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Fossil
Erynn war geradezu sprachlos über das Abschiedsgeschenk, das Arranges ihr machte. Die tiefe Bedeutung, die darin lag, war unverkennbar. Sie erwiderte die Umarmung aus ganzem Herzen und hätte selbst am liebsten nicht mehr losgelassen, konnte sie sich doch kaum vorstellen wie es sein würde, wieder allein unterwegs zu sein und irgendwelche Dinge zu tun, die nach dem, was sie erlebt hatte, nur noch klein und nichtig wirken konnten. Doch bevor sie in ihr altes Leben, nach Skingrad und in die Kriegergilde zurückkehren konnte, mußte sie nooch eine Sache regeln. Einen Zustand wiederherstellen, der ihr verlorengegangen war, seit zwei der Abtrünnigen sie verschleppt hatten. „Nun, zunächst wohl ins Hafenviertel der Kaiserstadt. Ich habe mir geschworen, diesen Molch zur Strecke zu bringen, erinnerst du dich? Er wird zwar nicht mehr dort sein, wenn er auch nur ein bißchen Hirn in seinem häßlichen Schädel hat, aber das ist der Ort, an dem ich meine Suche beginnen werde.“
Achja richtig, da war noch etwas... hm... nein... das wäre zu viel des Guten... obwohl... Arranges verspürte einen Anflug von Freude, als in ihm die Idee keimte, Erynn an dieser Stelle wohl doch nicht verlassen zu müssen. Andererseits wollte er keine Zeit darauf verschwenden, selbst nach der schmierigen Eidechse zu suchen. Dreveni wiederum traute er nicht so weit, als dass sie einfach nur eine hohe Anzahlung verlangte und überhaupt nichts tat, er würde sie schon begleiten müssen um davon überzeugt zu sein, dass sie Gumora tatsächlich tötete... Von plötzlicher Euphorie angesprungen, war der Kaiserliche drauf und dran, der Dunmer vorzuschlagen, dass sie zu zweit nach dem Molch suchen könnten, schließlich hatte er die Rechnung mit ihm ebenfalls nicht beglichen, wenn er Dreveni aus dem Spiel ließ. Aber hier entstand wieder das Problem, dass weder er, noch Erynn auch nur die geringste Ahnung davon hatten, wie man eine Person aufspürte, die nicht gefunden werden will... Er würde es einfach dabei belassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Erynn den Argonier in absehbarer Zeit finden würde, ging gegen null. Er würde das selbst in die Hand nehmen und einfach Dreveni dazu benutzen, den widerlichen Schuppenmann ausfindig zu machen... umbringen konnte er ihn zur Not auch selber und Dreveni gleich mit, sollte sie irgendwelche Schwierigkeiten machen... 'Nun... ja, ich erinnere mich.' Sagte er und lächelte. 'Dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg bei dieser Aufgabe.' Das ist ja so gelogen... Für einen kurzen Moment schämte sich Arranges ein wenig, nahm sich dann aber nochmal zusammen. 'Ich hoffe inständig, dass wir uns irgendwann einmal wieder treffen... vielleicht in Skingrad in der Taverne der Orkschwestern...' Er grinste. 'Der Weg... teilt sich dort unten nach der ersten Biegung,' er deutet die Straße hinunter, 'ein Pfad führt dort nach Osten, nach Cheydinhal, dort werden wir uns wohl trennen.' ... Dann saßen sie auf und ritten in gemächlichem Tempo los, gerade so, als wollten sie die Zeit, die ihnen jetzt noch blieb, irgendwie nochmal um einige Augenblicke verlängern...
Erynn wunderte sich ein bißchen über die Antwort. Bisher hatte der Kaiserliche immer so geklungen, als wolle er sie mit allen Mitteln davon abhalten, sich den Kopf dieser Echse zu holen. Wenngleich sie verstand was ihn dazu trieb, sie wollte und konnte diese Sache nicht einfach abhaken, doch sie wollte den Moment nicht stören indem sie nachhakte, was Arranges zu diesem Sinneswandel veranlaßt hatte. So weit ist es also gekommen. Ich ziehe los mit dem festen Vorsatz, jemanden umzubringen... aber was bleibt mir schon groß anderes übrig? Die offiziellen Wege kann ich im Zusammenhang mit den Abtrünnigen wohl kaum nutzen, und es einfach auf sich beruhen lassen... nein. Ich will Rache für diese Schmach!
"Ich denke sicher, daß wir uns wiedersehen, Arranges", antwortete sie nach einer Weile mit einem warmen Lächeln. "Skingrad ist nicht so furchtbar groß. Wenn du... in Zukunft irgendwelche weiteren interessanten Projekte planen solltest, für die ein bißchen gesunder Merverstand von Nutzen sein könnte, zögere nicht, in der Gilde nach mir zu fragen - bei all dem Chaos in der letzten Zeit muß ich zugeben, daß ich Gefallen daran gefunden habe." Mit diesen Worten und einem letzten, offenen Lächeln lenkte Erynn ihr Pferd an der Weggabelung in Richtung der Kaiserstadt. Sie war einfach nicht gut in großartigen Abschieden und beschloß, es so einfach wie möglich zu halten. Das Herz war ihr auch so schon schwer genug, wenngleich sie sich Mühe gab, das nicht allzu deutlich zu zeigen.
Arranges hielt es ähnlich wie Erynn, schweigend lenkte er seinen Fuchs auf den Pfad nach Cheydinhal. Aber statt einfach loszureiten, blieb er stehen und wandte sich im Sattel um, um Erynn nachblicken zu können. Ein... seltsames Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit und ohne, dass er genauer darüber nachdachte, rief er ihren Namen. Sie stoppte und schaute sich fragend zu ihm um. Arranges lenkte sein Pferd neben das ihre und blickte ihr fest in die Augen. 'Erynn, ich habe vorhin... nicht alles gesagt, was ich hätte sagen sollen... es geht um Gumora. Ich habe mit ihm ebenfalls noch eine Rechnung offen... und wollte daher einen Assassinen für ihn als Ziel... Dreveni, um genau zu sein, bezahlen... daher mein Weg nach Cheydinhal.' Ihr Blick war gleichermaßen irritiert, wie fragend. 'Es tut mir leid, aber eigentlich wollte ich dich damit aus der Sache raushalten, aber ich kann es einfach nicht... dich zu belügen scheint mir nur mehr alles andere als angebracht, trotz Sorge... Ich werde Dreveni begleiten... ich traue ihr nicht, ihre Fähigkeiten sind jedoch mehr, als ein dunkler Bruder jemals können würde... ich möchte, dass du mich begleitest...' Jetzt war es heraus und Arranges machte sich nicht die Mühe, seine Freude zu verbergen, die hervorbrechen würde, würde Erynn zustimmen...
Die Elfin zog eine Augenbraue hoch. Daher also dein rasches Nachgeben. Ich hätte es wissen sollen... Sie kommentierte das jedoch nicht weiter. Allein die Tatsache, daß der Nekromant es letztendlich doch nicht übers Herz brachte sie anzuschwindeln, war ihr Bestätigung genug, daß sie sich seine Loyalität mit der Zeit ganz sicher verdient hatte. Abgesehen davon, daß er den Großmeistern die Stirn geboten und sie tatsächlich aus dem Griff der Gathering befreit hatte, verstand sich. So ganz konnte sie immer noch nicht fassen, daß sie frei war. Sie hörte weiter zu, bis Arranges geendet hatte. "Dann sieht es so aus, als würden sich unsere Wege hier doch noch nicht trennen", sagte sie und hätte einen Jahressold darauf gewettet, daß das breite Grinsen, das jetzt ihre Lippen teilte, dem des Beschwörers in nichts nachstand.
Damit war es beschlossen. Mit dem neuen Ziel vor Augen trieben sie ihre Pferde zu einem flotten Trab nach Osten, wieder einmal auf Cheydinhal zu...
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