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Fossil
Auf einen Wink der Meisterin folgte Erynn ihr aus dem Keller hinaus. Sie ahnte bereits, worüber die Frau mit ihr würde sprechen wollen – und tatsächlich, sie sollte recht behalten. Keine Sorge, ich werde bestimmt kein Wort darüber verlieren... Moment mal, WAS?! Ich soll bitte was? Die Elfin warf ihrem Gegenüber einen zweifelnden Blick zu. Sie sollte hingehen und den Elitekämpfern sagen, was zu tun sei? Nene... die Kerle könnten mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Meine Güte, wenn sich irgendein Frischling, gerade mal eine halbe Hand höher als ein Schwein, vor mich hinstellen und mir was erzählen wollte, würd ich den bestenfalls auslachen! Erynn beschloß,die Botschafter bis auf Weiteres einfach in Ruhe zu lassen, sie wüßten wahrscheinlich ohnehin selbst am besten, wie sie sich nützlich machen konnten. Nachdem sich die Nekromantin verabschiedet hatte, floh die Dunmer zurück in den Keller.
... und mußte ziemlich an sich halten, um ihren Kopf nicht mit Wucht gegen den Türrahmen zu schlagen. Ich fasse es nicht. Bin ich denn nur von Verrückten umgeben? Mit drei schnellen Schritten war sie bei Arranges, legte wortlos den einen Arm um seine Schultern, schob den anderen unter seine Kniekehlen und verfrachtete ihn wieder in eine liegende Position. „In den nächsten Tagen wirst du keinesfalls hier herumhampeln. Du wirst nicht aufstehen, du wirst keine Turnübungen veranstalten und du wirst gefälligst nicht an den Verbänden herumfingern! Ich meine es ernst, Arranges, und wenn du dich noch so sehr langweilst.“
Arranges konnte gar nicht so schnell schauen, wie Erynn ihn wieder hingelegt hatte. Verwirrt und fragend blickte er sie nur an. 'Entschuldige, aber... hier herumhampeln?! Das sicherlich nicht, wir können hier nicht bleiben...' Er machte eine wegwerfende Geste und schien den Worten der Dunmer kaum bis keine Bedeutung zu zuschreiben. 'Das Anwesen ist verloren... trotzdessen, dass wir die Angreifer geschlagen haben, so wie es aussieht... unsere Aufgabe hier ist im Grunde erledigt...' Er versuchte sich wieder hochzstemmen.
"Hör mir zu", sagte sie und unterband seinen Versuch, sich wieder auf die Ellbogen hochstützen zu wollen. "Es ist noch keine Stunde her, da warst du praktisch scheintot. Ich weiß nicht, was die Meisterin mit dir gemacht hat, aber ihre Anweisungen waren mehr als deutlich. Du gehst nirgendwo hin, und zwar mindestens für fünf Tage. Wenn du pinkeln mußt, besorg ich dir einen Eimer." Ihre Stimme wurde weicher. "Du wurdest von zwei Wurfspießen und einigen Bolzen getroffen, erinnerst du dich? Es ist ein Wunder, daß du überhaupt hier rumquengeln kannst... Also, bitte: Bleib einfach liegen, bis die Wunden verheilt sind." Sie seufzte. "Ja, dieses Haus wurde aufgegeben. Aber wir sind gut genug versorgt, um noch für mehrere Tage ausharren zu können. Danach sehen wir weiter."
Ja, Arranges erinnerte sich noch daran, wie die Geschosse ihn getroffen hatten. Das hinderte ihn aber nicht daran, seinen Freiheitsdrang irgendwie versuchend auszuleben. 'Meisterin Marie ist eine herausragende Heilerin... auch wenn es das erste Mal war, dass ich derjenige bin, der ihre Künste diesbezüglich in Anspruch nahm... Es geht mir gut Erynn... wir können nicht noch 5 Tage warten... unmöglich!' Er wischte ihre Hände zur Seite, die auf seinem Brustkorb ruhten, um ihn auf dem Tisch zu halten. 'Wir müssen zusehen, dass wir an den dritten Siegelstein gelangen...' Wieder stemmte er sich hoch. 'Ich kann, will und werde hier nicht herumliegen und warten, bis die Abtrünnigen für den endgültigen Zerfall der Gathering gesorgt haben...'
"Richtig. Sie ist hervorragend, und darum wird sie wohl Recht haben wenn sie sagt, daß du noch Ruhe brauchst." Was hab ich bloß angestellt, um das hier verdient zu haben... wie unvernünftig kann einer allein denn überhaupt sein? Magier! "Wir werden uns den letzten Siegelstein ohnehin nicht erkämpfen können, solange du geschwächt bist. Und wir haben den Verrätern einen empfindlichen Schlag versetzt. Sie werden gewiß eine Weile brauchen, bis sie sich davon erholt haben... Verflucht noch mal, ich habe gesagt, du sollst nicht rumhampeln! Die Meisterin hat drei Botschafter zu unserem Schutz hiergelassen. Wenn du nicht sofort mit diesem Unfug aufhörst werde ich die Jungs bitten, dich festzubinden - ich schwörs dir!"
Arranges erstarrte mitten in der Bewegung. Nach einem kurzen Augenblick fing er sich aber wieder. 'Quatsch... warum sollte Marie ihre Botschafter hierlassen? Und selbst wenn, würden die eher auf mich hören als auf dich... also hör auf so dreist zu lügen, das konntest du nie sehr gut...'
Erynn verdrehte die Augen. Am liebsten hätte sie angesichts von so viel Sturheit laut geschrien. "Sag mal, hast du 'nen Nagel im Kopf? Warum willst du dich mit aller Gewalt doch noch umbringen? Ich hab keine Ahnung, warum sie einen Teil ihrer Elite hiergelassen hat. Glaubst du, sie erklärt mir ihre Gründe?"
Langsam aber sicher wurde ihr die ganze Sache zu absurd. "Außerdem hat sie die Botschafter explizit angewiesen, sich mit mir abzusprechen. Also führ mich nicht in Versuchung!"
'Ach sieh an... du hast dich mit ihr verbrüdert?! ... Und als nächstes habe ich Torrah völlig um sonst umgebracht, weil die hochgeschätzte Meisterin Marie sich einen neuen Schützling formen will... Ich war mir ja klar darüber, dass Marie mich hasst, aber dass sie immer weiter sucht, um etwas zu finden, mit dem sie mich abwürgen und mir ihre Antipathie mir gegenüber zeigen kann, hätte ich zumindest dieser Tage nicht erwartet...' Kraftlos ließ sich Arranges auf den Tisch zurücksinken, schloss die Augen und winkte mit einer Hand leicht in Richtung Tür. 'Ihr dürft euch entfernen, Schüler... ich brauche Ruhe...' Anhand seiner Stimme war nicht ganz klar, ob er in leichtem Fieberwahn sprach, der vom Heilprozess und der Erschöpfung herrührte oder seine Worte tatsächlich so ernst meinte, wie er sie sprach.
Arranges' Worte waren gut gezielt, und die Dunmer zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. "Ich habe mich nicht mit ihr verbündet", antwortete sie mit trauriger Stimme. "Aber wenn diese Wunden wieder aufbrechen, wirst du daran sterben. Seit spätestens letzter Nacht weiß ich, daß ich das nicht ertragen könnte... denk darüber nach." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Raum.
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