Das Feuer war schon nach kurzer Zeit groß genug, daß es ohne weiteres eine Weile am brennen bleiben würde, und Erynn stand wieder auf und schritt den Lagerplatz in einem großzügigen Bogen ab. Sie suchte gar nichts bestimmtes, sondern vielmehr war ihr Bewegungsdrang nach der langen Zeit, die sie gezwungen war bewegungslos an einem Fleck zu liegen, noch längst nicht gestillt. Ich wäre wohl daran eingegangen, wenn dieser Fluch, oder was auch immer es war, mich dauerhaft gelähmt hätte, dachte die Elfin mit deutlichem Schaudern, während sie sich leichtfüßig auf einen der großen Steine schwang, die ihren Lagerplatz ein wenig vor eventuellen unerwünschten Blicken vom Pfad aus abschirmten. Nicht, daß sie von dieser erhöhten Position aus durch die tintige Dunkelheit viel mehr hätte sehen können als sonst auch, aber sie freute sich einfach an der wiedergewonnenen Freiheit und der Kraft ihres Körpers, den sie endlich wieder so vollkommen unter Kontrolle hatte wie zuvor. Kurz blieb sie auf dem Findling hocken, bevor sie wieder heruntersprang und sich daran machte, das Pferd für die Nacht abzuladen. Arranges sah nicht wirklich so aus, aus wollte er sich in nächster Zukunft über eine weitere Strecke bewegen als unbedingt notwendig, daher sah sie keine Notwendigkeit darin, den armen Klepper abmarschbereit zu lassen. Das Tier war nicht mehr ganz jung, dafür aber nervenstark und trittsicher. Es hatte sie bis hierher gebracht, ohne daß seine Hufe einmal unter ihm weggeglitten oder es gestolpert wäre. Scheinbar war es mit der Wildnis genauso vertraut wie sie selbst, überlegte die Elfin, während sie den Schecken hinter den Ohren kraulte und ein bißchen mißmutig darüber nachdachte, daß sie schon jetzt keine Lust hatte bis nach Bruma zu latschen, um ihr eigenes Pferd von dort abzuholen.
Erynn schleppte Lederzeug und Ausrüstung näher ans Feuer und legte den Kram dort ab, bevor sie den Blick des Beschwörers über die Flammen hinweg einfing. Er sah... verärgert aus. Genaugenommen eher stinkwütend. Sie erschrak ein wenig und rekapitulierte rasch die letzten Stunden im Kopf, aber ihr fiel nichts ein, was sie getan haben könnte um den Kaiserlichen in Rage zu bringen. Wenn er also wütend war, dann hing es wahrscheinlich eher mit der allgemeinen Situation zusammen als mit irgendetwas, das sie gesagt oder getan hatte. „Essen?“ fragte sie, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern kramte etwas Brot aus der Satteltasche und warf es ihrem Begleiter zu. Sie selbst machte sich über einen zweiten Kanten her, hatte sie doch einiges nachzuholen, nachdem ihr Hungergefühl endlich zurückgekehrt war...