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Legende
Valusberge
Weiße Wölkchen bildeten milchige Schleier vor seinem Gesicht, während Arranges schwer atmend, über das Eisfeld hetzte. Der Himmel über ihm war klar und die Sterne leuchteten hell. Der Schnee unter seinen Stiefeln knirschte bei jedem der weit greifenden Schritte. Frost hatte sich auf das eisige Weiß gelegt. Und trotz kompletter Windstille, war es bitter kalt, selbst Arranges spürte den Griff der Kälte deutlich und jeder Atemzug schmerzte in der Lunge. Immer wieder warf der Kaiserliche einen Blick über die Schultern nach hinten, als würde er vor irgendwelchen Verfolgern flüchten.
Was hab ich bloß getan? Den Siegelstein auf Kosten ihrer Unversehrtheit zu bekommen war mit das Bescheuertste, was ich hätte tun können...
Nach einigen weiteren schweren Schritten, blieb er stehen. Schwerfällig drehte er sich um und folgte mit den Augen den dunklen kleinen Klecksen, die die Spur seiner Schritte auf der linken Seite begleiteten. Ich hoffe ihr schmort in der Hölle... Sein Blick wanderte weiter zu dem, was seine Arme so schwer belastete und ihn so viel Kraft im Moment kostete... aber trotz der schieren Erschöpfung, die ihn plagte, dachte er nicht eine Sekunde daran, Erynn einfach zurück zu lassen. Die Kriegerin ruhte mit geschlossenen Augen und flachem Puls auf seinen Armen und hatte sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt. Seine Augen folgten ihren Beinen bis zu den Füßen, die über seinem linken Arm hingen. Eine zäh wirkende, nachtschwarze Flüssigkeit hatte sich wie eine Ranke oder geschwollene Ader um eines ihrer Beine bis hoch zum Knie gewickelt. Das war es auch, was die schwarzen Tropfen im Schnee hinterließ...
Die Ereignisse im Tor waren allerdings viel zu schnell passiert, als dass Arranges hätte sinnvoll und effektiv reagieren können. Er wusste nur eins, dass er ganz allein am Zustand Erynns schuld war. Sie verlor wohl kein Blut, aber das Zeug an ihrem Bein ließ sich auch nicht entfernen. Er hatte einen sehr kurzen Moment Zeit um sie zu untersuchen und hatte dabei auch versucht, diesen Schleim oder was auch immer es war, zu entfernen, aber obwohl flüssig, ließ es sich nicht lösen. Und seit dem war die Dunmer immer katatonischer geworden, bis sie letzten Endes nichteinmal mehr laufen oder sich sonst großartig bewegen konnte. Arranges wusste auch nicht mehr, wie lange er bereits unterwegs war, er wusste nur, dass er so nicht von den Bergen herunter kam. Ein Blick zurück ließ ihn noch immer die tiefschwarze Rauchsäule erkennen, die sich von dem Ort aus in die Höhe schraubte, an dem das Tor gestanden hatte... Er war nach Norden gerannt, weil der lange Kamm, der ihn letzt unmittelbar auf der linken Seite begleitete, hier recht flach nach osten hin abfiel...
Lautes Gebell hallte plötzlich über das gedehnte Eisfeld, das vor ihm nach Norden hin in der Nacht verschwand und im Süden, dort, wo das Tor war, von dem mächtigen Gipfel unterbrochen wurde, den sie schon am Tag, als sie das Tor durchschritten, gesehen hatten. Oh verdammt, sie haben aufgeholt... Ein letzter Blick nach hinten bestätigte, was er dachte. Weit hinter sich, waren drei Silhouetten in der Nacht aufgetaucht. Es waren Gestalten, die an Hunde erinnerten.
Als wäre Dagon persönlich hinter ihm her, sprintete Arranges wieder los, Erynn fest an sich gepresst. Die Verfolger hatten den Flüchtenden sofort wieder ins Visier genommen und Arranges hörte das Knirschen des Schnees, als 12 Pfoten ihm nachjagten. Er war noch keine 50 Meter gerannt, als sich in das Stapfen und das Trappeln plötzlich noch ein anderes Geräusch mischte. Ein stetig lauter werdendes Rauschen, je weiter er lief. Ist das nun die entgültige Erschöpfung? Noch zwei Schritte und wie aus dem Nichts tat sich vor dem Nekromanten ein Abgrund auf. Arranges hatte viel zu viel Schwung, er konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Für zwei oder drei Herzschläge hing er in der Luft, bevor er einige Meter in die Tiefe stürzte. Ein lautes Klatschen, unmittelbar gefolgt von lautem Blubbern und Rauschen, das er allerdings nur mehr durch einen dicken Vorhang hörte. Schmelzwasser umspülte sie, drang überall ein, benetzte Haut, Rüstung und Kleidung und trieb dem Kaiserlichen für einen Moment die Luft aus den Lungen. Er ließ Erynn nicht los. Seine klammen Finger krallten sich in ihre Rüstung, bis sie schmerzten, während er versuchte, irgendwie wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Nach einem schier endlosen Kampf gegen die reissende Strömung des Schmelzwasserflusses, drang er schließlich durch die schäumende Gischt. Der Fluss schien sie bereits ein ganzes Stück mitgerissen zu haben, obwohl sie gerade erst hineingefallen waren. Prustend zerrte er Erynn ebenfalls an die Oberfläche und tastete nach ihrem Brustkorb, der sich den Göttern sei Dank, noch immer leicht bewegte. Aber im selben Moment wurde er sich auch wieder der drohenden Gefahr durch ihre Verfolger bewusst und drehte sich einige Male herum, aber die Kreaturen schienen ihm nicht in den Fluss gefolgt zu sein.
Es dauerte noch einige Herzschläge, bis Arranges sich wieder komplett orintiert hatte. Er bemühte sich, irgendwie das Ufer zu erreichen, aber erst nach einigen Versuchen gelang es ihm, sich an einer Wurzel... Wurzel? Tatsächlich! Der Fluss hatte sie während der kurzen Dauer so weit mitgerissen, dass sie die Baumgrenze bereits fast wieder erreicht hatten. Neue Hoffnung schöpfend, zog Arranges sich mit steifen Muskeln an dem knorrigen Gewächs empor und lag einige Lidschläge später schnaufend auf dem teils sandigen, teils von verwehtem Pulverschnee bedeckten Ufer. Erynn hatte er neben sich mit an Land gezogen. Erst nach einigen Augenblicken spürte er, wie die Kälte jetzt noch verheerender als zuvor, zuschlug. Das Wasser tat sein Übriges. Blitzschnell, völlig ungeachtet der protestierenden Muskeln, war er aufgesprungen und sah sich um. Weit und breit nichts, was auf die seltsamen Hunde hindeutete. Ein paar Minuten später hatte der Kaiserliche um einen knorrigen, aber dichten Busch einiges an abgestorbenem Holz aufgeschichtet. Er zerrte Erynn so nahe an das entfachte Feuer, wie er sich zutraute, die Flammen kontrollieren zu können. Dann ließ er sich an ihrer Seite auf die Knie sinken, legte eine Hand auf ihren Bauch, die andere auf das Brustbein und wirkte, was seine Feuermagie noch hergab...
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