seine Stimme bebte, aber die stille Drohung, die er ihr eigentlich zugedacht hatte, blieb aus. 'Ihr seid mir nicht hier her gefolgt um mir einen Gefallen zu erweisen, ihr habt es getan, weil ihr wusstet, dass ich euch sonst dazu gezwungen hätte... genau wie auf dem Friedhof vor Skingrad, als ich euch erst schier den Rücken brechen musste... Genau wie in der Goblinhöhle, wo ihr es nicht über euer weiches Herz brachtet, die Brutmütter des Clans zu töten. Dafür aber hinterher mit dem nagenden Gedanken leben musstete, den Ruhm, den ihr mir zu verdanken hattet, anderen als den eurigen zu verkaufen... Macht euch nicht lächerlich Erynn... ihr könnt nicht etwas wie Freundschaft für mich empfinden, ihr hasst was ich tue, ihr folgt nur meinem Willen, weil euch euer Leben momentan zumindest noch lieber ist, als die Pein, die ich euch zufügen würde, würdet ihr euch einmal verweigern... gebt zu, dass ihr euch mehr als einmal wünschtet, mich in der Taverne der Orks nie gefragt zu haben, ob ich euch helfen könnte... Ihr könnt nicht mein Freund sein... dazu müsstet ihr ersteinmal verstehen, aber das tut ihr nicht, ihr könnt es nicht...!' Der Kaiserliche fand nicht zu seiner normalen Art zu reden zurück, stattdessen bemerkte er, wie er selbst drauf und dran war, das Gefängnis, welches er um die Erinnerungen seiner Kindheit gebaut hatte, einzureissen... Aber das durfte er nicht zulassen! Er stockte und blickte die Dunmer nur fassungslos an. 'Ihr habt einen Sachwert für mich, darum konnte ich nicht zulassen, dass ihr oben auf dem Joch jämmerlich erfrieren würdet... Was wollt ihr hören? Dass es mir Spaß gemacht hat, an euch herumzufummeln...? Sehe ich wie jemand aus, der es darauf anlegt, Dunmerweiber zu begrabschen, die flach wie ein Brett sind?' Jetzt fand er wieder zu seiner verbalen Stärke zurück, er hatte die grobe Erschütterung seines Geistes überwunden, für die sie verantwortlich war. Seine Stimme gewann wieder an Kraft und die dumpfe Drohung kehrte wieder. 'Ihr seid nicht mehr als ein Septim, der einen festen Wert hat und herumgereicht wird und mir im Moment zur Stabilisation eines an sonsten wackeligen Tisches dient... aber sobald ich mir eine Säge geholt habe um die Tischbeine auf eine Länge zu sägen, geht ihr weiter und werdet wieder nur herumgereicht, für den immer gleichen Wert... ihr gehört nicht zu den Dingen, die ich auf dem Kaminsims stehen habe und einmal in der Woche mühsam poliere und vom Staub befreie...'

    Ein Klopfen unterbrach den Nekromanten. 'Was!' Fragte er harsch in Richtung Tür. Langsam wurde sie aufgeschoben und eine Khajiit mitte 20 schaute herein. 'Agima soll dem Mentor Arranges ausrichten, dass Meister Jurano so eben eingetroffen ist.'
    'Sagt ihm ich komme gleich...' Mit einer herrischen Geste bedeutete er der Khajiit, dass sie sich entfernen solle. Er wandte sich wieder Erynn zu. 'Solltet ihr es wagen, einen Fuß vor diese Tür zu setzen, werde ich dafür sorgen, dass ihr eine Illusion durchschreitet, schrecklicher, als ihr sie euch vorstellen könnt... ihr werdet um den Tod betteln, ihn aber nicht bekommen, die Hölle wird euch danach freundlicher als alles andere erscheinen! Und solltet ihr euch aus Verzweiflung die Klinge an den Hals setzen, denkt daran, welche Lehre der Magie ich ausübe, bevor ihr den Schnitt vollführt, die gewünschte Erlösung werdet ihr dadurch nicht bekommen!' Dann wandte Arranges sich ab, verließ den Raum und ließ die Tür ins Schloss fliegen. Er sperrte allerdings nicht ab, das wäre auch gar nicht möglich gewesen, besaßen die Unterkünfte der Mentoren und der Schüler gar keine Schloss.
    Geändert von weuze (14.02.2011 um 00:01 Uhr)

  8. #8
    Nachdem Arranges gegangen war, fiel Erynn auf die Knie und weinte bitterlich. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie er so grausam sein konnte. Was ihm in den Wochen, während er sie mit auf die Suche nach dem Folianten gezwungen hatte nicht gelungen war, hatte er mit diesen letzten fast Worten geschafft: Sie war beinahe gebrochen, hilflos, schutzlos seinem Spiel ausgeliefert. Die Elfin verkroch sich in eine Ecke und kauerte sich zusammen wie ein waidwundes Tier. Ja, in der Tat, jetzt zu sterben wäre eine Erlösung. Oder auch nicht. Sie zweifelte nicht daran, daß der Kaiserliche seine Drohung wahrmachen würde, ihre Seele zu versklaven.

    Es ist wieder alles außer Kontrolle geraten. Man könnte fast meinen, er brächte mich absichtlich in Rage, nur um dann noch einmal richtig zuzuschlagen.
    Aber noch war sie nicht am Ende. Sie würde ihn zur Rede stellen... hier war es niemals nur um einen lapidaren Spruch gegangen, das hier ging tiefer. Arranges hatte sie verletzen wollen, dessen war sie sich sicher. Und wenn das mit einfachen Mitteln nicht funktioniert, dann greifst du zu Drohungen und Gewalt. Sie lächelte finster. Ich muß dich ja wirklich sehr in die Enge getrieben haben...

    Nein, sie würde wirklich nicht einen Schritt vor diese Tür setzen. Sie würde dieses Spiel mitspielen und es bis zum Ende durchziehen. Und während dieser Zeit würde sie ihm jeden einzelnen Tag zur Hölle machen.

  9. #9
    Arranges hatte den Keller der Jagdhütte fast erreicht, als die Geheimtür geöffnet wurde und er sich seinem Meister gegenüber sah. Der Dunmer hatte die dreckigen Vulkanglasstiefel in einer Hand, in der anderen trug er einen größeren Lederbeutel. Bis auf den Kopf und die Füße steckte er in einer für ihn typischen Vulkanglasrüstung im Stil Morrowinds. Der gepflegte und ausladende Irokese auf dem ansonsten kahlen Kopf des Dunmer machten ihn unverkennbar. 'Meister Jurano!' Begrüßte ihn Arranges erfreut. 'Ihr sollt mich nicht so nennen...' Erwiderte der Dunmer müde lächelnd.

    Jurano gab Arranges zu verstehen, dass er einige Neuigkeiten hatte, außerdem hatte er schon von Vaiolenna angedeutet bekommen, dass Arranges nicht allein hier war. Der Dunmer zog sich zunächst um und steckte bald in bequemer Kleidung mit dezenten Farben. Sie begaben sich in den Speisesaal und setzten sich an einen Tisch in einer Ecke. Zunächst berichtete Jurano einiges über die Oblivionkrise, die besonders auf Vvardenfell langsam katastrophale Ausmaße annahm. Dann gab es noch die eine oder andere Neuigkeit über die Gathering selbst. Eine ganze Weile diskutierten sie darüber, dass Arranges Torrah de Llevria getötet hatte. Es war eine lockere Diskussion, Jurano stimmte allerdings nickend zu, als Arranges letztendlich erwähnte, dass die Gathering seine Meinung anhören wolle, bevor sie über Torrahs Nachfolge entscheiden würde. Dann kamen sie endlich auf Arranges Begleitung zu sprechen. Der Kaiserliche konnte es kaum verhindern, dass Jurano ihn mit allerlei Fragen regelrecht löcherte. Aber er umschrieb vieles und behielt das meiste doch für sich. Er empfand es als nicht gerecht, nichteinmal vor seinem Meister, dem er sher vertraute, alles, was er von Erynn wusste, auszupacken. Er verriet Jurano lediglich, dass sie eigentlich eine Schützin war, eine Dunmer und dass sie Erynn Releth hieß. Dass sie Mitglied der Kriegergilde war und viele andere Dinge beschrieb er nur fahrig und weniger als ungenau. Doch Jurano schien das alles mehr oder weniger egal zu sein, er war nur sehr erleichtert, dass Arranges endlich einen Schüler angenommen hatte. Er gab dem Kaiserlichen letzendlich sogar seinen Zuspruch dafür, dass Arranges sich selbst jemanden erwählt hatte. Während sie noch miteinander sprachen, nahm die Geschäftigkeit im Saal zu. Einige Schüler und ein paar Meister fanden unregelmäßig zum Abendmal zusammen und verließen dann den Saal wieder... Das Treiben hielt vielleicht über eine Stunde an, dann trat wieder nur die gewohnte Betriebsamkeit ein. Zwei bis drei Schüler saßen im Saal verstreut, meist einzeln, brütend über einigen Büchern, murmelten Dinge vor sich hin oder schrieben eifrig unzählige Seiten voll. Arranges und Jurano verabschiedeten sich erst spät voneinander. Jurano schob dem Nekromanten noch eine Liste mit den Schülern zu, die derzeit als Mentoren in Frage kamen, er kannte Arranges und wusste, dass dieser sich nicht damit beschäftigt hatte...

    Der Kaiserliche kehrte zu seinem Zimmer zurück. Er hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, Jurano was Erynn anging, so dreist zu belügen. Er schob die Tür auf und trat ein. Er wusste, dass Erynn da war, schenkte ihr aber keine Aufmerksamkeit. Er ging auf seine Seite des Raumes, setzte sich an den Schreibtisch und begann angestrengt die Liste und die Notizen zu den Namen zu studieren.

    Nach einer Weile, in der Erynn nicht wirklich auf sich aufmerksam gemacht hatte, was der Kaiserliche indirekt begrüßte, fragte er ohne aufzublicken: 'Wollt ihr etwas essen?' Die Stimme war ein Gemisch aus versuchter Versöhnung und krampfender Neutralität.

  10. #10
    „Nein“, gab sie zur Antwort. „Unser Gespräch ist noch nicht beendet.“ Sie erhob sich aus ihrer Ecke und setzte sich auf das Feldbett. „Ihr hättet mich zu gar nichts zwingen können. Hättet Ihr es versucht, wärt Ihr niemals lebend aus dem Gildenhaus herausgekommen. Ich bin Euch hierher gefolgt, weil Ihr mich darum gebeten habt. Lebt damit“, sagte sie ruhig.
    „Und eines noch: Der Wert, den Ihr mir beimeßt, ist kein allgemeingültiger Maßstab. Behandelt mich nie wieder so, wie Ihr es vorhin getan habt.“

    Schon bei ihren ersten Worten atmete Arranges deutlich genervt aus und stützte erschöpft seinen Kopf auf einen aufgestellten Arm. 'Ihr wisst selbst, dass ich sehr wohl im Stande gewesen wäre, das Gildenhaus lebendig zu verlassen...' Seine Stimme hatte weder etwas Zorniges, noch etwas Drohendes an sich, sie wirkte eher erschöpft. 'Seid ehrlich zu euch selbst Erynn, ihr seid nie wirklich freiwillig mit mir gekommen, weder auf die Suche nach dem Buch, noch hierher... Und sagt, wie soll ich euch denn behandeln?'

    "Ein Mindestmaß an Respekt wäre angebracht." Sie seufzte. "Und die große Mehrzahl der Söldner hätte Euch sehr wohl zuerst den Kopf abgeschlagen und erst dann Fragen gestellt. Ihr hättet es nicht aus der Gilde geschafft." Verständnislos und ein wenig traurig schüttlete sie den Kopf. "Warum könnt Ihr nicht akzeptieren, daß ich Euch aus freiem Willen begleitet habe? Warum wollt Ihr unbedingt, daß ich Euch hasse?"
    Verdammt, das wüßte ich wirklich gerne. Wie kaputt muß man sein, um vor jeder freundlichen Geste gleich zurückzuschrecken?

    Arranges hatte nur wenig Lust auf dieses Gespräch, deswegen ging er trotz all seiner Arroganz schlichtweg nicht auf ihre Worte ein, ihre letzte Frage jedoch konnte er nicht so stehen lassen. Ich will doch gar nicht, dass ihr mich hasst, ich will nichteinmal euer Verständnis... 'Ihr habt lediglich das gesehen, was ich euch von mir sehen lassen wollte... für euch bin ich doch nichts weiter als ein Nekromant, jemand, der in euren Augen ungerechtfertigterweise im Totenreich herumfingert... warum sollte jemand wie ihr, die ihr ein geregeltes Leben mit den ganz normalen Turbulenzen führt, mich zum Einen verstehen und zum Anderen auch noch in einer mir völlig unverständlichen Art mögen? Warum wollt ihr ein Freund von mir sein, wie kommt ihr dazu, nachdem ich euch doch einiges an Leid zugefügt habe?'

    "Das sind alles gute Fragen, Arranges. Ich habe sie mir selbst schon öfter als einmal gestellt. Ich weiß nicht, wer oder was Ihr wirklich seid. Ich weiß nur, daß wir uns gegenseitig öfter als einmal das Leben gerettet haben, und das genügt mir, um Euch gegenüber so etwas wie Loyalität zu empfinden. Macht es mir bitte also nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist", antwortete sie müde. Dann wechselte Erynn das Thema: "Sagt mir lieber, was mich in den nächsten Tagen erwartet. Was wird die Versammlung von mir hören wollen, wenn ich vor sie treten muß?"

    Arranges war ihr dankbar, dass sie endlich das Thema wechselte, er konnte sie immernoch nicht richtig verstehen und verdrängte die Gedanken über ihre Worte schnell wieder. Seine Stimme wurde deutlich freundlicher, wenngleich sie sehr müde klang, als er ihr antwortete: 'Nun, ich war schon öfter bei solcherlei Vorstellungen dabei... man wird euch ein paar persönliche Dinge fragen, zum Beispiel wie ihr genau heisst, wie alt ihr seid, woher ihr stammt, ob ihr Familie habt und wenn ja, ob ihr Geschwister habt... Was ihr bis jetzt mit der Magie zu schaffen hattet... Und wie ihr zur Gathering gekommen seid... Es sind alles recht simple Fragen, es ist nur meistens so, dass jeder Großmeister sie auf seine eigene Art und Weise stellen kann. Ihr könnt auf alles, was sie fragen nach eigenem Ermessen antworten, nur rate ich euch, euch keine wilden Märchen auszudenken oder die Gathering irgendwie teuschen zu wollen. Wenn ihr zu einer Frage keine Antwort geben wollt, macht dies den Großmeistern klar und begründet es knapp, aber lügt nicht. Das ist wichtig, denn nachdem ihr hier als Novize gehandelt werdet und somit als Schüler ein vollwertiges Mitglied seid, steht ihr unter Beobachtung... Auch ich als Mentor stehe noch unter einer zufälligen Beobachtung. Und sollte die Gathering herausfinden, dass ihr sie in irgendeinem Punkt belogen habt, wird sie misstrauisch, sollten weitere Ungereimtheiten aufkommen, werdet ihr schlichtweg und einfach verschwinden, spurlos und ohne jedes Aufsehen... Ich kann und werde euch ein wenig gegen den Fokus schirmen, aber das ist auch schon alles, was ich an dieser Stelle für euch tun kann, also bitte... Belasst eure Antworten bei der Wahrheit oder schweigt.' Arranges erhob sich von seinem Schreibtisch. Er ging um die Stellwände herum und kam zu Erynn. Er setzte sich neben ihr auf das Feldbett und fuhr fort: 'Ich kann euch nicht darauf vorbereiten, was ihr dort in der Ratshalle erleben werdet, aber ihr werdet nicht allein vor der Gathering sprechen müssen, ich bin an eurer Seite und übernehme die Fragen die eure Zukunft als Schüler unter mir betreffen werden.'

    Die Elfin nickte. "Gut. Auch wenn es mir nicht gefällt, diesen Leuten von meiner Familie erzählen zu müssen. Ich hoffe, daß man sie in Ruhe lassen wird..." Sie schaute zu dem Beschwörer auf. "Ihr seht müde aus, Arranges, und ich bin es auch. Wir sollten versuchen, ein bißchen Schlaf zu bekommen."

    'Die Gathering befasst sich tatsächlich nur mit ihren direkten Mitgliedern, ich versichere euch, dass sie nichteinmal wenn sie zufällig in die Nähe eurer Familie kommt, keine Zeit damit verschwenden wird, da irgendetwas herauszufinden...' Arranges winkte ab, als sie ihn aufs Schlafen ansprach. Er stand wieder auf und ging zurück auf die andere Seite. Er warf sich seinen Umhang um und ging zur Tür, doch bevor er sie aufzog, blickte er nochmal über die Schulter zu Erynn. 'Ich werde keinen Schlaf finden können... ich werde die Nacht anderweitig nutzen... wenn ihr wollt, könnt ihr in meinem Bett schlafen... ich möchte keine wunden Stellen an der Haut meiner Schülerin verantworten müssen...' Die letzten Worte flüsterte Arranges fast nur noch, aber ihre Bedeutung war unmissverständlich, dabei zeigte sein Gesicht aber keine Regung. Und schon zog der Kaiserliche die Tür hinter sich zu und war verschwunden.

    Erynn schüttelte bei seiner letzten Bemerkung nur unmerklich mit dem Kopf; es war wahrscheinlich das einer Entschuldigung am nächsten Kommende, was sie erwarten konnte - verpackt in einem weiteren Seitenhieb. Sie entschied sich trotzdem für die Pritsche, die den nicht unerheblichen Vorteil bot, daß sie sich zum Schlafen einfach nur noch nach hinten fallen lassen mußte.

  11. #11
    Den Kaiserlichen drängte es nach draussen. Oben in der Jagdhütte saß noch immer Vaiolenna über ihren Schreibtisch gebeugt. Die Schreiber... das Höchste, was ein Schüler in frühen Jahren erreichen kann und doch ist es der undankbarste Posten... Arranges wurde nach recht kurzer Zeit als er Novize war, zum Schreiber mehr gedrängt statt gefragt. Tag und Nacht, durchgehend mussten sie hier oder in anderen größeren Stützpunkten verweilen, alles, was die Botschafter an Neuigkeiten brachten festhalten, Inventare führen, die Wechsel von Meistern, Novizen, Mentoren und Großmeistern aufzeichnen, eben alles, was an Schriftarbeit anfiel wurde ihnen zugeschoben. Das Schlimmste an dieser Arbeit war aber, dass man nur selten dafür Anerkennung erntete, man war als Schreiber zwar ein wichtiges Organ innerhalb der Gathering, wurde aber meistens einfach übersehen. Das Mädchen war sichtlich erschöpft und konnte sich im Schein der kleinen Kerze neben sich, die zu dieser Zeit gleichzeitig die einzige Lichtquelle im Haus war, nur schwer wachhalten. Doch einzuschlafen konnte sie sich nicht erlauben. Würde sie ein Botschafter schlafend auffinden, der gerade wichtige Informationen zur Aufschrift brachte, wäre sie ihren Posten praktisch direkt wieder los, noch dazu würde sie als Novizin wieder ganz an den Anfang zurückfallen und müsste einiges an Achtung einbüßen.

    Der Kaiserliche wandte sich ab und ging nach draussen. Der Himmel war wolkenlos und der Schein von Sekunda und Masser fiel die Nacht erhellend, durch die Baumkronen. Arranges trat einige Schritte auf den Hof hinaus und erblickte sogleich, wen er suchte. Meisterin Marie stand ein wenig abseits und sah gedankenverloren in den Himmel. Sie war eine Kaiserliche. Leicht gewelltes, goldbraunes Haar fiel ihr bis über die Schultern. Ihre Augen strahlten die pure Jugend aus, obwohl sie eindeutig älter war als Arranges und trotzdem wirkte sie jung, hübsch und zerbrechlich. Sie hatte das, nachdem Torrah Zeit ihres Lebens strebte. Meisterin Marie hatte auf eine Weise die ewige Jugend erreicht, die sie nicht unnatürlich jung wirken ließ, sondern viel mehr auf eine individuelle, nicht erklärbare Weise, jugendlich machte, trotz dessen, dass man ihr Alter anhand der Fältchen um die Augen und den nicht mehr ganz so straffen Wangen, recht genau schätzen konnte. Zweimal hatte Arranges sie wegen eines richtigen und ernsthaften Gesprächs in ihrem Haus nahe Leyawiin, aufgesucht, das lag schon ewig zurück. Sonst hatte er sie nur hin und wieder auf einer Zusammenkunft gesehen und ein paar wenige Worte mit ihr gewechselt. Sie war im Grunde nicht böse und ihr fehlte ebenfalls diese hinterlistige Aura, die er immer zu spüren glaubte, wenn er Torrah getroffen hatte. Aber der Kaiserliche hatte sie in ihrem Haus richtig kennengelernt. Sie war für sich genommen eine vergleichsweise freundliche Person, doch hatte sie ein ähnliches Problem wie Arranges. Ein Unfall in den frühen Tagen ihrer Schülerzeit machte sie zu dem, was sie seit dem immer war...

    'Meisterin Marie?' Die Kaiserliche zuckte leicht erschrocken zusammen und sah dann zu Arranges. 'Ah ihr seid es... seid mir gegrüßt Arranges.' Ihre Stimme war so, wie ihr Aussehen wirkte, passend zu ihrem Alter, aber doch irgendwie von einem jugendlichen, hellen Klang. Sie trug ein mehr oder weniger enges Mieder, welches ihre weiblichen Vorzüge ihrem alter entsprechend dezent hervorhob, aber nicht zu aufdringlich wirkte (ganz im Gegensatz zu dem, was ihre Schülerin Torrah getragen hatte). Ein leichter Umhang ruhte auf ihren Schulter und schirmte den etwas schlankeren Körper gegen die Kälte der Nacht. Ihre Füße steckten in bequemen Läuferschuhen aus Wildleder, während ihre Beine von einer dunklen Reiterhose bedeckt wurden. 'Dürfte ich euch wohl Gesellschaft leisten, Meisterin?'
    'Sicher, es würde mich freuen Arranges...' Er trat noch etwas näher und folgte ihrem Blick, den sie mittlerweile wieder in den Himmel gerichtet hatte. Sie war so. Immer musste sie das Schöne in der Welt suchen, waren es nun Orchideen in ihrem Haus, die sie liebevoll umsorgte oder der alltägliche Sonnenuntergang, den sie immer beobachtete. Oder, sofern es die Wolken zuließen, eben die Sterne, die sie stundenlang nur betrachtete, sich aber in keinster Weise irgendwelche wissenschaftlichen Gedanken dazu machte, sie betrachtete sie einfach nur. Als er ihrem Blick folgte, stellte er leicht erschrocken fest, dass ein Sternzeichen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es war die Schlange, das Sternzeichen Torrahs. Dem Kaiserlichen war etwas mulmig zumute. Er senkte den Blick und trat etwas nervös von einem auf das andere Bein. Doch Marie schwieg, sie schien sich völlig in dem Sternzeichen zu verlieren. 'Meisterin Marie,' begann er, 'Ich weiss, dass es ein herber Verlust war, als Mentorin Torrah starb... Aber warum habt ihr die Regeln verletzt und euch eingemischt?' Mit keiner Geste außer jener, da sie zu dem Sternzeichen aufblickte, verriet sie, wie es um ihre Gefühle stehen mochte, als ob sie das sonst getan hätte, aber in solchen Situationen war es dann immer besonders schwer, mit ihr zu rden. 'Aber ich habe die Regeln doch gar nicht gebrochen?' Sie klang ehrlich überrascht. 'Nun, eine Assasinin hat mich angegriffen, einige Tage bevor ich Torrah erreicht hatte... Ich habe sie gefragt, wer sie schickte und sie Antwortete mir, dass Marie ihr Auftraggeber war...'
    'Sie verstand es bis zuletzt, ihre Umwelt sogar ohne ihr Beisein zu beeinflussen... Ich versichere euch, dass ich mich nie eingemischt habe Arranges. Torrah hatte wohl meine Handschrift gefälscht um euch zu verwirren... und ihr habt es geglaubt...'
    'Aber...' Arranges schalt sich in Gedanken einen Dummkopf, natürlich, warum war er nicht schon damals darauf gekommen, diese Tatsache lag doch auf der Hand.
    'Die Gathering hält im Kern geschlossen zusammen und das seit hunderten von Jahren, das wisst ihr... warum sollte ausgerechnet ich das nun irgendwie ändern? Natürlich war mir Torrah immer wichtig und ich mag euch dafür, dass ihr sie wegen eurer Macht- und Wissensgier getötet habt, noch weniger als zuvor... aber ihr seid falsch gewickelt, wenn ihr glaubt, dass ich mich deswegen gegen die Regeln und die Tradition der Gathering stelle...'
    'Ich verstehe...'

    Arranges blieb noch eine Weile bei der Meisterin stehen. Es musste schon bald wieder dämmern, als er sich von ihr verabschiedete und sich wieder auf den Weg in sein Zimmer machte. Er fand Erynn auf dem Feldbett schlafend vor. Leise trat er an sie heran und betrachtete die schlafende Dunmer im Schein einer Kerze. Sie hatte sich wohl im Schlaf ein paarmal heftig herumgewälzt. Sie war nur noch halb zugedeckt und das Kopfkissen lag neben ihr auf dem Boden. Der Kaiserliche deckte sie behutsam wieder zu, Hob das Kissen auf und schob es ihr sachte wieder unter den Kopf. Dann ging er auf die andere Seite, entzündete eine zweite Kerze auf dem Schreibtisch und begann in dem leicht flackernden Schein wieder die Schülerliste zu studieren.

  12. #12
    Je mehr Zeit verging, umso unruhiger wurde Erynn. Ich wünschte, wir könnten das endlich hinter uns bringen. Ich werde noch wahnsinnig in diesem Erdloch! Genervt tigerte sie in dem Raum auf und ab. Arranges war gerade wer weiß wo; er verließ das Zimmer immer mal wieder. Wenn er zurückkehrte, brachte er keine Neuigkeiten mit.
    Ein Novize hatte ihr vor einiger Zeit einen Teller mit Brot und Fleisch gebracht, doch sie hatte nichts davon angerührt. Im Augenblick wurde ihr allein vom Gedanken ans Essen schlecht. Sie hatte versucht in einem Buch zu lesen, das sie in einer Ecke gefunden hatte, doch die daedrischen Zeichen darin sagten ihr nichts. Vielleicht war das auch besser so.

    Als der Kaiserliche zurückkehrte, stellte sie ihre Wanderung ein. Er sah ziemlich genervt aus. Erynn fragte nicht. Sie hochte sich auf ihre Pritsche und zählte die Steinfliesen des Fußbodens.
    Ein zögerliches Klopfen riß sie aus ihren Gedanken. Arranges erhob sich vom Schreibtisch und wechselte einige leise Worte mit einer Person, die Erynn nicht sehen konnte. Dann wandte der Beschwörer sich ihr zu: „Folgt mir“, sagte er schlicht.
    Die Dunmer sprang auf. Sie wußte nicht genau ob sie froh darüber sein sollte, daß endlich etwas geschah, oder lieber nicht. Wenigstens hat diese verdammte Warterei jetzt ein Ende. Ich hoffe nur, daß du wirklich weißt was du tust, Arranges... Sie ging hinter ihm her durch mehrere Gänge, die alle gut von Fackeln ausgeleuchtet waren. Hin und wieder kreuzten Angehörige verschiedener Völker ihren Weg, doch niemand sprach mit ihnen. Alles in allem wirkte die Atmosphäre in dem ganzen Komplex weit unaufgeregter, als die Kriegerin sich fühlte.
    Sie erreichten eine große Flügeltür, als der Kaiserliche ihr bedeutete, daß sie stehenbleiben sollte. Erynn atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Jetzt ist es ohnehin zu spät, mich anders zu entscheiden. Da kann ich besser gleich versuchen, einen guten Eindruck zu hinerlassen. Präzise zu antworten und ansonsten die Klappe zu halten sollte ich ja wohl hinkriegen...

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