Arranges verließ das Gildenhaus mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht. Besser könnte es kaum laufen, nicht nur, dass ich jemanden gefunden habe, der für mich den Schüler spielt, nein, es ist auch noch jemanden, den ich im Notfall einfach... verschwinden lassen kann... Natürlich nur für den Fall, dass Erynn oder die Gathering die ganze Sache irgendwie auffliegen lassen könnte... Die hohe Bewunderung, die der Kaiserliche nach dem Tode Torrahs für die Dunmer kurzzeitig empfunden hatte, war beinahe restlos verflogen.

Er trat in das Alchemiegeschäft Falanus ein. Die Dunkelelfe begrüßte ihn freudig und schwebte fast im Siebten Himmel, als der Kaiserliche eines der seltenen Male, ihren Gruß genauso freundlich erwiederte. Das kam Arranges kurz darauf recht gelegen, obwohl er es nicht genau darauf angelegt hatte. Die Dunmer versorgte ihn, nachdem er ihr sagte, wohin er gehe, mit einigen verschiedenen Tränken, darunter starke Heiltränke und mächtige Tränke, mit denen er einen argen Defizit seiner Kräfte ausgleichen konnte, was eher selten vorkam. Arranges hatte Unmengen an Energien zur Verfügung. Jedoch hatte er als Kaiserliche den Nachteil gegenüber Bretonen oder Altmer, dass er bei einer zu argen Ausreizung seiner Magie eine wahnsinnige Regenerationszeit hinnehmen musste. Die Reise war lang und würde jenseits der Grenzen Cyrodiils in den wilden Süden Morrowinds führen. Ein Trank gegen Krankheiten und einer gegen die Pest gehörten mehr oder weniger zum Sandard, wenn er nach Morrowind ging. Schriftrollen brauchte er nicht, er hatte ohnehin die wichtigsten Zauber im Kopf, nur zwei Schriftrollen mit praktischen Zaubern, die er aber nie wirklich brauchte, hatte er stets dabei. Er korrigierte seine Ausrüstung und packte noch einiges zusammen, was er am Sattel transportieren würde. Sie waren sowieso hauptsächlich mit dem Pferd unterwegs.

Es war später Nachmittag, als Arranges wieder in die Herberge eintrat und auf sein Zimmer ging. Aber statt sich etwa Gedanken über die Route zu machen oder gar, wie er Erynn etwas über das Zaubern beigringen konnte, zog es Arranges vor, bis zum Abend zu dösen. Als das Zimmer von der rot untergehenden Sonne geflutet wurde, stand der Nekromant auf, nahm die größere Satteltasche und die Zeltplane, sowie die Wolldecke und ging zu den Stallungen. Er steckte dem Stallburschen ein paar Septime zu, dafür, dass er auf die ganzen Sachen bis zum Morgen aufpassen würde und ging dann zurück in die Stadt. Am Tor vollzogen die Soldaten gerade den Schichtwechsel. Der Wachsoldat, welcher sich nach einem kurzen Gespräch ohne große Lust an dem noch geöffneten Tor postierte, war Arranges bekannt, ein kräftiger Kaiserliche etwas jünger als der Nekromant. Arranges trat näher und begrüßte ihn feundlich. 'Nachtschicht?'
'Was? ... Ach ihr seids... Ja, ich bin seit drei Wochen für die Nachtwache hier am Westtor eingeteilt. Und das nur, weil ich momentan der Ranghöchste... nach dem Hauptmann versteht sich und einer der erfahreneren Soldaten in Skingrad bin.'
'Warum? Hat man endlich eingesehen, dass die Milchbärte doch noch zu jung für den Wachdienst sind?'
'Nein, diese Halbstarken hat man nach Nordosten abkommandiert. Irgendwo in den östlichen Ausläufern der Jerallberge hat sich vor einigen Tagen ein Obliviontor aufgetan. Weitab jeglicher Zivilisation und eigentlich sind diese... kleinen Tore laut den Legionskundschaftern und den Spähern eher ungefärhlich und schließen sich nach einiger Zeit selbst wieder. Der Grund dafür, warum uns hier die Soldaten genommen werden, ist der, dass der Graf von Cheydinhal und die Gräfin von Bruma ihre Ländereien in Gefahr sehen und deswegen die übrigen Grafschaften um Hilfe gebeten haben... es scheint so, als käme diese Oblivionkrise jetzt erst richtig ins Rollen...'
'So... und warum nimmt man für so eine Aufgabe nicht eher Veteranen wie euch?'
'Das ist ja sowieso das Beste an der Sache. Die Begründung dafür lautet offiziell: Die jüngeren Rekruten sollten Erfahrung direkt im Gefecht sammeln... In Wirklichkeit ist es eher so, dass der Graf und der Hauptmann hier in Skingrad die erfahrenen Soldaten nicht rausrücken wollen, da sie selbst befürchten, bald von einem Tor bedroht zu werden... und sie wissen genau, dass sie sich dann mit diesen Jünglingen nicht helfen können...'
'Verstehe... Gibt es sonst noch irgendwelche interessanten Gerüche?'
'Hmm... nein... achja doch wartet, da war noch etwas. Ihr habt sicher von dem Portal in der Nibenbucht gehört nehme ich an... Die Bravilwache hat jetzt offiziell bestätigt, dass das Tor ungefährlich sei... allerdings würde man diejenigen, die dort hineingehen und wieder herauskommen, entweder an Ort und Stelle töten oder aber in Zwangshaft nehmen... keine Ahnung warum, aber die, die dort wieder herauskommen seien anscheinend so verrückt und greifen alles und jeden an oder sie benehmen sich anderweitig seltsam...'
Arranges nickte nur. 'Nun... ich wünsche eine ruhige Wache.' Die Wache nickte ihm stumm zum Abschied zu.

Der Kaiserliche machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Er ging wieder zurück in die Taverne und beschloss, den Tag auslaufen zu lassen, schließlich hatten sie ab morgen einen Ritt von mindestens 6 Tagen vor sich, vorausgesetzt, sie würden nicht aufgehalten...

Am nächsten Morgen erwachte der Kaiserliche schon recht früh. Sofort machte sich angesichts seiner Situation wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Gut gelaunt kleidete er sich an, frühstückte etwas, stockte die Vorräte mit dem Wichtigsten nochmals auf und ging zu den Stallungen. Erynn war noch nicht zu gegen, aber das störte ihn nicht weiter, er wusste, dass sie kommen würde. Er holte derweil seinen Rotfuchs aus dem Unterstand und machte sich daran, das Gepäck am Sattel so zu befestigen, dass das Gewicht gleichmäßig verteilt war und sein Reittier auch bei unebenem und rutschigem Untergrund nicht aus dem Tritt bringen konnte. Ich hoffe bloß, dass wir nicht auf den Pässen über die Valusberge in einen Sturm geraten... Bei diesem Gedanken lief ihm ein leichter Schauer über den Rücken. Aber jetzt gab es noch nichts zu bemängeln. Der Tag konnte schöner kaum sein. Die Sonne, welche gerade die ersten Strahlen über den Horizont schickte und die Welt in blasse Farben tauchte, würde schon in wenigen Stunden kräftig vom blauen Himmel scheinen und zumindest diesen ersten Reisetag sehr angenehm gestalten.