'Kein Problem...' Murmelte Arranges, nachdem sich Erynn für diese eher ungewöhnliche Geste Bedankte. Er hatte für einen Moment den jungen Arranges vor Augen, der staunend vor einem Lich stand, als Meister Jurano ihm zeigte, was mit der Nekromantie alles möglich wäre... Aber das war viele Jahre her.

Er zog sich in den Sattel, der harte Aufschlag mit dem Rücken auf dem Boden, hatte wohl doch seine Spuren hinterlassen. Das wird blaue Flecken geben... warum musste ich mich auch wieder vor sie werfen... Trotz diesen Gedanken, teilte Arranges die Meinung der Dunmer. Er wollte diese Zusammenkunft mit der Gathering ebenfalls so schnell wie irgend möglich hinter sich bringen...

Die nächsten zwei Tage kamen sie ohne weitere Zwischenfälle voran. Am Mittag des dritten Tages hatten sie Cyrodiil auf dem Joch des ersten Passes zwischen den Nordausläufern der Valusberge und der querverlaufenden Kette des Jeralmassivs entgültig hinter sich gelassen. Der erste der zwei Pässe war zwar noch relativ flach gewesen, aber sie konnten von oben zwischen den Bergflanken hindurch, weit ins Herzland hineinschauen. Der Himmel war noch immer klar und die Sonne schien, aber der zugige Wind ließ keine richtige Wärme aufkommen. Sie kamen gut voran, der Pass war recht gut befestigt, trotz der Tatsache, dass er nur wenig benutzt wurde. Auf der anderen Seite kamen sie in eine Schlucht hinab. Eine enge, lebensfeindlich karge Felsschlucht, die zwischen den gedrängten Velothibergen im Osten und den Ausläufern der Valusberge im Westen verlief. In der Schlucht machten die beiden Reisenden Rast, obwohl es noch hell war, aber keiner der beiden wollte es wagen, in der Nacht auf dem Pass, der noch kam, fest zu sitzen.

Der nächste Morgen sorgte nicht für die übliche gute Laune, die bei Arranges, wie Erynn die letzten Tage vorherrschte. Über Nacht hatten dicke Wolken den Himmel verdunkelt, Dunstschleier waberten durch das Tal und verhüllten die Gipfel der Berge. Verdammt... wir sollten zusehen, dass wir diesen Pass schnell hinter uns bringen... Arranges hatte nicht weniger Bedenken als Erynn. Er versuchte dem Wetter die stumme Drohung zu nehmen, indem er Erynn versicherte, dass der Pass gut begehbar war und auch bei Regen nicht sehr viel schlimmer werden würde. Sie brachen ihr Lager ab und folgten dem schwach gekennzeichneten Weg quer durch die Talsohle. Dort, wo der Einstieg des Passe gekennzeichnet war, gabelte sich ihr Weg. Einer führte gerade aus in die fast senkrecht erscheinende Felswand, der andere knickte nach Norden ab. Sie ritten weiter auf den Pass zu. Schon nach kurzer Zeit ging der Weg in Serpentinen über und schlängelte sich schmahl an der arg steilen Felswand nach oben. Hin und wieder waren am äußeren Rand des Weges Holzgeländer oder Strickzäune angebracht, die aber schon deutliche Spuren der Abnutzung durch die Witterung zeigten. Es musste in etwa Mittag sein, als sie vollständig von den Wolken eingehüllt wurden und kaum mehr weiter als 10 Armlängen sehen konnten. Es war totenstill, sie hörten nichts anderes als das leise Rauschen des Winde und das verhallende Echo der klappernden Hufe. Ich weiss schon, warum ich diesen Weg hier hasse... normalerweise habe ich immer den sehr viel bequemeren Weg durch die Schlucht nach Norden auf die Steppen hinaus zum Haus des Meisters... Das war einer der Gründe, warum Arranges eine direkte Einberufung zu einer Versammlung nur verärgert hinnahm oder gar nicht wahrnahm. Nach Arranges Orientierung mussten sie kurz vor der Überquerung des Sattels sein und es bald geschafft haben.

Der Kaiserliche rief sich den weiteren Wegverlauf nach den Bergen ins Gedächtnis, als direkt vor seinen Augen plötzlich etwas kleines Weißes heruntersegelte... da, nochmal eines dieser Dinger. Schneeflocken! 'Verdammt! Erynn...' Er hielt seinen Rotfuchs an und wandte sich im Sattel zu der Dunmer um. 'Ich hoffe ihr habt viele Decken eingepackt, es kann sein, dass wir auf dem Joch oben arges Wetter zu erwarten haben...' Es ist zum Davonrennen... Doch Arranges konnte es nicht ändern, sie mussten zusehen, dass sie von dieser Wand wegkamen, bevor das Unwetter auf diese Seite des Bergkamms trieb und sie überraschte. Missmutig starrte er jede der vereinzelt vom Himmel gleitenden Schneeflocken an, während er Versuchte auf dem recht schmahlen Pfad etwas schneller zur reiten. Aber sein Orientierungssinn hatte ihn nicht geteuscht, nach einer weiteren halben Stunde waren sie oben auf dem Joch angekommen.

Doch als Arranges die letzte Serpentine nahm und bereits oben über den Sattel des Kamms blicken konnte, wurden seine Befürchtungen bestätigt. Auf der anderen Seite schoben dunkle Wolken das ihm jetzt sehr freundlich erscheinende Weiß überall um sie herum, aus den Niederungen herauf. Die Straße führte einige Meter eben über den Kamm, bevor sie auf der anderen Seite genau so steil wieder hinabführte, wie sie eben heraufgekommen waren. Das Joch beschrieb eine tiefe Einkerbung zwischen zwei Bergen, deren Hänge unten am Weg zwar flach ansetzten, aber schon nach wenigen Metern in steile Felswände übergingen und über ihren Köpfen in den Wolken verschwanden. Sie waren gerade oben angekommen, als schneidende Windböen vom Tal heraufzogen und sich einige mehr Schneeflocken zu den bisherigen gesellten. 'Wir können bei diesem Wetter den Abstieg auf keinen Fall wagen Erynn, das wäre blanker Selbstmord... Wir müssen das Wetter hier aussitzen... legt eurem Pferd eine Decke um und schnürt sie gut fest, dann lasst es einfach stehen, die Tiere sind intelligent genug und suchen sich ihren Schutz selbst...' Der Kaiserliche sattelte hastig seinen Rotfuchs ab. Er machte die Wolldecke vom Sattel los und legte sie seinem Reittier schützend über den Rücken und den Nacken. Am Bauch befestigte er den provisorischen Windschutz mit einem Strick. Dann sah er sich etwas gehetzt um. Aber es gab keinen richtigen Schutz, hier oben wuchsen keine Bäume, nichteinmal Sträucher. Größere Felsbrocken konnte er auch nicht erspähen. Leise fluchte er vor sich hin, als er damit begann, sich die zwei Decken, die er noch dabei hatte, umzulegen.

Ein schwacher, aber dafür beißend kalter Wind setzte ein und die Schneeflocken wurden rasch dichter, während er mit Erynn zusammen den Steilwandansatz die wenigen Meter hinauflief. Arranges legte seinen Sattel und die Tasche an die annähernd senkrechte Felswand und setzte sich nieder. 'Ein Feuer wird wohl kaum möglich sein, tut mir leid...' Noch während er sich setzte und mit der Zeltplane hantierte, nahm der Wind zwar an Stärke nur leicht, dafür aber an Kälte um so mehr zu. Die Schneeflocken wurden stark verweht und es war, als würde die Nacht hereinbrechen. Schnell wurde es dunkel wie während der Dämmerung...